R27099P0236 f . I - « I 4 '■ f r • 3*’ 'IS*’ i ?j noV .aXTOMATa .hu:: tSUOKET.' .▼ 0 *f a i il t f o d j i W toor I Jiiiiaiißlg ü ■V^ .fliii'ia *lb '51)7 noY *-» T ■ ft ^ liEHRBlTCH der yerglcichenden Anatomie. Von V. SIEBOLD und STANNIUS. Zweiter Tlieil. Wirbelt hie re von H. Stannins. Berlin. Verlag von Veit & Comp. 1846 . liEHRBlJCll der / vergleichenden Anatomie der WIRBELTHIERE von H. STANNIUS, Professor in Rostock. Berlin. Verlag von Veit & Comp. 1846 . u no'/ vB H A jar .iä->aU!oS 'fti <01; ■:' I %■] 0 '• >' '«w '^v -'.(«(SjatTKC- ^ ,qf{t<}3 JwY , Iifiv V ^ • > V o r r e d e. Vorliegendes Lehrbuch soll, durch kurze und gedrängte Auf- führung der wichtigsten Thatsachen und durch Hinweisung auf die Literatur, Anfängern heim Studium der vergleichenden Ana- tomie der Wirhelthiere einen Stützpunkt geben, Lehrern aber einen möglichst demonstrativen V ortrag — unter Ausschluss des leidigen Dictirens — erleichtern, ' Es schliesst sich an eine ähnliche Arbeit des Herrn Pro- fessor von Sieh old über die wirbellosen Thiere. lieber die getroffene Anordnung des Materials will der Verfasser mit Kei- nem, der sie anders gewünscht hätte, rechten; sie ward durch •s den Anschluss an Herrn von Siebold’s Arbeit bedingt. An der Hand eines nach abweichenden Principien entworfenen In- haltsverzeichnisses wird leicht auch ein anderer Weg bei der Henutzung des Buches für Studium oder Vortrag eingeschlagen werden können. Entwickelungsgeschichte und Histiologie mussten leider un- berücksichtigt bleiben, da sonst der Umfang des Buches die vom Verleger gesteckten Grenzen allzuweit überschritten hätte. Gerne hätte der Verfasser Uebersichten und kurze Charak- teristiken der Ordnungen und natürlichen Familien der vier Wirbcl- thierclassen den anatomischen Darstellungen vorausgehen lassen, wäre es ihm, hei einem kärglich zugemessenen Materiale, mög- lich gewesen, in dieser Richtung Besseres zu liefern, als in den meisten gangbaren Lehrbüchern der Zoologie zu finden ist. Wie VI V o r r e (1 e. Grosses in der genuniiten Beziehung geleistet Averden kann, be- weisen J. Mil Iler’ s, nach längst hcgonnenein Drucke dieses bereits im Jahre 1844 ahgefassten Buches, puhlicirte Arbeiten über die natürlichen Familien der Fische. Was den thatsächlichen Inhalt des Buches anbelangt, so hat der Verfasser nach Kräften gestrebt, selbst zu prüfen; bei dem immensen Umfange des Materiales kann er jedoch immer nur in beschränktem 3Iaassc der Autopsie sich rühmen. Gewöhnlich Avnrden seine Q,nellen angeführt. $ Der einflussreichen Erweiterungen unseres Wissens, welche uns im letzten Jahre, namentlich in Betreff der Anatomie der Fische, so reichlich zu Theil geworden sind, ist in den Nach- trägen kurz gedacht worden. Ausserdem sind für Seite 99 und 100 und für Seite 125 und 120 des ersten Heftes Cartons gelie- fert und auf diese Weise einige bedeutende Entdeckungen noch benutzt und theilweise unrichtige Angaben verbessert worden. Endlich hat der Verfasser hier der A'^on ihm anfgefundenen Thymus der Knochenfische (Teleostei Müll.) kurz Erwähnung gethan. Möge dies Buch seinen oben angedeuteten Zweck nicht ganz verfehlen. Rostock, im Januar 1846. H. Stannins. Inhaltsverzeiclmiss nach den Systemen und Organen, unter Berücksichtigung der Zusätze. Zusätze § Seite ' Seite Literatur der Fische 3 475 Reptilien • 129 _ - - Vögel 248 • • Sä uge thiere 339 481 1. Vom Knochengerüste a. bei den Fischen 1—20 4 475 h. bei den Reptilien 54 — 66 130 c. bei den Vögeln * • 115 — 124 249 d. bei den Säugethieren 158—168 340 1. Von der Wirbelsäule a. bei den Fischen 1—6 4 h. bei den Reptilien 54 130 c. bei den Vögeln 116 250 d. bei den Säugethieren 158—159 340 2. V on den Rippen a. bei den Fischen 7 13 b. bei den Reptilien 55 135 c. bei den V^ögeln 117 253 d bei den Säugethieren 160 346 3. Vo in Sched el rt. bei den Fischen 8 — 15 14 475 Schlei Inröhrenknochen ihres Schedels . . 13 28 Kiefer-Gaumen-Apparat 14— 15 31 475 Ä. bei den Reptilien • 59 — 64 146 c. bei den Vögeln 123 262 d. bei den Säugethieren 166 — 167 358 4. Vom Schultergerüste a. bei den Fischen 19 43 h, bei den Reptilien . 56 137 c. bei den Vögeln 119 255 ). Be- Dieselbe Beobachtung habe ich an den Wirbeln eines Scoinber gemacht. S. die Abbildd. bei Müller, Vergl. Neurol. d. Myxin. Tab. 4. Fig. 10. 5) Vgl. über diese §. 5. 6) Desselben geschah schon im vorigen §. bei den Stören Erwähnung. Es ward früher, z. B. von Vogt, für einen Nerven angesehen. 1) Z. B. Echinorhinus, Hexanchus, Heptanchus. • 2) Z. B. Acanthias, Centrina. 3) Diese auffallende Bildungsw'eise ist von Müller bei Squatina beobachtet worden. Abbildung, Vergl. Neurol. d. Myxinoiden. Tab. 4. Fig. 8. 4) Indessen erhält sich bei einigen Knochenfischen eine mehr knorpelige Tex- tur, z. B bei CyclopteruSjOrthagoniscus, Lophius. Eigenthümlich ist es, dass die Wirbel, gleich sämmtlicben übrigen Knochendes Körpers, nach dem Kochen bei Belone eine grasgrüne Farbe annehmen. 5) Unter den Plagiostomen besonders auffallend bei Lamna. Hier finden sich an der Oberfläche der Würbelkörpcr mit Knorpelmasse ausgefüllte Spalten. Bei den Knochenfischen sind diese Graben eine sehr häufige Erscheinung. C) Am stärksten und zugleich am wenigsten zahlreich sind die W^irbel bei den Plactognathen; am zahlreichsten bei den Aalen und Haien. Ueber die ver- schiedene Anzahl der Wirbel bei verschiedenen Fischen finden sich Angaben in Cuvier’s Vorlesungen über vergl. Anatomie Bd. 1. Bei den Plactognathen 10 Erstes Buch. Die Fische. merkenswerth ist die häufig in einzelnen Abtheilungen der Wirbelsäule vorkommende Verschmelzung der WirbeK). Bei den Chimären, den Rochen und Rhinobatus kömmt sie in dem dem Kopfe zunächst ge- legenen Abschnitte der Wirbelsäule vor. Auch bei Knochenfischen (Si- luro'iden, Loricarien, Fistularia, Cyprinen) wird sie an den ersten Wir- beln beobachtet. Ebenso entsteht, indem die Fortsätze und die Flossen- träger des hintersten Schwanzwirbels oder mehrer der letzten Schwanzwirbel unter einander verwachsen, bei den meisten Knochen- fischen eine verticale Platte, an deren hinteren Rand die Schwanz- flosse sich ansetzt 8). §. 5 . Gewöhnlich stossen die beiden Schenkel jedes oberen Wirbel- bogens oben zusammen zur Schliessung des zur Aufnahme des Rük- kenmarkes bestimmten Canales, und verschmelzen, nachdem sie noch das fibröse Längenband zwischen sich eingeschlossen haben, zu einem einfaehen Processus spinosns superior, der seltener als getrenntes Stück erscheint, wie bei Acipenser, Lepidosiren u. A. i) Diese als Regel anzusprechende Bildungsweise unterliegt aber mancherlei Aus- nahmen : 1. Bei vielen Knorpelfischen liegt zwischen den aufsteigenden Schenkeln zweier auf einander folgender Wirbel jedesmal ein Knorpel • stück eingeschaltet, das zur Vervollständigung des Canalis spinalis wesentlich beiträgt [Cartilago intercrnralis) 2), Selten kommen schwankt die Zahl derselben zw'ischen 15 und 18; hei Trichiurus sind 170, bei Gyinnotus ungefähr 240, bei Squalus vulpes nach CuTier 365 vorhanden. 1) In Betreff der Chimären vgl. die von Müller, Osteologie d. Myxinoifden Tab. 5. Fig, 1. gegebene Abbildung. Bei den Rochen entsteht in dem vorderen Abschnitte der Wirbelsäule eine das Rückenmark einschliessende Capsel mit dün- nem Boden. Schon vor ihrer Bildung nehmen die Wirbelkörper in der Dimen- sion der Dicke ab. Die dünne Basis jenes vorderen Stückes der Wirbelsäule, das ganz aus hyalinischem Knorpel mit pflasterförmiger Kruste besteht, enthält keine Spur von Wirbelkörpern und nicht einmal einen Kern von harter Knochen- substanz. Müller fand, dass selbst bei einem Rochenfötus von 2" Länge, die Säule der Wirbelkörper vor diesem Stücke fadenförmig aufhörte. Myxinoiden Th. 1. S. 93. S. die näheren Angaben über die verschmolzenen Wirbel der Rochen bei Meckel System der vergl. Anat. Th. 2. Abth. 1. S. 195 ff. — Sehr auffallend ist die Verschmelzung der ersten Wirbel unter den SiluroVden, nament- lich bei Aspredo, Bagrus, Heterobranchus, Malapterurus, Schübe, Plotosus. 8) Deutlich erkennt man den Beginn dieser Verschmelzung bei Esox. In- dessen bildet der letzte Schw'anzwirbel nicht immer eine solche Platte, die z. B. bei Muraena, bei Trichiurus, bei Fistularia fehlt. 1) Die Höhe der Processns spinosi ist ausserordentlich verschieden; sehr niedrig bei den Muränoi'den; sehr hoch bei Vomer, Pleuronectes u. A. Die Ver- einigung der oberen Bogenschenkel bleibt indessen am ersten Wirbel bisweilen aus, wie z. B. bei Cottus, wo also auch ein Dornfortsatz fehlt. 2) Solche Cartilagines intercrurales kommen vor bei Petromyzon, Aci- penser, Chimaera, bei allen Haien und, wenigstens stellenweise, an der Wirbel- Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 11 zwischen zwei obern Bogenschenkeln zwei oder drei solcher Schaltstücke vor. Man unterscheidet das Schaltstück von dem oft kleineren Bogenschenkel dadurch, dass letzterer auf dem Wirbelkörper selbst aufsitzt, während jenes mehr über der Verbindungsstelle zweier Wirbel liegt. 2. Gleichfalls kommen bei vielen Knorpelfischen an denjenigen Stellen, wo die oberen Bogenschenkel convergiren, obere unpaare Schlussstücke vor *). Sie finden sich sowol zwischen einfachen oberen Bogenschenkeln, als auch bei Anwesenheit der Cartilagines intercru- rales. In letzterem Falle entsprechen sie diesen und den Bogenschen- keln zugleich und alterniren mit ihnen. 3. Bei einzelnen Knorpelfischen entspricht ein einziger Proces- sus spinosus Superior zugleich zwei oder drei Wirbelkörpem. 4. Bei manchen Knochenfischen bilden die oberen Bogenschenkel nach vollständiger oder unvollständiger oberer Schliessung des Canalis spinaiis keinen einfachen Dorn, sondern divergiren von neuem ^). 5. Von der Basis der oberen Bogenschenkel gehen bei fast allen Knochenfischen noch eigene Gelenk fortsätze ab. Meist sind ihrer vier, zwei vordere und zwei hintere, vorhanden, seltener nur zwei, und dann erstrecken sich diese beiden zum nächst vorderen 6) oder zum nächst hinteren Wirbelkörper, den sie bisweilen zangenförmig um- fassen oder in dessen ihnen entsprechende Gelenkgruben sie eingreifen. 6. Selten treten von den oberen Bogenschenkeln noch eigenthüm- liche accessorische Fortsätze ab, welche eine Verbindung mit Hautschil- dern eingehen’'). säule der Rochen. Oft übertrefFen die Cartilagines intercrurales die eigent- lichen oberen Bogenschenkel an Höhe und Ausdehnung und schliessen allein den Canalis spinaiis. z. B. bei Centrina und Heptanchus. — Bei den Pricken liegen zwischen den Aiistrittsstellen von zwei Spinalnerven zwei Bogenschenkel, von denen der eine die Cartilago intercruralis \st. Vgl. besonders Müller, Myxi- noi'den 1. S.91. und dessen Aufsatz über die Wirbel der Haie in Agassiz, Pois- sons foss. Vol. 3. mit der dazu gehörigen Abbild. Tab. 40. b. 3) Sie finden sich bei den Chimären und bei vielen Haien, namentlich den Gattungen Scyllium, Mustelus, Galeus, Galeocerdo, Carcharias, Sphyma, Squatina; den übrigen Haien fehlen sie. Bei den Rochen sind sie die Schlusstücke der, oberen Bogenschenkel. 4) Namentlich bei Rhinobatus. 5) Diese Bildung kommt vor an den vorderen Wirbeln mehrer Loricarien und Siluroi'den und namentlich der Gattungen Diodon und Tetrodon. Bei einigen Arten von Diodon ist indessen die obere Decke des Canalis spinaiis nur häutig. G) Z. B. bei Thynnus vulgaris, Lophius u. A. 7) Dies ist der Fall bei den Loricarien. Bei Hypostoma z. B. gehen von den oberen Bogenschenkeln der sieben vordersten Wirbel paarige Fortsätze ab, welche aufwärts gerichtet sind und die knöchernen Seitenschilder des Hautske- Ictcs stützen. 12 Erstes Huch. Die Fische. 6 . Die unteren Wirbel bogen bestehen in der Regel an allen Wir- beln gleichfalls aus zwei Schenkeln, weh;he im vorderen Theile der Wirbelsäule gewöhnlich auswärts gerichtet sind und sogenannte Querfortsätze von verschiedener Länge bilden, an denen meistens auch Rippen befestigt sind. In der Mitte der Wirbelsäule beginnen aber diese Querfortsätze zu convergiren iind stossen endlich hinter dem Ende der Bauchhöhle unten zusammen zur Bildung eines Canales für die Ar/eria und Venn caudalis. Nach seiner Schliessung verschmelzen die beiden Schenkel gewöhnlich zu einem einzigen mehr oder minder langen unteren Dornfortsatze Q. Die wichtigsten Modificationen dieser Anordnung sind folgende: 1. An den vordem Wirbeln mehrer Knorpel- und Knochenfische fehlen diese den unteren Bogenschenkeln angehörigen Querfortsätze 2). Bisweilen bilden die unteren Bogenschenkel, sobald sie überhaupt in den Wirbeln auftreten, sogleich, ohne erst als falsche Querfortsätze zu erscheinen, den unteren Wirbelcanal 3). 2. Bei mehren Knorpelfischen liegen zwischen den unteren Bogen- schenkeln eingekeilte SchaltknorpeH). 3. Bei manchen Knochenfischen werden die Grundilächen zweier einander seitlich entsprechenden untern Bogenschenkel, schon bevor diese convergiren und sich vereinigen, durch eine quere Knochen- brücke mit einander verbunden, welche die Aorta einschliesst s). 4. Nicht selten treten von der Basis der unteren Bogenschenkel vordere und hintere oder blos vordere Gelenkfortsätze ab, wodurch die Verbindung zweier Wirbel inniger wird. 5. An die unterhalb des unteren Wirbelcanales liegenden Proces- sus spiuosi inferiores befestigen sich bisweilen noch Rippen <*). Die so eben beschriebenen Querfortsätze unterscheiden sich also wesentlich von denjenigen aller höheren Wirbelthiere durch den Um- stand, dass sie nichts anderes sind, als die an den vorderen Wirbeln aus einander gewichenen oder nicht zur Schliessung gelangten Schen- kel des unteren Wirbelbogens, deren Vereinigung und Schliessung erst in der Schwanzgegend erfolgt. 1) Mehre dieser unteren Dornen sind bisweilen unter einander verwachsen. Beispiele liefern einige Arten von Scarus und von Chätodon. 2) So bei den Lophien und Plactognathen. — 3) Bei Lophius. Bei Raja, Rhinobatus, Accipenser. -- - 5) Bei vielen Salmonen und Clupecn. 6) Z. B. bei Salmo Salar, Tbynnus vulgaris, Hypostoma, Zeus. Eine sehr merkwürdige Bildung hat Müller bei Scomber seminudus beobachtet. Hier ge- hen die Rippen tragenden Fortsätze der hinteren Bauchwirbcl von der unteren Mittellinie der Wirbelkörper unpaarig aus, treten gerade abwärts , theilen sich dann, um einen Canal zu bilden, und gehen dann erst seitlich abwärts in zwei Schenkel aus, an denen die Rippen hangen. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 13 Verschieden von diesen falschen Querfortsätzen sind andere, welclio seltener an den Wirbeln der Fische und zwar oft mit ihnen zugleich sowol an den Rumpf- als an den Schwanzwirbeln verkommen. Sie gehen vom Wirbelkörper aus und tragen niemals Rippen 7). §•7. Die Rippen der Fische befestigen sich gewöhnlich an der Spitze der von den unteren Bogenstucken ausgehenden Querfortsätze und um- schlicssen dann als gesonderte Knochenstücke der letzteren und nicht, wie bei den höheren Wirbelthieren, als Anfänge der oberen Bogen er- scheinend, mehr oder weniger vollständig die Bauchhöhle. Seltener inseriren sie sich an den Wirbelkörpern i). Ausnahmsweise kommen auch noch an den unteren Dornen einiger Schwanzwirbel Rippen vor 2 ). Nicht ganz selten fehlen die Rippen gänzlich 3); häufiger tragen einzelne Wirbel keine Rippen ^). Sie sind bisweilen sehr starke Knochen, die manchmal durch straffe sehnige Bänder unter einander verbunden wer- den 5). Bisweilen, wie beim Stör, besteht jede Rippe aus mehren Seg- menten; in anderen Fällen sind sie aber nur ganz rudimentär 6). Die Rippen sind vorn nicht an ein Brustbein befestigt, das den Fischen fehlt und höchstens durch unpaare untere Schuppen, welche schienenähnlich entwickelt sind, angedeutet wird '^). Mit den eigentlichen Rippen nicht 7) Sic konuiicn z. B. Tor bei den Pleurnnectes (z. B. bei flesus, inaximus, jilatessa, rhonibus, rhoinboYdes), bei Theutis hepatus, Trigla volitans, Muraena eonger, Muraenophis helena, Folypterus Bichir, Aspredo, an den Schwanzwirbeln Ton Thynnus vulgaris. Man kann sie den gleichfalls vom Körper der Wirbel und nicht von den oberen Bogenstücken ausgehenden Querfortsätzen der Schwanz- und Lendenwirbel der Cetaceen vergleichen. 1) Unter den Haien sind es z. B. die Gattungen Heptanchus, Carcharias und Alopias, bei welchen diese Befestigungsweise der Rippen nach Müller vorkömmt. 2) Vgl. §. 6. Anmerk. 7. 3) Z. B. bei den Cyclostomen, Lophius, Malthaea, Orthagoriscus, Diodon, Te- troden, Ostracion, Fistiilaria. 4) Z. B. die ersten W irbel der Cyj)rinen, der Salmonen, der Cottus und vie- ler andern Fische. Die zwei oder drei vordersten Wirbel sind überhaupt nicht selten etwas abweichend gebildet. Mit Unrecht bezeichnen aber Einige diese Würbel, wegen des Mangels von ihnen abgehender Rippen, als Halswirbel. Diese Auffassungsweise ist, ausser anderen dagegen sprechenden Gründen, schon des- halb falsch, weil es viele bische gibt,"Avelche gar keine Rippen besitzen und die sämmtlichen rippenlosen W^irbel der Lophien, der Orthagoriscus, Diodonten u.s. w. als Halswirbel zu bezeichnen, wird sicherlich Niemandem einfallen. — Sogar für die Schwanzwirbel der Fische mangelt cs an einem entschiedenen Criterium, in- dem offenbar Uebergangsstufen von den Baucbwirbeln zu den Schwanzwirbeln Vorkommen. Diese sind gegeben 1) durch die brückenartige Verbindung zweier Processus trnnsversi zur Bildung eines Canales für die Schwanzgefässe und 2) durch das Vorkommen von wirklichen Rippen an den durch die Vereinigung zweier unterer Bogenschcnkel gebildeten Processus spinosi inferiores. 5) Diese Bänder finden sich z. B. bei den Cyprinen. 0) Z. B. bei Rhinobatus. 7) Dies letztere ist der Fall namentlich bei den Clupeen, den Vomer, den 14 Erstes Buch. Die Fische. zu verwechseln sind die in den Intermuskularbändern der Seiten- und Ruckenmuskeln liegenden Fl eise hgräthen. Sie sind bald an den Querfortsätzen, bald an den Seiten der Wirbelkörper, bald an der Basis der oberen Dornen angebeftet. Man kann sie um so leichter für rip- penartige Gebilde halten, als sie oft die wahren Rippen an Stärke über- treffen 8). II. Vom Schedel. §. 8 . Das verlängerte Mark und das Gehirn, nebst den sie umschliessen- den Häuten und Fettmassen, sind von einer an das vorderste Ende der Wirbelsäule angefügten erweiterten Gapsel umschlossen, welche Erwei- terung nur bei Branchiostoma fehlt. Die Wandungen dieser Gapsel werden durch die ihr mehr oder minder eingeschobenen, zur Ein- schliessung und Unterstützung des Gehörlabyrinthes bestimmten, selten knorpeligen, in der Regel ossificirten Gehörcapseln oder Ossa petrosa vervollständigt. Gontinuirliche vordere Fortsetzungen der fJirncapsel dienen in der Regel den Gesichts- und Geruchsorganen zur Stütze; sie bilden mit der gemeinsamen Gehirn- und Gehörcapsel den Schedel der Fische. Knorpelige oder ossificirte Hartgebilde, welche die Eingänge in den Digestions- und Respirationsapparat umgeben und weiche Theile dieser Apparate decken oder stützen — namentlich der Kieferapparat mit sei- nem Suspensorium, das Zungenbein, der Kiemendeckel-Apparat, die Kie- menbogen und die Schlundkiefern — stehen in der Regel mit dem Schedel in mehr oder minder inniger Verbindung. — Bei der Mehrzahl der Fische lehnen die obersten Stücke des Extremitätengürtels an ihn sich an. Bei anderen gew'ährt die Schedeldecke selbst noch den un- paaren Flossen Stützpunktei); bei einigen 2) kommen ganz eigenthüm- liche Schedelflossenknorpel vor. — Schleimabsondernde Gebilde, w^elche an der Oberfläche der Haut ihr Secret ergiessen und mit denen des Rumpfes in ununterbrochener Verbindung stehen, durchsetzen sehr häuHg die soliden Schedeldecken oder lehnen mittelst ihrer eigenthümlichen, soliden, meist ossificirten Grundlagen an sie sich an. Zeus. Bei Clupea stehen diese unpaaren Schienen wirklich mit den unteren En- den der Rippen in schwacher Verbindung. 8) Wirklich haben sich namentlich Meckel (System der vergl. Anatomie 2. S. 246), Cu vier in seiner Beschreibung des Thunfischskeletes und Agassiz in der des Polypterus Bichir irre leiten lassen. Müller hat sich über diesen Ge- genstand sehr gründlich ausgesprochen. Myxinoiden 1. S. 98. Beim Thunfisch namentlich gelangt man, ohne sorgfältige Berücksichtigung aller Verhältnisse die- ser Fl'eischgräthen, leicht dahin, sie für Rippen zu halten, da sie stellenweise die eigentlichen Rippen an Stärke übertrefTen. 1) Hierher gehören die vordem Fortsetzungen der Rückenflosse bei manchen Schollen; das Kopfschild der Echeneis; die eigenthümlichen Kopfknochenstrahlen bei Lophius u. s. w. — 2) Bei vielen Rochen. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 15 Durch diese höchst mannigfachen Beziehungen des Fischschedels zu anderen Apparaten des Körpers gewinnt derselbe auf den ersten Anblick ein fremdartiges Ansehen- und erscheint complicirter, als er wirklich ist. — Die Textur des Schedels ist sehr verschieden; bald ist der grösste Theil seiner Wandungen blos faserhäutig und es kommen nur einzelne Verknorpelungen oder Verknöcherungen an ihm vor; bald ist er mit Aus- nahme häutiger Fontanellen vorwaltend oder ganz knorpelig; bald haben sich auf Kosten seines Knorpels einzelne Ossificationen gebildet und Lük- ken seiner knorpeligen Grundlage, so wie ein Theil dieser letzteren selbst sind von oberflächlichen Ossificationen bedeckt; bald endlich ist die knorpelige Grundlage des Schedels verschwunden und seine Wandun- gen erscheinen durchgängig ossificirt. — Meistentheils finden sich bei den Knorpelfischen in der oberen Wand des sonst knorpeligen Sche- dels mehr oder minder beträchtliche, blos häutig geschlossene Fonta- nellen. Aehnliche Fontanellen kehren bei den Sturionen und den meisten Knochenfischen in der knorpeligen Grundlage ihres Schedels wieder, sind aber hier nicht blos häutig geschlossen, sondern durch Knochenplatten, welche Aequivalente der Stirn- und Scheitelbeine bil- den und auf Kosten einer ursprünglich fibrösen Grundlage sich entwik- kelt haben, oberflächlich bedeckt. An die Wirbelsäule sich anschliessend, dient der hintere Abschnitt des Schedels zur Einschliessung des verlängerten Markes und des Ge- hirnes. Das den grössten Theil des verlängerten Markes umschliessende hinterste Segment desselben stellt einen deutlichen Wirbel dar: den Occipitalwirbel. In ihm erhält sich bei vielen Knorpelfischen peren- nirend das vorderste Ende der Chorda dorsalis, welche letztere nur bei Branchiostoma bis zur vordersten Spitze des Kopfes sich fortsetzt. Die vor dem Occipitalwirbel liegenden Schedelabschnitte sind freilich vielfach mit Wirbeln verglichen worden, ohne dass jedoch die Wirbel- natur derselben mit genügender Sicherheit nachgewieseh wäre. §. 9 . Die wesentlichsten Modificationen der Schedelbildung sind bei den Knorpelfischen folgende: 1. Wo der vorderste Theil des centralen Nervensystemes in kei- ner Weise vom Rückenmarke sich sondert, wie bei Branchiostoma, ermangelt auch das jenen Theil des centralen Nervensystemes um- schliessende Rohr jeder Erweiterung und ist von dem Rückenmarkrohre nicht zu unterscheiden. Eine unmittelbare Fortsetzung des letzteren, bleibt es durchaus häutig und ist nur durch die aufsteigende Verlänge- rung der äusseren Scheide der Chorda domalis gebildet i). 1) Nach den übereinstimmenden Beobachtungen von Rathke, Rctaius Müller, Goodsir. Iß Erstes Buch. Die Fische. Die Chorda selbst erstreckt sich unterhalb des Hirnrohres, und zwar weiter, als der Centraltheil des Nervensystemes nach vorn 2 ). 2. Zur Bildung einer Erweiterung oder Schedelcapsel kömmt es erst da, wo eine bestimmte Sonderung des vordersten Theiles des Centralnervensystemes, also eines Gehirnes vom Rückenmarke eintritt, wie dies bei den Cyclostorncn zuerst der Fall ist. Die Chorda dorsalia setzt sich, vorn zugespitzt, eine kurze Strecke weit in die Basis der Hirncapsel fort. Die äussere Scheide dieser Chorda ist zu einer knor- peligen Basis cranii geworden; ihre aufsteigenden Fortsetzungen bil- den das Schedelgewölbe, das entweder blos knorpelhäutig 3), oder theil- weise^), oder grossenthcils s) verknorpelt ist. Die knorpelige oder knochenharte Basis cra?iii besteht bald aus zwei getrennten 6) , bald aus einem gespaltenen ^), bald aus einem unpaaren 8) Stücke. Immer besitzt der harte Basilartheil [Os basilare) vorn zwei divergirende Fortsätze, welche einen vordem häutigen Theil der Schedelbasis zwi- schen sich nehmen. Die Seiten des Os basilare 'und zum Theil auch seine Schenkel tragen jederseits eine auswärts gerichtete Knochenblase, w elche das Gehörorgan einschliesst. Eine blos häutige 9) oder knorpe- lige w) Nasencapsel hangt bald innig mit dem vordersten Theile der Gehirncapsel zusammen ^i), bald ist sie durch eine doppelte Scheide- wand und Einschnürung von ihr getrennt 12 ). 3. Bei den Chimären und Plagiostomen istdie Schedelcapsel ge- wöhnlich bis auf obere, bisweilen sehr beträchtliche Fontanellen verknor- pelt. Eine Sonderung derselben in einzelne Stücke findet nicht Statt i*). Schedel und Wirbelkörper gehen nicht mehr unmittelbar in einander über, indem die Spitze der Chorda dorsalis im Basilartheile des Sche- 2) Nach Müller und Retzius. — 3) Bei Ainmocoetes und Mj’xine. — 4) Bei Bdellostoma. — 5) Bei Petromyzon. 6) Bei Ammocoetes. Hier stehen die getrennten Leisten aber auch unter und hinter der Nase in einem spitzen Bogen zusammen. 7) Bei Myxine. — 8) Bei Bdellostoma und Petromyzon. — 9) Bei Am- mocoetes. — 10) Bei den MyxinoYden und bei Petromyzon. — 11) Bei Pe- tromyzon. — 12) Bei den MyxinoYden. 13) Bei allen Chimären — auch bei Ch. arctica — bemerkt man am hintern Theile des Schedelgewölbes eine kleine unpaare OefTnung. Bei den meisten Rochen, mit Ausnahme von Narcine, ist eine mehr oder minder bedeutende Strecke der oberen Schedeldecke nicht knorpelig, sondern faserhäutig. Die Lage dieser Fontanelle und ihr Umfang sind sehr verschieden. Bisweilen ist sic durch eine Knorpelbriicke getbeilt. — Dieselbe Erscheinung kehrt bei den Haien wieder, und zwar in einem solchen Grade, dass bei Galeus fast die ganze knorpelige Schedeldecke fehlt und nur eine knorpelige Querbrücke vorhanden ist. Diese Thatsachen sind zur Erläuterung der Schedelverhältnisse der Knochenfische und der ungeschwänzten Batrachier von Wichtigkeit; denn auch bei diesen finden wir — aber bedeckt von Scheitel- und Stirnbeinen — dieselben Lücken, oft in ge- ringerer, oft in gleicher Ausdehnung, wie z. B. bei den Cj’prinen, bei Cottus, bei den Fröschen. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 17 (Jels fehlt Das Gehörorgan liegt entweder Iheils innerhalb der Schedelhöhle und theils in der Knorpelinasse des Schedels, oder ist ganz innerhalb der letzteren eingeschlossen i*). Die mehr oder 'minder voll- ständig begrenzten und überwölbten Augenhöhlen liegen immer seit- lich am Schedel und vor den Schläfengruben und sind selten auffallend weit nach vorn vorgeschoben Vor ihnen liegen die Garsein oder Gruben zur Aufnahme des Geruchsorganes, die bei den Plagiostomen unter die Schnauzenfläche treten. • . 4. Bei den Stören ist der ganze Schedel bald vollständig, bald mit Ausnahme einer über dem verlängerten Marke in der Hinterhaupts- gegend liegenden Lücke i") verknorpelt. Das knorpelige Schedeldach sammt der Lücke werden von ossificirten , in einzelne Abtheilungen zerfallenen, den Schedelknochen der Knochenfische kaum vergleich- baren Hautschildern bedeckt. Unter der knorpeligen Schedelbasis findet sich eine dem hinteren Keilbeinkörper der Gräthenfische ver- gleichbare, schon unterhalb der ersten Wirbelkörper beginnende Kno- chenplatte, welche nach vorn den Schedelknorpel durchbohrt und auf der unteren Fläche der Schnauze wieder zum Vorschein kömmt is). — Der Schedel selbst ist fest mit der Wirbelsäule verbunden, indem die Spitze der Chorila dursalig in seine knorpelige Basis sich verlängert. — Das Gehörorgan liegt theils in der Schedelhöhle, theils in der conti- nuirlichen Knorpelmasse des Schedels. — Die -4ugenhöhlen finden sich vor der Schläfengrube seitwärts am Schedel und sind hinten durch einen Processus frontalis posterior^ vorn durch einen ausgebildeteren Processus frontalis anterior begrenzt. — Vor den Augenhöhlen lie gen in der Basis der Schnauze die Gruben für das Geruchsorgan. 5. Der Schedel von Lepidosiren 19) ist, gleich demjenigen der Sturionen, fest mit der Wirbelsäule verbunden, indem die Spitze der Chorda dorsalis in seine Basis sich verlängert. Uebrigens zeichnet er sich, obschon zum Tlieil knorpelig bleibend, durch bedeutend stärker und allgemeiner vorkommende Ossificationen aus. Im Hinterhauptswir bei sind die SeitenstUcke [Ossa occipitalia lateralia] verknöchert, werden aber oben durch einen die Hinterhauptsschuppe rppräsentiren- 14) Dur»h einen aus drei Flächen bestehenden Gelenkthell ist der Schedel bei (len Chimären beweglich mit der Wirbelsäule verbunden. Aehnlich bei den Haien. S. das Nähere bei Meckel, System Th. 2. Abth. 1. S. 197. 15) Das Gehörorgan ist ganz v(yi den Schedelknorpeln eingeschlossen bei den Plagiostomen; theilweise bei den Chimären. 16) Bei einigen Plagiostomen. 17) , Von Brandt und Müller wird die Verknorpelung des Schedeldaches bei Accipenser Ruthenus als vollständig geschildert und abgebildet. Ich finde bei dem gewö nlichen Accipenser Sturio der Ostsee die angegebene Lücke beständig. T u ^ 4bgebildet bei Baer in Meckel’s Archiv f. Anat. u. Phys. Jahrg. 1826 1 ab. 5. Fig. 7. •' ® 19) Vgl. die Angaben von Bischoff 1. c. Vcrgl. Anatomie vou SlebolU u. Stauuiu«. 2 18 Erstes Buch. Die Fische, den Knorpel verbunden. Der an der Schedelbasis gelegene Keilbein Körper ist fast eben so weit ausgedehnt, wie bei den Sturionen, Er ist auswendig ossificirt, während seine der Schedelhöhle zugewendete Oberfläche mit Knorpel überzogen bleibt. Die obere Schedeldecke wird durch einen einzigen, die Scheitel- und Stirnbeine darstellenden Kno- chen gebiWet. , Die knorpeligen Felsenbeine sind seitlich vor den Hin- terhauptsbeinen zwischen dem oberen Deckknochen und dem Keilbein- körpei^ eingefügt. Sie nehmen das Gehörorgan auf, das nicht in der eigentlichen Schedelhöhle liegt. Neben ihnen liegen die halb knorpe- ligen, halb ossificirten mit dem Schedelgerüste zusammenhängenden Quadratknorpel. Die vorderen Seitenwände des Schedels bilden zwei Knochenstücke, welche continuirlich in den Oberkiefer übergehen. Die vordere Gaumenfläche bleibt knorpelig. Ein dem Zwischenkiefer ver- glichener zahntragender Knochen dient dem zusammengesetzten knor- peligen Nasengerüsle zur Stütze, [Die BildungSTcrhältnisse des Schedels der Cyclostonien sind am vollstän- digsten erläutert von Müller in dem ersten Theile seiner vergl, Anatomie der Myiinoi'den, in welchem ausgezeidineten Werke auch schöne Abbildungen von Myxine, Bdellostoma, Ammocoetes, Petromj’zon, Callorhynchus, Myliobates, Rhi- noptera und Accipenser sich finden. — Ueber Petrouiyzon und Ammocoetes sind Rathke’s frühere Arbeiten zu vergleichen. — Ueber Accipenser hat v. Baer a. a. 0. in Meckel’s Archiv und im Königsberger Berichte am gründlichsten gehandelt. — Gute Abbildungen von Plagiostoinen- Schedein finden sich auch bei Henle, Ueber Narcine, Berk 1834. 4.] §. 10 . Der Schedel der Gräthenfische unterscheidet sich von demje- nigen der Störe wesentlich durch den Umstand, dass die Chorda dor- salis nicht mehr continuirlich in seine Basis sich fortsetzt; vielmehr besitzt das Basilarstück ihres Hinterhauptsbeines an seiner Hinterfläche die, allen W'irbelkörpern in der Regel zukommende, mit Gallertmasse gefüllte, conische Vertiefung. — Nach der herkömmlichen Vorstellungs- weise besteht der bedeutendste Unterschied zwischen dem Schedel der Knochenfische und demjenigen der Knorpelfische darin, dass er bei die- sen letzteren eine continuirliche Knorpelcapsel bildet, während er bei jenen in zahlreiche einzelne, unmittelbar unter einander verbundene Knochen zerfallen soll. In der That ist diese Unterscheidung nur einer oberflächlichen Anschauung des Knochenfisch-Schedels entnommen. Bei ^ sehr vielen Knochenfischen erhält sich nämlich, zum Theil unter lose aufliegenden Ossificationen verborgen, perennirend eine zusammenhän- gende knorpelige Schedelcapsel. Auf Kosten dieser letzteren haben sich meistens nur partielle Ossificationen gebildet, welche einander häufig nicht unmittelbar berühren, sondern durch zwischenliegende Ueberreste der zusammenhängenden primitiven Knorpelcapsel getrennt erhalten werden. Hiervon überzeugt man sich am deutlichsten durch Unter- Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste, 19 sijchung von Schedein der Salmonen, Esocinen, Gyclopoden u. A. — Von der Persistenz einer wirklichen mir partiel osöificirten, aber theilweise durch aufliegende Knochen bedeckten Knorpelcapsei bis zur ausschliessli- chen Bildung des Schedels aus einzelnen, einander dicht und innig berüh- renden Schedelknochen, wie sie bei den meisten Plectognathen (mit Aus- nahme vonOrthagoriscus) und bei den eigentlichen Muränoi'den angetroffen wird, findet dann ein ganz allmälicher Uebergang Statt i). — Bei den meisten Knochenfischen erhält sich namentlich ein Ueberrest der ur- sprünglichen Knorpelcapsei unter dem knöchernen Schedeldache. Die Knochen, welche den Schedel oben bedecken und durch ihre Anzahl und gegenseitige Lagerung den Scheitelbeinen und Stirnbeinen der höheren Wirbelthiere entsprechen, liegen in der Regel oberflächlich auf dem continuirlichen oder durch Lücken unterbrochenen knorpeligen oberen Schedeldache. Unter geeigneter Behandlung gelingt die Entfer- nung dieser Knochen leicht und ohne die mindeste Verletzung des un- ter ihnen liegenden Knorpelgerüstes. Man findet nach ihrer Wegnahme, dass unter ihnen die Seitenwandungen der Schedelcapsel allseitig, oder blos brückenförmig, durch ein vollständiges oder lückenhaftes Knorpel- dach mit einander und mit der Hinterhauptsschuppe verbunden sind. Die etwa vorhandenen, von diesen Knochen verdeckten Lücken oder Fontanellen bieten bei allen Individuen der gleichen Art durchaus con- stante Umrisse und Lagenverhältnisse dar. Die Ausdehnung und die Contouren dieser Lücken sind bei den verschiedenen Familien ver- schieden. Diese Fontanellen entsprechen denjenigen, welche an der 1) Als solche Uebergangsformen von dfen Esociiien und Salmoniden zu den Aalen und den Plectognathen sind zu betrachten die PercoYden, namentlich Perca, Lucioperca, Acerina; die Gattung Ammodytes, die Clupeen, die Cotti, die Cypri- noVden, die SiluroYden, Belone und Exocoetus, ferner die Schollen und die Ga- doYden. [Beiläufig bemerke ich hier, dass Muller’s Trennung der Gattungen Belone, Exocoetus, Heiuiramphus* von den Esocinen in jeder Beziehung völlig gerechtfertigt erscheint. Zu den von Müller namhaft gemachten Charakteren kommen noch das von Esox völlig abweichende Verhalten der knorpeligen Grund- lage des Schedels, die Unvollständigkeit des knöchernen Infraorbitalringes und die Bildung eines grossen Ganglion Fagi am Magen — lauter auffallende Un- terscheidungsmerkmale von den Esocinen.] Bei den GadoYden sind kaum noch schwache Ueberreste der ursprünglichen Knorpelcapsel zu erkennen. Bei den Aalen (Muraena, Muraenophis), so wie bei den meisten Plectognathen (Diodon, Tetrodon) ist das Knorpelskelet des Schedels, namentlich auch unterhalb der Scheitel- und Stirnbeine, völlig verschwunden. Bemerkenswerth ist es, dass bei diesen Fischen zugleich das Skelet der Schleimröhren entweder ganz ausser Be- ziehung zum Schedel bleibt, wie bei den vorgenannten Plectognathen, oder ihm nur sehr locker und oberflächlich verbunden ist, wie bei den Aalen, — Der Schedel der Plagiostomen ist nur mit deritnorpeligen Grundlage des Schedels der Knochen- fische, einschliesslich der auf Kosten dieser knorpeligen Grundlage entstandenen Ossificationen zu vergleichen. Die auf Kosten fibröser Plante entstandenen Sche- delknochen treten bei den Knochenfischen als ganz neue Elemente hinzu. 2 * 20 Erstes Buch. Die Fische. Obern Schedeldecke der Knorpelfische, und namentlich der Plagiosto- men, Vorkommen. Liegen diese Fontanellen bei letzteren unter der Haut frei zu Tage, so werden sie bei den Knochenfischen durch Kno- chenplatten verdeckt. Diese letztejen (die Ossa- jiarietalia und fron- talla prmcipaüa) entstehen also nicht auf Kosten des das obere Sche- deldach bildenden Knorpels, sondern entwickeln sich über demselben aus einer fibrös-häutigen Grundlage. — Es sind also am Fischschedel sehr häufig Ossificationen zwiefacher Art perennirend zu unterschei- den: 1) Knochen, welche auf Kosten des primitiven Schedelknorpels und 2) Knochen, welche auf Kosten einer fibrös -häutigen Grundlage entstanden sind. Erstere können als integrirende Schedelknochen, letz- tere als Deckknochen bezeichnet werden. Erstere verdrängen den Knorpel, letztere bedecken ihn blos auswendig. Zu den integrirenden Schedelknochen gehören immer die sämmtlichen Knochen des Hinter- hauptswirb('ls mit Einschluss der Hinterhauptsschuppe, ferner die Ossa mastoif/eer, die Ossrt petrosa, Cuvier’s vorderer Keilbeinkörper, die Alae magiiae, die Ossa frontr/liu poxteriorn und anteriora ; zu den blossen Dcckknochen gehören dagegen, ausser den Ossa parietalia und frontalia principnlia, das Os spfieiioÜdeum üasilare s. posterius^ der Vomer und das Os et/imonleum. [Während die meisten Anatomen die knor|)elige Grundlage des Schedels der Knochenfische fast gänzlich vernachlässigten, hat C. E. v. Baer in einem wich- tigen Aufsätze: lieber das äussere und innere Skelet, in Meckel’s Archiv für Anat. u. Physiol., Jahrgang 1820. S. 371 ff., sic in ihrem Gegensätze zu den blos oberflächlich aufliegenden Deckknochen zuerst gewürdigt, obschon blos andeu- tungsweise. Baer nimmt einen gleichzeitig vorhandenen knöchcnien und knor- peligen Schcdel an. — Die von Baer entdeckten Thatsachen sind bestätigt und erweitert durch C. B. Reichert (Vergleichende Entwickelungsgeschichte des Kopfes der nackten Reptilien, Königsb. 1838. 4. S. 212 ff.). Reichert gründet auf dieses Verhalten der Schedelknochen eine kritische Beleuchtung der bisher gangbaren Schedeltheoric, und kömmt zu deiii Resultate, dass die oberen Deck- knochen des Fischschedcls nicht als typische Scheitel- und Stirnbeine, also nicht als solche Knochen, welche Aequivalente bei höheren Wirbelthieren linden, son- dern einzig als Hautknochen, als modificirte Schuppenbildungen zu betrachten sind. Für ein Schlcimhautgebilde erklärt er auch den Vomer .der Fische. — Während Köstlin in seiner Schrift über den Schedel der Wirbelthiere diese Thatsachen gänzlich vernachlässigt, sind sie durch Vogt und Agassiz in den letzten Lieferungen des A gass iz’schen Werkes über die fossilen Fische, mit Recht hervorgehoben. Jedoch finden sich die Verfasser nicht bewogen, der Rei- ch er t’schen Theorie beizutreten. — Meine obigen Angaben stützen sich auf zahl- reiche eigene Untersuchungen, welche in einer besonderen Schrift näher mitge- theilt werden sollen. Noch mag hier bemerkt werden, dass das Perenniren der knorpeligen Schcdelgrundlage nicht allein bei den^Fischen, sondern auch bei an- deren Wirbelthieren, namentlich bei den Batrachiem, beobachtet worden ist. Auch bei anderen Reptilien scheiden sich während des ganzen Lebens die Schedel- knochen in integrirende, auf Kosten der ursprünglichen Knorpelcapsei entstan- Erster Abscliuitt. Vom Knochengerüste. 21 tleue, und in Deckknochen, welche in einer überilächlichen fibrös -häutigen Grund- lage gebildet wurden. Diese Thatsachen gewinnen an Interesse, wenn man sie mit Jacobson’s Beobachtungen über den Priinordialschedcl vergleicht. Jacob- son fand bei Säugthier -EinbrAoncn an der Innenfläche der meisten, später den permanenten Schedel bildenden Knochen ein eigcnthiimliches Knorpelskelet. Er gibt ferner an, dass, seinen Beobachtungen zufolge, das ganze Os occipitis, das Corpus ossis spheno'idei und das Os ethmo'idevm auf Kosten der primitiven Knorpcicapsel des Schedels entstünden, während alle übrigen Schedelknochen in Membranen sich entwickeln, ohne als Knorpel präformirt zu sein. Wie bei den Säugthieren verhalte sich auch die Ossifk'ation beim Menschen. Man ersieht aus Jacobson’s Mittheilungen, dass das genetische Verhalten der Schedelknochen bei den Fischen und den nackten Reptilien kein isolirtes Phänomen ist; sic leh- ren wieder, dass Thcile, welche bei den höheren W’irbelthieren im Laufe der Entwickelung spurlos verschwinden, bei den niedriger organisirten Classen der Wirbelthiere perennirendsich erhalten können; sic bew'eisen endlich die Unhaltbarkeit der Rcichert’schen Deductionen, in so ferne diese auf dein verschiedenen Ent- wickelungsprocesse der Schedelknochen basirt sind. Ist es einmal nachgew'iesen, (lass die Scheitelbeine und die Stirnbeine der Säiigthierc auf ähnliche Weise, wie bei den Fischen, auf Kosten einer fibrösen Grundlage sich entwickeln, so fällt jeder Grund, diese Knochen des Fischkojifes als dem eigentlichen Schedel fremd zu betrachten, hinweg; vielmehr stellen sie sich auch in dieser Beziehung als die vollkommensten Aequivalente der gleichnamigen Knochen der höchsten Wirbel- thiere heraus.] §. II. Der Schedel der Gräthenlische ist zugleich Gehörcapsel i), indem nicht nur die Ossa petrosa integrirende Theile desselben sind, sondern auch andere Schedelknochen: namentlich die Hinterhauptsbeine und die Ossa masloülea zur Aufnahme von Theilen des Gehörorganes mit ver- wendet werden. — Der vor den Ossa petrosa liegende -\bschnitt des Schedels verschmälert sich in der Regel beträchtlich un|| verliert an Tiefe; seine Höhle nimmt die vordersten Anschwellungen des Gehirnes und meistens auch die Geruchsnerven auf. Da dieser -Abschnitt mit dem von ihm absteigenden knöchernen, knorqjeligen oder fibrösen Septum interorbitnle die beiden Augenhöhlen bildet, überwölbt und trennt, so wird er am passendsten als Orbitalsegment des Schedels bezeichnet. Dieses Orbilalsegment setzt sich nach vorn fort in den Schnauzentheil, der den Geruchsorganen und dem Kieferapparate zur Grundlage und Stütze dient. Die geraden Muskeln des Augapfels, und unter ihnen namentlich die Musculi recti ex/erni, befestigen sich bei den meisten Knochenfischen nicht an den nächsten knöchernen Umgebungen der Augenhöhle, sondern es sind die Muskeln beider Bulbi eine grosse Strecke weit von einem unter der hinteren Hälfte der Schedelhöhle 1) Bei (len Knochcnfisclieu .stossen, älmlicli wie bei den Myxinoidcn, die Gc- orcapseln {Ossa petrosa) vor dem Os hasilare occipitis zusammen. Erstes Buch. Die Fische. liegenden Ganale umschlossen, der vorn in die eigentlichen Augenhöh len einmUndet ^). — In der Regel durchaus symmetrisch gebildet, zeichnet sich der Schedel nur in der Familie der Pleuronectiden durch seitliche Asym- metrie aus. §. 12 . Die einzelnen in die Zusammensetzung des Schedels der Gräthen- fische eingehenden Knochen sind folgende: 1. Das hinterste Segment des Schedels, welches zur Um- schliessung eines grossen Theiles der MeduUa oUon^ata dient, be- steht, wie schon oben bemerkt ward, in einem wahren Wirbel, dem gesaramten Hinterhauptsbeine i). Dieses wird aus mehren einzel- nen Knochen zusammengesetzt, nämlich 1) dem Körperstuck [Os La- silare]^ 2) und 3) zw'ei oberen Bogenstucken [Ossa occipita- lia lateralia)^ 4) einem oberen Schlussstück [Os occipi- tale superius s. S qnama occipitalis]. In der Regel kömmt zu diesen Stücken noch jederseits ein zwischen der Squama occipita- lis und den Occipitalia later alia eingekeiltes, bald mehr, bald min- der vollständig ossificirtes Schaltstück hinzu; das Occipitale ex- ternvm. Diese Stücke sind meistens unter allen Schedelknochen am vollständigsten ossificirt, sind auf Kosten der ursprünglichen Knorpel- capsel des Schedels entstanden, und bald durch Nähte, bald dagegen durch zwischenliegende Knorpelstreifen: Ueberreste der primitiven Knorpelcapsei, von einander gesondert. — Der Körper des Hinter- hauptsbeines [Os basilare) besitzt hinten eine conische Vertie- fung, welche derjenigen des ersten Wirbels entspricht und die gewöhn- lichen Ueberreste der Gallertsäule enthält. Von der unteren Fläche des Os Ä«#/7«r<3®Steigen oft Seitenfortsätze zur Vervollständigung des unter der Schedelhasis liegenden, die Augenmuskeln aufnehmenden Canales, abwärts. Das Occipitale basilare und die Occipitalia lateralia wer- den durch eine innere, quer vorspringende Leiste gewöhnlich in zwei unvollständig gesonderte, über einander liegende Fächer oder Abthei- 2) Dieser Canal ist am ausgebildetsten bei den Acanthopterygiern und unter den Malacopterj'gieni bei den Clupeen und Salmonen; er ist schwach angedeutet bei den Muränoiden und fehlt den Gadoiden, den meisten Plectognathen und Sauro'iden. 1) Die sämmtlichen Theile des Hinterhauptsbeines sind unter gleichen Be- nennungen abgebildet bei Cuvier und Valenciennes, Tab. 1. No. 5. 8. 9. und 10. — Hallmann bemühet sich in der a. S. die Occipitalia externa als Ossa mastdidea zu deuten. — Weil das Os occipitale superius häufig sehr be- trächtlich ist, weil es sich ferner häufig zwischen die Ossa parietalia verlän- gert (was namentlich bei vielen Acanthopterygiern, bei den Gadoiden u. A. der Fall ist), weil es endlich oft eine wahre Crista sagittalis bildet (Labroiden), oder gar die Scheitelbeine verdrängt (viele Siluro'iden) hat man die Hinterhaupts- schuppc als Os interparietale gedeutet. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 23 hingen getheilt, von denen die untere zur Aufnaliine der Gehörsteine mit verwendet wird, die obere oder höhere aber der Medulla oblon- gata zur Stütze dient. Jedes Occipifale laterale besitzt ge- wöhnlich einen Gelenkhöcker, der an einen entsprechenden Fortsatz des ersten W'irbels fest und unbeweglich sich anlegt. Durch seitliche OelTnungen in den Osita occipitalia lateralia 2 ) treten beständig die A'ervi vagi und glossopliari/ngei aus. — Das obere Schlussstück oder das Occipitale snperius bildet häufig eine starke Crista occipi- talis. — Die Occip italia easter na nehmen immer einen Theil des Gehörlabyrinthes auf, behalten meist inwendig eine schwache Knor- pelschicht und dienen mit ihrer äusseren, gewöhnlich in eine Spitzer ausgezogenen Fläche einem der oberen Schenkel des Extremitätengür- tels zum Befestigungspunkte. 2. Das zweite Schedelsegment besteht aus dem unpaaren unteren Sphenv'ideum basilare und aus mehren paarigen Knochen, von denen die bedeutendsten die Ossa petrosa sind. Das unpaare Sp he noi'denm basilare *) der Knochenfische bildet mit dem ihm vorn sich anschliessenden Vomer eine knöcherne Längsbrücke, welche unterhalb des Schedels von dem Os basilare oc- cipitis aus bis zum vordersten Ende des Schnaiizentheiles sich erstreckt. Das lange Sphenoäleum basilare liegt mit seinem hinteren Rande oft schuppenartig unter dem vorderen Theile' des Occipitale basilare 5), oder greift mit oberflächlichen Zacken in dessen Rindensubstanz ein 6), und setzt sich dann unterhalb des, durch die sich berührenden Ossa petrosa gebildeten Bodens der Hirncapsel nach vorne, oft bis zum Schnauzentheile des Schedels fort. Bisweilen legt sich der Knochen dicht unter die eben genannten soliden Schlussstücke der Hirncapsel; in andern Fällen bleibt er aber von ihnen entfernt. Meistens nämlich bildet die obere Fläche des Sphenotdenm basilare den Boden eines unterhalb der allseitig geschlossenen Hirncapsel gelegenen, zur Auf- nahme mehrer Augenmuskeln bestimmten Canales, dessen obere Wan- dungen von den unteren Schlussknochen der Hirncapsel [Ossa petrosa]^ und dessen Seitenwandungen von absteigenden Fortsätzen der letzteren allein, oder zugleich von aufsteigenden Seitenfortsätzen des Sphenot- denm basilare gebildet werden. Das Spheno'ideum basilare der Kno chenfische besitzt also im Allgemeinen die Eigenthümlichkeit, dass es kein unteres Schlussstück der eigentlichen Hirncapsel bildet, welche vielmehr unten von den paarigen, in der unteren Mittellinie an einan- 2) Bisweilen dienen diese Knochen auch zum Durclischnitte des als Nervus hypoglojssus Auct. bczeichneten ersten Spinalnerven. 3) Abgebildet bei Cuvier und Valenciennes, PI. II. Fig. 3. No. C. 4) Abgebildet ebendaselbst No. 16. — 5) Z. B. bei Diodon. — 6) Z. B. bei Gadus, Siluriis. 24 Erstes Buch. Die Fische. der stossenden Ossa petrosa begrenzt wird. Nur bei wenigen Kno- chenfischen kömmt eine kleine Stelle der Oberfläche des Sphenohleum basHare in unmittelbare Berührung mit der Hypophygig cerehri 7), welche durch eine vbr dem vorderen Rande der Ogga petroga liegende Lücke der Schädelbasis herabragt. Häufig ruhet auf dem Sphenoideum bagilare mit einem absteigenden Stachel der sogenannte vordere Keil- beinkörper ») [Og gphenoülevm anterivg Cuv., Sp/ie/t,onle»m gvperiug Die beträchtlichsten Knochen dieses Schedel Segmentes, welche die eigentliche Schedelcapsel unten schliessen und den grössten Theil ihrer •soliden Seitenwand bilden, sind die Ogga petroga^). Sie verbinden sich abwärts der Länge nach unter einander und stossen mit ihren hin- teren Rändern an den vorderen Rand des Occipitale bagilare und zum Theil auch an die Vorderränder der Occipitalia lateralia. Der vor- dere Rand des Basilartheiles der Ogga petroga stösst nicht unmittelbar an andere Schlussknochen der Schedelbasis, sondern endet frei und bildet die hintere Begrenzung einer Lücke, welche vorn gewöhnlich durch eine knorpelige oder ossificirte Querbrücke [Og gpfieno'idevm anterivg Cvv.) umschrieben, abwärts aber mit durch den schuppenför- migen hinteren Keilbeinkör^)er verdeckt wird. In die so entstandene Lücke senkt sich die f/ypnphygig cerebri. — Die Innenwand der Ogga petroga trägt wesentlich zur Aufnahme des Gehörorganes und nament- lich der Gehörsteine mit bei. Ist ein Augenmuskelcanal vorhanden, so verläuft er unterhalb dieser Knoehen, die zur Bildung seiner Seiten- wände oft durch absteigende Fortsätze beitragen. Diese letzteren schlies- sen dann an correspondirende Fortsätze des Og gpheno'ideum bagilare sich an. — Durch OelTnungen oder Canäle der Ogga petroga, minde- stens durch vordere Ausschnitte derselben, treten gewöhnlich drei Hirn- nervenpaare : die Nervi abdueenteg, facialeg und tri p^emini. — Es ist also bei den Knochenfischen durch die eingeschalteten, paarige untere Schlussstücke darstellenden, unmittelbar an das Bagilare occipitig sich anschliessenden Ogga petroga der hintere Keilbeinkörper von der un- mittelbaren Begrenzung und Umgürtung der Hirncapsel ausgeschlossen worden. Aufwärts und hinterwärts findet sich am oberen Rande der Seiten- fläche jedes Og petrogvm ein Knochen, der hinten an das Occipitale externvm, oben an den Schlussknochen der Schedeldecke [Og parie- tale] anstösst. Dieser, durch Function, Lage und Verbindung als Og 7) Z. B. bei den Gadoiden. — 8) Z. B. bei Perca, CInpea, Salmo. 9) Hallmann hat in der a. S. S.55. diese schon früher -von Anderen adop- tirte Deutung der hier abgehandelten Knochenstiieke gerechtfertigt. Cu vier be- zeichnet sie als grosse Keilbeinllügel {Alae magnae s. Alae temporales). Vgl. seine Abbildung dieser Knochen von Perca 1. c. Tab. 1. No. JJ. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 25 tnastoi deu m zu bezeichnende Knochen kömmt deutlich an der Ober- lläche des Schedels zu Tage und besitzt in der Regel einen stielförmi- gen, nach hinten gerichteten Fortsatz, welcher, gleich demjenigen des Occipitale extermrm zur Bef<*stigung des Extremitätengürtels und sUjr- ker Sehnen der Seitenmuskeln des Rumpfes dient. Seine innere, der Schedelhühle zugewendete Wand trägt zur Aufnahme des Gehörlaby- rinthes und namentlich der halbcirkelförmigen Canäle bei. Häufig er- streckt sich die Ossification dieses Knochens nicht bis an seine innere Oberfläche, welche nicht selten knor^)elig bleibt. Bisweilen verlängert sich das On nia*t»'ideMm schuppenförmig über einen grossen Theil des (ts pefrosum; bei anderen Knochenfischen zerfällt es in zwei Knochen- stücke *0]. An die vordere Hälfte des oberen Randes des 0» petronvm schliesst sich das Oa frontale posteriu»^^\ ein Knochen, der an der hinte- ren Grenze des oberen Randes der Augenhöhle einen mehr oder min- der beträchtlichen Vorsprung [Proceamiit orbitalia posterior) bildet. Sein hinterer Rand berührt meist den vorderen des Os masto'ideum. Zwischen den oberen Rändern der Ossn masto'idea und zum Theil auch Jfro Uta lia posterioria sind die Ossa p artet alia als häufig paarige, sehr oft aber nur durch einen unpaaren Knochen repräsentirte obere Schlussstücke eingekeilt, die nicht selten durch die nach vorn verlängerte Hinterhauptsschuppe aus einander gedrängt werden An der Stelle, wo das Os frontale posterius, das Os mastdidevm und Os petrosum sich berühren, findet sich, bestimmt zur Aufnahme des Suspensoriums der Kiefer, entweder nur eine lange schmale Ge- lenkgrube, oder hinter dieser noch eine zweite rundliche Es ward schon früher erwähnt, dass an der Uebergangsstelle der gemeinschaftlichen Gehirn- und Gehörcapsel in das Orbitalsegment des Schedels eine Verengerung der Schedelhöhle Statt findet. So weit die Ossa petrosa sind, endet ihr vorderer Rand frei; an den- jenigen Theil ihres Vorderrandes aber, der die aufsteigende Seitenwand des Schedels bildet und zugleich an den Vorderrand jedes Os frontale posterius schliesst sich als besonderes Knochenstück jederseits ein Keil- 10) Cuvier hat diese beiden Stücke mit besonderen Namen belegt' Das be- ständig vorkommende bezeichnet er als Os mastoideum; das accessorische, wel- ches, wie er selbst bemerkt, häufig, fehlt, wie dies z. B. bei Esox, Muraena, Cy- prinus der Fall ist, nennt er Os petrosum. Hall mann sieht das Mastoideum Cuv. als Ala temporalis an. Zur eigentlichen Begrenzung des Hirnes trägt es in der Regel gar nicht bei; es bleibt meist in der Tiefe knorpelig, wie z. B. bei Esox, Saliuo u. A. sehr deutlich zu erkennen ist. Es legt sich schuppenartig über das Os petrosum bei den Gadoiden. 11) Unter gleicher Benennung abgebildet bei Cuvier und Vaienciennes 1. c. Tab. 1. No. 4. 12) Vgl. das in der Anmerkung 1. S. 22. Gesagte. 13) Eine Gelcnkgrube ist z. B. vorhanden bei Salmo, zwei bei Esox u. A, 26 Erstes Buch. Die Fische. beinflügel {^/a magna) i-*). Er vervollständigt die Seitenwand des Schedels, bildet eine Art unvollständiger vorderer Querwand, und vermittelt so, durch häutige, zum Durchtritte der Augennerven be- stimmte Theile ergänzt, den Uebergang der breiteren Schedelhöhle in den verengten Orbitaltheil. Häufig werden die beiden KeilbeinflUgel am Schedelgrunde unter einander verbunden durch eine unpaare Quer- brücke, die, nach Cuvier’s Vorgänge, als vorderer Keilbeinkör- per [Os gj) hetto'idevm anterins) bezeichnet wird. Dieser vordere Keilbeinkörper is) jgt immer schmal, bildet die vordere Begrenzung der zur Aufnahme der Hyj)op/iygis bestimmten Schedellücke und setzt sich oft abwärts in einen dünnen Stiel fort, der auf dem unter ihm verlaufenden Og gphendidevm /mgilare ruhet. Er liegt bei den Fischen also oberhalb des hinteren Sphendideum Lagilare. Bisw^eilen setzt sich der Körper dieses Knochens fort in einen dünnen Knorpelstiel, der nach vorn in die Basis der Schnauze übergeht, das Septum interorbitale trägt und mehr oder minder vollständig von dem hinteren Keilbeinkörper und dem Vomer eingeschlossen wird. In an- dern Fällen ist seine Verbindung mit diesem von der Schnauze nach hinten sich erstreckenden Knorpelstiele nicht nachweisbar. Bei einzel- nen Gattungen von Knochenfischen scheint dieser vordere Keilbeinkör- per überhaupt zu fehlen oder nur in fibrös-häutigem Zustande vorhan- den zu sein. 14) Bei (len Sahnonen sind diese Knochen sehr ausgebildet, bei den Gadoiden sehr unbeträchtlich. Cu vier nennt sie Alae parvae s, orbitales und bildet sie so ab 1. c. No. 14. H al lina nn hat sie, nach dem Vorgänge von Meckel, richtiger als grosse Keilbeinflügel bezeichnet. Häufig erscheinen sie als partielle Ossificatio- nen einer zusammenhängenden knorpeligen Grundlage, wie man leicht nach Weg- nahme der oberen Deckstiicke erkennt. Unterhalb der letzteren werden sie mei- stens durch eine knorpelige Querbrücke verbunden. 15) Es ist hier für diesen Knochen vorläufig Cuvier’s Benennung: vorderer Keiibeinkörper, beibehalten worden. Es mag bemerkt werden^ wie auffallend die üebereinstimmung zwischen diesem Knochen und dem hinteren Keilbein- körper der Schlangen -Embryonen ist, wie ihn Rathke in seiner Entwickelungs- geschichte der Natter Tab. VII. Fig. 17. d. abbildet. — Hall mann schlägt für die- sen Knochen, weil er bei vielen Fischen mit einem abwärts gerichteten Stiele auf dem sogenannten hinteren Keilbeinkörper ruhet, den Namen Sphendideum superius vor. Diesen Stiel finde ich z. B. bei Perca, Lucioperca, Acerina, Be- lone, Salmo, Clupea, Ammodytes. — Hallmann macht in d. a. Sehr, mit Recht auf einen Irrthum Cuvier's aufmerksam, der diesen Knochen mit den abwärts verschmolzenen Seitenstücken des Orbitaltheiles des Schedels der Cyprinoiden und Siluroiden {Alae orbitales^ confundirt — Bei den Cyprinen bleibt der Knochen permanent knorpelig und vermittelt die Verbindung der Ossa petrosa. Bei Mu- raena ist er flach und knöchern und ermangelt des abwärts gerichteten Stieles. Bei Esox ist er knorpelig und setzt sich nach vorn durch einen Knorpelstiel in den Knorpel der Schnauzenbasis continuirlich lort, der vom Sphendideum poste- rius und vom Vomer abwärts bedeckt wird. Bei Pleuronectes, Gadus, Cottus habe ich ihn vermisst. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 27 3. Die Höhle der Gehirncapsel verlängert sich nach vorn in den verengten und verschmälerten Orbitalabschnitt des Sehe d eis, verliert aber hier, um den Augen Raum zu lassen, an Tiefe. Die Fort- setzungen der Seiten wände treten daher gewöhnlich, nachdem sie eine mehr oder minder tiefe obere Höhle (wie bei den Cyprinen), die jedoch oft nur durch einen engen Canal repräsentirt ist, umschlossen haben, abwärts zur Bildung eines selten knöchernen, meist fibrösen Septvm haerorOifale zusammen. Dieser ruhet auf dem vorhin beschriebenen, von der Schnauzenbasis nach hinten zu Cu vier’ s vorderem Keilbein- körper sich erstreckenden, Knorpelstiel. Die oberen Deckstücke des Orbitalabschnittes bilden djf gew'öhnlich paarigen eigentlichen Stirn- bein fe [Ossafrontaliapriucipalia). Diese bilden, seitwärts vorragend, zugleich das Dach der Augenhöhlen, das bei einigen Familien durch accessorische Supraorbitalknochen '•*) erweitert wird. Bestehen die Seitenwandungen des Orbitalsegmentes aus eigenen, eine tiefere Höhle seitlich umschliessenden Knochenstücken, so hat man diese letzteren als Alae orhitales zu deuten. Durch die Höhle oder den enge- ren, oberen Canal des Orbitalsegmentes treten die Geruchsnerven bis an die Grenze des Schnauzentheiles des Schedels. Die Grenze bei- der vorderen Schedelabschnitte wird durch die hier seitlich und aus- wärts sich anschliessenden Onaa frontalia anterior bezeich- net. Jeder dieser Knochen bildet an der vorderen Grenze der Augen- höhle einen gewöhnlich integrirend ossificirten, selten knorpelig blei- benden Processus orbitalis anterior. Durch eine gewöhnlich ziemlich weite Oeffnung eines jeden Os frontale anterins tritt der Geruchsnerv der entsprechenden Seite hindurch. Sehr selten werden blos die Aus- senwände beider Foramina pro nervis olfactoriis von den Ossa fron- talia anteriora gebildet, während ein zwischen diesen beiden Knochen liegendes unpaares Knochenstück den Innenrand beider Oelfnungen ver- vollständigen hilft. Dieses unpaare Zwischenstück i*>) ist als erste Andeutung einer Lamina cribrosa ossis et/imo'idei an- zusehen. Der Orbitaltheil des Schedels setzt sich in den Schnauzentheil desselben fort. Dieser Schnauzentheil (Cuvier’s Os ethmoi- deum] 20) ist bald oberflächlich, bald vollständig ossificirt; bald ist er solide, bald ausgehöhlt; bald kurz, bald sehr verlängert. Er bildet stets 16) Z. B. bei den Cyprinen, bei Cyclopterus, bei Esox u. A. 17) Z. B. bei den Cyprinoidcn, den Siluroiden, wo die beiden Knochen an der Ba.sis zugleich ringförmig verwachsen sind. 18) Abgebildet bei Cuvier und Valenciennes 1. c. No. 2.— Sie bleiben knorpelig bei den Muräno’iden. 19) Dieses bflher übersehene Stück fand ich constant bei den GadoVden. 20) Abgebildet bei Cuvier und Valenciennes I. c. No. 3. 28 Erstes Buch. Die Fische. die solide Grundlage der beiden Geruchsgrubon. Sein vorderstes Ende dient dem Oberkiefer- Apparate zur Stütze. Die Basis der Schnauze und zürn Theil auch schon des Orbitalseg- laentes wird abwärts durch den oberflächlich anliegenden Fi/mer-') gebildet. Dieser schliesst sich an das vordere Ende des Oh sphenui- dettm fjoHilare, gewinnt vorn an Breite und legt sich, nachdem er den hinterwärts gerichteten Knorpelsliel der Schnauze umschlossen hat, meist lose und schuppenförmig unter den Schnauzentheil des Schedels. ln der Regel ist er mit Zähnen besetzt. Gewöhnlich gewährt er auch dem Oberkiefer- Apparate Stützpunkte. [Die Grundlage der bLshcrigen Deutungen (^s Fi.schschcdels hat Cu vier geliefert. S. dessen Regne animal, Tome 3. PI. X. (mit Abbildungen von Gadus Morrliua), und Hist. nat. d. poissons, Vol. 1. p. 31C sqq. PI. 1 — 3. (mit Abbildun- gen von Perca fluviatilis). Zahlreiche Abbildungen von Fischschedein und Ske- leten mit oft verfehlten Deutungen und überhaupt sehr mangelhaftem Texte siehe bei Rosenthal, Ichthyotomische Tafeln, Berl. 1812 — 1822. 4. — Bessere, gleich- falls zahlreiche Abbildungen beiAgassiz, Poissons fossiles, an vielen Stellendes Werkes; der Verf. hat allmälich mehre von den Cu vier’schen theilweise abwei- chende Deutungsversuche der Knochen des Fischschedels ])ublicirt. — Abbildun- gen von Fischschedein mit zum Theil eigenthiimlichen Deutungen ihrer Theile in den Schriften von Oken, Spix, Bojanus, Geoffroy St Hilaire, Carus und Wagner. — An monographischen Arbeiten sind zu vergleichen: Arendt, Diss de capitis ossei Esocis lucii structura, Regiom. 1824 4. und eine mir erst kürzlich bekannt gewordene Dissertation von Zaeringer, Quaedam de historia naturali atque descriptio sceleti Salmonis farionis, Friburg. 1829. 8. (unter Schultze’s Leitung). — Ein wahrer Fortschritt geschah durch Hallmann’s Vergleichende Osteologie des Schläfenbeines, Hannover 1837. 4. Mit Abbild., in so fern der Verf. nicht auf Beschreibung trockener, in den Museen Vorgefun- dener Schedel sich beschränkt, sondern mehre Knochen in Bezug auf die von ihnen umschlossenen. Weichtheile, die durchtretenden Nerven u. s,w. vergleichend untersuchte. — Fleissig, aber nicht in dem eben genannten Sinne bearbeitet, son- dern nur auf Untersuchung trockener Schedel gestützt, ist die Arbeit von Kost- lin: Der Bau des knöchernen Kopfes in den vier Klassen der Wirbelthiere. Stuttg. 1844. 8. — Die ältere Literatur findet man sehr vollständig und kritisch aufgeführt bei Cuvier und Valenciennes I. c. T. 1. p. 313 sqq.] 111. Von (len Schleiinrölirenknochen des Schedels. §. 13. Accessorische Knochen des Schedels, welche zwar bei den meisten, aber keinesweges • ) bei allen Knochenfischen verkommen, sind diejenigen, welche nach Cuvier als 0»sa uasalia, iufraorbita- lia und supratemporalia bezeichnet werden. Das sogenannte Os 21) Abgebildct ebendaselbst No. ’IO. 1) Sie fehlen z. B. bei den meisten Lophieu und PlectognaÄien. Sie sind bei andern Fischen unvollständig, wie z. B. bei Belone, Hemiramphus, Exocoetus. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 29 nasale liegt als mehr oder minder schlippenförmige Knochenplatle oder als röhrenförmiges Knöchelchen gewöhnlich einwärts von der Nasengriihe an oder auf dem Schnaiizentheile des Schedels, Der vor- derste der sehr verschiedenartig gestalteten Infraorbitalknochen *) ist meistens seitlich und auswärts von der Nasengrube an den vorde- ren (gewöhnlich von dem Os frontale auterh/s gebildeten) Aiigenhöh- lenfortsatz befestigt und bildet eine vordere und äussere Bi'grenzung der Augenhöhle. An ihn schliesst sich hinten ein ähnlicher Knochen an, der in Verbindung mit zwei oder drei ihm folgenden einen unte- ren und äusseren Ring um die Augenhöhle bildet, indem der letzte der selben an den hinteren Augenhöhlenfortsatz (und namentlich an das Os frontale posterius) befestigt zu sein pflegt. Bisweilen erlangen diese Knochen eine solche Ausdehnung, dass sie das Praeopercnlvm fast erreichen oder selbst mit ihm verwachsen und dann, auch unter ein- ander sehr innig verbunden , einen vollständigen äusseren Gesichtspan- zer bilden, der den Gaumenapparat und das Unterkiefer-Suspensorium verdA;kt *). — Nicht selten *) schliessen sich mehr oder minder unmit- telbar an den hintersten Infraorbitalknochen mehre andere Knochen- stücke an, welche den äusseren, zur Seite der oberen Hinterhauptsge- gend befindlichen Kopfknochen (dem Os frontale posterins, masto'itlenm u.s. w.) aufliegen, in ihrem Baue jenen analog sind und bis zur Anhef- tungsstelle des Schultergürtels am Schedel reichen oder über die Zin- ken des Os svprascapvlare Weggehen. Guvier hat diese Knochen, nach Bakker’s Vorgänge, Ossa snpratempora lia genannt. Die zahlreich und verschiedentlich angestellten Vergleichungen die ser Knochenstücke mit typischen Kopfknochen höherer Wirbelthiere er- mangeln überzeugender Begründung s). Untersucht man diese Knochen näher, und namentlich an frischen Köpfen, so findet man, dass sie ent- weder bald einfache, bald ramificirte Canäle einschliessen 6), oder durch das Hinzutreten von aponeurotischen Theilen') zur Bildung von Canä- len oder von Höhlen verwendet werden. Diese Canäle oder Höhlen sind inwendig von einer schleimhautähnlichen Fortsetzung der äusse- ren Haut ausgekleidet und münden durch mehr oder minder feine und 2) Die grösste Ausbildung erfahren diese Knochen bei den Sciänoiden und bei Lepidoleprus. S, Abbildungen der Ersteren bei Cuvier und Valenciennes Tab. 140. Sie stellen weite Höhlen dar, die aussen theils durch zierliche Kno- chenbrücken, theils häutig geschlossen werden. Der -vorderste hifraorbitalknochen zeichnet sich häufig Hurch seinen beträchtlichen Umfang vor den folgenden aus. 3) Am stärksten bei Trigla; mehr oder minder bei der ganzen Familie der Cataphracten. 4) Z. B. bei Gadus, Lepidoleprus. 5) Zusammengestellt in meinem Aufsatze. S. S. 31. 6) Einfache Canäle z. B. bei den Cyprinen , ramificirte bei den Clupeen, sehr fein vertheilte bei den Cataphracten. 7) Bei den Gadoiden, Lepidoleprus, Sciänoiden u. s. w. 30 Erstes Buch. Die Fische. zahlreiche Oeffnungen an die äussere Hautoberfläche. In die Höhle oder den Canal jedes solchen Knochens treten durch eigene Oeffnungen Ner- ven und Gefässe, und in der Nähe der letzteren findet man häufig ein- fache oder ramilicirte kleine Drüsenschläuche «), bestimmt zur Abson- derung von Schleim, der die äussere Oberfläche des Kopfes schlupfrig erhält. Es sind also diese Knochen die Träger oder Stützen eines schleimabsondernden Apparates der Kopfhaut. Da aber andere Theile dieses Schleim absondernden Apparates in eigenen Röhren oder Canälen auch über die Oberfläche anderer Kopf- knochen, welche nicht als accessorisch betrachtet werden dürfen, sich erstrecken 9 ), so bedarf es des Beweises, dass die hier abgehandelten Knochen wesentlich nur dem Schleim absondernden Apparate angehö- ren. Dies geht aber aus folgenden Thatsachen hervor: 1) Bei vielen Knochenfischen stimmen Ossa nasalia^ iufraorbitalia und svpratetn- poralia in ihrem wesentlichen Verhalten völlig überein mit denjenigen Trägern jenes Absonderungsapparates, welche anderen Schedelknochen blos oberflächlich aufgesetzt sind oder welche durch deren SuBstanz hindurchdringen > 9 ). 2 ) Bei Anderen finden sich unter der Haut längs des ganzen Rumpfes rücksichtlich ihres Baues und ihrer Function ganz analoge Knochen wieder und erscheinen zugleich als Fortsetzungen dieser Kopfknochen n). 3 ) Bei einijgen Knochen- fischen sind, statt jener Knochen, auch am Schedel, ähnlich wie am Rumpfe, verwachsene Schuppen vorhanden, in denen der genannte Ab- sonderungs-Apparat verläuft 12), 4) Bei andern werden die Knochen blos durch gegliederte Röhren vertreten 12), wahren und unmittelbaren Fortsetzungen derjenigen Röhren, Welche hier auch am Rumpfe den Schleim absondernden Apparat der Haut umschliessen. 5 ) Bei anderen fehlt am knöchernen Theile des Kopfes der Schleim absondernde Ap- parat mit seinen eigenthümlichen Knochen gänzlich 1-*). 6) Bei andern verläuft, bei Abwesenheit eigener Knochen, jener Absonderungs- Apparat, innerhalb der meist sehr dicken Haut und zwar nehmen die in dieser gelegenen häutigen oder solideren Röhren denselben Verlauf, wie jene Knochen bei anderen Fischen is). 8) Am deudichsten bei Gadus inorrhua, callarias; auch Cy|)rinus Brama; die Nerven besonders stark bei Lepidoleprus, Corvina, Sciäna u. s. w. 9) S. §. 22. — 10) Z. B. bei Gadus, Lepidoleprus, den Sciänoi'den, Cottus, vielen Percoiden. — 11) Gadus, Cottus, Pleuronectes u. s. w. 12) Z. B. bei Scomber, Thynnus mit Ausnahme des vordersten, ossificirten, Knochens. 13) Bei allen Muränoiden, den Siluroiden. 14) Bei den Plectognathen : Tetrodon, Diodon, Ostracion, bei den Lophien: Lophius, Malthaea u. A. 15) Bei mehren Tetrodon -Arten; auch Raja, Rhinobatus, Chimära könnten — obwol Knorpelfische — als beweisend hier angeführt werden, indem die Knorpel- röhren ihres Schleim absondernden Apparates jm Wesentlichen einen ganz ana^ Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 31 [Diese Angaben beruhen auf Untersuchung von mehr als 100 Fischgattungen. Eine vorläufige Mittheilung derselben ward gegeben in Fror iep’s Notizen, April 1842, No. 409.] IV. Vom Kiefer -Gamnenapparate. §. 14. Der Kiefer -Gaumenapparat der Knorpelfische bietet eine so ausser- ordentliche Mannichfaltipkeit der Bildungen dar, dass es erforderlich ist, sein Verhalten je nach den einzelnen Familien kurz zu schildern. 1. Bei Branchiostoma findet sich nur ein den Mund umgeben- der, reifenförmiger, den Mundknorpeln vieler andern Knorpelfische ent- sprechender Knorpel. Er ist aus vielen Stücken zusammengesetzt, welche in die Knorpel der Mundcirren auslaufen •). 2. BeiAmmocoetes treten zuerst knorpelige Gaumenleisten und eine von ihnen eingeschlossene knorpelige Gaumenplatte auf, welche durch ihr hinteres Ende mit der Schedelbasis verwachsen ist, und auf welcher der Nasengaumengang ruhet. Ober- und Unterkiefer, so wie alle Lippenknorpel fehlen gänzlich 2 ). 3. Bei den Myxinoiden breiten sich die beiden Schenkel des On basilare flUgelförmig aus und bilden einen Gaumen-Schlund-Rahmen, mit welchem dann noch mehre abgesonderte Knorpel und Knochen, namentlich eine lange Gaumenplatte mit Gaumenleisten, auf welcher er- steren der Nasengaumengang ruhet, ferner die knöcherne Nasenstutze, das Knorpelgerüst des Schlundsegels und eigenthümlich gestaltete Mund- knorpel verbunden sind. Der untere Mundrand wird, in Ermangelung eines Unterkiefers, vom Zungenbeine gebildet 3). 4. Bei Petromyzon^) tritt von den knorpeligen Seitenwänden des Schedels ein unter dem vorderen Theile der Baitis cranii gelege nes kurzes, knorpeliges Gaumenstück ab, auf welchem der Nasengau- mengang liegt. Vorn und hinten, von der Seite dieses Gaumenknorpels ausgehend, bilden zwei sich vereinigende Fortsätze einen mit einer Membran ausgefüllten Knorpelbogen, auf dem das Auge ruhet. Am vor- deren Rande des Gaumenstückes befestigt sich ein gewölbtes hinteres Mundschild und weiter nach vorn liegen eigenthümliche Knorpelstücke logen Verlauf haben, wie seine knöchernen Grundlagen bei den meisten Knochen- fischen. Ich werde in einer ausführlichen Arbeit, die von zahlreichen Abbildun- gen begleitet ist, auf diesen Gegenstand zurückkommen. 1) Ueber Branchiostoma vgl. die angeführten Schriften vonRathke und von Müller und Retzius. 2) Abbildungen von Ammocoetes. Müller 1. c. Tab. 4. Fig. 6—10. 3) Abbildungen von Bdellostoma. Müller 1. c. Tab. 3. Fig. 1 — 7.; von Myxine ibid. Fig. 8. 9. Tab. IV. Fig. 11. 4) Abbild, von Petromyton marinus. Müller 1. c, Tab. 4. Fig. 1—5. Erstes Buch. Die Fische. :j2 zur Deckung und Umgebung des Mundes. Dieser wird hier von (.unem eigenthümlichen Lippenringo begrenzt. 5. Bei den Chimären s) sind auffallend gestaltete Lippenknorpel vorhanden. Ein vom Schedel getrennter Oberkiefer-Gaumen-Apparat fehlt gänzlich. Die continuirlich vorwärts sich fortsetzende Schedel- basis bildet vorn einen zahntragenden Alveolarrand. Der Unterkiefer ist vom Schedel getrennt, hangt aber nicht an einem beweglichen Suspen- sorium, sondern articulirt mit einem von der Knorpelmasse des Sche- dels ausgehenden unbeweglichen Fortsatze. 6. An die Chimären schliesst sich durch den Mangel eines vom Schedel getrennten Oberkiefer-Gaumen-Apparates, durch den Besitz eigen- thümlicher Labialknorpel, und endlich durch die nicht erfolgte Ablösung des das Suspensorium des Unterkiefers bildenden Quadratjochbeines die Gattung Lepidosiren ß), entfernt sich aber wieder durch den Besitz eines eigenthümlichen, dem ossificirten Deckstucke des Schedels mit- telst Bandmasse verbundenen zahntragenden Zwischenkiefers, so wie durch die Ossilication seines Quadratjochbeines. 7. Bei den Plagiostomen ") finden sich, ausser häufig vorkom- menden accessorischen Labial kn orpe ln, zahntragende obere und un- tere Knorpelstücke, die durch ein Suspensorium am Schedel aufgehängt sind und die Kiefer bilden. Das Suspensorium besteht gewöhnlich aus einem einzigen Knorpelstück, zu welchem nur bei einzelnen Gattungen ein vorwärts gerichtetes Knorpelstück hinzutritt, das man dem Cuvier- schen Os J»ga/e der Knochenfische verglichen hat. Ein bei vielen Rochen an der vorderen Wand des Spritzloches gelegener Knoi'pel ist als Aequivalent des Os pterygoideum Cuv. der Gräthenfische angesehen worden. Nur bei einer Gattung von Rochen finden sich Knorpel, die- den Gaumenbeinen [Ossa palatina Cuv.') der Gräthenfische analog zu sein scheinen. — Die Mundtheile sind nur bei wenigen, zur Familie der Torpedines gehörigen Plagiostomen vorstreckbar. 8. Bei den Stören s] liegt unter der langen knorpeligen Schnauze, 5) Abbild, von Callorhynclnis antarcticus. Müller 1. c. Tab. 5. Fig. 2. 6) S. die Abbildungen und die ausführlicheren Mittheilungen über diesen Ge- genstand bei Bischoff in d. a. Sehr. 7) Abbild, von Narcine brasiliensis. Müller 1. c. Tab. 5. Fig. 3. 4.; von Squatina laevis ibid. Fig. 5. u. C.; von Rhinoptera brasiliensis und Myliobates aquila, Tab. 9. Fig. 12. 13. — Die Labialknorpel_ sind am vollständigsten von Müller beschrieben worden. Sie finden sich besonders bei den Haien; unter den Rochen kommen sie bei Narcine und Rhinoptera vor. Der den Gaumenbei- nen verglichene Knorpel ist von Henle bei Narcine brasiliensis aufgefunden worden. — Der joehbeinähnliche Knorpel am Suspensorium kömmt bei Rhinoptera und Myliobates vor. — Die Abbildungen, welche Roscnthal in seinen ichthyo- tomischen Tafeln gegeben, sind oft ungenau und stehen den Müller sehen in je- der Beziehung nach. 8) Abbild, von Accipenser Ruthenus, Müller 1. cf Tab. 9. Fig. 10. u. 11. Die Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 33 in die ihr Schedel sich verlängert, ein sehr eigenthümlich gebildeter vorstreckbarer Kiefer -Gauinenapparat, der an dem Schedel durch ein aus drei Stücken bestehendes Suspensorium befestigt ist, das demjeni- gen vieler Knochenfische entspricht. Von diesen drei Stücken ist nur das oberste ossificirt. Der Kiefer -Gaumenapparat selbst besteht theils aus knöchernen, theils aus knorpeligen Stücken. Eine paarige Knochen- platte ist dem Os j)alafin?t7/i Cuv. der Gräthenfische, eine paarige Knor- pelplatte dem Os pterygoideum derselben verglichen worden. Ausser- dem kömmt noch am hinteren Theile des Gaumenapparates eine un- paare accessorische Gaumenplatte vor. Ein Paar Randstücke sind als Oberkiefer und Zwischenkiefer gedeutet worden. Der Unterkiefer be- steht aus zwei Seitenhälften. 9. Bei den Spatularien 9) ist der Kiefer- Gaumenapparat gleich- falls mittelst eines aus drei Stücken bestehenden Suspensorium am Schedel befestigt, von welchen wieder das oberste ossificirt ist. Der Oberkiefer- und Gaumenapparat liegt mit seinem vorderen Ende unter dem Schedel, ist aber nicht vorstreckbar, wie bei den Sturionen. Eine äussere paarige Knochenlamelle repräsentirt den Oberkiefer; ein Zwi- schenkieferstück fehlt. Zwischen Oberkiefer und Gaumenbein liegt eine dem Os pterygdideum Cuv. der Knochenfische verglichene paarige, knorpelige Lamelle. Eine hinter dieser vorhandene paarige, knöcherne Lamelle betrachtet man als Aequivalent des Os pa latiimm Cuv. der Gräthenfische. Der Unterkiefer ist knöchern. [Die sorgfältigsten anatomischen Untersuchungen über den Kiefer -Gaumen- apparat der Knorpelfische sind von Müller angcstellt und in dem ersten Theile seiner Vergleichenden Anatomie der Mj'xinoYden, erläutert durch treffliche Abbil- dungen, niedcrgelegt worden. Müller hat zugleich die früheren Deutungen die- ser Theile bei den verschiedenen Knorjtelfischen kritisch gemustert und ist na- mentlich zu dem Resultate gelangt, dass den Cyclostoiuen ein wirklicher Ober- und Unterkiefer fehlt, indem ihre nach völlig abweichenden Tj^pen geformten. Mund- und Lippenknorpel als solche Gebilde nicht zu betrachten sind; ebenso verwirft er, .mit Recht, die Ansicht Cuvier's, dass die Labialknorpel der Haien, der Chimären und einiger Rochen für Kieferstücke zu halten seien. Dagegen sucht er den Kiefer -Gaumenap|)arat der Störe, Spatularien und Plagiostomen auf denjenigen der Knochenfische zu reduciren und vergleicht auch den zahntragen- den Alveolarrand des Chimärenschedels dem Oberkiefer und Zwischenkiefer der Gräthenfische. Die Haltbarkeit der Müller’schen Deutungen ist später von Deutung der drei Bestandtheile des Kiefer- Suspensorium bei den Stören, w'elche Müller zweifelhaft geblieben ist, scheint mir durch eine Vergleichung derselben mit den in gleicher Anzahl vorhandenen der Gattung Silurus erleichtert zu wer- den. Nachträglich bemerke ich, dass Müller selbst so eben diese Vergleichung angestellt hat. S. den eben erschienenen Jahresbericht im Gten Hefte des Archi- ves 1843. 9) -Abbild, von Planirostra edentula Müller 1. c. Tab. V. Fig. 7. Vergl, Anatomie von Sicbold u. Stannin*. 3 34 Erstes Buch. Die Fische, Reichert in Frage gestellt worden. Sie scheinen in der Tliat, bevor sie adop- tirt werden, noch sorgfältiger vergleichender Prüfung zu bedürfen.] §• 15 . Bei den Knochenfischen ist der Kiefer- Gaiimenapparat bei weitem zusammengesetzter. Als Oberkiefer und Zwischenkiefer betrach- tet man Knochenstücke, welche am oberen Rande des Einganges in die Mundhöhle gelegen sind und meistentheils einen hohen Grad von Be- weglichkeit besitzen, übrigens jedoch rücksichtlich ihres Baues, ihrer Verbindung und der Anzahl der sie zusammensetzenden Knochenstücke eine sehr grosse Mannichfaltigkeit darbieten. Bei den meisten Knochenfischen liegt der aus zwei paarigen und gewöhnlich symmetrischen Hälften gebildete Zwischenkiefer i) vor dem Oberkiefer, ist umfänglicher als dieser, bildet den ganzen oberen Kieferrand oder einen grossen Theil desselben, zeichnet sich durch seine Freibeweglichkeit aus und ist in der Regel allein zahntragend. Er be- steht meist aus zwei in der oberen Mittellinie durch Bandmasse, selten durch Naht vereinigten bogenförmigen Abschnitten. An der Verbin- dungsstelle besitzt jeder einen aufsteigenden Ast von sehr verschiede- ner Länge, welcher durch elastische Bänder und Gelenke mit dem vor- deren Theile der Schnauze bald unmittelbarj bald durch Vermittelung zwischenliegender Knorpel- oder Knochenstückchen verbunden zu sein pflegt. Die Länge des aufsteigenden Astes und seine Leichtbew^eglich- keit gestatten vielen Fischen diesen Kiefertheil bedeutend vorzustrek- ken. Seltener ist dieser Zwischenkiefer fester mit dem übrigen Schnauzengerüste verbunden oder angewachsen. — Der Oberkiefer liegt bei der Mehrzahl der Knochenfische hinter dem Zwischenkiefer und ihm parallel und besteht dann aus zwei in der Mittellinie sich nicht fest verbindenden Seitenschenkeln. Das obere Ende jedes dieser Schen- kel pflegt mit dem Vomer, dem Intermaxillare und dem Gaumenbeine durch Gelenke beweglich verbunden zu sein. Jeder Seitenschenkel be- steht meistens aus einem einzigen Stücke, seltener aus zwei oder mehren 1) So verhält es sich bei den meisten Knochenfischen, besonders aber den Acanthopterygiern. Ein «npaares Intermaxillare besitzt Diodon; es kömmt nach Müller auch bei Morinyrus vor. Durch Naht sind die beiden Schenkel des Zwischenkiefers verbunden, z. B. bei Tetrodon; in der ganzen Länge ver- bunden sind sie bei Belone. — Die aufsteigenden Aeste sind sehr stark entwik- kelt bei Zeus, Vomer, Labrus, Anarrhichas u. A. ; sie verbinden sich eng oder verschmelzen bei Cj'prinus, Cyclopterus; sie Averden unbedeutend bei Salmo, Clu- pea, und verschwinden bei Silurus, Muraena. Bei diesen letztgenannten Fischen, so wie auch bei Andern, z. B. Belone, Xiphias, hört die freie Bew'eglichkeit des Zwischenkiefers auf. Bei vielen bildet er mit dem Oberkiefer einen gemein- schaftlichen Bogen, z. B. bei den Salinonen, den Characinen, Esocinen, den Clu- peen u. A. — Bei den Plectognathen findet eine innige Verschmelzung des Ober- kiefers mit dem Zwischenkiefer Statt. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 35 Stücken 2 ]. Bei vielen Knochenfischen liegt der Oberkiefer nicht als ein zweiter Bogen hinter dem Zwischenkiefer, sondern bildet mit die- sem letzteren, der mitten zwischen seine beiden Seitenschenkel gescho- ben ist, einen zusammenhängenden, meist beweglichen, selten unbe- weglich am Schedel befestigten Bogen oder selbst einen Schnabel, ln der Familie der Plectognathen sind Oberkiefer und Zwischenkiefer völ- lig verwachsen. Der Unterkiefer der Knochenfische ist durch ein eigenthümliches, aus mehren Stücken bestehendes Suspensorium am Schedel befestigt und an den Innenrand dieses Suspensorium, so wie namentlich an das Gelenkstück, das den Unterkiefer trägt, schliessen sich mehre bis zum Oberkiefer reichende Knochenplatten, welche unterhalb der Augen- höhle gelegen, als Gaumenstücke betrachtet werden. Meistens ver- binden sich diese Gaumenstücke nur vorn durch Gelenk mit der als Vomer bezeichneten Schnauzenbasis, mit dem Oberkiefer und dem Fron- tale anterius; seltener lehnt sich der grösste Theil ihrer Innenränder mehr oder minder fest und unbew^eglich an das Os sphenotdeum posterius. Das eigentliche Suspensorium des Unterkiefers be- steht mindestens aus drei, gewöhnlich aber aus fünf Stücken 3). Das oberste dieser Stücke greift in der Regel ein in eine lange, an der obe- ren Seitenwandung des Schedels über dem Felsenbeine gelegene ein- fache oder doppelte Gelenkgrube und ist nur selten unbeweglich mit dem Schedel verwachsen ^). An dem oberen Theile seines Hinterrandes trägt dies Stück einen gewöhnlich runden Gelenkhöcker zur Einlen- kung des Operculum, des obersten Stückes des Kiemendeckels. — Ab- wärts steigend wird dieser Knochen in der Regel stabförmig. Diese stabförmige Verlängerung ist häufig theilw'eise knorpelig oder durch knorpelige Substanz unterbrochen und erscheint so als ein gesonderter Knochen, der sich einwärts vom Praeoperculum und vom eigentlichen Träger des Unterkiefergelenkes bis in die Nähe dieses Gelenkes erstreckt. Bisweilen erkennt man, dass er hier durch unregelmässig gestaltete, schwer zu isolirende knorpelige Masse in das Gelenkstück des Unter- kiefers übergeht und auf diese Weise mit einem an der Innenseite des Unterkiefers gelegenen und in dessen Höhle nach vorn verlaufenden 2) Die Zusainuiensetzung des Oberkiefers aus mehren Stücken findet sich z. B. bei Esox, bei den Salinonen, den Clupeen, einigen ScomberoVden, besonders aber bei Lepidosteus. Der Oberkiefer tritt gegen den Zwischenkiefer bisweilen sehr zurück, wie z. B. bei Belone, wo der lange Schnabel einzig durch die bei- den der Länge nach verbundenen Zwischenkiefer gebildet wird. Ganz rudimentär oder fehlend ist der Oberkiefer bei den SiluroYden; vielen Aalen fehlt er ganz, 3) Drei Stücke sind vorhanden bei den SiluroYden; sie entsprechen Cu vier ’s Temporale, dem Praeopercidiim und Cuvier’s Os jugale. Eine Rcduction derselben findet auch Statt bei den Plectognathen und den MuränoYden. 4) Z. B. bei Diodon. 3 * 3G Erstes Buch. Die Fische. Knorpelslreifen (Meckel’ scher Knorpel] locker zusammenhangt, Cu- vier hat das mit dem Schedel durch Gelenk verbundene Stück 0» temporale^ die stabförraige Verlängerung von dem Punkte an, wo sie durch Knorpelmasse vom vorigen Knochen sich scheidet, Os symple- cticum genannt. An dieses Os symplecticam oder an die Stelle, wo es vom Os temporale abgeht, befestigt sich gewöhnlich das hinterste Stück des Zungenbeinbogens durch einen Fortsatz, den Cuvier Os styloideum nennt. Unterhalb des Gelenkhöckers für das Opercvlnm lehnt sich an den hinteren Rand des Os temporale ein mehr oder minder bogenförmiger Knochen, Praeoperculvm, der abwärts und vorn unter den eigent- lichen Träger des Unterkiefergelenkes tritt und dieses letztere fast im- mer erreicht. Es ist nur selten mit dem hinteren Rande des Os tem- porale unbeweglich verbunden 5). Bisweilen aber verwächst es mit denjenigen abwärts verlängerten Schleimcanal -Knochen [Ossa iafra- orhitalia)^ welche sonst einen einfachen Infraorbitalring bilden. Ge- schieht diesO), so wird das Unterkiefer -Suspensorium mit dem ihm verbundenen Gaumenapparate von einem Schilde mehr oder minder vollständig überwölbt. Bei den meisten Knochenfischen”) nimmt das Praeoperculum einen bogenförmigen, zum Unterkiefer hin sich ver- längernden lind in dessen Aussenwand sich fortsetzenden Arm des Schleimcanales der Haut in Knochenrinnen oder fest angewachsenen Knochenschuppen auf. Ueber dem vorderen und unteren Ende des Praeoperculum liegt das eigentliche Gelenkstück, das den Unterkiefer trägt, von Cuvier als Os jugale bezeichnet. — Zwischen dem vorderen und unteren Rande des Os temporale^ dem Praeoperculum und Os jugale ist ein meist flacher Knochen gelegen, den Cuvier Os tympanicum nennt. Von den vorderen und oberen Rändern dieses Os tympanicum und des Os jugale aus erstreckt sich eine, meist aus drei Stücken beste- hende Knochenfläche zur Schnauzengegend des Schedels und zum Ober- kiefer auf- und vorwärts, welche den Gaumenapparat bildet 8). Den obersten und vordersten dieser Knochen, welcher durch ein Gelenk 5) Bei den Plectognathen. Die Verhältnisse des Praeoperculum bei dieser Familie, bei den Siliiroiden und den Muränoiden lassen keinen Zweifel darüber aufkoinmen, dass dieser Knochen — wie dies auch schon Meckel, Rathke, Reichert u. A. angenommen — wirklich dem Kiefersuspensoriuin und nicht dem Kiemendeckel -Apparate angehört. 6) Bei der Familie der Cataphracten, namentlich der Gattung Trigla. 7) Ausnahmen von dieser Regel bilden die Plectognathen, die Lophien. — Am entschiedensten tritt jenes Verhältniss dagegen hervor bei den Aalen. 8) Bei einigen Familien verkümmert dieser Gaumenapparat, namentlich bei den Siluroiden, Erythrinen, Muränoiden; besonders bei Muränophis Helena. Der Innenrand des Gaumenapparates stosst bisweilen an das Sphendideum basilare, z. B. bei Diodon. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 37 mit dem Schnauzentheile des Schedels , meist aber auch mit dem vor- deren Stirnbeine und dem Oberkiefer verbunden ist, betrachtet man nach Cuvier sehr allgemein als Gaumenbein, Os palatinum. Es verläuft bisweilen dem Oberkiefer parallel und ist häufig mit Zähnen besetzt. Von den hinter ihm liegenden, die Verbindung mit dem Un- terkiefer-Suspensorium bewirkenden beiden Knochen hat man den äus- seren, an das Os jugale sich anlegenden Knochen Os transversum, den inneren Os pterygo'ideum genannt. Der Unterkiefer besteht bei den meisten Knochenfischen aus zwei vorn durch Bandmasse verbundenen Aesten, deren jeder häufig einen Processus corondideus besitzt. Meistens besieht jeder Unter- kieferast aus drei bis vier Stücken: 1) dem vorderen Os dentale^ dessen oberer Rand gewöhnlich zahntragend ist; 2) dem Os arUcu- lare, das dem Os jugale eingelenkt ist; 3) dem am hinteren Rande jedes Os articulare gelegenen, oft knorpelig bleibenden Eckstücke: Os a ngulare 9). Unbeständiger ist ein kleines am Innenrande des Os articulare gelegenes Knochen- oder Knorpelstück, das Cuvier dem Os op erculare der Reptilien vergleicht. Selten erscheint die Zahl dieser Knochenstücke so vermehrt, dass sie derjenigen der be- schuppten Reptilien gleichkömmt lO). — Sehr beständig bildet das Os dentale inwendig eine mehr oder minder beträchtliche Höhle, in welche der Meckel’sche Knorpel, ein Unterkiefermuskel und die Nerven imd Gefässe sich hineinerstrecken. [Wenn Cuvier’s Benennungen in obiger Darstellung unverändert beibehalten wurden, so geschah dies nur aus dem Grunde, weil sie die bekanntesten und geläufig- sten sind, nicht aber, dass die damit belegten einzelnen Knochenstücke dadurch als Aequivalente der gleichnamigen Theile höherer Wirbelthiere bezeichnet würden. Kein anderer Theil des Fischskeletes hat so mannichfache Deutungen erfahren müssen, als die in diesem Paragraphen abgehandelten Knochen. — W'as zuerst das Os t^fnporale mit seinen Verlängerungen: dem Os sijmplecticum und dem Meckel’schen Knorpel anbetrifft, so gehören dieselben dem ersten Visceralbogen an und möchten ihre Aequivalente in dem gleichnamigen Knorpel der Säuge- thiere und dem in den Hammer des Gehörorganes sich umwandelnden Blastem finden. Das Praeoperculum halte ich mit Geoffroy und Reichert für das Os tym- panicum s. quadratum. Auf die Analogie von Cuvier’s Os jugale mit dem Os quadrato-j'ugale der Batrachier hat Müller bereits überzeugend aufmerkscim gemacht. Sehr zweifelhaft bleibt immer noch die, Deutung von Cuvier’s Tym- panicum. Gute Abbildungen des Kiefer- Gaumenapparates von Perca fiuviatilis bei Cuvier und Valenciennes T. 1, Tab. 1 — 3. Die anomalen Fische Lepi- dosteus und Polypterus s. bei Agassiz, Poiss. foss. Vol. 3. Tab. 40 sqq. — Bei einigen Knochenfischen kommen noch accessorische Lippenknorpel vor, wie Müller entdeckt hat. — ] 9) Ich habe dieses Stück bei genauerer Untersuchung nie vermisst. 10) Bei Osteoglossum (nach Müller) so wüe auch bei Lepidostcus osseus auf 6. 38 Erstes Buch. Die Fische. V. Vom Zungenbeine. §. 16 . Bei den Cyclostomen und namentlich bei den Myxinoi'den und Petromyzonten zeigt der Zungenbein - Apparat so eigenthüraliche und zusammengesetzte Verhältnisse, dass es vorläufig unmöglich scheint sie auf diejenigen der höheren Fische zu reduciren. Bei den MjTcinoi- den bilden ihm angehörige Theile, bei Mangel eines Unterkiefers, den unteren Mundrand i). — Einfacher und sehr übereinstimmend gestaltet erscheint das Zungenbein bei den höheren Knorpelfischen und Knochenfischen. Es stellt einen hinter dem Unterkiefer und vor dem ersten Kiemenbogen gelegenen, aus zwei, meist gegliederten und mittelbar unter einander verbundenen Seitenschenkeln bestehenden Bogen dar. Jeder Seitenschenkel ist selten am Schedel selbst 2) ^ ge- wöhnlich am Suspensorium des Unterkiefers beweglich eingelenkt. Bei den Knochenfischen geschieht diese Einlenkung durch einen knöcher- nen oder knorpeligen Stiel [Os stylaidemn]^ der bei den Gattungen, die ein vollständig entwickeltes Suspensorium besitzen, an der Verbindungs- stelle des Os temporale mit dem Os symplecticum befestigt ist. Die Zahl der Segmente, aus welchen jeder Zungenbeinbogen zusam- mengesetzt ist, zeigt sich verschieden; bei mehren Haien ist jeder Schen- kel einfach, bei vielen Rochen besteht er aus zwei, bei den Chimären, Sturionen und Spatularien aus drei Stücken; unter den Knochenfischen wechselt die Zahl der letzteren; doch sind deren höchstens vier vor- handen. — Die Verbindung der Seitenbogen wird bei den Rochen und Sturionen dädurch bewirkt, dass ihre unteren Enden an die Bogen des vordersten Kiemenpaares sich anheften. Schon bei den Chimären und Haien sind sie durch ein eigenes unpaares Mittelstück [Copula) verbunden; dies wird auch bei den Knochenfischen nur sehr selten vermisst *). Bei den letzteren schliesst sich gewöhnlich vorn an diese Copula noch ein meist einfaches, selten paariges Os linguale s. entoglossum, das der Zunge zur Stütze dient ^). — Unterhalb der 1) Den Zungenl)ema])parat der Myxinoi’den schildert ausführlich Müller, MjTdn. Th. 1. S. 49., und gibt schöne Abbildungen nicht hlos von Bdellostoma, sondern auch von Petromyzon, Chimaera und Planirostra. — Das Zungenbein fehlt bei Branchiostoma. 2) So bei den Chim'ären durch fibröse Membran an den Schedel und nament- lich auch an seine Unterkiefer- Apophyse. Am Schedel, nach Rathke, bei Raja aquila und Rhinobatus rostratus; bei Torpedo und Narcine am Suspensorium des Unterkiefers; bei Rhinobatus Horkelii an der Grenze des letztem und des Schedels. 3) Nicht so häufig, als Rathke angibt; ich finde es z, B. bei Diodon, bei Cyclopterus u. A. Es fehlt bei Muraenophis helena. 4) Es fehlt bei Muraenophis und andern von Rathke namhaft gemachten Fischen. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 39 Vereinigung der ZÜngenbeinhogen und mehr oder weniger innig, oft durch Sehnen an sie befestigt, erscheint bei den meisten Knochenfischen noch ein Zungenbeinkiel, der, von sehr verschiedener Grösse und Form, denjenigen Fortsetzungen der iseitenmuskeln des Rumpfes, welche man als M. sternu/iydiild bezeichnet, als Ansatzpunkt diente). — An jeden Zungenbeinbügen, und besonders an seinen mittleren. Theil, hef- ten sich bei den imusten Knorpelfischen und bei allen Knochenfischen knorpelige oder knöcherne Strahlen, Radii branchiostegi. Ge- wöhnlich durch eine doppelte Haut, zwischen welcher Muskelfasern verlaufen, zusammengehalten [Membrana branchioxtega)^ tragen sie zur Schliessung der Kiemenhöhle mehr oder minder wesentlich bei und bilden also eigentlich einen Theil des Kiemendeckel- Apparates. Sie fehlen den Sturionen, werden bei Planirostra durch eine Knochen- platte repräsentirt, sind bei den Chimären, Haien und Rochen als knor- pelige Strahlen vorhanden und meist mit ähnlichen vom Kiefersuspen- sorium ausgehenden, hier den Kiemendeckel darstellenden Knorpelstrah- len verbunden. Bei den Knochenfischen bieten sie je nach Zahl und Form bedeutende, auch als systematische Charaktere benutzte Verschie denheiten dar o). [Man vgl. besonders Rathke, Anat. philos. Untersuchungen über den Kie. uienapparat und das Zungenbein der Wirbelthiere, Riga 1832. 4.J VI. Vom Skelet des Respirations- Apparates. §. 17 . Fast allen Fischen kommen knorpelige oder knöcherne, meist mit der Wirbelsäule oder mit dem Schedel mehr oder minder innig ver- bundene Gebilde zu, welche theils zur Deckung des Kiemenapparates, theils zur unmittelbaren Unterstützung derjenigen gefässreichen Theile dienen, in welchen die Umwandlung venösen Blutes in arterielles ge- schieht. Was zuerst die soliden Aussengebilde des Kiemenapparates anbetrifft, so kommen schon bei Branch iostoina Knorpelstäbchen in sehr grosser Zahl vor, welche die Seitenwände des Respirations Schlauches bilden. Bei Ammocoetes und bei Petromyzon ist ein knorpeliger, mit der Wirbelsäule und mit dem Schedel in Verbindung stehender, sehr zusammengesetzter äusserer Kiemenkorb vorhanden, an den die Constrictoren der Kiemensäcke sich befestigen. Nur noch bei den Plagiostomen finden sich ähnliche, wenn schon minder zu- 5) Er fehlt bei Diodon, Tetrodon, Lophius; bietet übrigens sehr verschiedene Gestaltungsverhältnisse dar. Er ist doppelt und paarig bei Polypterus, wie Mül- ler gefunden. 6) Bei Diodon und Tetrodon bildet der erste Kieinenhautstrahl eine breite Platte; die Strahlen sind von enormer Länge bei den Lophien; sie sind in gijps- ser Zahl vorhanden und stark gekrümmt bei den Aalen. 40 Erstes Buch. Die Fische. sammengesetzte, die Ränder der Kiemenspalten stützende, reihenförmig gestellte Knorpelstreifen, welche aber die Wirbelsäule nicht er- reichen. Zugleich erscheinen bei ihnen, und zwar namentlich bei den Haien, als erste Andeutungen des Kiemendeckels der übrigen Fische mehre vom Kiefersuspensorium ausgehende Knorpelstreifen. Aehnliche Strei- fen kommen bei den Chimären vor. Sie liegen theils frei, theils sind sie an einer mit den Zungenbeinbogen zusammenhängenden Knor- pelplatte befestigt und schliessen sich an die eigentlichen P^adii üran- cMostegi an. Bei Planirostra wird der Kiemendeckel durch eine einfache Knochenplatte repräsentirt, welche am zweiten Stück des Kiefer- Suspensorium befestigt ist. Bei den Sturionen dagegen besteht er, obschon äusserlich einfach erscheinend, wie bei den Knochenfischen, aus drei Knochenstücken. Diese sind das Ope rcnlum, das Suhoper- cnluvi und das J nteroperculum, Ihr Verhalten bei den meisten Knochenfischen ist folgendes. Das beträchtlichste dieser Knochenstücke ist immer das am meisten nach hinten und oben gelegene Opercu- lum. Es besitzt an seinemvordern und obern Winkel eine Gelenkgrube, welche in einen convexen Gelenkkopf des Os temporale passt. Es liegt hinter dem absteigenden Aste des Praeopercttlum, an dem es meistens durch Bandmasse lose so befestigt ist, dass es wie ein Thürflügel auf- und zugeklappt werden kann. — An den unteren Rand des Operculnm ist die zweite kleinere, nicht ganz selten fibrös -häutig bleibende Platte des Kiemendeckel -Apparates: das Snbopercnlnm gewöhnlich der Länge nach angeheftet. Von den Vorderrändern der beiden vorigen Knochen aus, ihnen meist innig angeheftet, seltener von ihnen mehr getrennt, erstreckt sich das Inter op er cn lum bogenförmig zum Unter- kiefer hin und verbindet sich mit dessen unterem Winkelstück durch Bandmasse. An der Innenfläche des J nteroperculum ist durch Ligament der Zungenbeinbogen gewöhnlich so befestigt, dass der Kiemendeckel- Apparat ohne gleichzeitige Mitbewegung der Zungenbeinbogen weder ge- öffnet, noch geschlossen werden kann. [Ueber ßranchiostoma s. (1. angef. Schriften von Rathke, von Müller und Retzius. — Ueber Aminocoetes und Petroinj'zon vgl. Rathke, Bemerkungen über den innern Bau von Petroiuj'zon , Danzig 1S26, und dessen Beiträge z. Ge- schichte d. Thierwelt Abth. 4., Halle 1828. 4. Born in Heusinger’s Zeit- schrift f. Organ. Physik Bd. 1. Mayer, Analekten f. vgl. Anatomie, Bonn 1835. 4. Tab. 1. — Ueber die Plagiostomen und Knochenfische Rathke’s Unters, üb. d. Kiemenapparat. — Ueber Accipenser Baer, Bericht. — Ueber Planirostra und Chimaera Müller, MyxinoYd. Th. 1. — Rathke macht S. 76. der zuletzt ge- nannten Schrift eine Menge von Knochenfischen namhaft, bei denen die Zahl der Stücke des Kiemendeckels auf 2 oder auf 1 reducirt sein soll. Ich finde jedoch z. B. bei Chaetodon, Muraena, Uranoscopus, Callionymus, Tricbiurus, Lophius, Malthaea die gewöhnliche Zahl der Stücke; bei den Plectognathen aber, nament- lich bei Diodon, zerfällt das lange stabförmige Interoperculum streng genommen Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 41 in zwei Stücke, so dass also eher eine Vermehrung, als eine Verminderung der Hnochenstücke — bei übrigens sehr eigenthümlichem Verhalten des Kiemendek- kels — anzunehmen ist. Enorm entwickelt ist er bei Malthaea und anderen Lo- phien. — Den Siluroi'den fehlt das Interoperculum.\ §. 18 . Bei den höheren Knorpelfischen und bei säinmtlichen Knochen- fischen kommen vier knorpelige oder knöcherne Kiemenbogen {Ar- cua brattcfiinles) vor, welche der Reihe nach hinter dem Zungen- beinbogen gelegen sind. Sie dienen mit ihrem grösseren, mittleren Ab- schnitte, gewöhnlich säramtlich, seltener nur zum Theili) als solide Stutzen der knorpeligen oder knöchernen Kiemenstrahlen und der diese letzteren überziehenden häutigen Kiemenblättchen. Auf sie folgt hinten ein unvollkommener gebildeter Bogen, welcher fast nie mehr als Kie- menträger dienend, häufig mit Zähnen besetzt, den Schlundkopf seitlich und abwärts unterstützt und darum als unterer Schl und knochen [Os pharyngeum inferius] bezeichnet wird. Nur die Gattung Le- pidosiren liefert ein Beispiel vom Vorkommen von Kiemenblättchen an diesem fünften Bogen 2), Er ist gewöhnlich vom hintersten Kiemenbo- gen getrennt, selten mit ihm verwachsen »). Jeder Kiemenbogen besteht aus zwei Seitenschenkeln, deren untere Enden an der Bauchfläche convergiren und hier in der Regel mittelst einer Reihe kleiner unpaarer Knochen- oder Knorpelstücke, selten durch grössere und breitere Knorpelplatten unter einander verbunden sind *). Diese gewöhnlich vorhandenen s) Verbindungsstücke entsprechen, ihrer Lage und Bedeutung nach, der Copula der Zungenbeinbogen, an welche sie auch meistens hinten sich anschliessen. Was ihre Zahl an- belangt, so ist diese keinesw^eges immer derjenigen der Kiemenbogen gleich, indem zwei oder drei der letzteren sehr häufig eine gemein- 1) Vgl. über diesen Punkt den vom Respirationsorgane der Fische handelnden Abschnitt. 2) S. Bischoff’s Angaben a. a. 0. „An ihrer unteren, nach der Kiemen- höhe hinsehenden Seite tragen die drei hintersten Kiemenbogen die Ceberreste der kleinen büschelförmigen Kiemen; der erste und zweite Kiemenbogen tragen keine solche.“ 3) Dieser Fall tritt bei Muraenophis Helena ein. Rathke spricht diesem Thiere besondere Schlundkiefer ab. Mir scheint aber der dickere vierte Kieinen- bogen durch eine Verschmelzung von Schlundkiefer und Kiemenbogen entstanden zu sein. 4) Solche breitere Knorpelplatten, hinterwärts verlängert, kommen vor bei den Rochen. Bei Rhinobatus (rostratus und Horkelii) schliessen sich die Bogen des vordersten Kiemenpaares nicht an diese Platte, sondern werden durch einen queren Knorpelstab verbunden. 5) Sie fehlen bei Muraenophis, Lophius, Malthaea; nach Rathke auch bei den Syngnathen und bei Uranoscopus. Bei Cyclopterus aber, denen Rathke sin gleichfalls abspricht, sind sie vorhanden. Selbst bei den Lophien ist wol nur eine Verwachsung des Schlundkiefers mit der plattenförinigcn Copula anzunchmen. 42 Erstes Buch. Die Fische. schaftliche Copula besitzen. Die beiden oberen Enden der Schenkel jedes Kiemenbogens vereinigen sich nicht. Sie sind durch Zellgewebe oder fibröses Gewebe an der Basis cranii oder unterhalb des vorder- sten Abschnittes der Wirbelsäule o) befestigt uder hier eingelenkt. Jeder einzelne Kiemenbogen ist gewöhnlich aus mehren Gliedern zusammengesetzt, deren Grösse, Länge, Form und Anzahl mannichfachen Verschiedenheiten unterworfen ist. ln der Regel besteht jeder Seiten- schenkel der drei vorderen Kiemenbogen der Knochenfische aus vier Gliedern, während der des letzten Kiemenbogens meist eine geringere Anzahl derselben besitzt und der untere Schlundknochen aus zwei Segmenten oder aus einem einzigen besteht. Die beiden Seitenschen- kel des letzteren können unten verwachsen 7) oder durch ein einziges unpaares Stück ersetzt werden ®). Unter den einzelnen Gliedern der Kiemenbogenschenkel ist immer das zweite von unten das längste und beträchtlichste und nächst ihm das dritte. Dem vierten oder obersten Gliede, welches bei vielen Grä- thenfischen anomale Formen darbietet und mit Zähnen besetzt ist, hat man, besonders in Berücksichtigung dieses letzteren Verhaltens, den Namen eines oberen Schlundknochens [Ospharyngeumsn- perivs) gegeben. Die einzelnen in einer Reihe hinter einander lie- genden oberen Schlundknochen sind sehr häufig unter sich verwach- sen 9). Bei Guvier’s Labyrinthfischen treten die oberen Schlund- knochen noch in eine sehr wesentliche Beziehung zum Respirations- Apparate, in so fern sie, wenigstens theilweise, durch das Zerfallen in Blätter siebbeinförmige Labyrinthe bilden, welche, mit Schleim- haut überkleidet, die Grundlage eines Tespiratorischen Gefässnetzes ab- geben 10). Eigenthümliche Entwickelungen anderer Art zu ähnlichem Zwecke finden sich am oberen Stücke des zweiten und vierten Kiemen- bogens von lleterobranchus anguillaris. Eine andere auffallende Bildung bieten die meisten Plectognathen n) dar, indem hier, nicht von dem oberen Schlundkiefer, sondern von dem G) Unter den Knochenfischen köiiaint dies letztgenannte Verhalten z. B. bei obi nervi trigemini. An der Ursprungsstelle des Nervus vagus zeigen sich bald schwache Erhabenheiten, bald mehre kleine Ganglien, bald sehr starke den Si- nus rhombdidalis überwölbende in der Mitte zusammenstossende Mas- sen, die sogenannten JLobi electrici der Zitterrochen. 8) Abbildungen von Plagiostomen -Gehirnen finden sich bei Carus, Zooto- mie Tab. IX. und Darstellung des Nervensystem es Tab. II.; bei Kühl, Beitr. z. Zool. u. vergl. Anat. Frankf. 1820. Tab. 1.; bei Weber, de aure et auditu houi. et anim. Lips. 1820. 4. Tab. 10.; bei Swan, Illustrations of the comp. anat. of the nerv. syst. Lond. 1836. 4. Tab. X.; bei Wagner, Icones physiol. Tab. 23.; bei Valentin in Neue Denkschr. d. Schweiz. Gesellsch. f. Naturwiss. Neuchat. 1841. Bd. 6.; bei Mayer, Spicilegium observat. anatouiicar. de Organo electrico in Rajis, Bonn. 1843. 4. u. a. a. 0. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. den Sinnesorganen. 59 Bei den Knochenfischen») liegen meistens unmittelbar vor den llemisphärenlappen die den Riechnerven angehörigen Anschwellun- gen, die selten erst am vorderen Theile der Xervi olfactorii sich bil- den. Auf die Hemisphärenlappen folgen dann die sogenannten Lobt optici, welche zugleich das Zwischenhirn und Mittelhirn reprä- sentiren, denn die Hifpophysis befestigt sich an der Basis des vorde- ren Theiles dieser Lappen und die A'ervi trochleares entspringen zwi- schen ihnen und dem Cerebellum. Hinter der Hypop hysia liegen an ihrer Basis die Lobt inferiores. Oben folgt auf die Lobi optici nach hinten das Cerebellum, an welches ferner noch häufig Anschwellungen der Medulla oblongata [Lobi posteriores auct.) sich anschliessen. Die paarigen, soliden Hemisphärenlappen der Gräthenfische haben gewöhnlich eine bläulich -graue Farbe und zeigen häufig einige sehr schwache Erhabenheiten oder Windungen; sie bestehen grossentheils aus grauer Substanz, enthalten aber zugleich weisse Fasern, mit denen die Pyraraidalstränge in sie ausstrahlen. Die beiden Lappen verbinden sich durch eine Commisaura interlobularis, deren Fasern aus den Py- ramiden stammen. In der Regel sind sie kleiner als die Lobi optici i»), seltener gleich gross ii), noch seltener grösser als sie 12). Bei den Schollen ist der aufwärts gelegene Lohns immer grösser und ausgebil- deter, als der untere, ihm entsprechende. Zwischen den Hemisphärenlappen und den Lobi optici liegen seit- lich auf dem Hirnstiele noch zwei kleine Tuberkeln [Tuber cula in- tetmedia], welche durch eine feine Quercommissur [Commissura te- n/uissima) verbunden werden. Mit ihnen steht durch Gefässe oder häu- tige Theile in Verbindung die, wie es scheint, allen Fischen zukom- mende Epiphysis, ein vielleicht durchaus vasculöses Gebilde, das oft bedeutend höher, als die eigentlichen Hirntheile, in der Schedelhöhle sich erhebt 1 *). Die gleichfalls paarigen Lobi optici sind gewöhnlich länglich- rund oder cylindrisch und bestehen aus grauer, mit weissen Fasern un- termengter Substanz. Ihre Grösse steht anscheinend in einem geraden Verhältnisse zur Grösse der Augen 1^). Stets besitzen sie in ihrem In- 9) Vgl. besonders den Aufsatz von Gottsche, dem zahlreiche Abbildungen beigegeben sind. 10) Sehr klein fand sie Gottsche bei Zeus faber. 11) Z. B. bei Gobius niger und Crenilabrus norwegicus nach Gottsche. 12) Bei Muraena. Hier kommen auch Spuren von Theilung jedes Hemisphä- renlappens in zwei Abtheilungen vor, die auch Valentin angibt. 13) Ich habe sie nie vermisst; sehr entwickelt ist sie z. B. bei Salmo. 14) Von Gottsche nach Beobachtungen an den Pleuronectes- Arten geschlos- •sen. Klein sind sie auch bei Silurus, wo die Sehnerven und Augen schwach und klein sind. CO Erstes Buch. Die Fische. nern eine umfangreiche Höhle und enthalten zahlreiche kleine Gebilde, welche sehr verschiedenartig gedeutet worden sind is). Unter den T^oLi optici inserirt sich mit einem bald kurzen, bald langen 1*») Trichter [Infu/idil/ulum) die Hypop hysis. Der Trich- ter hangt zusammen mit einem grauen dreieckigen Theile [Trigonum fissutn)^ in welchem ein von zwei wulstigen Lippen begrenzter, in den Ventrikel der Sehlappen führender Spalt sich /findet. Vor diesem grauen Dreieck liegt eine, die Ursprünge der beiden Sehnerven verbin- dende Coramissur [Commissura tranavema ffalteri). Die röth- lich- grau 'gefärbte, gefässreiche, anscheinend immer solide Hypophyaia ist bei allen Knochenfischen gross, bei einigen aber wieder hervorste- chend entwickelt i'). Sie ruhet in einer vorn von dem brückenfürmi- gen vorderen Keilbeinkörper, hinten von dem Vorderrande der Oaaa petroaa geschlossenen Lücke der unteren Schedelwand. Gleichfalls unter den Lobi optici liegen, die I^obi iuferiorea, meist zwei ovale Lappen von graulich -weisser Farbe, hinten gewöhn- lich eng verbunden, vorn durch das Trigonum fiaaum weiter aus ein- ander gedrängt. Sie sind, anscheinend immer, hohl und ihre Höhle communicirt mittelst des Trichters mit dem Ventrikel der l^obi optici. Zwischen und unter ihnen liegt häufig ein membranöser, gefassreicher, oft weiter Sack [Saccua v aaculoawa) , der eine eiweissartige Flüs- sigkeit enthält. Die hinteren Grenzen der Lobi iuferiorea verdecken eine weisse, dicht an der Ursprungsstelle der A’. A’. oeuiorttm motorii befindliche Quercomrnissur. Das bald sehr kleine bald auffallend grosse und stark entwik- kelte 19) Cerebellum ist gewöhnlich oberflächlich glatt, besitzt aber bisweilen Furchen 20 ). Obgleich es unpaar erscheint, erkennt man doch mehr oder minder deutliche Spuren einer mittlern Längsfurche. Inwen- dig besitzt cs eine mit den übrigen Ventricularräumen communicirende J5) Mit besonderer Sorgfalt von Gottsche beschrieben. 16) Sehr lang bei Lophius und Clupea Alosa nach Gottsche. 17) Z. B. Cyclopterus, Pleuronectes; ich habe mich nie von Ainvcsenhcit einer Höhle in diesem Gebilde überzeugen können. 18) Bei Gobius niger, Julis, Lophius nach Gottsche; sehr klein fand ich es auch bei Cottus und Cyclopterus. 19) Bei Thynuus nach Cuvier, bei Echeneis nach Gottsche, bei Gymno- tus nach Valentin, bei verwandten MuränoTden nach Müller; bei Scomber scomber, Salmo salar fand ich es ebenfalls sehr stark entwickelt. — Es überragt bei den genannten Fischen bald einen grossen Theil der Lobi optici, bald reicht es noch weiter nach vorn, wie bei Thynnus. S. die Abbildung bei Müller, Gehörorg. d. Cyclostomen Tab. 3. 20) Bei Scomber beobachtet; auch bei Thynnus und Echeneis nach Cuvier und Gottsche. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. den Sinnesorganen. Gl Höhle. In die Markmasse des Cerehellum gehen die seitlich aufsleigen- den Corpora restiformia über. Hinter dem kleinen Gehirn liegen hfiufig paarige Anschwellungen der Medulla o/jlongata, die sogenannten Lobt posterioren^ welche oft oberhalb des vierten Ventrikels sich verbinden. Sie scheinen die stark entwickelten Ursprungsstellen des Xervua trigeminits zu sein. HinU'r ihnen liegen noch seitliche Anschw'ellungen an der Ursprungs- slclle des Nervus vagus [Lobt Vagi). Von dem Boden der vierten Hirnhöhle erhebt sich bisweilen noch eino unpaare Anschwellung 21) oder es kommen deren sogar mehre 22) yor _ Der Sinus r hombo'idalis., dessen Boden von den vorderen Pyramiden und dessen Seitenwände von den Corpora restiformia und den hinteren Pyramiden gebildet werden, hat eine verschiedene Aus- dehnung und communicirt nach hinten mit dem Mediancanale des Rük- kenmarkes. An seinem Boden finden sich mehre Coramissuren. Vom Rückenmarke aus nach dem Hirne zu gewinnt die Medulla oblongata immer an Breite. §. 25 . Das Gehirn der Fische ist nicht nur im Verhältnisse zur ganzen Köfpermasse, sondern auch zur Masse der aus ihm hervortretenden Ner- ven sehr klein; am beträchtlichsten ist es bei den Plagiostomen. Mei- slentheils füllt es die SchedelhÖhle bei weitem nicht aus und ist oft in Vergleich zu dem Umfange der letzteren sehr unbeträchtlich zu nennen. Eine harte Hirnhaut ist fast immer deutlich nachweisbar. Die das Gehirn unmittelbar umkleidende gefässreiche Pia mater wird meisten- Iheils von einer fettreichen, sulzigen Masse, die bald in grösserer, bald in geringerer Menge vorhanden ist, umgeben; durch diese Masse wird die SchedelhÖhle oft zum grössten Theile ausgefüllt i). II. Von den Spinalnerven. §. 26 . Di'e Spinalnerven der meisten Fische entspringen mit zwei Wur- zeln, einer vorderen und einer hinteren — ein Gesetz, von welchem nur sehr w'enige Ausnahmen bekannt sind, indem nur bei einigen Gadiis- Arten, statt einer hinteren Wurzel, deren zwei an der Mehrzahl der Spinalnerven verkommen 1). Bei einigen Knochenfischen besitzt 21) Z. B. bei den Cyprinen. — 22) Z. B. bei Silurus. 1) Sehr eigenthümlicli sind die Umhüllungen des Gehirnes bei Petrouiyzon und Accipenser durch Anwesenheit von härteren Scheibchen und gefässreichen fächerfürmigen Platten. — Reichert hat die Existenz der harten Hirnhaut der Knochenfische mit Unrecht in Abrede gestellt. 1) Dies Verhalten hat Swan bei Gadus Morrhua entdeckt; ich beobachtete fis an .11 Spinalnerven von Gadus Callarias, der freilich nach Kröyer von erst- genannter Art nicht specifisch verschieden sein soll. Die eine dieser beiden hinte- Erstes Buch. Die Fische. «2 ausschliesslich der erste Spinalnerv eine hintere und zwei vordere Wurzeln 2) und bei anderen werden die beiden ersten Spinalnerven aus zw'ei hinteren und einer vorderen Wurzel gebildet*). — Von der Regel, wonach die hinteren Wurzeln der Spinalnerven zu einem Gan- glion anschwellen, kennt man dagegen keine bestimmte Ausnahme •<). Diese gangliöse Anschwellung wird gewöhnlich gleich nach dem Aus- tritte der hinteren Wurzel aus dem von den oberen Bogenschenkeln der Wirbel gebildeten Canale beobachtet «). Die Austrittsstelle der Wurzeln ist in der Regel der Zwischenraum zwischen zwei oberen Bogenschenkeln der Wirbel; selten treten sie durch die Knochensub- stanz der oberen Bogenschenkel o). Sogleich nach der Ganglienbildung der hinteren Wurzel verflicht sich die vordere mit ihr und alsbald tre- ten die einzelnen Zweige aus dieser verbundenen Nervenmasse hervor. In der Regel sind Rami dorsales s. posteriores") und Rami ventrales s. anteriores vorhanden; meistens geht zwischen beiden noch ein Ramus medius^) ab. R ami dorsales sind meistens zwei vorhanden; ein vorderer [R. spinosus]^ der längs dem hinteren Rande des ihm entsprechenden Processus spinosus zum Rücken aufsteigt und ein hinterer {R. com- muuicans), der schräg nach hinten sich erstreckt und dann mit dem R. spinosus des nächst hinteren Spinalnerven sich verbindet 9). Durch die Vereinigung beider entsteht dann häufig ein R. co?nmunicans für den R. lateralis trigemini i»]. Bisweilen gehen neben den genannten beiden Hauptästen noch untergeordnete Zweige ab, die sich sogleich in die Rückenrauskeln begeben. Mitunter gibt der R. dorsalis nur einen solchen Rückenmuskelzweig ab und seine Fortsetzung bildet einen R. communicans. Durch die Vereinigung dieser R. communicattles entsteht in diesem Falle ein Längsnervenstamm, der an der Basis der Dornfortsätze nach hinten sich erstreckt. Aus diesem letzteren gehen dann R. dor- sales ab, die theils unmittelbar in die oberste Schicht der Rückenmus- keln sich vertheilen, theils an den R. lateralis N. trigemini treten n). Der Ramus me diu s geht meistens unmittelbar aus dem ren Wurzeln ist für den Rückenast, die andere für den Bauchast der Spinalner- ven bestiinint. 2) Z. B. bei Belone vulgaris. 3) Ihr Verhalten bietet bedeutende, selbst individuelle Verschiedenheiten dar. S. meine Abhandlung über den Dorsch in Müller’s Archiv 1842. 4) Swan’s Angabe, dass bei Gadus die hinteren Wurzeln keine Ganglien besitzen sollen, ist unrichtig. Aber die für den Rückenast bestiuimte hintere Wurzel schwillt erst in beträchtlicher Entfernung von ihrer Austrittsstelle zu einem Ganglion an. 5) Z. B. bei Cyclopterns, Salmo, Belone, Cottus. — 6) Z. B. bei Lophius. 7) Müller vermisste sie bei den MyxinoVden. — 8) Z. B. bei Cottus, be- sonders stark aber bei Cyclopterus. — 9) Z. B. bei Salmo, Cyclopterus. — 10) Bei Cj'clopierus, Silurus. — 11) Z. B. bei Belone, Cottus. Vierter Abschnitt, Vom Nen^ensystemc u. den Sinnesorganen. 63 durch die \^c^el^I^^un^ beider Wurzeln gebildeten sehr kurzen St 57) Nach Müller. 58) Nach Beobachtungen von mir an vielen Gräthenfischen. Bei Cyclopterus und bei Belone tritt ein gangliöses Fädchen aus der starkem Wurzel zur zweiten. 5‘J) Mitunter bilden einzelne Wurzelstränge vor Entstehung des Hauptganglion eigene gangliöse Anschwellungen. 60) Bei Belone besitzt jeder R. intestinalis vagi an der Speiseröhre ein starkes Ganglion. 61) Bei Cyclopterus, Cottus, Clupea, Salmo vermisste ich es, fand es dagegen bei Belone. 72 Erstes Buch. Die Fische. den Knochenfischen stets in inniger Verbindung mit dem JV. aympa- thicvs. Dem N. hypogloaaus analog betrachtet man einen bei vielen Fischen vorhandenen, stets aus dem Rürkenmarke mit einer oder mit zwei Wurzeln entspringenden, nach Ursprung und Vertheilungsweise den Rückenmarksnerven zuzuzählenden Nerven, der meist zwischen dem Schedel und dem ersten A^Tirbelbogen austritt und dann einen oder zwei Rami dorsales und einen stärkeren R. anterior abgibt. Letzterer legt sich an den R. anterior des nächst folgenden Spinalnerven an, gibt ihm Fasern ab, die vereint mit jenem zur Brustflosse treten, und setzt sich dann abwärts fort, um in den M. sternohydideus sich zu ver- theilen. Bisweilen 62) kommen hinter dem N. vagus noch einzelne isolirte sehr feine Nervenwurzeln aus der Grenze der Medulla oblongata und der M. spinalis hervor, die in die Umgebungen des Gehirnes inner- halb der Schedelhöhle sich vertheilen, oder auch in die Schultermuskeln eintreten. IV. Vom Nervus sympathicus. §. 28. Bei den Cyclostomen scheint kein gesonderter N. sympathicus vorzukommen 1 ) ; die Störe und Plagiostomen besitzen ihn, doch fehlen hier noch exacte Untersuchungen über seinen Verlauf und seine Verbindungen 2 ]. — Bei den Knochenfischen ist sein Verhalten Fol- gendes 2): Der Grenzstrang bildet ein Continuum, das von der Aus- trittsstelle des N. trigeminus bis in den hintersten Theil des Canales der unteren Wirbelbogenschenkel sich erstreckt. Der Kopftheil des Grenzstranges liegt ausserhalb der Schedelhöhle, an beiden Seiten der Schedelbasis, Hier verläuft er unterhalb der Austrittstellen des N. tri- geminus ^ des N. facialis s. opercularis trigemini^ des iV. glosso- pharyngeus^ des X. vagus und iV. hypoglossns nach hinten, um dann unmittelbar unter die Anlange der Rami anteriores der Spinalnerven zu treten und so in den Rumpftheil sich fortzusetzen. Mit allen genann- 62) Z. Fei Salmo, Accipenser u. A. 1) Nach Müller’s, Schlemm’s, d’Alton’s und meinen Untersuchungen. 2) Vgl. Giltay (Dissert. de nervo sympathico, Lugd. Bat. 1834. 8.), Re- mack (Froriep’s Neue Notizen 52. S. 153.), Swan (Illustrations) und Stan- nins (Symholae ad anat. piscium). 3) Vgl. E. H. Web er, Anatomia comparata Nervi syinpathici, Lips. 1817. 8., und die Arbeiten von Cuvier, Giltay, Schlemm u. d’Alton, Büchner und Stannins über die Gräthenfische. Meine Untersuchungen erstrecken sich über die Gattungen Cottus, Cyclopterus, Gadus, Pleuronectes, Salmo, Coregonus, Be- lone und Muraena. Giltay muss sich getäuscht haben, wenn er die Anwesen- heit zahlreicher sympathischer Fäden in Muskeln der Fische, namentlich in ihren Kiemenmuskeln behauptet. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme n. den Sinnesorganen. 73 ten Hirnnerven und mit den Rami anteriores sämmtlicher Spinalner- ven steht er durch feine, bald einfache, bald doppelte oder mehrfache Fäden in Verbindung. In der Regel findet sich an jeder Verbindungs- stelle des Grenzstranges mit einem der genannten Hirnnerven und mit jedem R. anterior eines Spinalnerven ein Ganglion. Es kann aber auch durch Verschmelzung die Zahl der Ganglien reducirt sein, wie dies namentlich am Kopftheile des Grenzstranges beobachtet wird ■*). Die in dem Grenzstrange verlaufenden, seine Ganglien verbindenden Stränge haben im Kopftheile meistens eine etwas graue, im Rumpftheile in der Regel eine weisse Farbe. Die Ganglien des Kopftheiles übertref- fen diejenigen des Rumpftheiles meistens an Stärke. Aus dem vorder- sten Ganglion des Kopftheiles geht, wie es scheint regelmässig, ein für das Ciliarnervensystem bestimmter Zweig ab; eine Verbindung mit dem iV. abducens ist gleichfalls beobachtet worden s). Aus dem zweiten oder dritten Ganglion treten Zweige für die Gefässe des Circulus ce- phalicvs^ für die Nebenkieme und auch feine Rami bronchiales ab. Die beiden letzten Ganglien des Kopftheiles und die ersten Ganglien des Rumpftheiles senden starke und kurze Zweige einwärts, welche ein vor oder unter dem Körper eines der ersten Wirbel liegendes grosses Gan- glion splanchnicum bilden. Bald ist jederseits ein solches vorhanden; dann ist das rechte am stärksten und erhält aus dem linken sehr be- deutende quere Verbindungsstränge <*) ; bald fehlt linkerseits ein eigenes Ganglion und die linkerseits abgetretenen Zweige senken sich in das Ganglion splanchnicum der rechten Seite 7]. Aus diesem letztem gehen immer die, Arteria coeliaco-mesenterica begleiten- den graden Rami splanchnici hervor, welche später immer mehr oder minder zahlreiche Verflechtungen mit den Rami intestinales jNervi vagi bilden. Bisweilen werden an ihnen noch untergeordnete Ganglien beobachtet; stets treten ihre Zweige in Begleitung der Gefässstärame zum Darmcanale, der Leber und Milz und, sobald sie vorhanden ist, auch zur Schwimmblase. Aus dem Ganglion splanchnicum hervorgehende Zweige begeben sich auch in die Nieren und zur Aorta. Aus dem Grenzstrange des Rumpfes nehmen mehr oder minder zahlreiche, bald paarige, bald unpaare, stärkere und schwächere Rami renales^ Rami oarici und spermatici ihren Ursprung. Sie sind bald 4) Die Zahl der Ganglien am Kopftheile unterliegt oft individuellen Verschie- denheiten, die ich bei allen von mir untersuchten Fischen angetroffen habe; an den Austrittsstellen des N. trigeminus und des Ä. opercularis finden sich bald zwei, bald nur eins; das unter dem Glossopharyngeus liegende ist nicht ganz constant. Unter der Austrittsstelle des Vagus liegen oft zwei Ganglien. Sehr vielen Abweichungen sind die unter dem Hypoglossus und den beiden ersten Spinalnerven liegenden Ganglien unterworfen. 5) Vgl. §. 27. — 6) Z. B. bei Gadus, Belone, Cyclopterus. — 7) Z. B. hei Cyprinus, Cottus, Salmo. 74 Erstes Buch. Die Fische. von woisser Farbe«), bald grau; namentlich in dem letzten Falle über- trefFen sie, wegen der Masse in sie eingehender sogenannter Scheiden- fortsätze, den ganzen Grenzstrang sehr bedeutend an Stärke ») und be- sitzen bisweilen eingestreute kleine Ganglien. Auch die Harnblase er- hält ihre Nerven vom Sytnpathicvs . Die Arteria Aorta wird von Fäden beider Grenzstränge oft umsponnen. Im Ganale der unteren bo- genschenkel stehen die beiden Grenzstränge durch quere Commissuren vielfach in Verbindung und verschmelzen auch stellenweise oder gänz- lich zu einem unpaaren Strange lO). V. Vom Geruchsorgane. §. 29 . Das Geruchsorgan der Fische besteht in einer mehr oder min- der faltenreichen, von einem Flimmer -Epithelium ausgekleideten Schleim- haut, an welcher der Geruchsnerv sich ausbreitet. Diese Schleimhaut- Ausbreitung liegt bald in knorpeligen oder häutigen Cap sein, bald in Gruben an der Vorderfläche des Kopfes. Nur sehr selten commu- niciren dieselben mit der Mundhöhle. Das Geruchsorgan der Cyclostomen ist unpaar oder einfach. Bei Brauch iostoma besteht es in einer über dem linken Auge befindli- chen ziemlich flachen, becherförmigen Vertiefung, die mit ihrem unte- ren spitzeren Theile dem centralen Nervensysteme unmittelbar aufsitzt. Die Concavität des Becherchens ist mit Flimmerorganen besetzt und steht mit der Mundhöhle in keiner Verbindung i). — Bei den Myxi- n Olden führt eine dicht über dem Munde geöffnete, luftröhrenartig von Knorpelringen gestützte lange Nasenröhre in die unmittelbar vor der Hirncapsel gelegene Nasencapsel, innerhalb welcher die Schleimhaut Längsfalten bildet 2). Vom Grunde des Nasensackes führt ein unter der Hirncapsel verlaufender Nasengaumengang durch eine Oeffnung in die Mundhöhle. Hinter der Nasengaumenöffnung liegt eine segelartige, rück- wärts gerichtete Klappe, welche zur Bewegung und Erneuerung des in der Nasenhöhle enthaltenen Wassers zu dienen scheint. — Boi den Pe- tromyzonten führt ein an der Oberfläche des Kopfes mündendes, der Knorpelringe ermangelndes Nasenrohr in eine einfache, bald knorpelige, bald häutige Nasencapsel, deren innere Häute in eine lange, am Ende blind geschlossene Röhre sich verlängern, welche den harten Gaumen durchbohrt, aber durch die undurchbohrte Schleimhaut der Mundhöhle von dieser abgeschlossen ist s). 8) Z. B. bei Cyclopterus. — 9) Z. B. bei Gadus. — 10) Z. B. bei Ga- dus, Cyclopterus, bei Cottus. 1) S. Kölliker in Müller’s Archiv 1843. S. 32. Mit Abbild. 2) Abbild, bei Müller, Vergl. Anatomie d. MyxinoYd. Th. 1. Tab. 2. Fig. 10. 3) Abbild, bei Müller 1. c. Tab. h. Fig. 1. Die. Nasencapsel ist bei Petro- Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme ii. den Sinnesorganen. 75 Bei den Plagiostomen, Chimären und Sturionen ist die knor- pelige Grundlage der Nasengruben mit der Knorpelmasse des Schedels verwachsen. Bei den Plagiotomen liegen die grossen Nasengruben an der unteren Fläche der Schnauze, und zwar bei den Rochen neben den Mundwinkeln. Sie sind durch häutige, von Knorpeln gestutzte, unter Einfluss kleiner Muskeln stehende Klappen verschliessbar. Der in diesen vorhandene Nasenflügel-Knorpel ist meist mit dem Rande der Nasengrube an mehren Stellen verwachsen *] und nur selten völlig gesondert 5). Mitunter kömmt in der Mitte einer geiueinsamen Nasenklappe noch ein unpaares Knorpelstück vor <>). — Bei den Chimären liegen die weiten, tiefen Nasengruben unmittelbar über der Oberlippe. Ihr Eingang wird durch eine häutige von einem Knorpel gestützte Klappe verdeckt. An- dere zusammengesetzte Nasenflügelknorpel kommen an der Innenseite des Einganges in die Nasengruben vor ^). Bei Lepidosiren findet sich über jeder Seite der Schnauze ein merkwürdiges helmartiges Knorpelgerüst, inwendig von der Nasen- schleimhaut ausgekleidet, deren Falten kammförmig nach beiden Seiten sich erstrecken. Es ist, wenigstens bei Lepidosiren paradoxa, eine vor- dere und eine hintere NasenölTnung vorhanden, welche letztere in dem Mundwinkel gelegen ist 8] und in die Mundhöhle mündet. Bei den Sturionen und Knochenfischen liegen die Nasengru- ben an dem Seitentheile der Schnauze. Bei den Knochenfischen ist jede Nasengrube von der äussern Haut bedeckt und besitzt — mit Aus- nahme der Labroidei ctenoi'dei und der meisten Chromides (Müll.), de- nen nur eine einzige Oeffnung jederseits zukömmt — zwei hinter ein- ander gelegene äussere Oeffnungen, welche indessen bisweilen ziemlich weit von einander entfernt sind. Die vordere Oeffnung liegt häufig in einer röhrenförmigen, durch Muskelfasern contractilen Verlängerung oder besitzt einen klappenartigen Hautvorsprung. Selten bestehen die Nasen- gruben in gestielten Glöckchen, an deren Grunde die Schleimhautfalten liegen 9). Die Schleimhaut-Ausbreitung selbst besitzt mehr oder minder zahlreiche Faltungen. Sie ist befestigt auf einer fibrösen oder knorpel- artigen Grundlage, welche bald rund, bald länglich ist. Von dieser ge- uiyzoa knorpelig, bei Auiinocoetes blos häutig und besitzt hier keine Längsfalten der Schleimhaut. 4) Vgl. über die Nasenflügelknorpel Müller 1. c. S. 172. Mit Abbild. 5) Z. B. bei Narcine, Scyllium. 6) Z. B. bei Myliobates und Rhinoptera. S. Müller 1. c. Tab. 9. Fig. 12. 13. und S. 172. 7) Abbild, bei Müller 1. c. Tab. 5. Fig. 2. 8) Vgl. Bischoff’s angef. Schrift S. 10. u. 14., so wie dessen Abbildungen, bes. Tab. 4. Bei Lepidosiren adnectcns soll dagegen nach Owen die hinten mit der Mundhöhle communicirende Nasenöffnung fehlen. 9) Bei Lophius. 76 Erstes Buch. Die Fische. hen zarte Leisten aus, die zur Stutze der Schleiiiihautfalten dienen und eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den Stützen der Kiemenblättchen besitzen. Ist die Nasengrube rund, so gehen sie radienförmig von einem gemeinsamen Centrum oder von einer kurzen Mittelleiste aus; bei läng- licher Form der Nasengrube gehen meistens von einer Axe zwei Rei hen von Falten kammförmig ab. Bisweilen theilen sich die Falten wie der in Zweige. Am zusammengesetztesten scheint die Nasenbildung bei Polypterus zu sein Die Schleimhaut der Nasengruben ist immer sehr gefässreich und ausser den Ausbreitungen des Nervus olfactorius vertheilen sich an ihr feine Zweige, die aus dem vordersten Aste des N. trigeminus stammen. Beim Stör ist über jede Nasengrube eine brückenförraige schräge Leiste ausgespannt, welche eine knorpelige, knochenharte solide Grundlage besitzt. [Man vgl. über das Geruchsorgan folgende Schriften: Harwood, System d. vergl. Anatomie, übers, von Wiedeinann, Berl. 1799. A. — Scarpa, Anatom. Untersuchungen des Gehörs u. Geruchs, Nürnb. 1800. 4. — Blain vi Ile, Princ. d’Anat. comp. T. 1.] VI. Vom Gesichtsorgane. §. 30 . Das Auge der Fische steht auf sehr verschiedenen Stufen der Aus- bildung. Bei Branchiostoma scheinen zwei seitlich am Vorderende des centralen Nervensystemes befindliche Pigmentflecke, zu welchen an- scheinend ein kurzer Nerv tritt, als Augen gedeutet werden zu müs- sen i). Noch bei den parasitischen Myxinoiden bleiben die Ge- sichtsorgane höchst unentwickelt. Bei Myxine findet sich jederseits, von Muskeln und Haut bedeckt, ein sehr kleines, als Aug® zu betrachtendes Körperchen, zu welchem ein Nerv sich begibt 2). Bei Bdellostoma liegt das hinsichtlich seiner inneren Organisation gleichfalls noch nicht hin- länglich untersuchte Auge oberhalb der Muskeln und wird von einer dünnen Fortsetzung der äusseren Haut bedeckt. Die Augenmuskeln scheinen durchaus zu fehlen. — Ausserordentlich klein sind auch die Augen bei Lepidosiren, wo jedoch die Hautdecken durchsichtig über diese Organe, in denen man Sclerotica, Linse, Chorioi'dea unterschie- den hat, Weggehen. Auch hier sind keine Augenmuskeln aufgefunden worden*). — Selbst bei einigen Knochenfischen kömmt es vor, dass die äussere Haut, ohne sich beträchtlich zu verdünnen oder durch- sichtig zu werden, die unter ihr liegenden sehr, kleinen Augen über- 10) Nach Müller. 1) Vgl. die Abhandlungen von Müller und Retzius und die von Kölli- ker in Müller’s Archiv 1843. 2) S. Müller, Üeber den eigenthümlichen Bau des Gehörorganes der Cy- clostomen, Berl. 1838. 4. S. 23 ff. 3) Nach den Angaben von Bischof! und Owen. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. den Sinnesorganen. 77 zieht, so dass die Existenz dieser Organe selbst, mit Unrecht, bei ihnen früher geläugnet worden ist "*). Bei den meisten Fischen sind die Augen verhiiltnissmässig gross; bei einigen durch ihren Umfang ausgezeichnet ; nur bei einzelnen Fa- milien, wie namentlich den Siluroiden und den Aalen sind sie klein. Sie liegen gewöhnlich an beiden Seiten des Orbitalsegmentes des Sche- dels, sind selten, dicht neben einander gestellt, aufwärts gerichtet 6 ) und liegen noch seltener, wie bei den Schollen, asymmetrisch beide an der- selben Seite des Kopfes. Der in der Orbita gelegene Theil des Bulbus pflegt von Fett, von gelatinösem Zellgewebe und selbst von Lymphräumen reichlich umge- ben zu sein. Bisweilen ist der Bulbus auf eigenthümliche Weise an die Wände der Orbita befestigt. So besitzt bei den Plagiostomen die Sclerotica hinten, neben der Eintrittsstelle des Sehnerven, eine knor- pelige äussere Anschwellung mit rundlicher Gelenkfläche, welche auf einem aus dem Grunde der Augenhöhle vorragenden, auf einem dün- neren Stiele sitzenden, am Ende keulenförmig verbreiterten Knorpel sehr frei bew^eglich, nur durch Zellgewebe locker angeheftet, ruhet. Bei den Stören und mehren Knochenfischen tritt an die Sclerotica, von der Orbitalwand aus, ein neben dem Nermts oj)ticus gelegenes fibröses Tenaculum 7). Die Bewegungen des Bulbus werden sehr allgemein durch vier gerade und zwei schiefe Augenmuskeln vermittelt, welche letztere von der vorderen Wand der Augenhöhle ihren Ursprung neh- men. Der eigenthümlichen Lage der geraden Augenmuskeln vieler Knochenfische in einem unterhalb der Schedelbasis verlaufenden, vom mit den Augenhöhlen communicirenden Canale, geschah schon früher (§. 12.) Erwähnung. Die Muskeln beider Bulbi gehen divergirend aus ihm hervor. Am weitesten nach hinten erstrecken sich in ihm die M. M. recti externi. — Thränenorgane fehlen den Fischen allgemein. Der Bulbus ist bei den meisten Fischen vom ziemlich flach, hinten dagegen gewöhnlich kugelrund. Meistens geht die äussere Haut, nach Bildung einer ringförmigen Einstülpung im Umkreise des Bulbus, durch- sichtig werdend, einfach über das Auge weg; seltener kommen erst Augenlidbildungen zu Stande, entweder in Gestalt eines am Auge ange- wachsenen oberen Hautfortsatzes, w ie bei den Rochen und Schollen, oder mit freien Rändern 8) ; in diesem letztem Falle erscheinen sie bei Knochen- fischen als vordere und hintere durchsichtige Falte 9) , oder kreisförmig 4) Z. B. bei Apterichthus coccus (s. de la Roche in den Ann. du Musee T. XIII. p. 326.); bei Silurus coecutiens (s. Rudolphi, Grundr. d. Physioloirio Th. 2. Abth. 1. S. 155. 5) Z. B. bei Priacanthus, Pomatomus, Myripristis u. A. — 6) Z. B. bei üranoscopus. — 7) Dies finde ich z. B. bei den Salmonen und bei den Esocinen. 8) So bei allen Haien. — • 9) Bei Scomber, Caranx, vielen Clupeen. 78 Erstes Buch. Die Fische. mit mittler Oeffnungio)^ oder angeschwollen und mit einem , eigenen Sphincter versehen n). Nur bei einigen Maien kömmt auch eine wirk- liche Nickhaut vor 12 ). Die fibröse Sclerotica umschliesst bei den Knochenfischen ge wöhnlich zwei starke Knorpelscheiben, welche oft verknöchern. Bei einigen Fischen findet sich statt ihrer eine wirkliche Knochencapsei, welche vorn zur Insertion der Cornea und hinten zum Durchtritte des Sehnerven geölfnet ist >3). Bei den Plagiostomen ist die Sclerotica ein- fach knorpelig. Die in der Mitte dünnere, nach dem Rande zu dickere Cornea ist gewöhnlich sehr flach convex. Selten zerfällt sie durch einen dunke- len Streifen in zwei Abtheilungen 1 ^). Die bei vielen Knochenfischen durch ein fetthaltiges Zellgewebe von der Sclerotica getrennte Chorioi'dea besteht aus drei Blättern: 1) der äusseren, durch nadelförmige mikroskopische Krystalle silber- oder gold- farbenen eigentlichen Chorioi'dea, welche die Iris bildet; 2) der inne- ren, mit sechseckigen Pigmentzellen bedeckten, auch als Uvea sich fort- setzenden Membrana Hvyschiana^ und 3) der mittleren Gefäss- haut [Membrana vascvlona Hallert). Die gewöhnlich sehr dicht an die Hornhaut anstossende Iris scheint bei den Knochenfischen nur eine sehr geringe Beweglichkeit zu besitzen. Bei den Rochen geht vom oberen Rande derselben ein in mehre Zweige gespaltener, schleierarti- ger Fortsatz [Opercvlum pvpillare) abwärts, welcher die Pupille vor hangartig verschliessen kann. Eine ähnliche Einrichtung kömmt auch bei den Pleuronectiden vor. Offenbar steht sie mit der platten Körper- form und der Art des Schwimmens dieser Thiere in Verbindung und dient zur Abhaltung zu grellen Lichtes. Die Pupille selbst ist bei den meisten Fischen rund, seltener und zwar namentlich bei vielen Plagio- stomen länglich oval oder in die Quere verlängert. Ciliar fortsätze sind bei , Accipenser und bei mehren Plagiostomen, namentlich den Haien, so wie bei einzelnen Knochenfischen beobachtet worden i5); der Mehrzahl der letzteren scheinen sie jedoch zu fehlen. Der Sehnerv durchbohrt die Augenhäute bald in schräger Rich- tung, entfernt von der Augenaxe, bald tritt er in den Mittelpunkt des Bulbus ein. Da er eine gefaltete Haut darstellt, deren Ränder kein Con- tinuum bilden, so entsteht auch in der Reüna eine von der Eintritts- stelle des Sehnerven bis zu ihrem vorderen Rande sich erstreckende Spalte, deren Ränder denjenigen der gefalteten Haut des eigentlichen 10) Bei Butirinus. — H) Bei Orthagoriscus Mola nach Cuvier. 12) Z. B. bei den Familien der Carchariac, Triaenodontes , Galei, Scylliodon- tes, Musteli. — 13) Z. B. bei Xipbias. 14) Bei Anableps tetropbthalmus. S. das Nähere über den Bau seines Au- ges bei Soemm erring 1. c. p. 08. — 15) Beobachtet hei Thynnus vulgaris. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. den Sinnesorganen. 79 Sehnerven entsprechen. Durch diese Spalte der Retina dringt bei vie- len Knochenfischen eine von der Membrana Ruynchiana gebildete pigment- und gefässreiche Falte [Processns falciformis]^ welche von der Hyaloidea umfasst, durch den Glaskörper zur Linse tritt und mei- stens vermittelst eines anscheinend knorpelartigen Knötchens, der Cam- yanvla Halleri^ an den Rand der Linse sich befestigt. Die Retina i«) selbst besteht bei den Knochenfischen deutlich aus mehren Blättern oder Häuten, von denen die innerste blos durch die fächerförmig aus einander strahlenden Primitivfasern des Sehnerven ge- bildet wird. Die stabförmigen Körperchen der Retina und die Zwillings- zapfen sind bei den’ Fischen besonders deutlich erkennbar. — Die von einer dünnen Capsel umgebene Linse i") ist kugelrund, sehr gross und derb, besitzt einen besonders harten Kern, liegt in einer Grube des Glas- körpers, wo sie durch Ligamente, welche von der Membrana hyaloidea gebildet werden, befestigt wird und ragt mit ihrem vorderen Abschnitte durch die Pupille in die vordere Augenkammer, welche durch sie fast vollständig ausgefüllt wird, so dass der Humor aquens nur in sehr geringer Menge vorhanden ist. Das von der aus Fasern und Zellen ge- bildeten Membrana h y a lo'idea umschlossene Corpn» vitrevm hat die Consistenz von flüssigem Eiweiss. Zwischen der Membrana Rnyschiana und der eigentlichen Chorioi- dea liegen bei der Mehrzahl der Fische, um den eintretenden Sehnerven die von den Arterien und Venen der Chorioidea gebildeten Wunder- netze, welche unter dem Namen der Choroidealdrüse bekannt ist i»). [Man vgl. über das Auge der Fische besonders folgende Abhandlungen : Hal- ler, Opera minora, T. III. p. 5150 sqq. — Rosenthal, Zergliederung des Fisch- auges, in ReiPs Archiv f. Physiol. Th. X. S. 393. — Blainville, Priiicipes d’anatoinie coinparee, T. 1. Paris 1822. 8. — W. Soeinin erring. De oculorum hominis animaliumque sectione horizontali, Gött. 1818. fol. p. 62 sqq. — Jurine in den Memoires de la societe physique de Geneve, Tome 1. — Albers in den 16) Vgl. Gottsche in Müller’s Archiv 1834, S. 457 ff. und besonders den Aufsatz von Hannover, Ueber die Netzhaut und die Gehirnsubstanz bei den Wirbelthieren, in Müller’s Archiv 1840, S. 322. 1* Die Uebereinstimmung der Fischlinse mit derjenigen der übrigen Wir- belthiere hinsichtlich ihres feineren Baues ist nachgewiesen worden von Wer- neck in Ammon’s Zeitschr. f. Ophthalmologie Bd. V. 18) Vgl. über diesen Gegenstand §.49. — S Erdl, Disquisitiones de pisciuin glandula choroideali. Monach. 1839. 4. — J. Müller, Vergl. Anatomie des Ge- fässsyst. d. Myiinoiden, S. 82 ff. Nach Müller’s umfassenden Untersuebungen scheint dies Organ bei allen Knochenfischen vorzukommen, welche Pseudobran- chien besitzen, dagegen vielen der Fische zu fehlen, denen auch die Nebenkie- men fehlen. Daher fehlt es bei Silurus, Pimelodus, Synodontis, bei den Aalen, ei Cobitis. Trotz des Mangels der Pseudobranchien kömmt es vor bei Erythri- nus und Osteoglossum. Es feldt dagegen bei den mit Pseudobranchien versehe- nen Stören und Plagiostomen. . . 80 Erstes Buch. Die Fische. Denkschriften d. Acad. der Wissensch. zu München, 1808. (Sehr unbedeutend.) — Cu vier ii. Valenc iennes, hist. nat. d. poiss. I. 440.] VII. Vom G ehörorgane. §. 31. Das Gehörorgan der verschiedenen Ordnungen der Fische, von welchem indessen bei Branchiostoma noch keine Spur nachgewiesen ist, steht auf sehr verschiedenen Stufen der Ausbildung, behält aber stets die Eigenthümlichkeit, dass ihm die Schnecke und eine eigentliche Pau- kenhöhle fehlen. Selten nur kömmt eine Verbindung des knorpeligen oder selbst des häutigen Labyrinthes mit der äusseren Hautoberfläche zu Stande. Das Labyrinth liegt entweder ausserhalb der eigentlichen Schedelhöhle, bald in mit ihr communicirenden Gehörcapseln (Cyclosto- men), bald innerhalb der Knorpelsubstanz des Schedels (Plagiostomen, Lepidosiren) oder es liegt theils in letzterer und theilweise auch in der Schedelhöhle selbst (Chimären, Sturionen, Knochenfische). Bei den Cyclostomen ist das Labyrinth in einer eigenen mit dem Schedel in unmittelbarer Verbindung stehenden seitlichen Knorpelcapsel eingeschlossen. Bei den Myxinoiden liegt das blos in einem ringför- migen, in sich selbst zurücklaufenden Rohre bestehende häutige Laby- rinth, an dessen oberer Wand der Nervus acusticus sich ausbreitet, in einer ihm entsprechend gestalteten Höhle jener Capsel. Es enthält keine den Gehörsteinen anderer Fische analoge Concretionen. — Das häutige LabjTinth der Petromyzonten i) wird noch durch eine eigen- thümliche membranöse Umhüllung an seine umschliessende Knorpel- capsel befestigt. Es besteht l) aus einem Vestibül um, das drei Ab theilungen besitzt: zwei grössere paarige, welche auswendig durch eine Furche, inwendig durch einen faltigen Vorsprung getrennt sind. Mit ihnen ist eine dritte unpaare, sackförmige Abtheilung durch einen Stiel verbunden. Hierzu kommen 2) zwei halbcirkelförmige Canäle, deren jeder bei seinem Ursprünge aus dem Vestibulum eine Ampulle besitzt, in welche faltenförmige Vorsprünge hineinragen. Beide Canäle steigen an der Oberfläche des häutigen Vestibulum, welcher sie ange- wachsen sind, auf, um sich knieförmig mit einander zu verbinden. An ihrer Verbindungsstelle communiciren sie abermals mit dem Vestibulum durch eine OeEFnung. Das häutige Labyrinth enthält nur helle Flüssig- keit und keine feste Concretionen. Die beide Aeste des Nervus acusticus umfassen die Ampullen. Bei den Plagiostomen' ist das Labyrinth ganz von der Knorpel- substanz des Schedels umschlossen. Das häutige Labyrinth wird von einem eigenen, durch derbere Textur ausgezeichneten knorpeli- gen Labyrinthe zunächst umgeben; zwischen beiden befindet sich 1)' Ammocoetes verhält sich ganz wie Petroinyzon. Vierter Abschnitt. Vom Nervcnsj'stcme u. den Sinnesorganen. 81 eine Flüssigkeit. Die innere Oberfläche des knorpeligen Labyrinthes ist von einem Perichondriiun überzogen, von welchem aus fadenförmige Fortsätze an die äussere Oberfläche des häutigen Labyrinthes sich er- strecken, um es zu befestigen. Die Wandung des engeren häutigen La- byrinthes ist sehr spröde. Das Yestilmlum membranacenm bildet einen in drei Abtheilungen zerfallenen Sack,- welcher einen kleineren sack- artigen Anhang besitzt. Es enthält zwei weiche, kreideartige Con- cremente. Drei weite halbcirkelförmige Canäle stehen mit dem Vestibulum bald durch w^ite Oeffnungen, bald durch zwei enge Gänge in Verbindung. Bei den Haien erstreckt sich blos ein Canal vom Ye- gtibuhitn cartilaginenm aus bis in eine von Haut verschlossene Oeff- nung im oberen Hinterhauptstheile des Schedels, während bei den Rochen sowol das knöcherne, als das häutige \estibulum einen solchen Verbindungsgang besitzt. In der Mitte der Occipitalgegend ihres Sche- dels zeigt sich nämlich eine blos von Haut überzogene Grube, welche vier sehr kleine Oeffnungen besitzt, von denen zwei zum rechten und zvA’ei zum linken Labyrinthe führen. Die beiden vorderen coramunici- ren mit dem Yestihulvm cartilaginettm ; die beiden hinteren mit dem Yestibulvm 7neinbranaceum. Zwischen der hinteren Oeffnung und der äusseren Haut liegt ein membranöscr Sack [Si7ivs auditorius ea:- ternus)^ der mittelst eines durch die Schedelöffnung* absteigenden Ca- nales in das membranöse Vestibulum seiner Seite sich öffnet. Der durch einen kleinen Muskel zu verengende Sack enthält, gleich seinem Canale, kohlensaure Kalkerde in einem flüssigen Vehikel und steht durch einen bis drei sehr feine Canälchen mit der äusseren Flautoberfläche in Ver- bindung. Das Gehörorgan der Chimären und Störe zeigt mit demjenigen der Knochenfische grosse Uebereinstimmung. Bei allen diesen Fi- schen liegt nämlich das häutige Labyrinth theils innerhalb der Schedelhöhle, theils in der knorpeligen oder knöchernen Substanz der Schedeiwandungen. Bei den Knochenfischen tragen zu seiner Auf nähme und Unterstützung zahlreiche Knochen des Schedels bei: das Os basilare occipitis^ das Occipitale laterale^ das Occipitale svpe- rivs^ das Os viastdideum und das Os petrosvm 2). — Das häutige La- byrinth besteht 1) aus dem Vorhofe [Y estibulutn s. Alvetts com- munis canalium semicircular ium\ einem der inneren Schedel- wand locker angehefteten Sacke von verschiedener Form und Grösse; 2] aus einem von dem Vorhofe bald durch eine schw-ache Einschnü- rung unvollkommen getrennten, bald mit ihm durch einen engen Canal verbundenen Säckchen [Saccus vestibuli s. Sacct/s lapillo- rum). Die Höhle dieses Säckchens wird durch eine membranöse 2) S. die näheren Angaben darüber bei Hallmann, Vcrgl. Osteologie des Schläfenbeines, S. 58 ff. Vergl. Anatomie von Sicbold o. Staunins. 6 S2 Erstes Buch. Die Fische. Scheidewand in zwei mit einander zusammenhängende Kammern ge theilt. — Der vordere Theil des Vestibiilum enthält einen weissen, sehr harten, rundlichen oder ovalen, glatten Stein (Lapi/lvs). Zwei ähn- liche Steine finden sich in den beiden Kammern des Säckchens. Der grössere derselben [Sagitta] ist meist rundlich oder länglich, streifig und gezähnelt und an seiner Innenlläche mit einem Grübchen versehen, das zu seiner Befestigung dient. Der andere [Aateriscvs) ist von verschiedener Gestalt und in der Regel viel kleiner»). — 3) Die letzten und wesentlichsten Theile des membranösen Labyrinthes sind die drei halbcirkelförmigen Canäle mit den Ampullen. Jeder Canal besitzt zwei Schenkel, von welchen der eine immer mit einer Ampulle aus dem Alveus comtmmis hervorkömmt, während der zweite entwe- der mit dem Schenkel eines anderen Bogenganges verbunden^), oder getrennt 5), immer aber ohne Ampulle in den Alvevs com?nvnis sich einsenkt. Der vordere und hintere halbcirkelförmige Canal stehen senk- recht; der äussere steht horizontal. Wo der Gehörnerv an die Ampulle tritt, findet man an dieser eine quere Vertiefung. Von ihr erhebt sich im Innern der Ampulle eine Scheidewand, Septvm transversnm^ welche die Höhle der Ampulle in zwei Theile theilt. Der durch die Ampullen- wand in das Septum eintretende Nerv dringt, in feine Zweige aufgelö- set, durch dieses hindurch und verbreitet sich an der Oberfläche des Septum und der zunächst gelegenen Ampullenwand. — Der Nervus acvsticus tritt nicht allein in die Ampullen der halbcirkelförmigen Ca- näle, sondern bildet auch im Umkreise der Otolithen äusserst feine Ra- mificationen und Geflechte. Nur ausnahmsweise kömmt bei den Kno- chenfischen eine Communication des Labyrinthes mit häutig ver- schlossenen Oeflnungen am Schedel vor <>). [Die wichtigsten Schriften über das Gehörorgan der Fische sind folgende: J. Müller, Ueber den eigenthüml. Bau d. Gehörorganes b. d. Cyclostoiuen, Berl. 3) Nach Krieger’s schätzbaren Untersuchungen bestehen die Gehörsteine aus Krystallen kohlensaurer Kalkerde, von denen jeder in einer eigenen Zelle eingeschlossen ist. 4) Z. B. beim Hecht, bei Belone u. A. — 5) Z. B. bei den Cyprinen. 6) Hierher gehört zunächst eine unpaare, blos häutig bedeckte unpaare Oeff- nung im Schedeldache von Cobitis fossilis. Abgeb. bei Weber, Tab. VI. Fig.44. — Bei Lepidoleprus trachj'rhynchus und coelorh 5 ’nchus findet sich in der Hinter- hauptsgegend des Schedels jederseits eine länglich -runde Oeffnung in eine durch zarte Haut ausgekleidete und in der Tiefe häutig verschlossene Grube führend, welche inwendig an einen Recessus des zur Aufnahme des Gehörorganes bestimmten Ab- schnittes der Schedelhöhle grenzt. Vgl. Otto in Tiedemann u. Treviranus Zeitschrift Bd. 2. — Bei Lepidoleprus norwegicus vermisse ich mit Müller diese Bildung, die aber bei allen Mormyri und bei der Gattung Notopterus, nach den Beobachtungen von Heusinger und Müller, wiederkehrt. S. Heusinger in Meckel’s Archiv f. Anat. u. Physiol. 1826, S. 324. Müller in Wiegmann’s Archiv 1843, S. 324. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. den Sinnesorganen. 83 JSSS. — Monro, Vergleichung d. Baues u. d. Physiologie der Fische. Uehers.v.^ Schneider. Lei pz. 1787. 4. — Scarpa, De auditu et olfactu. Ticin. 1789. 4. — Huschke, Beiträge zur Physiologie u. Naturgeschichte. Ir Bd. Weimar 1824. 4. — Besonders reichhaltig: E. H. Weber, De aure et auditu hominis et ani- malium. Lips. 1820. 4. — Breschet, Recherches anat. et physiologiques snr l’or- gane de l’ouie des poissons. Paris 1838. 4. — lieber die Gchörsteine vgl. Ed. Krieger, Diss. de Otolithis. Berol. 1840. 4. — lieber die Ampullen der halb- cirkelfdrmigen Canäle: Steifensand in Müller’s Archiv 1835, S. 174.] §. 32. Bei mehren Knochenfischen kömmt eine Verbindung des Laby- rinthes mit der Schwimmblase zu Stande. Die Weisen derselben sind verschieden: 1. Bei einigen Fischen findet blos eine Verbindung der, vorn blind endenden Schwimmblase mit häutig geschlossenen Stellen des Schedels Statt, welche die Höhlung, in der der grosse Gehörstein liegt, begrenzen i). 2. Bei anderen wird das häutige Labyrinth durch eine Reihe von Knöchelchen mit der Schwimmblase verbunden 2]. Bei allen wah- ren Cyprinoiden, bei allen mit einer Schwimmblase versehenen Silu- roiden, bei den Erjdhrinen und Characinen verlängert sich jeder Vor- hof durch einen Canal nach hinten. Die convergirenden Canäle beider Seiten vereinigen sich in einem häutigen* Behälter, welcher im Basilar- theile des Hinterhauptsbeines gelegen ist {Sinas impar). Zwei kleine Löcher führen aus diesem Simtg impar in zwei runde noch mit Laby- rinthwasser gefüllte Säckchen \Simig sphaerlci s. Atria shiiia impa- ria]^ welche, an der Oberfläche des ersten Wirbels neben dem Fora- men ma^jtum gelegen, zum Theil von einem eigenthümlichen Knöchel- chen [Clauatrntn] umfasst werden. Durch drei mit den drei vorder- sten Wirbeln beweglich zusammenhängende Knöchelchen kömmt nun eine mittelbare Verbindung zwischen der hinteren Fortsetzung des häu- tigen Labyrinthes und der Schwimmblase zu Stande, 3. Bei einigen Clupeen 3) kommen vordere geschlossene Enden 1) Z. B. bei Holocentrum (Cuvier u. Valenciennes T. 3. p. 196.), Myri- pristis (ibid. p. 167.). Von Weber bei Sparus Salpa und Sargus entdeckt (1. c. p. 71.). 2) Bei Cyprinus, Cobitis und Silurus von Weber entdeckt (1. c. p. 46. Tab. IV. V, VI.). A'^on Müller auf die oben genannten Familien ausgedehnt. S. Ar- chiv 1842, S. 323 ff. — E. H. Weber verglich früher die die Verbindung des inneren Labyrinthes mit der Schwimmblase vermittelnden Knochen mit den drei Gehörknöchelchen der Säugthiere. Näher liegt es, mit Geoffroy und Meckel, diese Knochen als abgelösete Stücke der ersten Wirbel zu betrachten. 3) Bei Clupea, Engraulis, Notopterus. Das vordere Ende der Schwimmblase tritt canalförmig zur Basis des Hinterhauptsbeines. Durch gahelförmige Theilung dieses verengten Fortsatzes entstehen zwei häutige Canäle, welche in einen Kno- chengang des Hinterhauptsbeines treten. Hier schwellen sie sogleich an und je- 6 * 84 Erstes Buch. Die Fische. , der Schwimmblase in unmittelbare Berührung mit Anhängen des häu tigen Vestibulum, [Diese Beziehungen des Gehörorganes zur Schwimmblase sind von E. H. Weher entdeckt, von Heusinger, Cnvier und Müller weiter verfolgt worden.] VIII. Von den electrischen Organen. §. 33. Sowol bei einigen Plagiostomen, als bei einigen Knochen fischen kömmt ein merkwürdiger Apparat vor, der unter Einfluss des Nervensystemes Electricität frei werden lässt. Genauere anatomische Untersuchungen über das Verhalten dieses Apparates sind an den Tor- pedines, dem Gymnotus electricus und dem Malapterurus electricus angestellt worden. Die electrischen Apparate beste- hen in nerven- und gefässreichen häutigen Gebilden. Diese zerfallen durch vertical i) oder durch horizontal 2) gestellte Scheidewände in eine bedeutende Anzahl säulenartig neben einander stehender oder ho- rizontal über einander liegender Abtheilungen, Jede solche Abtheilung wird durch zahlreiche, in dem ersten Falle horizontal, in dem anderen vertical stehende Septa in eine Menge von kleinen geschlossenen Räu- men getheilt, deren jeder mit einer gallert- oder eiweissartigen Flüssig- keit gefüllt ist. Die häutige Grundlage dieser Apparate besteht aus Fa- sern, welche denen des elastischen Gewebes rücksichtlich ihres Baues sehr nahe kommen. Diese Fasern sind nicht blos in den die grösseren Abtheilungen bildenden Häuten, sondern auch in den dünneren Septa nachweisbar. Die Wände der mit Flüssigkeit gefüllten Räume sind von einem aus kernhaltigen Zellen gebildeten Epithelium ausgekleidet. Zwi- schen dieser Epithelialschicht und dem eigentlichen Septum befindet sich eine durchsichtige Substanzlage, w'elche den capillaren Gefässnetzen und den Nervenausbreitungen zur Grundlage dient. — Im Uebrigen bie- ten diese Organe, je nach Verschiedenheit der Thiere, rücksichtlich ihrer Lage, ihrer Ausdehnung, der Ursprungsstätte ihrer Nerven u. s, w. beträchtliche Verschiedenheiten dar. Bei den Torpedines liegen sie zu beiden Seiten des Kopfes zwi- schen diesem und den vorwärts sich erstreckenden Brustflossenknor- peln, als platte Organe unmittelbar unter d^r äussern Haut. Nach Ent- fernung der letzteren gelangt man auf eine anscheinend sehnige Mem- bran mit polygonalen, zellenartigen Figuren, den Endbegrenzungen eben der zerfällt abermals in zwei von Knochen umschlossene häutige Röhrchen, deren jedes in einer blinden Blase endet. Eine dieser von einer Knochenblase um- schlossenen häutigen Blasen berührt einen Anhang des häutigen Vestibulum. Vgl. Weber a. a. 0. 1) Bei den Torpedines. — 2) Bei Gymnotus. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. den Sinnesorganen. 85 so vieler ähnlich gestalteter, vertical oder etwas schräg gestellter Säu- len. — Jedes Organ erhält vier Nervenstämme, von den'en der vorderste aus dem dritten Aste des Nervus trigemiuvs stammt, während die drei anderen den Kiemenästen des iV. vagus angehören. Der Zitteraal (Gymnotus electricus) besitzt zwei grössere obere und ein kleineres unteres, aber paariges electrisches Organ. Jedes grössere obere Organ liegt unmittelbar unter der äusseren Haut und erstreckt sich längs des ganzen Schwanzes, über der Afterflosse und den Muskeln derselben gelegen, nach hinten. Das untere kleinere wird von den Muskeln der Schwanzflosse bedeckt. Beide zerfallen in horizontal über einander liegende Abtheilungen. Die Nerven dieser Gebilde (jederseits über 200) sind Fortsetzungen der Rami anteriores der Spinalnerven. Bei dem Zitterwels (Malapte rurus electricus) erstrecken sich zwei äussere Organe jederseits vom Kopfe bis hinter die Bauchflosse und liegen unmittelbar unter der äusseren Haut. Ihre Nerven erhalten sie aus dem iV. vagus. Die inneren, von jenen durch eine Aponeurose getrennten Organe erhalten ihre Nerven aus den Rami anteriores der Spinalnerven. Das äussere Organ besteht aus sehr kleinen rautenför- migen Zellen. (Die Zahl der electrischen Fische wird gewöhnlich grösser angegeben; in- dess bleibt es höchst zweifelhaft, ob Trichiurus indicus und Tetrodon electricus wirklich mit diesen Apparaten versehen sind. Zu den electrischen Rochen gehö- ren aber ausser den eigentlichen Torpedines (T. vulgaris, inarinorata und Gal- vani) auch noch Arten der Gattung Narcine. — Lieber die anatomischen Verhält- nisse dieser Thiere vgl. vorzüglich die Abhandlungen von J. Hunter, Philos. Transact. 1773, P.2. p.481. und 1775, P. 2. p. 395. — Rudolphi in d. Abhandl. d. Berl. Acad. d. Wissensch. 1820 — 21, S. 229. und 1824, S. 187. — Valentin in den Neuen Denkschr. d. allg. Schweiz. Gesellsch. f. d. ges. Naturwiss. Bd. 6. Neufchat. 1841, wo die histologischen Verhältnisse ausführlich erörtert sind und auch eine Beschreibung des electrischen Apparates der Gattung Narcine gegeben ist. — lieber das Physikalisch -Physiologische vgl. Matteucci, Traite des phe- nomönes electro -physiologiques; suivi de recherches anatomiques sur le Systeme nerveux et sur Porgane electrique de la torpille par Savi. Paris 1844. 8. — Mayer (Spicilegium observationum anatomic. de organo electrico in Rajis etc. Bonn. 1843. 4.) will auch bei nicht electrischen Rochen ein .\nalogon dieser Or- gane gefunden haben.] 8G Erstes Buch. Die Fische. Fünfter Abschnitt. Vo m Ve rdauu7igs- Apparate. ' I. Vom Gebisse. §. 34. Die Zähne der Fische bieten die grösste Mannichfalligkeit dar hin- sichtlich ihres Baues, ihrer Form, ihrer Zahl und ihrer Insertionsstellen. Während es einerseits Fische gibt, welche der Zähne gänzlich erman- geln oder dieselben nur in sehr geringer -Menge besitzen -), kommen andere vor, bei denen eine grosse Anzahl von Zähnen und zwar an den verschiedensten Knochen sich findet. Zahntragend können fol- gende Knochen werden: der Unterkiefer, der Oberkiefer, die Gaumen- beine, der Vomer, der hintere Keilbeinkörper, das Zungenbein, die Kie- menbogen, die unteren Schlundknochen. Bei der Gattung Pristis ist die Schnauze sägenförmig mit Zähnen besetzt. Zähne kommen ausserdem in blos häutigen Gebilden vor. Selten sind fast alle genannten Theile gleichzeitig zahntragend; meistens finden sich blos an einigen oder meh- ren derselben Zähne 3). Die Form dieser Zähne ist höchst verschiedenartig. Oft sind sie von einer ausserordentlichen Dünne und Feinheit und dabei so kurz, dass sie eher durch den Tastsinn, als durch das Gesicht wahrgenom- men werden. Dies sind Cuvier’s Dents en velours ^). Sind sie etwas länger, so ähnelt eine damit besetzte Fläche einer Raspel [Dents en räpe) 5], Verlängern sie sich noch mehr, so erscheinen sie borsten- förmig. — Die Zähne mancher Fische ähneln den Reisszähnen der Säug- thiereß); bei anderen sind sie plattenförmig; bei anderen erscheinen sie als starke, stumpfe und ziemlich lange Kegel '^) ; oder sie sind kurz und cylindrisch; in diesem Falle sind sie an ihrem freien Ende bald eben, bald abgerundet 8) ; oft sind diese Zähne so klein und so zahl- 1) Z. B. Ammocoetes, Accipenser, Planirostra um! die Familie der Lopho- branchii. 2) Z. B. die Myxinoi'den, die Chimären, die Cyprinen. 3) Bei den Cyprinen nur an den Schlundkiefern; bei den Plagiostomen nur an den Kieferknorpeln; bei Labrus und Scarus am Unterkiefer, Zwischenkiefer und den Schlundkopfknochen; bei Esox an den meisten, bei Salmo an fast allen überhaupt zahntragenden Knochen. Bei Sudis, Notopterus und Osteog ossum ist auch der hintere Keilbeinkörper zahntragend. — Nur an häutigen Gebilden (Lip- pen) kommen die Zähne vor bei Petromyzon; auch Helostomus unter den Kno- chenfischen besitzt Lippenzähne. , . 4) Z. B. bei den meisten Percoiden. — 5) Z. B. die Vomerzahnc bei Ksox, bei Silurus. — 6) Z. B. die Vorderzäbne von Dentex, Esox u. A. 7) Z. B. bei Anarrhichas. 8) Ersteres bei Labrus, letzteres bei Sargus. Fünfter Abschnitt. Vom Verdauungs- Apparate. 87 reich, dass die damit besetzte Fläche ein granulirtes Ansebn erhält»). Das freie Ende der conischen Zähne kann in zwei oder drei Spitzen getheiltio), oder kann umgebogen sei^ii), oder es ist mit Widerhaken versehen 12). Die Zähne können am Ende zweilappig 1»), oder dreilap- pig oder eingekerbt 15 ) , oder mit sägenförmigen Rändern, oder mit Spitzen iß) versehen sein — kurz es zeigt sich in der Form der Fisch- zähne eine Mannichfaltigkeit, wie sie in keiner anderen Thierclasse wie- der angetrolfen wird. Die Form der Zähne wechselt bisweilen mit dem Alter oder bietet sexuelle Verschiedenheiten dar i"). Was die Befestigungs weise dieser Gebilde anbelangt, so ist diese nicht minder mannichfach. Sie haften blos in den umgebenden Weichtheilen Iß) , oder sind in Alveolen eingekeilt; in diesem letzteren Falle haften sie in dem sie aufnehmenden Knochen unbeweglich und sind selbst fest mit ihm verwachsen 1»), oder sind ihm im Gegentheil nach einer Richtung hin beweglich verbunden 20). Bei einigen Fischen müssen sich nämlich die Zähne bei Schliessung des Mundes immer nach hinten umlegen. Bei anderen ragt ein von der unteren Fläche der Zahn- höhle ausgehender Knochenfortsatz in die hohle Basis seines Zahnes hinein 21). Selten liegen die Zähne in einer Längsgrube und die an einander stossenden Zähne sind durch wahre sägenförmige oder wel- lenförmige Nähte ihrer Seiten unter sich verbunden 22). Die Textur der Zähne ist gleichfalls sehr verschiedenartig. Am häufigsten bestehen sie aus Knochensubstanz, welche dichter ist als die derjenigen Knochen, an welchen sie befestigt sind, ln diesem Falle kann ihre ganze Masse gleichförmig sein 23) ^ oder sie sind auswendig von festerer Knochenmasse überzogen 24 ) ; einige besitzen eine wirk- liche Schmelzschicht 25), An den Zähnen von Balistes ist noch eine dem Cämentum der Säugthierzähne entsprechende Substanz beobachtet worden und an den Gaumenzähnen von Scarus soll durch Ossification der Pulpa noch eine vierte härtere, elfenbeinartige Substanz hinzukom-. men. Die Zähne der Cyclostomen bestehen aber nicht aus Knochen - masse, sondern aus Hornsubstanz, ln ihrer Zusammensetzung ihnen ähnlich scheinen die elastischen und biegsamen Zähne der Chätodonten, der Trichodonten und der Loricarien zu sein. — Die Zähne erneuern sich häufig und während der ganzen Lebensdauer, indem die alten be- ständig durch neue, sich vorschiebende, verdrängt werden. 9) Z. B. bei Labrus. 10) Zweispitzig bei Citharina, dreizackig bei Pla- tax. — 11) Z.B. beiPiineleptcrus. — 12) Z. B. bei Trichiurus. — 13) Z. B. Sargus uniinaculatus. 14) Z. B. Aplodactylus. — 15) Z. B. Boops. — 16) Z. B. Notidamis u. A. — 17) Nach Angaben von Müller u. Henle l. c. - 18) Z. B. Pctromyzou, Mugil, Salarias. _ 19) Z. B. Esox, Salmo. — 20) Z. B. Chauliodus. — 21) Z. B. Balistes. — 22) Z. B. Myliobates. — -1) Z. B. Exocoetus, Echcneis. — 24) Z. B. Sphyracna. - 25) Z. B. Sar- gus, Balistes. 88 Erstes Buch. Die Fische. [Die ausführlichste Arbeit über den Zahnbau der Fische ist R. Owen’s Odontography, Part. 1. u. 2. Lond. 1S40 u. 41. 8., mit sehr zahlreichen Abhildun- gen, welche sowol die- Formen verhähnisse, als den feineren Bau der Zahne er- läutern. Vgl. ferner Born in Heusinger’s Zeitschr. für organ. Physik, Th. 1. S. 182. Cu vier im ersten Theile seiner Histoire nat. d. poissons und in den Le^ons d’anatomie comparee. — Retzius in Müller’s Archiv f. Anat. u. Phys. Jahrg. 1837. (besonders über den mikroskopischen Bau der Zähne.) — Agassiz an vielen Stellen seiner Poissons fossiles. — Müller und Henle, Systematische Beschreibung der Rochen und Haien, Berlin 1838. fol., mit zahlreichen Abbildun- gen von Zähnen der Plagiostoinen.] II. Vom Tr actus intestinalis, §. 35 . Die Mund- und Rachenhöhle der Fische sind von höchst ver schiedener Länge und Weite. Am eigenthümlichsten verhält sich die -Mundhöhle bei Branchiostoma durch den Besitz fingerförmig gestellter Wimpern oder Flimmerorgane, deren Schwingungen das Phänomen einer Räderbewegung zu Stande bringen *). — Bei allen Fischen stehen Mund- und Rachenhöhle in Communication mit den Athmungswerkzeu- gen. Bei vielen Knochenfischen verhindern hinter den Kiefern gelegene Schleirahautfalten den Rücktritt des verschluckten Wassers aus der Mundhöhle, und die Zähnchen und mannichfach gestalteten Fortsätze, mit denen der concave Rand ihrer Kiemenbogen besetzt ist, verhütet den Eintritt der Speisen in die Kiemenspalten. Wo der Kiemenschlauch sehr lang ist, wie bei Branchiostoma, beginnt die Speiseröhre erst w'eit hinter der Mundhöhle. — Speicheldrüsen fehlen anscheinend be- ständig 2). — Dag gewöhnlich derbe, harte, oft mit Zähnen besetzte Zungenrudiraent scheint zur Vermittelung von Geschmacksempfin- dung nicht geeignet. Indessen kommen bei einigen Fischen eigenthüm- liche Gebilde vor, welche vielleicht die Geschmacksempfindung vermit- teln könnten. Als solches erscheint z. B. ein sehr contractiles, vom Nervus glossop/taryngeus mit zahlreichen Fäden versorgtes, am Ge- wölbe der Rachenhöhle gelegenes Organ der Cyprinen s). J) S. (las Nähere in Müller’s Abhandlung. 2) Sie w'erden von Rathke und Meckel bei einzelnen Fischen erw'ähnt; ich habe mich indessen von ihrer AnAvesenheit bisher nie überzeugen können. Eine bei den Chimären und allen Plagiostoinen vorkonunende eigenthümliche, ge- wöhnlich unterhalb des 31. geniolii/oideus gelegene, röthliche, gefässreiche Drüse, w'elche schon von Retzius beschrieben ist, darf gewiss nicht für eine Speichel- drüse angesehen werden. Sie besitzt bei den eben genannten Familien eben so wenig, als bei Accipenser, wo sie am vorderen Ende des Kiemen- Arterienstam- mes liegt, einen Ausführungsgaiig und scheint den vor dem Herzen im Umkreise der grossen Gefässstämme fast bei allen beschuppten Reptilien vorkommenden, der Thymus verglichenen, Blutgefässdrüsen zu entsprechen. 3) Vgl. über diesen Apparat die Bemerk, von E. H. Weber in Meckel’s Archiv f. Anat. u. Phys. Bd. 2. S. 309. Fünfter Abschnitt, Vom Verdauungs- Apparate. 89 Der Tractus intestinnlis liegt, mit seltenen Ausnahmeiy ganz innerhalb der Bauchhöhle ^). Diese ist bei vielen Knorpelfischen hin- ten nicht vollständig geschlossen, sondern mündet oft durch zwei ®), selten durch einen einzigen ®) Porus abdominalis nach aussen. Auch steht sie bei vielen Knorpelfischen mit der Höhle des Pericardium in offener V'^erbindung 7], Der eigentliche Darmcanal besteht bei den Fischen meistens aus drei verschiedenen Abtheilungen, von welchen die beiden letzten nur selten völlig zusammenfallen 8). Die erste oder der Munddarm ent- spricht dem Schlundkopfe, der Speiseröhre und dem Magen ; die zw»^eite oder der Mitteldarm repräsentirt den gesammten Dünndarm, die dritte oder der Afterdarm ist das Intestinum rectum der höheren Wirbel- thiere. Ihre Grenze ist nicht immer scharf zu bezeichnen. Veränderte Dimensionsverhältnisse, Abweichungen in der Textur ihrer Schleimhaut, in der Dicke und Faserlage ihrer Muskelhaut, die Insertionsstellen der Ausführungsgänge der verschiedenen Drüsen geben häufig Haltpunkte ab für ihre Unterscheidung. Sehr oft aber sind ihre Grenzen noch schärfer bezeichnet durch das Vorhandensein einer Pförtnerklappe und einer Dickdarmklappe oder eines ihre Stelle vertretenden Wulstes. — Die der Speiseröhre entsprechende Region des Munddarmes steht sehr oft mit pneumatischen Apparaten in Höhlenverbindung. Dahin gehören die Schwimmblase, von deren Verhalten später die Rede sein soll, und ein von der vorderen Wand der Speiseröhre bei vielen Plectognathen ausgehender Sack. Dieser Sack, der von der vorderen Wand der Speise- röhre ausgeht, setzt sowol nach vorn bis unter den Unterkiefer, als auch nach hinten bis zum Ende der Bauchgegend sich fort, nimmt Luft auf und dient zum Aufblasen dieser Thiere. In der Regel eine einfache Höhle bildend, soll er bisweilen getheilt und mit zeitigen Wanden ver- sehen sein. Dass er als ein respiratorisches Organ zu betrachten sei, dagegen spricht der Ursprung seiner Gefässe. Im Munddarme, der bei den höheren Fischen mit einem gewöhnlich sehr muskulösen, durch die Ossa p/iaryngea inferior a unterstützten Bei der Gattung Solea liegt jedoch, gleich den Geschlechtstheilen, fast der ganze Mitteldann und ein Theil des Afterdarmes ausserhalb der Bauchhöhle zwi- schen den Fulcra der Afterflosse und den Muskeln der rechten Seitenhälfte des Schwanzes. 5) Bei den Plagiostomen, wo sie nicht zur Ausführung des Sperma und der Eier dienen, und hei vielen anderen Fischen, wo sie diese letztere Bestimmung haben. 6) Er ist einfach und unpaar bei Branchiostoma uud bei Lepidosiren. — Bei Branchiostoma, w'o dieser Porus zu dem Respirations-Apparate in Beziehung steht und auch zur Ausführung des Samens und der Eier dient, liegt er w'eit vor der Afteröffnung. 7) Bei den Myxinoiden, Ammocoetes, Accipenser, Chimaera, den Plagiostomen. 8) B. bei den Gyprinen, bei einigen Pleuronectes; nach Rathke auch hei Salmo, Labrax und Clujiea Pilchardus. 90 Erstes Buch. Die Fische. Schlundkopfe beginnt, wird häufig eine Scheidung von Speiseröhre und Magen vermisst. Die hintere Hälfte desselben, welche der Magengegend entspricht, zeichnet sich nämlich oft weder durch eine Erweiterung, noch durch Eigenthümlichkeiten ihrer Texturverhältnisse vor der vor- deren aus 9). Ein Magen ist zuerst da zu unterscheiden, wo die hin- tere Hälfte des Munddarmes allmälich sich erweitert und wo gleichzei- tig mit dieser Erweiterung Veränderungen in der Dicke und Textur seiner Häute eintreten Seine Sonderung wird deutlicher, wo er, bei veränderter Textur, schlauchartig oder sackartig sich erweitert i'). Selten wird der Magen zugleich durch eine Einschnürung von dem kurzen Oesophagus getrennt 12 ). — Die Bildung des Magens bietet übri- gens grosse Verschiedenheiten dar. Bei den meisten Fischen zerfällt er in eine Portio cardiaca und pylorica^ die unter mehr oder minder spitzem Winkel in einander übergehen. Sehr häufig liegt vor der Ucber- gangsstelle in den Pförtnertheil ein Blindsack, der in Betreff seiner Ge- stalt, Ausdehnung, Lage und Richtung sehr verschiedenartig sich ver- halten kann, bei einzelnen Fischen aber von sehr beträchtlicher Aus- dehnung ist 13). Meistens ist die Portio pylorica des Magens darm- artig, selten wieder sackförmig erweitert, wie z. B. bei einigen Sargus. Bisweilen bildet sie an der üebergangsstelle in den Mitteldarm einen spitzen Winkel i^). Hinter der meistens vorhandenen Pförtnerklappe ist die Insertions- stelle der Appendices pyloricac oder des Ausführungsganges eines drüsigen Pancreas und des Gallenganges. Der bald enge, bald weite Mitteldarm ist häufig in der Pförtnergegend am weitesten und bis- weilen selbst weiter als der in ihn übergehende Magen. Gewöhnlich verengt er sich allmälich nach hinten. — An der Grenze von Mitteldarm und Afterdarm fehlt mit seltenen Ausnahmen jede Spur von Blind- darm 15). Bald bietet der Durchmesser dieser beiden Abtheilungen des 9) Bei den Cyclostoinen, den Cyprinen, den Cohitis, manchen Pleuronectes, vielen Pharyngognathen : Exocoetus, Heiniramphus, Belone, den Labroiden, den Lophobranchii; unter den Plectognathen bei Balistes und Ostracion, unter den Aalen bei Syuibranchus ; ferner bei mehren Blennius, Gobius u. s. w. 10) Z. B. bei Gasterosteus und bei mehren Schollen, z. B. Flesus, Limanda, Passer, Platessa. 11) Z. B. bei den Siluroi'den, bei Esox. 12) Sehr stark bei einigen Pimelodus- Arten, schwach bei einigen Pleurone- ctes, Cottus u. A. 13) Am längsten ist wol dieser Blindsack bei Ammodytes, sehr weit bei Chi- ronectes. — Ein Blindsack kömmt schon bei Branchiostoma vor, wird aber hier von Müller als Leber gedeutet, w'ährend Rathke ihn als Magen betrachtet. 14) Z. B. bei Esox. 15) Andeutungen davon finden sich nachCuvicr und Valencienncs (V. C. p. 354. u. 301.) bei der Gattung Box; bei Box vulgaris einer; bei B. Salpa zwei. Fünfter Abschnitt. Vom Verduuungs -Apparate. 91 Danncanales keine Verschiedenheiten dar j bald ist der Afterdarin enger 17), als der Mitteldarra, bald endlich ist er weiter, als dieser is). In Vergleich zum Mitteldarm ist der Afterdarm immer sehr kurz und verläuft in der Regel ganz gerade. Viele Fische, und unter ihnen besonders die gefrässigen Raubfische, besitzen einen sehr kurzen Tractvs intestinalis^ der oft ganz gerade oder fast gerade vom Schlunde zum After verläuft i9) ; bei anderen Fi- schen ist er länger und bildet mehre, oft selbst sehr zahlreiche Krüm- mungen und Windungen ^o). Sehr selten ist der I>armcanal mit der Rückenwand des Leibes fest verwachsen 21); meistens wird er durch Fäden, Bänder, oder durch ein wirkliches häutiges Gekröse, d. h. durch Peritonnal-Duplicaturen be- festigt 22). Die Anordnung der Häute des Darmcanales stimmt im Wesentlichen mit der bei den höheren Wirbelthieren vorkommenden überein. Der Schlundkopf ist bei den höheren Fischen gewöhnlich von einem star- ken, ringförmigen Muskel umgeben, der von vorn nach hinten an Dicke abnimmt. Bisweilen ist die Speiseröhre durch Muskeln, welche von der Rückenseite des Rumpfes ihren Ursprung nehmen, erweiterungs- fähig 23). Die Muskelhaut des Magens ist von sehr verschiedener Dicke, gewöhnlich aber schwächer, als die des Oesophagus. In der Regel ist sie in- der Portio pytorica am stärksten und bildet oft an der Ueber- gangsstelle des Magens in den Mitteldarm einen dicken Wulst 24). im Mittel- und Afterdarm verhält sich ihre Dicke gleichfalls sehr verschie- den; nicht selten ist sie im Afterdarme schwächer, als im Mittel- darme 25). Während die Muskel -Primitivbündel des Tractus intestinalis in der Regel keine Querstreifen besitzen, sind die letzteren in der ganzen Muskelhaut des Darmes von Cj'^prinus tinca beobachtet worden 26 ). 16) Z. B. bei Tetroden, Diodon, Anarrhichas, Scorpaena, Anableps, Clupea, Salino, Esox, Anguiila u. A. 17) Z. B. bei Gasterosteus, Centriscus, Ostracion, Balistes, Syngnathus. 18) Z. B. bei Perca, Diacope, Percis, Trigla, Sciaena, Sparus, Scomber, Cot- tiis, Labrus, Pleuronectes, Gadus, Cyclopterus, Echeneis, Silurus u. A. 19) Z. B. bei Petroinyzon, den Plagiostomen, Cobitis, Belone, Anarrhichas, den Saluionen. — 20) Z. B. bei den Cyprinen, vielen Squamipennen u. A. 21) Bei Branchiostoma, Petroinyzon, Aimnocoetes. 22) Nach den Beobachtungen vonRathke ist das Gekröse ursprünglich stets vorhanden, kann jedoch später durch Resorption fast ganz verschwinden, wie bei den Syngnathen und mehren Cyprinen. 23) Wie bei mehren Cottus- Arten. S. Rathke’s nähere Angaben kc. S. 13. 24) Sehr stark z. B. bei Mugil; auch bei Johnius, Scombcr u. A. 23) Z. B. bei den Plagiostomen, den Plectognathen. 26) Von Reichert, s. Med. Zeitung d. Vereines für Heilkunde in Preussen, 1841, No. 10. 92 Erstes Buch. Die Fische. Die meisten Verschiedenheiten bietet die Anordnung der Schleim- haut des Tractus intestinalis dar. Nur bei Branchiostoma ist sie über- all mit einem Flimmerepithelium versehen. — Die Schleimhaut der Speiseröhre, welche bei den meisten Fischen von einer verdickten Epi- thelialschicht ausgekleidet ist, bildet sehr häufig Längsfalten, die nicht selten unter einander sich verbinden und deren freier Rand oft mit zottenartigen Vorsprüngen oder mit Schleim absonderuden Cryptae be- setzt ist. Bisweilen finden sich an seiner Innenfläche stärkere fleischige Papillen oder Warzen 27 ) ; sehr selten kommen an derselben zahnarlige Bildungen vor 2s], Bei Anwesenheit eines wii'klichen Magens verändert sich die Textur der Schleimhaut an dessen Grenze meist allmälich, sel- tener plötzlich. Sie ist im Magen häufig glatt, seltener bildet sie feine netzförmige Verdoppelungen und noch seltener besitzt sie Papillen oder Zotten. Die netzförmigen Falten werden, wenn sie überhaupt verkom- men, im Grunde des Blindsackes schwächer und schwinden auch zu- weilen in der Portio pylorica ganz. — Oft sind die Magendrüschen sehr deutlich 29). — Die Flächenvergrösserung der Schleimhaut des Mitteldarmes ist auf die mannichfachste Weise realisirt. Am häufigsten findet sich ein Netz- werk, gebildet durch mehr oder minder stark vorragende, nicht selten gezackte Falten der Schleimhaut. Oft verlaufen die grösseren Schleim- hautfalten zickzackförmig oder wellenförmig der Länge nach und wer- den durch schwächere transverselle Falten verbunden, wodurch polj'^- gonale Zellen entstehen. Oft enthalten grössere Zellen kleinere und diese wieder Zellen dritter und vierter Ordnung eingeschlossen so). Aber auch wahre Zotten können allein oder, von den stärkeren Falten ausgehend, gleichzeitig mit diesen verkommen. Selten erscheinen stär- kere Querfalten unter Gestalt vollständiger oder unvollständiger vor- springender Ringe im Mitteldarme si). — Auch im Afterdarme der Fische kömmt eine Vergrösserung der Schleimhautfläche auf ähnliche Weise, wie ira Mitteldarme, zu Stande, obschon die Bildung hier meist ein- facher ist. Eigenthüralich verhält sich der Mitteldarm einiger Cyclostomen * 2 )^ der Chimären, der Störe, des Lepidosiren, der Plagiostomen und des Poly- 27) Z. B, sehr stark bei Accipenser, Acanthias, Box, Caesio; schwach hei Clupea, Gadus u. A. 28) Bei Rhombus xanthurus, Stromateus fiatola, Tetragonunis. 29) Z, B. hei Trigla, Uranoscopus, Blennius, Gasterosteus, Cyclopterus. 30) So wird beim Stör ein Theil des Darmcanales zu einem sehr complicir- tcn Secretionsorgan und gewinnt nicht geringe Aehnlichkeit mit der Innenwand der Lunge mancher Schlangen, z.JB. derjenigen von Python. 31) Z. B. hei Clupea 5 auch im Afterdarme mehrer Salmonen. 32) Die Spiralklappe fehlt hei Branchiostoma, wie auch bei Ammocoeles und den Myxinoi'den, kömmt dagegen der Gattung Petromyzon zu. Fünfter Abschnitt. Vom Verdauungs- Apparate. 93 plorus durch die Anwesenheit der sogenannten Spiralklappe. Diese ist gewöhnlich in der Art schraubenförmig gewunden, dass sowol ihr an edo; drei bis vier bei Ac- cipenser; vier bei Hexanchus, Heptanchus, Centrophorus, Trygon; vier bis fünf bei Raja; fünf bei Scymnus, Myliobatis, Pteroplatea und Squatina. Nach Anga- ben von Müller, Archiv 1842. Müller hat, wie ich nachträglich bemerke, auch Sechster Abschnitt. Vom Gefnsssyslcine. 101 Die Arterien des Herzens entspringen gewöhnlich aus dem zweiten oder dem dritten Kiemen - Venenstamme i-*), seltener auch aus einem als Arteria mammaria zu bezeichnenden Aste der Arteria axillaris. Die Nerven stammen aus dem Nervus vagus.^ und zwar meistens aus seinen Rami plturyngei, welche mit sympathischen Fäden in Ver- bindung zu stehen pflegen. II. Von den Kiemengefässen. §. 41 . Während bei Branchioston)a die Bulbillen der Kiemenarterien seit- lich aus dem Arterienherzen abtreten, setzt sich bei den übrigen Fi- schen das vordere Ende des Bulbus arteriosus fort in den ausserhalb des Herzbeutels liegenden, nie mehr contractilen Kieraen-Arterien- stainm, aus welchem jederseits die Kiemenarterien hervorgehen. Bei den Myxinoi'den hat jeder Kiemensack, seine besondere Arterie >); bei den übrigen Fischen 2 ) tritt an die vordere Kiemenblattreihe eines jeden Sackes oder einer jeden Spalte eine andere Arterie, als an die hintere, indem eine Arterie für die beiden an demselben Kiemenbogen befestigten Kiemenblattreihen bestimmt ist. Jede Kiemenarterie tritt in einen durch die Furche der Kiemenbogen gebildeten und durch die in zwei verbundenen Reihen aufsitzenden Kiemenblättchen vervollständig- ten Canal. Jedes Kiemenblättchen*) erhält seinen eigenen Ge fässstamm, dessen feinste capillarc Netze sich in den Falten der Blättchen finden. Sie gehen ununterbrochen in die Anfänge der Kiemenvenen über. Bei den Myxinoi'den geht von jedem Kiemensack eine Kiemenvene ab; bei den Petr omyzonten gehört jede Kjemenvene den an einan- der stossenden Flächen zweier Kiemensäcke an. Bei den Rochen bil- den die Kiemenvenen um jede innere Kiemenspalte einen Cirkel, aus wel- chem eine Kiemenvene abgeht; diese Cirkel anastomisiren unter ein- ander durch Quergefässe. —.Die Kiemenvenen haben bei den Knor- pelfischen sowol, als bei den Knochenfischen, nicht nur dorsale, son- dern auch ventrale Verlängerungen. bei Polypterus drei Reihen Klappen gefunden; jede Reihe enthält acht bis zehn Klappen. 14) Aus der zweiten Kiemen vene nach Hyrtl bei Salmo, Perca und Lucio- perca; aus der dritten Kiemenvene nach meinen Beobachtungen beim Stör, wozu aber noch die aus der Arterta mammaria stammenden Zweige hinzukommen. 1) Nach Müller I. c. 2) Auch bei Petromyzon. 3) Sehr schöne Beobachtungen über die feinsten Kiemengefässe finden sich bei Hyrtl in den Med. Jahrb. d. Gestern Staates, Bd. 24., 1838, S. 235 IT. 102 Erstes Buch. Die Fische. III. Von (len Körperarterien. §. 42 . Bei allen Fischen entstehen durch unmittelbare Fortsetzung, Ver- zweigung oder Verbindung der Kiemen -Venenstämrae die Arterien- stämme des Körpers, zu deren Bildung nur selten direct aus dem Herzen stammende, also venöses Blut führende Aortenbogen beitra- gen. Schon unmittelbar aus einzelnen Kiemenvenen, und zwar theils als Aeste, theils als ventrale Verlängerungen derselben, treten sowol bei Knochenfischen, als bei Stören und Plagiostomen Arterien für das Herz, die Zungenbeinmuskeln, die Membrana branc/iiostef^a und feine nu- tritive Zweige für das Knochengerüst und die Schleimhaut der Kiemen- bogen ab 1). Zum Theil nach Abgabe von Aesten bilden die säramt- lichen dorsalen Fortsetzungen der Kiemenvenen durch ihre Vereinigung zu unpaaren oder paarigen Stämmen die Ausgangspunkte der Arterien- äste des Körpers. Die Entstehungsweise dieser Stämme aus den Kie menvenen bietet bei den verschiedenen Ordnungen der Fische Verschie- denheiten dar. Bei den Myxinoi'den treten die meisten Kiemenvenen sogleich, nachdem sie die Kiemen verlassen, zur Bildung einer unter der Wirbelsäule gelegenen Aorta zusammen, welche nicht blos hinter- wärts als Aorta descentlens , sondern auch vorwärts als Arteria ver- tebralis impar sich fortsetzt. Ausserdem hangen alle oder die mei- sten Kiemenvenen jeder Seite durch eine der Aorta parallele Längs- anastomose zusammen, die nach vorn als Arteria carotis communis sich fortsetzt. Diese beiden Carotiden begleiten die Speiseröhre nach vorn, unter Abgabe von Speiseröhren- und Zungenmuskelzweigen. Hin- ter dem Kopfe theilt sich jode Carotis communis in zwei Aeste: eine A. carotis externa , welche in Kopfmuskeln und Zunge sich verzweigt, und eine A. carotis interna. Die beiden Carotides internae verbin- den sich bogenförmig unter dem Anfänge der Wirbelsäule. Dieser Bo- gen nimmt das Ende der A. vertebralis knpar auf. Aus ihm entsteht eine unpaare Kopfarteric, welche vorwärts verläuft und Zweige für Nase, Nasengaumengang u. s. w. abgibt. Bei Petromyzon entsteht die Aorta auf ähnliche Weise. Die Caro- tides communes werden aber gebildet durch die Vereinigung der er- sten Kiemenvene mit einem vorderen seitlichen Aste der Aorta. Die Arteria vertebralis impar und die unpaare Kopfarterie fehlen. Bei den Chimären, Stören .und Plagiostomen treten die meisten oder sämmtliche Kiemenvenen zur Bildung der Aorta descendens zu- sammen ^). Aber die Entstehung der Carotiden ist abweichend *). 1) S. die Abbild, bei Monro, Tab. 1. 2) Bei den Chimären dringt die erste Kiemenvene jeder Seite in die Sehe- delböhle als Cavotis posterior und die zweite Kiemenvene, welche übrigens, Sechster Abschnitt. Vom Gefasssysteine. 103 Bei den Knochenfischen treten säramtliche Kiemenvenen *) einer Seite siiccessive zu einem unter dem Anfänge der Wirbelsäule und unter der Basis cranii gelegenen Längsbogen zusammen. Die hinteren Schen- kel dieser beiden paarigen Bogen vereinigen sich zur Bildung einer Jor^a descendens und die vorderen Schenkel fliessen transversel zu- sammen. So entsteht ein ausserhalb der Schedelhöhle gelegener Gefäss- kreis [Circulus cepJialicus\ der nach hinten in die unpaare Aorta sich fortsetzt, aus dessen vorderem Abschnitte Zweige abtreten, die für das Gehirn, die Orbita und die Nase bestimmt sind, und aus dessen Seiten die Carotides posteriores entstehen. — Aus der Aorta , welche sel- ten von der Bauchfläche der Wirbel völlig zu isoliren ist, entspringen Art. intercostales und an verschiedenen Punkten untergeordnete Zweige für die Nieren, die Platten des Mesenterium und die Gesehlechtstheile. Ihre Hauptäste sind aber 1) eine Art. coeliaco -mesenterica ^ welche, selten unmittelbar aus dem hinteren Absehnitte des Circulus cephali- cus hervorkommend®), die A. coeliaca und mesenterica svperior zu- gleich vertritt 0); 2) die für die Extremitäten bestimmten Art. axilla- res und 3) eine eigene A. mesenterica posterior^ die gewöhnlich vor- kömmt 7). — Das Ende der Aorta setzt sich als A. caudalis in dem gleich den folgenden, zur Bildung der Aorta heiträgt, gibt eine in die Augenhöhle tretende A. carotis anterior ab. Beim Stör und bei den Plagiostomen bildet sich aus den vorderen Kieuienvenen jeder Seite eine Carotis posterior, die bei den Rochen in das Rückgrath, bei den Stören in die Knorpehnasse des Schedel- grundes eintritt Die beiden Carotides posteriores vereinigen sich bei den mei- sten dieser Fische eben so wenig, als bei den Chimären; nur bei den Haien flies- sen die beiden Carotides posteriores in einem mittleren Loche der Schedelbasis zusammen, wo denn die Hirnarterie entspringt. Die Carotis anterior entsteht aber beim Stör und den Plagiostomen aus den Gefässen der Pseudobranchie des Spritzloches. 3) Bei vielen Knochenfischen entspringt aus dem Bauchende der ersten Kie- menvene jederseits eine A. hyo'ideo- opercvlaris, welche dem oberen Rande des Zungenbeinbogens folgt, Zweige an das Zungenbein und die Kiemendecken abge- bend. Sie tritt dann, nachdem sie das Suspensorium des Unterkiefers durchbohrt, an die innere Seite des Kiemendeckels und gelangt nach Abgabe einiger Haut- zweige zur Nebenkieme. — Hyrtl sah bei Lucioperca und bei Aspro Zingel aus dem ventralen Theile der Kiemenvenen einen unpaaren Stamm zusammentreten, der zwischen die Muskeln der Brustflossen abwärts verläuft und hier sich ver- theilt. Beim Hecht entspringt, nach Müller, die A. subclavia aus dem gemein- schaftlichen Stamm der beiden vorderen Kiemenvenen jeder Seite. Die A. sub- clavia gibt eine A, tnammaria interna ab, die am Bauche rückwärts verläuft und vordere Intercostalzweige abschickt S. darüber auch Monro S. 6. u. 7. ■4) In der Aorta des Störes, des Lachses, des Welses liegt ein von der Sche- delbasis ausgehendes fibröses Band. — Bei mehren Cyprinen bUdet die Aorta in- nerhalb der Bauchhöhle unter jedem Wirbelkörper einen Sinus. 5) Bei Lota nach Hyrtl. — 6) Z. B. bei Accipenser, Perca, Cyprinus. Bei Raja sind, nach Monro, diese beiden Arterien getrennt 7) Ich finde sie z. B. bei Accipenser, Salmo. 104 Erstes Bucb. Die Fische. Oanale der unteren Wirbelbogcnschenkel verlaufend, fort. — Die für die starken Vorderextremitäten bestimmten Jrf. axillares schwellen durch partielle Erweiterung und Belegung mit Muskelfasern bei Torpedo und bei den Chimären zu accessorischen Herzen an *). [Die wichtigsten dieser Darstellung zu Grunde liegenden Arbeiten über das arterielle Gefässsystein der Fische sind ein an Beobachtungen sehr reicher Aufsatz von Hyrtl in den Med. Jahrbüchern d. Oesterr. Staates, XV. S. 70 u. 232. und Miiller’s vergl. Anatom, des Gefässsystemes d. MyxinoYden. — Zu vgl. ist auch die Schrift von Monro, üb. den Bau u. die Physiol. der Fische. — Rücksichtlich aller specielleren Data muss auf diese Arbeiten verwiesen werden.] IV. Von den Venen. §. 43. Die Venen der Fische zeichnen sich sowol durch die Dünne ihrer Wandungen, als auch durch ihre Weite und die häufige Bildung ein- zelner sinusartiger Erweiterungen aus'). Klappen scheinen nur selten in ihnen vorzukommen 2 ]. Die das venöse Blut aus den verschiedenen Körpertheilen aufnehmenden Stämme treten theils unmittelbar zum Her- zen, theils bilden sie zuvor Pfortadersysteme. Die grösseren Venen- stämme verhalten sich folgendermaassen: 1) Zwei Venae cardinales anteriores 3) s. jugulares nehmen das Blut aus dem Hirne, dem Sche- del, der Augenhöhle, dem Schlunde und zum Thcil auch von den Kie menbogen auf. Selten erweitert sich der Bereich einer dieser Venen, wodurch sie dann asymmetrisch wird ■'). 2) Ihnen entsprechen zwei hintere Cardinalvenen [Venae cavae posteriores Auctor.) 5). Die Ent- 8) Bei den Chimären von Duvernoy entdeckt. Vgl. Ann. d. sc. nat., 1837, T. 8. j). 35. — Später auch von Valentin beschrieben. Ich finde sie bei Chi- maera arctica und monstrosa. — Bei Torpedo von Davy aufgefunden. Auch an den äusseren Hülfsorganen der männlichen Geschlechtstheile hat Davy bei Pla- giostomen ein pulsirendes Organ beobachtet, das jedoch noch nicht näher unter- sucht ist. 1) Die Venen sind oft mehr Rinnen in dem Parenchym der Organe, z. B. der Nieren, als mit selbstständigen Häuten versehene Canäle. Stark erweitert sind z. B. die Jugularvenen der Knochenfische, die Lebervenen der Rochen; bei Petromyzon findet sich ein von Rathke näher beschriebener Blutbehälter, der das Blut der Nieren und Geschlechtstheile aufnimmt. Aehnliche, mit den hinte- ren Cardinalvenen communicirende, finden sich bei den Rochen. 2) Monro erwähnt ihrer, al# bei Raja vorkommend, S. 8. 3) Sie liegen gewöhnlich unter den unteren Wirbelbogen, nur bei Petrouiy- zon oberhalb derselben, wie Rathke angibt. 4) Bei den Myxinoiden nach Retz ins und Müller. 5) Sie werden häufig mit Unrecht als hintere Hohlvenen bezeichnet, wie Baer nachgewiesen. Sie sind aber auch nicht bloss Aequivalente des Systemes der Venae vertebrales posteriores ^ wie Baer meinte. Ihre Analoga finden sich vielmehr nur bei den Embryonen höherer Wirbelthiere, wie Rathke (drit- vSechster Abschnitt. Vom Gefässsysteme. lOo stchimpsweise derselben ist foli'ende; die Venen der Schwanzflosse, sammeln sich in ethen Slamm, der in der Regel einfach gefässförniig ist, bei Anguilla und Miiraenophis aber ein pulsirendes Caudalhorz be- sitzt. Der Stamm der Caudalvene verläuft unterhalb der Art. caudali* im Canale der untern Dornen der Schwanzwirbel und nimmt in dieser Strecke sämmtliche Venen des Schwanzes auf. Nachdem die Tena caudalis den genannten Canal verlassen, treten in sie in der Regel mehre Aeste aus der einend) (meist der linken) Niere. Sie steht ge- wöhnlich auch mit Venen des Afterdarmes in Verbindung ^). Hierauf erstreckt sie sich, zwischen den Nieren, oder durch das Parenchym einer derselben (meist der rechten) verlaufend, als Vena cardinalis potterior dextra vorwärts, nimmt allmälich die Venen der Niere ihrer Seite, Venen der Rumpfwandungen, welche durch die Nierensubstanz treten, Venen der keimbereitenden Geschlechtstheile und auch wol der Schwimmblase *) auf. Die Venen der entgegengesetzten Niere sammeln sich allmälich in einen der vorigen parallelen Stamm, welcher durch Aufnahme von Gefässen gleicher Art verstärkt wird, gewöhnlich aber schwächer bleibt, als der vorige, und stellt so eine V. cardinalis po~ sterior sinistra dar. Immer steht sie mit der ihr entgegengesetzten eigentlichen Fortsetzung der Schwanzvene durch zahlreiche Quer-Ana- slomosen in Verbindung. Zuletzt nehmen beide Stämme gewöhnlich noch die Venen der Extremitäten auf. — 3) Die bald mehrfachen, bald zu einem Stamme verbundenen Venae hepaticae (die einzigen Reprä- sentanten 'der unteren Ilohlvene der höheren Wirbellhiere) empfangen das venöse Blut aus der Leber. Durch die Vereinigung aller dieser Venenstämme entsteht ein ge- meinsamer Sinns venarum. Die -4rt seiner Entstehung ist verschieden. Bei den .Myxinoi'den *>) verbindet sich der aus der Vereinigung der bei- den hinteren Cardinalvenen entstandene hintere Körpervenenstamm mit der V. jngularis sinistra zu seiner Bildung und dann erst senken in ihn zwei Lebervenen und die asymmetrische, durch Aufnahme von Ve- nen des Rumpfes verstärkte V. jngularis dextra sich ein. Bei den Plagiostomen ’<>) vereinigt sich je eine hintere und eine vordere Gar- dinalvene mit Venen der Vorderextremität und einer oberflächlichen Kopfvene zur Bildung eines Quervenenstammes {Ductus Cuvieri] und durch die Vereinigung der beiden Ductus Cuvieri entsteht der Sinus communis^ in den dann die Lebervenen eintreten. ter Bericht üb. (1. naturw. Semin. zu Königsb., 1838. 4.) sehr überzeugend ge- zeigt hat. 6) Nach eigenen Untersuchungen an Knochenfischen. Nach Retzius und Müller ist bei den Myxinoi'den die linke Cardinalvene am stärksten. 7) Namentlicli sehr deutlich beim Wels, wo diese Zweige Wurzeln des Leber -Pfortadersystemes bilden. — 8) Z. B. bei Esox, Gadus. t>) Vgl. darüber bes. Müller a. a. 0. ~ 10) S. Mo uro 1, c. Tab. II, 106 Erstes Buch. Die Fische. Bei den Knochenfischen entstehen gleichfalls, durch die Vereini- gung jeder vordem Cardinalvene mit der ihr entsprechenden hinteren, zwei quere Ductus Cuvieri, In den durch ihre Verbindung entstan- denen Sinus communis senken sich dann die Lebervenen, entweder mit einem gemeinsamen Stamme “), oder mit zwei 12)^ ja selbst mit mehren Aesten i»). Dieser Sinus nimmt auch die V. jugularis inferior auf, wenn sie unpaar isti-*). Die zuführenden Gefässe des Leber-Pfortadersystemes sind bei den Fischen in der Regel nicht bloss die Venen des Magens, des Darmkanals, der Milz, der jlppendices pyloricae^ sondern meistens ge- sellen sich zu ihnen auch Venen der Schwimmblase, der Ruinpfwan- dungen ^ 6 ) und der Genitalien i"). Bei vielen Fischen vereinigen sich diese — bisweilen theilweise durch eigenthümliche Lage ausgezeichne- ten is) — Gefässe zu einem Pfortaderstamme i^), ehe sie ihr Blut in die Leber ergiessen. Selten ist dieser Stamm herzartig contractil, so dass er ein wahres Pfortaderherz darstellt 20 ). — In anderen Fällen, und zwar bei der Mehrzahl der Knochenfische, treten die zur Bildung des Pfortadersystemes beitragenden Venen einzeln oder in einige Stämme gesammelt 21) zur Leber. Selten bilden sie vor ihrem Eintritte in die- selbe Wundernetze 22). 11 ) So nach Rathke bei Belone, Cyclopteriis, Angiiilla, Ainmodytes, Salmo, Silurus, Accipenser. — ’ 12) Z. B. bei Gadus, Esox, Pleuronectes, Tbynnus u. A. 13) Z. B. bei Clupea, Cottiis, einigen Cyprinen u. A. 14) Z. B. bei Tbynnus nach Müller. 15) S. hierüber vorzüglich einen Aufsatz von Rathke in Meckel’s Archiv f. Anat. u. Physiol., 1826, S. 126 ff. — 16) Bei den MyxinoVden nach Müller. 17) Bei den MyxinoVden, den Cyprinen, Cobitis, Blennius, Perca, Osmerus nach Rathke. 18) Bei Petromyzon liegt der Stamm der Intestinalvenen, nach Rathke, im Inneren des Darmes in der denselben durchziehenden Falte. Duvernoy und Meckel beobachteten bei Galeocerdo, Zygaena und einigen anderen Haien einen ähnlichen Verlauf dieses Gefässes im freien Rande der hier eigenthümlich gestal- teten Längsklappe des Darmes. Duvernoy glaubt hier sogar eine Belegung der Vene mit Muskelfasern erkannt zu haben. Siehe Ann. d. sc. nat. T. 3. 1835. p. 274. 19) Bei Petromyzon, den Plagiostomen, Aiiguilla, Acerina, Lota u. A. 20) Von Retzius und Müller bei Branchiostoma und Myxine entdeckt. 21) Am weitesten ist die Isolirung gediehen bei den meisten Cyprinen; we- niger bei Pleuronectes maximus, Lophius, Xiphias; drei Stämme sind vorhanden bei Cottus- zwei Hauptstämme und neben ihnen isolirte Gefässe z. B. bei Gadus, Belone, Clupea; zwei getrennte Hauptstämme bei Esox, Osmerus, Blennius; ein- zelne Gefässe neben einem Hauptstamme bei Perca, Ainmodytes, Cyclopterus, beim Wels, bei Orthagoriscus mola. — Meist nach Rathke’s Angaben. 22) Nach Eschricht’s und Müller’s Entdeckung gehen bei Tbynnus vul- garis und Th. brachypterus die vom Magen, von der Milz, vom Darme, von den Appendices pyloricae kommenden Venen einzeln über in ein grosses Wunder- netz, bevor sie in die Leber treten. S. deren Aufsatz in den Abhandl. d. Bcrl. Acad. d. Wissensch., 1835. 107 Sechster Abschnitt. Vom Gefässsy steine. Da bei den Fischen die Venen der -Rurapfwandungen durch die Nierensubstanz hindurch in die Veuae cen-dinales treten, haben einige Physiologen eine pfortaderähnliche Vertheilung derselben in- nerhalb der Nieren angenommen, ohne dass jedoch eine solche bei den Fischen mit Sicherheit nachgewiesen wäre ^). §. 44 . Von besonderem Interesse ist noch das Verhalten der Gefässe in den Pseudobranchien oder Nebenkiemen und in der sogenannten Choroidealdrüse der Fische. Es sind dies zwei Gebilde, welche meistens, obschon nicht immer, gleichzeitig verkommen und deren Bau besonders durch Müller aufgeklärt ist. Die Pseudobranchien kommen den meisten Fischen zu, fehlen aber anderen, wie es scheint, gänzlich i). Sie erscheinen unter zwei ver- schiedenen Formen. 1. Als blutreiche, den wahren Kiemen ähnliche, aber viel kleinere, unbedeckt liegende Organe, welche einen Kamm von Blättchen mit Knorpelstrahlen und fedriger Vertheilung der Blutgefässe darstellen. Die Federchen sind schmal und sehr regelmässig zu einem Kamm oder Fächer geordnet 2). 2. Als blutreiche, anscheinend drüsige*), aus mehren Läppchen bestehende Gebilde ^), welche von der Haut der Kiemenhöhle, bisweilen auch von Fett und Muskeln oder sogar von Knochen *) bedeckt werden. Die feineren Elemente sind die nämlichen, wie bei der vorigen Form; die Läppchen sind dicke, breite und gewöhnlich kurze Federchen mit einem mikroskopisch erkennbaren Kiel von zelligem Knorpel. Dieser Kiel ist beiderseits mit häutigen, hohen und breiten Blättchen besetzt. 23) S. darüber Jacobson, de systemate venoso pecul., Hafn. 1821; Isis 1822, S. 114. und Nicolai, Isis 1826, S. 404. Ich habe mich bisher nicht sicher von der Existenz der pfortaderuiässigen Vertheilung der Rumpfvenen und der Zweige der Schwanzvene in den Nieren von Gadus, Cyprinus und andern untersuchten Knochenfischen überzeugen können und theile daher vorläufig die von Meckel und Cuvier gegen Jacobson vorgebrachten Bedenken. 1) Müller vermisste sie unter den Plagiostomen bei Scymnus, Lamna, My- liobates, Trygon; unter den Knochenfischen bei den MuränoYden, vielen Sihiroi- den, einigen Clupeen, bei Cobitis, Mormyrus, Polypterus. 2) Diese Form ist bei den Knochenfischen die häufigste. 3) Nach Müller bei Gasterosteus , Coryphaena, Lichia, Gerres, Chroniis, Cychla, Ophicephalus, Anabas, Cj-prinus, Cyprinodon, Esox, Belone, Exocoetus, Hemiramphus, Echeneis, bei allen Gadoiden (ich finde sie so auch und zwar sehr gross bei dem verwandten Lepidoleprus), bei vielen Salmoniden, bei Tetrodon. 4) Bei Esox unter einer Hautfalte versteckt, nach aussen von der oberen Insertion der Kiemenbogen. 5) Bei Cyprinus. Man findet sie hier, nacli Wegnahme des contractileu Gau- menorganes, zwischen dem hinteren Ende des queren Gaumenmuskels und den oberen Schlundknochen, welche sie zum Theil bedecken. 108 Erstes Buch. Die Fische. Meistens liegen die Läppchen neben einander in Einer Reihe; in ande- ren Fällen liegen sie haufenweise und gekrümmt auf einander. Bei den meisten Knochenfischen liegen die Nebenkiemen am Gau- menlheile der Kiemenhöhle, hinter dem queren Gaumenmuskel, vor oder auswärts von dem oberen Ende der Kiemen. Abweichende Lagenver- hältnisse kommen bei vielen Knorpelfischen vor. Bei den Stören und bei den meisten Plagiostomen liegt sie an der vorderen Wand des Spritzloches. Die Schleimhaut der Spritzlochhöhle bildet hier eine Reihe senkrechter kammartiger Falten c). Bei den Carcharias liegt sie in einem blinden Gange versteckt im Munde, vor und auf dem Kiefer- suspensorium. Ihr Verhältniss zur Choroi'dealdrüse ist folgendes: 1) Viele Fische, denen die Pseudobranchie fehlt, besitzen auch letztere nicht f). 2) Die Choroidealdrüse kömmt selten spurweisc ohne Vorhandensein einer Pseudobranchie vor s). 3) Bei den Knochenfischen ist kein Bei- spiel von Mangel der Choroi'dealdrüse bei Anwesenheit einer Pseudo- branchie bekannt. 4) Nur bei Stören und Plagiostomen ist letztere ohne gleichzeitige Anwesenheit einer eigentlichen Choro'idealdrüse vorhanden. Pseudobranchien und Choro'idealdrüse sind nur cigenthümliche Wundernetzbildungen 9). Die Arterien der Pseudobranchien entspringen bei verschiedenen Fischen aus verschiedenen Stämmen: bald aus dem Circulvs cephalicus bald aus der A. /lydideo-opercvlaris bald aus Kiemenvenen 12 ) ; sie anastomosiren auch mit andern Arterien. Die Arterie der Pseudobranchie zerfällt nun in Zweige untl jedes Blättchen des Organes erhält ein feines zuführendes Gefässchen, das durch einen Bogen in ein abführendes Gefäss übergeht. Diese Vasa revehentia vereinigen sich zu einem Stamm, der zur Arteria oplit/ialmica magna 1 *) wird. Diese letztere bildet sodann den arteriellen Theil eines Wunder- netzes, das unter dem Namen der Choro'idealdrüse bekannt ist. Die Arteria ophthalmica magna löset sich nämlich büschelföniiig auf und aus diesem Gefässconvolute entspringen arteriöse Gefässstämme für die Chorididea des -Vuges. Venen führen dies Blut in die Choro'idealdrüse 6) Bei (len Embryonen von Mustelus, Acanthias, Spinax gehen von ihnen die von Rathke und Leuckart beobachteten 'äusseren Kiemenfäden der Spritz- löcher ab. Vgl. Leuckart, Untersuchungen über die 'äusseren Kiemen der Em- bryonen von Rochen und Haien, Stuttg. 183G. 8. S. 17 u. 34. 7) Beide fehlen den Welsen, z. B. Silurus, Pimclodus, Synodontis, den Aalen, den Cobitis. — 8) Z. B. bei Erythrinus, Osteoglossum, Notopterus. 9) Der membranöse Theil der Pseudobranchie erh'ält aber aus den Koj)fge- fässen noch seine eigenen nutritiven Gefässchen. — 10) Z. B. bei Esox. 11) Z. B. bei Lucioperca, Perca, Gadus, Lota u. A. — 12) Bei den Haien. 13) Die Arteriae ophthalmicae magnae beider Seiten stehen, nach Mül- ler, durch eine über dem Os sphendideuni hasilare verlaufende Anastomose in Verbindung. Sie empfangen auch bisweilen, z. B. bei Lucioperca, Gadus V'erbin- dungszweige von Gefässen, die aus dem Circulus cephalicus entspringen. Sechster Abschnitt. Vom Gefässsysteme. 109 2 iirück und zerfallen hier ebenfalls wiindernetzartig in Röhren, aus wel- chen das Blut in die Venff- ophthalmica magna sich sainiuelt, welche dasselbe dann in ilie grossen Körpervenen überführt — Die Störe und Plagiostomen bilden von dieser Anordnungsweise in so ferne eine Ausnahme, als bei ihnen aus den Gefässen der Pseudobranchie die für das Auge und das Gehirn bestimmte A. carotis anterior hervorgeht. — Andere Wundernetzbildungen sind die der Lebervenen und der Arteria coeliaca bei Lamna cornubica, die der Magen- und Darm- gefässe bei Squalus vulpes, die der Pfortader und der Arteria coeliaca der Thunfische ’5). [Die vollständigste Ziisaininenstellung der hierher geliörigeti, meist von Mül- 1 e r zuerst beobachteten und successive bekannt gemachten Thatsachen findet sich in seiner vergl. Anatomie des Gefässs 3 'stemes der Myxinoiden. — lieber die Cho- roYdealdrüse vergl. auch Erdl, disquisitiones de glandula choroideali, Monach. 1839. 4.] V. Vom Lyinph- Gefässsysteme. §. 45 . Mit Ausnahme des durch helles farbloses Blut ausgezeichneten Branchiostoma sind bei allen bisher untersuchten Fischen Lymphgefässe aufgefunden worden i), und es scheint sogar, ais ob das Lymph-Gefäss- systera in dieser Thierclasse vorzüglich ausgebildet sei. Sehr starke Saugadernetze und Säcke finden sich an den Verdauungsorganen, be- sonders dem Magen, so wie auch an der Milz; kaum minder reichlich kommen sie an den Geschlechtstheilen , in der Augenhöhle, an der Ba- sis der Brustflossen und an den Muskeln des Stammes der Wirbelsäule vor. Bisweilen umgeben Lymphgefässe die • grösseren oder kleineren Blutgefässstämme scheidenartig 2 ) ; ja selbst das Herz kann von solchen Lymphsäcken umgeben sein 3). — Freie Mündungen der Saugadern kom- 14) Diese Angaben stützen sich aufMüller’s Beobachtungen an Gadus, Cy- prlnus, Salmo, Esox, Lophius, Scomber, Lucioperca, Perca. Wenn die Pseudo- branchie und die ChoroVdealdrüse fehlen, wie beim Wels, so sind die in das Innere des Auges tretenden Gefässe klein und entspringen aus den Kopfzweigen des Circulus cephalicus, 15) S. hierüber die Abhandlung von Müller und Eschricht, mit vortreff- lichen Abbildungen. — Vergl. über Wundernetzbildungen der Schwimmblase das betreffende Capitel. 1) S. über die Lymphgefässe der Mj'^xinoiden Müller, vergl. Anat. d. Ge- fässsyst. d. Myxin. S. 18. — 2) Sowol von Fohmann, als von mir mehr- fach beobachtet, namentlich beim Stör und bei den Rochen. 3) Wie cs scheint bei Petromyzon. Noch deutlicher beim Stör. Hier sind die Herzkammer und der Bulbus arteriosus von einer auf den ersten Anblick drüsig erscheinenden, schwammigen Substanz umkleidet. Zahlreiche Blutgefässe, welche mit den Gefässen, die man irriger Weise für tendinöse vom Herzbeutel zum Herzen sich erstreckende Fäden hielt, in Verbindung stehen, verbreiten sich daran auf sehr eigenthümliche Weise. Bei Untersuchung des Contentum dieser 110 Erstes Buch, Die Fische. men bei den Fischen eben so wenig vor, als bei den höheren Wirbel- thieren'i); sie beginnen, so weit man dies hat verfolgen können, als geschlossene Bläschen oder zellenartige Erweiterungen, die von einer innern glatten Membran ausgekleidet werden. Die Lyrnphgefässstämme bilden gleichfalls nicht selten sinusartige Erweiterungen, in welchen häufig zellige oder klappenartige Vorsprünge verkommen. Wirkliche Klappen aber finden sich, w'ie es scheint, nur an den Stellen, wo grös- sere Saugaderstärame in das Venensystera' einmünden. — Was die Lage dieser grösseren Stämme anbetrilTt, so erstrecken sich sehr allgemein zwei paarige starke Lymphgefässe oder ein unpaares, vorn in zwei Schenkel ausgehendes, durch die ganze Länge der Bauchhöhle unmit- telbar unter der Wirbelsäule, über oder neben den Blutgefässstämmen gelegen 5). Diese -Stämme münden in Venen ein, welche den Schlüssel- beinvenen oder Jugularvenen der höheren Wirbelthiere entsprechen. — Andere Stämme verlaufen unterhalb der Seitenlinie in der Rinne zwi- schen den Seitenmuskeln des Rumpfes, sind jederseits einfach bis drei- fach vorhanden, vereinigen sich aber im letzteren Falle zu einem Stamme, nehmen eine Menge von Nebenästen aus der Bauch- und Rük- kenseite der Körperperipherie auf und communiciren an zwei Stellen mit dem Venensysteme. Die eine Verbindung ist die mit der Gaudalvene, und geschieht dadurch, dass jeder Saugaderstamm in einen lymphatischen Caudalsinus übergeht. Die beiden Caudalsinus verbin densich durch einen Quercanal, der die Basis des mittleren knöchernen Strahles des letzten Schwanzwirbels durchbohrt und treten convergirend in den Canali» vertebralis inferior, wo sie in den Anfang der Vena caudalis inferior zusammenfliessen. Die zweite Verbindung geschieht durch einen viel- leicht contractilen, zu beiden Seiten der Schedelhöhle gelegenen Kopf- sinus, der in die Jugularvene oder in den Hohlvenensinus mündet. Eine Klappe hindert den Rücktritt der Lymphe in die Saugaderstämme ®). — Vielleicht finden sich ausser diesen Uebergangspunkten der Lyraphge- fässe in das Venensystem noch zahlreichere, und es scheint, als ob na- mentlich auch kleine Lymphgefässe in kleinere Venen übergehen 7). — scheinbaren Drüsen erkannte ich sie als Lyinphsäcke, indem ich, ausser spärlich vorhandenen Blutkörperchen, unendlich viele, kleine runde Ljiuphkömchen, etwa fünf- bis sechsmal kleiner, als die Blutkörperchen des Störs, von der Grösse der menschlichen Blutkörperchen darin antraf. Einige hatten eine granulirte Oberfläche, andere waren von einer blassen kreisrunden Schale umgeben. 4) Monro’s Annahme solcher freien Mündungen beruhete offenbar auf In- jection der feineren und dünnhäutigeren Schleimkanäle der Rochen, 5) S. die Abbildung bei Fohmann Tab. 4. vom Aal. Ich habe bei vielen Knochenfischen zwei solcher Bauchstämme angetroffen. 6) S. hierüber die interessante Abhandlung von Hyrtl in Müller’s Archiv 1843, S. 224 ff. mit Abbild. 7) Namentlich nach den Untersuchungen von Fohmann. Ein zwischen den Magenhäuten des Störs gelegener Sinus lymphaticus communicirt an dieser siebenter Abschnitt. Vom Respirations- Apparate. 111 Lyrnphgefässknauel (lymphatische Drusen) sind bei den Fischen mit Si- cherheit noch nicht nachgewiesen worden. Doch kommen in der Bauch- höhle vieler Fische in mehr oder minder beträchtlicher Zahl, gewöhn- lich in der Nähe der Milz und des Pförtners gelegen, weissliche Körp^ vor, welche eir# milchw'eisses Contentum besitzen, in welchem die mi- kroskopische Untersuchung feine Körnchen nachw'eiset «). [Man vgl. über (las Lymphsystem der Fische, das von Alex. Monro und W. Hewson entdeckt ist, besonders: Monro, Vergleichung d. Baues d. Fische, Leipz. 1787, 4. und Fohmann, das Saugadersystem der Wirbelthiere, 1. Heft, Heidelb. 1827, mit Abbild.] Siebenter Abschnitt. Vom Respirations- Apparate. §. 46 . Die eigentlichen Respirationsorgane der Fische bestehen aus gefäss- reichen häutigen Theilen (Kiemenblättchen), welche gewöhnlich mittelbar an Kiemenbogen befestigt sind. Ein verschiedenartig ein gerichteter Apparat beweglicher Theile hat den Zweck, dem Was- ser Zutritt und Abfluss zu und von der Höhle oder den Höhlen, in welchen die Respirationsorgane eingeschlossen sind, zu verschaffen. Sie communiciren stets mit dem Anfänge der Verdauungshöhle und besitzen wenigstens einen äusseren Ausgang; in der Regel sind deren jedoch zwei, oft auch mehre vorhanden. Bei Branchiostoma gelangt das Wasser durch den Mund sogleich in einen von der Bauchhöhle umschlossenen, nach hinten in die Speise- röhre übergehenden Kiemenschlauch, dessen mit Flimmer-Epithelium ausgekleidete Seitenwände durch Knorpelstäbchen gebildet werden. Je zwei der letzteren begrenzen eine durch Querleisten unterbrochene contractile Spalte, durch welche das Wasser aus dem Kiemenschlauche Stelle mit z^lrelcben Venenzweigen. — Irrthümlich scheinen Fohmann’s An- sichten über die zuführenden und rückführenden lymphatischen Gefässe der Kie- men zu sein. Vgl. darüber Müller’s Bemerk, in seiner angef. Schrift S. 29. 8) Es sind dies diejenigen Körperchen, welche ich früher (s. meine Symbo- lae ad anat. pisciuui, Rost. 1839) beschrieben und als Residuen des Dottersackes betrachtet hatte und welche von Müller als Pancreas angesehen waren. Sie kommen bei den meisten Knochenfischen, z. B. bei Cottus, Trigla, Scomber, Ga- dus, Belone, Cobitis, Cyclopterus u. A. an der oben angegebenen Stelle vor. Ob. schon ich nicht im Stande war, eine directe Verbindung derselben mit Lymph- gefässen nachzuweisen, sah ich doch öfter starke Lymphräume in ihrer unmittel- baren Nähe und spreche die Vermuthung aus, dass sie Mesenterialdrüsen sein mögen. 112 Erstes Buch. Die Fische. in die Bauchhöhle tritt. Diese letztere verlässt es durch einen ziemlich weit vor dem After gelegenen einfachen Poms branchialis abdomi- nalis^ der zugleich als AusmUndungsstelle des Geschlechts - Appara- tes dient. Bei den Myxinoi'den führen jederseits sechs bte sieben Ductus branchiales eacterni^ die bald eine gemeinsame, bald getrennte äussere OefTnungen besitzen, in sechs bis sieben Kiemenbeutel und jeder dieser letzteren communicirt durch einen am Ausgange contractilen Gang mit der Speiseröhre. Jeder Kiemenbeutel ist inwendig von Schleimhaut ausgekleidet und erhält durch eine seröse Membran nicht blos einen unmittelbaren äusseren Ueberzug, sondern auch eine beutelartige lose Umhüllung, in welche die Kiemenarterie eintritt. Ein sehr complicirter M. constrictor branc/iiarmn entleert das in die Kiemenbeutel aufge- nommene Wasser in die Speiseröhre. Aus dieser tritt es durch einen unpaaren linken Ductvs oesophageo-cntaneus^ der in das Stigma externnm oder in das letzte dieser Stigmata mündet, nach aussen. Bei denPricken sind jederseits sieben, in eigenen serösen Beuteln liegende Kiemensäcke vorhanden, denen eben so viele Stigmata ex- terna entsprechen. Jeder dieser Säcke communicirt durch einen kurzen Gang mit einem unpaaren, unter der Speiseröhre liegenden, hinten blind endenden, vorn in die Mundhöhle führenden Canale, an dessen Ostium eine häutige Doppelklappe befindlich ist. Jeder seröse Beutel kann durch eine eigene Muskelschicht verengt werden und die Kiemensäcke werden von aussen durch einen starken Muskelapparat zusaramengedrückt, der an dem knorpeligen äussern Kiemenkorbe befestigt ist. Bei den Plagiostomen findet sich eine Reihe getrennter Kiemen- säcke. Jeder mündet sowol nach innen, als auch nach aussen durch eine eigene Spalte. Die äusseren Oeffnungen liegen frei und unbedeckt, bei den Haien seitlich,’ bei den Rochen an der Bauchfläche unter den Brust- flossen; sie erscheinen daher bei jenen vertical, bei den Rochen trans- ' versel gestellt. Ihre Zahl beläuft sich — mit Ausnahme der Gattungen Hexanchus und Heptanchus, wo sie auf sechs und sieben steigt — jeder- seits auf fünf. — Die Kiemensäcke selbst entstehen dadurch, dass von der Mittellinie jedes Kiemenbogens, zwischen dessen vorderer und hin- terer Kiemenblattreihe ein doppeltes häutiges Diaphragma sich erhebt, dessen eine Lamelle die Hälfte eines vorderen, und dessen zweite La- melle die Hälfte eines hinteren Kiemensackes auskleidet. An der vor- deren Wand des ersten Sackes haftet eine halbe Kieme i) und der letzte Sack besitzt überhaupt nur eine halbe Kieme. — Bei den meisten Pla- giostomen — jedoch mit Ausnahme der Carchariae und Triaenodontes — geschieht der Austritt des den Kiemensäcken zugeführten Wassers zum Theil durch Spritzlöcher. Dies sind Gänge, w’elche, vor dem Kiefer- 1) Diese halbe Kieme ist am Zungenbeine befestigt. Siebenter Abschnitt. Vom Respirations- Apparate. 113 Suspensorium liegend, sus der Mundhöhle an die Oberfläche des Kopfes führen, Ihre äussere Oeffnung pflegt durch eine Klappe verschliess- bar zu sein. Bei den Stören und Knochenfischen tritt das Wasser durch den Mund in die Zwischenräume der mit Schleimhaut überzogenen Kie- menbogen. Diese sind durch einen beweglichen Kiemendeckel, der bei den Sturionen noch eine accessorische Kieme trägt, geschützt. Der Ausgang aus der Kiemenhöhle bildet in der Regel eine schräg von oben und hinten nach unten und vorn sich erstreckende Spalte ausser welcher bei den Stören und bei Polypterus noch ein Spritzloch vorhanden ist. Selten ist diese Spalte sehr verengt, wie z. B. bei den Lophien. Noch seltener sind die Kiemenspalten beider Seiten einander unten sehr genähert oder zu einer einzigen verschmolzen. — An der hinteren Wand der Kiemenhöhle finden sich gewöhnlich zahlreiche Schleim absondernde Drüsen [Folliculi bronchiales] 3). — Alle Kiemenbogen sind von einer Fortsetzung der Schleimhaut der Rachenhöhle bekleidet. Der der Rachenhöhle zugekehrte concave Rand derselben ist mit mannich- fach gestalteten, zum Theil derben Fortsätzen: Stacheln, Tuberkeln, Plat- ten u. s. w. besetzt, die das Eindringen von Speisen und fremden Kör- pern in die Zwischenräume der Kiemenbogen hindern <). In einer Rinne des convexen Randes der Kiemenbogen verlaufen die Gefäss- und Ner- venstämme der Kiemen. Zwischen je zwei Kiemenbogen findet sich ein mehr oder weniger weite und lange Spalte. Bei vielen Knochen- fischen werden diese Spalten dadurch verkleinert, dass die einzel- nen Bogen in einer mehr oder minder beträchtlichen Strecke durch Fortsätze der inneren Hautbedeckungen sich verbinden s). Gewöhnlich nehmen die Spalten von vorn nach hinten an Ausdehnung allmälich ab. Häufig fehlt die letzte, zwischen dem vierten Kiemenbogen und dem unteren Schlundknochen liegende Kieinenspalte , indem die Hautbe- deckung ununterbrochen von jenem auf diesen Knochen sich fortsetzt 6). 2) Die Grösse der äusseren Oeffnung zeigt bedeutende Verschiedenheiten; am beträchtlichsten ist sie bei den Clupeen, sehr klein bei den Aalen und beson- ders bei den Lophien. Bei der letztgenannten Familie ist aber die Kiemenhöhle selbst "von ausserordentlicher Weite. Die beiden äusseren Oeffnungen nähern sich schon bei Sphagebranchus und verschmelzen bei Symbranchus. 3) S, darüber meine Symbol, ad anat. pisc. , Rost. 1839, und Müller, Ge- fässsyst. d. Myxinoiden, S. 48- 4) Diese mannichfachen Bildungen werden von der systematischen Zoologie als Unterscheidungscharaktere manuichfach benutzt. 5) Dies Verhalten kömmt z. B. vor bei den Cyprinen, mehr noch bei den Plectognathen und den Lophobranchii. Bei Muraenophis werden aus den Spalten kleine Löcher. 6) Dieser Mangel der letzten Kiemenspalte hangt mit der Anwesenheit von einer einzigen Kiemenblattrcihe auf dem letzten Kiemenbogen eng zusiunmen. Rathke führt mit Unrecht die Gadus als solche Fische auf, denen die letzte Vergl. Anatomie von Siebold u. Stannins, 8 114 Erstes Buch. Die Fische. [Man vgl. über den Kiemenbogen - und den Opercular- Apparat §. 17. u. 18., wo auch die wichtigsten Schriften über die Respirationsorgane der Fische ange- führt sind. Hinzuzufügen sind noch: Lere.boullet, Anatomie coinparee de l’ap- pareil rcspiratoire dans les animaui vertebres, Strasb. 1838, 4. und Hyrtl in den Medic. Jahrbüchern des Oesterr. Staates, Bd. 24., 1838, S. 232.] §. 47 . Das respiratorische Gefässnetz findet sich in den Kiemen- blättchen, welche aber ausser den respiratorischen Gefässen eigene ernährende, den Branchialgefässen vergleichbare Gefässe erhalten. Die Kiemenblättchen sind bei den höheren Knorpelfischen und bei den Knochenfischen in zwei parallelen Reifen auf jeden Kiemenbogen so ge- stellt, dass sie die Rinne seines convexen Randes in einen Canal ver- wandeln. Kleine MuskelbUndel, welche zwischen den beiden Reihen der Kiemenblättchen an deren Basis liegen, ziehen sie aneinander i). — Bei den meisten Knochenfischen trägt also jeder der vier Kiemenbogen zwei Reihen von Kiemenblättchen, so dass sie also gewöhnlich vier ganze Kiemen besitzen. Von dieser Regel kommen mannichfache Ausnahmen vor, deren die häufigste die ist, dass der letzte Kiemenbogen nur eine Blälterreihe trägt ~). Die Kiemenblätter nehmen immer nur den mittleren Theil der convexen Seite der Kiemenbogen ein. Die Kiemenblättchen selbst sind gewöhnlich länglich, platt, lanzettförmig oder sichelförmig; sie besitzen meist äusserst zahlreiche feine Querfalten, durch welche eine sehr beträchtliche Flächenvergrösserung derselben bewerkstelligt wird 3). Bei der Familie der Lophobranchii zeigen die Kiemenblätter in so ferne einen eigenthümlichen Bau, als auf der verdünnten kurzen Basis derselben ein erweitertes Ende sitzt, woraus ihre keulenförmige Gestalt resultirt. Jedes häutige Kiemenblättchen besitzt eine solide Grundlage in ei- nem bald knorpeligen, bald knöchernen -*) Strahl, dessen Basis Kieinenspalte mangeln soll. Sie ist bei allen Gadoiden: Gadus, Raniceps, Phycis u. s. w., vorhanden, wenn auch ihre Ausdehnung unbeträchtlich ist. 1) Von Alessandrini und von Duvernoy beschrieben. S. die Annal. d. scienc. natur., 1839, und Cuvier, Lec-ons d’anat. comp., ed. Duvernoy. 2) Mehre Familien der Knochenfische haben nur drei ganze und eine halbe Kieme-, dies ist der Fall bei den LabroVden (mit Ausschluss der Chromidcn), bei vielen Cataphracten, namentlich den Gattungen Cottus, Scorpaena, Sebastes, Syn-, anceia, Agonus, Apistes; bei mehren Cyclopoden, namentlich bei Cyclopterus Liparis, Lepadogaster, Gobiesox; ferner bei Zeus, bei Chironectes, bei Polypte- rus. — Nur drei Kiemen besitzen: Lophius, Batrachus, Diodon, Tetroden, Mono- pterus, Cotylis, Sicyases und unter den Knorpelfischen auch Lepidosiren; zwei und eine halbe Kiemen besitzt Malthaea; zwei Amphipnous Cuchia. Vgl. Mül- ler in Erichson’s Archiv S. 302. S) Hyrtl zählte bei Salmo Hucho an den längsten Kiemenblättchen 800 bis 1000 solcher Falten; bei Accipenser Huso 1400 bis 1600. — 4) Knorpelig z. B. bei Perca, Cottus, Trigla, Cyclopterus; ossificirt bei Salmo, Alosa u. A. Siebenter Abschnitt. Vom. Reapirations- Apparate. 115 dem Rande des Kiemenbogens, seitlich von der Furche aufsitzt. Dieser Strahl liegt immer am innern Rande des Blüttchens; er nimmt bald die ganze Länge des letzteren ein, bald ist er kürzer als dieses ®). — In der Regel sind die beiden Blätterreihen desselben Kiemenbogens von glei- cher Länge; bisweilen ist jedoch die vordere Blätterreihe kürzer, als die hintere ej. Die einzelnen Blättchen derselben Reihe sind gewöhn- lich von einander getrennt, seltener paarweise oder durchgängig durch Querlamellen mit einander verbunden ^). — Die beiden Blätterreihen eines Kiemenbogens können völlig von einander gesondert 8)^ oder in kürzerer oder längerer Strecke, mehr oder minder innig durch ein häu- tiges Diaphragma verbunden sein 9). Nicht selten alterniren aber auch die Blättchen der beiden Reihen i®). Bemerkens werth sind die äusseren Kiemen bei den Embryonen der Plagiostomen; es sind dies freie fadenförmige Verlängerungen, welche meist von beiden Reihen der Kiemenblätter ausgehen. Sie schwinden frühzeitig u). Auch aus den Spritzlöchern gehen häufig solche Kiemenfäden hervor. §. 48 . Von besonderem Interesse sind noch die accessorischen Athem- organe mehrer Fische. Dahin gehören die mit Schleimhaut ausgeklei- deten siebbeinförmigen Labyrinthe der obersten Glieder der Kiemen- bogen [Ossa pharyngea svperiora] bei einer Familie von Knochen- fischen [P/iaryngii labyrint hi f armes Guv.) und die baumförmigen Or- gane an denselben Theilen bei Ileterobranchus. Die zuführenden Ge- fässe dieser Organe sind nach Taylor Fortsetzungen der Kiemenar- terien; die aus dem intermediären Gapillargefässnetze hervorgehenden Gefässe treten in die Kiemenvenen über. — Von gleicher Bedeutung sind, bei analogem Verhalten der Gefässe, die Kiemenhöhlenlungen bei Saccobranchus singio und l*i Amphipnous Cuchia. Endlich kommen wirkliche Bauchhöhlenlungen vor, w^elche mit einer Glottis in die untere Wand des Schlundes münden, bei Lepidosiren. [Man Tgl. über den interessantesten Punkt, nämlich über das Verhalten der Gefässe in diesen Theilen den Aufsatz von Taylor im Edinb. Journal of scienc., 1831. — Ueber die siebbeinförinigen Labyrinthe s. Cuvier, Hist. nat. d. poiss., Vol. Vll. p. 323. und die Abbildungen Tab. 205. u. 206. — Ueber Heterobranchus s. Geoffroy im Bulletin philomatique, ann. X. n. 62. p. 105.; Heusinger im Berichte von der zoot. Anstalt zu Würzburg S. 42.; Valenciennes, Hist. nat. 5) Z. B. bei Cottus, Cyclopterus. — 6) Namentlich am ersten Kiemenbo- gen bei den Cyprinen, bei Salmo u. A. — 7) Bei Xiphias. — 8) Z. B. bei Cottus, Trigla, Esox, Cyclopterus. — 9) Theilweise bei Cyprinus, Silurus, Salmo, Accipenser. — 10) Z, B. bei Cyclopterus, Tetrodon u. A. 11) Vgl. darüber besonders; F. S. Leuckart, Untersuchungen über die ausseren Kiemen der Embryonen von Rochen und Haien, Stuttg. 1836, 8. (mit Abbildungen). 8 « 116 Erstes Buch. Die Fische. d. poiss., Vol. XV. p. 353 sqq. — Bei Saccobranchus geht von der Kiemenhöhle ein in den Seitenmuskeln über den Rippen liegender langer Luftsack aus. Siehe darüber, ausser Taylor, Valenciennes 1. c. p. 402. — Ainphipnous Cuchia hat nur am zweiten Kiemenbogen wenige langfädige Kiemenblättchen. Der dritte Kiemenbogen trägt, statt der Kiemenblättchen, eine dicke, halbdurchscheinende, häutige Kieme mit gefranztem Rande. In die Kiemenhöhle mündet aber eine je- derseits hbiter dem Kopfe liegende sehr gefässreiche Blase. In diese vertlieilen sich Kiemenarterien; die Venen vereinigen sich zur Bildung der Aorta. S. dar- über Taylor a. a. 0. — lieber Lepidosiren vgl. die Abhandlungen von Owen und Bischoff.] Achter Abschnitt. Von den H a r n o r g a n c n. §. 49. Die Nieren liegen bei Branchiostoma in der Nähe des Poru» abdominalis in Gestalt mehrer, von einander getrennter, drüsiger Kör- perchen 1). — Bei den Myxinoi'den 2) bilden sie isolirte, zarte, gefäss- reiche Läppchen. Mit jedem derselben hangt ein kleines Säckchen zu- sammen, das durch eine Verergerung in ein zweites, in den längere Harnleiter mündendes Säckchen übergeht. — Bei den Petromyzontere erstreckt sich die durch das Bauchfell bedeckte Gesammtmasse der Nie- ren von der Mitte der Bauchhöhle bis zu deren Ende. Die blind ge- schlossenen Harnkanälchen verlaufen theils quer und wenig geschlängelt, theils sehr gewunden. Eine Harnblase fehlt; die Ureteren Öffnen sich in eine vor dem After gelegene Papille, in welche auch die Bauchöff- nungen übergehen. — Bei den Plagioskomen erstrecken sich die Nieren gewöhnlich nicht längs der ganzen Bauchhöhle, hinter welcher sie, vom Bauchfell bedeckt, liegen, sondern sind kurz, dick, lappig und' an der Oberfläche gleichsam hirnartig gewunden. Der am innerere Rande jeder Niere verlaufende Harnleiter nimmt die zu grösseren Stäm- men zusammengetretenen Harnleiter allmälich auf. Die beiden Harn- leiter münden, nachdem sie am Ende sich blasenartig erweitert und' bei den Männchen die Saamenleiter aufgenommen haben, bald vereinigt, bald getrennt in die Rückenfläche des Afterdarmes 3). An der Mündungs- stelle findet sich gewöhnlich eine kleine Papille, die mit einer Klappe versehen ist. — Bei den Stören erstrecken sich die sehr längere 1) Nach Retzius und Müller. 2) Nach Müller, Gefässsytem der Myxinoiden, S. 13. 3) Eine wirkliche Harnblase, wie sie Mayer, Toussaint u, A. beschrei- ben, habe ich bei mehren von mir untersuchten Rochen vermisst. Achter Abschnitt. Von den Oarnorganen. 117 Nieren von der Kiemenhöhle bis zum Ende der Bauchhöhle, äusserlich vom Bauchfelle und über diesem noch von einer tendinösen Membran bekleidet, welche zahlreiche derbere Querbänder bildet. Der Harnleiter läuft als weiter contractiler Canal am äusseren Rande jeder Niere abwärts. Etwa im zweiten Dritttheile der Bauchhöhle mündet der kurze, weite Saa- men- oder Eileiter in den Harnleiter seiner Seite und die gemeinschaftli- chen Harn- und Eileiter beider Seiten fliessen zuletzt in einen kurzen un- paaren Gang zusammen, der hinter dem After sich öffnet. — Bei den Knochenfischen nehmen die Nieren, dicht an die untere oder vor- dere Fläche der Wirbelsäule geschmiegt, zunächst von einer eigenthüm- lichen fibrösen Haut und darauf vom Bauchfelle überzogen, ausserhalb ■oder oberhalb welchem sie also liegen, gewöhnlich die ganze Länge der Bauchhöhle ein *]. Sie beginnen vorn an der hinteren Grenze des Schedels, oberhalb und hinter der Kiemenhöhle, als zwei durch den Schlundkopf getrennte dicke, lappige, gefässreiche , weiche Massen und ■erstrecken sich, flacher werdend, in der Mittellinie dicht an einander liegend und oft verschmelzend, hinterwärts. Sie erreichen gewöhnlich das hinterste Ende der Rumpfhöhle und treten, sehr verschmälert, bis- weilen noch eine kurze Strecke weit in den Canal der unteren Wirbel- bogenschenkel. Ihre röthlich-braune, in der Regel weiche, schwammige Masse ist vorn, in der Nähe des Kopfes meist derber als in dem weiter hinterwärts gelegenen Abschnitte. Sie bestehen aus kleinen, gefässrei- chen, platten Lappen. Die in die Nieren tretenden Arterien bilden zum Theil die, unter dem Namen der Malpighi’ sehen Körperchen bekannten Gefässknäuel, welche bei den Fischen klein und minder häufig und dicht, als bei den höheren Wirbelthieren zu sein pflegen s). — Die Ductus uriniferi sind lange, blind geendete Canäle von überall gleichem Durch- messer, welche bald gewunden, bald gestreckt, bei einigen unmittelbar, bei anderen nachdem sie zu grösseren Aesten sich vereinigt, in die Harnleiter übergehen. Selten theilen sich die Harncanälchen gabelför- mig innerhalb der Nierensubstanz. Der Stamm eines jeden Ureter be- ginnt als solcher entweder schon im vordersten Theile seiner Niere, «der die durch Sammlung der Harncanälchen gebildeten einzelnen Rami ureterici vereinigen sich erst weiter hinterwärts zu einem gemein- vsamen Stamme. Meistens verbinden sich die beiden Harnleiter zu einem gemeinsamen Canale, welcher, allmälich sich erweiternd, in die Harn- blase übergeht. Seltener treten sie gesondert in die Blase und noch seltener senken sich in die letztere, neben den Stämmen der Harnlei- tern mehre einzelne Rami ureterici ein, wie dies bei Gasterosteus der 4) Eine Ausnahme bildet z. B. Thynnus, wo die Nieren nicht bis zur Mitte üer Bauchhöhle reichen. 5) Vgl. darüber Hyrtl in den Medic. Jahrb, des Oesterr. Staates, Bd, 23., 1838, S. 83. 118 Erstes Buch. ' Die Fisch'e. • r Fall ist. Gewöhnlich geschieht die Einsenkung in den Körper der Harn- blase zwischen den Seitenhörnern derselben, seltener in den Blasenhals. Eine Harnblase scheint den Knochenfischen nur selten zu fehlen 6). Sie ist gewöhnlich sehr dünnwandig, selten dickwandig 7). Ihre Form ist sehr vielen Abweichungen unterworfen; bald ist sie rund, bald oval, bald schlauchförmig, häufig zweihörnig oder gabelförmig gespalten. Ebenso verschieden ist ihr Umfang; besonders gross scheint sic bei denjenigen Fischen zu sein, denen die Schwimmblase fehlt 8). Sie liegt immer übe^ dem Afterdarm. Sie öffnet sich hinter dem After durch eine kürze Verengerung, welche man als Urethra betrachten kann. Selten fällt ihre Mündung mit derjenigen der Geschlechtstheile zusam- men, was namentlich bei den Männchen der Fall ist, während bei den Weibchen die Eileiter gewöhnlich abgesondert zwischen After und Urethra ausmünden. [Man -vgl. über die Hamorgane der Fische Steenstra-Toussaint, Com- inentatio de systemate uropoetico piscium, Lugd. Bat. 1835, 4. nnd Gotische ln ‘Froriep’s Notizen No. 838. — Ueher den feineren Bau der Nieren s. Muller„ de glandularum secernentium structura penitiori, Tab. XIII.] Von den Nebennieren. §.50. Sie sind sowol bei den höheren Knorpelfischen als bei den Grä- thenfischen beobachtet worden. An der Rückenseite der Nieren bilden sie bei den Haien einen schmalen Streifen von okergelber Farbe i ) ; bei den Rochen findet sich bald ein ähnlicher langer Körper hinter jeder Niere an den Harnleitern, oder es sind vier bis fünf kleinere Körper- chen 2) dieser Art, von gleicher Farbe, ziemlich weicher Gonsistenz und aus mikroskopisch wahrnehmbaren runden Körnchen bestehend, vor- handen. Aehnliche, aus Körnchen bestehende, gelblich -weisse, die nämlichen Körnchen enthaltenden Körperchen finden sich in grosser Zahl an den Nieren des Störs 3]. — Bei den Knochenfischen haben die Nebennieren eine abweichende Form. Sie stellen rundliche oder runde, weissliche oder weisslich- graue Körperchen dar, welche bald doppelt bald dreifach vorhanden sind, von einer eigenen Membran umschlossen werden und einen feinkörnigen Inhalt besitzen. Sie liegen entweder 6) Eine wirkliche Blase fehlt bei Cobitis fossilis, wo die beiden Harnleiter am äusserstcn Ende der Bauchhöhle zu einem sehr kurzen unpaaren Gang zu- sainmentrcten. Ausserdem soll sie angeblich fehlen bei Sillago acuta, Platyce- phalus insidiator, Pogonias fasciatus, Clupea Pilchardus u. A. 7) Z. B. bei Sebastus norvvegicus. — 8) Sehr gross ist sie z. B. bei Cy- clopterus, Pleuronectes, Lophius, Orthagoriscus. 1) So wenigstens bei Acanthias. — 2) So bei Raja Batis. 3) Sie sind hier weit zalilrcicher und stehen nur selten mit einander in Verbindung. Neunter Abschnitt. Von d. besond. Absonderungsorganen. : 119 am hintersten Ende der Nierenmasse an der vorderen Grenze des Ge- fässcanales der unteren Wirbelscbenkel *) oder weiter vorwärts, etwa in der Mitte der Nieren, bald frei, bald in deren Substanz eingesenkt «). (Vergl. über diese Gebilde Retzius, Observat. in anat. chondroplerygiorum, ' Lund 1819, 4. (Plagiostomen) und Stannins in Müller’s Archiv 1839, S. 97.| Neunter Abschnitt* f^on den besonderen Absonderungsorganen. Die Schwimmblase. §• 51 - Mit dieser Benennung belegt man ein von mehren ubereinander- liegenden Häuten umschlossenes, meist unpaares, doch in der Regel symmetrisches, selten völlig paariges i), immer hohles, pneumatisches Organ vieler Fische, das zum grössten Theil oder ganz in ihrer Bauch- höhle gelegen ist. Dasselbe kömmt nicht allen Fischen zu; unter den Knorpelfischen wird es nur bei den Familien der Accipenseres und Spatulariae angetroffen; einzelnen Familien der Knochen- fische fehlt es gänzlich 2); in anderen Familien fehlt es einzelnen Gat- tungen, während es bei anderen vorkömmt *), ja es kann unter mehren Arten derselben Gattung einigen eigen sein, anderen mangeln ^). Die Höhle der Schwimmblase wird zunächst umschlossen von einer mit Pflaster- Epitheliurn ausgekleideten Schleimhaut, auf welche sodann nach aussen eine bald dünnere, bald dickere, weisse, glänzende, oft deutlich aus zwei Schichten bestehende fibröse Haut folgt, die ihrerseits wieder zum Theil vom Bauchfelle überzogen zu werden pflegt. Selten finden sich an ihrer Innenwand zellige Vorsprünge 5). Sie bildet meist 4) Die häufigste Bildung; bei Perca, Lucioperca, Cottus, Trigla, Cyprinus, Gadus, Pleuronectes und vielen anderen Fischen von mir beobachtet. 5) Bei Anguilla, Esox, Belone, Salmo. 1) Bei Polypterus Bichir sind zvs'ei lange cylindrische Schwiuimblasensäcke vorhanden, welche zu einer kurzen unpaaren Höhle zusammentreten, die durch eine Glottis ventralis in den Schlund mündet. 2) Unter den Weichflossem der Familie der Pleuronectes, den Loricarien. 3) Fehlend z. B. bei Lophius, Percis, Percophis, Eleginus, Auxis, Trachy])te- rus, Gyinnetrus u. vielen A. 4) Beispiele bieten dar die Gattungen Polynemus, Scomber u. A. 5) Bei Ainia nach Cuvier; in der vorderen Hälfte der hinteren Abtheilung der Schwimmblase von Erythrinus taeniatus und salvus nach Müller und Ja- cob!. Bei Platystoma fasciatum fand Müller einen eigenthümlichen zelligen Saum an den Seiten und am hinteren Umfange der Schwimmblase. Bei Bagrus filamentosus sind zwei hinter einander liegende, inwendig aus Kleinen lufthaltigen 120 Erstes Buch. Die Fische: eine einfache Höhle, welche bisweilen durch unvollkommene Scheide- wände in mehre mit einander communicirende grössere Kammern zer- fällt 6). Iläulig besteht sie auch aus zwei hinter einander liegenden Abtheilungen 7) j welche nur selten ausser Communication stehen*). Mitunter kommen durch eine Längseinschniirung zwei seitliche Abthei- lungen zu Stande 0), oder es findet eine Längs- und eine Querabthei- lung zugleich Statt 10 ). Ziemlich oft bildet sie Ausstülpungen, ist an beiden Enden zweihörnig n), oder hat blos am vorderen Ende zwei Ausstülpungen 12)^ od^r am hinteren i^)^ oder besitzt seitliche Ausstül- pungen i“!) , meist i]^ grösserer Anzahl,' welche bisweilen wieder finger- förmig getheilt sindis); es kommen selbst baumförmige Verzweigungen einzelner Ausstülpungen vor iß). — ln der Regel hat sie eine längliche Form und ist nur selten mehr in der Breitendimension entwickelt. Sie wird gewöhnlich unmittelbar, seltener mittelbar von der Bauchhöhle umschlossen und liegt in der Regel vbr der Vorderfläche der Nieren über dem Tr actus intestinalis und den drüsigen Anhängen desselben, zwischen den keimbereitenden Geschlechtstheilen, beginnt häufig in der Nähe des Schlundes, setzt sich bisweilen durch Anhänge in die Sche- Zellen bestehende Schwimmblasen vorhanden. Auch Lepidosteus sollte nach Cu- vier, Ägassiz und van der Hoeven eine zellige Schw'immblase besitzen, während Valentin (Repertorium f. Anat. u. Physioh, Jahrg. 1840) bei Lepido- steus spatula, statt der angeblichen Zellen, quergestreifte muskulöse Trabeculae carneae gefunden hat, durch welche . die Luft der Schwimmblase offenbar rasch entleert werden kann. 6) Bgi Bagrus, Arius und mehren Arten von Platystoma. 7) Z. B. bei den Cyprinoiden und Characinen. Bei beiden Familien ist, nach Miiller’s Untersuchungen, die vordere Abtheilung durch den Bau ihrer Häute in hohem Grade elastisch, die hintere nicht. Beide sind mit Muskeln versehen. 8) Z. B. bei Gymnotus aequilabiatus nach Humboldt, Bagrus filamentosus nach Müller. 9) Z. B. Tetroden oblongus, Dioden rivularis, Prionotus punctatus, einigen Arten von Dactylopterus u. s. w. 10) Z. B. Cobitis fossilis, Pimelodus biscutatus, P. occidentalis, Auchenipte- rus furcatus. 11) Z. B. Dilles maculatus, Pimelepterus altipenuis, Lactarius delicatulus. 12) Z. B. Sphyraena vulgaris, Trigla cuculus, einige Arten Otolithus, Cono- don antillanus, einige Micropogon u. A. Das vordere Ende ist dreihörnig bei Holocentrura longipinne, Pristipoma rubrum, P. fasciatum, Butirinus. 13) Z. B. bei mehren Sillago, Heliases insolatus, Lethrinus atlanticus, Can- tharis vulgaris, Maena, Smaris u. A. 14) Z. B. bei Umbrina vulgaris jederseits drei; bei Cheilodactylus carpone- mus aus jedem Ende zwei und von jeder Seite vier. I^ei vielen Gadus- Arten. 15) So bei Sciaena aquila und hololepidota; bei vielen Arten von Corvina. — Abbildungen von Schwimmblasen der Sciänoi’den bei Cuvicr und Valenciennes, Hist. nat. d. poiss., Tab. 138. 139. 16) So bei Corvina lobata, wo aus zwei vorderen abgeschnürten Abtheilun- gen zwei bauinfdrmig verzweigte Stiele hervorgehen. Neunter Abschnitt. Von d. besond. Absonderungsorganen. 121 delbasis fort liegt in anderen Fällen weiter hinten und erreicht bald das äusserste Ende der Bauchhöhle i«), bald erstreckt sie sich nicht so weit hinterwärts. Selten wird sie vollständig von Knochen cingeschlos • sen w), häufiger treten einzelne ihrer Fortsetzungen in Höhlungen, wel- che bald von Schedelknochen bald von Wirbelfortsätzen 21 ) gebildet werden, oder ihr hinteres Ende wird von einer Höhlung der knöcher- nen Flossenträger aufgenommen 22). — Bei einigen Fischen kommen in ihrer äusseren Haut, oder zwischen dieser und der inneren, Muskelfasern vor, bei anderen erstrecken sich von der Wirbelsäule ausgehende Mus- keln 23] an dieselbe, bisweilen bewirkt ein aus Knochen und Muskeln bestehender Apparat willkUhrliche Verdünnung und Verdichtung der in derSchwimnüilase enthaltenen Luft 24 ). Sie steht entweder durch einen Z>«- ctuH j) neuniaticus mit dem Tractus intestinalis^ und zwar meist mit der Speiseröhre, in Höhlen Verbindung, wie bei den Sturionen und den Malaco- pterygii abdominales, oder sie ist geschlossen, wie bei allen Acanthoptery- giern, bei denMalacopterygii subbrachii, bei den Plectognathen, denLopho- branchii und bei den Pharyngognathi (Müll.) der Fall ist 2s). Der Du- ctus pneumaticus besitzt die nämlichen Häute, wie der Körper der Schwimmblase, nur sind sie meist dünner. An seinem Ostium oeso- phageum erweitert er sich bisweilen und besitzt mitunter einen eigenen Sphincter \ er ist bald kurz und weit, bald lang, eng, selbst gewunden und senkt sich meist in die Dorsalwand des Tractus intestinalis \ sehr selten tritt er seitwärts in den Oesophagus’^) oder hat sogar ein Orificium oesophageum ventrale’^). — Bei vielen Knochenfischen be- rührt die Wandung der Schwimmblase eine Ausstülpung des membranö- 17) Z. B. bei vielen Clupeen: Clupea, Engraulis, Notopterus. 18) Z, B. bei Clupea. 19) Z. B. bei Cobitis (s. die Abbild, bei W eher, de aure et auditu, Tab. VI.), ferner bei Clarias, Heterobranchus, Heteropneustes und Ageneiosus nach Müller. 20) Bei den Clupeen. — 21) Z. B. bei Gadus navavaga nach Baer. ' 22) Z. B. bei Pagellus calamus. — 23) Z. B. bei Gadus. 24) Bei den Gattungen Auchenipterus, Synodontis, Doras, Malapterurus und Euanemus. findet sich, nach Müller, am ersten Wirbel jederseits ein anfangs dünner, schmaler Fortsatz, der zuletzt in eine grosse runde Platte sich ausdehnt, welche die Schwimmblase eindrückt. Die Platte kann durch einen vom Schedel entspringenden Muskel gehoben werden, wobei denn die Luft aus dem Ductus oesophageus der Schwimmblase austritt. Eine ähnliche Einrichtung besteht bei manchen Arten der Gattung Ophidium. 25) Für den Systematiker wichtige Bemerkungen über diesen Gegenstand finden sich mitgetheilt von Müller in Wiegmann’s Archiv, 1843, S.343. Der Luftgang der Schwimmblase ist vorhanden bei den Familien der Cyprinoiden, Si- luroiden, Sauroiden, Esoces, Salmones, den Characinen, Clupeen, Mormj’ri, den Stu- rionen. Unter Cu vier ’s Malacopterygii apodes kommen Gattungen mit und an- dere ohne Loftgang der Schwimmblase vor. Erstere sind von Müller vereinigt worden zur Familie der Anguillares ; letztere bilden seine Ophidini. 20) Bei Erythrinus. — 27) Bei Polypterus Bichir. J122 Erstes Buch. Die Fische, sen Labyrinthes des Gehörorganes oder steht mit demselben in einer durch eine Reihe von Knöchelchen vermittelten Verbindung 28), Die Arterien der Schwimmblase entspringen aus dem Aortensysterae und nehmen bald aus der letzten Kiemenvene, bald aus dem Stamme der Aorta, bald aus der Arteria coeliaca ihren Ursprung; ihre Venen münden bald in die Pfortader, bald in die Gardinalvenen, oder auch in die Lebervenen. Die Art der Vertheilung dieser Gefässe 29) bietet bei vielen Fischen in so ferne eine Eigenthümlichkeit dar, als sie Wunder- netze bilden, in welche sowol Arterien, als Venen sich auflösen. Das Verhalten dieser Wundernetze kann sehr verschieden sein. Bei vielen Fischen lösen sich die Gefässstämrae strahlenförmig, schweifförmig, we- delförmi^, quastförraig in viele feine Röhren auf, welche sich zuletzt in baumförmig sich vertheilende kleine Zweige fortsetzen. Wenn dieses Zerfallen der einzelnen Arterienstämmchen über den ganzen Zwischen- raum der fibrösen Haut und der Schleimhaut sich fortsetzt, so kömmt es zu keiner localen Anhäufung der feinen Gefässröhren. Diese diffusen Wundernetze können aber auch blos an bestimmten Stellen der Schwimm- blase Vorkommen und bilden dann die sogenannten rothen Körper. In diesem Falle verzweigen sich die Gapillargefässe entweder sogleich, nachdem sie die Masse eines Wundernetzes verlassen haben, in dessen nächster Umgebung, oder sie sammeln sich in viele kleine Zweige, welche sich baumförmig in einem eigenen Saume oder Hofe der ein- zelnen Wundernetzmassen verzweigen, während die übrige Fläche der Schwimmblase ihr Blut nicht aus den Wundernetzen, sondern aus ein- fach verzweigten Gefässen erhält. Endlich kommen locale amphicentri- sche Wundernetzc vor. Die Arterienstämme zerfallen in unendlich zahl- reiche Röhrchen, welche wieder zu grossen Arterienstämmen zusam- mentreten, die dann baumförmig an der innern Haut der ganzen Schwimmblase sich vertheilen. Aus den so vertheilten fleisem gehen Venen hervor, welche, zu grossen Venenstämmen verbunden, zu den Wundemetzen zurückkehren, hier wieder in unendlich viele Röhrchen zerfallen, um einen neuen Venenstamm zu bilden, der das Blut dem Pfortadersysteme oder Körpervenensysteme zuführt. — Bei denjenigen Fischen, deren einzelne Schwimmblasenarterien in eben so viele ein- zelne von einander getrennte Wundernetze zerfallen, sind diese letzte- ren häufig von blassen oder gelblichen, mässig dicken, von der umge- benden Schleimhaut scharf abgegrenzten Säumen umgeben, in welche die baumartige Verzweigung der aus dem Wundernetze kommenden arteriellen Reiser Statt hat. Diese Säume sind zellig und drüsig und scheiden wahrscheinlich vorzugsweise die in der Schwimmblase ent- 28) Vgl. §. 32. Bei den Cyprinoiden, SiluroVden und Characinen. 29) S. besonders MüHer’s vergleichende Anatomie des Gefässsystemes -der Myxinoiden. Zehnter Abschnitt. ' Vom Grachleohts- Apparate. 123 haltene Luft aus. Bei anderen Fischen kommen zerstreute Grübchen auf der ganzen Innenfläche der Schwimmblase vor, während dieselben bei wieder anderen nicht nachweisbar sind. Hier geschieht also die Luftabscheidung von dem grossem Theile der Innenfläche der Schwimm- blase. — Die Nerven der Schwimmblase stammen aus den Intestinal- ästen des Nervus vagus, welche vor ihrem Herantreten schon sympa- thische Fäden aufgenommen haben und an welche häufig noch einzelne Zweige vom Sympathicus sich anlegen. [Die Schriften über die Schwimmblase der Fische sind ausserordentlich zahl- reich. Zu vergleichen sind besonders: G. Fischer, Versuch über die Schwimm- blase der Fische, Leipzig 1795, 8. — de la Roche in den Annales du Musee d’hist. nat., XIV. 1809. — Rathke in den Neuesten Schriften d. naturf. Gesell- schaft in Danzig, Halle 1825, Bd. 1. Heft 4. — v. Baer, Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte d. Fische, Leipz. 1835, 4. — Rathke in Müller’s Archiv, 1838, S. 413. — Jacobi, Diss. de vesica aerea piscium, Berol. 1840, 4. — Müller, Vergl. Anatomie des Gefässsystemes d. MyxinoVden, Berlin 1841, 4. und im Archiv f. Anat. u. Physiol., 1841 u. 1842. Ein sehr vollständiges Mate- rial zur Geschichte der Schwimmblase bei den einzelnen Arten und Gattungen enthält Cuvier und Valenciennes, Hist. nat. d. poissons. — Gegen die lange 'herrschend gewesene Ansicht, als ob die Schwimmblase den Lungen der höheren Wirbelthiere vergleichbar wäre, haben am schärfsten, mit vollem Rechte, v. Baer iind’Müller sich ausgesprochen. Physiologischer Charakter der Lungen ist es, dass ihnen venöses Blut zugeführt wird, welches in arterielles umgewandelt, in den Körper zurückkehrt. Allen Schwimmblasen fehlt dieser Charakter anschei- nend durchaus. Dagegen liegt es nicht fern, die Schwimmblasen dem ßronchial- gerüste der höheren Wirbelthiere zu vergleichen. Namentlich ist ihre Aehnlich- keit mit den oft sehr beträchtlichen zellenlosen hinteren Abschnitten der Ophidier- lungen, welche kein respiratorisches Gefässnetz mehr besitzen, unverkennbar.] Zehnter Abschnitt. V o m Q c's c hl e c h t s ~ A p f) a r at e. §. 52. Die keimbereitenden weiblichen Geschlechtstheile der Fische liegen gewöhnlich innerhalb der Bauchhöhle; selten grösstentheils oder ganz ausserhalb derselben, wie bei den Schollen i). Sie sind in der Regel an gekrösartigen Bauchfellfalteh befestigt. Ein Flimmer-Epitheliura scheint, namentlich in den Eileitern, immer vorhanden zu sein. Die Ovarien sind meist paarig vorhanden; indess kommen in den meisten Ordnungen einzelne Gattungen und Arten vor, welche durch uppaare 1) Die Eiersäcke Hegen hier gewöhnlich ganz ausserhalb der Bauchhöhle auf den Trägern der Afterflosse. 124 Erstes Buch. Die Fische. Anordnung dieser Gebilde sich auszeichnen 2 ). Rücksichtlich des Baues der Eierstöcke und ihres Verhaltens zu den Eileitern sind vier verschie- dene Typen zu unterscheiden: 1. Das auswendig gewöhnlich vom Bauchfelle bekleidete, aus ei- ner Muskelhaut und einer von dieser umschlossenen Schleimhaut beste- hende Ovarium bildet eine geschlossene Höble, welche ununterbrochen in einen sehr kurzen Eileiter übergeht. In diesem Falle, der sich bei den meisten Knochenfischen realisirt findet, zeigen sich im Innern der Eierstockshöhle bald blattartig vorspringende Längs- s) oder Querfalten von verschiedener Höhe und Dicke, bald kolbenförmige, kegelförmige oder warzenförmige Erhabenheiten, an denen die Ausbildung der unbe- fruchteten Eier vor sich geht und die zum Theil durch die reifenden Eier hervorgezogen werden. Sind die Eierstöcke paarig, so geht bald jeder in einen eigenen, kurzen Eileiter über und die beiden Eileiter vereinigen '*) sich später zu einem einzigen Eiergang oder dieser letz- tere entsteht sogleich dadurch, dass die hinteren, von Vorsprüngen freien Enden der beiden Eierstockshöhlen zu einer einzigen unpaaren, weite- ren 5) oder engeren Höhlung zusammenfliessen. Ein unpaarer Eier- stock verlängert sich dagegen, bei Vorhandensein des hier abgehandel- ten Bildungstypus, in einen einzigen röhrenförmigen Eierleiter. — Die Ausmündungsstelle derOviducte ist eine hinter dem After, vor derOeffnung der Urethra liegende Grube oder Papille 6). Fast alle Fische, denen diese Anordnung der weiblichen Geschlechtstheile zukömmt, sind eierlegend, wenige lebendig gebärend ^). In diesem letzteren Falle übernimmt der hinterste Abschnitt des Eierstockes, welcher dann auch eine eiweissar- tige Flüssigkeit absondert, die Function eines Uterus. 2. Das Ovarium besteht in einer einerseits glatten, andererseits mit blattartigen Vorsprüngen versehenen, an einer Bauchfellfalte be- festigten Platte, neben welcher kein Eileiter vorhanden ist 8). Die an 2) Unpaar sind die innern weiblichen Geschlechtstheile z. B. unter den Cy- clostoinen hei Petromyzon, unter den Plagiostomen bei mehren Haien, nament- lich den Gattungen: Scyllium, Mustelus, Galeus, Carcharias, Sphyrna; unter den einheimischen Knochenfischen bei Perca fluviatilis, Blennius viviparus, Ammody- tes tobianus, wo der rechts gelegene Eierstock durch eine Scheidewand in zwei Seitenhälften zerfallen ist und bei Cobitis taenia und barbatula. 3) Z. B. bei Gadus, Pleuronectes, Belone u. A. Bisweilen sind Längs- und Querfalten zugleich vorhanden, wie bei Cyprinus; die einzelnen Falten verbinden sich häufig unter einander. Bei Anwesenheit warzenartiger Vorsprünge befindet sich am Ende eines jeden derselben nur ein Ei, das also in’ einem, durch einen Stiel gehaltenen. Kelche liegt, wie bei den Vögeln. So verhält es sich z. B. bei Acerina, Blennius u. A. 4) Z. B. bei Clupea. — 5) Sehr weit bei Pleuronectes, Cyclopterus, Cot-' tus, Gadus u. A. — 6) Z, B. bei Gasterosteus. 7) Z. B. bei Blennius viviparus, Anableps, mehren Silurus u. A. 8) Diese von Rathke entdeckte Anordnung findet sich bei meluren Aalen und Zehnter Abschnitt, Vom Geschlechts -Apparate. 125 den blatlartigen Vorsprüngen gebildeten Eier fallen in die Bauchhöhle und werden dann durch einen einfachen, zwischen dem After und der Mündung der Harnwerkzeuge gelegenen Porus abdominalis aus- geführt. 3. Ausser dem plattenförmigen Ovarium ist ein von diesem völlig getrennter aber sehr kurzer Eileiter vorhanden. Die Eier fallen zuerst in die Bauchhöhle und gelangen dann erst in den Eileiter. Hierher ge- hört Petromyzon 9), wegen des Besitzes einer den Eileiter repräsentiren- den kurzen häutigen Röhre, welche in das Ende des Darmcanales hin- einragt. Ferner auch Accipenser lo). Die Eier treten hier, nachdem sie frei in die Bauchhöhle gefallen, in einen kurzen, weiten, vom Bauchfelle gebildeten, inwendig mit Flimmer- Epithelium ausgekleideten Trichter, und aus diesem in den Harnleiter. An der Einmündungsstelle des Trichters in den Harnleiter findet sich, eine verschliessbare Klappe. 4. An die Stelle des kurzen Eileiters tritt bei den Chimären und Plagiostomen eine wirkliche Tuba, entweder paarig, wie die Eierstöcke, oder unpaar, wenn das Ovarium es ist. Sind die weiblichen Geschlechts- theile paarig, so liegen die inneren Mündungen der beiden Tuben dicht neben einander, fast zu einer einzigen verschmolzen. Die Eier erhalten in dem Eileiter entweder blos eine feste Schaalenhaut oder es geschieht innerhalb desselben zugleich die Entwickelung der Jungen. Jede Tuba zerfällt in mehre Abtheilungen. Die erste, engere ist durch den Besitz von Längsfalten ihrer Schleimhaut ausgezeichnet. An ihrem Ende befinden sich zwei Hervorragungen, bedingt durch die Anwesen- heit zweier, aus zahlreichen blind geendeten Röhren bestehenden Ei-< leiterdrüseni^), welche in die Höhle des Eileiters münden. Dieser geht hierauf entweder sogleich, oder mittelst eines zwischenliegenden allen Lachsen. — Bei Osinerus entsteht durch ein von jedem Eierstocke ausge- hendes Band eine Höhle, deren Aussenseite -von der Seitenwand desBauches, de- ren Innenwand von jenem Bande gebildet wird. 9) Bei Petromyzon hangt der unpaare Eierstock nicht mehr an einem ge- krösartigen Mesoarium, sondern ist mit den Bauchwandungen nur durch Zell- gewebe verbunden. , 10) Zur Seite der Ovarien ist beim Stör die Bauchhaut mit Flimmer -Epi- thelium ausgekleidet. Dies setzt sich fort in die trichterförmigen Eileiter; die Bewegungen der Cilien erfolgen so, dass Substanzen, z. B. aufgestreutes Kohlen- pulver, aus der Bauchhöhle dem Harnleiter zugefiihrt werden. Im Harnleiter selbst und nach dem Uebergange der Eileiter in seine Höhle hört alle Flimmer- hewegung auf. — Analog scheint, nach Müller’s Beobachtungen, Polypterus Bichir sich zu verhalten. Die Eierstöcke sind ohne Ausfiihrungsgänge ; dagegen sind zwei ausfiihrende Eileiter von einigen Zoll Länge vorhanden, die mit dem Ende des Ureters sich vereinigen. 11) Nach Müller besitzen die Haien mit Nickhaut eine eigene Form der Eileiterdrüsen. Diese bilden zwei schneckenartig gekrümmte hohle Schläuche, welche sich gegenüber liegen. Die Wände sind drüsig. Als drüsige Elemente erscheinen immer Röhrchen. 126 Krstes Buch. Die Fische. engeren Abschnittes über in eine beträchtliche Erweiterung, den Ute- rus, dessen Innenwand durch eigenthümliche Längsfalten, die mit blatt- artigen Vorsprüngen versehen sind, ausgezeichnet ist. Die beiden Uteri münden bei den Plagiostomen mittelst einer Art Scheide in die Rücken- fläche des Afterdarmes. — In welchen Beziehungen ein paariges, aus kleinen Zellen bestehendes drüsiges Organ ohne Ausführungsgang, das in Falten des Bauchfelles ;gelegen ist, zu den Geschlechtstheilen steht, ist noch unbekannt. [Ueber den Geschlechts -Apparat der Knochenfische ist besonders zu vergl. eine sehr ausführliche Abhandlung von H. Rathke in dessen Beiträgen zur Ge- schichte der Thierwelt, Th. 3. S. 117 ff.; ferner ein Aufsatz von ihm inMeckel’s deutschem Archiv, Th. 6. S. 589. — Ueber Accipenser vgl. Brandt und Ratz«- burg, Medic. Zoologie Th. 2. Tab. — Ueber die Plagiostomen Treviranus in Tiedemann und Treviranus, Zeitschr. f. Physiol. Th. 3.; von besonderem Interesse ist — vorzüglich in Betreff der hier nicht zu erläuternden Placenta- Bildung — ein Aufsatz von Müller, über den glatten Hai des Aristoteles, in den Schriften der Berliner Academie der Wissenschaften, 1842.] §. 53. Sind gleich die Hoden der meisten Fische paarig, so fehlt es doch nicht an Beispielen von unpaarer Anordnung derselben i). Auch sind sie im ersteren Falle nicht immer ganz symmetrisch, indem nicht sel- ten der eine den andern an Grösse übertrifft. Rücksichtlich ihres inne- ren Baues und ihrer Verhältnisse zum Saamenleiter zeigen sie folgende wesentliche Verschiedenheiten : 1. Die Hoden mehrer Knorpel- und Knochen lische sind, ihrem äus- seren Verhalten nach, von den Eierstöcken derselben Thiere nicht zu unterscheiden 2 ). Ihre Substanz besteht nur aus sehr kleinen, mehr oder minder runden Körnern von gleicher Grösse, welche meist an dicht neben einander liegenden blattartigen Vorsprüngen der Hoden- platte sich entwickeln. Bei den Cyclostomen und den Aalen, denen ein körniger Hode zukömmt, fehlt ein eigener Saamenleiter und der Saame wird frei in die Bauchhöhle ergossen, aus welcher ein hinter dem After gelegener Porus abdominalis ihn ausführt. Bei Accipenser gelangt da- gegen der Saame durch Quergefässe, welche durch das Band des Ho- dens verlaufen, in den Harnleiter. — Die Hoden erstrecken sich in die- sem Falle durch die ganze Länge der Bauchhöhle oder durch den grössten Theil derselben. 1) Z. B. bei Petromyzon, Perca fluviatilis, Blennius viviparus, Ammodytes tobianus, Cobitis u. A. Der Hode liegt bald links, wie bei Perca, bald rechts, wie bei Ammodytes, bald in der Mittellinie, w'ie bei Blennius, 2) Diese Bildung ist beobachtet bei Branchiostoma, Myxine, Petromyzon, Accipenser, Muraena. Raihke vindicirt sie auch den Cottus und Pleuronectes. Nach demselben Beobachter kömmt die körnige Structur zugleich mit der Anwe- senheit von Saamcncanälchen vor bei Cyclopterus. Zehnter Abschnitt. Vom Geschlechts -Apparate. 127 2. Wesentlich verschieden ist der Bau der Hoden bei den meisten Knochenfischen. Sie sind sackartig; oder stellen eine geschlängelte und geknäuelte s), bisweilen durch Einschnitte lappige 4) Masse dar, welche mit einem von vorn nach hinten herablaiifenden Saamenleiter in Verbindung steht. Sind die Hoden paarig, so treten die beiden Saa- menleiter sogleich oder später 5) zu einem längeren oder kürzeren ein- fachen röhren- oder sackförmigen 6) Canale zusammen, dem Saamen- gange, der zuletzt, mit der Urethra verbunden, in eine dicht hinter dem After gelegene kleine Warze '^) oder Grube ausgeht. In den Saa- menleiter münden nun zahlreiche blindgeendete Saamencanälchen *), welche überall einen gleichen Durchmesser behaupten, an ihrem Ende oft gabelförmig- gespalten, bisweilen durch zahlreiche netzförmige Anastomosen mit einander verbunden sind 9) und durch Bindegewebe zusammengehalten, die eigentliche Hodensubstanz ausmachen. Diese wird von einer eigenthümlichen dünnen Membran und sodann vom Bauchfelle umgeben, das, eine Falte bildend, den Hoden zugleich befestigt. Bald erstrecken sich die an der Rückenseite der Bauchhöhle gelegenen Hoden durch die ganze Länge derselben, bald sind sie kürzer. 3. Ein anderer Typus wird bei den Plagiostomen beobachtet w). Im vordersten Theile der Bauchhöhle liegt jederseits ein breiter platter Kode. Seine Substanz ist durch zahlreiche Scheidewände in Fächer oder Capsein getheilt. Jedes dieser Fächer wird durch eine rundliche erbsengrosse Blase ausgefüllt, welche wiederum zahlreiche kleine Bläs- chen oder Zellen enthält, in denen die Spermatozoen sich entwickeln. Dieser Hode steht durch Vasa efferentia in Verbindung mit dem mehr einwärts gelegenen langgestreckten, ans vielfach geschlängelten Canälen bestehenden Nebenhoden, der in einen anfangs gleichfalls geschlängel- ten, später geraden Saamenleiter übergeht. Dieser mündet, am Ende er- weitert, in die blasenartige Erweiterung der Ureteren. Accessorische drüsige Organe sind bei einigen Knochen- fischen und den Plagiostomen beobachtet »). Bei den Chimären imd 3) Z. B. bei Gadus. — 4) Bei Cyclopterus. — 5) Z. B. bei Clupea, Gastei-osteus, Cottus, Salmo, Pleuronectes. — 6) Sehr weit bei Cottus, Gadus; sackförmig bei Pleuronectes. • 7) Diese einem Penis verglichene Warze oder Papille findet sich z. B. hei Cyclopterus, Cottus, Blennius, Pleuronectes, Silurus, Gasterosteus u. A. Sehr weit hinter dem After liegt sie bei Anahleps. 8) Vgl. über den feineren Bau des Hodens Rathke in seinen Beiträgen z. Gesch. d. Thierwelt, Heft 3. S. 183.; Treviranus in Tiedemann und Tre- viranus, Zeitschr. f. Physiol. Th. 2. S. 12.; J. Müller, De gland. secern. str. p. 105., mit Abbild. — 9) Bei Clupea Alosa nach Müller. 10) Vgl. ausser den angeführten Schriften von Müller und Treviranus, Stannius in Müller’s Archiv 1840, S. 41. und Hallmann ebendas. S. 467. 11) Rathke beschreibt bei Blennius eine Drüsenschicht, welche sich um das Ende des Saamenganges und der Urethra herumlegt. Derselbe Beobachter 128 Erstes Buch. Die Fische. Plagiostomen, bei welchen eine wirkliche Begattung Statt findet, sind eigene äussere, zangenförmige, an den Trägern der Flossenstrahlen der Hinterextremität befestigte Begattungsorgane oder Haftorgane vorhanden, an deren Basis seitlich zwei drüsige, absondernde, nach aussen mündende Gebilde liegen Bemerkenswerth ist es, dass bei der Familie der Lophobranchier i») die Eier am Körper der männlichen Individuen zur Entwickelung kom- men. Die Männchen der Gattung Scyphius tragen die Eier hart an der unteren Fläche des Rumpfes, an welcher sie durch eine feste weissliche Substanz ankleben. Bei anderen Syngnathen und den Hippocampen besitzen die Männchen eine förmliche Bruttasche hinter dem After, gebildet durch zwei einander entgegen gewachsene Hautfalten der Schwanzgegend. fand hei Gohius niger sehr zusammengesetzte accessorische innere Geschlechts- theile, 1. c. S. 201. Bei den Plagiostomen findet sich ein paariges drüsiges; aus kleinen Zellen gebildetes Organ ohne Ausführungsgang, analog demjenigen der Weibchen. 12) An der dem Schwänze zugewendeten Seite jedes Haftorganes befindet sich eine ziemlich w'eite Oeffnung, welche in eine unter der Haut und den Mus- keln verborgene, auf den Flossenknorpeln gelegene Höhle führt. Diese ist ziem- lich weit und enthält einen rücksichtlich seines feineren Baues noch nicht näher untersuchten drüsigen, absondemden Apparat. 13) Vgl. Eckström, die Fische in den Scheeren von Mörkö, übers, von Creplin, S. 133.; Retzius in Oken’s Isis, 1835; Rapp in der Isis, 1834; Siebold in Wiegmann’s Archiv für Naturgesch., 1842, S. 292 ff. — Die Frage, ob es wirklich die Männchen und nicht etwa die Weibchen sind, welche das Brütorgan besitzen, muss meiner üeberzeugung nach zu Gunsten der erste- ren entschieden werden. Ich kann dasjenige, was Siebold a. a. 0. rücksichtlich der inneren Geschlechtstheile anführt, so weit Weingeistexemplare eine Entschei- dung zulassen, vollkommen bestätigen. Sieb old hat die Güte gehabt, zu diesen Untersuchungen eine grosse Anzahl von Syngnathen mir zu übersenden. — Abbil- dungen dieser Bruttasche, so wie der Geschlechtstheile der Fische überhaupt, finden sich in Carus und Otto, Erläuterungstafeln f. vergl. Anatomie, Heft 5. Taf. VI. Zweites Buch. l>ie Reptilien Literatur. Dumöril und Bibron, Erpetologie generale ou histoire naturelle complke des Reptiles. Paris 1834 sqq. Mit Abbild. — Noch unvollendet. Mit Berücksich- tigung der in den Einleitungen erörterten anatomischen Verhältnisse ausgear- beitete systematische Schrift. Schlegel, Essai sur Ja physiognomie des serpens. 2 Vol. Amsterd. 1837. 8. u. fol. — Enthält eine anatomische Charakteristik der Ophidier. Cuvier, Recherches sur les reptiles douteux, in Humboldt und Bonpland, Recueil d’observations de Zoologie et d’anatomie comparee, Vol. 1. Rusconi und Configliachi, Del proteo anguino di Laurenti monogralia. Pavia 1818. 4. — Rusconi, Observations anatomiques sur la Sirene, mise en pa- rallele avec le protee et la tetard d. 1. Salamandre aquatique. Pavie 1837. 4. A. F. Funk, De Salamandrae terrestris vita, evolutione, formatione tractatus. Berol. 1827. fol. c. tab. E. F. C. Sieb old, Observationes de salamandris et tritonibus. Berol. 1828. 4. c. f. Ant. Duges, Recherches sur l’osteologie et la myologie des Batraciens a leurs differens äges. Paris 1834. 4. Mit Abbild. — Sehr reichhaltig. Bojanus, Anatoine testudinis Europaeae. Viln. 1819 — 1821. fol. c. tab. — Die vollständigste ikonographische Darteilung, welche wir über irgend ein Wirbel- thier besitzen. Der Text beschränkt sich leider nur auf Erklärung der treff- lichen Abbildungen. Die Osteologie der Reptilien findet sich (mit Ausschluss derjenigen der Ophidier) am vollständigsten kritisch abgehandelt bei Cuvier, Recherches sur les osse- mens fossiles. Tome 9 et 10. Mit schonen Abbildungen. J. G. Schneider, Historia Aniphibiorum naturalis et litteraria. Fase. 1 et 2. Jen. 1799 — 1801. — J. Müller, Beiträge z. Anat. d. Amphibien, in Tiedemann und Treviranus, Zeitschr. f. Physiologie, Bd. IV. — C. F. A. Mayer, Ana- lecten zur vergleichenden Anatomie. Bonn 1835 — 1837. 4. — Panizza, So- pra il sistema linfatico dei rettili ricerche zootomiche. Pavia 1833. fol. Mit prachtvollen Abbildungen, welche, auch abgesehen vom Lymph - Gefässsystem, instructiv sind. Vergl. Aaatomie von Siebold u. Stannlu», 9 130 Zweites Buch. Die Reptilien. Erster Abschnitt. Vo m A. n o c h e n ff e r ü ft t e, I. Von der Wirbelsäule. §. 54. Die Wirbel der Reptilien zerfallen mindestens in Rumpfwirbel und Schwanzwirbel. Die Unterscheidung der ersteren in Halswirbel, Rückenwirbel und Lendenwirbel beruhet häufig auf der Anwe- senheit oder dem Mangel von Rippen an den Wirbeln verschiedener Regionen des Rumpfes; bei einigen Gruppen jedoch, wo sämmtliche oder die meisten Rumpfwirbel rippentragend sind, ändert sich die Be- zeichnung der Wirbel je nach der verschiedenen Dimension der Rippen in den einzelnen Gegenden der Wirbelsäule. So bezeichnet man z. B. bei den Crocodilen diejenigen Wirbel als Halswirbel, deren Rippenru- dimente nicht verlängert sind und zählt zu den Lendenwirbeln auch diejenigen, welche sehr schwache Andeutungen von Rippen besitzen. — Kreuzbeinwirbel heissen endlich diejenigen Wirbel, mit denen die Darmbeine verbunden sind. Die Rumpfwirbel der Reptilien ermangeln ausgebildeter, einen Canal umschliessender unterer Bogenschenkel, welche dagegen — mit weni- gen Ausnahmen, zu denen namentlich die ungeschwänzten Batrachier gehören — an den Schwanzwirbeln verkommen. Sie sind aber nie unter dem Körper eines einzigen Wirbels, sondern zwischen je zwei Wirbelkörpern befestigt. Die Zahl der Wirbel unterliegt den grössten Verschiedenheiten; am geringsten ist sie bei den ungeschwänzten Batrachiern ^), sehr be- deutend dagegen bei den Proteideen, den Salamandrinen und besonders den Cöcilien; sehr beträchtlich ist die Wirbelzahl auch bei allen be- schuppten Reptilien; unter ihnen wieder am beträchtlichsten bei den schlangenähnlichen Sauriern und bei den Ophidiern. Bei allen nackten Reptilien besitzt der -Vtlas zwei Gelenk- flächen und ermangelt gewöhnlich 2] aller Querfortsätze, besitztauch 1) Bei den ungeschwänzten Batrachiern sind ausser dem langen Steissbeine sehr regelmässig neun Wirbel vorhanden, welche Zahl jedoch bei einigen Gat- tungen durch Verschmelzung von Wirbeln vermindert wird. Bei Ceratophrys dorsata verschmelzen der erste und zweite Halswirbel. Bei Systoma und Pipa sinkt, in Folge von Verschmelzung einerseits des Atlas mit dem nächstfolgenden Halswirbel und andererseits des Kreuzbeines mit dem Steissbeine die Zahl der Wirbel auf sieben. Letztere Verschmelzung kömmt auch bei Xenopus (Dactyle- thra). vor. — Bei Proteus finden sich etwa 60, bei Siren über SO, bei Amphiuma mehr als 100 Wirbel; über 200 sind bei Coecilia vorhanden. Noch beträchtlicher "ist die Wirbclzahl bei Schlangen; d 'Alton zählte bei Python 323 Wirbel. 2) Z. B. bei Pipa vorhanden. Erster Abschnitt Vom Knochengerüste. 131 nie Rippenanhänge. — Die Körper der übrigen Wirbel sind bei den Proteiden, dem Axolotl und den Cöcüien, wie bei den Fischen, an ihrer vorderen und hinteren Fläche conisch vertieft oder ausgehöhlt «J. Die Wirbelkörper der Salamandrinen sind an ihrer Vorderseite convex, an ihrer Hinterseite concav, während bei den ungesch-wänzten Ba- trachiern meistens — obschon nicht immer '*) — die Hinterseite quer- convex und die vordere concav zu sein pflegt. An dem querconvexen. Celenkkopfe finden sich meistens Spuren einer mittleren Furche. Die Dornen der oberen Wirbelbogen sind nie beträchtlich, meist flach, hinterwärts gerichtet. In der Regel besitzt jeder obere Bogen vier Ge- lenkfortsätze, von denen die beiden hinteren auf den beiden vorderen des nächstfolgenden Wirbels ruhen. — Querfortsätze sind bei den geschwänzten Gattungen ziemlich ausgebildet vorhanden; an ihren En- den befestigen sich häufig Rippen, welche jedoch immer unbedeutend sind, das Brustbein niemals erreichen, dagegen meistens den Ligamenta intermnscularia zu Ansatzpunkten dienen. Die Querfortsätze der un- geschwänzten Batrachier 5] sind in der Regel lang und die meisten tra- gen keine Rippen. Mehr oder minder beträchtliche Andeutungen der letzteren finden sich nur an den Querfortsätzen des dritten und vierten Wirbels durch Anwesenheit knorpeliger Apophysen, welche bei den Aglossa besonders stark entwickelt sind. Der einzige Kreuzbein- wirbel der ungeschwänzten Batrachier zeichnet durch seine langen xmd breiten Procesant tranaverai sich aus 6) und besitzt an der Hin- terseite seines Körpers gewöhnlich zwei Tubercula, welche in zwei ent- sprechende Gelenkhöhlen der Vorderseite des sehr verlängerten, dünnen, schwertförmigen Schwanzwirbels eingreifen, der nur bei wenigen Gattungen 7) mit dem vorigen Wirbel verwachsen ist. 3) In diesen oft tiefen Höhlen (Proteus) findet sich , ganz wie bei den Fi- schen, als Ueberrest der Chorda dorsalis eine gallertartige Masse. Interessant ist es, dass diese konischen Vertiefungen auch den Larven vieler Batrachier zu- kominen. — Uebrigens bieten, den Beobachtungen von Dugbs und Müller zu- folge, die Wirbelkörper der Batrachier merkwürdige Entwickelungs -Verschieden- heiten dar. Bei Einigen entstehen die Wirbelkörper allein durch die oberen Wir- helbogenschenkel; die Scheide der Ch. doraalia bleibt unterhalb derselben liegen und hat gar keinen Antheil an ihrer Bildung. Hierher gehören Cultripes, Pelo- bates und Pseudis paradoxa. Bei den meisten ungeschwänzten Batrachiem und bei Salamandra terrestris entstehen dagegen die Wirbelkörper als ossificirte Ringe in der äusseren Scheide der Ch. doraalia, die in den Zwischenstellen bandartig wird. S. die Bemerk, von Müller in seiner vergl. Neurologie d. Myxinoiden. 4) Bei Pipa finde ich die Convexität an der Vorderfläche der Wirbelkörper. 5) Ausserordentlich verlängert am zweiten und dritten Wirbel von Pipa, am dritten und vierten von Xenopus; bei Pipa am zweiten und dritten Wirbel’ mit knorpeligen Rippenrudimenten versehen. Ich finde die knorpeligen Rippenrudi- mente bei den einheimischen Fröschen sehr beständig am dritten und vierten Wirbel; aber nur sehr schwach angedeutet. 6) Enorm ausgebildet bei Pipa u. Xenopus. - 7) Pipa, Xenopus, Systoma- 9 * 132 Zweites Buch. Die Keptiliea. Bei den Ophidiern*) geschieht die Verbindung der Wirbelkörper dadurch, dass ein an der hinteren Fläche des Wirbelkörpers befind- licher kugelrunder Gelenkkopf in eine entsprechende Gelenkhöhle der Vorderseite des nächstfolgenden Wirbelkörpers eingreift. Die oberen Bogen zweier Wirbel verbinden sich durch je vier Gelenkflächen, welche- so angeordnet sind, dass die des vorderen Wirbels diejenigen des nächst 'hinteren decken. Indem die freien Enden der äusseren Gelenkfortsätze •sich kreuzen, entstehen oft falsche Querfortsätze. Wahre Querfortsätze fehlen an den Rumpfwirbeln oder werden nur durch ein Paar an der Basis der oberen Bogenschenkel vorragende Tubera repräsentirt. An diese befestigen sich die Rippen, welche an allen Rumpfwirbeln, mit Ausnahme der vordersten, verkommen. Die letzte oder die letzten Rippen sind oft gabelförmig gespalten. Jede knöcherne Rippe trägt an ihrem freien Ende oft eine knorpelige Spitze. Kreuzbeinwirbel sind, bei dem gewöhnlich vorhandenen Mangel eines Beckens, nur selten zu un- terscheiden. An den Schwanzwirbeln kommen, Statt der Rippen, ziem- lich beträchtliche Querfortsätze vor, welche an den ersten dieser Wirbel oft getheilt oder doppelt sind. — Die oberen Dornen sind bei den gross- mäuligen Schlangen höher, als bei den Microslomata, wo sie niedrig sind oder fehlen. Einfache untere Dornen finden sich an den meisten Rumpfwirbeln j paarige untere Bogenschenkel, welche aber häufig ge- trennt bleiben und dann keinen einfachen unteren Dorn bilden, unter allen Schwanzwirbeln. — Abweichend von den übrigen Wirbeln ge^ staltet sind die beiden ersten Halswirbel. Der Atlas ist gewöhnlich ringförmig und besteht aus dem Körper und den bald paarigen, bald zu einem Stücke verschmolzenen oberen Bogenschenkeln. Der Epistro- pheus besitzt einen Zahnfortsatz. Die Wirbel der ChelonierS) haben das Eigenthümliche, dass ihr oberer Bogen fast immer durch Naht mit dem Körper verbunden ist. Der Atlas besteht aus dem Körper und zwei unverschmolzenen oberen Bogenschenkeln. Vor dem Körper des Epistropheus und von ihm noch durch ein Os sesamoideutn getrennt, liegt, als abgesondertes Stück, der Processus odontouleus. Eigenthümlich verhält sich die Articu- iation der Halswirbel. Die Körper einiger derselben sind an der Vorderfläche convex, an der hinteren concav; bei anderen findet die umgekehrte Anordnung Statt, w'as dadurch möglich wird, dass den eben geschilderten Wirbelkörpern biconvexe oder biconcave eingeschoben sind. Die Processus spiuosi svperiores, und inferiores der Halswirbel sind nie sehr stark ausgebildet; deutliche Querfortsätze fehlen. Von 8) Vgl. die sehr genaue Abhandlung von d’Alton, De pythonis ac hoarum ossibus, Hai. 1836, 4., mit Abbild. 9) Vergl. über die Verhältnisse der Wirbelsäule bei den Cheloniern Peters, Observationes ad anatomiam Cheloniorum, Berol. 1838, 4., mit Abbild. Erster Abschnitt. Vom^Knochengerüste. 1^ dem oberen Bogen eines jeden Wirbels treten zwei hintere und zwei vordere Gelenkfortsätze ab; die vorderen werden von den hinteren des nächst vorderen W^irbels bedeckt. An der Bauchseite des Hinter- randes der letzten Halswirbel finden sich bisweilen kleine accessorische Knöchelchen. Der, erste Rückenwirbel ist durch seinen oberen Dorn- fortsatz mit dem Hautskelet verbunden; die folgenden Rückenwirbel verschmelzen durch ihre oberen Bogenstücke auf das Innigste mit die- sen Knochenschildern des Hautskeletes, Vom ersten Rückenwirbel an bis zum Ende des Schwanzes kommen anfangs Rippen, später aber ihnen analoge Querfortsätze vor, welche letzteren immer als abgeson- derte, mit den Wirbeln nicht verwachsene Knochenstücke sich erhalten. Die Rippen der Rückenwirbel sind fast beständig nicht an einem ein- zelnen Wirbel befestigt, sondern treten von der Verbindungsstelle je zweier Wirbel ab, ohne dass ihre Articulation mit diesen durch beson- dere Querfortsätze vermittelt würde. Die der Schwanzwirbel treten zwar nur von einem Wirbel ab, tragen jedoch mit ihrer Basis zur Ver- vollständigung der an der Vorderfiäche der Wirbelkörper befindlichen Gelenkgrube bei. — Untere und obere Dornfortsätze sind an den Schwanz- wirbcln nirgend deutlich vorhanden. Bei den Sauriern besitzt der Atlas ausser seinem Körper ein Paar getrennter oberer Bogenstücke. Der Epistropheus hat einen vor seinem Körper liegenden , gesonderten Processus odontuideus. Die Hinterseile jedes Wirbelkörpers ist querconvex, die Vorderseite ist ent- sprechend ausgehöhlt; eine Regel von welcher nur die mit hohlen Facetten versehenen Schwanzwirbel einiger Gattungen Ausnahmen bil- den >o). Die beiden verschmolzenen oberen Bogenschenkel besitzen immer obere Dornen, deren Länge freilich bedeutenden Verschieden- heiten unterworfen ist. Die oberen Bogenschenkel besitzen an ihrer Basis zwei vordere und zwei hintere Gelenkfortsätze, von denen die hinteren die vorderen des nächstfolgenden Wirbels decken. Sowol an den Hals-, als an einem Theile der Rückenwirbel kommen häufig ein- fache untere Dornen vor, welche gewöhnlich zwischen je zwei Wirbel- körpern gelegen und meist getrennte Knochenstücke sind n). An den letzten Halswirbeln zeigen sich rippenähnliche, doch nicht mit dem Brust- beine articulirende Knochen. AlleRückenwirbel bis zum Becken, allen- falls mit Ausnahme des letzten, tragen Rippen, welche an einem zwi- schen Wirbel und oberem Bogenschenkel liegenden Tuberculum befestigt 2\i sein pflegen. Es sind gewöhnlich zwei Kreuzbeinwirbel vor- handen, an deren starken Querfortsätzen das Darmbein befestigt ist. An den Schwanzwirbeln kommen gewöhnlich Querfortsätze vor, welche 10) Z. B. Anguis, einige Geckones. 11) Z. B. Varanus, Iguana, Chauiaeleo, Psammosaurus, Uromastix u. A. ' Zweites Buch. Die Reptilien. '■ bisweilen, wie z. B. bei Uromastix, durch ihre Breite sich auszeichnert. Zwischen je zwei Schwanzwirbelkörpem sind, bisweilen mittelst kleiner Tuberkeln, die unteren Bogenschenkel befestigt, welche in eine Spitze auslaufend, die Processus tpiaoai inferiore* bilden. Gewöhnlich fehlen diese unteren Wirbelbogen zwischen den vordersten Schwanzwirbeln und werden auch an den letzten abortiv. Die Wirbel der Grocodile bieten manche Eigenthümlichkeiten dar. Sämmtliche Halswirbel besitzen Rippenrudimente, von denen bald weiter die Rede sein soll. Der Atlas besteht aus vier Stücken: einem Basilarstücke, zwei oberen Bogenschenkeln und einem abgesonderten bogenförmigen obe- ren Schlusstücke. Der Epistropheus hat einen mit seinem Basilarstücke durch Naht verbundenen Proc. odontaideu* ; übrigens stimmt er darin mit allen anderen Wirbeln überein, dass seine unter einander verwachsenen,, in einen oberen Dorn auslaufenden oberen Bogenschenkel durch Naht mit dem Wirbelkörper verbunden sind. Jeder Wirbelkörper besitzt eine vordere vertiefte und eine hintere convexe Fläche. Der obere Bogen jedes Wirbels hat vier Gelenkfortsätze: zwei vordere und zwei hintere ; die letzteren decken die vorderen des nächstfolgenden Wir- bels. Seitwärts geht von jedem Bogenschenkel der Halswirbel (mit Aus-^ nähme der beiden vordersten) ein kleiner Processus transversus^ ab. Viel beträchtlicher sind diese mit gleichem Ausgangspunkte verse- henen Querfortsätze an sämmtlichen Rücken- und Lendenwirbeln. Die* noch stärkeren Querfortsätze der Kreuzbeinwirbel und der vorderen Schwanzwirbel zeichnen sich dadurch aus, dass sie an der Grenze der- Wirbelkörper und der oberen Bogenscheqkel liegen und von beiden- durch Naht getrennt bleiben. Die Körper der meisten Halswirbel und der vier vordersten Rückenwirbel besitzen einen einfachen mit dem, Körper verschmolzenen unteren Dom. Die meisten Schwanzwirbel (mit Ausnahme der vordersten) sind mit unteren Bogenschenkeln ver- sehen, welche immer zwischen je zwei Wirbelkörpern inserirt sind und am Ende zu einem einfachen unteren Dora verschmelzen. Dieser kann jedoch auch ein abgesondertes Stück sein. — Säramtliche sogenannten Halswirbel und die Rumpfwirbel sind rippentragend. Die Rip- pen der beiden ersten Halswirbel sind einfache, hinterwärts gerichtete,, an dem Körper des Atlas und von der Verbindungsstelle des Proc. odont- o’tdeus mit dem Körperstücke des zw-eiten Halswirbels befestigte Knochen- griflfel. Die übrigen Halsrippen sind an ihrer Wurzelhälfte gabelförmig; gespalten und befestigen sich mit dem einen Schenkel an den Processus transversus des oberen Bogenschenkels, mit dem anderen aber an den Wirbelkörper. Dasselbe gilt von den ersten Rippen der Rückenwirbel,, welche aber, von der dritten, an ausschliesslich an Querfortsätzen, je- doch meist mit zwei Köpfchen sich befestigen. Auch an den Enden der Processus transversi mehrer sogenannter Lendenwirbel sicht man bei Erster Abschnitt. Vom Knochenfe^-i’^le. 135 jungen Thieren sehr kleine selbstständige als Rippenrudimente zu be- trachtende Ossificationen J’). (Man vgl. über die Wirbelsäule der Reptilien, ausser den Handbüchern von Cnvier und Meckel, besonders Cuvier’s Recherches sur les osseinens fossil, Tome IX. u. X. mit den dazu gehörigen Abbild, lieber die Wirbel der Ratrachier, und besonders über ihre Entwickelungsgeschichte, Dngis, Recherches sur l’o- steologie et la myologie des Batraciens, Paris 1834. 4.] §. 55 . Die Rippen sind bei allen nackten Reptilien nur rudimentär i) und erreichen weder das Brustbein, noch verbinden sich die sich seitlich entgegengesetzten unter einander. Eben so wenig finden solche Verbin- dtmgen Statt bei den starken, gewölbten, am Ende meist knorpeltragen- den Rippen der Ophidier und einiger schlangenähnlichen Saurier. Bei den meisten Sauriern enden einige der vordersten Rippen frei, während ein Theil der folgenden mit den Knorpeln an das Brustbein sich befestigt. Bei vielen Sauriern 2) kommen eigenthümliche Verbindungsweisen der Rippen vor. Im zweiten Dritttheile des Rumpfes vereinigen sich nämlich bisweilen je zwei einander entsprechende Rippen rechter und linker Seite durch einen convex nach vorn gerichteten Knorpelbogen, der unter spitzem Winkel von ihren Knorpelenden abtritt. Bisweilen gehen noch von der Mitte dieses Bogens vorwärts gerichtete Spitzen oder Fortsätze ab *). Diese als Bauchrippen bezeichneten Bogen entsprechen den In- fcriptiones tendineae der Bauchmuskeln, welche auch bei anderen Sau- riern ihre Stelle vertreten. Bei Draco ist ein grosser Theil der Rippen sehr verlängert und trägt nicht zur ümschliessung der Rumpfhöhle, son- dern zur Unterstützung der Flughaut bei ■*), — Viel Eigenthümliches be- sitzen die Rippen der Crocodile. Schon die meisten Halsrippen, mit Ausnahme der beiden ersten, sind dadurch ausgezeichnet, dass sie an ihrem freien Ende nicht zugespitzt erscheinen, sondern in einen horizon- talen, nach vorn und hinten sich erstreckenden Fortsatz auslaufen, mit- telst dessen sie einander berühren und decken s). Die verlängerte, mit einem einfachen Knorpel versehene Rippe des ersten Rückenwirbels er.- reicht das Sternum nicht. Jeder Knorpel der folgenden acht Brustbein- 12) Ich habe sie bei jungen Exemplaren der Champza und Crocodilus an den meisten Rumpfwirbeln angetroffen. 1) Sie finden sich bei den Cöcilien an den meisten Rumpfwirbeln; an vie- len Wirbeln von Triton und Salamandra; nur an einigen bei den Proteiden und Derotreinata. I 2) Bei Chainaeleo, Pol}'chrus, Gecko fimbriatus nach Meckel; ferner bei Ano- lis, Seps, Acontias. — 3) Gecko fimbriatus nach Meckel. 4) Abbildung bei Tiedemann, Anatomie und Naturgeschichte des Drachens, Heidelb. 1810, 4. 5) Eine Einrichtung, wodurch die Seitenbewegung des Halses sehr be- schränkt wird. 136 Zweites Buch. Die Reptilien. Rippen besteht aus zwei Segmenten. An der Verbindungsstelle jeder dieser Rippen mit ihrem Knorpel findet sich, analog dem Processu* vncinatJis der Vögel, ein durch Ligament ihr verbundener, hinterwärts gerichteter, platter, ziemlich breiter Fortsatz, der die nächst folgende Rippe erreicht und deckt. Diese Fortsätze bleiben lange knorpelig, ossi- ßeiren aber später ziemlich vollständig «i). — Die Rippen der beiden letzten Rückenwirbel und die Rippenandeutungen an den sogenannten Lendenwirbeln erreichen das Sternum und dessen hintere gabelige Fort- setzungen nicht. Aber entsprechend diesen sieben Wirbeln finden sich an der Bauchfläche sieben Paar unter einander durch eine fibro-cartila- ginöse Membran verbunderer Bauchrippen. Jede der letzteren besteht aus zwei, eine kurze Strecke mit einander parallel liegenden Segmenten. Das hinterste Paar ist am längsten und lehnt sich hinten an eine von den Schaambeinen ausgehende fibro-cartilaginöse Membran. Dies System der Bauchrippen, das unter dem Namen des Ster?ium aLdominale be- kannt ist, gehört in die Kategorie der Jnscriptiones tendineae. Bei den Cheloniern^) hat man den im Bereiche des Hautschildes liegenden verlängerten Rippen der eigentlich sogenannten Rückenwirbel eine ausserordentliche Breite zugeschrieben und die Entstehung des Hautschildes selbst durch Verwachsung dieser verbreiterten Rippen er- klärt. Bei Untersuchung von Schildkröten -Fötus überzeugt man sich jedoch leicht, dass diese Anschauungsweise auf Confusion zweier ganz verschiedenen Ossi fications- Elemente beruhet, nämlich der eigentlichen Rippen und der sie bedeckenden und umwachsenden Hautknochen. Erstere selbst besitzen die gewöhnliche Breite, die sie auch bei er wachsenen Seeschildkröten an ihren Enden noch in späteren Lebens- zeiten darbieten ; die Haulknochen legen sich über die Rippen, umwachsen sie und vereinigen sich unter einander durch Nähte. Die mit einander der Reihe nach durch Naht verbundenen, die Seitentheile des RUcken- schildes bildenden Knochenstückc sind also — mit Ausnahme des ersten und des letzten, welche blos Ilautknochen zu sein pflegen — Producte der Verwachsung von llautknochenstücken mit den eigentlichen Rippen. Die Enden der Rippen inseriren sich nicht am Brustbeine. — Uebrigens werden die ursprünglichen unter den Hautschildern liegenden Rippen häufig mehr oder minder vollständig resorbirt «). 6) Ich fand diese bisher übersehenen und sonst nur den Vögeln eigenthüm- liehen Fortsätze zuerst bei Champza lucius, später aber bei allen von mir unter- suchten Crocodilcn und beim Gavial. Sie sind grossentheils knorpelig; jeder knorpelige Fortsatz enthält aber einen Knochenkern. Der Fortsatz selbst erreicht die nächst hintere Rippe und ist dem der straussartigen Vögel am ähnlichsten. 7) Vgl. §. 54. und die citirte Abhandlung von Peters. Embryonen von Seeschildkröten sind besonders überzeugend ; ich untersuchte die von Ch. mydas und imbricata und kann die Angaben von Peters durchaus bestätigen. 8) Z. B. bei Emys, besonders aber bei Cryptopus und Testudo. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 137 II. Vom Schultergerüst und Brustbein. §. 56. Bei allen Reptilien ist das Schultergerüst, sobald es überhaupt vorhanden, vom Schedel getrennt. Bei den Perennibranchiaten und den Salamandrinen bildet das Schultergerüst jeder Seite ein grossentheils kuorpeliges und nur stellenweise ossificirtes Continuum, das aber in Gestalt verschiedenartig gerichteter und geformter Fortsätze die Elemente dreier verschiedenen Theile darzubieten pflegt. Diese sind 1) das Scapularstück, das gewöhnlich halb knorpelig, halb verknöchert vom Rücken auswärts und abwärts steigt; 2) ein Clavicularfort- satz 1) und 3) ein hinter ihm liegender Goracoidalfortsatz. Dieser letzte steigt hinter dem vorigen von aussen nach innen zur Brustseite ab. Der eine Processus coracoideus pflegt an der Brustfläche den anderen zu berühren oder zu bedecken 3). Bisweilen kömmt hinter dem Berüh- rungspunkte beider noch eine isolirte unpaare Brustbeinplatte 3) von faserknorpeliger Textur vor. — An dem Winkel, den der P. coraco'ideus mit der Scapula bildet, liegt, meist von Knochensubstanz umgeben, sel- tener im Knorpel, die Gelenkgrube für den Humerus. — Das Schulter- gerüst der ungeschwänzten Batrachier stellt einen hinten offenen, vorn geschlossenen und mit Brustbeinstücken verbundenen Halbgürtel dar. Jede Seitenhälfte besteht in der Regel aus vier Stücken: 1) einer die Quer- fortsätze der Wirbelsäule und deren Muskeln bedeckenden flachen, gewöhn- lich knorpeligen, selten grossentheils ossificirten Platte [Cartilago supra- scapularis) ■*) ; 2) einem an deren äusseres Ende sich anschliessenden, ge- wöhnlich etwas gebogenen Knochen, dessen freies Ende cartilaginös wird und zum Theil den grösseren Abschnitt der Gelenkgrube für den Hu- merus bildet [Scapula) ; 3) vervollständigt wird diese Gelenkgrube durch einen von ihr aus bald schräg, bald quer zur Mittellinie der Brust ge- richteten Knochen [Os coracdideum)\ 4) der letzte meist schmale Kno- chen erstreckt sich, ohne zur Bildung der Gelenkgrube beizutragen, von dem freien Ende der Scapula zur Mittellinie der Brust. Er entspricht der Clavicula und liegt vor dem Os coraco'ideum^ meistens ihm parallel, indem beide Knochen nur selten divergiren s) und einen Winkel bilden. Der Zwischenraum welcher beide trennt, wird gewöhnlich durch membranöse Theile ausgefüllt 6). Meist stossen die Ossa curacoülea und die Claviculae beider Seiten in der Mittellinie der Brust unmittelbar oder mittelst eines zwischenliegenden Knorpelstreifens zusammen; seltener schiebt sich der Innenrand einest/# coracdideum über den anderen 7). Auf diese Weise ent- 1) Er ist sehr schwach bei Triton. _ 2^ Z. B. bei Proteus, bei Siredon, bei Iriion. — 3) Beim Axolotl. — 4) Bei Pipa grossem heils verknöchert, b) Bei Pipa. — G) Bei Pipa durch eine 'fibrös -knorpelige Membran. 7) Bufo, Calamita. 138 Zweites Buch. Die Reptilien. ‘ 8toht ein Brustkorb, der immer noch durch das Hinzutreten anderer unpaarer Knochen oder Knorpelplatten vervollständigt wird. An den Hinterrand der vereinigten Osaa coracoidea schliesst sich ein un- paarer, am Ende verbreiterter Knochen, der dem Schwertfortsatze des Brustbeines verglichen ist. Seine Stelle wird bisweilen durch eine fibro-cartilaginöse Platte vertreten«). An den Vorderrand der vereinigten Claviculae befestigt sich, wenigstens bei Rana, ein ärmliches, nach vorn gerichtetes schmales Stück, das ein Manubrium aterni darstellt «). Das Schultergerust der Saurier bietet ähnliche Beziehungen zum Brustbeine dar. Es besteht in der Regel aus denselben vier Stücken, wie bei den Batrachiern. An eine meist breite fibröse Platte schliesst sieh die ossificirte Scapula, welche in Verbindung mit dem zur Bru^t gerichteten, durch einen halbmondförmigen Rand an das Brust- bein befestigten Oa cor aco'ideum die Gelenkgnibe für den Humerus bildet. Die Bildung des Oa coracdideum ist in so fern eigenthümlich, als es nach vorn und innen in zwei oder drei Zacken oder Zinken aus- läuft, welche durch Zwischenräume von einander getrennt werden lo). Diese Zwischenräume werden dadurch zu allseitig umschlossenen Löchern, dass an den freien Rand der einzelnen Zacken eine continuirliche bogen- förmige Knorpelplatte sich ansehliesst. Das vordere verbreiterte Ende dieser Knorpelplatte des rechten Oa coraeotdeum pflegt die des linken in der Mittellinie der Brust, oberhalb des Sternum zu bedecken. Die Clavicula endlich wird durch eine von dem Vorderrande der Scapula zum Manubrium aterni quer und unterhalb des Oa coracdideum sich erstreckende Knochenleiste repräsentirt. Sie trägt zur Bildung der Ge lenksrube für den Humerus nicht bei. — Die Oaaa coracoidea beider Seiten lehnen sich mit ihren halbmondförmigen Ausschniten an die vor- deren Ränder des Hauptstückes des Brustbeines. Das Sternum der Saurier besteht gewöhnlich aus zwei unpaaren hinter einander gelege- nen Stücken. Das hintere, von dem so eben die Rede war, ist am be- trächtlichsten und stellt eine mehr oder minder deutlich rhomboidale, bisweilen aus zwei paarigen Seitenhälften n) zusammengesetzte Knor- pelplatte dar. An seine hinteren Seitenränder befestigen sich Rippen- knorpel, an die vorderen die Oaaa coracoidea. An die vordere Spitze dieser Brustbeinplalte heftet sich ein langes unpaares nach vorn gerich- tetes Manubrium, das durch zwei bald von seiner Mitte, bald von sei- nem Vorderrande abgehende transversale Seitenäste bald die Form eines Kreuzes i*), bald die eines Ti*) annimmt. Mit der vorderen Spitze die- ses Manubrium sind die Claviculae verbunden. 8) Pipa. — 9) Es fehlt hei Bufo. — 10) Zwei z. B. hei Lacerta; drei bei Varanus. — 11) Z. B. bei Varanus, — 12) Z. B. bei Lacerta, Scincus, Platydactylus. — 13) Z. B. bei Varanus, Iguana. Erster Abschnitt, Vom Knochengerüste. 159 Von der eben beschriebenen Anordnung des SchiiltergerÜstcs und des Bnistbeincs machen die Chamäleonten und die Crocodile eine Ausnahme. Bei beiden ist die Knorpelplatte oberhalb der ossificirten Scapula unbedeutend und eine Clavicula fehlt gänzlich. Die beiden Osaa coracoi'äeay denen die eigenthümlichen Zacken und Knorpelplatten der meisten Saurier mangeln, lehnen sich an das- einfache rhomboidale HauptstUck tfes Brustbeines, das beim Chamäleon ossificirt ist, aber kein Manubrium besitzt, während es bei den Crocodilen knorpelig bleibt und ein knöchernes, theils dem Knorpel aufliegendes, theils nach vom verlängertes ossificirtes einfaches Manubrium ohne transverselle Aeste hat. Bei beiden Familien heftet sich an den hinteren Rand des Brustbeines ein einfacher oder zusammengesetzter Längsknorpelstreif, der bei den Crocodilen nach hinten gabelförmig gespalten ist. An diese Verlängerung inseriren sich, gleichwie an die hinteren Seitenränder des Haxiptstückes, Rippenknorpel. Bei den schlangenähnlichen Sauriern W] verkümmern Schul- tergerüst und Brustbein und schwinden zum Theil völlig, wie bei Acontias. Bei den Ophidiern endlich fehlen sie, gleich den Vorderextreraitäten, durchaus. Sehr einfach ist das Schultergerüst der Chelonier, das von dem theils durch verwachsene Rippen und Hautknochen, theils durch das Brustbein gebildeten Panzer umschlossen wird. Es besteht aus zwei Knochen, welche beide zur Bildung der Gelenkgrube für den Humerus beitragen. Der eine dieser Knochen repräsentirt die Scapula und Cla - vi'cula, welche letztere in Gestalt eines einfachen, oberhalb des Brust- schildes einwärts gerichteten Fortsatzes erscheint. Das freie Schulter- blattende dieses Knochens ist durch Ligament über dem Rippenrudimente des ersten Rückenwirbels befestigt. Der zweite am Brustschilde hinter wärts gerichtete Knochen ist das Os coracotdeum. Ein streifenför miges Band verbindet sein freies Ende mit demjenigen der Clavicula. Das Brustbein der Chelonier besteht in der Summe derjenigen Knochenstücke, welche die Grundlage ihres Brustschildes [Plastron) bilden. Die Zahl dieser Brustbeinstücke beläuft sich gewöhnlich auf neun, von welchen je vier paarig, eines jedoch unpaarig ist. Das letz tere ist meistens zwischen den beiden obersten Paaren der Brustbein- stücke eingeschlossen. Gestalt und Verbindungsweise dieser Stücke sind 14) Vgl. über diesen Gegenstand besonders Heusinger in seiner Zeitschr. für Organ. Physik, Bd. J. S. 489. und Müller in Tiedemann und Trevira- uus, Zeitschr. ßd. 4. — Ein Brustbein fehlt bei Anguis und Ophisaurus. Anguis, obsebon ohne äusserliche Rudimente von Extremitäten, besitzt doch ein Schulter- gerüst auf jeder Seite. Es sind Scapula, Clavicula und Os coraedideum vor- handen. Vollständiger ausgebildet sind Schultergerüst und Brustbein bei Pseudo- pus und bei Chirotos. — Lepidosternon, Cephalopeltis und Acontias besitzen keine Spur von Schultergerüst, 140 Zweites Buch. Die Reptilien. bei den verschiedenen Gattungen der Schildkröten grossen Verschieden- heiten unterworfen is) Während bei den Seeschildkröten niemals eine vollständige Verschmelzung aller dieser Stucke eintritt, sind sie bei den Landschildkröten nur in früher Jugendperiode getrennt, und vereinigen sich durch Nähte allmälich sowol allseitig unter einander, als auch seitwärts, in mehr oder minder beträchtlicher Ausdehnung, mit dem Rückenschilde. Das aus der Verwachsung dieser Brustbeinknochen mit dem Hautske- lele entstandene Plastron bedeckt das Schulter- und Beckengerüst von der Bauchseite. [Vgl. besonders CuTier, Recherches, T. IX. u. X., Tab. 232. 233. 240. 245. 252. 253. 255.] III. Vom Beckengerüste. §. 57. Die Mehrzahl der Reptilien besitzt ein mehr oder weniger ausge- bildetes Beckengerüst, das selbst häutig solchen Gattungen zukömmt, bei denen ein Schultergerüst mangelt. Ohne Spur eines Beckens sind unter den unbeschuppten Reptilien die Cöcilien und die Gattung Siren, und unter den beschuppten viele Ophidier. — Bei Proteus bleibt das Becken knorpelig und besteht aus zwei paarigen schräg absteigenden leistenförmigen Darmbeinen, Ossa ileum^ welche an den Kreuzbeinwir- beln vermittelst Bänder befestigt sind und aus einer horizontalen Knor- pelplatte, welche kaum eine Spur einer Medianfurche darbietet. Diese Platte entspricht den Sitz- und Schaambeinen. — Beim Axolotl und bei den Salamandrinen geschieht die Verbindung der Hüftbeine mit dem Querfortsatze des Kreuzbeinwirbels durch Vermittelung eines rippenar- tigen Fortsatzes. An diesen lehnt sich jedes absteigende Hüftbein mit einer knorpeligen Epiphyse. Statt der einfachen horizontalen Knorpel- platte des Proteus findet sich hier eine hinten knöcherne, vorn knor- pelige, aus paarigen Seitenhälften gebildete Platte. Der hintere knö- cherne Abschnitt dieser Platte repräsentirt die Sitzbeine; der vordere knorpelige wird als Analogon der Schaambeine betrachtet. Beim Axolotl verlängert sich der vordere knorpelige Abschnitt in einen mittleren un- paaren Knorpelstiel, der sich aber bei den Salamandern alsbald spaltet und so die Form eines Y annimmt i). Das Becken der ungeschwänzten Batrachier hat eine sehr anomale Form. Die beiden langen Ossa ileum werden durch den starken Querfortsatz des Kreuzbeinwirbels gestützt. 15) Vgl. hierüber besonders die nähern Angaben und Abbildungen von Cu- vier 1. c. T. IX. p. 401. Bei dem Interesse, das das Plastron für die systema- tische Zoologie hat, sind auch Dumeril und Bibroii auf nähere Erörterungen über seine Bildungsverhältnisse eingegangen. L. c. T. I. p. 370 sqq. 1) Allgemein wird dieser Knorpel der Salamandrinen als nicht zum Becken gehörig betrachtet und für eine an die Beutelknochen mancher Säugtbicre erin- nernde Bildung erklärt. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 141 Jedes Hüftbein verbindet sich, nnten verbreitert, mit dem Os ischii und Os pubis seiner Seite. Indem diese letztgenannten beiden Knochen und zum Theil auch die Ossa ilevm mit den gleichnamigen Knochen der ent- gegengesetzten Seite verschmelzen, nimmt das Becken die Form einer Scheibe an. Alle drei Beckenstücke, von denen die mehr unten und vorn gelegenen Ossa pvhis stets knorpelig bleiben, tragen zur Bildung ■der für das Femur bestimmten Gelenkpfanne bei. Zwischen den bei- den Gelenkpfannen erhält sich eine in der Mitte durch Knorpel ausge- füllte Lücke. Die meisten Saurier besitzen ein vollständig ausgebildetes Becken, das jederseits aus drei Knochen gebildet wird, die säramtlich zur Bil- dung der Gelenkpfanne beitragen. Das Hüftbein ist gewöhnlich länglich, fast horizontal gestellt, und von hinten nach vorn etwas abwärts gerich- tet. Bei den Chamäleonten steht es dagegen fast perpendiculär, besitzt auch oben, gleich dem Schulterblatt, eine platte cartilaginöse Epiphyse, welche oberhalb der Querfortsätze der Kreuzbeinwirbel liegt. Die Schaambeine vereinigen sich bei den Sauriern mit den Sitzbeinen nicht mehr zu einer gemeinschaftlichen Platte, wie bei den Salamandern, viel- mehr bilden die beiden Schaambeine und die beiden Sitzbeine, indem sie sich je mit einander zu einer besonderen Schaambein- und Sitzbein fuge verbinden, zwei hinter einander gelegene, durch eine weite Oeff- nung getrennte Bogen. Diese die beiden Bogen trennende Oeffhung zerfällt oft durch einen von der Sitzbeinfuge ausgehenden, vorwärts ge- richteten Fortsatz in zwei mehr oder minder vollständig getrennte Sei- tenhälften; bisweilen ist statt dieses Fortsatzes nur ein mittlerer liga- mentöser Strang vorhanden. Beim Chamäleon trägt jedes Sitzbein nahe an der Symphyse einen kleinen accessorischen Knochen; auch bei vie- len anderen Sauriern: Iguana, Varanus, Polychrus u. A. geht von der Symphyse der Sitzbeine ein nach hinten gerichteter, ihr beweglich ver- bundener Knorpel ab, der selten theil weise ossificirt. Bei den schlan- genähnlichen Sauriern: Pseudopus, Bipes, Ophisaurus, Anguis sind nur Rudimente des Beckens vorhanden. Sie bestehen in einem jederseits an dem Querfortsatze eines Wirbels oder am Ende der Rippen befestig- ten verschieden gestalteten Knöchelchen, das dem Darmbeine entspricht und nur selten noch andere rudimentäre Extremitätenknochen trägt. Interessant ist es, dass dergleichen Beckenrudiraente auch bei man- chen Ophidiern angetroffen werden ; sie liegen hier aber in der Regel, mit Ausnahme von Acontias und Amphisbaena. wo sie an den Enden von Rippen befestigt sind, ganz frei, ohne mit der Wirbelsäule verbun- den zu sein und erscheinen bald ohne Spur von Extremitäten, bald tra- gen sie mit Sporen besetzte Rudimente derselben. Die Beckenknochen der Schildkröten Averden von dem Bauch- schilde umgeben, hangen aber mit demselben gewöhnlich nur durch Li gainente zusammen — eine Regel, von welcher die Gattung Chelys in 142 Zweites Buch. Die Reptilien. so ferne eine bedeutende Ausnahme macht, als die Beckenknochen hier nicht nur mit dem Bauchschilde, sondern auch mit dem Rückenschilde eine festere Verbindung eingehen. — Ihre Anzahl und Anordnung bleiht bei den Cheloniern dieselbe wie bei den Sauriern und sie tragen sämmt- lich zur Bildung der Gelenkpfanne bei. Beständig ist die Lage des Beckens so, dass die Hüftbeine von der Wirbelsäule schräg nach vorn absteigen und dass die gemeinsame Oberfläche der Sitz- und Schaam- beine dem Bauchschilde parallel liegt. Stets vereinigen sich sowol die beiden Sitzbeine, als auch die beiden Schaambeine in der Mittellinie. Bei den Seeschildkröten wird die Sitzbeinfuge mit der Schaambein- fuge nur durch Ligament verbunden. Sitzbeine und Schaambeine sind hier also, abgesehen von dem Ligamente, durch eine einzige weite Oeff nung getrennt. Bei den Land- und Süsswasserschildkröten stos- sen aber die vereinigten Sitzbeine in der Mitte hinten an die beiden Schaambeine ; es finden sich hier zwischen den unverbundenen Seiten- ästen der Sitz- und Schaambeine also zwei Oeffnungen. Abweichend von der allen übrigen beschuppten Reptilien zukom- menden Anordnung zeigt sich das Becken der Crocodile. Die soge- nannten 2) Schaambeine tragen hier nicht zur Bildung der Gelenkpfanne für den Oberschenkel bei und vereinigen sich nicht unter einander. Jedes Schaambein ist mit einer Apophyse des Sitzbeines seiner Seite verbunden und erstreckt sich rippenartig schräg abwärts und vorwärts. Beide Schaambeine werden durch die zwischen den Bauchrippen gele- gene Aponeurose verbunden. [Sehr gute Abbildungen vom Beckengerüste der Reptilien finden sich bei Cu- vier, Recherches etc. — lieber die abortiven Beckenknochen vieler Saurier und Ophidier haben gehandelt Mayer, Nov. Act. phys. med. Acad. Caes. Leop. Carol. T. 12. p. 2. 1825, und noch gründlicher, Heusinger in seiner Zeitschr. f. organ. Physik, Bd. 3. S. 481. Vgl. auch Müller in Tiedemann und Treviranus, Zeitschr, Bd. IV. Unter den Ophidiern sind es die Gattungen Python, Boa, Eryx, Tortrix, Typhlops, Acontias, Ainphisbaena, bei denen man bisher Beckenrudimente aufgefunden hat. Rhinophis besitzt nach Müller keine Spur von Beckenrudi- ment. Mayer hielt die Beckenrudimente mit Unrecht für Knochen der Extre- mitäten. Gegen diese Annahme spricht, ausser dem von Heusinger gründlich erörterten Verhalten der Muskeln, auch noch der Umstand, dass zu diesen Kno- chen bei Pseudopus und bei Bipes lepidopus abortive Extremitätenknochen hin- zukommen. Bei Acontias und Amphisbaena findet sich an der innem Seite der letzten Rippen ein s -förmig gekrümmtes Knöchelchen, bei Acontias durch Band- fasern befestigt; bei Ainphisbaena frei und am Ende einen Knorpel tragend; bei Anguis ist der etwas verschieden gestaltete Knochen an der Spitze des Querfort- satzes eines Wirbels befestigt. Bei Pseudopus trägt der ähnlich befestigte Kno- 2) Diese sogenannten Schaambeine erinnern an die oben erwähnten acces- sorischen Bauchdeckenknochcn der Salamandrinen , denen sie mehr ähneln, als den Schaambeinen der übrigen Reptilien. 143 Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. Chen die aus »wei Gliedern bestehenden Extremitätenknochen; das zweite Glied der letzteren ist mit einem hornigen Nagel überzogen. Bei Bipes lepidopus finden sich, nach CuTier, in einem ähnlichen warzigen Stummel Rudimente eines Femur, einer Tibia und vier äussere Glieder; bei andern Bipes- Arten sind die Extremi- täten noch weiter ausgebildet und bilden den Üebergang zu Seps. Bei Typhlops sind wieder blos Beckenrudimente vorhanden, die sich von beiden Seiten unter spitzem Winkel vereinigen und wahrscheinlich meist den Schaambeinen entsprechen. Bei Tortrix kommen zu den Beckenrudimenten in dem Ende der Klaue Extremitäten- knochen hinzu. Bei Boa und Python besteht das Becken - und Extremitätenrudi- ment jeder Seite aus fünf Knochen und Knorpeln: drei Beckenknochen und zwei Extremitätenknochen, von denen das äusserste einen Nagel trägt. Noch vollkom- mener ist die Bildung bei Eryx. — S. die Abbild, bei Heusinger.] IV. Von den Knochen der Extremitäten. §. 58 . Die Knochen der Extremitäten der Reptilien nähern sich rück- sichtlich ihrer allgemeinen Anordnung, selbst bei den im Wasser leben- den Gattungen, welchen sie als Ruder dienen, weit mehr denen der Säuge- thiere, als denen der Fische. Die Knochen der Vorderextremitäten bestehen — sobald sie nicht verkümmern — aus einem einfachen Ober- armknochen *), aus zwei gewöhnlich getrennten,* nur bei den ungeschwänzten Batrachiern verschmolzenen Vorderarm- knochen {Raditt» und Ulna) 2), aus einer unbeständigen Zahl von 1) Der Kopf des Humerus bleibt bei den Batrachiern fast immer knorpelig. Bei den Salamandrinen hat der Oberarmknochen wegen seiner halsartigen Ein- schnürung unterhalb des Gelenkkopfes und wegen seiner beiden trochanterartigen Knorren, so wie auch wegen der beiden zur Einlenkung der Vorderarmknochen bestimmten Condyli, grosse Aehnlichkeit mit einem Femur. — Bei den meisten ungeschwänzten Batrachiern ist er fast gerade, bei den Kröten mehr gekrümmt. Er besitzt in der Regel nur eine Leiste. Bei Cystignathus pachypus ist er eigen- thümlich in die Breite entwickelt und wird so zu einem fast flachen Knochen. Der Oberarm ist bei fast allen ungeschwänzten Batrachiern beträchtlich länger, als der Vorderarm. — Bei den meisten Sauriern kürzer, als der Vorderarm, be- sitzt der Humerus, namentlich bei den Eidechsen, grosse Aehnlichkeit mit dem der Vögel; unten zeigt er zwei rundliche Erhabenheiten zur Articulation mit den Vorderarmknochen. — Das Oberarmbein der Crocodile ist länger als die Vorder- armknochen und besitzt eine starke Leiste. — Unter den Cheloniern ist es bei den Seeschildkröten am kürzesten, ziemlich gerade, sehr platt, oben mit starken Fortsätzen versehen; bei den Landschildkröten ist es länger, stark gekrümmt, rundlich, besitzt einen deutlich abgesetzten Hals und schwächer entwickelte Fort- sätze. Bei allen Schildkröten ist der Oberarm so um seine Axe gedrehet, dass seine Streckfläche nach vorn, seine Beugefläche nach hinten liegt. 2) Die beiden Vorderarmknochen der ungeschwänzten Batrachier sind, wie es scheint beständig, versclimolzen und bilden einen einzigen ziemlich breiten Knochen. Er besitzt eine besonders an seinen beiden Enden deutlich hervortre- tende Längsfurche und hat inwendig, wenigstens in seinem unteren, am deutlich- sten gefurchten Abschnitte auch zwei getrennte Markröhren. Er hat einen deut- lichen Ellenbogenknorren. An der unteren Gelenkfläche finden sich stets zwei 144 Zweites Buch. Die Reptilien. Handwur zelknochen (Ossa car/yt)3), aus der Reihe der 0*»a metacarpi *) und endlich aus den Phalangen derFingers). Selten kommt als eigenthiimliche Bildung zn diesen Knochen noch eine ober- halb des Ellenbogenknorrens kniescheibenähnlich gelegene Ossification hinzu, der man den Namen Ellenbogenschcibe [Patella örac/tia- lis) gegeben hat<>), — Der Plan der Anordnung dieser Knochen ist im Allgemeinen ganz derselbe, wie bei den Säugethieren. überknorpelte Erhabenheiten. Bei den übrigen Reptilien sind beide Knochen ge- trennt und in der Regel ist die Ulna länger, als der Radius; nur bei Chelonia und Trionyx findet das umgekehrte Verhalten Statt. Bei den Schildkröten sind über- haupt die Vorderarmknochen oben und unten (besonders bei Chelonia) in grösse- rer Strecke unbeweglich mit einander verbunden. Bei allen Schildkröten bildet ferner die Ulna den Aussenrand, der Radius den Innenrand des Armes, eine Ei- genthümlichkeit, W'elche am meisten bei den Landschildkröten hervortritt und mit dem oben erörterten Verhalten des Humerus zusammenhangt. 3) Sie bleiben bei Siren und Proteus cartilaginös. Bei den Salamandrinen sind sie kurz und rundlich; es finden sich ihrer in drei Reihen sieben bis achti hei den ungeschwänzten Batrachiern stehen sie in zwei Reihen und sind in der Zahl von sieben vorhanden; bei den Sauriern bilden die in verschiedener Anzahl vorhandenen Knochen zwei Reihen. Bei den Crocodilen finden sich zwei Reihen ; in der hinteren liegen drei Knochen, ein kleinerer und zwei grössere, welche den Mittelhandknochen sehr ähnlich gebildet sind. In der vorderen Reihe finde ich, wie Meckel, vier sehr kleine, allerdings sehr spät ossificirende Knochen. Bei den Landschildkröten liegen in der ersten Reihe vier, in der zweiten fünf Hand- wurzelknochen; ihre Zahl wächst bei den Emyden und den Seeschildkröten auf zehn, welche in zwei Ordnungen liegen. Sie sind bei den letzteren eigenthümlich abgeplattet, wodurch die Hand dieser Thiere eine unverkennbare Aehnlichkeit mit derjenigen der Cetaceen erhält 4) Die Mittelhandknochen sind gewöhnlich längliche Knochen und gleichen ihrem Baue nach in der Regel denen der Phalangen. Kurz und dick sind sie bei den Chamäleonten. Bei den Landschildkröten hat man sie häufig als Phalanges digitorum bezeichnet und darum auch wol ganz geläugnct. 5) Die Zahl der Finger, so wie die Anzahl der einen Finger zusammensetzen- den Glieder sind sehr verschieden. Bei Proteus sind nur drei Finger vorhanden; hei den ungeschwänzten Batrachiern nur vier ausgebildete Finger, indem der Dau- men rudimentär bleibt Unter den Sauriern kehrt die Verminderung der Finger- zahl wieder bei Seps, Chalcides und Anderen mit verkümmerten Extremitäten versehenen Gattungen. Die häufigste Zahl der Finger ist fünf. Gewöhnlich ste- hen sie in Einer Reihe; bei den Chamäleonten sind aber die beiden äussem Fin- ger abgesondert und nach hinten gerichtet — Die Fingerglieder sind gewöhnlich länglich; nur bei den Landschildkröten auffallend kurz. Die Zahl der Glieder ist an den verschiedenen Fingern verschieden. Bei einigen Sauriern (Iguana, Basili- scus, Lacerta) bestehen die beiden äusseren Finger aus vier oder fünf Phalangen. 6) Es ist dieser Knochen nur eine Sehnenossification in dem Streckmuskel des Oberarmbeines; er kömmt vor bei Pipa, Rana, vielen Sauriern, z. B. Lacerta, Iguana, Polychrus, ferner bei einigen Cheloniern, namentlich bei der Gattung Testudo. Vgl. darüber R. Wagner in Heusinger’s Zeitschr. f. organ. Phy- sik, Bd. 1. S. 592. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 145 Die Knochen der Hinterextremitäien bestehen da, wo sie nicht blos rudimentär sind, aus einem einfachen Oberschenkelbeine [Femur] 7), aus der Tibia und Fibula'^], die nur bei den ungeschwänzten Ba- irachiern verwachsen, aus einer unbeständigen Zahl von Fusswurzel- knochen [Ossa tarsi) ®), aus der Reihe der O^tta melatarsi^^) und aus 7) Dieser Knochen bietet wenig Eigenthümlicbkeiten dar. Bei Proteus ist er -verhältnissinässig lang; bei den Salamandern besitzt er einen sehr starken Kopf und bat bei ihnen und bei den Tritonen eine sehr starke untere Leiste; bei den ungeschwänzten Batrachiern zeichnet er sich durch seine Länge aus. Bei den Sauriern und bei den Crocodilen ist sein Kopf nicht rund und wenig ab- gesetzt. Auch der Trochanter ist schwach. Bei den Cheloniem ist das Ober- schenkelbein durch die Stärke seines Kopfes ausgezeichnet, der unter rechtem Winkel mit dem eigentlichen Knochen sich verbindet. Dieser besitzt gewöhnlich zwei Rollhügel, die besonders bei Emys sehr entwickelt sind. Der Knochen selbst ist bei den Seeschildkröten mehr gerade, bei den Emyden und Cheloniac stark vorwärts gekrümmt. 8) Rücksichtlich der Verwachsung von Tibia und Fibula finden sich bei den ungeschwänzten Batrachiern ähnliche Verhältnisse, wie in Betreff ihrer Vorder- armknochen. Am deutlichsten tritt die Neigung zum Zerfallen in zwei Knochen bei Pipa hervor; bei Rana am wenigsten. Bei den Salamandern ist die Fibula stärker, als die Tibia; bei allen übrigen Ordnungen findet das entgegengesetzte Verhältniss Statt. 9) Die Fusswurzelknochen bleiben bei Proteus, Siredon und Salamandra knorpelig, während sie bei Triton verknöchern. Sie sind klein und liegen min- destens in zwei Reihen hinter einander. Sehr eigenthümlich ist das Verhalten der Fusswurzelknochen bei den ungeschwänzten Batrachiern. Sie bestehen aus sieben Knochen, wenn man von einer Verknorpelung, welche hinter den langen Knochen liegt, absieht. An die verschmolzene Tibia und Fibula schliessen sich zwei lange parallele Knochen, welche auf den ersten Anblick für accessorische Tibia und Fibula gehalten werden könnten. Sie sind bald vollständig von ein- ander getrennt (Bufo), bald am oberen Ende verwachsen (Rana), bald endlich ist ihre Verwachsung vollständig (bei Obstetricans punctatus nach Dug^s). Bei Pipa sind sie kurz und dick. Der innere entspricht dem Astragalus, der äussere dem Calcaneus. Theils zwischen diesen Knochen und dem Metatarsus, theils aber am Daumenrande des Fingers finden sich fünf andere ossificirte oder knor- pelige Knöchelchen. (S. die Abbild, bei Duges Tab. IV.) — Bei den Sauriern sind die Fusswurzelknochen in zwei Reihen gestellt; ihre Zahl ist geringer als bei irgend einer anderen Ordnung und schwankt zwischen vier und fünf. Auch bei den Crocodilen sind nur fünf kleine, zwei Reihen bildende Fusswurzelknochen vorhanden, von welchen der Calcaneus und Astragalus die beträchtlichsten sind. — Bei den Cheloniem liegen die in grösserer Anzahl (sechs bis sieben) vorhan- denen Ossa tarsi in zwei Reihen. Bei Testudo liegt in der ersten Reihe nur ein einziger sehr grosser Knochen; statt seiner sind bei Chelonia zwei vorhan- den; in der Vorderreihe liegen stets fünf bei Testudo, grossentheils kleine, bei Chelonia grössere, platte Knochen. 10) Die Mittelfussknocben sind bei den ungeschwänzten Batrachiern, den meisten Sauriern und Cheloniem und den Crocodilen lange Röhrenknochen. Vergl. Aoatomie von ßiebold u. StauDiu«. 10 146 Zweites Buch. Die Reptilien. den Phalangen der Zehen ”). Eine Kniescheibe [Patella] w) ist bei eini- gen Sauriern und Cheloniern beobachtet worden. V. Vom Schedel. §• 59 . Der Schedel der Reptilien hat keine Beziehung mehr zu einem Apparate von Schleimröhren -Knochen, wie dies bei den meisten Grä- thenQschen der Fall ist und dient auch dem Schultergerüst nicht mehr «um Stützpunkte. Niemals bleibt er ganz knorpelig, wie bei den Cy- clostomen, den Plagiostomen und bei den Chimären, sondern ist immer von mehr oder minder ausgebildeten Knochen umschlossen. Indessen erhält sich neben diesen letzteren häufig die ursprüng- liche knorpelige Grundlage des Schedels perennirend; am vollständigsten bei den un ge schwänzten Batrachiern *), abor- tiver beim Axolotl. Bei ersteren verharrt gewöhnlich nicht nur die eigentliche knorpelige Schedelcapsel mit einzelnen integrirenden Ossifi- cationen, sondern auch ein Theil des Kiefer - Apparates zeigt dauernd eine knorpelige Grundlage. In der oberen knorpeligen Schedeldecke finden sich, wie dies auch bei den Fischen unter gleichen Bedingun- gen der Fall ist, gewöhnlich beträchtliche Fontanellen oder Lücken. Das weiche Schedeldach mit seinen Lücken, der grösste Theil der weichen Schedelbasis, die knorpelige Bedeckung der Nasenhöhlengegend und die knorpelige Grundlage der Oberkiefergegend werden auch hier durch lose aufliegende Knochenplatten und Knochenstäbc bedeckt und gestützt; die zusammenhängenden knorpelig häutigen Theile kommen also erst nach Entfernung dieser Ossificationen zu Tage. — Noch bei eini- gen Sauriern erhalten sich einzelne Ueberreste der primitiven Knor- pelcapsel. Am deutlichsten ist dies Verhältniss bei den Chamäleon- ten, wo die ganze Schilddecke der Scheitelbein- und Stirnbeingegend zwei verschiedene Elemente enthält, nämlich 1) eine tiefere, dünne, knor- pelähnliche Schicht, welche in die fibrös -häutigen Seitenwände des Sche- dels)unmittelbar übergeht und 2) die oberflächlichen Ossificationen. Auch bei den übrigen Sauriern ist ein zw ischen dem oberen Bogen des Hin- ierhauptsgürtels und dem Hinterrande des Scheitelbeines knorpelhäutig bleibender Abschnitt der Schedeldecke als Ueberrest der primitiven Sche- delcapsel zu betrachten. In die gleiche Categorie gehören ferner die fibrös-häutigen Seitenwände des Saurier-Schedels mit ihren rudimen- 11 ) Die Zahl der Glieder, aus welchen die einzelnen Zehen bestehen, ist sehr verschieden. Sie schwankt zwischen 1 und 5. 12) Sie ist von Wagner beobachtet bei mehren Monitor, Lacerta, Scincus und bei Terrapene clausa und erschient hier als eine ziemlich beträchtliche Ossi- fication in der Sehne der Streckmuskeln des Unterschenkels. 1) S. die meistens sehr treuen Abbildungen in der Schrift von Dugis über die Batrachier; Tab. 1. — Vgl. auch §. 10. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 147 tären Verknorpelungen und Verknöcherungen, der vom Keilbeinkörp»‘r aus nach vorn ‘sich erstreckende Knorpelstiel, welcher bei den Sauriern, Crocodilen und Cheloniern vorkömmt u. s. w. Nur bei denOphi- diernä) erhält sich als Ueberrest der primitiven knorpeligen Grund- lage des Schedels, gleichwie bei fast allen höheren Wirbelthieren, blos das innere Knorpelgerüst der Nasenhöhlen. Bemerkenswerth ist ferner die unvollständige Ossification des Scheitelbeines vieler Sauri er, in welchen oft frei zu Tage liegende häutige Fontanellen 3) sich erhalten, die gewöhnlich auf ein sehr kleines Loch in der Mitte des Scheitelbeines '*) reducirt sind, in anderen Fällen aber dadurch verdeckt werden, dass eine innige Verschmelzung und Verw'achsung der unvollständig ossificirten Stirn- und Scheitelbeine mit den starken Schuppenknochen der Haut Statt findet '»). §■ hO. DerSchedel aller unbeschuppten Reptilien zeichnet sich da- durch aus, dass das Hinterhauptsbein w^esentlich aus zwei Seitenstücken (den Ossa occipitalia lateralia] gebildet wird und dass das f^ccipi- tale basilare und svjterius entweder nicht einmal als gesonderte An- lagen vorhanden, oder nur durch mehr oder minder schmale, jene Sei- tenstücke trennende Knorpelstreifen angedeutet sind. Nur äüsserst sel- ten ist das Occipitale basilare durch einen gesonderten Knochenkern repräsentirt. Mit dieser vorwaltenden Ausbildimg der Seitenstüoke des Hinterhauptsbeines hangt der constanteste osteologische Charakter des Schedels der nackten Reptilien : das Vorkommen zw^eier seitlichen, völlig von einander getrennten Condyli occipitales zusammen. — Mit Aus- nahme der Occipitalia lateralia und der Ossa petrosa sind die Kno- chen des Schedels nur dünne Platten. Beständig fehlt eine Sella turcica. Der Schedel der geschwänzten nackten Reptilien besitzt, so abweichend seine Formverhältnisse einerseits bei den Proteideen, andererseits bei den Cöcilien und endlich wieder bei den Salamandri- nen immer sein mögen, manche fast beständig wiederkehrende Eigen- thümlichkeiten. Der Hinterhauptsgürtel wird gebildet durch zwei Ossa occi- pitalia lateralia^ deren jedes mit dem ihm seitlich und aussen sich 2) Bei ihnen sind sämmtliche Seitenwandungen des Schedels, mit Einschluss derjenigen seines Orbitalseginentes, vollständig verknöchert. Auch die beiden Or- bitae sind hier nicht durch einfaches weicheres Septum, sondern durch die allsei- tig verknöcherte vordere Fortsetzung des Schedelcanales getrennt. S) Solche häutige Fontanellen erhalten sich z. B. bei Stellio, Phrynocepba- lus, Euprepes, Sceleporus u. A. 4) Er findet sich bei sehr vielen Sauriern, z. B. der ganzen Familie der Mo- nitores, den meisten Iguanen, den Chamaleonten u. s. w. das ganze Leben hin- durch und verschwindet nie. 5) Z. B. bei Pseudopus, Scincus u. A. 10 * 148 Zweites Bucli. Die Reptilien, anschliessenden Os petrosum gewöhnlich so innig verschmolzen ist, dass 'beide nur einen einzigen Knochen darzustellen scheinen. Eine Trennung beider Knochen wird gewöhnlich auch nur durch einen knorpeligen Streifen bewirkt. In der Regel stossen die beiden Occipitalia late- ralia , deren Gelenkhöcker sehr weit von einander entfernt sind , so dicht zusammen, dass keine Spur eines Occipitale hasilare und su- vorhanden ist; nur beim Axolotl sieht man nach Wegnahme der Scheitelbeine und des Keilbeins, dass die beiden völlig ossihcirten seit- lichen Hinterhauptsbeine unten und oben durch Zwischenknorpel ver- bunden werden. Die ganze Schedelbasis, von der Grenze des Hinterhauptsloches an, bis zum Grunde der Nasencapsel, wird gebildet durch das breite, völlig platte Os sphenoideum basilare ^ ). Die Seitenwandungen der Schedelhöhle werden vor den Felsen- beinen, bis zur hinteren Grenze der Nasenhöhlen hin, durch ossificirte Keilbeinflügel gebildet 2 ). Nur beim Axolotl bleibt die hintere Hälfte jeder Seitenwandung perennirend knorpelig, während die vordere, dem Stirnbeine seitwärts entsprechende, integrirend ossificirt ist. Die oberen Schedeldecken entstehen immer durch zwei paa- rige Scheitelbeine und zwei paarige Stirnbeine. Nur bei einigen Cöcilien kömmt ausser ihnen noch ein unpaares Os ethmo'ideum an der Sche- deldecke zu Tage®). Zwei Nasenknochen sind — mit Ausnahme mehrer Cöcilien — vorhanden. Gewöhnlich zeigen sich auch am vorderen Augenhöhlen- rande eigene Ossa frontalia anteriora^ die aber namentlich den Proteideen und anscheinend auch den Cöcilien fehlen. Die Oberkieferbeine sind gewöhnlich unbeweglich mit dem Schedel verbunden und ermangeln der durch vollständige Jochbogen ■*) vermittelten Verbindung mit den Quadratbeinen. Nur die Cöcilien machen von dieser Regel eine Ausnahme und bei der Breite der ihren Jochbogen bildenden Knochen entsteht über der -4ugen- und Schläfen- höhle ein durch ein kleines Augenloch perforirtes Schild. — Bei Siren 1) Es ist am längsten bei Proteus und Siren ; am kürzesten bei den Cöcilien. 2) Ob sie auch bei den Cöcilien verkommen, muss ich unentschieden lassen; ich habe mich von ihrer Anwesenheit nicht überzeugen können. 3) Bei Coecilia albiventris beobachtet und früher als Frontale medium, durch Duges aber als Os ethmdidemn gedeutet, weil es unter die Ossa frontalia ab- steigt und zum Durchgänge der T^ervi olfactorii dient. Es erscheint aber nicht bei allen CöcUien an der Oberfläche des Schedels. Bei den Salamandern, beson- ders aber beim Axolotl, bleibt die dem Os ethmo'ideum entsprechende Region des Schedels knorpelig. Beim Axolotl besteht die ganze Grundlage der Schnauze m einem mit dem Schedel innig zusammenhängenden Knorpel, der grossentheils durch aufliegende Knochenstücke gedeckt wird. 4) Bei den Salamandrinen wird die hintere Hälfte des Jochbogens dnreh ein. 2 UJQ Quadratbeine sich erstreckendes Ligament ersetzt. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 149 sind die Oberkieferbeine ganz abortirt und fehlen sogar bei Proteus; beträchtlich sind sie dagegen bei den Göcilien 5) und Salamandrinen. Der meist paarige Zwischenkiefer besitzt gewöhnlich starke oberhalb der Nasenhöhlen aufsteigende Aeste. Er ist bei mehren Göcilien mit den Nasenbeinen zu einem Knochen verschmolzen e). Der Gaumenapparat besteht meistens in kleinen zahntragenden Platten welche gewöhnlich dem Sphefiotdeum basilare lose aufsitzen. Dieselben sind nur bei einigen Gattungen, z. B. bei Proteus, durch ein eigenes 0» pterygdideum mit dem Quadratbeine verbunden. Bei Siren sind jederseits zwei solcher Platten vorhanden, von welchen die hintere einem Gaumenbeine, die vordere dem paarigen Vomer der Batrachier, Saurier und Ophidier zu vergleichen ist. Bei Proteus bilden beide ein einziges Stück. Bei den Goecilien findet sich jederseits ein grosser zahn- tragender Gaumenknochen vor dem Sphendideum basilare. Bei den Sa- lamandern ist jederseits ein einziger, hinten sehr schmaler, vorn platten- artig verbreiterter Knochen vorhanden, der zum Theil unter dem Sphe- ndideum basilare liegt und vorn den Boden der Nasenhöhle bildet. Die Untersuchung junger Salamander lehrt, dass derselbe aus der Ver- w^achsung zweier ursprünglich getrennt gewesener Knochenstücke ent- standen ist, also dem Vomer und dem Gaumenbeine zugleich entspricht. Auch beim Axolotl liegen perennirend jederseits zwei zahntragende Platten hinter einander, von welchen die hintere mit dem knorpeligen Processus pterygdideus des Quadratbeines in Verbindung steht. — Ein gesondertes Os pterygoideum., welches Gaumenbein und Quadratbein verbindet, kömmt bei Proteus, bei Menobranchus und bei Goecilia vor. Das den Unterkiefer tragende Quadratbein bietet grosse Verschie- denheiten dar. Bei Siren und bei Proteus besteht es in einem läng^- lichen, ziemlich beträchtlichen, vorwärts gerichteten Knochen, der oben an das Felsenbein geheftet ist und mit seinem unteren vorderen Ende das Unterkiefergelenk trägt. Bei Proteus und bei Menobranchus besteht es aus zwei Elementen, dem eigentlichen Quadratbeine und dem das Unterkiefergelenk tragenden Quadratjochbeine, und ist bei beiden von dem ossificirten Os pterygdideum getrennt. — Bei den Salamandrinen besteht das Kiefer -Suspensorium wesentlich aus drei Elementen: 1) dem etwas schräg hinterwärts zum Unterkiefer absteigenden Processus tym- panicus, 2) dem Proc. pterygo'ideus und 3) dem kleinen Quadratjoch- bein. Letzteres bleibt beim Axolotl 7) permanent knorpelig, während es 5) Bei denjenigen Cöcilien, welche einen schUdförmigen Jochbogen besitzen, findet sich eine eigenthümliche Oeffnung zwischen dem Oberkiefer und Zwischen- kiefer; sie führt in einen Canal, der unter dem Oberkieferbeine liegt und ein Tentakel enthält. 6) Bei Coec. hypocyanea sind, nach Müller, beide Knochen getrennt. ^7) Beim Axolotl erhält sich das gesammte Kiefersuspensorium zum grossen Theile in knorpeligem Zustande; nur das eigentliche Quadratbein Ist ossificirt. loO Zweites Buch. Die Reptilien. bei den Salamandern ossificirt; der beim Axolotl knorpelige, breite Pro^ ces»us pterygoüleu» erreicht das Gaumenbein, während derselbe Fort- satz bei den Salamandern, wo er verknöchert ist, frei nach vorn und aussen ragt und ausser aller Verbindung mit dem Gaumenbeine und dem Oberkiefer bleibt. Die beiden Unterkieferäste sind bei den geschwänzten nackten Reptilien fest mit einander verbunden, ohne jedoch verwachsen zu sein. Jeder Ast besteht aus zwei bis vier einzelnen Knochenstucken. Die wesentlichsten derselben sind 1) das zahntragende Os dentale und 2) das Os articulare^ das beim Salamander mit dem dritten innern Deck- stücke oder dem Os opercuiare verschmilzt. Gewöhnlich befindet sich die Gelenkiläche am hinteren Ende des Unterkiefers; von dieser Regel machen die Coecilien in so ferne eine Ausnahme, als bei ihnen hinter der Gelenkfläche noch ein langer krummer Fortsatz vorkömmt. [Man vergl. über Proteus und Siren Cu vier, Recherches T. X. Tab. 25S.; über Coecilia Duges 1. c. Tab, XIV., Müller in Tiedemann und Trevira- nus, Zeitschr. Tab. XVIII. Fig. 3. u. 5.; über die Salamander und Tri tonen Gu- vier 1. c. T. X. Tab. 253—255., Funk 1. c. Tab. III. und Du ges 1. c. Tab. XIV.; über Amphiuma Cu vier in den Mem. d. Musee d’hist. nat, Tome XIV. Tab. 2.; über Mcnobrancbus und Menopoma Mayer in den Analekten f. vergl. Anatom., Tab. Vif. Fig. 1. u. 2.] §. 61. Die Sch edel der ungescbwänzten Batrachier besteht gewöhnlich in einer länglichen, cylindrischen , grossentheils knorpeligen Röhre, in deren hinterem Abschnitte beständig integrirende, durch cartilaginöse Zwischenräume verbundene Ossificationen verkommen, deren mitt- leres Segment meistens fibro-cartilaginös bleibt und die vorn durch einen ossificirten Ring ergänzt wird. Zu den integrirenden Ossificationen kommen zahlreiche Knochenstücke hinzu, welche der knorpeligen Grund- lage oberflächlich lose aufliegen. Seltener bildet, wie beiPipa,die ganze auf- fallend plattgedrückte Hirncapsel, mit Ausnahme der, isolirte Knochen ent- haltenden, Occipitalgegend, einen einzigen ununterbrochenen Knochengür- lel, dessen obere Platte seitwärts vorspringt. — ln der llinterhauptsge- gend finden sich bei allen ungeschwänzten Batrachiern gewöhnlich nur zwei ossificirte, unten sowol, als oben durch einen schmalen knorpeligen Zwischenraum voneinander getrennte Seitenstücke [Occipitalia la- teralia), deren jedes einen Gelenkhöcker trägt und eine Oeffhung für den Durchtritt des JV. vagus und des in seiner Bahn verlaufenden N. glos- sopharyngeus hQsMzi. Nur ausnahmsweise wird bisweilen ein klei- nes gleichfalls integrirend ossificirtes Occip itale basilare beobach- tet 1 ). — An jedes seitliche Hinterhauptsbein schliesst sich seitlich und zum Theil auch vorn ein beträchtliches, grösstentheils oder ganz ossiß- I) Bei Bufo matimis. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 151 cirtes O» petrotum, das, quer nach aussen vorspringend, dein Kiefer- Suspensorium zur Stutze dient. Es vervollständigt hinten in der Regel die Seitenwand der Schedelhöhle, nimmt, das Gehörorgan auf und lässt den N. trigeminus durchtreten. Gewöhnlich werden die beiden Os*a petroaa durch einen breiten Zwischenraum, der der Schedelbasis ange- hört, von einander getrennt. Dieser Zwischenraum bleibt dann, gleich dem ganzen folgenden Schedelsegment, libro - cartilaginös. Das Dach der knorpeligen Grundlage des mittleren Schedelabschnittes enthält in der Scheitel- und Stirngegend vier kleinere oder zwei grössere, durch libro -carlilaginöse Brücken von einander getrennte Oeffnungen, welche auswärts von den knorpelig -häutigen Seiten Wandungen begrenzt wer- den. Die Fontanellen kommen aber oberflächlich nicht zu Tage, weil zwei, gewöhnlich der ganzen Länge nach an einander sich anschliessende, selten wie bei den Hylae getrennte, meist an ihren Aussenrändern etwas umgebogene Knochenplatten, die von der Hinterhauptsgegend bis zum vorderen Ende der Orbitalregion sich erstrecken, die knorpelig -häuti- gen Theile, sammt den Lücken, lose aufliegend, bedecken. Diese auf- liegenden Knochenplatten entsprechen den Scheitelbeinen oder den verschmolzenen Stirn- und Scheitelbeinen. Auch die Basis der knorpeligen Schedelcapsel wird von einer länglichen mit zwei Quer- schenkeln versehenen Knochenplatte, welche gleichfalls von der Hinter- hauptsgegend bis zur vorderen Grenze der Hirncapsel sich erstreckt, bedeckt. Die Querschenkel dieser Platte legen sich unter die durch die Osia petroHa gebildeten Querfortsätze. Die ganze Platte stellt das O» 9p heno'ideum basilare dar. Die häutigen Seitenwandungen des Schedels besitzen gewöhnlich keine integrirende oder aufliegende Ossi- lic^tionen, sind jedoch selten ausnahmsweise ossificirt 2) und lassen immer die N(>rven der Gesichtsorgane durchtreten. — Der vorderste Abschnitt der Hirncapsel stellt einen vollständig geschlossenen Knochen- ring dar (Guvier’s Os en ceiature), dessen Höhle vorn gegen die Nasenhöhle hin, bis auf zwei zum Durchtritt der Geruchsnerven be- stimmte Oeffnungen oder Canäle geschlossen ist. Dieser auf Kosten der knorpeligen Grundlage gebildete Knochenring wird gewöhnlich oben grossentheils von den oberen Schedelplatten oder Scheitel -Stirnbeinen bedeckt, so dass er erst nach deren Entfernung frei zu Tage liegt. Vorn schliessen sich an diesen Knochenring die beiden breiten, durch ein Septum geschiedenen knorpeligen oder knorpel -häutigen Nasenhöhlen an. An der vorderen Grenze der Augenhöhle geht, den Vorderrand derselben bildend, von der Vereinigungsstelle des Knochenringes mit der fibro-cartilaginösen Umgebung der Nasenhöhle ein mehr oder min- der schmaler Querknorpel nach aussen in einen Knorpelbogen über, der dem Kieferbogen parallel laufend, oder mit ihm verschmolzen in den 2) Bei Ceratophrys cornuta, Xenopus Bojei, Pipa. 152 Zweites Buch. Die Reptilien. Processug pterygoidens des Quadratbeines sich fortsetzt. Das fibröse Dach jeder Nasenhöhle, sammt dem Querknorpel, wird von einer Knochenplatte, die nach aussen stielförmig sich verschmälert, bedeckt. Diese Knochenplatte ist^ Cuvier’s Frontale anterius. Ihre Aus- dehnung ist nach dem Altersstadium und je nach der Artverschieden- heit wechselnd; bisweilen bedeckt sie noch einen Theil des Knochen- ringes der Ilirncapsel. Selten kommen noch isolirte äussere Nasen- beine hinzu 3). In jeder Nasenhöhle findet sich bei vielen Fröschen noch eine sehr kleine Ossification, welche, eine Nasenhöhlentasche bil- dend, als Goncha zu bezeichnen ist. Das Kiefer-Suspensorium oder das Quadratbein ist einsehr zusammengesetztes Ilartgebilde, das nie vollständig zu verknöchern scheint. Es articulirt beweglich durch zwei knöcherne, oft vermittelst zwischenliegender Knorpelsubstanz verbundene Apophysen mit dem O» petrosum. Von der äusseren Apophyse erstreckt sich ein frei endender Processus mastdideus schräg vorwärts und abwärts zur Augenhöhle; schräg hinterwärts und abwärts begibt sich ein, seiner Gestalt nach, dem 'Os tympanicum vieler Saurier entsprechender Fortsatz, Processus tym- panicus^ der in Gemeinschaft mit dem Quadratjochbein das Unterkiefer- gelenk bildet. Ein dritter vorwärts gerichteter Fortsatz ist der tiefer liegende Processus pterygo'ideus^ der einwärts vom Quadratjoch- beine und vom Oberkiefer in die knorpelige Grundlage des vorderen Augenhöhlenbogens übergeht und an einer Stelle eng an den Oberkie- ferbogen sich anschliesst. — Das den Unterkiefer tragende Gelenk wird nicht blos von dem Ende des Processus tympanicus des Quadratbeines, sondern wesentlich auch von einem Gelenkende des an jenes sich an- schliessenden Os quadrato-jugale gebildet, welches als eine dünne Knochenleiste, vom Quadratbein nach vorn gerichtet, an den eigent- lichen ossificirten Oberkiefer sich anschliesst und mit diesem einen zu- sammenhängenden Bogen bildet — eine Regel, von welcher jedoch die Gattung Pipa eine Ausnahme bildet. Das Os maxillare super ins selbst erstreckt sich bogenförmig, den grössten Theil des oberen Mund- randes bildend, nach vorn und schliesst sich hier an den vor und zwischen den beiden Nasenhöhlen gelegenen gleichfalls ossificirten Zwischenkiefer seiner Seite. Jeder der beiden lose verbundenen Zwischenkiefer besitzt einen Alveolarrand und einen zum Nasenhöhlen- dach aufsteigenden Fortsatz. — An der hinteren Grenze des Nasenhöh- lenbodens oder des Gaumendaches findet sich jederseits gewöhnlich — mit Ausnahme der Gattung Pipa — eine lose aufliegende, bei den Frö- schen zahntragende Knochenplatte, welche die hintere NasenöfFnung be- grenzt. Sie entspricht dem paarigen Vomer der übrigen Reptilien. — 3) Ich finde sie neben den aufsteigenden Zwischenkiefer- Aesten bei Cysti- gnathus pachypus. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 153 Endlich erstreckt sich an der Unterseite des Schedels von dem vorderen Ende des ringförmigen Knochens ein stabförmiger Knochen nach aussen zum Oberkiefer, welcher den den vorderen Augenhöhlenrand bildenden Knorpel bedeckt. Man hat ihn Gaumenbein genannt. — Der Unter- kiefer besteht gleichfalls gewöhnlich aus knorpeligen und ossificirten Theilen zugleich. Seine Gelenkfläche [Os articulare) ist knorpelig und setzt sich in einen von Knochen belegten Stiel nach vorne fort. Der grösste Theil dieses Knorpels liegt in einer Rinne, die von dem Haupt- knochen, Os operculo-angwlare gebildet und aussen von dem Snpraangulare Dug. vervollständigt wird. Der von diesen Knochen umschlossene Knorpel hangt vorn zusammen mit dem paarigen Schlussstück der beiden Unterkieferbogen: Os dentale. [üeber den Schedel der ungeschwänzten Batrachler vergl. inan, ausser dem loten Bande von Cuvier’s Recherches, besonders die angef. Schrift von Dug es, der zuerst die Aufmerksamkeit auf die Coexistenz eines knorpeligen und knöcher« nen Schedels bei dieser Ordnung gelenkt hat. Bei zahlreichen von mir unter- suchten Schedein in- und ausländischer Arten der Gattungen Rana , Hyla, Bufo, Bombinator u. A. habe ich wesentlich dieselben Theile gefunden, welche Duges beschreibt. Pelobates weicht durch ein Schläfenhöhlendach ab und Pipa ist aus- gezeichnet wegen der bis zur Hinterhauptsgegend sich erstreckenden ringförmi- gen Ossification. Die bisher aufgestellten Deutungen des Batrachierschedels sind nicht ganz befriedigend zu nennen. Cuvier’s Frontalia anteriora sind mehr Nasenbeine, als vordere Stirnbeine. Das Os en ceinture wird meistens dem Siebbein verglichen. Das passt allerdings auf einige Arten, wo die Ossification ganz unbeträchtlich und beschränkt ist, aber nicht auf andere, wo diese ringför- mige Verknöcherung die halbe Schedellänge einnimmt, wie z. B. bei Hyla lactea, und noch weniger auf Pipa, bei der anscheinend die ganze Himcapsel, mit Aus- nahme der Occipitalgegend, von einem ununterbrochenen Knochengürtel umgeben ist. Diese ringförmige Ossification erinnert am meisten an die Ringbildungen derSchedel- knochen bei den ächten Ophidiern. Zur Untersuchung wähle man frische, nicht aber getrocknete Schedel, indem nur bei ersteren die knorpeligen Theile zu erkennen sind.] §• 62 . Alle beschuppten Reptilien besitzen ein durchaus wirbelähn- liches Hinterhauptsbein, das einen vollständig geschlossenen , Ring darstellt. Seine einzelnen Bestandtheile sind gewöhnlich: ein unpaares Os basilare-, ein gleichfalls unpaares Occipitale superius s. Squama occip italis und zwei seitliche, beide verbindende Occi- pitalia lateralia. Selten sind die letztgenannten beiden Knochen mit der Squama zu einem Knochen verschmolzen i). Jedes Occipi- tale laterale verlängert sich bei den Ophidiern in einen schwachen, bei den Sauriern, Gheloniern und Grocodilen aber in einen star- ken Querförtsatz, Dieser letztere wird bei dem Ghamäleon und den Gheloniern nicht blos durch das Occipitale laterale, sondern unter 1) Bei Amphisbaena. 154 Zweites Buch. Die Reptilien. Hinzutreten eines accessorischen Knochens, des Occipitale exter- der jenem durch Naht verbunden bleibt, gebildet. Das fJcci- pitale laterale besitzt Foramina zum Durchtritt der Nervi glosaopha- ryitgeus und vagwe. Beständig ist nur ein mittlerer Condyl as occipitalie yoT\\sür den. Seine Formation nähert sich am meisten derjenigen der unbeschupp- ten Reptilien da, wo er nur durch die beiden OccipUalia lateralia ge- bildet wird und aus zwei einander berührenden Gelenkköpfen besteht, wie bei mehren GhamÜleonten 5 am fernsten steht dagegen jener Bil- dung die der Crocodile, wo er, einfach und rund, fast ganz auf Kosten des Os basilare entsteht. Bei den meisten Sauriern, den Ophidiem und Cheloniern besitzt er drei an einander stossende Höckerchen und wird durch das Os basilare und die beiden OccipUalia lateralia ge- bildet — Auch rücksichtlich des Antheiles, den die einzelnen Hinter- hauptsknochen an der Begrenzung des Foramen magnnm haben, kom- men Verschiedenheiten vor. Bei den meisten Sanriern und Cheloniern tragen dazu sämmtliche Theile des Hinterhauptsbeines bei; bei Chamä- leo ist das Os basilare und bei den meisten Ophidiem*), den Croco- dilen und einigen Schildkröten ■*) das Occipitale snperms ganz davon ausgeschlossen. — Bei den meisten Cheloniern bildet das Occipitale svperius eine beträchtliche nach hinten verlängerte Hinterhauptsleiste. — Theile des Hinterhauptsbeines werden bei allen beschuppten Reptilien zur Aufnahme des Gehörlabyrinthes mit verwendet: bei den Sauriern und Ophidiern das Occipitale laterale-, bei den Cheloniern das Occi- pitale eacternum und bei den Crocodilen, ausser den OccipUalia la- teralia, auch das Occipitale swperivs s). Vor dem Basilare occipitis wird die Schedelbasis vervollständigt durch einen ihm durch Naht verbundenen Keilbeinkörper [Sphe- no'ideum basilare). Seine untere Fläche liegt bei den Ophidiern und Sauriern völlig frei, ist aber bei vielen Cheloniern und besonders bei den Crocodilen durch die Ossa pterygdidea zum Theil verdeckt 6). Die obere der Schedelhöhle zugewendete Fläche des Keilbeinkörpers bildet immer eine Sella turcica. Vorn ist er bei den Sauriern, Cheloniern und Crocodilen 7 ) in einen dünnen Knorpelstiel ausgezogen, welcher meist bis in die Nasenhöhle sich verlängert und nicht nur das fibrös knorpelige Septum interorbitale , sondern auch das Septum 2) Abweichende Ansichten über diesen Knochen s. bei Hall mann. 3) Bei Rhinophis trägt, nach Müller, auch die Squama occipitalis zur Um- Schliessung Feramen magtium bei. — 4 ) Bei Hydromedusa nach Peters. 5 ) Vgl. den Abschnitt über das Gehörorgan §. 86. 6) Bei den Crocodilen besitzt das Sph. Imsilare an seiner unteren Fläche ein Loch, das den Eingang zu einem in die Sella turcica führenden Canal bildet. 7) Bei den Crocodilen bildet es, ehe es in den Knorpelstiel übergeht, eine ktirie verticale Knochenleiste. Erster Absclinitt. Vom Knochengerüste. 155 jtmftum sLülzt. Bei den meisten Ophidiern verlängert er sich in einen dünnen Knochenstiel, der aber bei einigen Gattungen, wo das Keilbein auch vorn breit bleibt *), fehlt. Bei den Sauriern besitzt der Keilbein- liörper starke seitliche Gelenkfortsätze zur Articulation mit den Otm jticry \ bei den Ophidiern statt ihrer kleine Seitenfortsätze 5 solche Fortsätze fehlen bei den Gheloniern und Crocodilen. — Ossificirte aufsteigende Keilbeinflugei sind bei den Sauriern, den Ophi- diern und auch bei den meisten Gheloniern nicht vorhanden; nur bei den Landschildkröten kommen sehr niedrige aufsteigende Fortsätze der Keiibeinkörper vor und bei den Grocodilen finden sich, als besondere Kfiochenstücke, von dem Keilbeinkörper und der vorderen abgestutzten vertiealen Leiste desselben, so wie von den Os»a pterygoi'dea aufstei- gende hintere Keilbeinflügel, welche die Seitenwand der Schedel- höhle vervollständigen. Derjenige Schedelabschnitt, welcher das Gehirn umgibt, wird oben fast ganz von dem bald paarigen, bald unpaaren Scheitelbeine überwölbt, indem das Stirnbein, auf das Orbitalsegment des Schedels beschränkt, fast nur die zum Durchtritt der Geruebsnerven bestimmte canalförmige vordere Fortsetzung der Schedelhöble bedeckt. Nur bei einigen Sauriern und bei den Grocodilen hat das Stirnbein noch etwas mehr Antbeil an der Bedachung der eigentlichen Schedelhöble. Unpaar ist das Scheitelbein bei den Ophidiern, bei den Grocodilen und b'ei den meisten Sauriern, mit Ausnahme der Geckonen 9 ) ; paarige Schei- telbeine von beträchtlicher Ausdehnung finden sich bei allen Gheloniern. Zu den Seiten des Scheitelbeines liegt immer die Schläfengrube. Uebri- gens bietet es bei einzelnen Ordnungen sehr charakteristische Eigen- Ihümlichkeiten dar. Bei den meisten Sauriern geht vom Scheitelbeine Jederseits eine starke Leiste bogenförmig nach hinten und aussen und legt sich mit ihrem hinteren Emle auf den Proeessu« transverms des Hinterhauptsbeines. Bei den Ophidiern stellt das Scheitelbein einen nur an der Scbedelbasis offenen, hier aber durch den Keilbeinkörper und dessen Stiel geschlossenen Ring oder Gürtel dar, bildet also die Seitenwandungen der eigentlichen Schedelcapsel 10]. Bei den Gheloniern 8) Z. B. bei Trigonocephalus, Naja. 9) Paarig ist es auch bei Bipes nach Müller. 10) Dies ist eine der am meisten characteristischen Eigenthümlichlveiten der Ophidier. Indess bilden die Ampbisbänen, Cbirotes, Lepidosternoa und anderer- seits Acontias, ja selbst einige Scincoiden Uebergangsstufen zwischen Ophidiern und Sauriem. Bei den Scincoi'den sind absteigende schmale Fortsätze des Schei- telbeines vorhanden, welche indess nur die VolutneUae erreichen; bei Acontias biegt sich das Scheitelbein seitlich um und umschliesst den oberen Seitentheil der übrigens seitwärts häutig begrenzten Schedelhöble. Hier fehlen schon die Colu- melUte. Bei Amphisbaena endlich bleibt zwisclien dem Scheitelbein und dem Keil- bein jederseits nur eine schmale Lücke. 156 Zweites Buch. Die Reptilien. besitzt jedes Scheitelbein eine zur Schedeibasis absteigende Leiste, welche einen grossen Theil der Schedelhöhle seitlich begrenzt n). Den Orbitalabschnitt des Schedels bedeckt bei den Sauriern, den Ophidiern und den Crocodilen ganz, bei den Gheloniern grössten- theils das Stirnbein Frontale medium si principale. Das- selbe ist unpaar bei den meisten Sauriern und den Crocodilen, paarig bei Lacerta, Varanus ”), den Ophidiern und den Gheloniern. Es bildet bei vielen Sauriern K), bei den Gheloniern und Crocodilen durch schmale absteigende Leisten an seiner unteren Fläche gewöhnlich einen Halb- canal, der durch fibrös -cartilaginöse Theile zu einem Canal für die Ge- ruchsnerven vervollständigt wird. Bei den Ophidiern bilden aber die beiden Stirnbeine einen unten vollständig geschlossenen Gürtel, der eine weitere Höhle einschliesst. Bei den meisten beschuppten Reptilien lehnen sich an den vor- deren Rand des Stirnbeines zwei mehr oder minder beträchtliche Na- senbeine, welche die Nasenhöhle bedecken. Von dieser Regel machen zunächst mehre Saurier mit offenen Nasenhöhlen is) eine -Ausnahme, indem bei ihnen nur ein unpaares rudimentäres Nasenbein vorhanden ist, das die beiden Nasenlabyrinthe in Gestalt einer durch einen auf- steigenden Fortsatz des Zwischenkiefers vervollständigten mittleren Leiste trennt. Bei einigen Sauriern fehlt sogar dieses Nasenbeinrudiment i6). Eine andere Ausnahme bilden die Chelonier, bei denen an den Vorder- rand der Frontalia media die in der Mittellinie durch Naht verbun- denen Frontalia anteriora anstossen, welche, bei der Abwesenheit von Nasenbeinen, die Nasenhöhle zum grossen Theile überwölben. Nur bei der Gattung Hydromedusa sind Nasenbeine angetroffen worden deren Stelle bei Trionyx und Ghelys durch eine knorpelige, rüsselartig ver- längerte Nasendecke vertreten wird. Bei den Ophidiern vereinigen sich absteigende Fortsätze der Nasenbeine zur Bildung eines einfachen knö- chernen Septum der beiden Nasenhöhlen. Bei den meisten Sauriern und Ophidiern findet sich am Boden der Nasenhöhle zur Seite des Septum ein das vorderste Horn des knorpe- peligen Nasenlabyrinthes stützendes und theilweise umschliessendes Muschelbein, Concha anterior Aehnliche Knochen kommen 11) Von einigen anderen Eigenthümlichkeiten des Scheitelbeines ist schon §. 59. die Rede gewesen. 12) Die beiden Stirnbeine rücken bei den Amphisbänen weiter nach vom und bedecken den Orbitaltheil fast nicht mehr. 13) Auch bei Anguis, Ophisaurus, Acontias. 14) Am auffallendsten bei Acontias und Gecko, aber auch, obschon minder stark, bei Scincus, Iguana u. A. 15) Z. B. Varanus. — 16) Z. B. bei Pseudopus. 17) S. darüber die angeführte Schrift von Peters. 18) Unter den Sauriern am deutlichsten bei denen mit offenen Nasenhöhlen, Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 157 auch bei den Crocodilen sehr ausgebildet vor, sind aber hier von den Oberkieferbeinen und Nasenbeinen bedeckt und werden erst nach deren Entfernung deutlich sichtbar. i Die Seitenwände der Schedelhöhle werden bei allen be- schuppten Reptilien hinten gebildet durch das Occipitale laterale und durch das an dessen vorderen Rand stossende Os petrosum. Dieser bei den Ophidiern und den meisten Sauriern ziemlich beträchtliche Knochen kömmt bei den Cheloniern und namentlich bei den Crocodilen äusser- lich wenig zu Tage. Er nimmt immer einen Theil des Gehörlabyrinthes auf und ist ausserdem zum Durchtritte des Nervus facialis bestimmt, wie denn auch der zweite und dritte Ast des N. trigeminus durch einen vorderen Ausschnitt dieses Knochens hindurchtreten. Die weitere Bildung der Seitenwandungen der Schedelhöhle unter- liegt, je nach den einzelnen Ordnungen beträchtlichen Verschiedenhei- ten. Die Seitenwandungen der eigentlichen Hirncapsel sind ganz ossi- ficirt und werden durch das gürtelförmige Scheitelbein gebildet bei den Ophidiern. Die gürtelförmigen Stirnbeine umschliessen bei ihnen die Höhle des Orbitalabschnittes des Schedels. Die Seitenwandungen be- stehen dagegen bei allen Sauriern nur in einer fibrösen Haut, welche blos einzelne Verknorpelungen enthält. Bei den Cheloniern werden sie grossentheils durch absteigende Fortsätze der Scheitelbeine und bei den Crocodilen theilweise durch die als gesonderte Knochenstücke erschei- nenden hinteren Keilbeinflügel gebildet. Ergänzt werden diese knöcher- nen Theile bei den Cheloniern und Crocodilen durch fibröse Häute, welche nicht nur den vordersten Theil der eigentlichen Hirncapsel seit- lich umschliessen, sondern auch, gleich wie bei den Sauriern, die im Orbitaltheile des Schedels vorhandene Rinne für die Geruchsnerven zu einem Canale vervollständigen, abwärts aber zu einem häutigen, auf dem Knorpelstiel des Keilbeinkörpers ruhenden Septum interorbitale verschmelzen. Dies setzt sich gewöhnlich als Septum der Nasenhöhlen nach vorn fort. §. 63 . Durch Nähte mit den Schedelknochen verbunden sind bei den mei- sten beschuppten Reptilien eigene Knochen, welche die Augenhöhlen begrenzen. Es sind dies die Frontalia anterior a^] und poste- z. B. den Varanen, beiPseudopus; aber auch bei den übrigen -vorhanden, obschon durch die Nasenbeine verdeckt. 1) Das Os frontale antenus ist beständiger, als das Os frontale poste- rius; jenes fehlt bei wenigen Schlangen, z. B. bei Tortrix, während allen eng- jnäuligen Schlangen und einigen ihnen nahestehenden Sauriern, so wie auch meh- ren weitmäuligen Schlangen die Frontalia posteriora fehlen, in welchem Falle denn die Augengrube hinten ganz offen ist und ohne alle Grenzen in die Schlä- fengrube übergeht. Der Mangel der Frontalia posteriora ist beobachtet bei 158 Zweites Buch. Die Reptilien. riora, die weniger beständigen Thränenboine {O^sa lacrymal^a], welche den Thränencanal bilden und die seltener vorhandenen sitpra Orbita Ha. Die Ossa frontalia anteriora umgeben den vorderen Rand der Augenhöhlen und grenzen diese durch absteigende Schenkel von den Nasenhöhlen ab. Diese absteigenden Schenkel berühren sich in der Mittellinie nie, sondern werden durch membranöse oder cartilagi- nöse Theile getrennt, welche den Geruchsnerven Durchtritt gestatten, also die Stelle des, als besonderes Knochenstück mangelnden, Siebbeines vertreten. Die Frontalia anteriora liegen gewöhnlich seitlich von dem vordersten Theile des Frontale principale und vom Nasenbeine und sind bei den Sauriern, den Crocodilen und den meisten Ophidiern auch oben und aussen vollständig von einander getrennt; bei einigen Ophidiern berühren sic sich indess hinten und oben mit schmalen Fort- sätzen, die sich über die Nasenbeine legen ‘^j. Bei den meisten Ghe- loniern dagegen, denen, wie schon erwähnt wnrd, die Nasenbeine feh- len, liegen sie vor den Frontalia media. sind in der oberen Mittellinie durch Naht mit einander verbunden ») und bedecken auch grossentheils die Nasenhöhle. Thränenbeine kommen bei den meisten Sauriern und bei den Crocodilen vor und liegen auswärts und abwärts von den vorderen Stirnbeinen, an der vorderen Grenze der Augenhöhlen, vorn an den Oberkiefer, unten und hinten gewöhnlich an das Jochliein anstossend. — 0»sa supraorbitalia welche den oberen Augenhöhlenrand erweitern, oder dessen häutige Erweiterungen stützen, sind nur bei einigen Sau- riern und Ophidiern angetroffen worden ; bald einfach, wie bei Varanus und Python, bald mehrfach, wie bei Lacerta. Jedes Os frontale posterius bildet einen hinteren Augenhöh- lenvorsprung und bezeichnet die Grenze zwischen Augenhöhle und Schläfengrube. Es liegt gewöhnlich auswärts von einem Theile des Os frontale med^u7n und Os parietale. Bei der Gattung Chelonia verlängert es sich nach hinten, indem es den ganzen Aussenrand des Scheitelbeines begrenzt und bildet auf diese Weise einen grossen Theü des die Schläfengrube überwölbenden Daches. Bei vielen beschuppten Reptilien, namentlich bei den Ophidiern und bei einigen Sauriern , bildet das Frontale posterius nur einen ein- fachen Processus orbitalis posterior.^ ohne mit einem hinteren -Viigen- bogen oder mit Schläfenknochen sich zu verbinden. Bei den meisten Ekps, Duberria, Brachyorrhos; ferner bei Tortrix, Üropcitis, Rliinophis, Typhlops, Alanus, Cephalopeltis, so wie auch bei Amphisbaena und Chirotes. Bei einem Python -Schedel finde ich einen griffelförmigen, nach hinten gerichteten Knochen am Fi'ontale posterius befestigt. — 2) Z. B. bei Python. 3) Getrennt bleiben sie indessen bei Chelys durch die Frontalia media. 4) Z. B. bei den Geckonen. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 159 übrigen Ordnungen und Familien tritt es sowol mit dem Os xygom^t- tievm als auch nach hinten mit dem Os quadrato-jugale in Verbin- dung; ausnahmsweise mangelt bei vielen Gheloniern die Verbindung mit dem Os quadrato-jugale und bei einigen Sauriern die unmittel- bare Verbindung mit dem Os xygomaticum. Das Os xygomaticum fehlt ganz bei den Ophidiern, eben so bei einigen Sauriern s), und erscheint bei einigen anderen nur als unJje- deutender Fortsatz des Oberkieferbeines, Bei den meisten Sauriern, bei allen Gheloniern und bei den Grocodilen bildet es, vom Oberkiefer aus- gehend und das Frontale posterius erreichend, einen Augenhöhlen- bogen, der indess bei den Varanen durch ein zwischen beiden Kno chen liegendes Band ergänzt wird. Durch ein bei vielen Gheloniern, den meisten Sauriern und den Grocodilen an das Os xygomaticum und an das Frontale posterius stossendes, bei anderen Gheloniern 6) blos mit dem Os xygomaticum verbundenes Os quadrato-jugale’^) wird ein Schläfenbogen gebil- det oder vervollständigt. Dieser Knochen erreicht beständig das, das Unterkiefer -Suspensorium bildende Os tympanienm s. quadratum. Sein Befestigungspunkt an diesem unterliegt jedoch bedeutenden Verschie- denheiten. Bei einigen Gheloniern, namentlich den Seeschildkröten und bei den Grocodilen erstreckt er sich abwärts zu dem für den Unter- kiefer bestimmten Gelenkfortsatze des Quadratbeines; bei anderen Ghe- loniern erreicht er diesen letzteren nicht mehr und bei allen Sauriern trägt er nur zur Befestigung des an den Schedel sich anlegenden Endes des Quadratbeines bei. Bei den Ophidiern, bei denjenigen Sauriern, die kein Jochbein besitzen 8) und bei Ghelj’^s fehlt er ganz. Ein ira hintersten Abschnitte der Schläfengegend gelegener Knochen ist das Os m asto'ideum. Es stellt bei den meisten Ophidiern eine oberhalb des Os petrosum liegende, durch Ligamente beweglich an der hinteren Grenze des Scheitelbeines und an dem Occipitale laterale befestigte, dann aber frei hinterwärts gerichtete Leiste dar, deren hin- teres Ende ein Gelenk für das Quadratbein bildet. Bei anderen Ophi- diern fehlt es oder ist ganz rudimentär 9). Bei den meisten Sauriern ist es gleichfalls rudimentär w) ; bei anderen erscheint es als eine zwi- schen dem Quadratjochbein und dem hinteren Fortsatze des Scheitel- 5) Bipes, Acontias, mehre Geckonen; bei einigen Geckonen ist es indessen ganz rudimentär vorhanden. — 6) Z. B. Emys, Trionyx. . 7) Cu vier bezeichnet diesen Knochen als Schlafbeinschuppe, Sf/uama tem- poralis, — 8) Z. B. bei den Geckonen. 9) Es fehlt bei Typhlops, Rhinophis und den meisten übrigen engmäuligen Schlangen oder ist ganz rudimentär und dient dem Quadratbeine nicht zur Stütze. 10) Z. B. Iguana, Scincus, wo es als ein kleines rundliches Knochenstuck Uber dem Processus transversus des Hinterhauptsbeines liegt. 160 Zweites Buch. Die Reptilien. beines eingekeilte Leiste h), die die Schedel-Articulation des Quadrat- beines hinten vervollständigt. Die auffallendste Bildung zeigen die Cha- mäleonten. Die beiden Masto'idea stellen zwei nach hinten und oben gerichtete Bogen dar, die weit hinter dem Schedel mit einander in Be- rührung treten und an ihrer Vereinigungsstelle durch das hinterwärts gerichtete, die Gestalt einer Crista occipitalis annehmende Scheitel- bein erreicht werden. Bei den Landschildkröten legt sich das Os mastotdevm schuppenartig über den hintersten Theil des Quadratbeines ; bei Chelonia und den Crocodilen bildet es ein Dach über dem Quadrat- beine, dient ihm mit zur Befestigung und stützt sich selbst auf den Querfortsatz des Hinterhauptsbeines. Das Os tymp anicum s. quadratum endlich bildet bei allen beschuppten Reptilien einen Gelenkfortsatz, der den Unterkiefer trägt. Die Befestigungsweise dieses Knochens am Schedel ist verschieden. Bei den Ophidiern und Sauriern ist es bew’eglich, bei den Cheloniern und Crocodilen durch Naht fest und unbeweglich mit ihm verbunden. Bei den grossmäuligen Ophidiern articulirt es mit dem hintersten freien Ende des Os masto/deum-, bei den Ophidia microstomata ist es an der Grenze des Occipitalc laterale und Petrosum aufgehängt; bei den Sauriern haben an der Bildung des zu seiner Aufnahme bestimmten Gelenkes der Querfortsatz des Hinterhauptsbeines, der hintere Fortsatz des Scheitelbeines, das Os mastdideum und das Os quadrato 'jugale Antheil. Bei den Schildkröten und Crocodilen ist es zwischen dem Quadrate -jugale^ Mastdideu-m^ Occipitale laterale^ Petrosum^ Sphe- ndideum und Pterygdideum fest eingekeilt. Bei den Ophidiern bildet es blos eine abwärts gerichtete Leiste; bei vielen Sauriern verhält es sich ähnlich; bei Anderen bildet es hinten eine Rinne oder Längsgrube, die bei einigen Tejus schon zu einer weiteren und tieferen rundlichen Höhle wird. Weiter ausgebildet erscheint diese Höhle bei den Schild- kröten und Crocodilen. Es gewährt dem Paukenfelle, sobald dasselbe überhaupt vorhanden ist, einen Stützpunkt. [Die ausführlichsten Untersuchungen über den Schedel der Saurier, Chelonier und Crocodile finden sich im 9ten und lOten Bande von Cuvier’s Recherches sur les ossemens fossiles. Ueber sämmtliche beschuppte Reptilien vgl. Meckel, System d. vergl. Anatomie Th. 2, und Köstiin, Bau des knöchernen Kopfes. — Ueber einzelne ihrer Knochen: Hallmann, Vergl. Osteologie d. Schläfenbeines. — Ueber viele Saurier und Ophidier: J. Müller in Tiedemann und Trevi- ranus, Zeitschr. Bd. 4. — Ueber die Ophidier: d’Alton, De Pythonis et Boa- rum ossibus, und Cu vier, Le^ons d’anat, comp, T. 2. — Ueber die Chelonier, ausser Bojanus, besonders Peters in der angef. Schrift. Die ältere Literatur kann hier nicht ausführlich gegeben w'erden. Die meisten oben angef. Schriften sind mit Abbildungen versehen.] 11) Z. B. bei Varanus, Gecko. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 101 §. ö4. Der Kiefer-Gaurnen-Apparat der beschuppten Reptilien bietet in so ferne grosse Verschiedenheiten dar, als er bei den Sauriern und besonders bei den Ophidiern sehr frei beweglich, bei den Che- loniern und Crocodilen aber — mit Ausnahme des Unterkiefers — fest und unbeweglich mit dem Schedel verbunden ist. — Die Sau- rier und Ophidier haben das Gemeinsame, dass ihr Quadratbein, welches nicht nur den Unterkiefer trägt, sondern welchem gewöhnlich auch das Os pterygouleym eingelenkt ist, frei beweglich mit dem Sche- del articulirt. Bei den Ophidiern dient dem lose mit dem Schedel verbundenen Kiefer -Gaumen Apparate die ganz solid knöcherne Sche- delcapsel als fester Stutzpunkt, während ein solcher fester Stutzpunkt ihm bei den Sauriern eigentlich nur durch den Processus tra?isversus des Hinterhauptsbeines gewährt wird. Bei den Sauriern ist übrigens der Oberkiefer -Gaumen -Apparat, abgesehen von den dem Sphenoideum bas dar e stets beweglich eingelenkten Ossa pterygotdea^ mit dem vorderen Schedelabschnitte und den Gesichtsknochen fest verbunden. Der Kiefer-Gaurnen-Apparat kann bei ihnen niemals allein, sondern nur mit dem ganzen vorderen Schedelabschnitte, welchem er angefügt ist, gehoben werden. Die Bewegung des letzteren wird dadurch mög- lich, dass das Scheitelbein einerseits mit dem Vorderrande des flinter- hauptsbeines und andererseits mit der continuirlichen soliden Schedel- basis [Ciem Sp/iendideum basilare] nur durch fibrös -häutige Theile zu- sammenhangt. Bei den ächten Ophidiern bietet dagegen die ganze völlig unbewegliche und allseitig ossificirte Schedelcapsel dem nur mit dem Frontale unter ins beweglich verbundenen Oberkiefer -Apparate einen durchaus festen Stützpunkt dar und die Freibeweglichkeit kömmt nur dem Kiefer- Gaumen -Apparate und seinem Suspensorium zu. Die Ophidia microstomata bilden in dieser Beziehung allmäliche Ueber- gänge zu den Sauriern. Die Zusammensetzung des Oberkiefer-Gaumen-Apparates zeigt übrigens bei allen beschuppten Reptilien eine gewisse Uebereinstimmung. Die constant vorkommenden Knochen sind: ein einfaches oder paa- riges Zwischenkieferbein, zwei Oberkieferbeine, zwei Gau- menbeine, zwei Ossa pterygo'idea. Zu ihnen kommen, als nicht so beständige Knochen, zwei Ossa transversa^ ein einfacher oder paariger Vomer und, als Copulae mit dem Schedeldache, die nur den meisten Sauriern eigenthümlichen Columellae, Der Zwischenkiefer ist bei den Sauriern, Cheloniern und Cro- codilen fest eingekeilt zwischen den beiden Oberkieferbeinen; eben so verhält er sich bei den Arnphisbänen und mehren verwandten Gattun- gen, während er bei den ächten grossmäuligen Schlangen auf dem, durch die beiden Nasenbeine gebildeten, Septum der Nasenhöhlen auf- sitzt und mit den Oberkieferbeinen unverbunden bleibt. Er ist einfach VergK Anatomie vou Sichold u« Stauiiiiis» 11 162 Zweites Buch. Die Reptilien. bei den meisten Sauriern, bei den Ophidiern und bei Chelys, paarig bei den Scincoiden, den übrigen Cheloniern und den Crocodilen. Bei den Sauriern trennt ein aufsteigender Fortsatz die beiden Nasenhöhlen und verbindet sich oft mit den Nasenbeinen. Sein (nicht immer vor- handener) horizontaler Theil trägt bei einigen Sauriern, bei den Che- loniern und besonders bei den Crocodilen zur Vervollständigung des Bodens der Nasenhöhle und des Daches der Mundhöhle, bei. Das Oberkieferbein stellt bei den ächten Ophidiern nur eine zahntragende Leiste dar, die, mit dem Frofitale anterivs articulirend, bei den unschädlichen und einigen giftigen Schlangen, z. B. Hydrophis, Bungarus, Sepedon, Naja, lang, bei manchen giftigen, wie namentlich dei Crotalus, Trigonocephalus, Vipera, dagegen sehr kurz ist. — Bei den Amphisbänen, den ächten Sauriern, den Cheloniern und Crocodilen ist es fest und unbeweglich mit dem Schedel verbunden. Während sein Gesichtstheil bei allen Cheloniern und vielen Sauriern zur Begren- zung der Augenhöhle und Nasenhöhle beiträgt, ist es bei den Amphis- bänen, Lacerten, Varanen u. A. von ersterer, bei den Crocodilen von beiden ausgeschlossen. Der Antheil, welchen es an der Bildung des knöchernen Gaumengewölbes hat, ist sehr verschieden. Noch bei vielen Sauriern bildet es kaum mehr als ein Alveolarstück i ) ; bei anderen einen schmalen Gaumenrand 2) ; breiter wird dieser bei den meisten Cheloniern, während bei den Crocodilen der grösste Theil des knöcher- nen Gaumens durch die beiden fast in ihrer ganzen Länge mittelst Naht verbundenen Gaumenplatten der Oberkieferbeine gebildet wird. Die Gaumenbeine bestehen bei den ächten Ophidiern in zwei kurzen, weit von einander getrennten, zahntragenden Leisten, welche hinten mit den Ossa pterygoidea verbunden sind. Schon bei mehren Ophidia microstomata verlieren sie ihre Freibeweglichkeit. Bei den Amphisbänen, den Sauriern, Cheloniern und Crocodilen sind sie sowol mit den Oberkieferbeinen, als mit den Ossa pterygoi'dea unbeweglich verbunden und tragen bei allen ächten Sauriern und den Crocodilen zur Umschliessung seitlicher Oeffnungen bei, w^elche eine Lücke im Augenhöhlenboden bilden und in deren hinterem Umkreise der M. pte- rygdidevs sich befestigt. Bei den meisten Sauriern bildet jedes Gau- menbein eine einfache Knochenplatte, das einerseits den Boden der Au- genhöhle und andererseits das Gauraengewölbe vervollständigt; schon bei den Scincoiden, so wie auch bei den meisten Cheloniern entsteht durch zwei Platten eine Rinne für den hinteren Nasengang jeder Seite, welche Rinne bei den Crocodilen zu einer allseitig begrenzten Höhle wird. Bei den meisten Sauriern ’) und bei vielen Cheloniern sind die beiden Gaumenbeine in der Mitte mehr oder weniger weit von einan- 1) Z. B. bei Iguana. — 2) Z. B. bei Scincus, Gecko, Cbamaeleo, Varanus. 3) Namentlich bei den Geckonen, Chamäleonten, Scincoiden. 1G3 Erster Abschnitt Vom Knochengerüste. der, bei jenen durch eine LUcke, bei diesen durch den zwischen sie .ge- schobenen Vomer, von einander getrennt; bei einigen Cheloniern und bei der Crocodilen sind sie in der Mittellinie durch Naht mit einander verbunden. Die Ossa pterygo'idea sind bei den ächten Ophidiern schmale gebogene Leisten, welche stets vorn an die Gaumenbeine, hinten aber durch je eine «tielförmige Verlängerung gewöhnlich an das Unterkiefer gelenk des Quadratbeines stossen und aussen durch ein eigenes Knochen- stiick [Os transversum s. pterygdideum externum] mit dem Ober- kieferbeine verbunden werden. Bei einigen engmäuligen Schlangen und bei den Chamäleonten fällt die Verbindung mit dem Quadratbeine weg. Bei den meisten Sauriern kömmt zu den genannten Verbindun- gen noch eine bewegliche Einlenkung an Querfortsätzen des Spheno- identn basilare. Bei den Amphisbänen und den Sauriern vervollstän digen die Ossa pterygo'idea mit ihren Gaumenplatten das knöcherne Gaumengew'ölbe, gewöhnlich ohne einander in der Mittellinie zu berüh- ren. Bei den Cheloniern sind sie stets in der Mittellinie durch Naht verbunden, bilden den grössten Theil des knöchernen Gaumengewöl- bes *) , stehen gewöhnlich mit dem Oberkiefer nicht in Verbindung, legen sich an den ganzen hinteren Rand der Gaumenbeine, liegen stets unter einem Theile des Spheno'ideiim basilare und unter seinem Knor- pelstiel, verbinden sich seitwärts durch Naht mit den Quadratbeihen und stützen endlich in der Regel die absteigenden Aeste der Scheitel- beine. Bei den Crocodilen berühren sie sich in der Mittellinie, schliessen sich mit ihren Vorderrändern an die hinteren Ränder der schmaleren Gaumenbeine, tragen, auswärts frei, noch zur Umgürtung der seitlichen Oeffnungen bei, ^velche am Boden der Augenhöhle sich finden, verbin- den sich aussen durch die Ossa transversa mit den Oberkiefern, den Jochbeinen und den Ossa frontalia posterior'a^ liegen unterhalb eines grossen Theiles des Sp/iendidenm basilare und treten durch sehr kurze aufsteigende Aeste mit den Ossa petrosa tympanica und den Keil- beinflügeln in Verbindung. Sie sind ausgehöhlt; ihre beiden, durch ein knöchernes Septum geschiedenen, Höhlen sind Verlängerungen derjeni- gen der Gaumenbeine und enthalten die hinteren Nasengänge, welche durch zwei Oeffnungen an ihrer Grundfläche nach aussen münden. Das nur den Sauriern, fast allen Ophidiern und den Crocodilen eigenthümliche, den Cheloniern fehlende Os transversum^) s. pte- rygdideum externum vermittelt die Verbindung des Os pterygdideum und bisweilen auch des Gaumenbeines c) mit dem Ende des Alveolar- theiles des Oberkiefers und häufig zugleich mit dem Jochbeine oder 4) Besonders bei Chelys. 5) Es fehlt bei Typhlops, ist aber bei Rhinophis vorhanden. 6) Z. B. bei Scincus. n* 1C4 Zweites Buch. Die Reptilien. auQh noch mit dem Frontale posterius Es ergänzt nur selten das Gaumengewölbe »). Den meisten Sauriern 9) eigenthümlich ist ein an der oberen Fläche des Os pterygoideutn, über seiner Articulation mit dem Keilbeinkörper befestigter, aufwärts zu der Grenze des Scheitelbeines und des Hinter- hauptsbeines sich erhebender Knochensliel, Columella, der allen übri- gen Reptilien fehlt. Bei allen beschuppten Reptilien endlich, mit Ausnahme der Croco- dile, findet sich ein bald paariger, bald unpaarer Vomer, der vor den Gaumenbeinen, oder, wie bei einigen Schildkröten, zum Theil auch zwi- schen ihnen gelegen, inVerbindung mit ihnen nicht nur die beiden hinteren Nasenöffnungen umschliesst, sondern sie, auch trennt. Unpaar ist dieser Vomer bei allen Cheloniern; paarig bei den Ophidiern und Sauriern; hier berühren sich die beiden Knochen in der Mittellinie. Zwischen Gaumenbeinen und Zwischenkiefer eingekeilt, vervollständigt der Vomer bei den Schildkröten und namentlich bei vielen Sauriern den vorderen Abschnitt des Gauraengewölbes, bildet bei den Sauriern und Ophidiern den grössten Theil des Bodens der Nasenhöhle und dient den Nasen- muscheln zur Stütze. Bei einigen Sauriern, namentlich bei den Vara- nen kömmt ganz vorn zwischen dem Vomer und dem Zwischenkiefer noch ein kleines längliches unpaares Knöchelchen vor. Der Unterkiefer der beschuppten Reptilien bietet sowol riicksicht- lich der Verbindungsweise seiner beiden Seitenäste, als auch rücksicht- lich der Anzahl der ihn zusamraensetzenden einzelnen Knochenstücke grosse Verschiedenheiten dar. Die beiden Unterkieferbogen verbinden sich bei den Sauriern und den Crocodilen fest und innig mit einander durch eine zwischen den Ossa dentalia liegende N^yit. Bei den mei sten Cheloniern — mit Ausnahme der Gattungen Chelys und Hydrome- dusa — ist sogar für beide Aeste des Unterkiefers nur ein einziges mittleres unpaares Os dentale vorhanden. Ganz entgegengesetzte Ver- hältnisse finden dagegen bei den Schlangen Statt, indem, wenigstens bei den Ophidia macrostomata, die beiden Unterkieferäste weit ausein- ander stehen und nur durch dehnbare Bandmasse mit einander ver- bunden sind. Von ihnen unterscheiden sich die engmäuligen Schlangen durch eine innigere Verbindung beider Aeste und bilden so den Ueber- gang zu den Sauriern. Die geringste Anzahl von Knochenstücken im Unterkiefer wird bei den Giftschlangen, namentlich bei Crolalus und Trigonocephalus ange- troffen, wo ihrer nur vier jederseits vorhanden sind; ihre Zahl steigt bei der Mehrzahl der Ophidier auf fünf; bei den meisten Sauriern und 7) Bei den Crocodilen. — 8) Z. B. bei Scincus. 9) Sie fehlt den Chauiäleonten und vielen schlangenähnlichen Sauriern: Acon- tias, AnguiSj Seps, Pseudopus, Bipes, Ophisaurus. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 1Ü5 bei den Crocodilen sind sogar sechs vorhanden; eben so viele würden bei den Cheloniern gezählt werden, würde bei den meistenderseiben nicht, bei Anwesenheit eines iinpaaren Os dentale , die Zahl samintlicher Knochenstücke des Unterkiefers auf eilf reducirt. — Die einzelnen Knochen, welche den Unterkiefer der höheren Saurier, der Crocodile und der Schild- kröten zusaminensetzen, sind folgende: 1) Das Os dentale^ unter allen das beträchtlichste, welches zugleich allein die Zähne trägt; 2] das die Innenlläche des Unterkiefers vervollständigende Os opercvlare^ bei den Crocodilen am weitesten nach vorn gerückt, bei den Cheloniern mehr hinterwärts gelegen; 3) das den unteren Winkel bildende Os angulare \ 4) das über ihm, am hinteren und oberen Theile des Unterkiefers lie- gende Os supraangnlare-, 5) das bei den Crocodilen kleine, die Innen- lläche vervollständigende, bei den Cheloniern und den Sauriern den Kronenfortsatz bildende Os complementare-, 6) das Gelenkstück, Os ar- ticvlare^ welches in den in die Unterkieferhöhle sich erstreckenden Me ekel’ sehen Knorpel sich fortsetzt. Ein Processus corondidevs fehlt dem Unterkiefer der Crocodile, ist dagegen bei den meisten Ophidiern, so wie auch bei den Cheloniern vorhanden und bei den Sauriern gewöhnlich sehr stark entwickelt. — Bei den Ophidiern, Cheloniern und einigen Sauriern, z. B. den Chamä- leonten, befindet sich das Gelenk am hintersten Ende jedes Unterkiefer- astes, w'ährend sich letzterer bei den meisten Sauriern und bei den Crocodilen noch mehr oder minder bedeutend hinter dem Gelenke verlängert. Die Gattung Rhamphostoma besitzt endlich die Eigenthümlichkeit, dass die Symphyse der beiden Unterkieferäste, welche schon bei mehren ächten Crocodilen nach hinten sich ausdehnt, von vorn bis zu den vor- letzten Zähnen reicht, indem die beiden Ossa dentalia sich in dem grössten Theile ihrer Länge verbinden und im letzten Viertel ihrer Aus- dehnung noch die Ossa opercularia beider Seiten, gleichfalls durch Symphyse verbunden, zwischen sie treten. [S. über den Kiefer -Gaumen -Apparat die früher §. 62. angeführten Schriften,] VI. Vom Zungenbein- und Kieinenbogen- Apparate. §. 65. Das Zungenbein der Perennibranchiaten i) besteht aus zwei Zungenbeinbogen nebst deren Copula und dem Kiemenbogen- Apparate und entspricht mit einigen Modificationen den gleichnamigen 10) E.S ist jedoch parlg bei Chelys und Hydromedusa. 1) Siehe Cuvier, Recherches sur les ossem. foss., T. X. Tab. 255. (Siren u. Proteus). Rusconi 1. c. Tab. IV. V. VI. Aehnlich ist das Verhalten bei Meno- poma nach Mayer. ICG Zweites Buch. Die Reptilien. Apparaten der Fische. Von jeder Seite des Os petrosum steigt ein an ihm durch Ligament befestigter Zungenbeinbogen (vorderes Horn des Zungenbeines) abwärts. Beide Bogen convergiren und stossen zusam- men an einer mittleren, unpaaren, schmalen Gopula (Zungenbeinkör- per), welche vorn eine der Zunge zur Grundlage dienende Knorpelplatte [Cartilago entoglossa) trägt, nach hinten aber stabförmig verlängert ist 2). Von dem hinteren Ende dieses Knochens gehen jederseits zwei 3) einfache oder aus zwei Abschnitten bestehende, den Zungenbeinbogen parallele Knochen ab, an deren Enden drei oder vier .bald knöcherne, bald knorpelige Kiemenbogen theils unmittelbar, theils mittelbar befestigt sind ^). — Bei den GöcilienS) ist, ausser den Zungenbeinbogen, nur das erste Paar der folgenden vier Bogen mit der Gopula verbunden; die beiden nächsten Paare stehen weder unter einander) noch mit der Gopula in Verbindung und dem fünften Paare dient das vierte zur Stutze. — Der Zungenbein Apparat der Salamandrinen bietet wäh- rend ihres Larvenzustandes <*) eine auffallende Aehnlichkeit mit dem der Perennibranchiaten dar, erfährt aber später, besonders durch das Schwin den der Kiemenbogen, bedeutende Veränderungen. Bei den ausgebil deten Thieren sind zwei vom bald unverbundene, bald die Spitze der die folgenden Bogen verbindenden Gopula erreichende Zungenbeinbo- gen vorhanden. Anstatt des Kiemenbogen -Apparates zeigen sich aber zwei seitliche, mittelst einer knorpeligen Gopula vereinigte Knorpelbo- gen und ein hinter ihnen liegendes Paar verknöcherter Bogen [Coln- 7nellae]^ die durch eine hintere ossificirte Gopula verbunden sind. Die hintere Gopula grenzt an die vordere. Jede Golumella articulirt an ihrem hinteren Ende mit dem vor ihr liegenden Bogen. — Bei den un- geschwänzten Batrachiern ist das eigenthümlich geformte Zungen- bein durch Reduction der ursprünglichen Kiemenbogen und ihrer Go- pula und durch Verschmelzung dieser Theile mit den eigentlichen Zün- 2) Bei Siren setzt sich an das hintere Ende der Gopula noch ein unpaares, gleichfalls in der Längsrichtung nach hinten sich erstreckendes Knochenstück, das an seinem freien Ende vielfach ausgezackt ist. 3) Bei Proteus ist das zweite nur rudimentär. Aus zwei Segmenten besteht jeder dieser Knochen, nach Cu vier, bei Siren. 4) Vier knorpelige Kiemenbogen finden sich bei Siren (auch beim Axolotl und bei den Salamanderlarven); drei ossificirte bei Proteus. Die letzten beiden befestigen sich durch Knorpel an den ersten. 5) Vgl. Henle, Vergleichend anat. Beschreib, des Kehlkopfs, Leipz. 1839, 4., Tab. 1. Fig. 1. 6) Siehe Rusconi, Descrizione anatomica degli organi della circolazione delle larve delle Salamandrc, Pavia 1817. 4. — C. Sieb old, Observat. de Sala- inandris et Tritonibus, Berol. 1828. 4. Fig. 15 17. Martin St. Angc in Ann. d. sc. nat., T. XXIV. 7) Bei Triton ensatus nach Rathkc. Hier findet sich auch eine zweilappige Cartilago entoglossa, welche sonst den Tritonen fehlt. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 107 genbeinsUicken entstanden 8 ). Der einfache Zungenbeinkörper o) stellt gewöhnlich eine mehr oder minder breite, nur sehr selten lO) theilweisc üssiücirte Knorpelplatte dar, von deren vorderem Theile die grossen Hörner als ein Paar langer Knorpelbogen abgehen und in der Regel mit dem Schedel articuliren. An den Seiten des Zungenbeinkörpers Zeisen sich noch zwei Paar viel kürzere Fortsätze, welche bei Ver- Schmälerung des Zungenbeinkörpers auch als untergeordnete Aeste der grossen Hörner erscheinen können 12). Das vierte Bogenpaar endlich, das stets vom hintersten Theile des Körpers abgeht, besteht in zwei beständig verknöcherten, stabförmigen, an ihrem Ende eine knorpelige Epiphyse tragenden Stucken: Columellae. §. 66 - Bei den Ophidiern fehlt entweder jede Spur eines Zungenbei- nes 1) oder es ist rudimentär und nur durch zwei lange Knorpelfäden repräsentirt, welche, zur Seite der Zungenscheide liegend, vorn in einem Bogen sich vereinigen. — Bei den Sauriern 2) besitzt das Zungenbein einen sehr unbedeutenden Körper, der vorn in eine für die Zunge be- stimmte Spitze ausläuft. Hinten ist es mehr oder minder tief gabel- förmig getheilt und setzt sich auch nicht selten auf diese Weise in ein Paar accessorischer hinterer Hörner fort 3 ], Ausser diesen aber kommen regelmässig jederseits zwei schmale Hörner vor. Das vordere dieser Hörner besteht gewöhnlich aus zwei, seltener aus drei meistens knor- peligen oder selbst bandartigen Segmenten, welche häufig unter spitzen Winkeln zusaramentreten Es umfasst gewöhnlich seitlich den Hals und articulirt selten mit dem Schedel s). Das zweite Horn besteht bald aus einem, bald aus zwei Segmenten, ist gewöhnlich grossentheils ossi- 8) S. (He Abbildungen von Batrachierlarven bei Rathke, Kiemenapparat u. Zungenbein d. Wirbeltbiere, Tab. IV. Fig. 3 — 8. 9) Zahlreiche und vortreffliche Abbildungen hat Henle gegeben a. a. 0. Tab. 1. u. 2. — 10) Bei Alytes und bei Xenopus nach Henle. 11) Mit Ausnahme von Pipa. Siehe Henle a. a. 0. Bei den Aglossa divergiren die grossen Hörner zuerst, convergiren dann und verschmelzen. Auf diese Weise schliessen sie eine OefTnung ein, durch welche die Muse, hyoglossi treten. Bei Pipa enden sie in dieser Verschmelzung. — Statt des zweiten und dritten Hornes findet sich bei den Aglossa ein Paar breiter Fortsätze. Auch verschmilzt bei ihnen der Zungenbeinkörper mit dem Stimmladenknorpel. 12) Bei Hyla venulosa nach Henle. 1) Müller vermisste es bei Tortrix, Typhlops, Rhinophis. 2) Zahlreiche Abbildungen bei Ouvier, Ossein, foss., Tab. 245. .Fig. 1 — 8. Vom Zungenbein der schlangenähnlichen Saurier gab Müller Abbildungen in Tiedemann und Treviranus, Zcitschr. f. Phys., Bd. 5. Tab. 19. Fig. 4—10. 3) Bei Lacerta, Scincus, Iguana. Bei letzterer Gattung und auch bei andern Sauriern dienen sie den Hautlappen der Kehle zur Stütze. 4) Bei Gecko wird das erste Segment an seinem Ende breiter, bei Lacerta und Scincus das zweite am Anfänge; beide Bedingungen treffen zusammen bei \aranus. — 5) Dies ist der Fall bei Lacerta und Scincus. IGS Zweites Buch. Die Reptilien. ficirt und oft nur an der Spitze knorpelige). Bei den Crocodilen?) bildet der Zungenbeinkörper eine nach der Bauchseite convexe Knor- pelplatte, welche ein Paar Hörner trägt. Jedes derselben besteht aus einem ossificirten und einem knorpeligen Segmente. Sie articuliren nicht mit dem Schedel. — Unter den Cheloniern®) herrscht grosse Verscliiedenheit rücksichtlich der Bildung des Zungenbeines. Der breite Köi*{)er ist bald einfach, bald besteht er aus zahlreichen Stücken *>), Bei Einigen ist er solide, bei Anderen besitzt er eine lo) oder selbst zwei ) Oeffnungen. Gewöhnlich trägt er drei Paar kurzer Hörner; nur bei den Landschildkröten ist das vorderste Paar mit dem Körper verschmol- zen. Beständig erstreckt sich eine schmalere oder sehr breite Cartilago entuglossa 12), welche mit ihrem hinteren Ende lose durch Zellgewebe an die untere Fläche des Zungenbeinkörpers befestigt ist, nach vorn zur Zunge. Zweiter Abschnitt. » Vom II a u t o r g a n c. §. 67. Das Hautorgan der Reptilien bietet rücksichtlich seiner Zusam- mensetzung, seiner Verhältnisse zu den von ihm umschlossenen Thei- len und der an ihm vorkommenden absopdernden Drüsen mannich- fache Verschiedenheiten dar. Bei den nackten Reptilien ist die Haut am einfachsten gebildet. Sie besteht aus der meist dünnen Cutis, deren Elemente verschlungene Zellgewebsfasern sind, aus einer diese bedecken- den Pigmentschicht 1 ) und aus der, mehrfache Lagen von Zellen bilden- den, Epidermis, welche in steter Erneuung begriffen ist. Bald haftet die Haut innig an den Muskeln, bald ist sie sehr locker durch Zellge- websbrücken, welche namentlich bei den ungeschwänzten Batrachiern häufig subcutane Lymphräume einschliessen 2), mit ihnen verbunden. Bei den beschuppten Reptilien zeichnet sich die Haut meistens durch C) Bei Varantis endet das hintere Horn über dem Schulterblatt. 7) Abbild, bei Cuvier 1. c. Tab. 233. Fig. 3. — 8) Abbild, bei Cuvier Tab. 240. Fig. 40 — 43. Bojanus Tab. XIII. Fig. 42. — 9) Bei Trionyx. 10) Bei Emys. S. auch die Abbildung des sehr eigenthüinlich zusammenge- setzten und gestalteten Zungenbeins von Chelys bei Cuvier 1. c. Tab. 240. Fig. 41. 11) Bei Testudo radiata und T. indica nach Cuvier. 12) Schmal bei Chelonia, sehr breit und aus zwei Seitenhälften bestehend bei Chelys. 1) Die ramificirten Pigmcntzellen der Frösche sind hinlänglich bekannt. Eine sorgfältige Beschreibung des Hautapparates der Frösche liefert Ascherson in Müll er ’s Archiv, 1840, S. 15. mit Abbild. 2) Abgebildet bei Duges, Recherches Tab. 5. p. 122. Zweiter Abschnitt. -Vom Hautorgane. 1C9 grössere Dicke aus; am dünnsten ist sie bei vielen Sauriern, namentlich den Geckonen und den Chamäleonten, welche keine einander decken- den Schuppen besitzen, sondern yvo die Haut durch kleine Erhabenhei ten , die vorzugsweise reichlich Pigment enthalten, sich auszeichnet. Sehr viel dicker ist die Cutis bei den mit deutlichen Schuppen verse- henen Ophidiern und Sauriern. Die aus verschlungenen Zellgewebs- fasern bestehende Cutis ist hier nicht gleichmässig eben, sondern bildet von Stelle zu Stelle Verdoppelungen, welche nach ihrem freien Ende hin allmälich sich verdünnen. Indem jede solche freie Duplicatur die zunächst liegende Ausbreitung der Cutis dachziegelförmig deckt, erhält die ganze Cutis ein schuppenförmiges Ansehen, lieber der die Cutis unmittelbar bedeckenden Pigmentschicht liegt sodann die aus mehren Lagen bestehende continuirliche Epidermis. Diese ist, so weit jede Schuppe der Cutis frei zu Tage liegt, verdickt, verdünnt sich aber, wenn sie unter den freien Rand derselben über den bedeckten Abschnitt der Cutis sich fortsetzt, um da wo sie oberflächlich zu Tage kömmt wieder hornartig sich zu verdicken. An den verdünnten Stellen und unmittel- bar über der Pigmentschicht erkennt man deutlich die polyedrischen, oft kernhaltigen Zellen der Epidermis, während diese an den hornartig verdickten Stellen nicht nachweisbar sind. Bei vielen anderen Sauriern, z. B. den Scincoiden s), Pseudopus, kommen Ossificationen in den von Epiderraistaschen umschlossenen und oberflächlich unmittelbar von einer Pigmentschicht bedeckten Cutisschuppen vor. Jede ossificirte Schuppeifl an deren Basis die Cutis haftet, besteht, namentlich bei vielen Scincoi- den, aus zahlreichen, sehr regelmässigen, mosaikartig durch dünne Bin- degewebsstreifen unter einander verbundenen Knochenstückchen, welche oberflächlich bisweilen zierliche Rinnen und Furchen zur Aufnahme der Pigmentschicht besitzen. Bei Pseudopus sind die Ossificationen noch dicker. — Bei den Crocodilen besitzt die Ciitis nicht sowol Schuppen, als sie vielmehr in grössere, sehr regelmässig gestaltete, durch festeres Gewebe ausgezeichnete Abtheilungen oder Schilder zerfallt, welche von biegsameren schlafferen Falten oder Einsenkungen der Cutis allseitig umschlossen und von einander abgegrenzt werden. Auf Kosten der Cutis bilden sich mit vorschreitendem Alter in der Substanz jener der- beren Schilder Ossificationen. Die Epidermis ist auch bei ihnen, so weit sie die Oberfläche jener Schilder bedeckt, dicker, als in ihren Zwischenräumen, wo sie sich verdünnt. — Bei den Cheloniern zeigt die Cutis im Allgemeinen eine ähnliche Bildung, wie bei den Crocodilen, indem sie im Bereiche des Kopfes, des Halses, der Extremitäten und des 3) Ich habe hier sowol, als bei Pseudopus deutliche Knochenkörperchen be- obachtet. Ich untersuchte mehre Lygosoina (Tiliqua Gray). Die Structur der Schup|)en verdiente bei den Scincoiden von der systematischen Zoologie mehr berücksichtigt zu werden, als bisher geschehen ist. 170 Zweites Buch. Die Reptilien. Schwanzes in ähnliche, durch laxere faltige Säume getrennte Schilder zerfällt. In der Rückengegend des Rumpfes entstehen aber auf Kosten der Cutis die merkwürdigen, mit den oberen Wirbelbogenschenkeln und mit den Rippen verwachsenden Ossificationen, deren Summe das soge- nannte Rückenschild der Chelonier bildet, das nach Entfernung der, unter dem Namen Schildpatt bekannten, hornartig verdickten Epidermis zu Tage kömmt. Diese auf Kosten der Cutis gebildeten Ossificationen, welche gewöhnlich durch Nähte mit einander verbunden sind, bestehen aus einer Reihe von Medianplatten des Rückens, aus grösseren paarigen die Rippen deckenden Seitenplatten und aus den umgürtenden Margi- nalplatten ^). Eine interessante, aber rücksichtlich ihrer anatomischen und phy- siologischen Bedingungen noch nicht hinreichend aufgeklärte Erschei- nung ist der Farbenwechsel vieler Saurier, namentlich der Charaä- leonten s). Der absondernde Apparat des Hautsystemes ist bei den Reptilien höchst verschieden entwickelt; er scheint nur den Cheloniern und den Ophidiern gänzlich zu mangeln. Bei den Salamandern <») und einigen Tritonen finden sich zahlreiche Hautdrüsen, theils zerstreut, theils regel- mässig gestellt; die letzteren erstrecken sich, zu jeder Seite der Wirbel- säule eine Längsreihe bildend, von der Schwanzspitze bis zum Kopfe und bilden hier, zu Haufen dicht an einander gedrängt, die fälschlich ©sogenannten Parotiden. Bei den Fröschen und Kröten finden sich, na- mentlich in den äusserlich warzig erscheinenden Regionen der Haut reichliche contractile Drüsen und die Bufonen sind, gleich den Sala- mandern, durch eine jederseits am Kopfe befindliche Anhäufung grösserer Drüsen, der Parotiden der meisten Schriftsteller, ausgezeichnet. Bei eini- gen Fröschen ') kommen auch Reihen grösserer Drüsen am Oberarme vor. Bei den Sauriern finden sich die in Gestalt blinder Säckchen er- scheinenden Hautdrüsen vorzugsweise in gewissen Regionen des Kör- pers; bei vielen erstrecken sie sich in Gestalt kleiner Tuberkeln von der Inguinalgegend bis zur Kniebeuge an der Innenseite des Schen- kels abwärts und sind dann unter dem Namen Papillae femoralea be- kannt »); bei anderen kommen in der Oberarmbeuge ähnliche Drüsen 4) S. die Abbild, bei Cuvier, Recherches Tab. 241. und bei Bojanus 1. c. Tab. 111. 5) Vgl. van der Hoeven, Icones ad illiistrandas coloris mutationes in Cha- maeleonte, Lugd. Bat. 1831. 4. — Milne Edwards in Miiller’s Archiv 1834, S. 474. — ß) Abbild, bei Funk Tab. II. 7) Bei Pelobates cultripes nach Müller. 8) Vgl. darüber die sorgfältigen Untersuchungen von C. F. Meissner, De Amphibiorum quorundam papillis glandulisque femoralibus, Basil. 1832. 4. Er fand sie bei Crocodilurus, Monitor, Ameiva, Tejus, Pseudoameiva, bei allen Lacertoi- den, Algyra, Cordylus, üromastix, Agama, Leiolepis, Brachylophus, Physignathus, Istiurus, Iguana, Polychrus. Vgl. die Abbild, bei Meissner. Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteine. 171 vor»); bei den Amphisbänen, mehren Geckonen und Scinco'iden finden sie sich in der Nähe *des Afters lo). _ Bei den Crocodilen ist einmal vor dem Hinterrande eines jeden Hautschildes eine kleine Drüsenöffnung vorhanden und ausserdem finden sich einige grössere Hautdrüsen, deren Secret einen moschusartigen Geruch besitzt. Von den letzteren liegt eine jederseits einwärts vom Schenkel des Unterkiefers. Dritter Abschnitt. Vom M u s Je e l s y 8 t e m e. §. 68 . Rücksichtlich der Anordnung der Muskeln des Stammes der Wir- belsäule schliessen sich unter den nackten Reptilien die Perennibran- cl^aten, die Derotremata und die Cöcilien auf das engste an die Fische an, indem der grösste Theil ihrer Muskelmasse durch den grossen Sei- tenrauskel {M. lateralis] gebildet ist i). Dieser Muskel erhält sich bei ihnen nicht nur an den beiden Hälften des Schwanzes und an der oberen des Rumpfes, sondern erstreckt sich an letzterem noch bis zur vorderen Mittellinie des Bauches. Er zerfällt bei ihnen, ganz wie bei den Fischen, durch eine vom Schwanzende bis zum Kopfe jederseits sich erstreckende Längsfurche in einen Rückentheil und einen Bauchtheil und nimmt vom Rücken nach dem Bauche zu an Dicke ab. Schief von hinten und oben nach vorn und unten durchgehende Liigamen/a inter- muscnlaria., zwischen welchen die Muskelbündel einen geraden Verlauf haben, theilen die Seitenmuskelmasse in so viele einzelne Abtheilungen, als Wirbel vorhanden sind. Der Rückentheil des Seitenmuskels befestigt sich an den hinteren Theil des Schedels; sein Bauchtheil setzt sich nach vorne bis zum Zungenbeine fort, nur durch die an das Becken sich be- festigenden Muskeln unterbrochen. Umhüllt von dem Bauchtheile des Seitenmuskels sind, mit Ausnahme eines fehlenden M. rechts alulomi- nis, die übrigen, gewöhnlich noch unvollzählig vorhandenen Bauch- muskeln. — Dasselbe Verhalten zeigt sich im Allgemeinen bei den Lar- ven der Salamandrinen und ungeschwänzten Batrachier. Bei den vollständig entwickelten Individuen dieser letztgenannten Ordnungen fällt aber, gleichwie bei allen beschuppten Reptilien und den höheren Wirbelthieren überhaupt, der Bauchtheil des Seitenmuskels am Rumpfe völlig weg, während er dagegen an der unteren oder vorderen 9) Hier finde ich einige bei Iguana. — 10) So auch bei Tachydromus Daud. 1) Dies hat Müller nachgewiesen durch Untersuchung von Menobranchus und Ainphiunia; ich finde dasselbe Verhalten bei Proteus, Siredon und Coecilia. Siehe Müller’s vergl. Anat. d. MyxinoVden, I. S. 230. 172 Zweites Buch. Die Reptilien. Fläche des Schwanzes vollständig sich erhält. Die eigentlichen Rücken muskeln der höheren Reptilien — gleichwie aller höheren Wirbelthiere — entsprechen aber dem Rückentheile des Seitenmuskels. Bei den Sala- mandrinen sind nicht nur an der Ober- und Unterseite des Schwanzes, sondern auch längs des ganzen Rumpftheiles des Rückenmuskels lA^a- menta intermuscnlaria vorhanden, welche so viele Abtheilungen bil- den, als Wirbel da sind. Noch bei den Sauriern zeigen sich in den zahlreichen Sehnen der Rückenmuskeln deutliche Ueberreste dieser Li- gamenta intermnscularia. Sie gehen, wie man auf Querdurchschnitten erkennt, schief von oben und hinten nach unten und vorn und theil- weise dann wieder nach hinten hindurch. [ Ueber das Muskelsystein der Reptilien sind vorzüglich folgende Schriften zu vergleichen: Cu vier, Le^ons d’anat. comp., T. 1. und 4. a. — Meckel, System d. vergl. Anat., Th. 3. und 4. — Von der Muskulatur der nackten Reptilien han- deln ausser Townson, Funk, Siebold, Carus und Mayer: Zenker, Ba- trachomyologia, Jen. 1825. 4. c. fig. und Duges, Recherches etc. — Die Muskeln der Schildkröte bildet trefflich ab Bojanus I. c. — Die Muskeln der Ophiilier schildern durch Wort und Abbildung Hübner, De organis uiotoriis Boae caninae, Berol. 1815 4. und besonders ausführlich d’Alton in Müller’s Archiv 1834.] §. 69 . Eigene Hautmuskeln haben sich bei den Perennibranchiaten von der Seitenmuskelmasse noch nicht gesondert. Bei den ungeschwänzten Batrachiern kommen mehre eigene, vom hinteren Theile der Becken- gegend aus, an die Haut tretende Muskeln Q vor. Bei den Salamandri- nen ist ein Theil der zwischen Unterkiefer und Zungenbein gelegenen Muskeln innig an die Haut geheftet. Während bei den Schildkröten am ganzen Rumpfe keine Spur solcher Muskeln vorhanden ist, vertritt ihr Latisshnns colli 2) die Function eines Hautmuskels am Halse. Unter den übrigen beschuppten Reptilien sind sie bei der Mehrzahl der Saurier weniger, als bei den Grocodilen und ganz besonders den Ophidiern ent- wickelt. Bei der letztgenannten Ordnung s) erstrecken sich nicht nur die beiden oberflächlichen schiefen Bauchmuskeln, von den Rippen aus mit zahlreichen Fascikeln an die Haut des Bauches, sondern es .finden sich in der ganzen Bauchgegend noch mehre Systeme eigener Schup- penmuskeln, welche, nur an Schuppen sich befestigend, mit dem Kno- chengerüste in keiner Verbindung stehen. §. 70 . Hinsichtlich des Verhaltens der Rückenmuskeln kommen bei den einzelnen Ordnungen der Reptilien beträchtliche Verschiedenheiten vor. Es ist nicht blos die Anordnung der Muskeln der gesammten Rücken- 1) Siehe Duges, No. 50. Pubio-dorso-cutanc und No. 57. Coccy- dorso - cu- tanes. — 2) Siche Bojanus Tab. XV. Fig. 50. No. 21. 3) Diese Ilautmuskeln sind sehr ausführlich von d’Alton 1. c. geschildert. Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteine. 173 fläche überhaupt, sondern auch die ihrer einzelnen Gegenden bei Rep- tilien verschiedener Ordnungen höchst rnannichfaltig und namentlich von der grösseren oder beschränkteren Freibeweglichkeit der Wirbel, von dem Verhalten der einzelnen Wirbelfortsätze, von der Anwesenheit und Ausdehnung der Rippen, so wie von den Beziehungen der Wirbel zu den Hautbedeckungen abhängig. Bei den Salamandrinen 1 ) und ungeschwänzten Batrachiem 2) findet noch keine Sonderung der Rückenmuskelmasse in eine innere und äussere Portion Statt, Bei der ersten Familie zeigt sich blos in der Nackengegend ein eigenthümlicher paariger Muskel, welcher von den Dornfortsälzen der vorderen Wirbel zum Hinterhaupte sich begibt s). Bei den ungeschwänzten Batrachiern theilen stärkere Sehnen die Rücken- muskelmasse in einzelne, successive hinter einander liegende grössere Abtheilungen. — Bei den Cheloniern sind wegen der eigenthümlichen Verhältnisse des Hautskeletes zur Wirbelsäule, namentlich also wegen der Verwachsung der Hautknochenschilder mit den oberen Wirbelbogen und der dadurch bedingten Unbeweglichkeit der letzteren, gerade die eigentlichen Rückenmuskeln der Rumpfgegend auf ein Minimum der Aus- bildung reducirt oder ganz verschwninden •*). Entwickelter sind dage- gen bei ihnen die Rückenmuskeln der Schwanzgegend, am meisten aber die des so beweglichen Halses s). — Bei den Sauriern und Crocodilen sondert sich die Rückenmuskelmasse längs des Rumpfes in eine innere und eine äussere Portion. Jene entspricht den Mnscnli spinalis, aemhpinalis^ mukifidus etc. der höheren Wirbelthiere, diese den Mun- cvli sncrolumhalis und lotigisHmvs dorsi. Letztere Portion befestigt sich mit aufsteigenden Bündeln theils an die Wirbel -Querfortsätze, theils an die Rippen. — Noch deutlicher, als bei den Sauriern, ist bei den Ophidiem 0) die Trennung der Rückenmuskelmasse in eine innere und eine äussere Portion. Beide trennen sich schon am Schwänze. Die äussere, dem /jongiggimus dorgi und gacrolumbalig entsprechende Portion spaltet sich in Zipfel, welche am Schwänze zu den Spitzen der Querfortsätze gehen; am Rumpfe aber bildet sie zwei Hauptmassen, deren Bündel aufsteigend an die einzelnen Rippen sich befestigen. Die J) Abbild, bei Duges Tab. XVII. und bei Funk Tab. II. Fig. 11. 2) Abbild, bei Zenker Tab. J. und bei Duges Tab. VI. 3) M. trachelomastdideus Funk. Sus-occipito- spinal bei Duges. •4) Sie fehlen ganz nach Meckel bei Chelonia; sie sind von Emys abgebil- det bei Bojanus Tab, XVII. Fig. 67. No. 39. und liegen zwischen dem nicht augewachsenen Theile der Rippen und dem Schilde zur Seite der Wirbel. Stark sind sie bei Cryptopus. 5) Siehe Bojanus Tab. XVT—XIX. Sie entsprechen den Splenii, Biven- ter cervicis, Spinalis cervicis u. s. w. 6) d Alton bezeichnet die innere Portion der Rückenmuskeln als zwei- bäuchigen Rückwärtszieher der Rippen, und trennt sie mit Unrecht von den eigentlichen Rückenmuskeln. 174 Zweites Buch. Die Reptilien. innere Portion sondert sich in mehre einzelne Abtheilungen, welche den M. M. «pinalis^ «emispinali» und mnltifidus entsprechen 7). — Geson- dert von den eigentlichen Rückenmuskeln sind bei der Mehrzahl der Reptilien die zwischen den Dornfortsatzen der Wirbel liegenden M. inter spinales und die zwischen ihren Querfortsätzen befindlichen M. iutertransversarii^ SO wie die, ihnen ihrer Bedeutung nach ver- wandten hinteren Kopfmuskeln Jtecti et obliqui capitis poste- riores, §. 71 . Eigene Muskeln, welche von der Wirbelsäule zu den Rippen sich begeben, kommen wenigstens bei den beschuppten Reptilien vor. Unter den Schildkröten besitzt Chelonia einen vom ersten Halswirbel zum Rückenschilde sich begebenden Rippenheber [M. scalenvs). Ein analo- ger Muskel erstreckt sich bei anderen Schildkröten von einem der letzten Halswirbel zur zweiten Rippe. Sonst fehlt den Cheloniern das System der M. levatores costarnm am Rumpfe gänzlich. Bei den Sauriern fin- den sich schwache äussere und, bei einigen wenigstens, z. B. bei den Chamäleonten, auch innere Rippenheber. Letztere erstrecken sich von dem Processus spinosus inferior oder von der Vorderfläche eines Wirbel- körpers zu der nächst hinteren Rippe. Auch innere Rückwärtszieher der Rippen kommen vor. — Bei den Ophidiern sind die von der Wir- belsäule zu den Rippen sich begebenden Muskeln mehrfacher Art; 1) von der äusseren Portion des Rückenmuskels unvollständig gesondert ist eine continuirliche und zum Theil noch verschmolzene Reihe von Ge- lenkfortsatz-Rippenmuskeln oder langen äusseren Rippenhebern; 2) be- deckt von ihnen sind die eigentlichen M. levatores costarvm externi\ 3) diesen letzteren entsprechen an der Vorderfläche der Wirbelsäule die vom Processus spinosus inferior oder von der Vorderfläche zweier Wirbelkörper entspringenden und an die oberen Enden der Rippen sich befestigenden M. levatores costarnm interni oder inneren Vorwärts- zieher der Rippen; 4) Antagonisten der vorigen Muskeln sind innere Rückwärtszieher der Rippen, welche, bei gleichem Ursprünge, den ent- gegengesetzten Verlauf haben. Es sind M. retrahentes costarvm super- ficiales und profundi zu unterscheiden. Die eigentlichen Zwischenrippenmuskeln [M. intercostales) sind, mit einziger Ansnahme der Chelonier, bei allen denjenigen Ord- nungen vorhanden, welche wirkliche Rippen besitzen. Ausser ihnen kommen bei den Ophidiern noch schräg verlaufende lange Zwischen- 7) d’ Alton unterscheidet vier Muskeln: den langen absteigenden Muskel zwischen den Gelenk- und Domfortsätzen; den aufsteigenden Muskel zwischen den Dorn- und Gelenkfortsätzen, den kurzen absteigenden Muskel zwischen Ge- lenk - und Dornfortsätzen und die Muskeln zwischen den Wirbelbogen und Dorn- fortsätzen. Dritter Abschnitt Vom Muskclsystenic. 175 rippenmuskeln vor^ zwischen deren beiden Inserlionspunkten eine grös sere Anzahl von Rippen inne liegt [Man vgl. über das eigenthüniliche Verhalten der abgehandelten Muskeln bei den Ophidiem besonders d’Alton 1. c. und Everard Home in den Philos. Transact. 1812.] §. 72 . Die Bauchmuskeln sind bei den Reptilien gewöhnlich nicht auf die Baiichgegend beschränkt, sondern erstrecken sich meistens auch über die Brustgegend, sind also wirkliche vordere Rumpfmuskeln. Der den Perennibranchiaten fehlende oder bei ihnen mit dem Bauchtheile des M. lateralis verschmolzene gerade Bauchmuskel erstreckt sich bei den Salamandrinen und bei den ungeschwänzten Batrachiern weit vor- wärts und ist von dem M. sternohyoideus nur unvollständig geschie- den 1). Er besitzt gewöhnlich starke Ittacriptiones tendineae ^ deren Anzahl derjenigen der Rippen entspricht. Auch bei den Sauriern finden sich zum Theil solche sehnige Querstreifen. Bei den schlangenähnlichen Sauriern und bei den Ophidiern erscheint er noch bestimmter als vor- derer Zwischenrippenmuskel, indem er zwischen den einzelnen Rippen- knorpeln gerade vorwärts sich erstreckt. Beim Crocodil liegen die Bauchrippen zwischen seinen Bäuchen. Den Cheloniem scheint er gänz- lich zu fehlen. Während von den schiefen Bauchmuskeln bei den Perennibran- chiaten und Batrachiern der eine häufig fehlt und auch bei den Che- loniern nur der innere derselben vorhanden ist, zeigt sich bei den Sauriern und besonders auch bei den Ophidiern eine Zunahme ihrer Zahl. Bei letzteren heften sich die einzelnen Fascikel der beiden äusse- ren ihrer vier Bauchmuskeln, nachdem sie von der äusseren Fläche und dem hinteren Rande oder von den Spitzen der Rippen entsprungen sind, an die Haut und sind daher auch wol als eigenthümliche Rippen-Haut- muskeln betrachtet worden "]. Die dritte Schicht liegt ebenfalls an der äusseren Fläche der Rippen und geht am Bauche in eine Aponeurose über. Die vierte Schicht endlich, scheint dem M. ohliguv» internvs zu entsprechen. Bei den meisten Sauriern und den Crocodilen sind statt dieser vier schiefen Bauchmuskeln nur drei vorhanden, von denen der oberflächlichste gleichfalls Fascikel an die Haut abgibt. — Der Mnscnlvs transversus abdominis ist bei den Cheloniem, Sauriern und Crocodi- len vorhanden, fehlt dagegen den Ophidiern. Ein accessorischer Bauchmuskel ist noch bei den Salaman- drinen und den Crocodilen der M. pyramidalis 3). 1) S. Abbild, bei Sieb old Fig. 12.; bei Doge s Tab. XVII. No. 24. Sala- mandra; Tab. VII. No. 52. 53. Rana. Die Inscriptiones tendineae fehlen bei Pipa. — 2) So namentlich von d’Alton. 3) Bei ersteren wegen der accessorischen am Becken haftenden Knorpel; bei letzteren wegen des eigcnthümlichen Verhaltens der Schaambeine. 170 Zweites Buch. Die Reptilien. Zwerchfellartige Muskelausbreitungcn kommen sowol bei unbeschuppten, als bei beschuppten Reptilien vor. Die eigentliümlich- sten Bildungen dieser Art, wirkliche Peritonealmuskeln, sind unter den Batrachiern bei den Aglossa angetrotfen worden ■*). Ein vorderer Mus- kel entspringt jederseits breit von der Röhre des Oberschenkelknochens, erstreckt sich, ähnlich einem Bauchmuskel, einwärts von dem eigentli- chen schiefen Bauchmuskel vorwärts zur Brust, schlägt sich am Brust- bein nach innen und tritt am Bauchfelle angeheftet zum Oesophagus. Jedem dieser Muskeln entspricht ein hinterer Peritonealmuskel , der gleichfalls vom Oberschenkel entsprungen, auswärts von den Nieren die ganze hintere Wand des Bauchfelles bis zur Speiseröhre und zum Pha- rjmx bekleidet. Diesen Peritonealmuskeln vergleichbare Apparate kom- men bei den übrigen Batrachiern nur sehr schwach angedeutet vor. Sehr ausgebildet sind sie dagegen bei den Grocodilen. — Ein dem Zwerchfelle der höheren Wirbelthiere völlig analoger Muskel ist bei den Cheloniem vorhanden s). Er beginnt fleischig mit mehren Bün- deln von den Körpern des dritten und vierten Rückenwirbels und einer entsprechenden Rippe. Einige seiner Fascikel heften sich an den Rand der Lungen, während ein anderer unterhalb der I.,unge auf das Bauch- fell übergeht. Mvscwli sternomastoidei finden sich unter den be schuppten Reptilien bei Cheloniem, Sauriern und Grocodilen. §. 73. Von den Muskeln der Vorderfläche der Wirbelsäule sind die un- teren oder vorderen Schwanzmuskeln fast immer nur Wieder- holungen der an der Rückenseite des Schwanzes vorhandenen. — Bei den Salamandrinen und der Mehrzahl der ungeschwänzten Ba- trachier findet sich am Kopftheil der Wirbelsäule ein kleiner gerader Kopfbeuger, Itectus capitis anterior^ zu dem bei den Salamandern noch Q\x\ Rectiis capitis lateralis hinzukömmt i). Auch bei den Ophi- diern sind zwei Paar von den unteren Dornen der Wirbel zum Os ba- silare sich erstreckende Kopfbeuger vorhanden, die beide, besonders aber der unterste, durch ihre Länge ausgezeichnet sind, indem sie über eine grosse Anzahl von Wirbeln verlaufen. Die dem M. longus colli und dem Rectvs capitis auticvs entsprechenden Muskeln finden sich bei allen übrigen beschuppten Reptilien wieder. Sehr ausgebildet sind sie bei den Cheloniem 2 ). . Bei allen Batrachiern und allen beschuppten Reptilien, mit Ausnahme der Ophidier, ist endlich ein dem M. qaadratus lu7nbornm ver- 4) Siehe Mayer, lieber Pipa, in den Nov. act. Acad. Leop. Carol. T. XII. p. 2. 1825. Tab. XLIX. lieber Xenopus vgl. Mayer, Analekten Heft 1. S. 31. 5) Abbild, bei Bojanus I. c. Tab. XVII — XX. No. 42. 1) Abbild, bei Duges Tab. XVII. Fig. 128. (Salauiandra). 2) Abbild, bei Bojanus Tab. XVII.rXX. Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteine. 177 gleichbarer Muskel vorhanden, der von den Querfortsatzen der hinteren Rückenwirbel oder auch von den letzten Rippen entspringend selten blos zum Querforlsatzc des Kreuzbeines *), meistens vielmehr zum Ilift- bein sich begibt. §. 74 . Der allgemeine Plan der Anordnung der Schul termusk ein ist bei den Reptilien der nämliche, wie bei den höheren Wirbelthieren. Die Muskeln ihres Schultergerüstes bestehen mindestens in Vorwärts- ziehern und Hebern und in Rückwärtsziehern, die jenen entgegenwirken. Zu ihnen kömmt sehr allgemein ein zwischen der Schulter und dem Zungenbeine gelegner M. omohydiden». Die Schulterheber und Vor- wärtszieher erstrecken sich von der Gegend der obersten Wirbel und meistens vom Kopfe abwärts und entsprechen den Muscvli cvcullares, rhombdidei ^ levatores scapu/ae ^ w’ ährend die Rückwärtszielier dem M. »erratus anticus und dem pectoralis minor zu vergleichen sind. Die Muskeln der Extremitäten bieten, wie sich bgi der Verschie- denartigkeit der Bewegungen, welche zu vermitteln sie bestimmt sind, erwarten lässt, ausserordentlich mannichfache Anordnungsweisen dar, welche auch nur andeutungsweise zu schildern ausser dem Plane dieses Lehrbuches liegt. Zu den beständigsten Muskeln des Oberarmes gehören der dem Deltdidevs vergleichbare Heber, der den Schulterblattmus- keln ( M. M. sitpraspinatfts und inyraspinatiis] vergleichbare Auswärts- zieher, ein grosser Brustmuskel [Pectoralis major\ ein M. latitsimu» dorsi und ein M. coracobrachialis. Der Vorderarm besitzt stets Beuger und Strecker, welche theils vom Oberarm, theils von Knochen des Schultergerüstes ihren Ursprung nehmen. Die Muskeln der Handwurzel und der Mittelhand bestehen in Streckern und Beugern, welche meistens vom Oberarmbein absteigen. Die Finger besitzen aüsser gemeinschaft- lichen Streckern und Beugern kleinere Muskeln dieser Art, so wie auch Adductoren und Abductoren. — Die Muskeln der hinteren Extremität lassen sich, gleich denen der vorderen, auf den Tj^ms der höheren Wir- belthiere zurückführen. [Es muss in Betreff dieses §. auf die angeführten speciejlen Schriften xer- wiesen werden. Ueber die Muskeln der rudimentären Extremitäten vieler Sau- rier und Ophidier hat gehandelt Heusinger, Zeitschrift f. organ. Physik, Ster Bd. 1833. S. 481 ff. mit Abbild.] §. 75 . Die Antlitzmuskeln sind unbedeutend und beschränken sich auPdie zur Erweiterung und Verengerung der Nasenlöcher bestimmten Muskeln i). 3) So bei einigen exotischen Fröschen, wo dieser Muskel als Analogon der Rippenheber sich zeigt. 1) Vgl. über diese Muskeln den das Geruchsorgan der Reptilen behandeln- den §. 84. Vergl, ÄDatomle vou Siebold u. Stanoia«. 12 178 Zweites Buch. Die Reptilien. Die Kieferniuskeln sind bei allen Ordnungen im Allgemeinen nach gleichem Plane angeordnet. Nur bei den Ophidiern, und nament- lich den weitmäuligen, tritt zu den gewöhnlichen Kieferinuskeln noch ein höchst eigenthümliches, durch die Freibeweglichkeit des gesamraten Kiefer- Gaumenapparates erforderlich gewordenes System von Muskeln hinzu. Die Muskeln, welche den Unterkiefer heben und anziehen, befesti- gen sich immer vor dem Unterkifefergelenke. Diese xMuskeln zerfallen sehr beständig in zwei Hauptmassen: eine äussere und eine innere. Erstere entspricht dem M. temporalis und masseter, letztere den Mnx- euli pterygoidoi. Der äussere Kaumuskel ist bei allen Reptilien von sehr bedeutendem Umfange und besteht stets aus mehren Bäuchen oder selbst vollständiger getrennten Portionen, welche häufig als verschiedene Muskeln beschrieben sind. Diejenige Portion, welche an den Processnx corondideus des Unterkiefers sich befestigt, entspricht dem JM. ie 7 npo- ralis^ die an die ganze Aussenfläche und den unteren Rand dieses Knochens öfter ^sich ansetzende \si me\\r diem M. masseter analog. Sehr entwickelt ist diese Kaumuskelmasse bei vielen Schlangen, wo sie gröss- ten theils von der Median -Crista des -Scheitelbeines entspringt, bei den Chamäleonten, wo sie den Raum zwischen der mittleren, nach hinten verlängerten Schedeleiste und der äusseren Leiste ausfüllt, bei den Sauriern, wo die Fossa temporalis eine so grosse Weite erlangt. — Die innere Kaumuskelmasse zerfällt gleichfalls öfter in mehre Portionen, so dass — namentlich bei den Sauriern — ein M. pterygoideus ex- ternns und internus zu unterscheiden sind. Die zur Senkung und Abziehung des Unterkiefers bestimmte Mus- kelmasse, welche hinter dem Gelenkende desselben sich befestigt, ent- spricht dem M. digastrievs. Bei den unbeschuppten Reptilien und den Sauriern erstreckt er sich von der Nackengegend zum Unterkiefer; bei den Cheloniern dagegen -nimmt er seinen Ursprung vom Processus masto'ideus des Schedels. Bei den Ophidiern wird seine Stelle durch zwei Muskeln vertreten. Der eine derselben hat seinen Stützpunkt am Hinterhauptsbeine und am Quadratbeine, w'ährend der andere von den Dprnfortsätzen mehrer Wirbel absteigt. Bei den weitmäuligen Schlangen 2 ) treten zu den genannten Mus- keln des Kiefer -Gaumenapparates noch folgende hinzu: 1) das Kiefer- suspensorium oder Quadratbein kann durch einen hinten in Hautmus- keln übergehenden Muskel zurückgezogen werden; 2] und 3) zwei hinter einander zwischen der unteren Fläche des Sp/ieno'ideum basilare einerseits und den Ossa pterygdidea und palatina andererseits gele- gene Muskeln ziehen jene Knochen an die Schedelbasis heran und nä- hern sie sich gegenseitig; 4) ein Muskelpaar erstreckt sich vom Scheitel- beine zu jedem Os pterygdideum und hebt letzteres; 5) ein Muskelpaar 2) Abbildungen dieses Muskelapparates finden sich bei d’Alton 1. c. Tab. VII. 179 Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteme. erstreckt sich vom Keilbcinkörper zum Vomer, dessen Anziehung und so zugleich eine Beugung des Schnauzentheiles des Schedels bewirkend ; 6) ein Muskelpaar zieht die beiden Unterkieferhälften an einander. Beide Muskeln durchkreuzen sich; jeder entspringt vom Gelenkfortsatze des einen Unterkieferastes und erstreckt sich zum anderen Ende des ent- gegengesetzten Astes. §. 76. Das Zungenbein der Reptilien ist der Insertionspunkt einer grossen Anzahl von Muskeln, durch die es nach verschiedenen Richtungen hin bewegt wird, oder denen es als fester Stützpunkt dient. Die Zungen- beinmuskeln lassen sich ohne Schwierigkeit auf die der höheren Wirbelthiere zurückführen; sie sind bei den meisten Reptilien ziemlich übereinstimmend gebildet, 'am eigenthümlichsten bei den Ophidiern, was einerseits durch die rudimentäre Bildung ihres Zungenbeines selbst, an- dererseits aber durch den Mangel eines Brustbeines und eines Schulter-® gerüstes bedingt wird. Vom Brustbeine aus wird das Zungenbein abwärts gezogen durch zwei M. sternohyotdei, welche bei der Mehrzahl der nackten Reptilien noch unmittelbare Fortsetzungen der geraden Bauchmuskeln sind. Von der Schulter aus wird es seitwärts und abwärts gezogen durch zwei M. omohydidei. Bei den Cheloniern werden die M. sterno- und omo/iydidei durch ein einziges Muskelpaar repräsentirt, das von den Clavicvlae seinen Ursprung nimmt. Bei den Ophidiern aber werden diese Muskeln durch zwei Paar Nacken -Zungenbeinmuskeln vertreten, welche von der Aponeurose der Dornfortsätze der Wirbel ihren Ur- sprung nehmen. Vom Unterkiefer aus wird das Zungenbein vorwärts gezogen durch zwei M. mylohydidei^ welche aber bei den ungeschwänzten Batrachiern fast ganz ausser Verbindung mit dem Zungenbeine stehend, die Aeste des Unterkiefers an einander zu ziehen bestimmt sind und ihrer Funktion nach M' intermandibular es heissen könnten. Diese Muskeln, welche einen Boden der Mundhöhle bilden, sind auch bei den Ophidiern vor- handen, hier aber gewöhnlich mit anderen Muskeln, namentlich solchen, die zur Haut gehen, verschmolzen. Die M. geniohydidei werden niemals vermisst. Bisweilen sind sie in mehre Portionen zerfallen. Zu den bisher genannten Muskeln kommen noch Muskeln, welche bei den Salamandrinen vom Quadratbeine, bei den Fröschen theilweise vom Schedel, bei den Gheloniern, Sauriern und Crocodüen vom Sei- tentheile des Unterkiefers oder von dessen hinterem Ende entspringen und das Zungenbein bald heben, bald es seitwärts ziehen. Zur Zunge endlich erstrecken sich vom Zungenbeine aus beständig die M. hyoglossi^ welche die Zunge zurückziehen und Antagonisten der sie vorwärts ziehenden M. M. genioglossi sind. 12 * 180 Zweites Buch. Die Reptilien. [Rücksichtlich des Details muss auf die oben namhaft gemachten Schriften verwiesen werden.] Vierter Abschnitt. V om Nervensysteme und von den Sinnesorganen. I. Von den Centralorganen des Nervensystemes. §. 77. Das Rückenmark der Reptilien übertrifft das Gehirn an Masse nicht mehr so bedeutend, wie dies bei den' Fischen der Fall ist. An- scheinend erstreckt es sich immer durch die ganze Länge des Wirbel- •canales und ist bei langgestrecktem Körperbaue lang und dünn, bei gedrungenem Körperbaue, wie z. B. bei den ungeschwänzten Batrachiern, verhältnissmässig breiter, so dass es dann auch vom Gehirne an Breite weniger übertroffen wird, als unter der zuerst genannten Bedingung. Es schwillt bei den mit ausgebildetcn Extremitäten begabten Reptilien in den Regionen, wo die für die Extremitälen bestimmten Nerven von ihm abtreten, ziemlich bedeutend an ^). Auch an den ürsprungsstellen der übrigen Nerven sind, namentlich bei den Ophidiern, unbedeutendere Anschwellungen bemerkt worden 2 ). Die ^innere graue Substanz des Rückenmarkes bildet, auf Querdurchschnitten sichtbare, vordere und hin- tere Hörner 3). Es besitzt immer eine vordere, gewöhnlich tiefere und eine hintere, meist oberflächlichere Längsfurche und einen Centralcanal, der, an der Medulla oblongata sich erweiternd und in die hintere Längsfurche übergehend, den offenen, bei den unbeschuppten Reptilien längeren, bei den Sauriern und Crocodilen kürzeren und breiteren Sinns medullae oblongatae bildet. Dieser letztere wird häufig von einer dicht an dem Cerebellum haftenden, durch dig Gefässhaut gebildeten Quer- comraissin' überwölbt ^). ^ [Vortreffliche Abbildungen vom Rückenmarke der Schildkröte gibtBojanus 1. c. Tab. XXL] 1) Die Stärke dieser Anschwellungen entspricht dem Umfange des austre- tenden Nerven. Bei den ungeschwänzten Batrachiern ist die vordere Anschwel- lung sehr unbedeutend, die hintere dagegen sehr beträchtlich. Bei den Cheloniem sind beide stark und treten um so mehr hervor, als das Rückenmark zwischen ihnen — wegen der geringen Stärke der Rumpfnerven — sehr dünne ist. Siehe Bojanus Fig. 83. u. 84. 2) Car US bemerkte bei den Ophidiern, entsprechend der Abgangsstelle eines jeden Spinalnerven, eine leichte Anschwellung des Rückenmarkes. 3) Abgebildet bei Bojanus Fig. 95 — -lOO. 4) S. Abbild, bei Bojanus Fig. 85. 87—89. Vierter Abschnitt. Vom Nervciisystemo u. v. il. Sinnesorganen. 181 §. 78. Das Gehirn der Reptilien bietet zwar, was seinen Umfang anbe- trilft, bei den einzelnen Ordnungen nicht unbeträchtliche Verschieden- heiten dar, zeigt aber rücksichtlich der Zahl seiner einzelnen Anschwel- lungen eine wesentliche Uebäreinstimmung. Auf das verlängerte Mark folgt das Cerebellurn; an dieses schliesst sich nach vorn die stets paarige VierhUgelmasso, worauf weiter nach vorn die Hemisphären und endlich ganz vorn häufig noch die kleinen Riechnervenganglien folgen. Das ganze Gehirn zeichnet sich noch, verglichen mit dem der höheren Wir- belthiere, durch seine langgestreckte Form aus. Das verlängerte Mark geht bei den unbeschuppten Reptilien flach und fast gerade, bei den übrigen aber mittelst einer ziemlich beträchtlichen unteren Wölbung in das Gehirn überi). Ueber den vierten Ventrikel, in welchem bei den Cheloniern und den Crocodilen Erhabenheiten Vorkommen, die zu den Hörnerven in Beziehung stehen, erstreckt sich das oberflächlich graue Cerebellurn. Es stellt bei den unbeschuppten Reptilien nur eine dünne, blattförmige Cominissur der Seitenwände des vierten Ventrikels dar, bleibt bei den Ophidiern noch sehr unbeträchtlich, gewinnt bedeutend an Masse bei den Sauriern und Cheloniern, besitzt bei letzteren schon eine seichte Längsfurche und wird noch beträchtlicher bei den Croco- dilen, wo es, gleich wue bei einigen Sauriern, durch zwei seitliche An- hänge ausgezeichnet ist und durch eine Querfurche in eine vordere und hintere Abtheilung zerfällt. Vor dem Cerebellurn liegt, meist ganz frei, nur bei einigen Sauriern theilweise von ihm bedeckt, die Vier- hügelmasse, Loli optici Avet. Sie stellt zwei rundliche Erhaben- heiten dar, welche durch eine Längsfurche von einander getrennt wer- den und bei den unbeschuppten Reptilien im Verhältniss zu den Hemi- sphären noch am umfänglichsten sind. Neben ihnen kommen bei eini- gen Sauriern noch eigenthümliche seitliche und untere kleinere An- schwellungen vor. Die gewölbten Vierhügelganglien bilden die Decke einer einfachen, weiten Höhle, die den zur dritten Hirnhöhle sich er- streckenden ui^uaeductits Sylvii darstellt. Von dem Boden dieser Höhle erheben sich gewöhnlich noch ziemlich beträchtliche Anschwel- lungen 2). Vor den Vierhügeln, zwischen ihnen und den Hemisphären, liegt an der Oberfläche des Gehirnes frei die Zirbel, deren zwei Schen- kel bei den höheren Reptilien von den Thalami optici und der hinter diesen liegenden Commissara posterior der Hemisphären ausgehen. Die vordersten Hirnmassen sind die Hemisphären, welche, besonders bei allen beschuppten Reptilien, die übrigen Abtheilungen des Gehirnes an Masse und Umfang beträchtlich überwiegen. Sie gewinnen nament- 1) Abgebildet bei Bojanu.s Fig. 78 — 89. 2) Vom Frosche und Crocodile abgebildet bei Müller 1. r.. Tab. IV. Fie. 1. und 2. 182 Zweites Buch. Die Reptilien. lieh bei den Ophidiern, Sauriern und Crocodilen an ßreite. Oberfläch- lich erscheinen sie grau, glatt und windungslos. Sie sind allgemein paarig uud besitzen wenigstens eine vordere, bei den höheren Ordnun- gen jedoch eine vordere und eine hintere Commissur. Die nur einigen Ordnungen zukoininenden Anschwellungen für die Geruchsnerven, wel- che immer viel unbeträchtlicher sind, als bei den Fischen, sind bald mehr oder minder vollständig von ihnen getrennt, bald verschmelzen sie mehr mit ihnen 3) und erscheinen bei den ungeschwänzten Batrachiern sogar unter einander verschmolzen. Die Ilemisphärenganglien bedecken immer die Seitenventrikel, deren Höhle gewöhnlich in die der /»oü otfacturii sich fortsetzt. Vom Boden der Seitenventrikel erheben sich die Corpora striata^ in welche die Crura cerebri übergehen. Nach innen von den gestreiften Körpern findet sich in jedem Seitenventrikel bei Cheloniern, Ophidiern und Crocodilen noch eine gangliöse Erhaben- heit, bedeckt vom Plexvs chorioidens lateralis ^). Mit ihrem hinteren Theile überwölben die Ilemisphärenlappen vollständig oder grossentheils auch den dritten Ventrikel und die zu seinen Seiten, als zwei kleine, solide, seichte Erhabenheiten gelegenen Thalami optici^ welche auch bei den geschwänzten Batrachiern, obwml von sehr geringem Umfange, vorhanden sind. Die Höhle des dritten Ventrikels setzt sich abwärts fort in das J /ifundibvlum und durch dieses in die bei den unge- schwänzten Batrachiern zweilappige, bei den Ophidiern sehr beträcht- liche, bei den Cheloniern längliche Hypophysis. Vor dem Jufundi- bitlum und hinter dem Chiasma des Sehnerven sieht man oft noch eine dem Tuber cinernm entsprechende schwache Erhabenheit. Sonst ist die Basis des Gehirnes, besonders bei den nackten Reptilien, sehr ein- fach und fast eben. — Die häutigen Umhüllungen des Hirnes und Rük- kenmarkes entsprechen denen der höheren Wirbelthiere 5) ; bemerkens- werth sind indessen die bei den nackten Reptilien sehr allgemein vor- kommenden weissen Massen, welche die Gefässhaut bedecken und bei mikroskopischer Untersuchung als Crystalle sich zu erkennen geben. Sie finden sich schon bei den Larven der Batrachier und zeigen sich auch an den Austrittsstellen der einzelnen Nerven, besonders der vom Rückenmarke stammenden, reichlich arigehäuft. 3) Unvollkommen verschmolzen z. B. bei den Cheloniern; deutlich getrennt bei den Ophidiern. Müller bildet diese Anschw'ellungen für die Genichsnerveii auch an dem Gehim der Crocodile ab; ich vermisse sie hier gänzlich, finde viel- mehr, dass jeder Geruchsnerv unmittelbar vor seinem Eintritte in das Geruchs- organ, gleichwie bei vielen Sauriern eine starke, längliche, inwendig mit einer Höhle versehene Anschwellung bildet. 4) Die Plexus chorididei laterales setzen sich einfach in den dritten Ven- trikel fort. 5) S. die Abbild, des Ligamentum denticulaium der Dura mater de-s Rük- kenmarkes bei Bojanus 1. c. Fig. 102. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 183 [Man vgl. über »las Gehirn der Reptilien: Carus, Darstellung des Nerven- systeines S. 174 ff. mit den Abbild, auf Tab. 3. — Serres, Anatomie comp, du cerveau Tab. V., mit sehr mangelh. .Abbildungen. — Vortrefflich sind die Dar- stellungen von llojanus 1» c. lab. .XXL — Das Hirn des Crocodils bildet ab Müller, Vergl. Neurologie d. My.\inoVden Taf. III. — Eine zusaminenhaugende Schilderung gibt Valentin in seiner A*usgabe der Sömmering’schen Nerven- lehre, Leipzig 1841, 8., S. HO ff. — .Abbildungen des Gehirnes von Chelonia und Boa s. bei Swan, Illustrations of the nervous System, Tab. XII. XVII. XVIII. J II. Von den Spinalnerven. ** §• Die Spinalnerven der Reptilien entspringen ganz allgemein mit zwei Wurzeln: einer vorderen und einer hinteren, ein Gesetz, von welchem anscheinend nur der erste oder die beiden ersten Cervicalnerven sowol bei den nackten Reptilien, wo sie den fehlenden Nervti's hypogtossus vertreten, als auch bei einigen beschuppten Reptilien *) eine Ausnahme machen. Die beiden Wurzeln verlassen den Wirbelcanal in der Regel in dem Zwischenräume der oberen Bogenschenkel zweier Wirbel; nur bei den Cheloniern liegt die Austrittstelle der Rumpfnerven oberhalb der Mitte jedes Wirbelkörpers. Immer bildet die hintere Wurzel nach ihrem Austritte aus dem Wirbelcanale oder während desselben ein Gan- glion, worauf die Verbindung mit der vorderen Wurzel Statt hat. Hier- auf theilt sich der Stamm jedes Spinalnerven in einen schwächeren R. dorgalis 8. posterior und einen sfärkeren R. ventralis .». anterior. Die Rami anteriores des oder der ersten Ruckenrnarksnerven vertreWn bei den nackten Reptilien den N. hypoglossuH ; bei den meisten höheren Reptilien verbinden sie sich mit diesem Nerven , oder mit dem acces- sorius oder selbst mit dem N. facialis. Die für die Extremitäten be- stimmten Nerven zeichnen sich durch bedeutendere Stärke vor den übrigen aus. Durch die Rami anteriores der letzten Cervicalnerven wird ein Plexus bracltialis gebildet, aus welchem e\xv Ramus radia- lis., ulnaris und media/ms hervorgeht. Eben so entsteht durch die- selben Aeste der vorletzten Dorsalnenen ein Plexus cruralis , aus welchem Aeste für die Beckenmuskeln, so wie auch Stämme, welche deir^ A. ohturatorins und cruralis entsprechen, abgehen; durch den letzten Dorsalnerven und die Sacralnerven wird aber ein mit jenem Geflechte in Verbindung stehender Plexus ischiadicus gebildet, aus welchem, ausser untergeordneteren Nerven, ein starker N.' isc/riadicus entsteht, der über dem Unterschenkel in einen A. peroneus^ popliteus und tibialis sich spaltet. 1) Bei den Cheloniern besitzen die beiden ersten Cervicalnerven nur ein« vordere Wurzel. — Man sehe über das Verhalten der Spinalnerven bei den Che- loniem die vortrefflichen Abbildungen von Bojanus. 184 Zweites Buch. Die Reptilien. III. Von den Hirnnerven. §. 80. Sämmlliche Hirnnerven der Reptilien zeigen rücksichtlich ihrer Ur- sprungsstellen aus den Centralorganen des Nervensystemes sehr con- stante, denen der Fische durchaus entsprechende Verhältnisse. Der bei den meisten Reptilien starke JV. olfactorivs entspringt im- mer aus den Ilemisphährenlappen. Er besitzt bei den Batrachiern und Cheloniern gin eigenes, dicht vor den Hemisphären liegendes Tubercu- lum olfactorium^ das bald durch eine Einschnürung deutlich getrennt, bald mit dem entsprechenden Hemisphärenlappen inniger verschmolzen ist. Bei den Sauriern und Crocodileni) fehlt ein solches Tuberculum olfacturinm vor den Hemisphären und der Nerv bildet erst unmittelbar vor seinem Eintritte in das Geruchsorgan eine längliche, mit einer in- neren Höhle versehene Anschwellung. — Der opticu» entspringt aus dem Thalamus opticus und aus der Unterfläche der Vierhügelmassen. Die beiden Nervi optici bilden vor dem I ufundibulum ein Chiasma 2). — Der N. oculorum motorius entspringt an der Grundfläche des Ge- hirnes hinter dem J nfumlibulum von den vorderen Pyramiden. Die Ursprungsstellen beider Nerven liegen immer nahe bei einander. — Der N. trochlearis entspringt, wenn er, wie dies der häufigste Fall ist, als gesonderter Nerv erscheint, an der obern Fläche des Gehirns, von dem hinteren Rande der Vierhügelmasse, zwischen dieser und dem Ce- rebellum. — Der gleichfalls in der Regel selbstständige N. abducens tmtspringt gewöhnlich mit zwei Wurzeln von der Basis des verlänger- ten Markes, dicht neben dessen vorderer Furche. — Der starke N. tri- geminus kömmt mit mehren Fascikeln zur Seite der Medulla oblon- gata zum Vorschein, — Der schwache N. facialis entspringt zur Seite des vierten Ventrikels, dem hier gleichfalls austretenden N. acusticus sehr dicht anliegend. — Der dufcli grosse Weiche ausgezeichnete N. acusticus entspringt vom Boden der vierten Hirnhöhle und theilt sich in zwei Jfauptzweige, von denen bei den nackten Reptilien der eine in den Sack des Labyrinthes, der andere in die Ampullen der halbcirkel- förmigen Canäle sich begibt; bei den beschuppten Reptilien ist gleich- falls der eine Ast für diese Ampullen bestimmt, der andere aber für die Schnecke, und der Sack des Labyrinthes wird von beiden Aesten mit Zweigen versorgt. — Der N. glossopharyngeus entspringt seitwärts vomi verlängerten Marke, bald dem N. acusticus näher gerückt, bald dicht neben dem hier gleichfalls, gewöhnlich mit mehren Wurzeln, her- vortretenden stärkeren N. vagus. — Der N. accessorius entspringt zwi- schen der vorderen und hinteren Wurzel der vordersten Cervicalner- 1) Dies Verhalten finde ich bei Lacerta, Varanus, Monitor und Champza lucius. 2) Vgl. §.85 Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme n. v. cl. Sinnesorganen. 185 von 3), erstreckt sich, snccessive feine Zweige ans dem Rückenmarke aufnehmend, vorwärts und verschmilzt mit dem iV. vagnu. — Der N. hrjpoglosxus entspringt mit einer Wurzel von der Seitenfläche der Me- duHa oblongata unter den Wurzeln des V, vagn». Er tritt durch ein eigenes Loch des Hinterhauptsbeines. [ln Betreff «ler nackten Reptilien s. die Abbild, bei Fischer, Amphibiorum nudorum neurologiae specimen, Berol. 1843, 4. Die Nervenurspriinge der Schild- kröte sind vortrefflich (largestellt A'on Bojanus 1. c. Tab. XXI.] §. 81 . Während die höheren Sinnesnerven bei den nackten Reptilien durch keinen Umstand besonders sich auszeichnen, besitzen andere Hirnnerven bei ihnen merkwürdige Eigenthümlichkeiten. 1. Die Augenmuskelnerven kommen häufig theilweise aus der Bahn des N. trigeminvs. Am selbstständigsten erhält sich der j\erv. oculorum motorins; der, nachdem er zuvor in zwei Aeste sich ge- spalten, gewöhnlich in oglossus ein , und setzt sich als oberflächlicher Hals- stamm, der neben dem H. intestinalis N. vagi verläuft und mit den meisten Halsnerven durch zarte Zweige verbunden ist, bis an den Tho- rax fort. Nachdem er noch Elemente des iV. vagus aufgenommen, bildet er mit denselben das Ganglion thoracicum pritnum^ aus wel- chem zahlreiche für den Plexus cardiacus und pulmonalis bestimmte Fäden hervorgehen. Aus diesem Ganglion setzt sich der Grenzstrang, mehre, dicht hinter einander liegende grauröthliche, schlingenartige An- schwellungen bildend, welche mit den Nerven des Armgeflechtes Ver- bindungen eingehen, nach hinten fort uild communicirt, meist doppelte Schlingen und Bogen bildend, die durch’ Ganglien unterbrochen werden, mit den vorderen Aesten aller Spinalnerven. Ausser kleineren, die In- tercostalarterien begleitenden Zweigen kommen zwei verwickelte, unter einander durch Fäden vei'bundene Geflechte vor; aus dem oberen schwä- cheren gehen Aeste mit der Arteria coeliaca zum Magen; aus dem unteren stärkeren entstehen Zweige, die mit der Art. mesenterica zum Darme treten und andere, die zu den Nieren und den Geschlechtstheilen sich begeben. — Der iV. sympathicus der Ophidier ist durch die schwache Ausbildung seines Hals- und Rumpftheiles ausgezeichnet, so dass man letzteren, obschon mit Unrecht, bisweilen gänzlich geläugnet hat. Bei der weiten Ausdehnung des Ramus intestinalis N. vagi am Darmcanale wird es wahrscheinlich, dass ein grosser Theil seiner Ele- mente in diesem enthalten ist, und dass dieser daher zugleich den ober- flächlichen Halstheil des N. sympathicus repräsentirt. Der Kopftheil beginnt am zweiten Aste des iV. trigeminus bald geflechtartig, bald mit einem Ganglion spheno'idale aus welchem dann Zweige zur Na- senschleimhaut und zur Thränendrüse abgehen. Der Stamm nimmt Verbindungsäste’ vom N. ahducens und N. facialis auf, tritt durch den Canalis Vidianus zum N. glossopl/aryngeus und bildet hier das Ganglion cervicale Supremum., welches wiederum mit dem iV. facialis in Verbindung steht, und aus welchem ein Fädchen zur Kopfarterie und ein in eine Oeffnung des Unterkiefers tretender Zweig hervorgehen. Aus dem Ganglion cervicale supremum verläuft er in der Bahn des Stammes des iV. glossopl/aryngeus zur Austrittsstelle des JV. vagus und von hier weiter zum AT. l/ypoglossus., wo er eine kleine Anschwellung bildet. Dann setzt er sich als mittlerer Halsstamm an der Wurzel der unteren Dornen der Wirbel gelegen, längs der austretenden Nerven- slämme fort, wird bald unkenntlich, lässt sfch aber weiterhin, von der Herzgegend an, wieder wahrnehmen in Gestalt eines von jedem vorde- ren Spinalnervenaste abtretenden R. visceralis. Zarte Schlingen, welche Vergl. Anatomie von Siebold u. Stanuiua. 13 194 Zweites Buch. Die Reptilien. diese äiisserst feinen, mit kleinen Ganglien versehene Rami vitcerales unter einander verbinden, repräsentiren den Grenzstrang. — Bei den Sauriern stellen ein Paar Verbindungszw'eige vom zweiten Aste des N. trigemimis ^ welche bisweilen deutliche Ganglien bilden, das Sphe- noi'dalgeflecht dar. In den vorderen Kopfstamm des N. sympatMcug. der am Boden der Augenhöhle auf dem Gaumenbeine nach hinten ver- läuft, um in den Canalis Vidianvs zu treten, mündet einfach ein Zweig des N. abducens oder auch noch ein vorderer Ast des AT. facialis. Das Verhalten des Kopftheiles an den übrigen Hirnnerven gestaltet sich verschiedenartig. Häufig tritt er ganz in die Bahn dieser Nerven über. So bei Varanus in die gemeinschaftliche Bahn der iV. iV. facialis und glossoj)/tary7igevs worauf er später vermittelst des Ganglion sjtpre- mmn mit dem Ganglion Vagi^ das mit Fäden des Hypoglossus in Ver- bindung steht, communicirt; so bei Iguana zunächst in die Bahn des N. facialis.^ später in die der vereinigten iV. iV. glossopharyngeus^ vagns Vmd hypoglossus ; so bei Chamaeleo in ein Ganglion, welches sämmt- lichen hinteren Hirnnerven und dem ersten Halsnerven gemeinschaftlich angehört. Nachdem er diese auf verschiedene Weise vermittelten Ver- bindungen eingegangen ist, setzt er sich als oberflächlicher Halsstamm, bald eine Strecke weit mit dem Stamme des Vagus verschmolzen, bald früher von ihm sich trennend, abwärts fort, bildet in der Gegend des Armgeflechtes einen Plexus., häufig auch ein stärkeres Ganglion, das mit dem Ganglion thoracicum des Vagus durch Schlingen in Verbin- dung steht und setzt sich später in der Rumpfhöhle als Grenzstrang längs den vorderen Aesten sämmtlicher Spinalnerven unter Abgabe der für die Eingeweide bestimmten Stämme fort. — Der 2V. sympathicus der Grocodile zeigt rücksichtlich seines Verhaltens bedeutende Aehn- lichkeit mit demjenigen der Vögel. Der aus dem Sphenoidalgeflechte des zweiten Astes des iV. trigemirms entstehende vordere Kopfstamm tritt nach Aufnahme des Verbindungszweiges vom N. abducens an das Ganglion Gasseri des N. trigeminus oder in dasselbe, verbindet sich mit dem iV. facialis und glossop/tarytigeus tritt in der Bahn des Stammes des N. glossop/taryngeus zu dem Ganglion des N. vagns und hypoglossus und bildet hier ein mit dieser Anschwellung sehr eng verbundenes Ganglion. Aus diesem Ganglion gehen zwei sympathische Halsstämrae hervor; der eine oder äussere Stamm [Ramus profundus) tritt, wie bei den Vögeln in den Canalis vertebralis colli abwärts, während der andere innere [Sympathicus medius) an den unteren Dornfortsätzen der Halswirbel abwärts verläuft. Die Sympathici medii beider Seiten verschmelzen hier, an den beiden Carotiden oder der un- paaren Carotis liegend, stellenweise zu einem gemeinschaftlichen un- paaren Stamme, trennen sifth aber wieder, um abermals zu verschmel- zen. Der Sympathicus medius steht durch Querschlingen mit dem äusseren im Canale der Halsrippen verlaufenden R. profundus in Ver- Tierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 195 bindung und verschwindet am Ende des Halses als selbstständiger Stamm. Der Sympathien» profundu» schickt, nachdem er aus dem Canali» vertebralis in die Brusthöhle getreten, Verbindungszweige für den JPlex'US pvlmoiiali» des iV. va^us ab und setzt sich dann an der Aus- trittsstelle der vorderen Aeste der Spinalnerven, zweischlingig verlau- fend, als Grenzstrang fort, der die gewöhnlichen Eingeweidenerven bildet. [Das sympath. Nervensystem der Reptilien behandeln, ausser E. H. Weber, Anatoniia compar. N. sympathici, Lips. 1817, 8.: Bojanus, Giltay, Swan, Mül- ler und Vogt. Bojanus gibt auf der XXII., und besonders auf der XXIII. Taf. ausgezeichnete Darstellungen seines Verhaltens bei der Schildkröte (Emys); Swan hat die XV. und XVI. Taf. dem Sympathicus Chelonia, die XVIII. u. XIX. dem der Boa constrictor gewidmet. Vogt beschreibt das Verhalten desselben bei Chelonia, vielen Sauriern und Ophidiem. Müller gibt in seiner vergleichen- den Neurologie der Myxinoiden, Tab. IV. Fig. 3 — 5., Darstellungen desselben von Python, Crotalus und Tejus. — Ueber den N. sympathicus der Cöcilien finden sich einige Bemerkungen bei Fischer 1. c. p. 43. Er beginnt hier am N. facia- lis, tritt zum Glossopharyngeus , mit dem er sich verbindet, und bildet unter dem R. intestinalis N. vagi wegtretend, ein beträchtliches Ganglion, das mit Zweigen des N. vagus in Verbindung steht. Von hier aus erstreckt er sich zum dritten Spinalnerven, der den R. lateralis abgibt. — Auf einen Irrthuin Vogt’s, der den R. descendens Nervi glossopharyngei bei den Crocodilen als Sympa- thicus superficialis beschreibt, ward schon im vorigen §. aufmerksam gemacht.] IV. Von den Geruchsorganen. §. 84. Das Geruchsorgan der Reptilien liegt in Höhlen, deren innerer gewöhnlich pigmentreicher und stets von einem Flimmerepithelium aus- gekleideter Schleimhautiiberzug die Ausbreitungen des Geruchsnerven aufnimmt. Jede dieser paarigen Höhlen besitzt stets eine äussere und eine innere in die Mund- oder Rachenhöhle führende Oeffnung. Letz- tere durchbohrt nur bei den Proteideen die Lippen, wird aber bei allen übrigen Reptilien umschlossen von Knochen des Gaumens. Am meisten fischähnlich ist das Geruchsorgan bei Proteus i); auf seinem Boden finden sich zwei Reihen paralleler Streifen oder Plättchen, welche durch einen Mittelstreifen getrennt werden, eine Bildung, welche sonst nicht wiederkehrt. Der Axolotl und der Salamander besitzen eine weite einfache Nasenhöhle, ohne Sinus, mit theilweise knorpeliger, von Schleim- haut Überzogener Grundlage. Die hintere Nasenöffnung ist der vorde- ren sehr genähert. Dieser letztere Umstand kehrt auch bei den unge- schwänzten Batrachiern wieder; hier geschieht die Oeffnung und Schlies- sung des äusseren Nasenloches, welches bei Pipa etwas röhrig verlän- gert ist, durch Muskeln, die vom Zwischenkiefer entspringen. Die Na- 1) Sr die Abbild, bei Rusconi, Monografia Tab. IV. fig. 9. 13 * 196 Zweites Buch. Die Reptilien. senhöhle selbst besitzt einen, durch ein vorspringendes cartilaginöses Muschelbein in zwei Gänge getheilten vorderen und einen weiteren ein- fachen hinteren Sinus. Die hintere Nasenöffnung ist durch ihre Weite ausgezeichnet. Die vorderen oder äusseren Nasenöffnungen der be- schuppten Reptilien stehen häufig unter Einfluss besonderer Muskeln, welche z. B. bei den Crocodilen sehr ausgebildet sich finden, sind sel- ten röhrig verlängert, wie bei Chelys und Trionyx unter den Chelo- niern, und führen bald in das vorderste Ende der Nasenhöhle, wie bei den Crocodilen, bald in deren vorderen Abschnitt, wie bei den Chelo- niern, Ophidiern und manchen Sauriern, bald etwa in die Mitte der Na- senhöhle, wie bei den Varanen. Alle beschuppten Reptilien besitzen eine knorpelige Grundlage der Nasenhöhle, an deren Boden bei einigen, namentlich den Sauriern, Ophidiern und Crocodilen, noch ein einfach gestaltetes knöchernes Muschelbein sich findet. Die Flächenvergrösse- rung der Nasenhöhle geschieht durch grubenförmige Einstülpungen der auskleidenden Schleimhaut oder zugleich durch Duplicaturen der von ihr überzogenen knorpeligen Grundlage oder durch Bildung grösserer Höhlen, welche mit der eigentlichen Nasenhöhle oft nur durch enge Oeffnungen in Verbindung stehen 2). Während bei den Sauriern und Ophidiern, so wie auch bei den Cheloniern *) der hintere Nasengang etwa von der Mitte des Bodens der Nasenhöhle ausgeht, verlängert sich bei den Crocodilen die Nase canalförmig nach hinten und verläuft in den röhrig gerollten Os pterygo'ideum und Sphenotdeum basilare. Diese weit nach hinten gerückten, dem Eingang in den Kehlkopf genä- herten, sehr dicht neben einandei; gelegenen hinteren Nasenöffnungen können hier durch ein contractiles Velum palatinum verschlossen wer- den. Die Schleimhaut der Nase^ ist immer sehr reich an Cryptae. Eine eigene Nasendrüse “*), deren Ausfuhrungsgang jedoch in den Rachen mündet, ist mit Sicherheit bisher nur bei den Ophidiern und den Vara- nen angetroffen worden. 2) Z. B. beim Crocodil, der Klapperschlange u. A. — Am zusammengesetz- testen ist die Nasenhöhle durch muschelförmige Bildungen des Knorpels bei den Crocodilen und Cheloniem, am einfachsten bei den Sauriern; die Schlangen — ich untersuchte Python — stehen zwischen diesen beiden Extremen. 3) Bei den Cheloniem ist die hintere Nasenöffnung mit zottenfdrmigen Pa- pillen besetzt. 4) Die Nasendrüse der Schlangen, welche sehr allgemein vorzukommen scheint und von Müller entdeckt ist (s. Meckel’s Archiv f. Anatom, u. Physiol., 1829, Bd. 4. S. 70.) liegt zwischen dem Oberkieferbeine und der Seite der Nasenhöhle, bisweilen, wie bei Python, umschlossen von einer in die Nasenhöhle vorragenden Einstülpung des Nasenknorpels. Die von mir aufgefundene Drüse der Varanen liegt unter der Schleimhaut an der hinteren Grenze der hinteren Nasenöffnung. Auch beim Crocodile glaube ich eine lappige Drüse in der Oberkieferhöhle aus- wärts von einem muschelartigen Vorsprunge des Nasenknorpels beobachtet zu haben, deren Ausfiihrungsgang aber zu finden mir nicht gelang. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d, Sinnesorganen. 197 V. Von den Gesichtsorganen. §. 85 . Die Augen der Reptilien sind fast nie von sehr beträchtlicher Grösse ; am umfänglichsten sind sic verhältnissmässig noch bei einigen Batra- chiern und bei den Geckonen; selten sind sie durch ungewöhnliche Kleinheit ausgezeichnet, wie z. B. bei Pipa, Coecilia, Typhlops, oder selbst ganz rudimentär, wie bei den Proteideen, bei Acontias coecus und einigen Scincoi'den i). Sie liegen beständig an den Seiten des Kopfes. Der Bewegungs-Apparat des Bulbus erscheint häufig complicirter, als bei den Fischen, indem bei den meisten Reptilien zu den sonst ge- wöhnlich vorhandenen vier geraden und zwei schiefen Augenmuskeln noch ein im Umkreise des N. opticm liegender, den Bulbus in die Au- genhöhle zuruckziehender M. choanoides s. sugpemorius oculi hin- zukömmt. Hinsichtlich der Augenlider zeigen sich beträchtliche Verschie- denheiten. Bei allen Perennibranchiaten, den Derotremata und Göcilien setzt sich die äussere Haut ununterbrochen über die Augen fort, bei den Proteideen — so wie auch bei Acontias coecus und wenigen Sau- riern — ohne sich merklich zu verdünnen, bei den übrigen dagegen dünn und durchsichtig. Es fehlen also hier, gleich wie bei Pipa unter den Batrachiern, die Augenlider gänzlich. Diese letzteren mangeln auch den Ophidiern und unter den Sauriern der Familie der Geckonen, de- ren Augen von einer durchsichtigen, die Thränen aufnehmenden Capsel bedeckt werden. Diese Capsel besitzt drei Lamellen, von denen die beiden äusseren verdünnte und durchsichtige Fortsetzungen der Epider- mis und Cutis sind, während die innerste in die den Bulbus unmittel- bar überziehende Conjunctiva übergeht. Gegen den inneren Augenwin- kel hin, steht diese Capsel durch einen weiten Gang mit der Nasen- höhle in Verbindung, in welche die Thränen abgeleitet werden. Die übrigen Ordnungen besitzen, ausser einem wenig beweglichen oberen Augenlide, Än beweglicheres unteres, das gewöhnlich, gleich dem oberen, von der unverdünnten äusseren Haut überzogen, bei den Fröschen jedoch sehr gross, dünn und durchsichtig ist. Bei den Sau- riern ist dies untere Augenlid durch den Besitz einer rundlichen Knor- pelplatte gewöhnlich ausgezeichnet; bei einigen Scincoi’den durch eine der Cornea entsprechende durchsichtige brillenartige Stelle, die das Sehen nicht hindert, eigenthümlich characterisirt. Nur die Charaäleonten haben ein rundes Augenlid, das dem Bulbus eine Strecke weit sehr eng anliegt. Zu den genannten beiden Augenlidern kömmt meistens noch ein drittes, 1) Namentlich bei den Gattungen Dibainus und Typhline. 2) Er scheint den Ophidiern allgemein zu fehlen, ist bei den Cheloniern und Sauriern vollkommener, als bei den Crocodilen. 198 Zweites Buch. Die Reptilien. mehr oder minder durchsichtiges, am vorderen oder inneren Augen- winkel gelegenes: die Nickhaul, Membrana nictitans. Sie ist bei den Batrachiern höchstens durch eine schwache Hautfalte ange- deutet, bei den meisten Sauriern, den Cheloniern und Crocodilen aber sehr entwickelt und enthält hier ebenfalls eine Knorpelplatte. Diese Membran kann bald nur über eine kurze Strecke des Bulbus vorgezo- gen werden, wie bei dCn Cheloniern, bald fast den ganzen Augapfel bedecken, wie bei den Crocodilen. Ihre Bewegungen geschehen unter Einfluss eines eigenthümlichen Muskelapparates, dessen Einrichtung bei den einzelnen Ordnungen zwar Verschiedenheiten darbietet, der aber im Ganzen mit dem den Vögeln zukommenden und später näher zu beschreibenden Bewegungsapparate grosse Aehnlichkeit besitzt. Sobald ein ausgebildetes drittes Augenlid vorhanden ist, erscheint auch eine eigenthümliche, am inneren Augenwinkel gelegene, gelappte, meist von einer derben fibrösen Haut umgebene Drüse: die Harder’sche Drüse, deren Ausführungsgang unter der Nickhaut mündet. Eine eigene, gleich- falls gelappte Thränendrüse ist wenigstens bei allen beschuppten Reptilien 3) vorhanden, und namentlich bei den Cheloniern und Ophi- diern, im Verhältnisse zum Umfange des Auges durch bedeutende Grösse ausgezeichnet. Vom äusseren Augenwinkel aus umgibt sie den Bulbus halbringförmig. Ein beträchtlicher Theil derselben liegt bei vielen Opnidiern mehr in der Schläfengrube, als in der Orbita, ist also, vom M. temporalis theilweise bedeckt, den Einwirkungen desselben ausge- setzt. Bei den Cheloniern kann sie durch einen eigenen flachen Muskel, der über einen grossen Theil der Orbita sich ausbreitet und in eine Sehnenhaut übergeht, zusammengedrückt werden.* Bei den Cheloniern ist ein Dnctuit nasalis, der den Thränen Abfluss in die Nasenhöhle verschafiFen könnte, noch nicht nachgewiesen, w'ährend derselbe dage- gen bei den Sauriern und Crocodilen, so wie bei den Ophidiern vor- kömmt. Die bei den Batrachiern knorpelharte, bei den übrigen Reptilien fibröse Sclerotica zeichnet sich bei den Cheloniern lind Sauriern , durch den Besitz eines aus dachziegelförmig über einander liegenden Knochenschuppen gebildeten Ringes aus, der um den Rand der Cornea sich herumzieht ^]. Im hinteren Theile der Sclerotica findet sich bei den Cheloniern häufig noch eine Knorpelplatte. Die Cornea bietet in Betreff ihres Umfanges und ihrer stärkeren oder geringeren Convexität bei den einzelnen Ordnungen und Familien mancherlei Verschiedenheiten dar. Bei den Ophidiern nimmt sie fast 3) Auch (len ungeschwänzten Batrachiern scheint sie zuzukommen; Petit hat sie vor langer Zeit beschrieben. Ich finde sie bei Hyla. 4) Ich vermisse indessen, gleich Tiede mann, den Knochenring bei den Cro- codilen, denen er von Söuimerring mit Unrecht zugeschrieben wird. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 199 die Hälfte des Bulbus ein; bei den Batrachiern und Crocodilen ist sie sehr beträchtlich, bei den meisten Sauriern weniger umfänglich und bei den Schildkröten endlich sehr klein in Verhältniss zum Umfange des Augapfels. Sie ist sehr convex bei den Crocodilen und Ophidiern, we- niger bei den Batrachiern, Sauriern und Cheloniern. Die Chorioidea zeichnet sich gewöhnlich durch ihre Dicke aus und besteht aus den schon den Fischen eigenthümlichen drei Blättern. Allgemein ist das Corpus ciliare mit seinen ciliares ; kurz bei den Batrachiern, .den Ophidiern und Sauriern; diese sind etwas mehr entwickelt bei den Cheloniern und endlich lang und zahl- reich bei den Crocodilen. Die Iris ist bei den Fröschen und mehren Ophidiern durch einen goldfarbenen Pupillarsaura ausgezeichnet. Die Pupille bietet manche Form Verschiedenheiten dar; gewöhnlich kreis- rund, erscheint sie bei den Crocodilen rhomboidal und bildet bei den Fröschen im Zustande der Contraction ein stumpfwinkliges Dreieck, w^äh- rend sie, erweitert, kreisrund erscheint. Der Sehnerv bietet sehr abweichende Verhältnisse von demjenigen der Fische dar. Die Tractus optici werden bei mehren beschuppten Reptilien durch eine partielle bandartige Commissur der Fasern ver- bunden und bilden dann ein Chiasma, neben welchem eine blätterför- mige Kreuzung der innersten Portion der Sehnerven Statt hat 6). Jeder Sehnerv tritt gewöhnlich etwas auswärts von der Axe des Bulbus in diesen ein. Bei vielen Sauriern erstreckt sich von der Eintrittsstelle des iV. opticus aus durch den Glaskörper, keilförmig bis zum unteren Theile der Linsencapsel dringend, der mit schwarzem Pigmente überzogene, gefässreiche Kamm, Pecten s. Marsupium, welcher dem gleichna- migen Gebilde des Vogelauges entspricht, aber durch den Mangel der Falten oder durch eine sehr geringe Zahl derselben sich auszeichnet. Bei den Crocodilen findet sich blos eine schwache Andeutung dieses Gebildes s), das den übrigen Reptilien fehlt. An der Retina der Reptilien ist die Stäbchenschicht, der Choroidea zugewandt [Membrana Jacobi\ sehr deutlich. Die Stäbe erscheinen als durchsichtige, dicke sechseckige Säulen 9). 5) Z. B. bei Iguana. 6) Vgl. darüber besonders Carus, Versuch einer Darstell, des Nervensyste- ines, S. 188. lab. 3. Fig. XIX. und J. Müller, Vergl. Physiol. d. Gesichtssinnes, S. 132. Tab. UL Fig. 17. 18. 7) Der Kamm ist gefunden bei Lacerta, Anguis, Iguana, Monitor. Bei Iguana bildet er zwei Falten und ist sonst einfach. 8) Nach Sömmerring’s Angabe 1. c. p. 39. 9) Vgl. die ausführlicheren Angaben von Hannover in Mülle r’s Archiv 1840, S. 320. und 1843, S. 314. (Schildkröte.) — Lerscb, De retinae structura microscopica, Berol. 1840. (Frosch.) 200 Zweites Buch. Die Reptilien. GcsifiU und Dimension der in ihrer Capsel eingeschlossenen Linse «ind bei den verschiedenen Ordnungen verschieden. Sie ist sehr gross bei den Batrachiern, verhältnissraässig unbeträchtlicher bei den übrigen Ordnungen und sehr klein bei den Chelonicrn, In der Regel ist sie nicht mehr kugelrund, sondern vorn etwas flacher als hinten, was be- sonders bei den Sauriern deutlich ist. Die vordere Augenkammer und die Masse des Humor aqueus ist immer unbeträchtlich. Auch der Glaskörper ist — mit Ausnahme der Chelonicr, bei welchen er durch seinen Umfang sich auszeichnet — unbedeutend. Die Membrana hy- aloidea ist bei vielen Reptilien, namentlich bei den Batrachiern und Ophidiern, durch ein reiches Gefässnetz, dem das Blut durch eine Ci- liararterie zugeführt wird, eigenthümlich charakterisirt w). [Man vgl. über das Gesichtsorgan der Reptilien: Blainville, Princ. d’anat. cüinp., p. 411. sqq. D. W. Soeminerring, De ocul. sect. horizont., Gott. 1818, fol. p. 56 sqq. Ueber das Auge der Frösche: Petit in den Mem. de Tacademie d. scienc., Paris 1737; über das Auge von Testudo mydas: Albers, Münchener Denkschr. 1808, S. 81. Ueber Emys europaea die schönen Abbildungen bei Bo- janus 1. c. Tab. XXVI.^ über das Auge des Chamäleon: Treviranus, Beob- achtungen a. d. Zootom. u. Physiol., S. 95 fE.] VI. Von den Gehörorganen. §. 86. Das Gehörorgan bietet je nach den verschiedenen Ordnungen der Reptilien merkwürdige Verschiedenheiten dar. Schliesst sich seine Organisation bei den niedrigsten Ordnungen dieser Glasso eng an die den Fischen, und namentlich den Plagiostoinen , eigenthümliche an, so findet andererseits zwischen dem Gehörorgane der Crocodile und dem- jenigen der Vögel kaum ein irgend bedeutender Unterschied mehr Statt. ' — Das Labyrinth der nackten Reptilien wird stets von dem Os petrosum umschlossen. Es besteht aus drei halbcirkelförmigen Canälen, welche rücksichtlich ihrer Verbindung und ihrer Ampullen bei den einzelnen Gattungen mancherlei besondere Eigenthümlichkeiten darbieten, stets aber in den Sack [Saccus vestihvli) einmünden. Die- ser letztere enthält ein aus kohlensaurer Kalkerde bestehendes Concre- ment und liegt in der hinteren Grube des Vestibulum, dessen ganze Höhle mit einer anscheinend milchigen, aus mikroskopischen Krystallen bestehenden Flüssigkeit angefüllt ist. Dasselbe besitzt stets eine Fe- nestra ovalis, welche bald nur durch ein ovales cartilaginöses Deckel- chen [Operculum]^)^ bald durch dieses und ein stielförmiges Knöchel- chen 2), bald auch noch, ausser dem Opcrculum-, durch eine dünne 10) Vgl. Hyrtl in den Med. Jahrb. des Oesterr. Staates, Bd. 15. Jahrg. 1838. 1) Coecilia, Amphiuma, Menopoma, Proteideen. — 2) Siredon. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. cl. Sinnesorganen. 201 Membran verschlossen wird *). Bei vielen nackten Reptilien, namentlich bei den Cöcilien, den Derotremata, den Proteideen, den Salamandrinen und einer Familie der ungeschwänzten Batrachier '•) , wird dies ovale Fenster mit seinem Deckelchen, in Ermangelung einer Trommelhöhle, unmittelbar von Muskeln und Haut bedeckt. Aber schon bei der Mehr- zahl der ungeschwänzten Batrachier gesellt sich eine hinter dem 0* quadratum gelegene Trommelhöhle mit Eustachischer Tuba und weiter ausgebildeten Gehörknöchelchen hinzu. Bei den meisten s] ist die Trommelhöhle noch zum Theil knorpelig, und das hier häutige, bald frei, bald unter der Haut verborgen liegende Trommelfell ist über einem oben an dem Os quadratum befestigten Knorpelringe ausgespannt. In diesem Falle sind, mit Einschluss des Operculum, drei Gehörknöchel chen vorhanden und die Paukenhöhle dringt auch noch nicht bis zur Fenestra ovalis vor, sondern ihre Membran befestigt sich, nachdem sie das mittlere Gehörknöchelchen überzogen, an das Os petrosum. Die Tuba Eustachii bildet einen kurzen Canal und beide Tuben öffnen sich von einander getrennt im Schlunde. Bei einer anderen Familie der iingeschwänzten Batrachier«) ist dagegen die Trommelhöhle schon ganz von knöchernen Wänden umschlossen und statt des Trommelfelles findet sich ein knorpeliger Deckel auf dem Eingänge der Trommelhöhle. Ausser diesem ist nur noch ein langes krummes Knöchelchen vorhan- den, das mittelst eines kleinen Scheibchens die Fenestra ovalis schliesst. Zugleich öffnen sich die beiden Tuben mit einer einfachen Mündung im Rachen. — Bei den beschuppten Reptilien erlangt das Labyrinth durch das Auftreten einer Schnecke mit einer Fenestra rotunda^ welche hier noch zu dem ein oder mehre Steinchen enthaltenden Sac- cus vestibuli und zu den drei halbcirkelförmigen Canälen sich hinzu- gesellt, eine höhere Ausbildung. Trotz dieser weiteren Entwickelung des Gehörlabyrinthes kann aber die Trommelhöhle nebst dem Trommelfelle wieder gänzlich mangeln, wfie bei allen Ophidiern und vielen schlangen- ähnlichen Sauriern, während sie den Cheloniern und Crocodilen ohne Ausnahme zukömmt. Zur Umschliessung des Labyrinthes tragen bei den beschuppten Reptilien stets mehre Knochen bei: bei den Ophidiern und Sauriern das Os petrosum und occipitale laterale^ bei den Crocodilen ausser diesen Knochen auch noch das Occipitale superius^ bqi den Cheloniern aber das Os petrosum und occipitale externum, — _ Am einfachsten ist die Bildung der Schnecke bei den Cheloniern. Sie zeigt sich in Gestalt eines rundlichen membranösen Sackes, der in einer ähn- lich gestalteten grossentheils von Knochensubstanz gebildeten Höhle ent- halten ist. Diese Schnecke besitzt eine durch eine Membrana tympani secundaria verschlossene Fenestra rotunda und cornmunicirt ausserdem 3) Salainandra maciilata. — k) Bombinator, Pelobates, Teluiatobius, Phry- niscus. — 5) Uaua, Hyla, Bufo. — 6) Pipa, Xenopus. 202 Zweites Buch. Die Reptilien. durch einen engen häutigen Canal mit dem Saccus vestihuli. — Weiter ausgebildet und fast vollkommen mit der der Vögel übereinstimmend zeigt sich die Schnecke bei den Ophidiern, den Sauriern und besonders den Crocodilen. Ein kurzer am Ende etwas erweiterter Canal mit einer durch eine Membrana tympani secundaria verschlossenen Fe- nestra rotunda stellt die Schnecke dar. Ein Knorpelring im Innern dieses Knochencanales bietet den häutigen Theilen eine feste Stütze dar und theilt die Schnecke in zwei Abtheilungen: eine Scala tympani s, externa und eine Scala vestibuli s. interna^ welche letztere in die Höhle des Vestibulum sich öffnet. Zwischen den Schenkeln des Knor- pelringes, die am vorderen Ende vereinigt sich schlauchförmig umbiegen, ist eine Membran gelegen, auf welcher der iV. cochlearis^ wie auf einer Spirallamelle sich ausbreitet. Ausser einer Gefässhaut findet sich im Innern der knöchernen Schnecke noch eine oberflächliche Membran, welche nach vorn mit dem schlauchförmigen Theile des flahmens die Flasche, JLagena^ bildet, welche Krystalle von kohlensaurer Kalk- erde enthält. — In Betreff der Paukenhöhle kommen bei den be- schuppten Reptilien grosse Verschiedenheiten vor. Den Ophidiern fehlt sie ganz. Das ovale Fenster wird bei den Ophidia macrostomata durch ein langes zwischen den äusseren Muskeln liegendes Gehörknö- chelchen [Columella] geschlossen; bei den Ophidia microstomata ist letzteres sehr kurz, stellt bisweilen nur eine unregelmässige Platte dar und scheint bei einigen selbst ganz zu fehlen. — Bei den Cheloniern wird die Fenestra ovalis durch ein Operculum verschlossen ; an dieses stösst die lange Columella. Die Paukenhöhle ist durch ein knöchernes Septum in zwei Abtheiliingen zerfallen, welche nur durch den Canal, der die Columella aufnimmt, verbunden sind. Die äussere Abtheilung wird nach aussen durch ein ausschliesslich am Quadratbeine befestigtes Trommelfell, zwischen dessen Lamellen ein scheibenförmiges Knorpelstück liegt, an das die Columella angeheftet ist, verschlossen. Diese äussere Abthei- lung setzt in die kurze Tuba sich fort. In die innere Abtheilung, das Antivestibulutn nachBojanus, mündet eine weite im Os mastoidenni enthaltene Höhle. — Bei den Sauriern w'ird die Paukenhöhle nur zum Theil vom Quadratbeine gebildet, zum Theil aber ist sie von Haut oder von den Muskeln des Unterkiefers und des Zungenbeines umgeben. Selten fehlt das sonst gewöhnlich, wie bei den meisten übrigen Reptilien, nach aussen etwas convexe Trommelfell ganz 7) ; in der Regel ist es vorhan- den, aber nur vorn am äusseren Rande des Quadratbeines, hinten und unten dagegen mit einem knorpeligen Ringe an der Membran der Pau- kenhöhle befestigt. Das Trommelfell liegt bald frei, bald ist es auswärts von Muskeln und Haut bedeckt. Die Tuba Eustachii ist kurz und weit und stellt eigentlich nur einen verengten Abschnitt der Mundhöhle dar. 7) Z. B. Chamaeleo, Anguis u. A. Fünfter Abschnitt. Von den Verdauungs- Organen. 203 Es sind drei Gehörknöchelchen vorhanden: das das ovale Fenster schliessende Operculum, die Columella und ein kleines Knorpelstück, das, mit der Columella verbunden, an das Trommelfell sich befestigt. — Bei den Crocodilen steht die knöcherne Paukenhöhle in Verbindung mit zahlreichen Zellen, welche in allen benachbarten Knochen sich finden. Der Gehörknochen besitzt ein dreieckiges Operculum und läuft gegen das Trommelfell hin in drei Spitzen aus. Vorn und unten mündet die Tuba ein, deren Canal theils knöchern, theils häutig ist. Das grosse ovale Trommelfell ist theils am Quadratbeine, theils am 0« maitdideum befestigt. Eine das Trommelfell bedeckende muskulöse doppelte Klappe erscheint als erste Andeutung eines äusseren Ohres*). [Man vgl. über das Gehörorgan der Reptilien vorzüglich C. J. H. Windisch- niann, De jienitiori auris in ainphibiis structura, Lips. 1831, 4., mit Abbild. Ausserdem die schon §. 31. angef. Schriften von Scarpa, Huschke, Steifen- sand und Krieger, die Abbildungen von Bojanus Tab- XXVI. und besonders den reichhaltigen Aufsatz von Müller in Tiedemann u. Treviranus, Zeit* Schrift Bd. V. — S. auch Mayer’s Analekten f. vergl. Anat. an mehren Stellen.] Fünfter Abschnitt. Von den VerdauungS’Organen. I. Vom Gebisse. §. 87. Nicht allen Reptilien kommen Zähne zu, welche einigen Batra- chiernQ und sämmtlichen Cheloniern fehlen. Die zur letztgenannten Ordnung gehörigen Thiere besitzen, statt der Zähne, Hornscheiden an den Kiefern, welche bei den fleischfressenden Gattungen mit scharf- schneidenden Kanten versehen, bei den Pflanzenfressern dagegen stum- pfer sind. Bei der Gattung Siren allein kommen solche Hornscheiden gleichzeitig mit Zähnen vor. Die Zähne der übrigen Reptilien dienen fast nur zum Ergreifen und Halten der Speisen, nicht aber zu ihrer Zerkleinerung. — Die Zahlenverhältnisse der Zähne bieten bei den ver- schiedenen Gattungen keine so beträchtlichen Schwankungen dar, als 8) Das schon bei den Fischen vorhandene Septum der Ampullen der halbcir- kelförmigen Canäle findet sich, wie Steifensand 1. c. gezeigt hat, bei den be- schuppten Reptilien wieder und dient, wie dort, den Nervenausbreitungen zur Grundlage. Bemerkenswerth ist es, dass bei den beschuppten Reptilien das Se- ptum der äusseren Ampulle einfacher construirt ist, als das der vorderen und der hinteren. Bei den Schildkröten hat das Septum in der Mitte nur einen erhabe- nen Umbo; in der äusseren Ampulle ist nur die Hälfte des Septum vorhanden. — Bei den Crocodilen und Sauriern ist die äussere Ampulle, wie bei den Schildkrö- ten; die anderen haben eine kreuzförmige Bildung. — 1) Zahnlos ist Pipa. 204 Zweites Buch. Die Reptilien. dies bei den Fischen und den Säugthieren der Fall ist. Zähnetragend sind oft allein die Kiefer, bald mit Einschluss der Zwischenkiefer, wie bei den Crocodilen und vielen Sauriern, bald mit Ausschluss derselben. Oft aber sind auch Kiefer und Knochen des Gaumens mit Zähnen be- setzt; bald die Ossa pterygoidea allein, wie bei Iguana, bald die Ossa pterygdidea und palatina^ wie bei den meisten Ophidiern und vielen Sauriern, bald die Vomer, wie bei den meisten Batrachiern 2 ). Selten ist, ausser den beiden Vomer, auch der Keilbeinkörper mit Zähnen be- setzt, wie bei Salamandra glutinosa. — Der Intermaxillarknochen fast aller Ophidier — mit Ausnahme von Tortrix und Python — ermangelt der Zähne; bei den meisten ungeschwänzten Batrachiern fehlen sie im Unterkiefer. — Als seltene Ausnahme durchdringen bei Deirodon scaber die verlängerten und von Dentine überzogenen Processus spinosi in- feriores mehrer Rückenwirbel die Wandungen des Oesophagus zahn- artig *). — Die Zähne der Kiefer stehen, mit einziger Ausnahme von Coecilia, in einer Reihe. In mehren Reihen stehen die Zähne der Ossa pterygdidea der Saurier, so wie die des Vomer, der Gaumenknochen, des Opercularstückes des Unterkiefers und des Keilbeines bei den ver- schiedenen Gattungen der nackten Reptilien. — Gewöhnlich sind die Zähne conisch ; sie sind häufig mehr oder minder hakenartig gekrümmt, mit mehr oder weniger scharfer Spitze versehen. Rücksichtlich ihrer Länge und Dicke bieten sie grosse Verschiedenheiten dar. Auf Quer- durchschnitten erscheinen sic kreisrund, elliptisch oder oval. Bisweilen sind sie seitlich fein gezähnelt oder gegen die Spitze hin mehrfach ein- gekerbt ■*). Am längsten und am spitzigsten, und zugleich bis in die Nähe, der Spitze von einer häutigen Scheide umgeben, ist die Zahnkrone bei den meisten Schlangen; die Aussenfläche der Zahnkrone ist meist glatt; sie ist mit einer Längsfurche versehen bei vielen Ophidiern, von deren Giftzähnen später gehandelt werden soll s). Die Hinterzähne der Cro- codile tragen am Ende eine warzenförmige Erhabenheit, die durch eine halsartige Einschnürung abgegrenzt ist. — Gewöhnlich sind die Zähne der Reptilien durch Anchylose mit den sie tragenden Knochen verbun- den. Sehr viele Saurier besitzen die Eigenthümlichkeit, dass nur die Aussenfläche ihrer Zähne an der äusseren Alveolarplatte der Kiefer be- festigt ist, die Innenfläche derselben, bei dem Mangel einer inneren Al- veolarplatte dagegen frei liegt 6). Man nennt diese Familie daher Pleu- 2) Hier fehlen die Zähne hei Xenopiis. 3) Von Jourdan entdeckt. S. die Abbild, bei Bächtold (Rapp), Unter- suchungen über die Giftwerkzeuge der Schlangen, Tübing. 1843, 4. 4) Bei einigen Varanen, bei Iguana, Dicrodon, Acrantes, Ciieinidophorus u. A. 5) §. 107. Gefurchte Zähne nicht giftiger Schlangen sind angetroffen bei Homalopsis, Dispholidus, Psainuiophis, Corouella rhombeata, Coluber plumbeus und einigen Arten von Herpetodryas, Dryiophis und Dipsas. 6) Bei den meisten Scincoiden, Iguanoi'den, vielen Lacerten, den Charaäleonten. Fünfter Abschnitt. Von den Verdauungs- Organen. 205 rodonten. Andere, bei denen die Zähne dem Kieferrande gleichsam angelöthet erscheinen 7), heissen Acrodonten. Bei anderen nackten und beschuppten Reptilien ruhet die Basis der Zähne in einer seichten Al- veole «). In die Reihe der Zahnbildungen gehört noch eine lange, platte, gekrümmte Bewaffnung des Zwischenkiefers bei reifen Schlangen - und Eidechsen -Embryonen, welche später verschwindet und wahrschein- lich zum Durchbrechen der Eischale dient 9). [Man Tgl. über die Zähne der Reptilien Cu vier in den Recherches sur les ossem. foss. und Owen, Odontography Part. 2.] II. Von der Zunge. §, 88 . Nur wenige Batrachier sind durch völligen Mangel der Zunge aus- gezeichnet und besitzen am Boden der Mundhöhle nur flache Runzeln i). Bei den Protei'deen, den Cöcilien und den Salamandrinen ist die Zunge mehr oder minder klein und am Boden der Mundhöhle angewachsen. Bei den meisten ungeschwänzten Batrachiern ist sie hinten ganz frei, so dass sie umgeschlagen werden kann^), eine Regel, von welcher jedoch mehrere Hylae eine Ausnahme bilden. Bei den Ophidiem ist sie lang, schmal, glatt, vorn in zwei tief getheilte Spitzen ausgezogen und in einer durch Verlängerung der Mundhaut gebildeten Scheide ein- geschlossen, die am Eingänge der Mundhöhle eine zu ihrem Durchtritte bestimmte Oeffnung besitzt 3). Diese Scheide kömmt unter den Sauriern den Varanen zu und findet sich auch unbedeutend und weit nach hin- ten gerückt bei den Ghamäleonten. Die Zunge ist bei den Sauriern (mit Ausnahme der Ghamäleonten, wo die lange cylindrische, eigenthümlich vorstreckbare Zunge vorn knopfförmig endet) vorn und häufig auch hinten gespalten. Der Grad der vorderen Spaltung ist höchst verschie- den, sehr unbeträchtlich bei den Geckonen, den Iguanidae und den Scincoiden, bedeutender bei den Lacertoiden und am bedeutendsten bei den Varanen (Fissilingues), deren Zunge auch durch ihre Länge und Schmalheit völlig schlangenähnlich sich verhält. Bei der Mehrzahl der übrigen Saurier ist sie breit, kurz, dick oder flach und mehr oder we- niger frei beweglich. Bald ist sie ganz glatt ^), bald vom glatt und hinten warzig oder schuppig, bald halb mit Schüppchen, halb mit Fäd- chen besetzt 5) , bald nur mit kleinen Schüppchen pflasterartig besetzt 6), 7) Istiunis, einige Iguano’iden. — 8) Cöcilien, Batrachier, Geckonen, Ophi- (licr u. s. w. — 9) Siehe Müller in seinem Archiv 184 J, S. 329. 1) Die Aglossa: Pipa, Xenopus. 2) Die Zungenform ist bei den Thieren dieser Ordnung zu systematischer Unterscheidung der einzelnen Gattungen vielfach benutzt worden. 3) So verhält sie sich auch bei den anomalen Microstomata : Typhlops, Rhin- ophis, Tortrii. 4) Varanen. — 5) Pseudopus. — C) Bei vielen ScincoYden, Seps. 206 Zweites Buch. Die Reptilien. bald endlich gewinnt sie durch feine, weiche, lange dichtstehende Pa- pillen oder Zotten ein sammtartiges Ansehen 7). — Bei den Cheloniern ist die Zunge kurz, flach und breit; bei den See- und Süsswasser- Schildkröten von einem harten, dicken Epithelium überzogen, bei den Landschildkröten dagegen mit dichten, langen, weichen Zotten besetzt. — • Bei den Grocodilen ist die flache, breite, fast ganz am Boden der Mundhöhle angewachsene und durchaus nicht vorstreckbare Zunge, mit Ausnahme einzeln stehender Gryptae, glatt«). III. Von den drüsigen Organen der Mund- und Rachenhöhle. §. 89 . Lippendrüsen oder Kieferdrüsen, von einfachem Baue und mit zahlreichen Oeffnungen vor den Kieferzähnen mündend, kommen bei vielen Ophidiern und Sauriern i) längs des Ober- und Unterkiefer- randes vor. Bei den giftigen Schlangen sind sie bei oft geringer Aus- dehnung des Oberkiefers klein oder ganz fehlend, bei den übrigen da- gegen gewöhnlich sehr lang. Mit der Glandula labialis superior hangt bei vielen nicht giftigen Schlangen 2 ) eine rücksichtlich ihrer Lage mit der Giftdrüse, rücksichtlich ihres Baues mit den Lippendrü- sen übereinkommende grosse Speicheldrüse ziemlich innig zusammen, deren Ausführungsgang in die Furche eines Zahnes übergeht. — Eine auf dem Boden der Mundhöhle, unter der Zunge liegende Masse ein- facher Drüschen [Glandula sublin^ualis] *), deren zahlreiche Ausfüh- rungsgänge das Secret in die Mundhöhle führen, kömmt bei vielen Ophidiern und Sauriern vor und ist auch bei Landschildkröten be- obachtet. — Auch das Secret der Nasen- und Thränendrüse gelangt mei- stens in die Mundhöhle. Tonsillen sind bisher nur bei den Grocodilen angetroffen wor- den *). [Man vgl. über diese Drüsen besonders J. F. Meckel in seinem Archiv f. Anat. u. Phys., 1826, S. 1. mit Abb. ; Müller, Gland. secem., p. 57. Tab. VI. fig. 4. 5.] 7) Iguana. — 8) Vergl. Carus und Otto, Heft 4. Tab. 5. (Chamaeleo) ; Duvernoy, Mem. de la soc. d’hist. nat. de Strasbourg, T. 2. 1) Bei den Ophidiern sehr allgemein vorhanden; auch bei vielen Sauriern, namentlich bei den Monitores, Iguanidac, Lacerto'ideae, Scinco'ideae , Anguis, Pseudopus. 2) Hierüber haben gehandelt Schlegel in den Nov. Act. Acad. Leop. Carol., T. XIV. P. 1. p.l43. Tab. XVI. und Duvernoy in den Ann. d. sc. nat, T. XXX. 1833. p. 26. Hierher gehören die Gattungen Dipsas, Homalopsis, Dryophis, Den- drophis. — 3) S. die Abbild, bei Meckel 1. c. Fig. 8. 4) Ich finde sie sehr stark bei allen Grocodilen. Sie liegen hinter den hin- teren Nasenöffhungen zur Seite der Rückenwand des Pharynx und erscheinen an jeder Seite als fünf bis sechs sehr weite, quer gestellte, durch starke Schleim- hautfalten unterbrochene Einstülpungen der Schleimhaut, an deren Boden Zellen sich finden. Fünfter Abschnitt. Von den Verdauungs- Organen. 207 IV. Vom Tr actus intestinalis. §. 90 . Der Verdainingscanal der Reptilien liegt immer innerhalb der Bauch- höhle, welche, mit einziger Ausnahme der Crocodile, bei denen, die Pe- ritonealcanäle frei und offen durch eine an der Basis des Penis oder der Clitoris jederseits befindliche Oeffnung in die Cloake ausmünden, geschlossen zu sein pflegt. — ~ Fettansammlungen finden sich zwischen den Bauchfellplatten bei den Salamandrinen und den ungeschwänzten Batrachiern längs des Innenrandes der Geschlechtstheile, bei den Ophi- diern und den Sauriern an der unteren oder Bauchwand des Perito- neum. Dies Bauchfell ist sehr oft mit schwarzem Pigmente überzogen und umhüllt, ausser dem Tr actus intestinalis und seinen drüsigen Anhängen, auch die Lungen und die keimbereitenden Geschlechtstheile nebst deren Ausführungsgängen. Nachdem das Bauchfell die Lungen überzogen, bildet ps durch die Vereinigung seiner Platten die soge- nannten Liigamenta pulmonum^ welche häufig in die serösen Ueber- züge der Geschlechtstheile sich fortsetzen; von der Leber, die es sack- förmig einhüllt, pflegt es — mit Ausnahme der Ophidier — als Liga- mentum hejyatico-gastricum zum Magen zu treten, diesen einzuhüllen und das die Milz umschliessende Mesogastrium zu bilden, welches ein Theil des -eigentlichen Mesenterium ist. Dieses letztere folgt gewöhnlich den Windungen des Darmcanales — eine Regel, von welcher jedoch diejenigen Ophidier eine Ausnahme machen, bei denen der Darm aus sehr kurzen fast spiralförmigen Windungen besteht, welche letzteren nur durch dichtes Zellgewebe zusammengehalten und mit dem Darm- canale von einer weiteren Bauchfelltasche umschlossen werden J). Die Bildung des Tractus intestinalis ist am einfachsten bei den nackten Reptilien, wo die ziemlich lange, in der Regel noch mit einem Flimmerepithelium ausgekleidete Speiseröhre in den einfachen, anfangs erweiterten, später sich verengenden Magen trichterförmig über- geht. Dieser verläuft meistens gerade, ist jedoch bisweilen quer ge- stellt 2) und bildet nur bei wenigen Batrachiern einen kleinen Blind- sack s). Er ist bei] einigen Gattungen durch einen Pförtnervorsprung vom Mitteldarme getrennt <). Speiseröhre und Magen zeichnen sich ge- wöhnlich vor den übrigen Abschnitten des Darmcanales durch beträcht- lichere Dicke ihrer Muskelhaut und durch die Längsfalten, welche ihre 1) Die Verhältnisse des Bauchfelles können hier nicht specieller erörtert wer- den. Ich verweise auf Robert, De ligainentis ventriculi liberis peritonaei plicis etc., Marb. 1840, 4., und in Betreff der Crocodile auf: Owen, Proceed. of the zool. society, Part. 1. 1831. p. 139. und Martin, ibid. 1835. p. 129. 2) Bei Pipa. Hier ist der Pharynx sehr weit und runzelig. Die mit Längs- falten versehene Speiseröhre geht durch eine leichte Krümmung in den dickwan- digen, eigentlichen, quergestellten Magensack über. 3) Bei einigen Bufonen. ~ 4) Bufo. 208 Zweites Buch. Die Reptilien. Schleimhaut bildet, aus. Die Magenschleimhaut besitzt gewöhnlich kleine verzweigte DrUschen. — Der verhältnissmässig kurze, nur bei den Lar ven der Batrachier lange Darmcanal, welcher bei Pipa mit einem glok- kenförmig erweiterten Duodenum beginnt, zerfällt bei den Prote'ideen und einigen anderen Gattungen noch nicht m einen Mittel- und After- darm. Diese unterscheiden sich dagegen bei den Salamandern und un- geschwänzten Batrachiern, bald durch verschiedene Weite, bald durch eine blindsackartige Erweiterung am Anfänge des Afterdarraes s), bald durch das Vorkommen einer Klappe an ihrer Grenze®), so wie durch abweichende Texturverhältnisse ihrer Schleimhaut. Die Flächenver- grösserung der Schleimhaut ist, namentlich im Milteldarine, durch dichte, gewöhnlich wellenförmige oder zickzackförmige, oft sich verbindende Längsfalten, selten durch Zottenbildung 7) bewerkstelligt. Bei den Ophidiern bilden Speiseröhre und Magen einen unun terbrochenen Längscanal, denn nur selten findet sich an der Cardia eine blindsackartige Erweiterung ®). Die verhältnissmässig lange und weite Speiseröhre unterscheidet sich von dem Magen nur durch dünnere Wan- dungen und minder zahlreiche Faltungen der Schleimhaut, welche letz- teren sehr beständig der Länge nach verlaufen. Der sehr erweiterungs- fähige, nur ausnahmsweise zwei durch eine Klappe geschiedene Säcke 9) besitzende, gleich der Speiseröhre, mit kleinen Schleirnhautdrüschen dicht besetzte Magen zerfällt in den eigentlichen gerade abwärts stei- genden dickwandigen Magensack und den kurzen, engeren, darmförmi- gen, dünnhäutigeren, bald geraden, bald gebogenen oder selbst gewun- denen Pförtnertheil. Dieser ist mehr oder weniger deutlich vom Mittel- darme gesondert; bald durch eine kreisrunde Klappe lo)^ bald durch einen unbeträchtlichen blinden Vorsprung bei gleichzeitiger Verdickung der Wandungen 11). Der häufig durch dünnere Wände ausgezeichnete Dünndarm verläuft selten ganz gerade 12 ), bildet vielmehr meistens zahl- reiche kurze, durch Zellgewebsbrücken an einander geheftete Windun- gen 1 *). Bald ist er anfangs erweitert, um später sich zu verengen n), bald bleibt er durchgängig ziemlich weit is). Bei einigen Ophidiern ist er durch den Besitz von spiralförmig gewundenen Klappen, welche in- wendig starke Vorsprünge, ja Septa bilden, ausgezeichnet i®), bei andern bleibt er einfach. Die Schleimhaut des Dünndarmes besitzt meistens zahlreiche Längsfalten, welche bisweilen durch Querfalten verbunden 5) Sehr deutlich namentlich hei Pipa zu Anfang des sehr kurzen und weiten Dickdarmes. Auch hei einigen Bufonen. — 6) Rana, Hyla. 7) Bei Salamandra im Anfänge des Mitteldarmes. — 8) Trigonocephalus. 9) Bei Acrochordus javanicus nach Fohmann (Froriep’s Notizen 958.). 10) Crotalus, Trigonocephalus, Vipera, Bungarus, Pelamis. — ■ 11) Python. 12) Python, wo der Dann überhaupt sehr kurz ist; auch Boa. 13) Vipera, Hydrophis, Elaps, Coluber natrix, C. variabilis u. v. A. 14) Boa. — 15) Hydrophis. — 16) Python. Fünfter Abschnitt. Von den Verdauungs- Organen. 209 sind, wodurch denn bald grössere längliche, bald kleinere viereckige Maschen entstehen. In anderen Fällen sind blattförmige Vorsprünge oder Zotten vorhanden. Vom Afterdarme ist der Mitteldarm gewöhnlich deutlich gesondert, bald durch einen kreisrunden Wulst bald durch eine häutige Klappe i 9 ). Der Afterdarm zeichnet sich häufig durch be- trächtlichere Weite aus und beginnt bisweilen mit einem Blindsack 20). Gewöhnlich ist der Afterdarm durch eine 21], seltener durch zwei 22) innere Scheidewände in zwei oder drei Abtheilungen zerfallen, welche durch mehr oder minder enge Oeffnungen jener Klappen oder Septa mit einander communiciren. Was die innere Textur des Afterdarmes anbetrilTt, so ist seine Schleimhaut bald glatt, bald bildet sie Längsfal- ten; endlich kommen bisweilen in seinem letzten Abschnitte Querfalten oder wirkliche Yalvnlae conniventes vor. Bei den Cheloniern besitzt die gewöhnlich muskulöse und dick- wandige Speiseröhre inwendig meistens einfache Längsfalten, zwischen welchen zahlreiche Cryptae verkommen, ist aber bei den Seeschildkrö- ten mit Zahlzeichen, langen, conischen, abwärts gerichteten Papillen be- setzt. Der dickwandige Magen ist länglich, cylindrisch gewunden oder mehr quer gestellt. Seine Schleimhaut bildet gewöhnlich Längsfalten und besitzt zahlreiche Drüsenöffnungen. Seine Portio pylorica ist durch einen kreisrunden Wulst oder durch eine Schleimhautfalte vom Darme abgegrenzt, welcher letztere bei den pflanzenfressenden Gattungen durch grössere Länge vor dem der Carnivoren sich auszeichnet. Der Darm zerfällt häufig, obschon nicht immer, in einen Mittel- und Afterdarm, welche bald durch verschiedene Weite sich unterscheiden, bald durch eine wirkliche Klappe 23) oder selbst durch einen an dem Anfänge des Afterdarmes vorhandenen Blindsack gesondert sind. Selten ist der Afterdarm länger, als der Mitteldarm 24). Die Schleimhaut des Mittel- darraes besitzt oft einfache oder verbundene Längsfalten oder bildet Zellen, die häufig wiederum kleinere Zellen einschliessen. Im After- darme kommen meist schwache Längsfalten vor. Bei den Sauriern ist der Oesophagus verhältnissmässig w^eit. In- wendig besitzt er gewöhnlich Längsfalten. Er geht ohne inneren Vor- sprung über in den mehr oder minder, oft nur unbedeutend erweiter- ten, cylindrischen oder conischen, gewöhnlich gerade von vorne nach hinten gerichteten Magen. Der Pförtnertheil des Magens verengt sich 17) Python, Eryx. — 18) Z. B. hei Tortrix. — 19) Coluber. 20) Dryophis, Dipsas, Homalopsis, Tortrix. Andere Gattungen und Arten s. ver- zeichnet bei M e c k e 1 Th. 4. S. 369. S. auch D u v e r n o y, Ann. d. sc. nat., 1833, T. XXX. 21) Tortrix, Coluber. — 22) Nach öuvernoy bei Dispholidiis Lalandii. 23) Bei vielen Arten der Gattung Testudo, namentlich tabulata, graeca, clausa, finden sich, nach Meckel, Klappen und Blindsack zugleich. Bei Emys scripta ist eine Klappe ohne Blindsack vorhanden, bei Einys europaea eine Art Coecum. (Bojanus, Fig. 179.) — 24) Testudo, Chelonia, VergU Anatomie von Siebold u* Stauiiius» 14 210 Zweites Buch, Die Reptilien. gewöhnlich, ist meist dickwandiger und etwas nach rechts gebogen. An seiner Uebergangsstelle in den Mitteldarm findet sich eine wulstige Vorragung oder eine häutige Pförtnerklappe 2 S). Der Darmkanal ist bei den Pflanzenfressern länger, als bei den Inserüvoren. Der Mitteldarm bildet gewöhnlich einige Windungen ; seine Schleimhaut besitzt meistens zickzackförmige Längsfalten. Bei einigen Sauriern ist der erste, dem Duodenum entsprechende Abschnitt sehr weit 26 ). Fast nie geht der Mitteldarm ohne deutliche Grenze in den Afterdarm über; gewöhnlich findet sich zwischen beiden eine Dickdarmklappe 27). In der Regel ist auch am Anfänge des Afterdarmes ein Blinddarm vorhanden 2S) oder der allmälich verengte Mitteldarm geht plötzlich in den anfangs sehr weiten Afterdarra über 29). Letzterer ist bei einigen Sauriern einfach und kurz 30), bei anderen durch eine Klappe in zwei Abtheilungen ge- schieden 3i) welche bald einfach, bald durch zahlreiche tief eindrin- gende Querfalten oder unvollständige Septa wieder in mehre Zellen oder Taschen zerfallen können * 2 ). Diese Querfalten [Valvulae conni- ventes) finden sich dann meist unmittelbar hinter dem Blindsack und der hinterste Abschnitt des Afterdarmes — das eigentliche Rectum — erscheint wieder einfach. ' Bei den Crocodilen ist der Schlundkopf durch kurze starke Mus- keln an die Basis des Schedels und an den Anfang der Wirbelsäule an- geheftet. Die Speiseröhre ist muskulös und weit. Der gleichfalls dick- wandige Magen, in den sich rechts die Speiseröhre öffnet, bildet nach der linken Seite einen länglich runden Sack. Seine Portio pylorica stellt eine durch eine starke Einschnürung gesonderte kleinere engere Abtheilung dar, welche vom Mitteldarmc durch eine Pförtnerklappe wieder geschieden ist. An der Bauch- und Rückenfläche des Magens findet sich auswendig eine scheibenförmige Sehnenausbreitung, wie bei den Vögeln. Der ziemlich lange, mehrfach gewundene, an einem brei- ten Mesenterium befestigte, anfangs mit viereckigen sehr flachen Zellen, später mit wellenförmigen oder zickzackförmigen Längsfalten, zuletzt mit geraden Längsfalten besetzte Mitteldarm wird durch eine Klappe von dem sehr kurzen, weiteren Afterdarm getrennt 33). 25) Lacerta, Varanus, Iguana, Stellio, Againa, Calotes, Scincus, Seps, Gecko, Ascalabotes, Chainaeleo u. A. Nach Meckel’s Angaben. 26) Varanus elegans. — 27) Z. B. bei Iguana, Varanus. 28) Z. B. Chainaeleo, Seps, Scincus, Bipes, Lepidopus, Pygopus, Chirotes, Acontias, Stellio, Calotes, Draco, Polychrus, Agama, Iguana, Lyriocephalus, He- luidactylus tuberculosus. 2D) Bei vielen Geckonen, z. B. Platydactylus guttatus; bei Lacerta. 30) Platydactylus. — 31) Varanus. 32) Stark und zahlreich bei Iguana, Chainaeleo; sie fehlen dagegen vielen anderen: den Varanen, Geckonen, Scinco'iden. 33) Abbild, der Verdanungs- Organe der Reptilien s. beiCarus u. Otto, Er- läuterungstafeln Heft 4. Tab. V. Fünfter Abschnitt. Von den Verdauungs- Organen. 211 V. Von der Leber, dem Pancreas und der Milz. §. 91 . Die Leber der Reptilien liegt im vorderen Theile der Bauchhöhle, oft einen sehr beträchtlichen Raum in derselben einnehmend, den Ma- gen und einen Theil des Darmcanales bedeckend. Nur bei vielen weit- raäuligen Schlangen liegt sie vor dem Magen neben dem Oesophagus ^). Sie wird sehr allgemein durch eine zu ihrer Vorderfläche gehende Peritonealfalte befestigt, welche, sich entfaltend, sie umhüllt und dann als Ligamentum hepatico - gastricum den Magen umgibt, um später in das Mesogastrium überzugehen 2 ). Nach vorn oder oben erstreckt sich sehr häufig ein ligamentöser Strang von der Aussenfläche des Le- bersackes zum Herzbeutel. Die Gestalt der Leber bietet beträchtliche Verschiedenheiten dar und hangt wesentlich von der ganzen Körperform ab, so dass sie im Allgemeinen in Reptilien von gestrecktem Baue in die Länge gezogen s), in Thieren mit breiterem Körper breiter ist •*). Bald bildet sie eine einfache, ungetrennte Masse, welche nur kleine und un- tergeordnete Einschnitte besitzt 5), bald zerfällt sie in zwei 6] oder selbst drei mehr oder minder vollständig getrennte Lappen 7). Ist sie zwei- lappig, so überwiegt bald der rechte 8), bald der linke Lappen den An- deren an Grösse. — Der Umfang der Leber ist gleichfalls verschieden und sehr schwankend ist auch ihr Gewicht in Verhältniss zum Gewichte des ganzen Körpers®). Eine bald runde, bald längliche, bald birnför- 1) Z. B. bei Python, Dryophis, Dendrophis u. A. 2) Bei vielen Ophidiern liegt sie innerhalb eines serösen Sackes und statt eines Liga?nentum hepatico - gastricum findet sich nur dichteres Zellgewebe, z. B. bei Python, Coluber. 3) Namentlich bei den Ophidiern; auch bei den schlangenähnlichen Sauriern: Ophisaurus, Seps u. A. h) Bei den Cheloniern und ungesclnvänzten Batrachiern. 5) Z. B. bei den Proteideen, den Salamandrinen, den meisten Ophidiern u. A. — Sehr eigenthümlich, nierenähnlich, aus dachziegelförmig sich deckenden Läpp, chen bestehend, längs welchen der Ausführungsgang absteigt, ist sie nach Mül- 1er bei Coecilia hypocyanea. Siehe Tiedemann und Treviranus, Zeitschrift Bd. 4. S. 220. Tab. XVIII. C) Bei den ungeschwänzten Batrachiern; hier sind die beiden Lappen bald vollständig von einander getrennt und nur durch eine Duplicatur des Bauchfelles verbunden, bald findet sich ein verbindendes Querstück. Ersteres bei Rana, letz- teres bei Bombinator, Hyla, Bufo. Zwei verbundene Lappen besitzen auch sehr regelmässig die Schildkröten. Abbild, bei Brotz u. Wagenmann und bei Bo- janus 1. c. Tab. XVI. XVII. XIX. 7) Die getrennten Lappen bei Pipa. S. die Abbild, bei Mayer, Nov. Act. Acad. Leop. Carol., T. XII. p. 2. Tab. XLIX. 8) In der Regel bei den Schildkröten ; der linke dagegen gewölinlich bei den ungeschwänzten Batrachiern. 9) S. darüber die Gewichtsbestimmungen bei Brotz u. Wagenmann. 14 * 212 Zweites Buch. Die Reptilien. mige Gallenblase ist sehr allgeraein vorhanden lo). Sie liegt bald frei, bald in der Leber verstecktu), (jgr Regel ganz in der Nähe der Leber, meist an ihrer concaven Fläche oder zwischen ihren Lappen ge- legen, entfernt sie sich von der höher liegenden Leber bedeutend bei den grossmäuligen Schlangen und findet sich hier neben dem Anfänge des Darmcanales. Bald geht der Ductus cysticus vom Ductus hepaticus ab, bald sind eigene Ductus hepatico~cystici vorhanden. Bei vielen Ophidiern zeichnet sich der Ductus hepaticus durch seine Länge aus. Gewöhnlich ist ein gemeinschaftlicher Ductus choledochus vorhanden; seltener mündet der Lebergang getrennt von dem Blasengange in den Darm i®). Ziemlich häufig tritt der Ductus choledochus durch das PancreasU)^ bisweilen mit dem Ductus pancreaticus vereinigt, zum Darme. Die Einmündungsstelle liegt in der Regel ziemlich dicht unter- halb des Pylorus. [Am ausführlichsten und genauesten haben nach eigenen und fremden Beob- achtungen über die Leber der Reptilien gehandelt: J. Brotz et C. A. Wagen- mann, De Amphibiorum hepate, liene ac pancreate observat. zootom., Friburg. 1838, 4., mit Abbild. Vgl. auch Duvernoy in den Ann, d. sc. nat. T. XXX.] §. 92 . Ein Pancreas von drüsigem Baue kömmt den Reptilien durchge- hend zu. Es liegt am Ende des Magens und am Anfänge des Mittel- darmes. Seine Form ist mehr oder minder länglich und es besteht nicht selten aus einzelnen Läppchen i), deren Ausführungsgänge in einen Canal zusammenmünden. Der gewöhnlich einfache, selten doppelte Ductus Wirsungianus mündet neben dem Ductus choledochus in den Anfang des Mitteldarmes. [Brotz und Wagenmann fanden es bei allen nackten Reptilien verhält- iiissmässig gross; unter den Sauriern besonders gross bei den Pflanzen fressen- den. Zwei getrennt in den Darm mündende Ductus pancreatici sind vorhanden bei Crotalus horridus und beim Nilcrocodil nach Duvernoy; in grösserer Zahl sollen sie bei Hydrophis doliatus Vorkommen.] §. 93 . Die stets vorhandene Milz verhält sich rücksichtlich ihrer Form und ihres Umfanges verschieden. Bei den geschwänzten nackten Reptilien liegt sie links in der Bauchhöhle, an der grossen Curvatur des Magens, t. * 10) Sie soll, nach Müller, fehlen bei Testudo nigra. Bei manchen Eidech- sen, z. B. Lacerta agilis und vivipara, fehlt sie einzelnen Individuen, während andere sie besitzen. 11) Z. B. bei Lacerta ocellata, agilis, bei Cbelone cauana, bicarinata, bei Te- studo livida nach Kühl. — 12) Z. B. bei Boa constrictor nach Cuvier. 13) Z. B. bei Pseudes, den meisten Ophidiern, Anguis, Seps, Basiliscus. 1) Sehr auffallend ist die Lappenbildung bei Python, wo von jedem Lappen ein Ausführungsgang schräg zum Darm tritt. Diese Gänge vereinigen sich all- luälich zu Aesten und Stämmen. Sechster Abschnitt. Vom Gefäss- Systeme. 213 zwischen den Platten des Mesogastrium. Bei den ungeschwänzten Ba- trachiern findet sie sich gleichfalls zwischen den Blättern des Perito neum eingeschlossen in der Mitte zwischen Mittel- und Afterdarm. Bei den Ophidiern liegt sie unmittelbar vor dem Pancreas, bei den Sauriern und Cheloniern am Magen oder am Anfänge des Mitteldarmes neben dem Pancreas. [Vgl. die Abhandlungen von Brotz u. Wagenmann und von Duvernoy. — Letzterer fand bei Boa cenchris eine kleine Nebeninilz in einer Schlinge des Pancreas. — Bei Crocodilus sclerops liegt sie, nach Brotz, tiefer abwärts am Darme.] Sechster Abschnitt. Vom Gefäss-Systeme. §. 94. Das Gefässsystem der Reptilien bietet eine grosse Mannichfaltig- keit der Anordnungsweisen dar, besitzt aber stets die Eigenthümlichkeit, dass seine Einrichtung eine bald weniger, bald mehr beschränkte Ver- mischung arteriellen und venösen Blutes, entweder innerhalb des Her- zens oder innerhalb der grossen Gefässstämme gestattet. — Während die niedrigsten Reptilien durch die Anordnung ihres Gefässsystemes auf das innigste an die Fische sich anschliessen , bilden die Crocodile in dieser Hinsicht einen Uebergang zu den Vögeln. Das rücksichtlich sei- nes Umfanges und seines relativen Gewichtes sehr verschiedenartig sich verhaltende Herz ist stets von einem Herzbeutel lose umgeben, dessen Fortsetzung auch einen unmittelbaren Ueberzug des Herzens bildet. Bei den Salamandern, den Tritonen und den ungeschwänzten Batrachiern besitzt der Herzbeutel ein Flimmerepithelium. Der Herzbeutel ist nicht selten mit einer über die Leber sich schlagenden Bauchfellfalte ver- wachsen. Häufig treten von der Innenfläche des Pericardium ein oder* mehre anscheinend sehnige Fäden zum Herzen, welche bei genauerer Untersuchung wenigstens theilweise als Gefässe sich zu erkennen geben i). [Ueber die Anordnung des Gefäss - Systemes bei denReptUien vgl. besonders folgende Schriften: Cu vier, Le 9 ons d’anat. comp. T. 6. — J. F. Meckel, Sy- stem d. vergl. Anatomie Th. 5. — Martin Saint-Ange, der Kreislauf des Blu- tes beim Fötus des Menschen und bei den Wirbelthieren , Berlin 1838. — M. J. Weber, Beiträge zur Anatomie u. Physiologie, Bonn 1832, 4. — Mayer, Ana- lekten für vergl. Anatomie, Bonn 1835, 4. — Otto in Carus u. Otto, Erläute- rungstafeln Heft 6. Taf. 5. — Ueber die nackten Reptilien s. Rusconi u. Con- 1) Salamandra, Triton, Rana, Chelonier, Saurier, CrocodUe. 214 Zweites Buch. Die Reptilien. figlitichi, Del proteo anguino di Laurenti Monographia, Pavia 1819, 4. — Hyrtl in den luedic. Jahrb. des Gestern Staates, Bd.48. 1844. (Proteus.) — Cu- Tier in Humboldt u. Bouplaiid, Recueil d’observat. de Zool. et d’Anat. comp., Paris 1811, 4., und in den Mem. du Musee d’bist. nat., T. XIV. 1817. (Ampbiuma.) — Owen in Transact. of tbe zool. society of London, Vol. 1. 1835. (Siren.) — Hyrtl in den medic. Jabrb. des Gestern Staates, Bd. 15. 1838. (Triton, Sala- mandra.)— Burow, De vasis sanguiferis Ranarum, Regiom. 1834., 4.— Gruby in den Ann. d. sc. nat, 1842. — üeber die Opbidier 'vergl. Retzius in der Isis 1832, Heft 5. — Schlemm in Tiedemann u. Treviranus, Zeitschrift Bd. 2. Heft 1. — Vogt, Zur Anatomie d. Amphibien, Bern 1839, 4. (Python tigris.) — lieber die Chclonier: Bojanus, Anatome testudinis, Tab. XXIV. XXV. XXIX. — G. R. Treviranus, Beobachtungen aus der Zootomie u. Physiologie, Bre- men 1839. — lieber die Crocodile: Panizza, Sopra il sistema linfatico dei ret- tili, Pavia 1833, p. 11. — Bischoff in Miiller’s Archiv 1836.] I. Vom Herzen und den arteriellen Gefässen der nackten Reptilien. §. 95 . Das Herz der nackten Reptilien besteht stets aus zwei durch ein zartes dünnwandiges Septum, selten unvollkommen i), gewöhnlich vollkommen getrennten Vorkammern und aus einer einfachen Kammer. Der rechte Vorhof empfängt das Körpervenenblut, der linke das Lun- genvenenblut. Aus der Herzkammer, in welche sowol das Körpervenen- als auch das Lungenvenenblut eintritt, nimmt ein gemeinschaftlicher Truncus arteriosus^ der durch Erweiterungen, durch Belegung mit Muskelfasern und bisweilen selbst durch innere Klappenreihen noch sehr deutlich als BulLus arteriosus sich zu erkennen gibt, sowol das für das respiratorische Capillargefässsystem der Athemwerkzeuge be- stimmte, als auch das mittelst der Arterien im Körper zu vertheilende Blut auf. Die Vorhöfe, welche bisweilen deutliche Auriculae besitzen, sind stets dünnwandiger, als die Kammer, welche stark muskulös ist und durch ihre Traheculae carneae inwendig ein gitterförmiges Aus- sehen erhält. An den Ostia venosa der Kammer kommen bei Einigen kleine halbmondförmige Klappen vor. Auch an dem Ursprünge des Truncus arteriosus linden sich sehr regelmässig zwei Valvulae se- milunares. Bei den Batrachierlarven und den Perennibranchiaten liegt das Herz hinter dem Zungenbeine, in der Mitte der Kehlgegend, oberhalb der Leber. Der Truncus arteriosus bildet bei den Perennibranchiaten einen bisweilen mit doppelter 2) Erweiterung versehenen muskulösen 1) Unvollkommen ist die Scheidewand nach Hyrtl bei Proteus J anschei- nend auch bei Coecilia. 2) Nach Hyrtl 1. c. Sechster Abschnitt. Vom Gefass- Systeme. 215 Bulbus und enthält, wenigstens bei den Proteideen s] , zwei Klappen- reihen. Aus diesem Bulbus gehen jederscits, bald unmittelbar, bald mit- telbar, drei bis vier Gefässbogen hervor. Diese sind die Aortenbogen. Nach Abgabe von Kiemenarterien *) , von arteriellen Gelassen für den Kopf und die Vorderextremitäten und nach Entsendung der Lungenarterien, so wie nach Aufnahme der aus den Kiemen zurückkehrenclen Gefässe tre- ten sie jederseits in einen Stamm oder eine Aortenwurzel zusammen. Diese beiden Stämme vereinigen sich an der Vorderfläche der Wirbelsäule zur absteigenden Aorta. Zarte Zweige der letzteren bilden bei Proteus jederseits einen in den durchbohrten Querfortsätzen der Wirbel liegen- den Längsstamm: die seitliche Wirbelarterie, welche Zweige an die Dorsalmuskeln und das Rückenmark schickt. — Noch Menopoma besitzt jederseits vier aus dem mit zwei Reihen halbmondförmiger Klappen ver- sehenen Bulbus arteriosus entspringende Aortenbogen, welche nach Abgabe von Arterien für den Kopf und den vordersten Theil des Rum- pfes und nach Entsendung von untergeordneten zu den beiden Lungen- arterien sich verbindenden Zweigen zu zwei Stämmen zusammentreten, durch deren Verbindung die absteigende Aorta entsteht. Bei den Salamandrinen nimmt an der Bauchfläche der Herzkammer ein zwiefach erweiterter Truncus arteriosus seinen Ursprung, welcher zwischen den Vorkammern vorwärts verläuft s). Bei den Tritonen — und mit w'enigen Modificationen ist dies auch das Verhalten bei den Salamandern — entspringen aus ihm jederseits vier durch Anastomosen mit einander zusammenhängende Stämme. Der vorderste zerfällt in zwei Hauptzweige, deren einer für die Zungenbeingegend, den Hals und den Boden der Mundhöhle bestimmt ist, während der andere die A. carotis cerebralis und die Hinterhauptsarterie bildet. Aus dem zwei- ten Stamme nimmt die Art. ophthalmica ihren Ursprung. Dann aber bildet das zweite Arterienpaar, nachdem es mit dem ersten in Verbin- dung getreten ist und das dritte völlig, das vierte aber erst nach dem Abgänge der aus ihm hervorgehenden Art. pulmonalis aufgenommen hat, eine Aortenwurzel. Die hinter dem Schlunde liegende absteigende Aorta wird aber fast ganz durch die rechte Aortenwurzel gebildet, in- dem auf Kosten der linken fast nur die gemeinschaftliche Eingeweide- arterie entsteht und dann erst ihre Vereinigung mit der rechten erfolgt. Bei den ungeschwänzten Batrachiern ist der noch mit Muskelfasern belegte und so als Bulbus charakterisirte Truncus arteriosus cofutnunis 3) Bei Proteus finden sich, nach Hyrtl, zwei Reihen halbmondförmiger Klappen, jede zwei Klappen enthaltend. Aehnlich bei Siren nach Owen. 4) Hyrtl laugnet die Bildung eines capillaren Gefässnetzes in den Kiemen- blättchen des Proteus, berücksichtigt dabei aber vielleicht nicht die ausserordent- liehe, von Rudolphi und Rusconi beschriebene, von Wagner bildlich darge- ■Stellte Grösse der Blutkörperchen. 5) Kr enthält, nach Hyrtl, bei Triton ehie Klappenreihe. 216 Zweites Buch. Die Reptilien. inwendig in zwei Halbcanäle zerfallen. Aus ihm entspringen nur zwei Stämme. Jeder derselben ist durch häutige Septa inwendig in drei Lu- mina getheilt und hat, ausser einer jirt. ptdmonalis, drei Aeste: eine Art. lingualis.^ eine A. carotis <*) nnd eine absteigende Aortenwurzel. Nach Entstehung der Arteriae suhclaviae aus beiden Aortenwurzeln ver- einigen sich diese weit hinterwärts zur absteigenden Aorta, nachdem aus der linken kurz zuvor noch die Art. coeliaco -mesenterica abaetre- ten ist. Die Aorta descendens gibt nur Zweige ab für den Stamm des Körpers, für die Nieren 7) und die Geschlechtstheile, so wie für den After- darm und theilt sich auf dem Os coccygis in die beiden Art. iliacae. II. Vom Herzen der beschuppten Reptilien. §. 96. Bei den beschuppten Reptilien finden rücksichtlich der Lage des Herzens Verschiedenheiten Statt. Am meisten dem Kopfe genähert fst es bei den Sauriern; weiter hinterwärts, und gewöhnlich etwas nach links liegt es bei den Ophidiern, den Cheloniern und den Crocodilen. — Bei den Ophidiern zeichnet es sich durch seine längliche Form aus, bei den Cheloniern dagegen durch seine Breite; bei den Sauriern ist es bald länger, bald breiter und bei den Crocodilen immer ziem- lich breit. Das Herz der Ophidier, Saurier und Chelonier besitzt zwei — ge- wöhnlich durch ein vollständiges Septum geschiedene Yorhöfe i), deren Trennung in der Regel schon äusserlich, bald mehr, bald minder deut- lich, durch eine an der Bauchseite vorhandene Furche, innerhalb wel- cher die Arterien verlaufen, ausgesprochen ist. Im Inneren derVorhöfe zeigen sich deutliche Trabeculae carneae. An der Einmündungsstelle der Körpervenen in den beständig weiteren rech- ten Vorhof sind zwei Klappen vorhanden; in den linken Vorhof mündet der einfache oder doppelte Lungenvenenstamm ohne Klappe. — An die Vorhöfe schliessen sich — angeblich mit einzelnen bei mehren Chelo- 6) Eine eigenthüinliche Bildung ist die schon lange bekannte Carotidendrüse der Batrachier: eine kleine kugelige, spongiöse Anschwellung, durch deren Ajce der Stamm der Carotis einfach hindurchtritt. Huschke (Tiedemann’s Zeit- schrift f. Physiologie, Bd. IV. S. 113.) erklärt sie für ein Wundemetz und hält sie für einen Ueberrest des Capillargefäss- Systems des ersten Kiemenbogens. Ich möchte sie den an der Carotis der Vögel gehefteten Körperchen, die man der Schilddrüse Terglichen bat, an die Seite stellen, da sie mir in der That keine Wundemetze zu sein scheinen. 7) Auffallend ist die grosse Anzahl der zu den Nieren sich begebenden Ar- terienstämmchen. Nach Hyrtl finden sich bei den meisten ungeschwänzten Ba- trachiern 5, bei den Salamandern 10, hei den Tritonen 12, bei Proteus 18. 1) Nach Munnicks (Observat. variae, Grouing. 1805, p. 43.) besitzt bei Chersine scorpioi’des das Septum zwei dickwandige Oeffnungen. Treviranus 1. c. fand auch bei Terrapene clausa ein Foramm ovale. Sechster Abschnitt. Vom Gefäss- Systeme. 217 niern vorkoinmenden Ausnahmen 2) — zwei stark muskulöse Kammern, deren Trennung äusserlich wenig oder gar nicht angedeutet ist, inwen- dig aber nur unvollkommen erfolgt, durch ein meist von der Spitze ge- gen die Basis vortretendes Septum. Zwischen diesem und dem freien Rande des Septum atTtorum bleibt nämlich eine ovale Oeffnung, durch welche eine Communication zwischen der viel weiteren rechten und der sehr engen, aber zugleich dickwandigen linken Kammerhöhle mög- lich gemacht wird. Das Ostium venosum jeder Kammer kann durch eine, mittelst Faden an die Kammerwand befestigte, halbmondförmige Klappe, eine Fortsetzung des Septum atriorum, verschlossen wmrden. Durch diese Klappen, und namentlich durch die ausgebildeteren des rechten Ostium venosum, vermag auch das Septum ventriculorum in dem Momente, wo durch die Zusammenziehung der beiden Vorkammern das Blut in die Ventrikel einströmt, geschlossen zu werden. — Aus der linken Kammer entspringt — mit Ausnahme einiger höheren Saurier, bei denen aus ihr der rechte Aortenbogen seinen Ursprung nimmt*) — gewöhnlich kein Gefässstamm. — Aus der rechten Kammer entspringen sowol die Aortenbogen, als die Lungenarterien, Bei vielen Sauriern, bei den Ophidiern und Gheloniem entsteht jedoch in ihr durch eine vorragende Muskelleiste ein theilweise abge- schiedener Raum für das Aev Art. pulmonalis bestimmte Blut: der so- genannte Conus arteriosus. Aus ihm entwickelt sich die gesonderte Lungenarterie, an deren Mündung zwei halbmondförmige Klappen sich finden. Aus der eigentlichen Kammerhöhle nehmen mit einfacher Oeff- nung oder mit getrennten Ostia, an deren jeder zwei halbmondförmige Klappen verkommen, der Truncus Aortae oder die beiden Aortenbo- gen ihren Ursprung *). Bei der Zusammenziehung der Ventrikel tritt in diesem Falle das venöse Blut der rechten Herzkammer durch die Höhle des Conus arteriosus mehr oder minder ausschliesslich in die Lungen- arterie; das arterielle Blut des linken Ventrikels strömt aber in die dann dem Foramen septi ventriculorum genäherten Ostia des Aorten- systemes. §. Ö7. Das Herz der Crocodile unterscheidet sich wesentlich von dem der Übrigen beschuppten Reptilien durch den Besitz eines vollständigen Se- ptum ventriculorum. Aus dem Conus arteriosus der sehr geräumi- 2) freviranus fand bei Einys reticulata, serrata, centrata und bei Terra- pene clausa nur einen Ventrikel ohne Scheidewand. 3) Iguana nach Duvernoy und Otto. 4) Interessant ist es, dass, nachBojanus Entdeckung, bei Einys eine kleine Ossification (Herzknochen) vorköinint, welcher -von den Trabecvlae carneae der rechten Kammer aus zwischen die austretenden Arterienstämme sich erstreckt S. Tab. XXIX. Fig. 170—172. 218 Zweites Buch. Die Reptilien. gen rechten Herzkammer entwickeln sich die Aorta sinistra und die Arteria pulmonalis, deren jede an ihrem Ursprünge zwei Klappen be- sitzt. Aus der engeren, aber mit dickeren Wandungen versehenen lin- ken Herzkammer tritt die starke Aorta dextra hervor, an deren Ur- sprünge ebenfalls zwei Klappen vorhanden sind, jenseits welcher sie sich zu einem Sinus erweitert. Alle aus den Herzkammern entsprin- genden Gefässstämme sind an ihrem Ursprünge äusserlich eng verbun- den und in dieser Gegend communiciren die beiden Aorten, von denen die rechte rein arterielles, die linke aber venöses Blut führt, durch eine OefTnung mit einander. III. Von den Arterien der beschuppten Reptilien. §. 98. Bei den beschuppten Reptilien ist die Zahl der bald aus einem Truncus arteriosus communis^ bald unmittelbar aus den Herzkammern entspringenden Arterienbogen entschieden vermindert. Bei den Sauriern entspringen aus einem kurzen Truncus arterio- sus communis y zusammen mit den beiden Lungenarterien, jederseits zwei Arterienbogen, welche zu einer Aortenwurzel sich vereinigen, nachdem aus jedem inneren Bogen die u4rtt. carotides abgetreten sind. Die beiden Aortenwurzeln verbinden sich vor der Wirbelsäule zur ab- steigenden Aorta. Die Arteriae subclaviae entstehen entweder aus beiden Aortenwurzeln 1) oder nur aus der rechten 2 ). Aus dem Stamme der absteigenden Aorta nehmen Rami oesop/iagei., eine Art. hepatica.^ die Art. coeliaco-7nesenterica, Artt. intercostales., spermaticae, rena- les und die A. mesenterica posterior ihren Ursprung. Endlich gibt sie die Artt. iliacae ab und setzt sich als weite Art. sacra media in- nerhalb des Canales der unteren Dornen des Schwanzes fort. Bei den Cheloniern ist bald ein kurzer Truncus communis vor- handen 3), bald entspringt unmittelbar aus der Herzkammer für jede Seite ein eigener Arterienbogen. Beide Bogen sind bei ihrem Ursprünge äusserlich eng verbunden mit der Art. pultnonalis, deren Ductus Bo- talli frühzeitig obliteriren. Aus dem rechten stärkeren Arterienbogen nehmen mittelst eines einfachen Truncus anonymus die Kopf- und Arm -Pulsadern und später auch mehre Arteriae intercostales ihren Ursprung. Beide Arterienbogen bilden einen weiten Ring um die Speise- röhre und der rechte gibt die starke Art. coeliaco- mesenterica ab, ehe er als schwacher Ramus commtmicans ungefähr auf der Mitte deiAVir- belsäule mit dem linken zur absteigenden Aorta sich vereinigt. Aehnlich ist das Verhalten der Arterien bei den Ophidiern. Auch hier kommen zwei Arterienbogen aus dem Herzen. Aus dem 1 echten 1) Z. B. bei Lacerta ocellata nach Müller. — 2) Z. B. bei Iguana, wie ich bestätigen kann. — 3) Z. ß. Einys, Testudo. Sechster Abschnitt. Vom Gefuss- Systeme. 219 dieser Bogen entspringen die beiden Artt. coronariae cordis, die Art. anonym a s. carotis commnnis*)^ eine Art. collaris^) und Artt. in- tercostales. Er vereinigt sich erst nach Abgabe dieser Aeste mit dem linken Artcricnslamme zur absteigenden Aorta, aus welcher mit unpaa- ren Stämmen paarige Artt. intercostales und mit sehr zahlreichen, ge- trennten Aesten die Arterien für die Eingeweide hervorgehen. Die Aorta endet als Art. sacra media oder candalis. Bei den Crocodilen sind zwei Arterienbogen vorhanden; aus dem rechten, der aus der linken Kammer sich entwickelt, also unvermisch- tes arterielles Blut fuhrt, entspringt eine Art. anonyma sinistra, welche in die einfache oder doppelte Carotis communis 6) und in die Subclavia sinistra sich theilt und eine Art. subclavia dextra. — Der linke, ge- mischtes Blut führende Bogen gibt mehre starke Aeste zum Magen, zur Leber, zur Milz, zum Pancreas und zum Duodenum ab und senkt sich dann als schwacher Ramus communicans in die Fortsetzung des rech- ten Arterienbogens. So entsteht die Aorta descendens.^ welche, ausser den Trunci intercostales , eine Art. mesenterica superior., Artt. su- prarenales, renales, lumbales , femorales profundae, crurales und eine Art. mesenteria posterior abgibt und als Art. caudalis s. sacra media sich fortsetzt. Wundernetzbildungen sind bisher nur in geringer Zahl beobachtet worden’'): bei Vipera Redi unter und hinter der Giftdrüse, beim Cro- codil an dem äusseren Ohre, gebildet durch die Art. maxillaris ex- terna, am Sehnerven, gebildet durch die Art. ophthalmica posterior, in der Nasenhöhle durch die Art. ethmo'idalis und in den Knochen- zellen des Oberkiefers durch die Art. maxillaris interna. IV. Von den Venen. §. 99 . Die Venen der Reptilien sind viel dünnhäutiger und zugleich um- fänglicher und zahlreicher, als die Arterien. Bei den Cheloniern und Crocodilen sind Klappen in ihnen beobachtet worden. Sämmtliche Ve- nenstämme treten in einen gemeinschaftlichen venösen, mit Muskelfa- sern belegten und darum contractilen Sinus i) zusammen, der in den 4) Schlemm 1. c. nennt diesen Stamm, welcher die beiden Carotides, die beiden Artt. vertelxales und die Art. thyredidea inferior abgibt, Art. cepha- Cu vier belegt ihn mit dem Namen Carotis communis und schreibt daher den Ophidiern eine einfache Carotis zu. 5) Sie gibt vordere Artt. intercostales, oesophngeae u. Nackenmuskeläste ab. C) Das Nilcrocodil hat, nach Cu vier, zwei Trunci anonymi und zwei Ca- rotiden (Vorles. üb. vgl. Anat., Th. IV. S. 127.); van der Hoeven (Tijdschrift, Th. 6.) fand bei Crocodilus biporcatus zwei Carotiden ; Champza lucius und sclerops haben nur eine linke Carotis comm. primaria. — 7) Von Hyrtl entdeckt. 1) Auch die in ihn mündenden Stämme, namentlich die Vena cava inferior. 220 Zweites Buch. Die Reptilien. rechten Vorhof des Herzens übergeht. — Die Hauptvenenstämme sind folgende: 1. Die Yenae jugulares. Sie nehmen bei den ungeschwänz- ten Batrachiern nur das Blut aus der Zungen-, Unterkiefer- und Stimm- ladengegend auf. — Bei den beschuppten Reptilien erweitert sich ihr Bereich bedeutend , indem, ausser den genannten Venen und denen der Luft- und Speiseröhre, auch die Venenstämrne des Gesichtes und des Gehirnes grösstentheils oder sämmtlich in sie übergehen. 2. Die Yenae vertebrales snperiores^ welche noch bei den ungeschwänzten Batrachiern das venöse Blut aus dem Gehirne vollstän- dig aufnehmen, bei den Ophidiern aber nur noch an ihrem Ursprünge mit den Yenae jugulares verbunden sind, geben bei den Sauriern und den Cheloniern die Verbindung mit den Hirnvenen ganz auf und w^er- den nur aus den Yenae intervertebrales ^ intertransversariae und intercostales des vor dem Herzen liegenden Körperabschnittes, welche sie auch schon bei den Batrachiern aufnahmen, gebildet 2]. 3. Ihnen entsprechen in dem hinter dem Herzen und vor dem After liegenden Körperabschnitte die Yenae vertebrales i?tferia- res s. posteriores. Sie entstehen aus den Yenae intercostales und lumbales., welche jederseits zu einem Längsstamme zusammentreten, der bald unter den Querfortsätzen der Wirbel, bald über den Rippen- köpfchen *) liegt und stehen unter einander, wie bei den Fischen, noch bisweilen in Verbindung. — Diese Venenstämme, welche bei den Pro- teiden und Salamandrinen sehr entwickelt sind und hier in die Yena cava sich ergiessen, stehen bei den Fröschen noch ausser Communi- cation mit dem Systeme der oberen Hohlvenen, indem jeder mit einem ihnern queren Stamme als Yena adve/tens in die Niere seiner Seite tritt. Auch bei den Cheloniern sind sie in dem den Nieren zunächst gelegenen Abschnitte am weitesten. Doch findet bei den Schildkröten eine deutliche vordere Communication dieser Stämme mit den Jugular- venen Statt, welche noch bestimmter bei den Ophidiern hervortritt. Durch die Vereinigung der Yena jugularis , der Y. vertebralis Superior, der vorderen Fortsetzung der Y. vertebralis inferior und — bei Vorhandensein von Vorderextremitäten — auch der Y. axillaris sind bei ihrem Uebergange in ihn mit Muskelfasern belegt und zeigen daher bei lebenden Thieren deutliche Pulsationen, worauf Haller, Bojanus, Wede- meyer, Barkow u. A. längst aufmerksam gemacht haben. 2) In sie, gleich wie in die Venae vertebrales inferiores, gehen auch die Yenae spinales über. 3) So bei den Cheloniern. S. Bojanus 1. c. Tab. XXV. — Bei den Batra- chiem und Ophidiern liegen sie unter oder vor den Querfortsätzen und Rippen. S. die Abbild, bei Gruby 1. c. Tab. 9. Fig. 3. — Diese hinteren Vertebralvenen entsprechen dem Systeme der Venae axygos und hemiaxygea der höheren Wir- belthiere. Sechster Abschnitt. Vom Gefäss- Systeme. 221 jeder Seite entstehen zwei obere oder vordere Hohlvenen, welche in den gemeinschaftlichen Siau* vethosu» sich einsenken. 4. Das System der Vena cava inferior wird gebildet durch die Venae renales revehentes^ die Venenstämme der keimbereitenden Geschlechtstheile und die Lebervenen. Bisweilen nimmt sie auch Lum- barvenen und bei Proteus sogar von den Lungen kommende Bronchial- venen auf. Bei den Schildkröten ist die untere Hohlvene am wenig- sten coiicentrirt. Hier entsteht aus der Vena renalis revehens und den Venen der keimbereitenden Geschlechtstheile ein Stamm, der nur unter- geordnete und kleinere Lebervenen aufnimmt. Er ergiesst sich, abge- sondert von den beiden grösseren Lebervenen, gleich diesen, in den ge- meinschaftlichen venösen Sinus. — Bei den Fröschen, den Ophidiern und Grocodilen entsteht durch das Zusammentreten der Venae renales revehentes und der Venen der keimbereitenden Geschlechtstheile ein einfacher Stamm, der auch vorn die Lebervenen aufnimmt und dann in den Sinus venosus sich einsenkt. Bei den Grocodilen tritt zu den Wurzeln der unteren Hohlvene noch eine zwischen den Nieren verlau- fende vorwärts steigende Fortsetzung der Vena caudalis. Dem Systeme der Vena cava inferior untergeordnet sind die Pfortader-Systeme der Nieren und der Leber. Beide bieten bei den Reptilien sehr eigenthümliche und im Einzelnen wieder abwei- chende Verhältnisse dar. Die Venae renales advehentes der nackten Reptilien sind Venenstämme der Extremitäten, der Oviducte und der Saamenleiter und die nach innen abtretenden Zweige der Venae ver- tebrales inferiores. Diese Venenstämme, welche am äusseren Nieren- rande verlaufen, lösen sich, in die obere Fläche der Niere tretend, pfort- adermässig in ein intermediäres Gapillargefäss- System auf, aus welchem die Anfänge der Venae renales revehentes entstehehen. — Bei den Ophidiern sind die sogenannten Venae renales advehentes Fortsetzun- gen der beiden von der Schwanzspitze nach vorn verlaufenden Venae caudales. Bei den Schildkröten tritt, ausser den Zweigen der Vefta vertebralis inferior., ein starker Ast eines aus der Verbindung der Schwanzvene mit den Venen der Hinterextremitäten entstandenen Ge- fässstammes in jede Niere. Aehnlich ist das Verhalten beim Grocodile; nur dass hier eine Fortsetzung der Schwanzvene zwischen den Nieren verläuft, um später mit den Venae renales revehentes zur unteren Hohlader sich zu verbinden. Schon bei den Schlangen, und noch mehr bei den Schildkröten, schwindet die pfortaderähnliche Verästelung der sogenannten zufuhrenden Nierenvenen, und sie setzen sich allmälich in- nerhalb der Nieren einfach und unverzweigt fort in die Venae renales revehentes. Das Pfortader-System der Leber wird bei den Reptilien nie ausschliesslich gebildet durch die Venen des Darmcanales und der mit ihm verbundenen drüsigen Organe, erhält vielmehr immer noch Blut 222 Zweites Buch. Die Reptilien. aus anderen Quellen. Bei den Ophidiern beginnt die Pfortader der Le- ber mit einem Aste der aus den Venen des Schwanzes zusammenge- setzten rechten Vena renalis adve/tens. Sie nimmt in ihrem Verlaufe zur Leber, ausser den Venen der sogenannten chylopoietischen Organe, auch Intercostalvenen und \enen aus dem nicht mehr respiratorischen Abschnitte der Lunge auf. Bei den unbeschuppten Reptilien, den Che- loniern, Sauriern und Crocodilen entsteht aus den vereinigten Venen der Hinterextremitäten und der Aftergegend eine bald einfache, bald paarige Vena abdominalis anterior^ welche, durch Aufnahme von ve- nösen Gefässen aus den vorderen Bauchwandungen verstärkt, in die Leber tritt und hier, gewöhnlich nach eingetretener Verbindung mit den aus den Baucheingeweiden stammenden Venen, sich pfortadermäs- sig verzweigt. Bei den Batrachiem '*) und den Cheloniern wird sie noch durch einen aus dem Zusammentreten der Venen des Herzens gebilde- ten, den Herzbeutel durchbohrenden Ast verstärkt®). [Man vgl. über das Venensystem der Rejitilien die §.94. angeführten Schrif- ten von Mayer, Burow, Gruby, Hyrtl, Schlemm, Bojanus und Panizza; ausser ihnen aber die früher (§.43.) citirten Schriften von Jacobson, Nicolai und Rathke.] V. Von den Lungengefässen. §. 100 . Die Lungen- Arterien bieten, ausser ihren schon angegebenen Ursprungsverhältnissen und dem Umstande, dass aus ihren Stämmen bei den nackten Reptilien i) meistens Körperarterien abgehen, wenig Eigen- thümliches dar. Bei denjenigen Ophidiern, welche nur eine Lunge be- sitzen, ist auch nur eine Lungenarterie vorhanden 2), Die Lungenve- nen ergiessen sich stets in das linke Atrium®), gewöhnlich getrennt, aber dicht neben einander, seltener nach geschehener Vereinigung zu Einem Stamme, wie bei den Fröschen. 4) Bei den Fröschen. Vgl. die Abbild, bei Gruby 1. c. Tab. 9. Fig. l.u. 2. 5) Bei den Fröschen ist durch Hyrtl auch eine Verbindung des Pfortader- Systemes mit Venen der Augen- und Schedelhöhle, so wie auch eine der Pfort- ader angehörige Wundernetzbildung am Pharynx nachgewiesen. 1) Bei Proteus, Siren, Menopoma, Amphiuma, allen Fröschen. 2) Z. B. bei Coluber natrix. 3) Hyrtl, der die eigentlichen Lungenvenen bei Proteus entdeckt hat, welche, wie gewöhnlich, unmittelbar in das Herz treten, unterscheidet gleich seinen Vor- gängern, noch hintere, auch bei Siren vorhandene, Lungenvenen, w'elche in die Venen der Geschlechtsthcile und die Hohlvene einmünden. Sie dürften wol rieh- tiger als Bronchialvenen zu betrachten sein. — Treviranus schildert bei Caretta imbricata eine höchst abw'eichendc Insertion der Lungenvenen. Ich finde bei sorgfiiiiiger Untersuchung zweier Exemplare, dass die beiden Lungenvenen, wie gewöhnlich, in die linke Vorkammer ohne Klappen einmünden. Sechster Abschnitt. Vom Gefäss- Sy steine. 223 VI. Vom lymphatischen Systeme. §. 101 . Das Lymphgefüss-Sy Stern ist bei allen Reptilien sehr ausgebil- det, Die Lymphgefüsse sind grossentheils durch ihren beträchtlichen Durchmesser und an einzelnen Stellen durch sackartige Erweiterung ausgezeichnet. Häufig umgeben sie grössere und kleinere arterielle und venöse Gefässe scheidenartig, so dass die Röhren dieser Gefässe von der Lymphe umspült werden. Bisweilen erstrecken sich Fädchen von der äusseren Blutgefässwand zur inneren Lymphgefässwand. In ande- ren Fällen finden sich an der Innenwand der Lymphgefässe Längsfalten oder durchbrochene Scheidewände. Beim Salamander sind die Lymph- netze und Lymphbehälter an der Cloake, am Afterdarme, an den Seiten des Kopfes ausserordentlich ausgebildet. Es ist ein einfacher, weiter Ductus thoracicus vorhanden, der in zwei Plexus axillares sich spaltet, welche die Lymphgefässe der Vorderextremitäten und des Ko- pfes aufnehmen und die Venae sul/claviae umhüllend, in sie sich er- giessen. Bei den Fröschen sind die Plexus des Herzens, der Lungen, der Cloake äusserst stark. Eine grosse Cysterna c/tyli nimmt einen beträchtlichen Theil der Bauchhöhle ein und steht mit Lymphfäumen der Regio iliaca in Verbindung. Die gleichfalls sehr entwickelten Lymphgefässe der Schlangen, welche zwei Ductus thoracici besitzen, sammeln sich in einen grossen Plexus in der Herzgegend, der an meh- ren Stellen in die vorderen Venenstämme mündet. Bei den Schildkrö- ten hüllen die Lymphgefässe überall die Arterienstämme ein. Eine sehr grosse Gysterna liegt zwischen den beiden Lungen und geht in die bei- den Ductus thoracici über, welche in die Venae subclaviae sich er- giessen. Beim Crocodil theilt sich der die Aorta umhüllende Plexus gleichfalls in zwei Ductus thoracici. Von besonderer Wichtigkeit sind die bei Reptilien aller Ordnungen gefundenen Ly mph herzen, welche — wenigstens bei den Fröschen lind Schildkröten — in rhythmischer Contraction begriffen, ihr durch grössere Lymphgefäss- Stämme ihnen zugeführtes Contentum in Venen, mit denen sie in Verbindung stehen, entleeren. Bei den Fröschen sind vier, bei den übrigen Reptilien zwei solcher Lymphherzen beobachtet worden. Die vorderen Lymphherzen der Frösche liegen jederseits auf den Querfortsätzen des dritten Wirbels unter dem hinteren Ende der Scapulae und communiciren mit Venen, w-elche in die Venae jugula- res übergehen. Die hinteren Lymphherzen, welche bei Salamandern, Fröschen, Eidechsen, Schlangen, Schildkröten und Crocodilen ahgetrof- fen sind, liegen meistens in der Regio ischiadica hinter den Darm- beinen unter der Haut. Bei den mit rudimentären Extremitäten verse- henen Schlangen liegen sie in eigenen kleinen Höhlen jeder Seite des Kreuzbeines und der beiden nächstvorderen Wirbel. Bei den Ghelo- 224 Zweites Buch. Die Reptilien. niern liegen sie unter dem hintersten grossen Medianschilde der Rük- kenschaale, in einiger Entfernung vom oberen Ende des Darmbeines. Sie münden bei den Fröschen in Zweige der Venne iscfiiadicae^ sonst in Venen, welche mit den Yenae renale» advehentes in Verbindung stehen. Diese contractilen Lymphherzen besitzen einen entschieden muskulösen Bau und zeichnen sich namentlich durch quergestreifte Muskel -Primitivbündel aus. An den Eingängen der Lymphgefässe und an dem Ausgange in die Vene finden sich Klappen, welche so gestellt sind, dass sie den Rücktritt der Lymphe und den Eintritt des Blutes hindern. — Eine Mesenterialdrüse ist nur bei Crocodilen beobachtet. [Man vgl. über das Lymphgefass - System der Reptilien, ausser den vortreff- liehen Abbildungen von Bojanus, das Prachtwerk von Panizza, Sopra il si- stema linfatico dei rettili, Pavia 1833, fol. mit ausgezeichneten Abbildungen. — Ueber die Lymphherzen der Batrachier s. Müller in seinem Archiv 1834, S. 296.; über die der Brtrachier, Saurier und Ophidier: Panizza 1. c.; über die der Ophi- dier: Ed. Weber in Müller’s Archiv 1835, S. 535., mit sehr sorgfältigen Ab- bildungen und Bemerkungen über das Lymphsystem des Python überhaupt; Va- lentin in Müller’s Archiv 1839, S. 176., worin darauf aufmerksam gemacht wird, dass die Lymphherzen bei Embryonen der Schlangen verhältnissmässig gross sind; über die der Cbelonier s. Müller in den Physik. Abhandl. der Berl. Akademie d. Wissensch., Jahr 1839, S. 31., mit schönen Abbild.] Siebenter Abschnitt. Von den Stimm - und Athmungs - Organen. I. Von der Stiminlade und dem Kehlkopfe. §■ 102 . Bei allen Reptilien liegt am Eingänge zum inneren oder Lungen- Respirations -Apparate das Stimm organ. In dasselbe führt bei den geschwänzten nackten Reptilien eine weit nach hinten im Schlunde ge- legene sehr feine Längsspalte. Diese ist bei den ungeschwänzten Batrachiern weiter und liegt meist dicht hinter der Zungenwurzel. Die- selbe Lage hat sie gewöhnlich bei den beschuppten Reptilien, eine Re- gel, von welcher jedoch die Ophidier, bei denen sie auf der Zungen- scheide, und die Sauriergattung Phrynosoma, wo sie in der Substanz der Zunge liegt, Ausnahmen bilden. Bei den meisten Ophidiern, vielen Sauriern und einigen Schildkröten i) findet sich vor der den Eingang zum Kehlkopfe bildenden Längsspalte keine Falte. Bei den Crocodilen ist der Kehlkopf durch ein unpaares longitudinales Frenulum, das in zwei den Eingang begrenzende Falten sich theilt, an den Boden der 1) Namentlich bei den Geckonen, bei Lacerta, Ameiva, Hydrosaurus, Testudo. Siebenter Abschnitt. Von den Stimm - u. Athmungs- Organen. 223 Mundhöhle geheftet. Bei Anderen erhebt sich an der Zungenwurzel eine Schleimhautfalte, welche quer über dem Eingänge zum Kehlkopfe liegend, denselben, wie eine Klappe, mehr oder minder vollständig ver- schliesst, also eine häutige Epiglottis darstellt 2 ). In diese Klappe tritt endlich häufig ein knorpeliger Fortsatz, der die vordere Spitze des Schildknorpels bildet, ein 3). — Der Eingang in die Lungen erscheint bei den meisten nackten Re- ptilien als eine verschiedenartig gestaltete, grossentheils häutige Höhle oder Blase, welche bei den langgestreckten und geschwänzten Gattun- gen mehr in der Dimension der Länge, bei den ungeschwänzten Ba- Irachiern dagegen mehr in der der Quere entwickelt ist, bei jenen also mehr einer Luftröhre, bei diesem mehr einem Kehlkopfe zu ent- sprechen scheint. In der That aber findet bei den nackten Reptilien noch keine Sonderung dieses Gebildes in Kehlkopf und Lqftröhre Statt, weshalb es zweckmässig erscheint, dasselbe mitHenle als Stimmlade zu bezeichnen. Diese Stimmlade enthält zwischen ihrer äusseren Haut und der sie inwendig auskleidenden, mit einem Flimmerepithelium ver- .sehenen Schleimhaut stets Knorpelstückchen. Bei Proteus ist nur ein Paar seitlicher Knorpel vorhanden; bei den Derotremata, den Salaman- drinen und den Göcilien kommen schon zwei Paare vor, von denen das Eine die Cartilagines arytaenoUleae^ das Andere die Cart. laryngo- tracheales repräsentirt. Diese letzteren Knorpelstreifen zeigen bei meh- ren Gattungen der geschwänzten nackten Reptilien seitliche Einkerbun- gen 5) oder Ausschnitte 6) und schicken bei anderen cfuere Aeste 7), namentlich nach innen und hinten ab. Auf diese Weise ist schon eine Tendenz zur Bildung von Ringen gegeben, welche unter einander aber noch durch den gemeinsamen longitudinalen Knorpelstreifert verbunden werden. Bei Cöcilia ist dieser letztere jedoch gegen die Lungen hin auch schon verschwunden und die entsprechenden isolirten Halbringe beider Seiten berühren sich und verschmelzen selbst an der hinteren Wand der Stimmlade. — Bei den ungeschwänzten Batrachiern sind die Cartilagines arytaenoideae in der Regel von beträchtlicher Grösse und von dreieckiger Form ») und bei mehren Fröschen erscheinen an ihrer 2 ) Bei (len Schildkröten mit Ausnahme von Testudo, bei Ophisaurus, Pseu- dopus, Coluber flavescens. 3) Bei Crotalus, Lachesis, Vipera, Bungarus, Naja, Eryx, Boa; ferner hei Trapelus, Polychrus, Sceloporus, Phrynocephalus, Anolis, Iguana, Draco, Calotes, Chamaeleo, Cyclura. 4) Namentlich bei Amphiuma, Menopoma und besonders bei Coecilia. 5) Z. B. bei Triton marmoratus u. cristatus; Salamandra maculata, Siredon. G) Z. B. bei Triton igneus, Salamandra atra. 7) Z. B. bei Menopoma, besonders aber bei Coecilia. Hier verschwinden gegen die Lungen hin schon die longitudinalen Verbindungsstreifen zwischen den queren Halbringen. 8) S. die näheren Angaben über die Gestalt derselben bei Henle S. 11. Vergl. Anatomie von Siebold u. SUnnius. 15 226 Zweites Buch. Die Reptilien. Spitee kleine, den Cartilagiues Santorinianae'^') vergleichbare Knor- pelchen. Die Basis der Giessbeckenknorpel articulirt meist mit dem oberen Rande der beiden Cartilagines taryngo -trac/iealea'^^'). Diese letzteren sind selten vorn oder hinten von einander getrennt n), viel- mehr meist dadurch mit einander verbunden, dass ihre oberen Quer- fortsätze einen hinten und vorn geschlossenen Ring bilden, von dem jederseits ein Seitenfortsatz der Länge nach abwärts steigt, welcher bis- weilen noch quere, selten unter einander zu Ringen verbundene Knor- j->elleisten (rudimentäre Tracheal- und Bronchialringe) abschickt 12 ], Sel- ten nur ist die Längenverbindung dieser auf einander folgenden Quer- leisten durch Schwinden des Längsstreifes stellenweise aufgehoben i3). Nur bei wenigen ungeschwänzten Batrachiern zeigt sich eine Ver- bindung des hintersten Zungenbeinhornes mit der Cartilago laryngo- trachealia und noch seltener erscheint der untere Theil des Zungen- beinkörpers sarnmt der Columella als integrirender Theil der Stimm- lade 15). Stimmbänder fehlen den geschwänzten nackten Reptilien; dage- gen kommen dünne, häutige, selten ein kleines Knorpelchen enthal- tende 16), vorn und hinten an die Cartilagines arytaeno'ideae befestigte Stimmbänder bei den meisten ungeschwänzten Batrachiern vor, welche den Ligamenta vocalia inferiora der Säugethiere entsprechen. Ausser ihnen sind bei den meisten ungeschw’änzten Batrachiern noch durch eine einfache schmale Duplicatur der Schleimhaut gebildete Ligamenta voealia infima vorhanden. — Bei den meisten geschwänzten nackten Reptilien besitzt die Stimmlade zwei Muskeln: einen Erweiterer und einen Verengerer. Bei den ungeschwänzten Batrachiern erhält sie ihre Muskeln nur vom Zungenbeine; es sind in der Regel drei Paare vor- handen 1 ^). Bei den beschuppten Reptilien findet eine entschiedenere Sonderung von Kehlkopf und Luftröhre Statt. Diese letztere, welche den Kehl- 9) Bei Rana teinporaria und esculenta. 10) Nur bei der weiblichen Pipa mit einer rudimentären gesonderten Carti- lago crico'idea. Siehe Henle S. J9. 11) Bei Discoglossus unverbunden; bei Pelobates vorn, bei Ceratophrys hin- ten verbunden. Bei allen übrigen Batrachiern ist der Ring vollständig geschlos- sen. Er repräsentirt, wie Henle mit Recht hervorhebt, Schild-, Ring- und Tra- chealknorpei und entspricht zugleich theilwcisc den Bronchialknorpeln. 12) Bei Ceratophrys, Rana esculenta, Engystoma, Bufo ; besonders aber bei pjpa, 13) Bei Pipa haben sich Bronchialringe isolirt. 14) Bei Alytes obstetricans, Bufo cinereus, Rana esculenta und temporaria. 15) Bei Pipa und Xenopus. Bei diesen beiden Gattungen kommen sexuelle Verschiedenheiten in der Bildung der Stimmlade vor. Vergl. darüber Henle S. 18. u. 19. 16) Bei Microps Bonaparti nach Henle; bei Bufo Lazarus nach Mayer. 17) Vgl. darüber Henle S. 21. ff. Siebenter Abscbnitt. Von den Stimm- u. Athmungs- Organen. 227 köpf an Länge allmälich sehr überwiegt, wird durch diejenigen offenen oder geschlossenen Knorpelringe des Eingangscanales in die Lungen gebildet, welche mittelst keiner Längsleisten mehr unter einander ver- bunden sind. Zum Kehlkopfe gehört dagegen derjenige vorderste Ab- schnitt dieses Canales, dessen Ringe noch durch verticale Knorpelleisten Zusammenhängen. Die Zahl der in \erbindung bleibenden, also zum Kehlkopfe gehörigen Querknorpel ist, je nach den einzelnen Gattungen und Arten, sehr verschieden '*). Die queren Knorpelstücke des Kehl- kopfes bilden bald unvollständige und dann meist hinten offene, bald aber vollständige 20) Ringe. Häufig sind die vorderen Abschnitte dieser Ringe zwar innig mit einander verschmolzen, dennoch aber bleiben noch Spuren querer Zwischenräume zwischen ihnen erkennbar. In anderen Fällen sind diese häutigen Interstitien •verschwunden und dann ist statt einzelner Ringe eine solide, oft auch hinten geschlossene Knor- pelplatte vorhanden 21). Diese zusammenhängende bald noch durch- brochene, bald solide Knorpelplatte ist die Cartilago laryngea. Sie besteht häufig aus zwei, bald nur vorne, bald nur hinten, bald aber vorn und hinten mit einander verbundenen Seitenknorpeln {Carti/ago thyreo -cricoidea)^ welche oberwärts in zwei continuirliche Fortsätze [Processvs arytaetioülei) 22 j ausgehen, die die Ränder des Aditus la- ryngis stützen. Bei anderen Gattungen und Arten sind aber die Giess- beckenknorpel nicht mehr Fortsätze der gemeinsamen knorpeligen Grund- lage, sondern selbstständige getrennte Stücke. Die Cartilago laryngea geht oft in eine hintere Spitze aus, wmlche bei einigen Gattungen vom oberen Theile der hinteren Wand abgelöst ist und dann, die Gelenk- flächen für die Cartilagines arytaeno'ideae bildend, eine gesonderte Cartilago cricoidea darstellt. — Bei mehren beschuppten Reptilien treten die unverschmolzenen oder plattenförmig vereinigten Kehlkopfs- bogen in einem vorderen Winkel zusammen 2 J), der sich oft in einen kürzeren oder längeren oberen Fortsatz auszieht [Processus epi- 18) Es finden sich 16 bei Crotalus, 8 bei Boa, 6 bei Scincus, Testudo, Tri- onyx, 3 bei Anguis, Calotes, Einys, 2 bei Gecko, Draco. 19) Bei Typhlops, Lachesis, Dipsas, Iguana. — 20) Bei Cylindrophis, Scy- täte. — 21) Z. B. Pbrynosoina, Alligator, Crocodilus, Chamaeleo, Anolis. 22) Es gibt, nach Henle’s Untersuchungen, kaum eine Familie der be- schuppten Reptilien, in welcher die Cartt. arytaeno'ideae constant verwachsen lind constant getrennt sind. Sie sind verwachsen bei Cylindrophis und Eryx, getrennt bei Ilysia, Boa, Python. Bisweilen sind sie bei einer von zwei nahe verwandten Arten getrennt, bei der andern verwachsen; ja selbst individuelle Verschiedenheiten kommen vor. 23) Z. B. bei Polychrus, Rhampho^ma. 24) Bei vielen Ophidiern und einigen Sauriern. Der Processus epiglottU cus fehlt den Crocodilen und Schildkröten, den Eidechsen, Geckonen, Scinken, Amphisbänen. Er findet sich bei den Agamen, mit Ausnahme von Phrynosoma und bei Chamaeleo. 15 * 228 Zweites Buch. Die Reptilien, glotticus), an dessen Basis bisweilen seitliche Einschnitte sich fin- den 25]. Stimmbänder w'erden bei den Ophidiern, den Cheloniern und vielen Sauriern gänzlich vermisst; bei einigen Sauriern wird ihre Stelle vertreten durch einen inneren Vorsprung, welchen die unteren Ränder der Cartilagines arylaenoideae bilden; bei anderen .findet sich jeder- seits, entsprechend dem unteren Rande dieser Knorpel, eine sehr schmale und dünne Falte. Bei den Crocodilen ragen die schmalen Giessbecken- knorpel mit ihrem unteren Rande in die Kehlkopfshöhle hinein und unter ihnen bildet die Schleimhaut eine Art Tasche. Die vollkommen- sten Stimmbänder besitzen die Geckonen und Chamaeleonten. Bei der letzteren Gattung kömmt zwischen dem Kehlkopfe und dem ersten Luft- röhrenringe ein eigenthlitnlicher blasenförmiger häutiger Sack vor, der von der Luftröhre aus mit Luft gefüllt werden kann. Die Kehlkopfmuskeln der beschuppten Reptilien26) bestehen in der Regel nur in einem M. compressor und einem M. dilatator la- ryngis, Neben dem einen oder dem anderen dieser Muskeln oder ohne dieselben sind bei den Ophidiern zwei Paar langer, platter, schmaler Kehlkopfsmuskeln vorhanden, welche sich zum Theil noch an die Trachea befestigen und nach ihrer Function am besten als Vorstrecker und Zurückzieher des Kehlkopfes bezeichnet werden. Accessorische Stimmorgane finden sich bei vielen Batrachiern. Es sind häutige, ausdehnbare Blasen, welche jederseits am Unterkiefer liegen und in die Mundhöhle, seitlich von der Zunge sich öffnen. Sie kommen nur den männlichen Individuen zu, finden sich aber nicht bei allen Gattungen und selbst nicht bei allen'Arten Einer Gattung 27). Sel- ten ist nur eine unpaare Blase dieser Art vorhanden. [Man Tcrgl. über das Stiininorgan der Reptilien die vortreffliche Schrift von Hcnle, Vergl.-anatom. Beschreibung des Kehlkopfes, Leipzig 1839, 4., welche obiger Darstellung zu Grunde gelegt ist.] II. Von der Luftröhre und den Bronchien. §. 103. Bei den meisten nackten Reptilien, namentlich bei den Salamandri- ncni), vmd der Mehrzahl der ungeschwänzten Batrachier geht die Höhle der Stimmlade mit ihrem unteren Rande in die Höhlen der beiden Lun- gen unmittelbar über. Die Cartilagines laryngo-trachcales hören 25) Iguana, Chamaeleo u. A. — 26) Vgl. Henle S. 45 ff. 27) Sie fehlen z. B. bei Rana teuirwaria, während sie bei R. esculenta vor- handen sind. Sehr ausgebildet sind bei Hyla. Sie sind vergleichbar dem Sacke, der bei den Chaniäleonten zwischen dem ersten Luftröhrenringe und dem Kehlkopfe liegt. 1) Auch bei Siredon und Amphiuma. S. die Abbild, bei Heule, Kehlkopf Tab. 1. Siebenter Abschnitt. Von den Stimm - u. Athmungs- Organen. 229 bald vor dem Ursprünge der Lungen auf, ohne über die uripaare Ein- gangshöhle des Respirations- Apparates hinaus sich zu erstrecken 2 ), bald setzen sie sich an den sehr kurzen, etwas verengten Hals jeder Lunge »), bald noch weiter abwärts an dieser fort *). — Bei den Protei'deen geht die Stimmlade nach unten in zwei lange, häutige Bronchi über, deren Ende zu Lungensäcken sich erweitert s); schon bei Menopoma kommen an diesen Bronchi Fortsetzungen der Knorpel vor <*). — Lang ausgezo- gen und selbst zum Theil mit discreten Knorpelbogen versehen sind die Bronchi bei Xenopus und Pipa "). Indem bei den beschuppten Reptilien nicht nur an den paarigen Eingangscanälen der Lungen, sondern auch schon in einem kürzeren oder längeren Abschnitte des unpaaren Eingangscanales in den Respi- rations-Apparat discrete Knorpelbogen sich vorfinden: sind hier ge- wöhnlich Bronchi, Luftröhre und Kehlkopf als verschiedene Gebilde zu unterscheiden. Als Luftröhre ist nämlich, im Gegensätze zur Stimm- lade, derjenige Abschnitt des unpaaren Eingangscanales zu bezeichnen, dessen Knorpelgerüste aus solchen offenen oder geschlossenen queren Bogen besteht, die durch keine verticale Leiste mehr unter einander verbunden sind. Schwerer hält es, namentlich bei vielen Ophidiern, scharfe Grenzen zwischen Luftröhre, Bronchien und Lungen zu ziehen, indem oft derjenige Theil des Respirations -Apparates, welcher nach sei- ner Lage, seinem einfachen Zusammenhänge mit dem Kehlkopfe und der Bildung Seiner Knorpelringe als Luftröhre zu bezeichnen ist, durch in- nern zelligen Bau und Art der in seinen Zellen sich verzweigenden Ge- fässe schon als Theil der Lunge sich zu erkennen gibt 8). Die Luftröhre der Ophidier zeichnet sich durch ihre Länge aus, ist häufig auch verhältnissmässig w'eit 9) und besitzt sehr zahlreiche Knorpelbogen * 0 ]^ von denen die obersten oder vordersten gewöhnlich 2) Bei Pelobates, Boinbinator, Rana, Hyla nach Henle. 3) Bei Bufo paluiarum, B. cinereus, Pseudes. 4) Bei Engystoina bis über die Mitte des Lungensackes. Abbild, bei Henle. 5) Abbildung bei Configliachi und Rusconi, del proteo anguino, Tab. 3. fig. i. u. 4. — 6) Siehe fienle Tab. 1. Fig. 10. u. 11. 7) Siehe Henle Tab. 2. Die Bronchien sind bei der männlichen Pipa be- deutend kürzer, als bei der weiblichen. 8) Mit Maschen oder Zellen, welche ein respiratorisches Gefässnetz besitzen, ist die Lufti'öhre besetzt bei Crotalus, Vipera, Coluber, Trigonocepbalus, Hydro- phis, Pelauiis; ganz glatt ist dagegen die Luftröhre inwendig bei Naja, Acantho- pbis, Elaps, Erj-x, Python, Boa. Bei Crotalus horridus und Vipera berus sind die Luftröhrenzellen sehr dicht und tief, so dass sie bedeutender sind, als in der eigentlichen Lunge. Gleichzeitig ist bei ihnen die Luftröhre sehr erweitert. Ueber den zelligen Bau der Luftröhre von Typhlops crocoUtus s. Meckel in seinem deutschen Archiv f. Physiol., Bd. 4. S. 72. 9) Z. B. bei Vipera, Naja, Tortrix u. A. 10) S. genauere Zahlenangaben bei Meckel, System der vergl. Anatomie, 230 Zweites Buch. Die Reptilien. geschlossene Ringe bilden, während andere, und namentlich die tiefe- ren, hinten nur durch ausfüllende Membran geschlossen zu werden pfle- gen 11 ). Hat die Luftröhre inwendig einen zelligon Bau, so zeichnet sie sich bisweilen zugleich durch ihre Weite ans. Bei vielen Ophidiern tritt die Luftröhre sofort in die einfache Lunge; bei anderen theilt sie sich da- gegen in zwei, für die beiden Lungen bestimmte, sehr kurze Bronchi 12), welche eine geringe Zahl von hinten offenen Knorpelringen besitzen. Unter den Cheloniern kömmt bei den Landschildkröten die kürzeste Luftröhre vor, die bei Emys und Chelonia in Verhältniss zu den Bron- chien bedeutend länger i 3 ), nie aber so lang, wie bei den Ophidiern ist. Die Knorpelringe der Luftröhre sind bald sämmtlich vollständig geschlos- sen i^), bald sind die vordersten hinten membranös. Sie sind derber und zugleich näher an einander gerückt bei den Landschildkröten, als bei den Seeschildkröten. Die bei den Landschildkröten langen, bei den Seeschildkröten kürzeren Bronchi besitzen vollständig geschlossene Ringe is), die ei*st innerhalb der Lungen unvollständig und unregelmäs sig werden. Bei den Sauriern besitzt die Luftröhre in Verhältniss zu den Bron- chien meist eine beträchtliche Länge iß) ; ihre Ringe sind gewöhnlich vollständig, seltener unvollständig i 7 ) ; namentlich ist der erste Ring hinten oft nicht geschlossen 1**). In der Regel behält die Trachea über- all einen gleichen Durchmesser lö)^ doch kömmt wenigstens ein Beispiel von beträchtlicher Erweiterung derselben vor 20). Die gewöhnlich sehr Th. C. S. 256. Die Zahl der Ringe schwankt zwischen 100 (Coluber natrix) und 350 (Python tigris). 11) Bei den Coluber- Arten sind nur wenige der obersten Ringe geschlossen; bei Python das oberste Viertheil ; bei Elaps etwa ein Drittheil u. s. w. Nach Retzius Angabe findet sich, namentlich bei Python bivittatus zwischen den ein- zelnen Luftröhrenringen eine deutliche Muskelfaserschicht (Isis 1832, S. 522.). 12) Z. B. bei Python, Heterodon, .\canthophis. Die Zahl der Knorpelringe in ihnen ist unbeträchtlich; z. B. bei Python tigris, nach Meckel, rechts zwölf, links vier. 13) Die Zahl der Luftröhrenringe schwankt, jiach Meckel, zwischen 20 (Testudo graeca) und mehr als CO (Emys serrata). Das Verhältniss des Stammes zu den Aesten ist bei Testudo graeca gleich 1:7; bei Emys europaea wie 2:1, bei Caretta imbricata wie 3 ; 1. — 14) Nur bei Testudo, Sphargis, Chelonia. 15) Jeder besteht bei Chelonia aus ungefähr 25 Ringen; bei Emys aus mehr als SO; bei Testudo aus 50 bis 80. 16) Die Luftröhre ist bei Iguana etwa zehnmal, bei Monitor ungefähr zwei- mal so lang, als die Bronchi. 17) Bei Iguana, Gecko, Chamaeleo, Ascalobotes u. A. 18) Er ist offen bei Cephalopeltis, Anguis, Pseudopus, Zonarus, Iguana, Cha- maeleo u. A. — 19) Sie ist sehr weit bei Ascalobotes. 20) Bei Ptymdactylus fimbriatus kömmt eine von Tiedemann näher be- schriebene Erweiterung an der Trachea vor; über und unter derselben sind die Trachealringe geschlossen, längs der Erw'eiterung hinten offen. Siebenter Abschnitt. Von den Stimm- u. Athmungs- Organen. 231 kurzen Bronchi sind bisweilen ganz rudimentär 213, — Auch bei den Crocodilen besitzt die verhältnissraässig kurze Luftröhre theils ge- schlossene, theils offene Ringe 23). III. Von den Lungen. §. 104. Bald unmittelbar an die Stimmlade, bald an die Luftröhre, bald an häutige oder knorpelige Bronchi schliessen sich bei den Reptilien die Lungen. Gewöhnlich sind sie von den genannten Eingangscanälen deutlich abgesetzt; seltener beginnt die Ausbreitung des respiratorischen Gefässnetzes und die Maschenbildung schon innerhalb des Canales der Luftröhre, wie dies namentlich bei vielen Ophidiern der Fall ist^). Die Lungen erscheinen als Säcke von rundlich -ovaler 2) , länglicher 3 ) oder sehr gestreckter ■*) Gestalt, welche fast nie frei liegen, sondern meisten- theils vom Bauchfelle überzogen und dann durch Bauchfell falten mit benachbarten Gliedern verbunden werden. Bei den meisten nackten Reptilien, den meisten Sauriern, den Gheloniern und Crocodilen sind zwei Lungen von gleicher Länge und Ausdehnung vorhanden, bei den CöcilienS), mehren Sauriern®) und Ophidiern^) übertrifft dagegen die eine Lunge die andere beträchtlich an Ausdehnung imd viele Ophi- dier *) zeichnen sich durch das Vorhandensein einer einzigen Lunge aus oder besitzen als zweite nur ein sehr unbedeutendes Rudiment. — Das Gerüst der Lunge wird durch Fortsetzungen der verschiedenen 21) Z. B. bei Scincus, Gecko. 22) Ihre Lauge ist bei verschiedenen Arten verschieden. Bei Crocodilus acutus bildet sie, ähnlich wie bei vielen Vögeln, eine Windung. 23) Offene Ringe finden sich iui oberen oder vorderen Theile der Luftröhre. 1) S. hierüber den vorigen §. Anmerk. 8. 2) Bei den ungeschwänzten Batrachiern, vielen Saurieni, Cheloniem, Croco- dilen. — 3) Bei den Salamandrinen, bei Anguis u. A. ■4) Bei den Cöcilien, namentlich aber bei den Ophidiern. Bei ersteren gehen die Lungen am Ende plötzlich in einen schmalen Zipfel über; ähnlich — bei sonst abweichender Gestalt — bei einigen Chamäleonten. 5) Bei Coecilia hypocyanea ist z. B. die rechte Lunge viel länger, als die linke. 6) Schon bei den Iguanae ist die Länge beider Lungen nicht gleich. Die Asymmetrie wird viel beträchtlicher bei den schlangenähnlichen Sauriern! Chiro- tes, Acontias, Pseudopus, Bipes, Ophisaurus, Anguis, Seps. /) Doppelt, obschon ungleich entwickelt sind die Lungen bei Crotalus, Naja, frigonocephaliis, Acanthophis, Platurus, Tortrix, Eryi, Heterodon, Boa, Python Amphisbaena. In der Regel ist die linke Lunge unbedeutender, als die rechte* aber bei Eryx turcicus und vielen Coluber- Arten ist die rechte Lunge rudimen- tär. Der Grad der Ungleichheit beider Lungen ist verschieden; bei Boa ist die rechte I^nge wenig, bei Python bedeutend länger, als die linke; ganz rudimentär ist die zweite Lunge bei Heterodon, Acanthophis, Trigonocephulus , Coluber na- trix. Diese rudimentären Lungen sind auch innerlich unvollkommener entwickelt 1 einfache Lunge findet sich bei Vipera, Hydrophis, bei mehren Colu- ber, bei Typhlops u. A. 232 Zweites Buch. Die Reptilien. Membranen ihres Eingangscanales gebildet. Ihre Schleimhaut ist von einem Flimmerepithelium ausgekleidet. Bei einigen nackten Reptilien erscheinen die Lungen als einfache, inwendig glattwandige blasenförmige oder darmförmige Hohlsäcke 9), an deren Schleimhaut die Gefässe des kleinen Kreislaufes polygonale Interstitien umschreiben. Die der Gefässausbreitung bestimmte Fläche vergrössert sich bei Anderen lo) durch das Auftreten von inneren zel- lenartigen VorsprUngen, welche bald sparsam vorhanden sind, bald zahlreicher, dichter und zusammengesetzter erscheinen. Knorpelstreifen, von der Stimmlade ausgehend, erstrecken sich bisweilen zwischen den Häuten des Lungensackes an seinem Innenrande abwärts “). Bei den Ophidiern stellt die Lunge gewöhnlich einen sehr gestreck- ten canalförmigen, inwendig mehr oder minder zelligen Sack dar, dessen Ausdehnung verschieden ist, der aber bei einigen Gattungen fast bis zum After hin reicht * 2 ). Bald erscheint die einfache Lunge nur als Erweiterung der an ihrer Rückwand schon zelligen Trachea ’s), bald inserirt sich der Bronchus etwas unterhalb der Spitze jeder Lunge w). Von der die Knorpelringe der Trachea oder der Bronchi hinten verbin- denden fibrösen Haut geht gewöhnlich ein derberer anscheinend elasti- scher Längsstrang aus von welchem quere Stränge in grosser Zahl abtreten, die die Grundlage der an der Innenwand der Lungen vor- springenden grösseren Maschen oder Zellenwandungen abgeben. Diese Zellen, welche zahlreiche kleinere Zellen verschiedener Ordnung ein- schliessen, erscheinen fast nie >6) über die ganze Lunge gleichmässig verbreitet, sondern werden in der hinteren Hälfte derselben sparsamer, flacher, einfacher und minder gefässreich. Bisweilen schwinden sie hinten ganz, so dass die Lunge in diesem hinteren Theile eigentlich nur als Bronchialgerüst zu betrachten ist. Auch die Arteria puimonalis vertheilt sich vorzugsw'eise oder ausschliesslich im vorderen, am ent- schiedensten durch zeitige Structur ausgezeichneten Abschnitte der Lunge, während diese weiter abwärts Gefässe aus der Aorta und de- ren Zweigen in grösserer Anzahl erhält und ganz hinten fast gefäss- los ist 9) Bei Proteus, Triton. 10) Bei Siredon und bei Siren nach Cuvier, und dann in allinälicher Folge bei Salamandra, Bufo, Rana, Pipa. — 11) Z. B. bei Engystoina nach He nie. 12) Z. B. bei Hydrophis schistosus; nach uichren Angaben auch bei Pela- mis, bei Acrochordus. — IS) So bei Hydrophis schistosus. 14) Z. B. bei Python; bei Heterodon. 15) Z. B. bei Python. — Nur bei Acrochordus javanicus finden sich auf der Oberfläche der einfachen Lunge, nach Fohinann, zahlreiche Knorpel. 10) Sie schwinden z. B. iui hinteren Abschnitte der Lunge toü Coluber na- trix, von Python, Vipera, Naja tripudians. 17) Vergl. Hyrtl, Strena anatomica de novis pulmonum Vasis in ophidiis Siebenter Abschnitt. Von den Stimm - u. Athmungs- Organen. 233 Unter den Sauriern kommen gradweise Verschiedenheiten in der Ausbildung der Lungen vor. Bei vielen zeigen sie sich als einfache zellige Säcke; die Zellen sind im Allgemeinen etwas stärker vorsprin- gend, als bei den Opbidiern, werden aber im hinteren Theile der Lunge oft flacher, oder verschwinden hier und anderswo in Anhängen der Lunge fast ganz iö). Bei einigen 20) setzt sich von dem Bronchus aus ein cartilaginöser oder fibröser Längsstreifen von vorne nach hinten fort, von dessen Seiten die derberen Stränge, welche den grösseren Zellen zur Grundlage dienen, abgehen. Bei anderen 21) finden sich zur Seite eines solchen Längsstreifens reihenweise gestellte grössere Oeffnun- gen, welche in tiefere Höhlen oder Säcke mit zelligem Baue führen, die durch sie in den grossen mit flacheren Zellen besetzten Lungensack ein- münden. Bei mehren Anderen 22) theilt sich der Lungensack durch eine mittlere Scheidewand in zw’ei ungleiche Hälften, welche nur an der gemeinschaftlichen Einmündungsstelle des Bronchus Zusammenhän- gen; in diesem Falle erheben sich, namentlich von den Wandungen der grösseren Hälfte, unvollkommene Septa, welche secundäre Säcke bilden. Bei einigen Varanen 23) endlich theilt sich der Bronchus ziemlich weit vor seinem Eintritte in die Lunge in zwei Aeste von ungleicher Stärke. Jeder dieser Bronchialäste tritt in die Lunge und besitzt hier mehre Oeffnungen, von welchen Gänge ausgehen, die zu Säcken sich erwei- tern; jeder Ast geht am Ende in zwei grosse Säcke über. Alle diese Säcke sind mit Maschen und Zellen an ihren Wandungen reichlich besetzt. Bei den Crocodilen setzt sich der einfache Bronchus canalförmig und mit Knorpelringen versehen, w'eit in die Lunge fort und ist mit mehr oder minder zahlreichen seitlichen, durch Knorpel gestützten Oeff- nungen von verschiedener Grösse versehen, welche in eben so viele Säcke oder Taschen führen. Tiefer abwärts entspringen von dem sich erweiternden Bronchus elastische Fasern, welche Oeffnungen einschlies- sen, die den Eingang in ähnliche Säcke bilden. Secundäre elastische Stränge, welche mit den grösseren Zusammenhängen, schliessen kleinere Zellen ein, welche abermals Zellen mehrer Ordnungen enthalten. Aehn- lich ist die Bildung der Schildkrötenlungen, wo die einzelnen Säcke von einander abgeschlossen sind und wo von ihren Wänden Maschen oder Zellenwände verschiedener Ordnung vorragen. Die hierdurch gegebene nup. observat, Pragae 1837, 4. Die Venen münden in die V.hepaticae und.g'tf- stricae und gehen mit diesen in die Pfortader über. 18) Z. B. bei Platydactylus. — 19) Z. B. bei Chamaeleo, bei Polychrus marmoratus u. A. 20) Z. B. bei Lacerta ocellata. 21) Bei Gecko aegyptiacus, Scincus officinalis u. A. nach Meckel 1. c. S. 75. 22) Z. B. bei Iguana, Stellio. . 23) So finde ich es, wie auch schon Meckel angegeben, bei Varanus ben- galensis. 234 Zweites Buch. Die Reptilien. Andeutung des Entstehens secundärer Bronchi erscheint am deutlichsten bei den Seeschildkröten, wo die von dem fast bis zum hinteren Ende der Lunge reichenden Bronchialstamme sehr zahlreich abgehenden, in die einzelnen Säcke tretenden kurzen Canäle eine knorpelige Grund- lage besitzen. [Man vgl. über die Lungen der Reptilien besonders Meckel in seinem deUt* sehen Archiv f. Physiol., Bd. IV. S. CO., mit Abbild., und die früher citirte Schrift von Lereboullet, Abbildungen der Lungen von Emys gibt Bojanus 1. c. Tab. XXIX. Fig. 174. 175.] IV. Von den Kiemen. §. 105 . Während des ersten Lebensstadium sind bei allen Batrachierlarven äussere Kiemen vorhanden. An ihre Stelle treten bei den Larven der ungeschwänzten Batrachier später innere Kiemen in Gestalt klei- ner Quästcheni), die in einer oder in zwei Reihen an der Convexität der Kiemenbogen befestigt sind. Bei den Larven der Tritonen und Sa- lamander erhalten sich die äusseren Kiemen bis zur Entwickelung der Lungenathmung und verschwinden dann mit den Kiemenspalten ganz, während bei den Derotremata 2) jederseits eine Kiemenspalte bleibt. Bei den Perennibranchiaten *) dagegen finden sich während der ganzen Lebensdauer äussere Kiemen neben den Lungen. Sie erscheinen hier als quastförmige oder federbuschartige Hautanhängsel, welche am äusser- sten Ende der sonst freien, an ihrer concaven Seite mit kleinen Wärz- chen oder Zähnchen besetzten Kiemenbogen liegend, mit der äusseren Haut unmittelbar Zusammenhängen. Jeder Kiemenbüschel besteht aus ästigen Fäden, an deren unterer Fläche zahlreiche Blättchen mit gekerb- ten Rändern haften. 1) Jc), wenigstens in ihrer hinteren Hälfte, dicht an ein- ander gedrängt und fast verschmolzen. Sie sind meist länglich und bandförmig; bisweilen vorn dicker und hinten verschmälert, wie bei Varanus, oder dick und compact, wie bei Iguana. Meistens bestehen sie aus ziemlich zahlreichen, durch quere Einschnitte oder Furchen ge- trennten Lappen. — Bei den Crocodilen sind sie oblong, vorn stumpf, in der Mitte verbreitert, hinten verschmälert. Die Lappenbildung ist nicht durchdringend und überhaupt, je nach der Artverschiedenheit, mehr oder minder deutlich. — Bei den Cheloniern bilden sie com- pactere, dickere, mehr rundliche Massen mit oberflächlichen himartigen 1) Aeusserst klein beim Axolotl; abgebildet bei Müller 1. c. Tab. XII. Fig. 14.; beträchtlich bei den Salamandern, wo sie sich fast durch die Hälfte der Kuinpfhöhle erstrecken; viel voluminöser, obschon kürzer, bei den ungeschwänz- ten Batrachiem. — 2) Bei Coecilia, Proteus. 3) Z. B. bei Triton, Salamandra; bei beiden zugleich lang und schmal. 4) Z. B. bei Proteus. 5) Z. ß. bei Acrochordus. Auch bei Hydrophis bilden die Nieren kurze compactere Massen und sind ungefähr ven gleicher Länge. 6) Z. B. bei mehren Arten von Lacerta, Iguana. 236 Zweites Buch. Die Reptilien. Windungen und schwächeren oder stärkeren Einschnitten. Sie liegen ira hintersten Theile der Rumpfhöhle. — Was den feineren Bau der Nieren anbetrifft, so bestehen sie selten^) aus gestreckten, meist aus vielfach gewundenen Harncanälchen ^), Diese unverzweigten, gestreck- ten und fast parallel verlaufenden Ganälchen treten bei den unge- - schwänzten Reptilien allmälich einzeln in den seitlich von der Niere liegenden Harnleiter ein. Bei den Ophidiern sammeln sich die stark gewundenen Harncanälchen büschelförmig in einen jedem einzelnen Nierenlappen zukommenden Ast des Harnleiters »). Bei den Cheloniern und Crocodilen lo) erstreckt sich ein Ast des Harnleiters tief in die Substanz eines jeden Nierenlappens und in ihn senken sich von der Oberfläche aus nach innen etwas convergirend die Harncanälchen, wie in eine gemeinsame Axe, successive ein. — Die einzelnen Harncanälchen besitzen eine derbere Tuuica propria^ welche inwendig von einer Epithelialschicht ausgekleidet ist. Bei den Fröschen findet sich inner- halb eines kleinen Abschnittes der Harncanälchen ein lebhaft schwin- gendes Flimmerepithelium i‘). Die Malpighi’schen Körperchen (Gefässknäuel) sind immer vorhanden und namentlich bei den nackten Reptilien durch ihre Grösse ausgezeichnet. Die Länge der Harnleiter richtet sich nach der Entfernung der Nieren von der Cloake und nach der Länge der Nieren selbst. Sie sind daher bei den Ophidiern ver- hältnissmässig am längsten. Sie munden gewöhnlich, bald von den Aus- führungsgängen der inneren Geschlechtstheile getrennt, bald mit ihnen vereinigt, in die Cloake. Bei einigen Ophidiern und bei den Varanen erweitert sich jeder Harnleiter vor seinem Eintritte in die letztere ziem- lich bedeutend. Eine Harnblase, welche in die vordere Wand der Cloake mündet, kömmt allen nackten Reptilien 12) und unter den beschuppten den Sauriern und Cheloniern zu 1»). Sie ist bei den meisten nackten Re- ptilien, so wie bei den Sauriern sehr dünnwandig und gefässreich, be- 7) Beim Axolotl nach Müller, Tab. XII. Fig. U. Aehnlich bei den Em- bryonen anderer Reptilien. 8) Sie sind bei Proteus durch ihre Grösse ausgezeichnet. S. Müller 1. c. 9) Abgebildet bei Mülller Tab. XII. Fig. 16. — 10) Abbild, bei Müller Tab. XII. Fig. 18. 11) S. hierüber die sehr schönen Abbildungen bei Bowman. — Die Mal- pighi’schen Körperchen kommen in den Nieren aller Reptilien vor. Bei Schlan- gen - Embryonen liegen sie anfangs in einfacher Reihe oberflächlich längs des In- nenrandes der Nieren. Siehe Rathke 1. c. p. 158. 12) Beobachtet bei Coecilia, Proteus, Siren, Siredon, Menobrancbus, Am- phiuma, Menopoma, den Salamandrinen und den ungeschwänzten Batrachiern. Ihre Mündung ist meistens sehr w'eit. 13) Z. B. bei Acontias, Anguis, Pseudopus, Seps, Scincus, Lygosoma, Cha- maeleo, Gecko, Iguana, Draco, Stellio, Lacerta u. A.; auch bei Amphisbaena und Chirotes nach Müller. Neunter Abschn. Von den besdnd. Absonderungs- Organen etc. 237 sitzt dagegen bei Pipa und namentlich bei vielen Cheloniern dickere Wandungen. Niemals münden die Harnleiter in sie direct ein, höchstens inseriren sie sich, wie dies namentlich bei den Schildkröten der Fall ist, an der Uebergangsstelle des Blasenhalses in die Cloake. Die Blase selbst enthält häufig, wenigstens bei Fröschen und Schildkröten, eine wässerige, klare Flüssigkeit und kann, wenn sie von dieser erfüllt und ausgedehnt ist, einen beträchtlichen Raum in der Bauchhöhle einnehmen, Ihre Form ist verschieden; bald ist sie rundlich oder oblong, und dabei einfach, bald in zwei seitliche, nicht immer symmetrische Abtheilungen mehr oder minder tief gespalten i-*). [ücber die Harnwerkzeuge der Amphibien vgl. Fink, De ainphibioruin sy- steinate uropoetico, Hai. 1817; s. auch Davy in Philos. transact., 1818, und Meckel’s deutsches Archiv 6. 345. — Einzelne Bemerkungen bei Müller in Tiedemann u. Treviranus Zeitschr. Bd. IV. — lieber den feineren Bau der Nieren: Huschke in Oken’s Isis 1828, p. 565 ff.; Müller, De struct. glandul., p. 86. Tab. XII.; Bowinan in Philos. transact. 1842, P. 1. p. 57 sqq.; auch in den Ann. d. sc. nat., 1843, T. 19. — lieber die Entwickelungsgeschichte der Nie- ren: Rathke, Entw'ickelungsgesch. der Natter, Königsb. 1839, 4. — Gute Ab- bildungen der Nieren von Einys europaea bei Bojanus, Anatome testudinls, Tab. 28. Fig. 158. und Tab. 30. Fig. 186.] Neunter Abschnitt. Von den besonderen Absonderungs - Organen ’) tind den Gef ässdrii seil. I. Vom Giftapparate. §. 107 . Das Gift, wodurch viele Ophidier schädlich werden, wird von einer eigenthümlichen Drüse secernirt. Diese Giftdrüse liegt gewöhnlich hinter und zum Theil noch unter dem Auge, über dem Oberkiefer und dem Os iransversum. Sie verlängert sich nur bei Naja rhombeata ausserordentlich weit nach hinten, so dass sie die Rippen und deren Muskeln zum Theil noch bedeckt 2). Sie besitzt gewöhnlich eine bald einfache, bald doppelte fibröse Scheide, in welche beständig Muskel 14) Man vgl. über dies Gebilde auch noch Robert Townson, Observatio- nes physiologicae de Amphibiis, P. 1. u. 2-, Gott. 1794. 1795, 4. c. fig. 1) lieber die auf der äusseren Hautoberfläche, die in die Cloake münden- den, so wie über die zu den Geschlechtstheilen in Beziehung stehenden Abson- derungsorgane vgl. die entsprechenden §§. 2) Nach Reinhardt (Isis 1843, S. 220.) und Rapp 1. c. Tab, 2. Fig. 7. Sie erstreckt sich bandförmig an der Rumpfseite der Schlange nach hinten, wird 23S Zweites Buch." Die Reptilien. ' ' bündel eingehen, und kann theils durch diese, theils durch den sie be- deckenden M. temporaUs zusammengedrückt werden. Ist eine doppelte fibröse Scheide vorhanden, wie bei Trigonocephalus, so erstrecken sich, von der inneren aus, überall fibröse Lamellen in die eigentliche Drüse hinein und dann umhüllt diese Scheide auch den Ausführungsgang. Dieser Ausführungsgang, in den die verschieden sich verhaltenden Drü- senröhren und Drüsenzcllen 8) sich sammeln, stellt meist einen cylin- drischen Canal dar, erweitert sich jedoch bisweilen sackförmig' ehe er, wieder verengt, in den Giftzahn einmündet 4). Der Giftzahn selbst zeichnet sich immer durch seine Länge vor den anderen Zähnen aus, gleich welchen er übrigens in einer häutigen Scheide steckt. Er haftet stets durch Anchylose am Oberkieferbeine. Bei den eigentlich soge- nannten Giftschlangen s) ist er der einzige in dem hier sehr kurzen Oberkieferbeine haftende Zahn; bei den giftigen Colubriformes 6), so wie auch bei den Wasserschlangen, deren Oberkieferbein nach hinten sich verlängert, finden sich hinter dem Giftzahne, welcher der vorderste ist, noch mehre undurchbohrte Zähne. Bei den eigentlichen Giftschlangen enthält der Giftzahn einen mit zw'ei Oeffnungen versehenen und sonst allseitig geschlossenen Canal. Eingang und Ausgang desselben befinden sich an seiner convexen Seite und der Ausgang liegt in der Nähe sei- ner Spitze. Eine feine Rinne oder Naht erstreckt sich äusserlich längs der Convexität dieses Zahnes. Bei den giftigen Colubriformes ist er an der Wurzel und in der Nähe seiner Spitze mit je einer weiteren OefT- nung versehen, zwischen welchen Oeffnungen ein aussen gespaltener Längscanal verläuft. Ersetzt und erneuet w'ird der Giftzahn immer durch das Vorrücken eines der hinter ihm liegenden, in der Schleimhaut oder im Zahnfleische entstandenen Ersatzzähne. [Man vergl. über den Giftapparat der Ophidier: Meckel in seinem Archiv 1826, S. 1., mit Abbild. Tab. I. — Schlegel, Nov. Act. Acad. Leop. Carol., T. XIV. P. 1. p. 143., mit tretflichen Abbild. Tab. XVI. — II. 0. Lenz, Schlangen- kunde, Gotha J832, 8. — J. J. B acht old (praes. W. v. Rapp), Untersuchun- gen über die Giftwerkzeuge der Schlangen, Tüb. 1843, 4., mit Abbild.] II. Von den Gefässdrüsen. §. 108. Bei den meisten Reptilien kommen in der Nähe des Herzens und der grösseren Gefässstäinme drüsige, gefässreiche, eines Ausführungs- ganges ermangelnde Gebilde vor, in welchen man Analoga der Thymus von einem ihr innig anhaftenden Muskel bedeckt und besitzt einen rührigen Bau. ■— Am wenigsten entwickelt ist die Giftdrüse bei Hydrophis. 3) S. über den verschieden sich verlialtenden feineren Bau besonders Mül- ler, De gland. secern. struct., p. 54 sqq. Tab. VI. 4) Bei Crotalus. S. die Abbild, bei Schlegel 1. c. Fig. LX. 5) Trigonocephalus, Crotalus, Vipera. — 0) Elaps, Bungarus, Naja. Neunter Abschn, Von den besond. Absondenings - Organen etc. 239 und der Schilddrüse zu finden glaubt. Dahin gehören bei den un- geschwSnzten Batrachiern zwei kleine Gebilde in der Umgebung der Aortenbogen i) und weiter nach vorn die sogenannten Carotidendrü- sen 2) ; bei den Ophidiern eine runde gelappte Drüse vor dem Herzen, unter den grossen Gefässstämmen und zwei längliche ähnliche Gebilde neben den Jugularvenen; bei den Cheloniern und Crocodilen ein vor der Luftröhre, zwischen den grossen Gefässstämmen gelegenes, bei den Seeschildkröten besonders ausgebildetes und umfängliches, gelapptes und sehr gefässreiches Organ s) ; bei denselben Thieren kleinere Gebilde in der Umgehung der Halsgefässe. III. Von den Nebennieren. §. 109. Nebennieren scheinen den meisten und vielleicht allen Reptilien zuzukommen, nur bei den Perennibranchiaten, den Derotremata und den Cöcilien sind sie bisher nicht aufgefunden worden. Bei den Salaman- drinen bestehen sie aus kleinen zerstreuten goldgelben Körnerhäufchen an der unteren Fläche der Nieren i). Bei den ungeschwänzten Batra- chiern stellen sie mehre grössere, ebendaselbst liegende Streifen oder Bo- gen dar, welche besonders den Wandungen der Nierenvenen dicht an- liegen 2 ). Bei den Ophidiern erscheinen sie als enge, schmale, gelbe Kör- perchen, welche neben den Stämmen der Venae renales revehentes oder neben der Aorta liegen. Bei den Sauriern liegen sie seitlich am Vas tie- ferem und bei den Cheloniern am Innenrande der Nieren *). 1) Abgebildet bei Mayer, Analecten Heft 1. Tab. 3. Fig.*8. 2) Abgebildet bei Husebke in Tiedeniann und Trevira nus Zeitschrift, Bd. 3) Abbild, bei Bojanus Tab. XVI. Fig. 66., Tab. XXVII. Fig. 1S6., Tab. XXIX. Fig. 173. — Ueber analoge Gebilde bei Knorpelfischen vgl. §.37. Anin. 2. 1) Hier sind sie längst von Kathke beschrieben und gedeutet worden. 2) Es sind Swaminerdam’s Corpora heterogenea ; von Rathke, viel später von Retzius, Nagel, Gruby als Nebennieren angesprochen. Abgebil- det bei Gruby, Ann. d. sc. nat., T. 17. 1842. Tab, 10. fig. 8. 9. — Vgl. Nagel in Müller’s Archiv 1836, S. 377. 3) Bojanus Tab. XXX. Fig. 186. p. — Ueber die Entwickelungsgeschichte dieser Organe vgl. Rathke, Entwickelungsgesch. der Natter, S. 158. 240 Zweites Buch. Die Reptilien. Zehnter Abschnitt. Vo m Cr c s c k l e c h 1 8 - ji p p n r fl t c. I. Von den weiblichen Geschlechtstheilen. §. 110 . Bei allen Reptilien sind die Ovarien von den Eileitern ge trennt, so dass nie ein ununterbrochener Zusammenhang zwischen bei- den Statt findet. Die Eiei^stöcke aller nackten Reptilien bestehen in verschieden gestalteten weit ausgedehnten hohlen Säcken, welche durch ein mittleres, aus Bauchfellplatten gebildetes Mesoarium befestigt sind. Indem diese beiden Bauchfelllamellen am Rande des Eierstockes auseinander weichen und ihn umhüllen, bilden sie seine äussere Haut. Beide Eierstöcke liegen zur Seite der Wirbelsäule und nehmen, je nach der Reife der Eier, einen mehr oder minder beträchtlichen Raum ein. Einwärts von ihnen erstrecken sich die beträchtlichen Feltkörper. Die Ovarien sind in der Regel symmetrisch und von gleicher Länge. Bei den geschwänzten Gattungen entstehen die Eier an der Innenwand der ungetheilten Höhle, welche sie durch eine an dem vorderen Ende des Eierstockes befindliche Oeffnung verlassen. Diese Oeffnung sieht man im Frühlinge ziemlich weit und bei den Salamandern durch ein spitz zulaufendes Röhrchen, bei den Tritonen durch einen schmalen Ring in die Höhle des Ovarium sich fortsetzen. Bei den ungeschwänzten Ba- trachiern besteht jeder Eierstock in einer grösseren Anzahl von trans- versellen Zellen, welche durch vollständige Scheidewände von einander getrennt werden und deren jede, vom äusseren Rande des Ovarium aus, nach innen sich «verschmälert. Jede Zelle besitzt ihre eigene Oeffnung. In die freie Höhle dieser Zellen fallen die an der Eierstockswand gereif- ten Eier nach ihrer Ablösung und verlassen sie durch die erwähnten Oeffnungen. Die Eileiter i) bestehen in langen, darmartig vielfach gewundenen Röhren, welche durch Peritoneallamellen gekrösartig befestigt sind. An seinem freien Ostivm abdominale ^ das hoch aufwärts, meist zwischen Herzbeutel und Leber liegt, bildet jeder Eileiter einen häutigen Trichter. Die Eileiter sind, mit Ausnahme ihres vordersten Abschnittes, dick- wandig und muskulös und pflegen sich gewöhnlich hinten etwas zu erweitern. Sie münden in die Rückwand der Cloake, bald dicht neben einander, bald weiter aus einander gerückt. Ihre Mündungen sind durch ein klappenartiges Wärzchen verschliessbar oder bilden kurze röhrenförmige Verlängerungen in die Cloake, wie z. B. beim Axolotl. 1) Abbild, von Meiiobranchus bei Carus und Otto, Erläuteriingstaf. Hefe V. Tab. 6. Fig. 1. Zehnter Abschnitt. Vom Geschlechts -Apparate. 241 Bei der weiblichen Pipa sind noch äussere Ausbildungsor- gane vorhanden. Die Eier werden dem Weibchen vom Männchen auf den Rucken gestrichen und dann bilden sich auf der Rückenhaut Zellen, in denen die fernere Entwickelung der Eier geschieht. §. 111 . Die Ovarien der Saurier und Ophidier sind Schläuche, welche innere Vorsprünge besitzen und an deren Wand die Eier entstehen, während sie bei den Cheloniern und Crocodilen Platten darstellen, auf deren Bauchseite die Eier sich entwickeln. Sie liegen gewöhnlich ober, halb der Nieren, befestigt an Peritonealduplicaturen. Während sie sonst symmetrisch sind, ist bei den Ophidiern der rechte Eierstock grösser und liegt weiter nach vorn, als der linke. An die Ovarien sind die auswärts von ihnen gelegenen Eileiter durch Bauchfellverdoppelungen befestigt. Die Eileiter, welche gewöhnlich weit nach vorn sich er- strecken, liegen mit ihrem vorderen Ende bogenförmig vor oder über den Ovarien. Ihr Ostium abdominale ist immer trichterförmig erwei- tert und oft gefranzt. Sie erstrecken sich als mehr oder minder weite, muskulöse Röhren, bald ziemlich gerade, bald vielfach gewunden ver- laufend, hinterwärts zur Cloake. Der grösste Theil ihrer Innenwand besitzt Längsfalten. Sie münden gewöhnlich mit zwei getrennten Ostia in die hintere Wand der Cloake; bei den Cheloniern i) in den Hals der Harnblase. Bei vielen Sauriern und Ophidiern erweitern sie sich etwas vor ihrer Mündung; bei einigen Schlangen ist der blindge- schlossene, an der Dorsalseite des Rectum bedeutend vorwärts verlän- gerte und erweiterte grösste Abschnitt der Cloake, in den die beiden Eileiter münden, einem Uterus zu vergleichen 2). Die Be.gattungsorgane der weiblichen Saurier und Ophidier sind, ganz nach dem Typus der männlichen gebildet, doppelt vorhanden; in der Regel sind die beiden eingestülpten Clitorides kürzer, als die Penes. Bei den weiblichen Ophidiern kommen auch die im folgenden §. zu be- schreibenden accessori sehen schlauchförmigen, mit weissern Smegma angefüllten Secretionsorgane vor. — Die weiblichen Crocodile und Schildkröten besitzen eine einfache, an der Vorderwand der Cloake be- festigte Clitoris. II. Von den männlichen Geschlechtstheilen. §. 112 . Die Hoden der nackten Reptilien besitzen einen röhrigen Baui) und liegen innerhalb des hinteren Abschnittes der Bauchhöhle. 1 ) S. die Abbild, bei Bojanus Tab. 30. Fig. 188. — 2) So bei Coluber Korros; vgl. §. 114. Amn. 2. 1) Siehe Swammerdam, Bibi, natur , Leyd. 1738, T.2. p.794. Tab. XL VII. fig. 1.; copirt bei Müller, De gland. secern. struct., Tab. XV. fig. 9. Vergl. Anatomie von Sieboid n. Stanoiaf. 16 242 Zweites Buch. Die Reptilien. Sie werden befestigt durch eine Duplicatur des Bauchfelles, deren Plat- ten auseinander weichen, um ihre äussere Bekleidung zu bilden. Sie sind bei den Perennibranchiaten und Derotrcinen platt, einfach und langgestreckt; bei den Salamandrinen zerfällt jeder Hode in zwei oder mehre hinter einander liegende Abtheilungen 2 ) , welche durch feine Canäle mit einander in Zusammenhang zu stehen scheinen. Bei den ungeschwänzten Batrachiern sind die Hoden einfach und unge- thcilt. — Die Saamenlciter sind cylindrische geschlängelte Canälchcn, welche, mehr oder minder weit, vor oder über den Hoden, anscheinend blind geschlossen, beginnen, an dem äusseren Rande der Nieren zur Cloake absteigen und durch ein Bauchfellligament befestigt werden. Die Saarpenleiter besitzen häufig nicht überall gleiche Weite, sind vielmehr meist vorn enger, hinten weiter, verengen sich aber dann wieder kurz vor ihrem- Eintritte in die Cloake. In diese Saamenlciter scheint der Saame durch feine Quergefässe zu treten. Ausserdem aber mündet in das hintere Ende jedes Samenleiters bei den Salamandrinen und beim Axolotl ein Bündel ziemlich langer, am Endo blind geschlossener Röh- ren, w'elche auch, obschon viel kürzer, bei den ungeschwänzten Ba- trachiern Vorkommen 3). Sie verlaufen zwischen den Bauchfellla- mellen vom Aussenrande der Nieren aus abwärts. Begattungsor- ga ne, welche dem Pems verglichen werden könnten, sind bei der Mehrzahl der nackten Reptilien nicht vorhanden^); bei den Tritonen und Salamandern jedoch findet sich innerhalb der Cloake, besonders deutlich während der Begattungszeit erkennbar, eine einfache penisar- tige Papille 5), welche aber undurchbohrt ist. Bei den männlichen Individuen von Proteus, Siredon, Menopoma, Menobranchus und den Salamandrinen münden noch zahlreiche einfache Drüsenschläuche in die Cloake. Es sind dies die Becken- und Af- ter sen, welche, namentlich bei den Tritonen, vorzugsw’eise um die Begattungszeit entwickelt sind c). 2) Dies Zerfallen in eine grössere oder geringere Anzahl von Ahtheilungen ist nicht constant, sondern individuel wechselnd, wie die Beobachtungen von Rathke, Funk, Finger lehren. 3) Diese den Saamenbläschen verglichenen Gefässe, welche Rathke zuerst beschrieben hat, sind ;ibgebildet bei Mijllpr, De gland. strust., Tab. II. fig. 16. u. 17. und beschrieben p. 45. 4) Das angebliche Vorkommen eines doj)j)elten Penis bei Coecilia beruhet, wie Bischoff (Miiller’s Archiv 1839, S. 354.) aus einander gesetzt hat, auf einem Irrthume, w'ovon ich jetzt durch eigene Untersuchung mich überzeugt habe. 5) Bei den Tritonen von Rathke, bei den Salamandern von Carus be- schrieben; abgebildet und sehr genau beschrieben bei Finger 1, c. 6) Sie sind der Prostata oder den Cowper 'sehen Drüsen zu vergleichen und von Rathke, Mayer u. A. beschrieben worden. — Interessante Erschei- nungen sind die Ausbildung des Rückenkammes des Triton niger zur Begattungs- zeit, welcher später fast spurlos verschwindet, und die uiu dieselbe Zeit Statt Zehnter Abachnitt. Vom Geschlechts- Apparate. 243 [Man vgl. über die Geschlechtstbeile der nackten Reptilien besonders Rathke in den Schriften der naturf. Gesellschaft zu Danzig, Th. 1. 1820. — lieber die derTritonen: J.H. Finger, De Tritonum genitalibus eoruinque functione, Marfa. 1841, 4., c. fig.] §. 113 . Die Hoden der beschuppten Reptilien erhalten eine ähnliche Umkleidung und Befefestigung vom Bauchfelle, wie die der nackten. Sie liegen immer über oder vor den Nieren. Bei den Ophidiern sind sie, gleich diesen letzteren, unsymmetrisch gelagert und meist auch von ungleicher Länge. Ihre äussere Gestalt ist wechselnd; bald sind sie sehr länglich, platt, vorn zugespitzt, wie bei den meisten Ophidiern, bald mehr oval, wie bei den Crocodilen, einigen Sauriern und Che- Ioniern. Unter dem Bauchfellüberzuge liegt ihre Tmiica propria, welche nach innen feine Septa abschickt, die die Saamengefässe von einander sondern. Die Röhren, aus welchen der secernirende Apparat besteht, liegen bei den Ophidiern quer und sind ziemlich gestreckt, während sie bei den Gheloniern gewunden erscheinen. Sie sammeln sich bei den Ophidiern in einen am inneren Rande des Hodens gele- genen, diesem letzteren innig verbundenen Nebenhoden. Auch bei den Gheloniern vereinigen sie sich zu einer geringeren Anzahl von Stämmen, welche seitlich' in den Saamenleiter übergehen. Dieser letztere scheint an seinem oberen oder vorderen Ende, das häufig weit über die vordere Grenze des Hodens hinaus sich erstreckt, blind ge- schlossen zu sein und verläuft als ein ziemlich enger Canal, bisweilen stark gewunden, an der Vorderfläche der Niere abwärts zur Cloake. Bei den Ophidiern verengt er sich am Ende und mündet mit einer fei- nen Papille in das äusserste Ende des Harnleiters seiner Seile. Die so vereinigten Harn- und Saamenleiter jeder Seite senken sich dann dicht neben einander in die hintere Wand der Cloake, welche an der Mün- dungsstelle häufig eine starke Papille besitzt. Bei den Sauriern tritt der Saamenleiter seitwärts unmittelbar in die Cloake. Bei den Che- loniern und Crocodilen münden die Saamenleiter in den Anfang der Rinne der Ruthe. Bei den Gheloniern senkt sich in jeden Saamenleiter vor seinem Eintritte in die Cloake ein vielfach gewundener Canal, der den Saa- menbläschen verglichen worden ist. Hinsichtlich der eigentlichen Begattungsorgane finden in so ferne wesentliche Verschiedenheiten Statt, als die Ophidier und Sau- rier zwei Ruthen besitzen, welche ausserhalb der Cloake liegen, wäh- rend den Gheloniern und Crocodilen ein einfacher, an der Vorderwand der Cloake befestigter Penis zukömmt. Bei den Ophidiern und Sauriern findende Anschwellung des Daumens vieler männlichen Frösche, welche selbst eine eigene Daumendrüse besitzen. 16 * 244 Zweites Buch. Die Reptilien. besteht jede Ruthe in einer von der Cloake ausgehenden und mit ihr zusammenhängenden, schlauchartigen Einstülpung der Haut, welche, nach hinten gerichtet, und von den oberflächlichen Muskelschichten des Schwanzes bedeckt, an jeder Seite des letzteren den zwischen den Querfortsätzen und den unteren Dornfortsätzen der Wirbel gelegenen Raum ausfüllt. Wird diese schlauchförmige Einstülpung von aussen nach innen untersucht, so bietet sie folgende Zusammensetzung dar: 1 ) Auswärts ruhet sie in einer sie locker umgebenden aponeurotischen Scheide, welche sie scharf von den oberflächlichen Muskeln der Schwanz- gegend trennt. An den vorderen, der Cloake zunächst liegenden, Theil dieser Scheide inserirt sich ein ziemlich langer, an die Basis der Pro- cessus spinosi inferiores befestigter Muskel, der sie abzuziehen ver- mag. 2) Nach Entfernung dieser Scheide kommen im vorderen Theile der Einstülpung fibröse Häute zu Tage, welche ein cavernöses Gewebe zwischen sich schliessen, das die innere Haut scheidenförmig umgibt. Es hangt dies cavernöse Gewebe zusammen mit weitmaschigeren Venen- netzen, welche am reichlichsten seitlich und vor der Cloakalrnündung des Ruthencanales angetroffen werden. Diese vorderen Venennetze bei- der Ruthen stehen durch einen starken venösen Quersinus, der in der vorderen Afterlefze verläuft, mit einander in Verbindung. Vordere Mus- keln, welche von der Seitenwand des Beckens oder des Rumpfes blos an die, das cavernöse Gewebe umschliessende fibröse Haut treten, ver- mögen diese sammt der inneren Haut vorzuziehen. 3) Der hintere Theil der Einstülpung, in welchem das cavernöse Gewebe schwächer ist, wird von Längsfascikeln eines Muskels trichterförmig umfasst, der endlich an die untere Seitenfläche der Wirbelsäule sich inserirt. Er zieht den aus- gestülpten Penis zurück. Die Innenwand des Schlauches — dessen Länge sehr bedeutenden Verschiedenheiten unterliegt — ist eine schleimhaut- artige Einstülpung der äusseren Haut, welche hinten blindgeschlossen endet. Ihre Epithelialschicht ist dick und sie ist inwendig, namentlich bei den Ophidiern, in der Regel mit dichtstehenden Stacheln oder mit Häkchen eine Strecke weit ausgekleidet. Eine canalförmige Vertiefung, welche als unmittelbare Fortsetzung einer ähnlichen von der Mündungs- stelle des Saaraenleiters in die Cloake durch diese letztere sich erstrek- kenden Rinne erscheint, verläuft in dem vorderen Theile dieser Ein- sackung. Durch die Wirkung der vorderen Muskeln und die Turgescenz der Corpora cavernosa wird diese innere Haut theilweise oder ganz ausgestülpt und erscheint dann als äusserer Penis. Ihre innere canal- förmige Vertiefung würd dann zu einer äusseren Rinne und dient zum Abflüsse des Saamens i). 1) Jeder Penis der Schlangen ist oft wieder gabelförmig getheilt, wo denn die Rinne sich gleichfalls theilt. So bei Crotalus, Vipera, Python. Auch von Otto abgebildet bei Scytale, 1. c. Fig. 4. Zehnter Abschnitt. Vom Geschlechts -Apparate. Ö45 Bei den Ophidiern findet sich unter jeder Rutheneinstülpung noch ein ziemlich weiter Schlauch, dessen äussere Wand gleichfalls durch Muskelbündel an die Vorderseite der ersten Schwanzwirbel befestigt ist. Dieser Schlauch, dessen äussere Mündung auswärts von dem Eingänge in die Rutheneinstülpung sich findet, ist ein accessorisches Se- cretionsorgan, in welchem meist eine weisse, fettige Masse ange- troffen wird 2). Die Chelonier und Grocodile besitzen an der Vorderwand der Cloake einen einfachen, gekrümmten, vorne mit einer, cavernöses Ge- webe enthaltenden, Eichel versehenen Penis, Dieser ist nicht durch- bohrt, sondern blos mit einer zum Abflüsse des Saamens dienenden Rinne versehen, welche mit cavernösem Gewebe ausgekleidet ist. Die Grundlage der Ruthe bilden, sehnige Fasern enthaltende, fibröse Körper *). Von besonderem Interesse sind die Peritonealcanäle -<), Bei den Cheloniern erstreckt sich eine canalförmige Fortsetzung oder Ausstül- pung des Bauchfelles in den Penis bis gegen die Eichel hin, wo sie blind endigt. Bei den Crocodilen verlängert sich das Bauchfell jeder- seits trichterförmig vor und neben der Cloake und geht so in zwei kurze Canäle über, deren jeder seitlich an der- Wurzel des Penis (oder der Clitoris) nach aussen sich öffnet. Diese Oeffnung ist durch eine kleine häutige Klappe verschliessbar. [Man vgl. über die männlichen Geschlechtstheile der beschuppten Reptilien; Bojanus 1. c. p. 168. Tab. XXX. fig. 184 — 187. — Treviranus in Tiede- mann u. Treviranus, Zeitschr. f. Phys., Bd. 2. Tab. XIII. — Otto in Carus u. Otto, Erläuteningstaf. Heft V. Tab. VI. — Schlegel, Phys. d. serp., p. 45. — Müller, lieber zwei verschied. Typen in dem Bau der erectilen männl. Ge- schlechts- Organe u. s. w. Aus d. Schriften der Berl. Acad. d. Wissensch., 1838. — Otto schreibt (1. c. Fig. 6.) den Sauriern Nebenhoden zu; ich habe mich bis- her auch bei Varanus nicht überzeugen können, dass das von ihm dargestellte 2) Die hier beschriebene Einrichtung fand ich bei mehren Coluber- Arten, z. B. Coluber variabilis, C. Korros u. A.; nach Schlegel sollen diese Afterta- sehen bei einigen Schlangen in die Cloake münden. 3) Die genaueren Angaben über den Bau des Penis s. bei Müller 1. c. p. 28. u. 29. 4) Der Erste, welcher dieser Peritonealcanäle Erwähnung gethan hat, ist Plumier. Siehe Schneider, Histor. amphib., II« p. 102. Sie sind später von Isidore Geoffroy und Martin beschrieben worden. Siehe Ann. d. sc. nat., XIII. p. 153. und Heusinger’s Zeitschrift für organ. Phys., Th. 2. S. 439. — Cuvier, Le 9 ons, cd. Duvernoy p. 430. — Die Angabe, wonach diese Perito- nealcanäle bei den Cheloniern frei und offen nach aussen münden, beruhet, wie schon Mayer (Analecten S. 44.) und Müller (1. c.) auseinandergesetzt, sicher- lich auf einem Irrthume. Bei zwei männlichen Crocodilen (weibliche frisch zu untersuchen fehlte die Gelegenheit) linde ich jedoch, gleich den früheren Beobach- tern, zu denen noch Owen hinzukömmt (s. Proceedings of the commlttee of Science and correspondence of the zoological society of London, P. 1. 1841. p, 141.), die oben erwähnten offenen Mündungen auf das deutlichste. 246 Zweites Buch. Die Reptilien. goldgelbe Gebilde mit den Hoden und Saamenleiter in Verbindung steht. Ich Termuthe eine Verwechselung mit den Nebennieren.] III. Von der Cloake. 114 . Mit dem Namen der Cloake wird die unmittelbar vor dem After be- findliche und in diesen ausgehende Höhle belegt, welche die Mündungen des Afterdarmes, der Harnleiter, der Harnblase, so wie der Ausführungs- gänge der inneren Geschlechtstheile aufnimrat. ln sie Öffnen sich häufig noch accessorische Drüsen, welche, bald nur bei einem Geschlechte vor handen, zu den Sexualfunctionen in Beziehung stehen, bald grössere se- cernirende Blasen oder Schläuche, welche bei beiden Geschlechtern Vor- kommen. Bei den Chelöniem und Crocodilen sind Clitoris oder Penis an ihrer Vorderwand befestigt, w'ährend die Begattungsorgane der Saurier und Ophidier und die, beiden Geschlechtern der letzteren zukommenden, Analsäcke zwar ausserhalb ihrer Höhle liegen, aber doch mit ihr in Verbindung stehen, — Gestalt und Länge der Cloake verhalten sich sehr verschieden. Sie ist kegelförmig und über dem Afterdarme verlängert bei den Tritonen; bei den Cöcilien i), dem Axolotl und den ungeschwänz- ten Batrachiem ist sie eine, fast nur durch abw'eichende Dimension und Texturverhältnisse ausgezeichnete Verlängerung des Afterdarmes, in deren Bauch wand mit weiter Oeffnung die Harnblase, in deren Rück- wand die Eileiter und Harnleiter münden. — Bei den Ophidiem und Sauriern erscheint sie als eine über der Insertion des Afterdarmes hinaus verlängerte und hier blind geschlossene, ausserhalb des Bauch- felles gelegene Höhle, die bei einigen weiblichen Ophidiern ungeheuer gross und weit, einem Uterus ähnlich, an ihrem blinden Ende die bei- den Eileiter aufnimmt *). Bei Iguana ist sie an ihrem blinden Ende in zwei Säcke gespalten, in welche die erweiterten Eileiter und die Harn- leiter münden. Eine Längsfalte scheidet sie, der Spaltung zunächst, in 1) Ich fand sie bei Coecilia annulata sehr lang; ihre innere Haut bildete starke Längsfalten. 2) Diese merkwürdige Bildung traf ich bei Goluber Korros Reinw. an. Die Cloake bildet einen 4 Zoll langen, sehr weiten, dickwandigen, fast 3^ Zoll hinter der Mastdarmöffnung verlängerten, mit dickem Epithelium ausgekleideten Blind- sack. An seinem äusseren Ende nimmt cr jederseits einen, mit kreisrunder, etwas wulstig in seine Höhle vortretender Oeffiriung mündenden Eileiter auf. An dem zwischen beiden Ostia der Eileiter liegenden Theile des Blindsackes verlängert sich dieser zweihömig noch sehr wenig vorwärts. Zwischen der Insertion der Eileiter und der auf einer gemeinsamen starken, harnröhrenartigen Papille erfol- genden Insertion der beiden am Ende stark erweiterten Harnleiter findet sich ein Zwischenraum von fast 3j Zoll, da diese Papille der Mastdarmöffnung gerade gegenüber liegt. Von der Harnröhre aus erstreckt sich eine Längsscheidewand fast bis zum Ausgange der Cloake, wo sie sich verliert. Zwei Clitorides, zwei weite, mit Smegma gefüllte Drüsenschläuche unter ihnen. Zehnter Abschnitt. Vom Geschlechts -Apparate. 247 zwei seitliche Hälften. Bei den Ophidiern (Python) münden Harnleiter und Samenleiter jeder Seite verbunden in eine Papille, welche, an der Rückseite befindlich, dem an der Bauchseite gelegenen Ostium des Af- terdarmes gesenüber sich findet und die Höhle der Cloake zerfällt durch eine von der genannten Papille absteigende Längsfalte in zwei seitliche Abtheilungen, Bei den Cheloniern, wo der Afterdarm wieder in die Rückseite des äusseren Abschnittes der langen Cloake tritt, münden die Harnleiter getrennt von den Saamenleiterri; jene inseriren sich neben dem Halse der Harnblase. Bei den Crocodilen erscheint die gleichfalls lange Cloake wieder als unmittelbare Fortsetzung der Höhle des Rectum, das, durch abweichende Texturverhältnisse seiner Häute ausgezeichnet und durch eine bisweilen etwas spirale, meist kreisrunde Klappe ge- schützt, in sie übergeht. Tiefer inseriren sich an der Rückwand die Harnleiter oberhalb einer Klappe, welche die Cloake in zwei Abthei- lungen sondert. — In die vordere Wand der Cloake mündet bei allen nackten Reptilien, so wie bei den Sauriern und Cheloniern, die Harn- blase. Seitwärts öffnen sich in sie die, einigen Familien der Chelonier eigenthUmlichen, beiden Geschlechtern zukommenden, beträchtlichen Bursae anales 3). Aehnliche kleinere Drüsenschläuche münden bei den Crocodilen kurz vor der Afterspalte. Die Cloake besitzt eigene -Muskeln; beständig wenigstens einen Sphincter. [Die Cloake der Tritonen ist näher beschrieben von Rathke und Finger; die der Chelonier abgebildet bei Bojanus Tab. XXVI. u. XXVIII.J 3) Von Bojanus bei Einys entdeckt; nach Duvernoy auch bei Chelydra serpentina und lacertina vorhanden; ebenso, nur kleiner bei Cistudo Carolinae. Abgebildet bei Bojanus Tab. XXVII. 156. 157. Drittes Buch. Die TSgol. I Literatur. Tiedemann, Anatomie und Naturgesohichte der Vögel. Landsh. 1810 — I8l4. S. Liefert die ältere Literatur sehr vollständig. Naumann, Naturgeschichte der Vögel Deutschlands. Leipzig 1822 — 1844. 8. Mit vortrefflichen anatomischen Bemerkungen von Nitzsch, so tvie in den letzten Bänden auch von R. Wagner. Todd’s Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. London 1830. 8. Vol. 1. Ar- ' tikel „Aves“ von Owen, p. 265 — 358. Mit eingedruckten Holzschnitten. J. F. Meckel’s Anatomie des indischen Casuars in seinem Archiv für Anatomie u. Physiologie, Bd. V. VI. 1825 u. 1820. Owen’s Anatomie des Apteryx australis in Transactions of the zoological so- ciety of London. Vol. 2. p. 257 sqq. Mit Abbild. H. Barkow, Anatomisch -physiologische. Untersuchungen, vorzüglich über das Schlagader - System der Vögel. Leipzig 1830. 8. (Aus J. F. Meckel’s Ar- chiv f. Anat. u. Physiol. 1820 u. 1830 besonders abgedruckt. Enthält ausge- zeichnete Untersuchungen über das Gefässsystem , die Geschlechtstheile und andere Organe der Vögel. Iconographische Darstellungen der Skelete der Struthionen und Raubvögel: E. d’Al- ton. Die Skelete der straussartigen Vögel. Bonn 1827. fol. und d’Alton (Vater und Sohn), Die Skelete der Raubvögel. Bonn 1838. fol. Reichhaltige osteologische Bemerkungen bei Nitzsch: Osteographische Beiträge zur Naturgeschichte der Vögel. Halle 1811. 8. Ueber Entwickelungsgeschichte der Vögel: Carl Ernst von Baer, Ueber Ent- wickelungsgeschichte der Thiere. Ister Thl. Königsb. 1828. 4. 2ter Thl. Königsb. 1837. 4. < Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 249 Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste, §. 115 . Eine auffallende EigenthUmlichkeit einer mehr oder minder beträcht- lichen Anzahl von Knochen des Vogelskeletes ist ihre Pneumaticität d. h. die Anwesenheit markloser Diploe oder markloser Röhren und die durch Oeffnungen bewirkte Communication der zelligen Diploe und der hohlen Röhren mit Luft aufnehmenden Gebilden. Die Luft dringt in die Schedelknochen auf zwei Wegen: von der Ttiba Euxtachii und von den Nasenhöhlen aus; in die Knochen des Rumpfes und der Extremi- täten gelangt sie besonders durch die den Vögeln eigenthümlichen mit- telst weiter Oeffnungen mit den Bronchien an den Lungenoberflächen communicirenden Luftsäcke oder Luftzellen, welche den grössten Theil der Eingeweidehöhle einnehmen und meist noch über dieselbe hinaus sich erstrecken 1). — Die Pneumaticität der Knochen entwickelt sich erst nach dem Auskriechen der Vögel aus dem Eie allmälich unter Statt habender Resorption des ursprünglich vorhandenen Markes und unter Auflockerung der Zellen der Diploe. — Sie kömmt den Vögeln allge- mein, ohne irgend eine bekannte Ausnahme zu, ist aber keinesweges bei allen Ordnungen und Gattungen gleich vollständig. Eben so wenig sind alle Knochen gleich häufig, einzelne vielmehr nur höchst selten luftführend. [Man vgl. über diesen Gegenstand besonders Nitzsch in seinen osteog. Bei- trägen; ferner dessen Aufsatz über die Pneumaticität des Kalao in J. Meckel’s Archiv 1S26, ThI. 1. S. 618. und Owen, On the anatomy of the concave Horn, bill, Buceros cavatus in den Transact. of the zoolog. society of London, Vol. 1. p. 117. Bei Apteryx, bei vielen kleinen Singvögeln, bei mehren Fulicarien, Co- lymbus, Sterna, Rallus sind nur Theile des knöchernen Kopfes luftfdhrend ; bei Buceros dagegen fanden Nitzsch und Owen, mit Ausschluss aller andern sonst luftführenden Knochen, nicht nur den Schedel, die Halswirbel, die letzten Schwanz- wirbel, das Becken, sondern auch alle Knochen der Extremitäten, mit Einschluss der Phalangen der Finger und Zehen pneumatisch. Aehnliche Verhältnisse sind nur noch bei Palamedea angetroffen. Unter den einheimischen Vögeln besitzen die Störche, die Pelicane und Tölpel die grösste Ausbreitung der Pneumaticität. Es gibt nur wenige kleine dünne Knochen des Kopfes, wie namentlich die Joch- beine, welche niemals pneumatisch gefunden sind. Nächst dem Schedel ist der Humerus am häufigsten luftführend; sehr viel seltener das Oberschenkelbein.] 1) Bei den Pelicanen z. B., wie Owen mit Recht bemerkt, bis zu den En- den des Oberschenkels und der Flügel. 250 Drittes Buch. Die Vögel. I. Von der Wirbelsäule und den Rippen. §. 116. Die Wirbel 1) zerfallen in Hals-, Bücken-, Kreuzbein- und Steisswirbel; eigentliche Lendenwirbel sind gewöhnlich nicht zu unterscheiden, da häufig schon die letzten rippentragenden Wirbel, immer aber die unmittelbar auf sie folgenden mit den Hüftbeinen fest verbunden oder verwachsen sind. — Allgemeine Eigenthümlichkeiten der Wirbelsäule der Vögel sind Länge des Halses und grosse Freibe- weglichkeit seiner Wirbel in beschränkter Richtung, sehr verminderte Beweglichkeit oder völlige Unbeweglichkeit der in geringer Anzahl vor- hamdenen Rückenwirbel, vollständige Verschmelzung einer beträchtlichen Zahl von breiten Kreuzbeinwirbeln und endlich freiere Beweglichkeit der Schw'anzwirbel. — Die Länge des Halses ist grossen Verschieden- heiten unterworfen; sie wird nicht blos durch Verlängerung der ein- zelnen, in constantem Zahlenverhältnisse sich erhaltenden Wirbel be- dingt, wie dies bei den Säugethieren Regel ist; vielmehr besitzen die langhalsigen Vögel zugleich eine grössere Anzahl von Wirbeln 2). — Vor den übrigen Halswirbeln sind die beiden ersten *) durch einige Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet. Der Atlas ist ein schmaler, ring- förmiger Knochen, der ursprünglich aus einem einfachen, die tief aus- gehöhlte, den Condylns occipitalis aufnehmende Gelenkgrube fast ganz bildenden Körper und paarigen oberen Bogenschenkeln besteht. Ober- halb der Gelenkgrube findet sich ein schmaler Ring, durch den die Spitze des Processus odontdideus des breiteren Epistropheus durchtritt. Dieser Zahnfortsatz des zweiten Halswirbels ist beim jungen Vogel ein getrenntes Knochenstück. — Die Körper aller flalswirbel besitzen einen hinteren, sehr flach convexen, jederseits seicht ausgeschweiften Gelenk- kopf, dessen unterer Rand am meisten hinterwärts vorspringt; ihm ent- spricht eine an der Vorderseite der Wirbelkörper und selbst am Vorder- theile ihrer unteren Fläche befindliche, oft durch die abwärts gebogenen Querfortsätze seitlich vervollständigte Concavität. — Der hintere stark ausgeschnittene Rand des oberen Wirbelbogens berührt den vorderen 1) Sämmtliche Wirbel können pneumatisch sein; die Oeffnungen liegen ge- wöhnlich seitlich an den Wurzeln der Querfortsätze oder am Körper; seltener, wie hei manchen Raubvögeln und Enten, an den Domen. 2) Die Zahl der Halswirbel beläuft sich z. B. bei Strix, bei Aicedo auf 11; bei den meisten Singvögeln, Picariae und Tauben auf 12; bei den Möven, Sturm- vögeln, Hühnern auf 13; bei Upupa, den Trappen, manchen Enten auf 14; beim Storch und Ibis auf 15; beim Pelican und Casuar auf 10; bei Grus, Sula, Carbo auf 17; beim Flamingo auf 18; bei den Schwänen auf 23 bis 24. — Am schmäl- sten und längsten sind die Halswirbel bei Phoenicopterus und Ardea; am kürze- sten bei Alca, Aptenodytes. 3) Ein isolirt dastehendes Beispiel von Verschmelzung derselben liefert, nach Nitzsch, Buceros erythorhynchus. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 351 Rand des nächst folgenden oberen Wirbelbogens meistens nicht unmit- telbar, vielmehr bleibt zwischen den oberen Bogen zweier auf einander folgender Halswirbel gewöhnlich — und besonders an den tieferen Hals- wirbeln — eine oft beträchtliche Lücke. Von den Seiten des hinteren- Theiles jedes oberen Bogens erstrecken sich hintere Gelenkfortsätze Zum nächst hinteren Wirbel, dessen vordere Gelenkfortsätze durch sie gedeckt werden. Die Gelenkflächen der hinteren Gelenkfortsätze sind sehr flach convex; die der vorderen sehr seicht concav. — Als Pro- cessus iransvetsi sind die absteigenden Theile der vorderen Gelenk- fortsätze zu betrachten. Geht man von den mit deutlichen Querfort- sätzen versehenen Rückenwirbeln aus und verfolgt jene nach vorn, so erkennt man, dass sie um so mehr verkümmern und mit den vorderen- Gelenkfortsätzen verschmelzen, je mehr man dem vorderen Theile des Halses sich nähert. Diese abortiven Querfortsätze der Halswirbel enden aber auswärts nicht frei, sondern zwischen jeden derselben und den Rand seines Wirbelkörpers schiebt sich ein eigenes — sehr häufig griffel- förmig nach hinten verlängertes — Knochenstück , welches also — ganz rippenähnlich — durch den, dem Caffitulum entsprechenden Rand mit dem Wirbelkörper und durch den, dem Tuberculum analogen Rand mit dem Querfortsatze verbunden ist. Hiervon überzeugt man sich leicht bei Untersuchung junger Vögel, wo die abortive Rippe ein eigenem Knochenstück bildet. Indem aber dies Rippenrudiment sehr bald mit seinen beiden Ansatzpunkten verwächst, entsteht auf jeder Seite des Wirbels, in Gestalt eines Höckers oder einer Längsleiste, eine mehr oder weniger starke Vorragung, welche durch ein Loch oder einen Canal von dem Seitentheile des Wirbels getrennt bleibt <). — Mehre der mittleren Halswirbel besitzen . noch darin eine Eigenthümlichkeit, dass von ihren Querfortsätzen aus ein Fortsatz nach der vorderen oder unteren Fläche der Wirbelkörper sich umbiegt, wodurch ein zur Auf- nahme der Carotiden bestimmter Halbcanal oder Canal entsteht. — Die Processus spiuosi svperiores kommen häufig, mehr oder minder stark entwickelt, an den vordersten Halswirbeln (mit Ausschluss des Atlas),, weniger ausgebildet an einigen der hintersten vor, fehlen den mittleren aber gewöhnlich ganz. — Unpaare untere Dornfortsätze, deren jeder nur von einem einzigen Wirbelkörper ausgeht, kommen gleichfalls nur an den vordersten und an den hintersten Halswirbeln vor. — Die Rückenwirbel machen, der Zahl s) nach, selten mehr als ein Viertheil 4) Diese an den Halswirbeln entstandenen Forainina entsprechen genau den an den Rückenwirbeln gleichfalls vorhandenen, die hier theils durch Capitulum und fuberculum der Rippen, theils durch den Wirbelkörper und den Qnerfortsati begrenzt werden. — Der durch die einzelnen, auf einander folgenden Foramina gebildete Canal der Halswirbel dient zur ümschliessung der Arteria und Vena vertehralis und des tiefen Halstheiles des Nervus sympathicus. 5) BeimPelican finden sich nur 0 Rückenwirbel; bei den Hühnern, Storchen, 252 Drittes Buch. Die Vögel. der gesammten Wirbelsäule aus. In Vergleich mit den Halswirbeln haben sie gewöhnlich eine bedeutende Kurze. Ihre Körper sind schmal, seitlich comprimirt, verbinden sich ähnlich, wie die der Halswirbel, sind aber bisweilen völlig mit einander verwachsen c). Die Ränder zweier auf einander folgender oberen Bogen sind dicht an einander gerückt. Die Processus transversi sind sehr entwickelt, breit, flach, horizontal, mit ihrem freien Ende oft vorwärts und hinterwärts etwas verlängert und so oft confluirend; an jeden Querfortsatz heftet sich das Tubercu- lum einer Rippe. Ebenso sind die Processus spinosi superiores in Gestalt seitlich comprimirter, breiter, gewöhnlich die ganze Länge der Wirbel einnehmender, meist dicht an einander gerückter^), bisweilen sogar, der Länge nach, zu einem Kamme unter einander verwachsener Leisten sehr ausgebildet. Die Körper der vorderen — seltener fast aller — Rückenwirbel besitzen gewöhnlich einfache oder gabelförmig gespaltene Processus spinosi inferiores ^ welche selten fehlen, da- gegen bei fast allen Hühnern, mit einander verwachsend, zu einer langen durchbrochenen Knochenleiste sich entwickeln. Die zwei bis drei letz- ten Rückenwirbel sind sehr häufig mit dem Kreuzbeine verwachsen. — Die Anzahl der Kreuzbeinwirbel 9) ist immer sehr beträchtlich, lässt sich aber bei älteren Vögeln nur aus der Anzahl der Fortsätze erkennen. Denn die Körper dieser Wirbel, welche beim Fötus getrennt sind, ver- wachsen in der Regel zu einem langen Knochenkegel, der gewöhnlich in seinem vorderen Segmente, unter Reduction der Querfortsätze, am breitesten, in seinem hinteren Segmente, bei Verbreiterung der Fort- sätze, verschmälert ist. Der Spinalcanal der oberen Bogen wird durch eine einfache, zusammenhängende Knochenbrücke gedeckt, an der keine gesonderten Dornfortsätze entwickelt sind. Die Querfortsätze sind, na- mentlich in dem hinteren Abschnitte des Kreuzbeines, an ihrem Ur- sprünge mittelst zwischenliegender Oeffnungen von einander getrennt. Tauben, Kukuken 7; bei den Eulen, Singvögeln, den Trappen, Möven, Sturmvö- geln, Connoranen 8; bei Tringa, Ardea, Grus, den Enten, Gänsen, dem Strauss9; bei Rallus, Cygnus, einigen Colymbus, dem Casuar 10. 6) Beständig gilt dies, vs'enigstens von den mittleren, bei allen Hühnern; von einigen bei den Tauben, dem Pelican, bei Phoenicopterus, bei Colymbus, bei Falco nisus. 7) Diese Charaktere fallen bei allen straussartigen Vögeln weg, indem die Domfortsätze, minder verlängert, sich nicht berühren. Das letztere gilt auch von ihren Querfortsätzen. Daraus resultirt grössere Freibeweglichkeit der Wirbel- säule bei Unvermögen zum Fluge. 8) Sie sind wol am stärksten entwickelt bei Cypselus; sehr schwach oder fehlend bei vielen langhalsigen Sumpfvögeln. 9) Am beträchtlichsten bei den Struthionen: beim Strauss 18; beim Casuar 20; bei den Möven 12; bei den Singvögeln 9 bis 13. — Bei mehren Straussen blei- ben sie unverwachsen. Beim Pinguin sind die drei vordersten nur durch Band- masse mit den Hüftbeinen verbimden. ^ Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 253 in der Gegend ihrer äusseren Enden aber durch knöcherne Längs brücken mit einander verwachsen. Ausser diesen Querfortsätzen treten von dem Körperstück des Kreuzbeines einzelne, rippenähnliche tiefere Fortsätze zum Hüftbeine. Sie stellen in Gemeinschaft mit den eigent- lichen Querfortsätzen oft durchlöcherte Scheidewände dar, welche zu beiden Seiten des Kreuzbeinkegels die Regio sacro-iliaca in mehre Höhlen abtheilen. — Die Schwanzwirbel sind beweglich unter einander verbunden. Sie besitzen gewöhnlich starke Querfortsätze, sehr schwache Gelenkfortsätze und ziemlich entwickelte obere und un- tere Dornen, welche letztere aber häufig fehlen. Der letzte Schwanz- wirbel hat gewöhnlich eine ausgezeichnete Form, ähnelt einer Pflugschaar, ist seitlich zusammengedrückt und — namentlich bei bedeutender Ent Wickelung der Steuerfedern des Schwanzes n) sehr gross. §. 117 . Unmittelbar auf die schon oben erwähnten, mit den Körpern und mit den abortiven Querfortsätzen der Halswirbel vollständig verwachsen- den Rippenrudimente folgen gewöhnlich einige verlängerte und unver- wachsene Rippen 1), welche das Brustbein nicht erreichen. Eine oder zwei derselben pflegen nur an den hier längeren Querfortsätzen der oberen Bogenschenkel zu haften, ohne immer auch durch Capitula mit den Wirbelkörpern verbunden zu sein. Den Rippen der eigentlichen Rückenw’irbel , so w^eit diese letzteren nicht mit den Hüftbeinen ver- wachsen sind, kommen dagegen Verbindungen, sowol mit den Quer- fortsätzen als auch mit den Körpern der Wirbel zu, während die letzte oder die letzten Rippen, welche von den Hüftbeinen an ihrem Ursprünge bedeckt werden, häufig wieder nur eine Verbindung besitzen. Die ge wöhnlich deprimirten wahren oder Brustbeinrippen stehen mit dem Sternum nicht durch Knorpel, sondern durch Knochen in Verbin- dung. Diese Knochen, die sogenannten Sternalrippen, Ossa ster- nocostalia^)^ welche unter mehr oder minder spitzen, ab- oder rückwärts gerichteten, von vorn nach hinten successive weiter werden- den Winkeln von ihnen abgehen, sind sowol mit ihnen, als auch mit 10) Bei den Hühnern 5 bis 6; bei Otis, Certhia, Upupa 6; bei den meisten Singvögeln, den Tauben, Störchen, Kranichen, Flamingo, Möven, Pelican, Gänsen, vielen Enten, dem Casuar 7; bei Bombycilla, Tringa, Rallus, Sula 8; bei Cygnus, Struthio, Rhamphastos 9. 11) Z. B. bei Upupa, mehr bei Certhia, noch mehr bei Picus entwickelt. Beim Toucan sind, nach Owen, die drei hintersten Schwanzwirbel unbeweglich mit einander verbunden, so dass der Schw'anz auf den Rücken gelegt werden kann. — Bei Rhea ist dagegen der verlängerte letzte Schwanzwirbel kegelförmig. 1) Häufig sind die Rippen pneumatisch, wie bei den Raubvögeln, vielen Sumpfvögeln und Schwimmvögeln, so wie bei Otis und Tetrao. Die Luftlöcher liegen gewöhnlich in der Nähe der Wirbelsäule und namentlich am Tuberculum. 2) Sie haben, wenn sie pneumatisch sind, ihre eigenen Luftlöcher, welche dicht bei ihrem Stemalende liegen. 254 Drittes Buch. Die Vögel. dem Brustbein beweglich verbunden. An seinem Brustbeinende ver- breitert sich jeder Slernocostalknochcn und spaltet sich in zwei kleine Gelenkköpfe. Jeder der letzteren articulirt beweglich mit einer der bei- den, durch eine mittlere Längsgrube getrennten Kanten des Seitenrandes des Brustbeines. Die Sternocostalknochen nehmen successive von vorn nach hinten an Länge zu ; der hinterste erreicht bisweilen das Brust- bein nicht; mitunter findet sich auch hinten ein falscher Slernocostal- knochen ohne entsprechende Rippe. — Eigenthümlich sind den wahren Rippen noch kleine, rückwärts und gewöhnlich aufw'ärts gerichtete, an- fangs als getrennte Knochen vorhandene, später mit ihnen verw-achsende Fortsätze [Processus uncinati'] 3). Sie erstrecken sich etwa von der Mitte des Hinterrandes jeder Rippe über die Aussenfläche der nächst- folgenden hinteren, die sie also decken und mit der sie durch Ligamente verbunden sind. Sie verleihen der RUckenhälfte des Brustkorbes grössere Festigkeit. II. Vom Brustbeine. §. 118. Das Brustbein ist ein meistens sehr beträchtlicher, im Ganzen vier- eckiger, verhältnissmässig breiter, immer nach vorn oder unten con- vexer, nach hinten oder innen mehr oder w'eniger stark ausgehöhlter Knochen, welcher gew'Öhnlich über die eigentliche Brustgegend nach hinten hinausreicht. Es besitzt meistens einen mittleren, mehr oder minder stark vorspringenden Längskamm, den sogenannten Brustbein- kiel, welcher, der Länge nach verlaufend, das Brustbein aussen in zwei Seitenhälften scheidet, den bei den fliegenden Vögeln so ausserordent- lich stark entwickelten M. M. pectorales Ansatzflächen gew'ährt und die Muskeln der beiden Seiten scheidet. Dieser Brustbeinkiel fehlt nur den straussartigen Vögeln, deren mehr oder minder schildförmiges w^enig convexes Sternum überhaupt am schwächsten entwickelt ist i). Am Vorderrande des Sternum finden sich seitlich zwei längliche Gelenk- gruben zur Aufnahme der unteren Enden der Ossa coraedidea. Zwischen beiden erstreckt sich sehr häufig ein als Manubrium zu bezeichnender Fortsatz nach vorn. An die Seitenränder, deren jeder durch eine Längs- furche zw^eikantig ist, befestigen sich die den Rippenknorpeln entspre- chenden Ossa sternocostalia. Zwischen dem Seitenrande und dem vorderen Rande findet sich oft ein platter, mehr oder minder stark ent- wickelter, etwas vorwärts gerichteter Fortsatz [Processus costalis], — 3) Sie scheinen bei einigen Struthionen, namentlich beim indischen Casuar, nie vollständig mit den Rippen zu verwachsen. — Sind sie pneumatisch, so wer- den sie von den Rippen aus mit Luft gefüllt. 1) Fast noch unvollkommener, als bei den bekannteren straussartigen Vö- geln, ist es bei Apteryx; ohne Kiel, mit Fontanellen und Ausschnitten. Vgl. die Abbild, von Owen 1. c. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 255 Der hintere Rand ist bald abgerundet, bald besitzt er Einschnitte von verschiedener Tiefe, welche durch leistenförmige Verlängerungen des Knochens (die sogenannten Abdominalfortsätze) begrenzt werden. Sonst ist das Sternum bald vollständig in seiner ganzen Ausdehnung ossiticirt, bald besitzt es membranös geschlossene Inseln in seinem hin- tersten Abschnitte. [Eine ausführliche Abhandlung über das Brustbein der Vögel, mit zahlreichen Abbildungen, hat geliefert A. A. Bcrthold in seinen Beiträgen zur Anatomie, Zootomie und Physiologie, Gott. 1831, 8., S. 105 sqq. — lieber die Ossifications- geschichte des Brustbeines s. Geoffroy St. Hilaire, Philosophie anatomique T. 1., Paris 1818, mit Abbild, und L’Herminier in den Ann. d. sc. nat. T. 6., 1836. — Das Brustbein zeigt bei den Vögeln Verschiedenheiten, welche mit der Ausbildung ihres Flugvermögens in directer Beziehung stehen. Am meisten ent. wickelt durch Umfang, Stärke des Kammes und Solidität ist es bei Trochilus, Nectarinia, Cypselus. Hier ist es zugleich durchaus solide, ohne häutig geschlos- sene Lücken und Abdominalfortsätze. Diese letzteren fehlen auch sonst häufig, wie bei ■vielen Tagraubvögeln, bei Thalassidroma , Psophia. — Bei anderen Tag- raubvögeln, namentlich bei mehren Geiern und Falken, so wie bei den meisten Papageien, fehlen zwar die Abdominalfortsätze, aber es sind häutig geschlossene Fontanellen vorhanden. — Am häufigsten besitzt der hintere Rand des soliden Brustbeines jederseits einen Ausschnitt. Dieser ist sehr seicht bei Caprimulgus und Hirundo, ungeheuer tief z. B. bei Crypturus, vom sehr zugespitzt bei Rallus. Einen Ausschnitt jederseits besitzen die Passerinen, Cuculus, die Fulicarien, Mö- ven, Phoenicopterus, Ciconia, Ibis, Pelicanus, Haliaeus, Nitzsch’s Dermorhynchi und Pygopoden. — Eine Fontanelle und einen Ausschnitt besitzen z. B. Columba, Vanellus (sonst ist bei Columba und Pterocles der Kamm besonders stark). — Jederseits zwei Ausschnitte besitzen die meisten Eulen, sehr viele Picariae, die meisten Schnepfen und Hühner-, bei letzteren ist der innere Ausschnitt am stärk- sten. Bisweilen sind diese Einschnitte ungeheuer tief, so dass der grösste Theil des Brustbeinkörpers nur durch einen schmalen Knochenstreifen repräsentirt wird. — Sehr schmal ist das ganze Sternum bei Rallus und den Fulicarien. — Bei Cu- culus und Caprimulgus ist der hinterste Theil des Steraum auffallend stark ab- wärts geneigt. — Häufig ist das Brustbein pneumatisch. Die Luft dringt in das- selbe ein durch mehre Löcher, w'elche an seiner inneren Fläche, hinter dem vor- deren Rande und in der Mittellinie liegen. Andere Luftlöcher finden sich, obschon minder beständig, an den Seitenrändern.] 111. Vom Schulter - uiul Beckengerüste. §. 119. Das Schultergcrüst der meisten Vögel besteht ursprünglich jeder- , seits aus drei Hauptknochen: der Scajwla^ dem On coraedideum und der Clavicula. Indem aber die Claviculne beider Seiten meistens mit ihren unteren, vor dem Brustbeine gelegenen Enden unter einander verwachsen, bilden sie gewöhnlich einen mittleren einfachen, gabelför- migen Knochen, die sogenannte Furcula. Zu den genannten Knochen 256 Drittes Buch. Die Vögel. kömmt häufig noch ein kleiner accessorischer Knochen: das sogenannte Nebenschulterblatt [Os /mmero - scapnlare s. Scajwla accessoria). Die Scapula i) ist gewöhnlich ein schmaler, säbelförmiger, vorn dik- kerer, hinten flacherer, hier bisweilen verbreiterter oder erweiterter 2 ), länglicher, an der Rückenseite der Rippen, parallel der Wirbelsäule gele- gener, fast bis zum Becken nach hinten sich erstreckender Knochen. Durch sein vorderes dickeres Ende ist er nach innen mit der Clavicula, nach aussen mit dem Os coracoideum verbunden. Dieses bildet in Gemeinschaft mit der Scapula die Gelenkgrube für den Oberarm. Das Os coracoidej/rn3]^ der beträchtlichste unter den Knochen der Schulter, ist länglich, gerade, steigt vom vorderen Ende der Scapula und vom oberen der Clavicula abwärts zum Brustbeine, an dessen vor- deren Rand es, verbreitert, sich befestigt, mit dem der anderen Seite mehr oder minder stark convergirend ^). Jede Clavicula 5) ist oben sowol mit der Scapula, als mit dem Os coracoideum verbunden. Sie ist gewöhnlich nach vorn oder nach aussen convex. Abwärts steigend convergiren die beiden Claviculae in der Regel und verschmelzen vor dem Vorderrande des Brustbeines zu einem v-förmigen Knochen [Furcula]^ der oft, wie z. B. bei den Sing- vögeln und allen Hühnern, in einen unteren unpaaren Fortsatz c) aus- geht. Das untere Ende der Furcula liegt bald frei, bald ist sie an die Spitze des Brustbeinkieles oder mit dem Manubrium mittelst eines Ban- des oder einer Knorpelhaut befestigt, oder selbst damit verwachsen '<). — Die Stärke der Gabel und ihre Convexität bieten, der Entwickelung des Flugvermögens parallel gehende Verschiedenheiten dar 8). Selten sind die beiden Claviculae unten nur knorpelig 9) oder bleiben unver- einigt, oder fehlen ganz. 1) Wenn sie pneumatisch ist, liegen die Oeffnungen der Luftlöcher gewöhn- lich in der Nähe des vorderen Endes. — 2) Z. B. bei Tetrao. 3) Er ist unter säinmtlichen Schulterknochen am häufigsten pneumatisch. Die Oeffnungen liegen gewöhnlich am oberen Ende; seltener unten am Brustbein- ende, wie bei Hühnern, Spechten, Grus. 4) Am stärksten ist die Convergenz wol bei den Tagraubvögeln. 5) Die pneumatischen Oeffnungen liegen gewöhnlich mehrfach an der äusse- ren Seite der Knochen. 6) Er fehlt den Tauben. Bei Ardea steigt vom Vereinigungswinkel beider Schenkel ein länglicher kleiner Fortsatz aufwärts. 7) Verwachsen oder durch Knorpel verbunden mit der Crista des Brustbeines z. B. bei Tantalus, Ciconia, Ardea, Grus, Pelecanus, Halieus, Colymbus. 8) Die Furcula ist am stärksten und am meisten convex bei den Tagraub- vögeln ; schwach bei den Hühnern, Enten, Tauchern, Pinguinen, Psittacinen, Bu- ceros u. s. w. 9) Sie bleiben unten knorpelig bei Strix ulula nach Meckel; bei Strix flam- mea sah sie Nitzsch constant in ein seitliches Knochenpaar zerfallen; ebenso Meckel bei Buceros nasutus (während Owen bei B. cavatus sic verbunden fand); ich bei mehren Rhamphastos spec. dub. ; vielen Papageien fehlt die Für- Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 257 Die Ossa humeroscapvlaria w) sind kleine dreieckige, nur einzelnen Ordnungen eigenthümliche, nach aussen vom vorderen oder oberen Gelenkfortsatze der Scapula und über dem Kopfe des Humerus liegende, das Oberarmgelenk vervollständigende Knochen. [Die Schulter der Struthionen zeigt sich dadurch eigenthüuilich, dass die drei Elemente des Schultergerüstes jeder Seite mit einander zu einem einzigen Kno- chen verschmelzen und dass die Claviculae bei Apteryx, beim indischen Casuar und bei Rhea americana kaum, bei Struthio camelus und beim neuholländischen Casuar dagegen sehr bestimmt als starke, vorzüglich bei letzterem convergirende — wenn auch unvereinigt bleibende — Fortsätze angedeutet sind. Beim neuhol- ländischen Casuar bleiben die das Brustbein nicht erreichenden Claviculae wäh- rend der grössten Zeit des Lebens eigene Knochen, während das Os coracoideum frühzeitig mit der Scapula verwächst. Beim jungen africanischen Strauss finde ich Scapula und Os coraco'ideum als getrennte Knochenstückc;.-die nach innen vor dem Os coracoideum gelegene Clavicula, welche von jenem später nur durch eine Oeffnung theilweise getrennt bleibt (s. d’Alton Tab. Vif. fig. g.), ist noch ganz ligamentös, ohne Spur von Verknöcherung und erstreckt sich zmn Brust- beine. Vgl. die Abbild, bei d’Alton, Skelete d. straussar^;. Vögel, Tab. VI. fig. f. und i., Tab. VII. fig. d. und g. Vgl. auch de Fremery, Specimen zool. si- stens observ. de Casuar. Nov. Holland., Traject. ad Rhen. 1819, 8., und über Apteryx: Owen 1. c. Tab. 55. fig. 2. u. 4.] §. 120 . Das Becken der Vögel ist im Allgemeinen dadurch ausgezeichnet, dass es unten offen ist, indem die entsprechenden Knochen beider Seiten unvereinigt bleiben. Es ist dies eine Regel, von welcher nur der afri- kanische Strauss 1) eine Ausnahme macht. — Jede Seitenhälfte des cula gänzlich; so, nach Vigors inTaylor’s Philos. Magaz. 1831, No.5l. p. 232., bei Ps. mitratus, eximius und galgulus; nach Nitzsch (System der Pterylogra- phie S. 145.) bei allen Platycerci und bei Ps. pullarius; ich vermisste sie ausser- dem auch bei Psittacula passerina. S. auch Kuhlmann, De absentia furculae in Psittac. pullario, Kil. 1841, 8. 10) Vgl. über diese Knochen Nitzsch, Osteog. Beitr. S. 83. Sie sind vor- handen bei den Tagraubvögeln, bei den Eulen, den Passerinen, den Spechten. Sehr stark entwickelt z. B. bei Lanius. Sie fehlen z. B. bei Cuculus, Coracias, den Papageien, den Hühnern, Sumpf-, Schwimmvögeln und Straussen. 1 ) üeberhaupt zeigt das Becken der Struthionen manche Eigenthümlichkeiten; es ist verhältuissmässig lang, aber schmal, und erstreckt sich über das ganze Kreuzbein, ein vollständiges Dach über demselben bildend. — Beim afrikanischen Strauss entsteht nun dadurch, dass die beiden convergirenden und etwas vorwärts gewendeten Schaambeine mit einander sich verbinden und vorn in eine schild- artige Knorpelplatte übergehen, eine Schaambeinfuge oder ein geschlossenes Bek- ken. d’Alton bemerkte jederseits noch einen kleinen, länglichen, platten Kno- chen, der an die ähnlichen Knochen der Salamander und Beutelthiere erinnert. Bei Rhea americana nähern und vereinigen sich die beiden Sitzbeine dicht unter- halb des Kreuzbeines in einer langen Strecke, so dass das Kreuzbein von den Beckenknochen völlig uingürtet wird. Bei den übrigen Strutbionen werden diese unter den V^eln isolirt dastehenden Bildungen gänzlich vermisst Vgl. die Ab- Vergl. Aiutomie von SUbold u. Stonniu*. 17 2SI8 Drittes Buch. Die Vögel. Beckens wird aus drei Knochen gebildet, welche sämmtlich zur Ein- schliessung der eines festen Bodens ermangelnden, also innen offenen Pfanne für den Kopf des Femur beitragen. Das Hüftbein 2) [Os ilevm\ unter den Beckenknochen immer das bei weitem beträchtlichere, ist breit, durch seinen Innenrand bald grossen- theils, bald ganz mit den letzten Rückenwirbeln und dem Kreuzbeine verwachsen. Vorn bedeckt es meistens die Querfortsätze der Wirbel oder stösst mit dem gleichnamigen Knochen der entgegengesetzten Seite an oder über den mit beiden verschmolzenen Dornfortsätzen zusammen; hinten befestigt es sich gewöhnlich nur an den Aussenrändern der unter einander brückenförmig verbundenen Querfortsätze. Es zerfällt sehr allgemein in zwei Abschnitte, von denen der vordere oberflächlich concav, der hintere aussen convex und inwendig sehr ausgehöhlt ist. Das Sitzbein [Os iscZ/ii), viel unbeträchtlicher, als das Hüftbein, steigt von der Pfanne aus nach hinten, bildet sofort die äussere Be- grenzung eines Hüftbeinloches, das von innen durch das Os ileym be- grenzt wird und legt sich darauf verbreitert unter einem Winkel an diesen letzteren Knochen an, mit welchem es gewöhnlich vollständig verwächst. Das Schaambein [Os jwbis) ist ein dünner rippenförmiger, bis- weilen nach hinten verbreiterter Knochen, der von der Pfanne aus, dem Sitzbeine fast parallel, nach hinten steigt und dasselbe hier überragt. Es begrenzt in Gemeinschaft mit dem Sitzbeine das kleine, dicht hinter der Pfanne gelegene Foramen ohtnratorivm. Darauf legt es sich mehr oder minder dicht an das Sitzbein an. — Die Schaambeinenden beider Seiten convergiren oft ziemlich bedeutend und nähern sich da durch stark. IV. Von den Knochen der Extremitäten. §. 121 . Die Knochen der Vorderextremitäten zerfallen bei den Vögeln allgemein in fünf -4btheilungen von verschiedener Länge. Der Oberarm ist bald kürzer, bald länger als der Vorderarm, bald ungefähr von glei- cher Länge mit ihm. Die Handwurzel ist immer sehr kurz. Die Hand bildungen bei d’Alton, Skelete d. straussart. Vögel, Tab. VII. fig. h. k. i. 1. und bei Owen, Transact. of the zool. soc., Vol. 2. Tab. 54. u. 55. von Apteryx. — Beim Pinguin ist das Hüftbein schmal, schulterblattdhnlich , vor der Gelenkhöhle verlängert, hinter derselben verkürzt. Die vier ersten, obschon verschmolzenen Kreuzbeinwirbel liegen frei und hangen mit dem über die Rippen etwas verlän- gerten Hüftbeine nur durch Bandmasse schwach zusammen. 2) Es ist häufig pneumatisch. Die I.uftöffnungen liegen gewöhnlich an dem Innenrande, den Wirbeln zugekehrt. Auch die übrigen Beckenknochen sind bis- weilen lufthaltig durch Oetfnungen, welche in der Nähe der Pfanne liegen. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 259 mit Einschluss des beträchtlichen Metacarpus — ist im Allgemeinen um so länger, je schneller der Flug der Vögel ist i). Der Humerus ") ermangelt eines rundlichen Kopfes, ist vielmehr mit einer länglichen sehr wenig abgesetzten Gelenkfläche versehen. Sein oberes Ende ist sehr allgemein verbreitert und mit zwei Leisten: einer vorderen und einer hinteren, versehen *). An seinem unteren Ende besitzt er zwei durch eine Vertiefung getrennte Gelenkerhabenheiten und ein Paar Knorren ^). An seinem Ulnarrande kömmt häufig eine kleine patellaartige Verknöcherung vor s). Die Vorderarragegend wird immer durch zwei Knochen: den vorderen, schwächeren Radius und die hintere, viel stärkere, bisweilen, wie bei den Tauben und Hühnern, durch eine starke Krümmung vom Radius sich entfernende Ulna gebildet, welche letztere gewöhnlich ein Olecranon besitzt. Am unteren Ende des Radius kömmt häufig ein kleiner länglicher accessorischer Knochen vor, über welchen die Sehne des Flughautspanners weggeht 6). Die sehr kurze Handwurzel wird aus zwei Knochen gebildet 7}, der eine liegt vorn, ist vorzugsweise an der Gelenkfläche des Radius eingelenkt und nimmt den grössten Theil des Gelenkes des Metacarpus auf; der zweite, gewöhnlich stärkere und hintere liegt in der Buge zwischen Ulna und Metacarpus. Die beträchtliche Mittelhand besteht immer aus zwei länglichen, neben einander liegenden, an ihren beiden Enden verwachsenen, in der Mitte durch eine, meist einfache, längliche Lücke getrennten Knochen, von denen der dem Radius durch seine Lage entsprechende den zwei- ten an Dicke und Länge stets übertrifft. Am Ende des Metacarpus liegt oft ein accessorisches Knöchelchen. Ein hoch oben an der Radialseite des Metacarpus befindlicher Vorsprung trägt den Daumen, der, mehr oder minder lang, bald aus einem einzigen, bald aus zwei Phalangen 1) Am längsten ist sie bei Trochilus und Cypselus. Länger als der Vorder- arm auch z. B. bei den Tauben. 2) Er ist sehr häufig pneumatisch. Die Oeffnungen liegen sehr constant am oberen Ende unterhalb der Torderen Leiste. 3) Mit starken Fortsätzen versehen und sehr kurz bei Cypselus (Nitzsch, Osteog. Beitr. Tab. 2. Fig. g.). 4) Bei den Schnepfen und Möven, Puffinus, Sula einen starken Seitenfortsatz zum Ursprünge des Extensor melacarpi longus. 5) In der Regel bei den Passerinen; von Cypselus abgebildet bei Nitzsch Osteog. Beitr. Tab. II. Fig. g. 1. ^ 6) Bei den Passerinen, den Sturmvögeln, den Eulen; bei letzteren durch Heusinger sehr genau beschrieben und abgeb. Meckel’s Archiv 1822, ß. VII. S. 179. Zwei an der Handwurzel vieler Vögel vorkoininende Sesambeinchen be- zeichnet Nitzsch als Epicarpium und Hypocarpium, 7) Bei Apteryx, nach Owen, aus einem Knochen; sie ist beim neuholländ. Casuar vorhanden; Meckel fand sie an der einen Seite aus einem Knochen, an de;; anderen aus zwei bestehend ; ich finde überall nur einen. 17 * 260 Drittes Buch. Die Vögel. besteht 8). — Der zweite Finger ist unten an dem grössten Theile des Endes des Metacarpus befestigt. Er ist immer am längsten und besteht gewöhnlich aus zwei, seltener aus drei Gliedern. Das erste ist gewöhn- lich breit, flach, solide, an seinem Vorderrande dicker, als am hinteren; das zweite ist nach unten zugespitzt und kürzer; noch mehr gilt bei- des von dem dritten, sobald es überhaupt vorhanden ist. — Der dritte Finger ist gewöhnlich klein. Er sitzt auf dem Ulnartheile des Meta- carpus, liegt meist dicht an dem zweiten Finger und besteht aus einem einzigen Gliede 9). §. 122 . Die Knochen der Hinterextremitäten der Vögel sind: ein Oberschenkelbein, eine Kniescheibe, die Tibia und Fibula, ein, je nach der Zahl der Zehen, einfach oder zweifach vorhandenes Os metatarsi^ und die Phalangen der Zehen. — Fusswurzelknochen fehlen fast immer i). Das Oberschenkelbein 2) ist ein starker, cylindrischer, gewöhn- lich schwach vorwärts gebogener Knochen, der beständig von der Tibia an Länge übertroffen wird 3). Sein kleiner hemisphärischer Gelenkkopf geht unter rechtem Winkel von ihm ab; eine Grube am oberen Theile desselben ist zur Aufnahme des Ligamentum teres bestimmt. Sein Trochanter ist einfach, stark, nach aussen und vorn gelegen. An sei- nem unteren Ende besitzt er zwei, vorn durch eine Vertiefung getrennte Condyli; der innere, schwächere entspricht ausschliesslich der Tibia; der äussere, stärkere besonders ihr, zugleich aber auch der Fibula. Die Kniescheibe liegt gewöhnlich als eine einfache Ossification vorn in der zwischen den beiden Condyli des Femur befindlichen Ver- tiefung '*). Der Unterschenkel wird fast ausschliesslich durch die lange und starke Tibia gebildet, indem die nie ganz fehlende Fibula nur als ein 8) Vgl. darüber die Bemerkungen von Nitzsch, Osteog. Beitr. S. 89. 9) Die stärkste Verkümmerung der Finger kömmt vor bei Apteryx u. beim indischen Casuar, die nur den mittleren Finger besitzen, der bei ersterein aus einer einzigen Phalange besteht. Der Daumen ist sehr lang bei vielen Schwimm- vögeln: Pelecanus, üria, Alca, Colymbus, Diomedea, Procellaria; kürzer bei den Schwalben, Raubvögeln, Klettervögeln und Hühnern; noch kürzer bei den mei- sten Passerinen und Sumpfvögeln; ganz rudimentär bei Aptenodytes, bei dem da- gegen der dritte Finger durch seine Länge ausgezeichnet ist. 1) Nur bei Apteryx kommt, nach Owen, ein kleiner Fusswurzell^nochen vor. 2) Es ist häufig pneumatisch, doch seltener als der Humerus. Die OefTnung liegt gewöhnlich vorn beim Trochanter; selten hinten, wie beim Strauss, bei Oriolus und einigen anderen. 3) Bisweilen ist er in Vergleich zum Unterschenkel sehr kurz, wie bei Hy- psibates, Phoenicopterus. 4) Die Kniescheibe ist doppelt beim zweizehigen Strausse und scheint nur einigen Colymbus. Arten mit sehr starkem Tibialfortsatze zu fehlen. Vgl. Wag- ner in Heusinge r’s Zeitschr. Bd. l. S. 587. ^ Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 261 schwacher, griffelförmiger, an der Aussenseite der Tibia, eine Strecke weit von ihr durch eine Lücke getrennter, dann sich an sie anlegender, nie bis zum Metatarsus reichender Knochen erscheint. Die Tibia ist oben am dicksten und bildet hier gewöhnlich zwei bis drei leistenartige Vorsprünge, die bei einigen Schwimmvögeln, namentlich den Colyrabi, zu einem sehr hohen Fortsatze sich erheben. An ihrem unteren Ende besitzt sie zwei durch eine Vertiefung getrennte Gelenkköpfe (Rolle). Die die letzteren trennende Vertiefung wird gewöhnlich durch eine knöcherne Querbrücke theilweise überwölbt, unter welcher die Sehne des langen gemeinschaftlichen Zehenstreckers verläuft. Die Mittelfussgegend wird gewöhnlich aus zwei Knochen: einem Hauptknochen und einem kleinen blos für den Daumen bestimmten Ne- benknochen gebildet. Der Hauptknochen s) schliesst sich unmittelbar an die Tibia an, ist länglich, von verschiedener Dicke 6), immer fast gerade und an seinen beiden Enden angeschwollen. An seinem oberen Ende besitzt er zwei, durch einen mittleren Vorsprung getrennte Ge- lenkflächen, von denen die äussere in einen hinteren und äusseren Höcker sich fortzusetzen pflegt. An seinem unteren Ende spaltet er sich, bisweilen ziemlich tief, in drei schmale Gelenkfortsätze für die Zehen, von denen der mittlere, eine Rolle bildend, meist am längsten und breitesten ist. An seiner Vorder- und Hinterfläche bildet er eine Längsfurche ’’) zur Aufnahme der Zehenstrecker und Beuger. Der kleine Mittelfussknochen des Daumens liegt an der Innenseite des Haupt- knochens, mehr oder minder tief abwärts und bildet an seinem unte- ren Ende oft eine Rolle. Er fehlt bei Abwesenheit des Daumens. Die gewöhnlichste Zahl der Zehen beträgt vier 8). Gewöhnlich ist der Daumen nach hinten, nur bei den Palmipeden mehr nach vorn ge- richtet. Bei den Scansores und Papageien ist auch die äussere Zehe hinterwärts gewendet. — Jede Zehe besteht aus mehren Phalangen; gewöhnlich nimmt die Zahl der letzteren an den einzelnen Zehen von innen nach aussen so zu, dass sie successive von zwei auf fünf steigt 9). 5) Nach Baer’s Beobachtung entsteht dieser Knochen ursprünglich nicht durch einen einzigen Knorpel, vielmehr bilden sich so viele Knorpel, als Zehen vorhanden sind (C. E. v. Baer, Ueber Entwickelungsgeschichte der Thiere, Kö- nigsb. 1828, Th. 1. S. 94.). 6) Lang und dünn bei den Sumpfvögeln, Straussen, Raubvögeln; kleiner bei den Hühnern und Schwimmvögeln; sehr kurz und dick bei den Papageien und Pinguinen. 7) Am stärksten bei den Raubvögeln und Schwalben; meist ist* die vordere viel stärker, als die hintere; bei den Papageien fehlt die vordere, die hintere ist schwach. 8) Sie sinkt bei Struthio auf zwei; bei den Casuaren, bei Rhea, bei der Trappe, bei Calidris, beim dreizehigen Specht u. s. w. auf drei; bisweilen ist der Daumen ganz rudimentär, z. B. bei Procellaria, bei Pterocles. 9) Indessen kommen einige Ausnahmen von diesem Gesetze vor; bei Ptero- 262 Drittes Buch. Die Vögel. [Vgl. ausser den grösseren osteologischen Schriften: Kessler, Osteologie der Vogelfüsse; aus d. Bulletin d. naturf. Gesellschaft zu Moskau bes. abgedruckt. Behandelt besonders die relativen Längenverhältnisse der einzelnen Abtheilungen der Hinterextreinitäten.] V. Vom Schedel. §. 123 . Eine Eigenthümlichkeit des Vogelschedels, die derselbe mit den Mo- notremen gemein hat, besteht darin, dass die einzelnen ihn zusammen- setzenden Knochen frühzeitig mit einander verschmelzen und dass zwi- schen den meisten derselben, namentlich zwischen denen der eigent- lichen Hirncapsel, auch nicht einmal Spuren von Nähten Zurückbleiben. Dies gilt vorzugsweise von den eigentlichen Schedelknochen; weniger und theilweise gar nicht von den Knochen des Gesichtes und denen des Kiefergaumenapparates. — An den Schedel der beschuppten Re- ptilien schliesst er sich durch seine Verbindungsweise mit der Wirbel- säule, welche auch durch einen einfachen Condylus occipitalis ge- schieht, wodurch eine bedeutendere Freibeweglichkeit des Kopfes ge- stattet wird, als sie den Säugethieren zukömmt. — Den Sauriern nähern sich die Vögel durch die bewegliche Verbindung, welche zwischen ihrem Oberkiefer -Gaumenapparat und dem Schedel Statt hat und welche wesentlich durch das dem Schedel beweglich verbundene Quadratbein vermittelt wird. — Der Vogelschedel ist, wegen stärkerer Ausbildung des Gehirnes und Uebergewichts seiner Masse viel grösser und rund- lieber, als bei allen Reptilien, erscheint aber oft wegen starker Ent- w'ickelung der Zellen seiner Diploe, von aussen bedeutend umfänglicher, als seine Höhle es wirklich isti). — Bei der innigen Verschmelzung der einzelnen Schedelknochen zu einem durch Nähte ununterbrochenen Ganzen, wdrd Behufs ihrer Unterscheidung die Untersuchung des Sche- dels sehr junger Vögel erforderlich. — Eine solche Untersuchung lehrt, dass die Anzahl der ihn zusammensetzenden einzelnen Knochen gerin- ger ist, als bei den beschuppten Reptilien. — Die Hinterhauptsge- gend wird beim jungen Vogel durch vier Knochen gebildet: durch das einfache, untere Occipitale hasilare ^ durch zwei Occipitalia later alia und durch das einfache 0 ccipitale super ius [Syt/ama). Säramtliche Hinterhauptsknochen — unter ihnen jedoch am wenigsten das Basilarstück — tragen zur Umschliessung des Foramen magnutn bei 2). Der beim ausgewachsenen Vogel einfache, hemisphärische Ge- cles und bei Caprimulgus hat die äussere Vorderzehe nur vier Glieder; bei Cy- pselus besitzt der Daumen zwei, die drei übrigen Zehen je drei Glieder. 1) Wie dies namentlich bei Untersuchung des spongiösen Eulenschedels sich zeigt, so wie einiger Enten, z. B. Anas clangula, A. fusca, w'o weite holde Räume zwischen den Lamellen der Diploe liegen. 2) Auf eigenthümliche Weise rückt hei der Gattung Scolopax das Foramen Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 263 lenkkopf [Condylua occipitalü) besieht bei jungen Individuen aller Ordnungen aus drei innig an einander liegenden Höckerchen, indem, ausser dem Occipitale basilare^ auch die seitlichen Hinterhauptsbeine zu seiner Bildung beilragen. — Die Occipitalia laleralia besitzen OelFnungen zum Durchtritte der letzten Hirnnerven, nehmen einen Theil des Gehörlabyrinlhes mit auf, bilden die hintere Wand der Paukenhöhle und erstrecken sich, bei der geringen Breitenausdehnung des Occipitale basilare^ mit an die Schedelbasis. — Das Occipitale st/perh/g ist ge- wöhnlich umfänglich, bildet die hintere Wand des Schedels, besitzt bis- weilen permanente, über dem Hinterhauptsloche gelegene Fontanellen *) und wird zur Aufnahme des Gehörlabyrinthes mit verwendet ^]. — Die kleinen, neben den Occipitalia later alia eingekeilten Felsenbeine [Ossa petrosa) verwachsen frühzeitig mit den Schläfenschuppen. Zwischen dem Vorderrande des Felsenbeines und dem grossen Keilbeinflügel liegt die zum Durchtritte des zweiten und dritten Astes des X. trigeminva bestimmte Oeffnung. — Zu den Seiten des Schedels, vor den Occipi- talia later alia liegen die beträchtlichen Schläfenschuppen [Sqitamae temporales)^ welche gewöhnlich bis an die hintere Grenze der Augen- höhlen sich erstrecken. E^ie Schläfenschuppe bildet immer, bald allein, bald in Verbindung mit dem grossen KeilbeinflUgel, die Gelenkgrube für das dem Schedel beweglich eingelenkte Quadratbein. Sie bildet immer einen mehr oder weniger ausgebildeten hinteren, und bisw'eilen, jedoch dann in Gemeinschaft mit anderen Knochen, einen vorderen Fortsatz; beide begrenzen die Schläfengrube 5], — An den Vorderrand des Occi- pitale basilare und des Basilartheiles der Occipitalia lateralia schliesst sich mit seinem hinteren breiten Rande der sehr beträchtliche Keil- beinkörper {Os sp/iendideum basilare)^ ein gewöhnlich mehr oder minder dreieckiger, hinten breiter, vorn in einen schmalen spitzen Stiel magnum w^eit nach vorn und kömmt hier horizontal zu liegen. Vgl. Nitzsch, Osteog. Beitr. S. 63. Tab. 1. Fig. 5. 3) Bei der FamUie der Schnepfen, Grus, Platalea, Phoenicopterus, Anas, An- ser, Mergus, Mormon, Alca. ■4) Eigenthümlich ist den Cormoranen ein mit der Hinterhauptsschuppe arti- cuUrender, seitlich comprimirter, dreieckiger, senkrecht hinterwärts gerichteter accessorischer Knochen, welcher die Ansatzflächen der den Unterkiefer bewegen- den Muskeln vergrössert. 5) Der hintere Fortsatz (Jochfortsatz) ist sehr ausgebildet bei den Straus- sen, Hühnern, Papageien, wo er z. B. bei Psittacus amazonicus sowol den Unter- Augenhöhlenring, als auch den Jochbogen erreicht; er ist schwach entwickelt bei den Sumpf- und Wasservögeln (Larus) oder fehlt ganz (Anas). Der vordere Fortsatz {Pr. orbitalis posterior), zu dessen Bildung die Schläfenschuppe nur sehr selten beiträgt, wie z. B, bei den Gänsen (nicht bei den Straussen, Hüh- nern, Pinguinen), ist bei Anas und Psittacus ausserordentlich stark entwickelt. Beide Fortsätze verbinden sich bisweilen zur Schliessung einer Schläfengrube, wie beim Haushuhn, bei Tetrao und vielen Gallinaceen, bei Ps. amazonicus u, A. 264 Drittes Buch. Die Vögel. ausgezogener Knochen, der nicht selten seitlich mit den Ossa pfery goülea eine Gelenkverbindung eingeht. Die Innenfläche seines brei- teren Abschnittes stützt die Hirnbasis und bildet eine Sella tnrcica. — In ihm verlaufen die Carotidencanäle, deren Eingang an der Schedel- basis neben den seitlichen Hinterhauptsbeinen sich findet. Vor ihnen tritt die Ivba E„srac/,ii durch den Knochen. Die beiden Tubae öffnen ^ch gemeinsam an der Uebergangsstelle des Körpers in den Stiel. — Die vordere Spitze des Keilbeinkörpers trägt zur Bildung der Schedel- hohle nicht bei, sondern erstreckt sich gerade unter dem Orbitalse- gmente vorwärts und dient oben dem Septum interorhitale und nament- ic 1 der Laviina perpendicularis ossis etfimdidei zur Stütze, während an ihre untere Seite der hintere Theil des Vomer sich anlegt. - Die grossen Keilbeinflügel [Alae tctnporales) sind gewöhnlich bedeu- ten e Knochen, welche abwärts auf dem Keilbeinkörper ruhen, weiter auf\\’ärts an die Schläfenschuppen, oben an die Stirnbeine sich an- schliessen. Jeder dieser Knochen bildet einen mehr oder minder be- trächtlichen Theil der hinteren Augenhöhlenwand, vervollständigt aber auch oft die Schläfenhöhle, wie z. B. bei den Hühnern, Straussen, und trägt immer wesentlich zur Bildung des Processus orbitalis posterior bei. Die vorderen oder kleinen Keilbein fl ügel [Alae orbita- les] sind unbeträchtliche und anscheinend unbeständige Ossificationen, welche in der Umgebung des Sehnervenloches auf Kosten der hier an- fangs vorhandenen fibrösen Haut, verhältnissmässig spät sich entwickeln. — Zwischen den beiden Schläfenschuppen liegen an der Schedeldecke die wenig umfänglichen Scheitelbeine [Ossa parietalia]^ die in der Mittellinie sich berühren und hinten von der Hinterhauptsschuppe, vorn von den Stirnbeinen begrenzt werden. Sie sind mehr in der Breite, als in der Längendimension entwickelt. — Die stets paarigen, in der Mittellinie sich berührenden Stirnbeine [Ossa frontalia) sind die umfänglichsten Knochen des Vogelschedels. Indem jedes Stirnbein 1) einen beträchtlichen Theil der oberen Schedeldecke, 2) nach vorn und abwärts sich umbiegend einen grossen Theil der hinteren Augen- höhlenwand und 3) nach vorn verschmälert und bis in die Nasenge- gend verlängert, die Decke des Orbitalsegmentes®) bildet, zerfällt es 1) in einen breiten oberen Schedelabschnitt, 2) in einen absteigen- den hinteren Augenhöhlentheil und 3) in einen schmalen Nasenfort- satz. — Sehr ausgebildet ist das Siebbein [Os et/imdideum]-, am meisten bei Struthio und Apteryx. Es besteht aus einem oberen hori- zontalen und einem senkrecht absteigenden Theile. Jener liegt zwischen den beiden Spitzen der Nasenfortsätze der Stirnbeine, wird von ihnen umfasst und trägt immer zur Vervollständigung des Schedeldaches an der 6) Eigenthümlich sind vielen Vögeln starke Gruben an der Oberfläche des Orbitalsegmentes; es liegen in denselben die starken Nasendrüsen. Vgl. §.136. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 265 Grenze des Orbital- und Schnauzensegmentes des Schedels bei. Der senk- rechte Theil, dessen Platten beim Strauss eine Höhle einschliessen, tritt abwärts und vervollständigt das Sej)tmn inter orbitale. An der Grenze beider Fortsätze liegt eine Furche oder ein Canal, bestimmt zum Durch- tritt des N. olfactorivs.^ der nur bei Apter^^x durch eine Art Lamina cribrosa hindurchtritt. Unter dieser Furche findet sich oft ein starker Seitenfortsatz ” ), der häufig mit dem Thränenbeine verbunden, die Vor- derwand der Augenhöhle vervollständigt. — An das Stirnbein schliesst sich vorn noch ein Thränenbein und ein Nasenbein an. Das Thrä- nenbein stellt einen gewöhnlich sehr beträchtlichen, selten ganz abortiven, am vorderen und äusseren Theile der Augenhöhle gelegenen, stets durchbohrten Randknochen der Stirnbeine dar, der hinsichtlich seiner Ausdehnung und seiner Verbindungen sehr bedeutende Verschie- denheiten darbietet. Bei einigen Vögeln verbindet es sich mit dem ab- und vorwärts verlängerten Processus orbitalis posterior zu einem un- teren Augenhöhlenringe 9). Bei anderen steht es mit accessorischen Knochen in Verbindung. Dies sind entweder Ossa supraorbi- talia 10) j welche den oberen Augenhöhlenrand vervollständigen oder Ossa infraorbitalia u), welche, dem Jochbogen parallel laufend, die Augenhöhle unten umgeben. — Die beiden, gewöhnlich länglichen Nasenbeine schliessen sich an die vorderen Enden der Stirnbeine und werden von einander durch die aufsteigenden Aeste des Zwischen- kiefers und weiter hinterwärts durch den Schedeldeckentheil des Sieb- beines getrennt. Der Oberkiefer-Gaumenapparat ist beweglich mit dem Schedel verbunden. Den Mittelpunkt, von welchem die Hebung und Senkung des Kieferapparates geschieht, bildet das mit dem Schedel beweglich eingelenkte Quadratbein. Dasselbe besitzt gewöhnlich zwei neben einander liegende Gelenkhöcker, die mit den Schläfenschuppen articu- 7) Stark bei den Schnepfen, Möven, Platalea, den Tauben, den Papageien; hier meistens auch mit dem Thränenbeine verbunden. 8) Er ist rudimentär bei einigen Spechten: Picus, Upupa; sehr klein bei Cypselus. Er verbreitert die Stirn über den Augen bei den Tagraubvögeln, den Schnepfen, den Fulicarien, bei Tetrao, bei Cuculus u. s. w. 9) Die Verbindung zu einem vollständigen Ringe kömmt zu Stande bei eini- gen Papageien, z. B. Ps. amazonicus, Ps. sulphuricus, bei einigen Scolopax- Arten und wenigen Enten. — Sowol bei andern Psittacus, als bei vielen Enten -Arten, kommen allmälicTie Annäherungen des verlängerten Thränenbeines an den hinte- ren Augenhöhlenfortsatz vor. Am schwächsten ist sie bei Ps. erithacus, stark schon bei Ps. Tuipana. 10) Bei den meisten, jedoch nicht allen, Tagraubvögeln findet sich ein einzi- ges; bei Struthio camelus, Psophia crepitans, Perdix javanica kommen drei bis vier solcher Knochen vor. 11) Bei Sterna; ähnliche Knochen hat Brandt bei Halieus, Puffinus, Dio- medea, Tachypetes beobachtet. 266 Drittes Bucli. Die Vögel. liren. An seinem unteren Ende hat es abwärts zwei bis vier Gelenk- höcker für den Unterkiefer; vorwärts eine Gelenkvertiefung zur Auf- nahme des Quadratjochbeines; weit mehr einwärts, vorn und etwas nach oben eine Gelenkerhabenheit für das Os pterygoideum. Von dem vorde- ren Rande des Quadratbeines erstreckt sieh ein freier Muskelfortsatz 12 ) vorwärts mehr oder minder weit zur Augenhöhle hin. — Die Verbindung des Quadratbeines mit dem Oberkieferbeine geschieht durch den beständig dünnen, stielförmigen Jochbogen, welcher nicht, wie beiden meisten Säugthieren, den unteren Augenhöhlenrand bildet und auf den sich auch nur selten das — niemals mit ihm verschmolzene — Thränenbein herabsenkt is). Der Jochbogen ist beständig aus zwei Knochen zusam- mengesetzt: 1) aus dem am ünterkiefergelenke des Quadratbeines sich inserirenden Quadratjochbeine [Os quadrato-jugale) und 2) aus dem längeren, die Verbindung mit dem Oberkieferbeine vermittelnden Os xygomaticum s. jugale. — Das eigentliche Oberkieferbein i"*) [Os maxillare superius) ist ein meist unbeträchtlicher, mit dem Nasen- beine, dem Jochbeine, dem Gaumenbeine und dem beträchtlichen Zwischenkiefer verbundener, oft muschelförmiger Knochen, der den Boden der Nasenhöhle und den Gaumen vervollständigt, — Das immer beträchtliche, rücksichtlich seiner Gestalt mannichfach variirende, un- paare Os intermaxillare bildet den grössten Theil des Schnabels und bestimmt dessen Form. Immer besitzt es zwei parallele, dicht neben einander nach hinten aufsteigende, die beiden Nasenbeine tren- nende Nasenfortsätze, welche sich auf die horizontale Platte des Os ethmoideum legen und mit ihnen verwachsen. Unmittelbar zuvor, ehe sie diese Unterlage erreichen, sind die mit einander verwachsenden Nasenfortsätze gewöhnlich mehr oder minder biegsam und elastisch. Daher rührt es, dass der Oberkiefer der Vögel, sobald das Quadratbein vorwärts gezogen wird, sich hebt is]. — Der Gaumenapparat besteht aus den beiden Gaumenbeinen, Ossa palatma^ den beiden Flügelbei- nen, Ossa pterygdidea ^ und dem Voraer. — Die Ossa palatina 12) Er fehlt bei Caprlmulgus. — Vier Gelenkhöcker für aarig sei, gilt wenigstens nicht vom Struthio camelus und vom neu- holländischen Casuar, deren, von mir selbst an jungen Thieren getrennte, Schetlel- knochen ich vor mir habe. — 1‘J) Sehr hoch z. B. bei den Papageien. 20) Stark bei den meisten Hühnern, Enten, Schnepfen, dem Flamingo. 21) Bei Grus und Ciconia etwa ^ der Länge; bei Phoenicopterus und Apte- ryx fast die Hälfte; bei Rhamphastos und Buceros gegen zwei Dritttheile. Bei Numenius liegen die beiden Aeste gegen zwei Dritttheil ihrer Länge an einander, sind aber nicht anchjlosirt. 22) Z. B. bei den Papageien, den Tagraubvögeln, den meisten Hühnern, Reihern, Schwänen. — 23) Z. B. bei den Enten. 24) Von Nitzsch bei Caprimulgus wahrgenommen. 268 Drittes Buch. Die Vögel. der Mitte eine längliche horizontale Lücke vor “j und dann weiter hinten oft noch eine zweite kleinere Lücke. — Bemerkenswerth ist ein den Fulicarien eigenthümlicher, auf dem oberen Rande der Mitte des Unterkiefers sitzender, klappenartig beweglicher Knochen- oder Knor- pelflügel 26). _ Der Unterkiefer ist fast immer pneumatisch und erhält seine Luft gewöhnlich aus der Paukenhöhle, bald durch eine membra- nöse Röhre, welche in das einwärts vom Kiefergelenke liegende Loch führt, bald durch ein röhrenförmiges Knöchelchen [Sip/ioiiium] ^ das vom unteren Rande des Gehörganges ausgeht und oft zwischen Quadrat- bein und Occipitale laterale eingekeilt ist 27 ). Selten tritt die Luft aus Halszellen in den Unterkiefer 28). [Man vergl. über den Schedel der Vögel, ausser Cuvier’s und Meckel’s Handbüchern, besonders den Aufsatz von Geoffroy St. Hilaire in den Ann. d. Mus. T. X. p. 348. Tab. 27. und Bojanus, Parergon ad anatoinen testudinis, Fig. 196 — 198., so wie auch die neue durch Er dl besorgte Ausgabe von Spix Cephalogenesis : Tafeln zur vergleichenden Anatomie des Schedels, München 1842, Fol. S. auch d’Alton, Skelete der straussartigen Vögel. Mit Abbildungen von Schedein junger Struthionen.] IV. Vom Zuugenbeine. §. 124 . Das Zungenbein ist im Ganzen ziemlich einförmig gebildet. Es besteht aus dem Körper, aus den an diesen vorn sich anschliessenden Ossa lingwalia s. entoglos sa^ aus dem den Körper nach hinten verlängernden Kiel, und aus den beiden, gewöhnlich sehr langen, mit dem Schedel nicht verbundenen sogenannten hinteren oder grossen Hörnern. Diese letzteren entsprechen den oberen oder vorderen Hör- nern der Säugethiere, also den sogenannten kleinen Hörnern des mensch liehen Zungenbeines nebst den zu diesen gehörigen Ligamenta stylo- hyoitlea und dem Processus styloidens des Schläfenbeines. — Der Zungenbeinkörper der Vögel (Geoffroy’s Basi-Ziyal) stellt ge- wöhnlich einen länglichen, seltener verbreiterten, platten Knochen dar. An seinen Vorderrand befestigen sich die bald ossificirten, bald knor- peligen, meistens beweglichen, selten mit ihm verwachsenen Q Ossa lingwalia s. entoglossa. In der Regel paarig, werden sie selten Iheilweise oder ganz verschmolzen und einfach angetroffen 2). — Nach hinten verlängert sich der Zungenbeinkörper in einen selten fehlenden s), 25) Bei den Eulen, den meisten Singvögeln, den Schnepfen, Möven, Fulica- rien, Alca, Uria. — 26) Von Nitzsch bei Fulica atra beschrieben und abge- bildet. Auch bei Porphyrie vorhanden. Bei Gallinula chloropus finde ich ihn deutlich, obschon nur knorpelig. 27) Von Nitzsch entdeckt und abgebildet; es findet sich bei allen Sing- vögeln, bei den Papageien, bei Charadrius. — Die vom Jochbegen zum Unter- kiefer sich begebendeu Bänder enthalten oft Ossificationen, die Nitzsch Meta- gnathium nennt. S. über dieselben auch Retzius in Tiedemann’s Zeitschr. II. 97. 28) So nach Owen beim Pelikan. — 1) Beim afrikanischen Strauss. 2) Z. B. bei den Enten. — 3) Z. B. bei den Spechten. Zweiter Abschnitt. Von den äusseren Hautbedeckungen. 269 gewöhnlich beweglich, oft aber auch unbeweglich mit ihm verbun- denen Stiel oder Kiel (Geoffroy’s Vro-hyal), der unter oder vor den oberen Kehlkopf und die ersten Luftröhrenringe tritt, — Jedes der beiden gewöhnlich sehr langen grossen oder hinteren Hörner, w'elche vom Körper in der Nähe seines hinteren Endes seitwärts ab- treten, besteht in der Hegel aus zwei, seltener aus drei Gliedern und bildet nur ausnahmsweise ein einziges Segment. Bei Anwesenheit mehrer Glieder bleibt das letzte gewöhnlich knorpelig. Diese grossen Hörner sind bei einigen Vögeln, namentlich den Spechten s), ausser- ordentlich verlängert und sehr dünn, krümmen sich von hinten in einem vorwärts gerichteten Bogen um den ganzen Schedel herum bis an den Oberkiefer, wo ihre Enden gewöhnlich rechterseits, in einer Rinne oder einem Canale liegen. [Vergl. Geoffroy, Philosophie anatoinique T. I. PI. h. p. 36 — 45. Duver- noy in den Mem. de la soc. d’hist. nat. de Strasbourg T. I. — üeber die beweg- liche Zunge des Spechtes und ihren muskulösen Apparat s. Huber, de lingua et osse hyo'ideo pici viridis, Stuttg. 1821, -4. und Henle, Kehlkopf S. 64.] Zweiter Abschnitt. Von den äusseren HautbedeeJamgen. §. 125. Die äussere Haut der Vögel ist verhältnissmässig dünner, als die der Säugethiere und besteht aus der Cutis und verschiedenen Oberhaut- und Hornbildungen. Zu den letzteren gehören: die eigentliche, feine in steter Abschuppung begriffene — bisweilen an einzelnen nackten Stellen schwdelig verdickte — Epidermis, welche die zwischen den Federn gelegenen Hautstellen überzieht,- dann die Federn; die die Hin- terextremitäten theilweise bekleidenden, den Schuppen vieler Reptilien analog gebildeten Schienen; die Schnabelscheiden; die Nägel der Fuss- zehen und des Daumens, so wie endlich die Sporen. — Die Federn, welche eine sehr grosse Mannichfaltigkeit der Bildungen zeigen, stecken mit ihren Kielen zunächst in häutigen oder hornartig verdickten Epithe- lialscheiden. Diese Scheiden — die Ueberbleibsel der anfangs oben geschlossenen Bälge, in welchen die Federn sich bilden — liegen in canalförmigen, etwas hervorgezogenen Taschen oder Einsenkungen der Cutis, welche an der Innenwand der letzteren mit jungen Epithelial- zellen ausgekleidet ist. In den offenen Grund einer solchen Tasche ragt ein kleines gefässreiches Wärzchen der Cutis hinein, auf welchem die Feder mit ihrem Grübchen aufsitzt. An die Scheide selbst befesti- gen sich die kleinen zur Bewegung der Contourfedern bestimmten Mus- 4) Z. B. bei den Eulen, bei Cinclus, Ciconia, Anas u. A. 5) Achulich bei Yuiix, Trochilus. 270 Drittes Buch. Die Vögel. kein, weiche besonilers deutlich bei den Schwimmvögeln erkennbar sind. — Die Federn lassen sich in vier Gruppen bringen, welche aber nicht durch scharfe Charaktere von einander gesondert werden können. Es sind: 1) die Contour- oder Lichtfedern [Femme]-, 2) die Dunen [Plumiilae]-, 3) die Halbdunen und 4) die Fadenfedern [Filoplvmae). — Bisweilen erstrecken sich Luftzellen unter die Haut, welche bald von den Nasenhöhlen mit Luft gefüllt werden, wie die des Kopfes und Halses bei Coracias, bald Fortsetzungen der Luftzellen der Eingeweide- höhle sind, wie z. B. die des Pelikans*). — Von drüsigen Organen, welche an der OberfUiche des Haut- gebildes münden, kömmt bei den Vögeln nur ein einziges vor, das ein- zelnen sogar fehlt 2), Es ist dies die sogenannte Bürzeldrüse [Glan- dula uropygii), bestimmt zur Absonderung der Schmere, welche die Federn einölt und selten nur durch einen specifischen Geruch ausge- zeichnet ist, wie bei Upupa und Anas moschata. Sie liegt über den letzten Schwanzwirbeln, zwischen den Spulen der Steuerfedern, meist nur von der äusseren Haut, selten von den Sehnen der Hebemuskeln des Schwanzes bedeckt. Sie besteht aus zwei, immer an ihrem Hinter- ende, bisweilen auch in weiterer Ausdehnung mit einander verbunde- nen Lappen, welche gewöhnlich einen gemeinschaftlichen, bald deutlich abgesetzten, bald wenig abgegrenzten Ausführungscanal mit doppelter oder mehrfacher *) äusserer OelTnung haben. Am grössten ist sie bei vielen Wasservögeln. [Man vergl. über das Hautorgan der Vögel besonders Heusinger, System der Histologie, Eisen. 1822, 4. S. 204 tf. und C. L. Nitzscli, System der Ptery. lographie, herausgegeben von H. Burmeister, Halle 1840, 4. In beiden Wer- ken finden sich zahlreiche literarische Nachweisungen, in letzterem Beobachtun- gen über die Entwickelungsgeschichtc der Federn vom Herausgeber, — lieber die Bürzeldrüse s. Nitz sch 1. c. S. 54. — lieber ihren feineren Bau, ausser Nitzsch, noch J. Müller, Gland. secern. p. 41, Tab, II. S. 1. Sie besteht aus cylindrischen, parallelen, blind endenden Tubuli, die nach und nach in mehre sackförmige Erweiterungen übergehen, welche entweder in zw'ei gemeinschaft- liche Höhlen, oder getrennt durch mehre Oeffnungen münden.] 1) Vgl. Owen in d. Proceed. of the zool. soc. of Lond. Part. 3. 1835. p. 9. 2) Nitzsch vermisste sie bei Otis, bei allen Struthionen, bei mehren ame- rikanischen Papageien, bei einigen Tauben, bei Argus giganteus. Er fand sie verhältnissmässig am grössten bei Pandion, Sula, Sterna, Procellaria; am klein- sten bei Caprimulgus. — Bald ist der verlängerte Ausführungsgang der Drüse am Ende mit einem Federkranze versehen, bald fehlt ein solcher. Letzteres ist der Fall bei den Nachtraubvögeln, Passcrinen, Macrochiren, den meisten Cuculi- nen und den Tauben. Er findet sich bei den Tagraubvögeln (mit Ausnahme von Cathartes), bei den Spechten, Amphibolen, Psittacinen, Lipoglossen, Gallinaceen und allen Wasservögeln. 3) Bei allen Wasservögeln, mit Ausnahme der Unguirostres N., w'o nur zwei vorhanden sind. Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteme. 271 Dritter Abschnitt. y o m Mn skel sy st enie. §. 126 . Die Muskulatur der Vögel ist im Allgemeinen ausgezeichnet durch starke Röthung der eigentlichen Muskelsubstanz und durch scharfe Son- derung derselben von den glänzenden, theil weise leicht und oft ver- knöchernden Sehnen. — Die mechanische Anordnung der Muskeln zeigt bei allen Vögeln grosse Uebereinstimmung. Wegen der eigenthümlichen Locomotivität der Vögel sind ihre Hauptmassen am Brustbeine, am Becken und am oberen Theile der Schenkel vertheilt, während die leichten und schlanken Extremitäten nur lange und dünne Sehnen besitzen. [Ueher die Anordnung der Muskeln im Allgemeinen vgl. man Cu vier ’s Vorlesungen Bd. J.; Tiedemann’s Zool. Bd. 2. S. 277 ff.; besonders aber Meckel’s System Bd. 3. S. 289 und Bd. 4. S. 408; über die Muskeln der Stru- tbionen s. Meckel’s Aufs. Archiv Bd. 5.; über die Muskeln der Eule Ed. d’Al- ton de Striguin inusculis commentatio, Hai. 1837, 4. mit Abb.; ferner Carus, Erläuterungstafeln Heft 1. Tab. IV. u. V.; über die Muskeln der Vorderextremi- täten die treffliche Abhandlung von Schoeps in Meckel’s Archiv Bd. 4. S. 72. — lieber die Hautmuskeln des Apteryx s. Owen in Froriep’s N. Notiz. Bd. XXV. No. 548. — Einzelne Notizen gibt Nitzsch in s. Anmerkungen zu Nau- mann’s Naturgesch. d. d. Vögel. — lieber die Muskeln des Pinguins s. J. Reid in den Proceedings of the zool. society of London Part. 3. 1835. p. 132.] §. 127 . Das System der Hautmuskeln ist im Ganzen sehr entwickelt. An dem hinteren Theile des Kopfes, am ganzen Halse, in der Nackengegend, unterhalb der Brust und am Bauche finden sich grössere flache Muskel- ausbreitungen; von ihnen gesonderte kleinere Portionen sind zum Theil die kleinen Muskeln der Contourfedern , welche zu vier oder fünf an die Scheide jeder Federspule treten. Hautmuskeln anderer Art sind die vom Rumpfe zu den Flughautfalten sich begebenden Muskeln und Sehnen [M. M. patagH)^ so wie die zur Bewegung der Armschwingen und der Steuerfedern des Schw^anzes dienenden Mvsculi retnigum et rectricvm. Die Muskulatur der Wirbelsäule ist in deren einzelnen Regionen, entsprechend dem verschiedenen Grade ihrer Bew’eglichkeit, von sehr verschiedener Stärke. Während die Muskeln in der Gegend der wenig oder gar nicht beweglichen Rücken- oder Kreuzbeinwirbel verhältniss- mässig sehr schwach entwickelt sind, erscheinen sie ausgebildeter am Schwänze und ganz besonders an dem so mannichfacher Bewegungen fähigen, meist langen Halse. In der Rückengegend linden sich die Mus- 272 Drittes Buch. Die Vögel. kein nur an der hinteren Wirbelfläche; am Schwänze und besonders am Halse sind sie auch an der Vorderfläche mehr oder minder stark aus- gebildet. An der Rückseite des Schwanzes dient der M, spinalis caudae^) zur Hebung des Schwanzes. Ihn unterstützt meistens ein durch ihn bedeckter von der Symphysh sacro- iliaca und von den Querfortsätzen der Schwanzwirbel entspringender, für die inneren Steuerfedern bestimmter M. levator rectricvm. Ganz in der Tiefe der Rückengegend, den zwischen den Dornfortsätzen und den Gelenk fortsätzen befindlichen Raum ausfüllend, liegt hinten der schwache M. multifidus »pinae. Er wird wenig bedeckt durch den gleichfalls schwachen, mit seinen dünnen, von den Dornfortsätzen der Rücken- wirbel ausgehenden Sehnen bis zur Mitte des Halses 'reichenden M. »pinalis dorsi. Stärker ist der auf dem M. mullifidvs liegende, hinten mit ihm und mit dem Spinalis innig verbundene, vom vorderen Darm- beinrande und von der Oberfläche der letzten Rippe entspringende, nur selten, wie bei den Pinguinen, wegen aufrechter Stellung des Körpers, bedeutend entwickelte M. opisthotenar ^ der sehr bald in eine innere und eine äussere Portion [Lotifrisshnus dorsi und Sacrolumhalis) zer- fällt. Der Sacrolumbalis inserirt sich an einen grossen Theil der Ver- tebralenden der Rippen, so wie auch an die Querfortsätze der Rücken- wirbel. — Zusammengesetzter sind die Verhältnisse der an der Rücken- seite des Halses liegenden Muskeln. Sie beschränken sich theils auf die Halswirbel selbst, zwischen deren verschiedenen Fortsätzen sie sich erstrecken, wie der den M. spinalis dorsi widerholende M. spinalis colli s. cervicalis adscendens^ der M. semispinalis^ die M. M. splenii colli^ der M. transversalis cervicis (als Halstheil der Sacrolumhalis), oder sie befestigen sich an das Hinterhaupt, wie der M, co7nplea:us^ der von ihm zum Theil bedeckte M, biventer und der seitliche M. trachelomastdideus. Von den Interprocessualmuskeln sind die M. M. interspina- les sehr schwach entwickelt, etwas stärker die M. M. intertransver- sarii^ bedeutend mehr die wedelförmig am Flinterhaupte ausgebreiteten M. recli capitis postici und Recti capitis laterales. — Den Rippen- hebern analoge Muskeln finden sich schon am Halse in Fascikeln, wel- che von den Querfortsätzen zu tiefer abwärts liegenden Rippenrudi menten sich begeben; sie werden stärker an den letzten Halswirbeln [M. M. scaleni Auct.) und treten am Rumpfe, als schwache Levatores costarnm., von den Querfortsätzen der Rückenwirbel zu den vorderen Flächen der nächsthinteren Rippen. — Die Zwischenrippenmuskeln, deren abortive Repräsentanten ebenfalls schon zum Theil am Halse nachweisbar sind, zerfallen am Rumpfe in äussere und innere und finden sich sowol zwischen den eigentlichen Rippen, als auch noch stärker zwischen den 1) Levator coccygis; Coccygeus superior Auct. i Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteme. 273 Stemocostalknochen. Auch die Procestvs uncinati der Rippen sind durch kleine Muskelbündel unter einander verbunden. An der Vorder fläche des Schwanzes ist ein M. caudalis an- terior s, depressor caudae entwickelt. Ein zweiter kleinerer Depressor ist zugleich für die Senkung der Steuerfedern bestimmt. — Seitwärts werden die Schwanzwirbel gezogen durch einen vom Sitzbeine kom- menden Muskel, M. pnbo-cocci/geus der auch für die äussere Steuer- feder bestimmt ist. Ausserdem findet sich ein Abductor der eben ge- nannten Federn. — Die Vorder fläche des Halses nimmt besonders ein der M. longus colli Anct.^ ein System von Muskelbündeln, welche zwischen den Processus spinosi inferiores der Rücken- und Halswir- bel einerseits und den Rippenrudimenten der Halswirbel andererseits sich finden und besonders im hintersten und vordersten -) Theile des Halses ausgebildet sind. — Ausser ihm ist der M. reetns capitis an- ticus major^ der, von den Körpern der fünf bis sechs ersten Halswirbel entspringend, an die Basis des Keilbeinkörpers sich erstreckt, sehr ent- wickelt. Mehr seitwärts entspringt von den ersten Halswirbeln der Reetns capitis anticus minor. Was die Bauchmuskeln anbetrifft, so sind sie, bei der grossen Ausdehnung des Brustbeines schwach entwickelt. Sie sind gewöhnlich in gleicher Anzahl, wie bei den Säugthieren vorhanden; nur der innere schiefe Bauchmuskel scheint bisweilen zu fehlen. Am stärksten sind in der Regel die in der Mittellinie durch eine Aponeurose verschmolzenen geraden Bauchmuskeln. Bei einigen Vögeln, z. B. den Struthionen, kömmt noch ein M. pyramidalis hinzu. — Ein Zwerchfell ist, in geringem Grade ausgebildet, anscheinend bei allen Vögeln vorhanden; meistens ist es grossentheils aponeurotisch und besitzt nur wenige, von den Rippen und Stemocostalknochen stammende fleischige Köpfe, welche sich in der Mittellinie nicht vereinigen. Die aponeurotische Ausbreitung des Zwerchfelles schlägt sich, von der Pleura bedeckt, über die Bauch- fläche der Lungen, bildet aber kein queres Septum zwischen Brust- und Bauchhöhle und scheint, seiner Function nach, ausschliesslich zur Er- weUerung der Lungen und Bronchien bestimmt zu sein. Bei allen Vö- geln 3 ) besitzt es auch einen Vertebraltheil , indem tendinöse Schenkel an die letzten Rückenwirbef sich befestigen, ermangelt aber eines mittle- ren vereinigenden Theiles und lässt gewöhnlich die Luftsäcke durchtreten. §. 128 . Die Muskeln der Schulter erstrecken sich vorzugsweise an die 2) Hier auch als M. l/reves colli anteriores bezeichnet, 3) Am meisten säugethierähnlich ist es entwickelt bei Apteryx, w'o die Ven- trikel des Herzens indessen noch durch eine Apertur dieses Muskels hindurch zwischen die Leberlappen treten. Owen 1. c. Tab*. LII. fig. ]. — Abbildung des Zwerchfells vom Strauss, Catalogue of Huntcr’s collection. Vol. II. Tab. XXVI. Vergl, Anatomie von Siebold u. Stannins. 18 274 Drittes Buch. Die Vögel. am meisten bewegliche Scapula. Die beiden Schulterblätter werden einander genähert und gegen die Wirbelsäule gezogen durch die ober- flächlicheren M. M. cncullares ^ welche auch theilweise an das obere Ende der Gabel sich befestigen, und die tieferen M. M. rhomboidei^ welche von den Dornfortsätzen der Rückenwirbel an sie herantreten. Aufwärts gezogen wird das Schulterblatt durch die von den Querfort- sätzen des letzten Halswirbels und der ersten Rückenwirbel entsprin- genden, in mehre Bündel zerfallenen Levatoren scajmlae. Sie wird gegen das Brustbein niedergezogen durch die mit mehren Köpfen von den Rippen entspringenden M. M. serrati antici [major und minor'^, — Das Os coracdideum wird nach aussen und hinten gezogen durch den von den Sternocostalknochen und zum Theil vom Brustbeine stammen- den M. subclavivs. Unter den Muskeln des Oberarmes sind bei den Vögeln diejeni- gen, welche diesen Knochen an das Brustbein ziehen, ausserordentlich entwickelt. Dies gilt, besonders bei den stark fliegenden Vögeln, von dem grossen Brustmuskel [Pectoralis major\ der indessen, gleich dem Brustbeine selbst, bei den Straussen ganz verkümmert ist. Dieser Muskel zieht nebst dem grossentheils vom Os coracoideutn und nur wenig vom Brustbeine entspringenden Af. coracobrachialis inferior so wie mit einem dritten Muskel, dem Coracobrachialis svperior^ der einen ähn- lichen Ursprung, wie der vorige hat, den Oberarm gegen die Brust. — Gegen die Wirbelsäule und gegen das Schulterblatt wird der Oberarm gezogen durch ’ drei Muskeln: durch den oberflächlichen Latissimus dorsi^ der häufig doppelt von den Dornen der Rückenwirbel entspringt und durch die tieferen, vom Schulterblatt ausgehenden M. M. infra- sjnnatus und snpraspinatus. — An den Rumpf gezogen wird der Oberarm durch den von der inneren Schulterblattfläche entspringenden M. subscapiilaris. — Gehoben wird er durch drei M. M. deltoidei^ welche im Umkreise des Oberarragelenkes und namentlich vom Os co- raco'idenm entspringen, so wie durch den starken vom Brustbeine aus- gehenden M. pectoralis tertius. Die Muskeln des Vorderarmes bestehen blos in Streckern und Beugern 2) und sind durch die Länge ihrer Sehnen ausgezeichnet. Es ist nur ein, dem M. triceps entsprechender, ^ber gewöhnlich nur zwei- köpfiger, Strecker vorhanden, der vom Schulterblatt und von der hin- teren Fläche des Oberarmes an die Ulna sich begibt. Zahlreicher sind die vom Oberarm theils an den Radius s), theils an ihn und an die 1) Pectoralis tertius Aust. 2) Bemerkungen über die Bewegungen der Vorderarmknochen finden sich bei Bergmann in Müller’s Archiv 1839. S. 296. 3) Es sind dies die beiden sogenannten Pronatores, der /*. brevis und P. longus, so wie der Supinator. 275 Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteine. Ulna tretenden Beuger 4). — An die Handwurzel befestigen sich zwei, vom inneren Oberarmknorren ausgehende Beugers) — Die Mittelhand wird gestreckt durch die vom äusseren Oberarmknorren ausgehenden Extensoren: E. metacarpi radialis long'ws und E. metacarpi nlnaris^ so wie durch die vom Vorderarm zu ihr tretenden Extensores meta- carpi radiali» örevis und metacarpi tilnaris\ sie wird gebogen durch zwei Flexores metacarpi radiales., von denen der eine vom äusseren Oberarmknorren, der andere aber von der Innenfläche der Ulna ent- springt, so wie durch einen gleichfalls von hier ausgehenden Flexor metacarpi brevis. Ausserdem ist ein vom Oberarm entspringender Abductor und, als dessen Antagonist, ein von der Ulna ausgehender Adductor metacarpi vorhanden. — Die Finger besitzen, ausser lan- gen und. kurzen Streckern ®) und Beugern ^), noch Adductoren und Ab- ductoren 8). — Ganz eigenthümlich sind den Vögeln endlich die in den, durch den Besitz elastischen Gewebes ausgezeichneten, Flughautfalten endenden Muskeln {M. M. patagii s. Plicae alaris]. Die eine dieser Falten (die hintere Flughaut) findet sich zwischen dem Rumpfe und der inne- ren Fläche des Oberarmes, Die zweite (oder vordere) Flughaut liegt zwischen dem Oberarm und Vorderarm. In die hintere Flughaut in- serirt sich ein von den mittleren Rippen kommender Muskel, der die- selbe anspannt; in die vordere Flughaut begeben sich zwei Muskeln: der von der Schiiltergegend kommende, in seinem Ursprünge sehr variirende M, plicae alar. anter. longus und der zweiköpfig von ver- schiedenen Punkten entspringende M. plic. alar. anter. brevis. End- lich werden die Kiele der Arm- und Handschwingen [Remiges secundi et primi ordinis) durch eigene Muskeln \ Rector es remigum) ^ welche von der Fascia des Ellenbogengelenkes entspringen und durch tiefere Bündel verstärkt werden, aufgerichtet. 4) Der starke M. biceps. 5) M. flexor carpi longus und Flexor carpi vlnaris. 6) Die langen Strecker sind : 1) der Extensor digitorum comrnnnis longus, der, vom äusseren Oberarmknorren entspringend, an den Daumen und an das ersts Glied des zweiten Fingers tritt, und 2) der von der Ulna entspringende, an dae zweite Glied des zweiten Fingers tretende Extensor indicis proprius longus. — Die kurzen Strecker des Daumens sind: Extensor pollicis externus und E. p. internus. 7) Die langen Beuger sind: 1) der oberflächliche Flexor digiti superfi- cialis, der von der Fascia des Vorderarmes an das erste oder zweite Glied des langen zweiten Fingers tritt, und 2) der gleichfalls hier endende, von der inneren Fläche der Ulna kommende Flexor digiti profundus. Ausserdem ist für jeden Finger ein kurzer Beuger vorhanden. — Die Muskeln der Hand sind bei den Struthionen und besonders dem Casuar sehr verkümmert. 8) Der Daumen besiut blos einen Adductor; der zweite Finger einen Ad- ductor und einen Abductor. 18 * 276 Drittes Buch. Die Vögel. §. 129 . Die Muskeln der Hinterextrernitäten i) sind im Allgemeinen dem Typus der Säugthiere und des Menschen entsprechend gebildet. Von der äusseren Fläche und von den Rändern des Hüftbeines entspringen gewöhnlich zwei, seltener drei an oder um den grossen Rollhügel des Oberschenkelbeines sich inserirende Muskeln, welche den M. M. glntaei entsprechen und als Heber des Oberschenkels wirken. Zu ihnen kömmt gewöhnlich noch ein vierter schwächerer, dem M. iliacvs externvs entsprechender Muskel hinzu, der bei ähnlichem Ursprünge, nach innen vom Rollhügel sich inserirt. — Auswärts gezogen wird der Oberschenkel nur durch den kleinen, vom Hüftbeine ausgehenden, an das hintere Ende des Trochanter sich befestigenden M. gemellus svperior 2 ). — Als Niederzieher wirken zwei Muskeln. Von den vorderen Dornen der letzten Schwanzwirbel erstreckt sich hinten an den Oberschenkel der M. femorococcygevs s. pyriformis. Von ihm ganz oder theilweise be deckt verläuft von der äusseren Fläche des Sitzbeines zur unteren oder hinteren Fläche des Oberschenkels der stärkere M. obtvratorius inter- nus 3). — Als Adductoren wirken drei Muskeln ^), die vom Becken aus tiefer abwärts an den Oberschenkel treten. — Die Muskeln des Unter- schenkels nehmen theils vom Becken, theils vom Oberschenkel ihren Ursprung und sind Strecker oder Beuger. Der M. sartorius entspringt vom vorderen Ende des Hüftbeines und befestigt sich an das obere Ende der Tibia. Ein anderer Strecker nimmt von den Kreuzbeindornen und vom hinteren Ende des Hüft- und Sitzbeines seinen Ursprung, ver- schmilzt meist mit dem, dem Vastus und Cruralis entsprechenden tiefen Strecker und befestigt sich oben an die Fibula. Der Rectus femoris Meckels) erstreckt sich vom Schaambeine an der inneren Fläche des Oberschenkels herab und geht in eine lange dünne Sehne über, die vor der Vorderfläche des Kniegelenkes nach aussen an den Unterschenkel tritt und mit dem durchbohrten Beuger der Zehen sich verbindet. In Folge dieses Mechanismus werden bei jeder Beugung des Kniegelenkes zugleich die Zehen gebeugt, wodurch denn die Vögel im Stande sind, im Schlafe bei gebogenem Knie ohne weitere willkührliche Intention mit gebogenen Zehen an den Zweigen sich festzuhalten. — Dem M. graciiis 6) entspricht ein vom inneren Rande des Oberschenkelbeines zum inneren Theile des oberen Tibialrandes sich begebender Muskel. Ein stärkerer, dem Vastus und Cruralis entsprechender tiefer Strecker 1) Muskeln, welche dem Psoas und Iliacus internus zu vergleichen wä- ren, fehlen den Vögeln allgemein. 2) Pyriformis Tiedem. — 3) Q.uadratus femoris Cuv> 4) Meckel’s Adductor externus, internus und tertius s. pectineus. 5) Meckel vermisste ihn bei mehren Wasservögeln: Colymbus cristatus, Uria, Mormon, Halieus. — Tiedemann und Owen bezeichnen diesen Muskel als Gi'acilis. — 6) Tiedemann’s Rectus. Dritter Abschnitt. Vom Muskelsysteme. 277 geht vom Oberschenkel znr Kniescheibe und zur Tibia, — Die Beugung des Unterschenkels geschieht durch drei Muskeln: 1) durch den vom unteren Theile des hinteren Hüftbeinrandes zum oberen Theile der Fi- bula absteigenden M. flexor film larU \ 2) durch den gewöhnlich mit zwei Köpfen, sowol vom hinteren Ende des Sitzbeines und den Quer- fortsätzen der ersten Schwanzwirbel, als auch von der hinteren Ober- schenkelfläche entspringenden M. ßexor tibialis^ dessen Sehne mit dem Anfänge der Sehne des Fussstreckers verschmilzt; 3) durch den mehr einwärts liegenden, vom oberen Ende des Schaam- und Sitzbeines zur inneren Fläche der Tibia tretenden Flexor tibialis secundus. — Ein schwacher M. pojilitevs verläuft oben von der Fibula quer zur Tibia. Die Muskeln des Fusses sind bei der gewöhnlich vorhandenen bedeu- tenden Länge des Metatarsus meist sehr lang. Der dreiköpfig von den beiden Gelenkknorrcn des Oberschenkelbeines, so wie von der Patella und der vorderen Leiste der Tibia entspringende M. ^astroenemius befestigt sich hinten an das obere Ende des Metatarsus und streckt den Fuss; der M. peronevs und tibialis anticus^ welche gewöhnlich hoch oben an das Os metatarsi sich ansetzen, heben ihn. — Die Zehen be- sitzen einen gemeinschaftlichen langen Strecker, welcher, von der vor- deren Schienbeinfläche entstehend, durch die am untersten Ende der Tibia befindliche Knochenbrücke hindurchtritt und dessen Sehne unten auf dem Os metatarsi gewöhnlich in drei für sämratliche Glieder der drei äusseren Zehen bestimmte Zipfel sich spaltet. Die innere Zehe er- hält einen eigenen, von dem oberen Theile des Os metatarsi ent- springenden Strecker. Das erste Glied jeder der drei vorderen Zehen empfängt ausserdem noch einen eigenen Extensor von der Vorderfläche des Metatarsus. — Die Zehen besitzen mehre gemeinschaftliche oder lange Beuger, welche in so ferne eigenthümlich sich verhalten, als sie vorzugsweise vom unteren Ende des Femur, theil weise aber auch von den Knochen des Unterschenkels entspringen. Es sind der Flexor di- f^iti secundi et tertii ; der M. flexor communis quatuor digitorum s. perforatus und der M. flexor profundvs s. perforans^ der gleich- falls für alle Zehen bestimmt ist. Ausserdem erhält die innere Zehe einen eigenen, vom Mittelfussknochen entspringenden Beuger. Endlich besitzt diese Zehe noch einen eigenen Abductor und Adductor, wie auch der äusseren Zehe ein Abductor zukömmt. §. 130. Die Kiefermuskeln der Vögel sind bei der Anwesenheit eines beweglichen Quadratbeines zahlreicher und complicirter , als die der Säugethiere. Das Flügelhein und das Quadratbein werden gehoben und vorwärts gezogen durch einen aus zwei Portionen bestehenden Muskel [Levator oss, pterygdid. et quadrati]. Es nimmt seinen Ur- 7) Der sogenannte durchbohrte und durchbohrende Beuger. 278 Drittes Buch. Die Vögel. Sprung von der Augenhöhlenscheiclewand und inserirt sich, von vorn hinterwärts gerichtet, mit seiner stärkeren vorderen Portion an das Flü- gelbein, mit der hinteren an die Innenfläche des Quadratbeines. Sein Antagonist ist ein von der Schedelbasis zum Os pterygdideum vor- wärts und auswärts tretender A/. retrahens oss, pterygoidei, — Der Unterkiefer wird gehoben durch mehre, den M. M. temporalis, mas- seter und pterygoidei analoge Muskeln; häufig werden noch mehre unterschieden, indem der Schläfenmuskel gewöhnlich in drei bis vier durch ihren Ursprung und ihre Ansatzpunkte distincte Portionen zer- fällt. — Der Senker des Unterkiefers, M, digastricus, der an den hin- teren Fortsatz dieses Knochens sich befestigt, nimmt mit einer Portion vom Hinterhaupte und mit einer anderen von der unteren und hinteren Begrenzung der äusseren GehörötFnung seinen Ursprung. — Der Raum zwischen den beiden Aesten des Unterkiefers wird ausgefüllt durch den mit einer mittleren Sehne versehenen M. transversus mandilmlae. — Die vom Unterkiefer zum Zungenbeine sich begebenden Muskeln ent- sprechen dem M. stylohydideus ^ dem M. 7nylohydideus und dena M. gemohydideus. Zwischen den beiden Seitenhörnern des Zungenbeines ist ein querer Muskel ausgespannt. Zur Zunge treten gewöhnlich die M. M. ceratoglossi s. M. M. linguae laterales^ die M. M. hyoglossi recti und hyoglossi transversi. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme und von den Sinnesorganen. I. Von den Centraltheilen des Nervensystemes. §. 131 . Das Rückenmark der Vögel erstreckt sich durch die ganze Länge des Canales der oberen Bogenschenkel, ist von cylindrischer Gestalt, verdünnt sich aber sehr bedeutend im oberen Wirbelcanale der Schwanz- wirbel, indem es fadenförmig endet. Es besitzt eine hintere und eine vordere Längsfurche und einen sehr engen Mediancanal. Auf Quer- durchschnitten erscheinen die Hörner seiner inneren grauen Substanz. Entsprechend dem Ursprünge der zur Bildung der Extremitätennerven bestimmten Wurzeln besitzt es zwei Anschwellungen: eine vordere und eine hintere, deren Stärke je nach der verschiedenen Ausbildung der Extremitäten wechselt. Beraerkenswerth ist das Verhalten des Rücken- markes an der hinteren Anschwellung. Hier weichen nämlich die hin- teren Stränge eine kurze Strecke weit aus einander, um weiter vor- wärts sich wieder an einander zu legen. So entsteht eine weitere Spalte, welche den Namen des Sinus rhombdidalis führt. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 279 [Abbildungen des Rückenmarkes der Vögel finden sich in den Schriften von Carus, Owen und Swan. ln der leicht gerinnenden lymphatischen Flüssigkeit, welche in der rautenförmige Grube sich findet, erkannte Valentin grosse, zarte, kernhaltige Zellen.] 132 . Das von den gewöhnlichen drei Häuten umgebene, die geräumige rundliche Schedelhöhle vollständig ausfüllende Gehirn überwiegt nicht nur an Masse das Rückenmark, sondern ist auch durch stärkere Wöl- l)ung und Breite bedeutend höher entwickelt, als das der kaltblütigen Wirbelthiere. Statt dass bei diesen letzteren die Anschwellungen, wel- che seine drei Hauptabtheilungen bilden, der Reihe nach gerade hinter einander liegen, sind bei den Vögeln, unter grösserer Ausbildung der Hemisphären, die den Vierhügelmassen entsprechenden Anschwellungen an die Seiten und abwärts getreten. Daher erscheinen bei Betrachtung des Gehirnes von oben nur zwei auf einander folgende Hauptmassen; die Hemisphären und das kleine Gehirn. Der Uebergang des Rückenmarkes in das durch viel bedeutendere Breitendimension ausgezeichnete verlängerte Mark geschieht unter einem ziemlich starken Winkel. An der Basis der Medulla oblongata erscheinen bei genauerer Untersuchung jederseits neben der Median- furche die unteren Pyramiden, welche schmal hervorkomraen und dann, allmälich verbreitert, in die Hirnschenkel sich fortsetzen ; ihnen zunächst, auswärts, die in die Vierhügel ausstrahlenden Markbündel und noch weiter auswärts die Schleifen, so wie endlich an der äusseren Grenze Längsstränge, aus welchen die N. A. trigemini ihren Ursprung neh- men. — An der oberen Fläche entsteht, indem die beiden oberen Stränge des Rückenmarkes auseinander weichen, als Vertiefung die vierte Hirnhöhle, deren Dach durch die untere Fläche des Mittelstückes des Gerebellum gebildet wird. Die deutlich angeschwollenen Ursprünge der •beiden Gehörnerven theilen den Grund des Ventricnlus quartvs in einen hinteren und einen vorderen Raum ab. In dem hinteren Raume finden sich seitliche graue Hügel, durch eine Quercommissur unter einander verbunden, und in der Mitte sieht man die oberen oder hin- teren Pyramiden, so wie einige Querfäden, welche vielleicht als erste Andeutungen der Brücke betrachtet werden könnten. Das kleine Gehirn der Vögel hat in Vergleich zu dem der kalt- blütigen Wirbelthiere an Masse sehr bedeutend gewonnen. Es besteht aus einem sehr beträchtlichen mittleren Theile und kleinen seitlichen Anhängen. Zahlreiche Querfurchen theilen namentlich das Mittelstück in einzelne Blätter, welche, ähnlich wie bei den Säugthieren, den Ar- hor vitae bilden. Auf der Durchschnittsfläche der Zweige oder Blätter sieht man diese inwendig aus weisser Substanz bestehen, deren ganzer äusserer Umfang aber von einer starken Lage grauer Masse umzogen ist. Die weissc Substanz geht mittelst einer gelblichen oder röthlichen 280 Drittes Buch. Die Vögel. Masse über in diese graue. Die vierte Hirnhöhle verlängert sich auf- wärts in die Substanz des kleinen Gehirns. Die seitlichen Anhänge scheinen nur den Flocken des Gerebelluin der Säugthiere zu entsprechen und ruhen, gleich diesen, in einer Höhlung, die von dem oberen halb- cirkelförmigen Ganale überwölbt wird. Die den Vier hügcl n entsprechenden Massen erscheinen als runde Erhabenheiten, welche ganz seitwärts und abwärts getreten sind, ein Umstand, der das Vogelgehirn besonders charakterisirt. Jede seitliche Erhabenheit ist durchaus einfach und noch nicht, wie bei den Säug- thieren, in eine vordere und eine hintere Anschwellung gesondert. Jeder Körper besitzt noch eine Höhlung, welche mit dem Aquaeductus Sylvii comrnunicirt. Sie werden unter einander verbunden durch die sehr breite Sylvi’sche Brücke, oder die Decke des Aquaeductus. Die Tha- lami optici sind schwach, bestehen aus grauer Substanz und liegen vor der Sylvi’schen Brücke und der mit ihr zusammenhängenden Commis- sura posterior ^ hinter der Commissura anterior^ zur Seite des Ven- triculus tertius. Der dritte Ventrikel selbst comrnunicirt durch einen kurzen Trichter mit der Ilypophysis, welche gewöhnlich eine läng- liche Gestalt hat und in Verhältniss zum Gehirne von geringerem Um- fange ist, als bei den kaltblütigen Wirbelthieren. Zwischen den Hemisphären und dem Gerebellum liegt die gefäss- reiche Zirbel, welche fest mit den Flirnhäuten zusammenhängt. Die Hemisphären, welche in Betreff ihrer Gestalt bei den ver- schiedenen Ordnungen der Vögel mancherlei Eigenthümlichkeiten zei- gen, sind glatt und windungslos. Seitlich* und abwärts besitzt jeder Hemisphärenlappen eine seichte Vertiefung, welche als Analogon der I'ossa Sylvii betrachtet werden kann. Die Verbindung der beiden Hemisphären geschieht besonders durch die Commissura anterior^ welche dicht vor den Thalami optici von einer Hemisphäre in die andere übergeht. Dicht über und etwas hinter ihr und mit ihr parallel kömmt aber noch ein kleines fadenförmiges dünnes Markblättchen vor, das von A. Meckel als erste Spur des Balkens angesehen wird. Die Höhlen der Hemisphären oder die Seitenventrikel liegen sehr oberfläch- lich und sind von bedeutendem Umfange. Von ihrem Boden und von ihrer Vorder- und Aussenwand erheben sich die sehr beträchtlichen, den gestreiften Körpern entsprechenden Anschwellungen. Auch eine sehr schwache Andeutung des Gewölbes ist bemerkbar. Indessen feh- len die Ammonshörner. Die einander entsprechenden inneren Wan- dungen der beiden Hemisphären sind sehr dünn und durch eine zarte strahlige Markhaut ausgezeichnet. Die Plexus chorioidei sind immer vorhanden. Vorn haften an den Hemisphären die grauen Bulhi olfactorii oder Corpora ma7nmil laria ^ deren Höhlung mittelst eines schma- len Verbindungstheiles mit derjenigen der Seitenventrikel comrnunicirt. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 281 [Man vergleiche über die Organisation des Vogelgehirnes besonders den vor- trefflichen Aufsatz von A. Meckel „Anatomie des Gehirnes der Vögel in J. F. Meckel’s deutschem Archiv für Physiologie. Bd. 2. S. 25 ff. Mit ausgezeich- neten Abbildungen. Andere Darstellungen in den früher citirten Schriften von Cuvier, Serres, Carus, Owen und Sw'an; meistens gleichfalls mit Abb.] II. Von den Spinalnerven. §. 133. Sänimtliche Spinalnerven — mit Einschluss des ersten — ent- springen mit einer vorderen und einer hinteren Wurzel. Während ihres Austrittes aus den Fomfnina intervertebralia schwillt die hintere Wur- zel zum Spinalganglion an. Jeder Spinalnerv besitzt einen schwächeren R. posterior und einen starken R. anterior; jeder dieser Aeste gibt starke Hautzweige ab. Die Bildung des Armgeflechtes geschieht meistens durch 4 Nerven: durch die letzten Halsnerven und den ersten Rückennerven; seltener wird es blos durch 3 oder durch 2 Nerven ge- bildet, wie bei einigen straussartigen Vögeln. Aus dem Armgeflechte entstehen gewöhnlich vier V. A. thoracici anteriores für die Brust- muskeln, zwei A'. A. thoracici posteriores^ mehre Schulterblattnerven, ein A. cvtanevs internus, ein A. mcdianus und ein starker A. radia- lis, so wie auch der erste A. intercostalis. — Die für die Hinter- extremitäten bestimmten Nerven gehen aus zwei Geflechten ab. Das obere [Plexus lu7nl>alis) entsteht gewöhnlich aus drei Nerven: dem letzten Ruckennerven und den ersten beiden Kreuzbeinnerven, sel- tener und, wie es scheint nur bei überwiegender Ausbildung der Hin- terextremitiläten, wüe bei den Struthionen aus 4 oder 5 Nerven. Aus ihm nehmen, ausser einigen Hautnerven, ihren Ursprung der A. ohtu- ratorius und der A. Der zweite \).\x\ieve Pie xus ischia- dicus, der von dem vorigen häufig noch einen Verstärkungsast erhält, wird gebildet durch vier Sacralnerven, zu welchen oft noch ein Zweig von einem fünften hinzutritt. Sein Hauptstamm ist der durch das Fo- ramen ischiadicutn tretende A. ischiadicus. — Die Schw’anznerven bilden einen schwachen Plexus coccf/geus. [Vergleiche besonders Cuvier, Vorlesungen übersetzt von Meckel und Tiedemann, Zoologie 2. S. 38. — W. Marbach, de nervis spinalibus avium nonnullarum, Vratisl. 1841, 8. Ueber die Struthionen Meckel in s. Archiv. 1832. Üeber die Papageie s. M. J. Thuet, Disquis. anatom. Psittacorum, Turic. 1838, 4. p. 32. Marbach hat die peripherischen Ausbreitungen der Spinalnerven be- sonders genau verfolgt.] III. Von den Hirnnerven. §. 134. Der A. olfactorius nimmt seinen Ursprung von der Basis der Hemisphären, liegt ira unteren Umfange des Bulbus olfactorius, tritt 282 Drittes Buch. Die Vögel. durch einen Schedelkanal in den oberen und inneren Theil der Augen- höhle und gelangt von ihr aus in die Nasenhöhle. Er vertheilt sich hier unter der Schleimhaut des Septum und der oberen Muschel. Der iV. opticus entspringt blätterig aus der Vierhügelmasse. In- dem die beiden Tractvs optici convergiren und mit einander in Be- rührung kommen, spalten sie sich in eine verschiedene Anzahl von Blättern. Die Blätter des einen Sehnerven schieben sich zwischen de- nen des anderen kreuzweise durch, gleich den sich kreuzenden Fingern beider Hände ^). Die beiden Sehnerven gelangen durch die grossen Foramiwa optica in die Augenhöhlen und treten nach aussen von dem Axenpunkte des Bulbus in denselben ein. Die V. V. oculorum motorii kommen an der Basis des Gehirns, hinter der Hf/pophysis dipht neben einander hervor. Sie entstehen aus der grauen Substanz, welche hier zwischen den Hirnschenkeln liegt. Jeder Nerv tritt durch ein besonderes Loch neben dem Fora?nen opti- cum in die Augenhöhle. Er verzweigt sich in die M, M. recti supe~ rior^ inferior^ interuus und in den M. obliquus iaferior. Ausser die- sen Zweigen gibt er stets einen Ramus ciliaris ab, welcher bald ohne vorgängige Verbindung mit einem R. ciliaris N. trigemini, bald erst nach derselben ein Ganglion bildet 2 ). Aus dem Ganglion oder erst von der späteren Verbindungsstelle der beiden Ciliarnerven entstehen Fäden in verschiedener Anzahl, welche zusammen unter dem Sehnerven in den Bulbus treten. Der N. quartus kömmt an der hinteren Grenze der Vierhügel, zwischen ihnen und dem Cerebellum hervor. Er tritt neben dem Seh- nervenloche durch eine feine Oeffnung in die Augenhöhle und begibt sich ausschliesslich in den M. olliqmis svperior. Der verhältnissmässig starke A’. abducens kömmt, von den vor- deren Pyramidalsträngen entspringend, an der Basis des verlängerten Markes zum Vorschein. Nachdem er durch einen Canal des Keilbeines in die Augenhöhle getreten, gibt er zwei feine Zweige für die Muskeln der Nickhaut ab und setzt sich fort in den M. rectus externus 3). Der A’. trigemitius^ ausser dem A. opticus gewöhnlich der stärkste Hirnnerv, entspringt mit zwei Portionen. Längs des Ursprun- ges der ungleich beträchtlicheren Portio major zeigt sich seitlich am verlängerten Marke eine eigene längliche, strangförmige Anschwellung; die Portio minor aber entspringt aus den in die MeduUa oblougata fortgesetzten vorderen Rückenmarksträngen. Nur die grössere Portion bildet das röthliche oblonge Ganglio/t Gasseri; die kleinere Portion 1) S. a. Abb. b. A. Meckel, 1. c. Tab. I. Fig. 3. und bei Müller, Vergl. Physiol. d. Gesichts. Tab. IH. Fig. 1 — 14. 2) Vgl. Muck, de ganglio ophthaluiico et nerv, ciliarib. animal., Landish. 1815, 4. — 3) Abb. bei Schlemm, 1. c. Tab. lU. Fig. 2. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u.v. d. Sinnesorganen. 283 trägt, gemeinschaftlich mit Elementen, welche aus dem Ganglion kom- men. zur Bildung des dritten Astes bei. Die drei Aeste des Trigeminus sind bei den Vögeln von ungefähr gleicher Stärke. Der erste Ast tritt durch einen engen Canal der Schedelbasis unterhalb des JV. qvartu» in die Augenhöhle. Innerhalb derselben gibt er, ausser einer Wurzel zum Giliarknoten oder einem Verbindungsaste zum R. ciliaris des N. ocvlorum motorivg^ bisweilen noch einige feinere Rami ciliare» ab, schickt Fäden zur Conjunctiva, zur Nickhaut, zur Harder’schen Drüse und zur Stirn, welche letzteren auch in Kämme und in Hautverlänge- rungen der Stirngegend sich verbreiten. Er steht durch einen inner- halb der Augenhöhle von ihm abgehenden, später zum N. facialis stossenden Zweig mit dem N. sympathicus in Verbindung. Der Stamm des ersten Astes verlässt neben dem A. olfactorivs die Augenhöhle und gelangt in die Nasenhöhle, innerhalb welcher er Zweige abgibt, die besonders an dem Septum und den unteren Muscheln sich verbrei- ten. Eigenthümlich ist es endlich, dass der Nerv in den Schnabel nach vorne sich fortsetzt *). Er tritt nämlich in die zellige Knochensubstanz des Zwischenkiefers, sendet alsbald einen stärkeren oder mehre feinere Zweige zur Gaumenhaut und erstreckt sich, unter Abgabe von Fäden zur Wachshaut, bis zur Spitze des Schnabels. Der zweite und dritte Ast des JV. trigeminvs verlassen die Sche- delhöhle zusammen durch ein zwischen dem Os petrosum^ dem Keil- beinkörper und der Ala magna gelegenes Loch. Der Ramus maxil- laris Superior tritt in die Orbita, verläuft unterhalb des Augapfels, steht durch einen R. Vidianus in Verbindung mit dem N. sympathicus^ gibt Zweige zur Thränendriise und zur Bindehaut ab, entsendet einen für die Haut unterhalb des Auges bestimmten R. subcutaneus malae.^ setzt sich fort in einen Canal des Zwischenkiefers, gibt starke Rami pala- tini posteriores ab, welche zum Theil in den Warzen der Gaumenhaut enden und erstreckt sich endlich bis zur Spitze des Schnabels. Der dritte Ast, R. maxillaris inferior^ tritt in die Schläfenhöhle und gibt Zweige ab für den Muskelapparat des Gaumens, des Unter- kiefers und des Quadratbeines. Nach Entsendung eines Fädchens für die Parotis tritt er in den Unterkiefercanal, nimmt die Chorda tympani auf, gibt zahlreiche Zweige ab für die häutigen Umgebungen des Unter- kiefers, entlässt namentlich einen R. inframaxillaris exteruus und einen R. mylohyoideus und endet an der Spitze des Unterkiefers. Ein Zungenast dieses Nerven ist niemals vorhanden. 4) Besonders stark sind diese Schnabelzweige bei den Schnepfen, bei wel- chen der Schnabel durch eine eigenthümlich zellige Bildung zu einem noch com- jdicirteren Tastorgane ausgebildet ist, als selbst bei den Dermorhynchi. — Bam- berg 1. c. hat bei Meieagris Gallopavo und beim Haushuhne einen Knoten des ersten Astes im Zwischenkiefer beobachtet. 284 Drittes Buch. Die Vögel. Der X. facialis^ ein verhältnissmässig unbeträchtlicher Stamm, kömmt zur Seite des verlängerten Markes, dicht vor dem acnsticus zum Vorschein. Seine Wurzeln lassen sich in die Foi’tsetzung der vor- deren Rückenmarksstränge verfolgen. Er tritt mit dem i\’. acvsticits in das Felsenbein, gelangt in den Falle pi' sehen Canal, gibt hier eine zum R. alveolaris inferior des iV. trigeminus verlaufende Chorda tym- pani 5] ab, geht Verbindungen ein mit dem A'. sympathicu* und ver- lässt die Paukenhöhle durch eine hinter dem Quadratbeine liegende Oelfnung. Dann gibt er Zweige ab an den M. digastriens und den dem Stylohyoideus entsprechenden Heber des Zungenbeines, geht häufig Verbindungen ein mit Zweigen der A. A. glossopharyngeus , vagiis und hypoglossus und verbreitet sich, nachdem er beständig mit dem zweiten und gewöhnlich auch mit einigen der folgenden Cervicalnerven Verbindungen eingegangen ist, in den Hautmuskeln des Nackens und Halses. Die Wurzeln des neben dem N. facialis austrelenden A'. acusti- cus 6) lassen sich deutlich in den Boden der vierten Hirnhöhle verfol- gen. Der Nerv tritt mit vier Aesten in das Labyrinth des Gehörorganes; drei dieser Aeste (A. vestibuli) sind für die Ampullen der halbcirkel- förmigen Canäle, der vierte (A. cochleae] ist für die Schnecke bestimmt. Der A. glossopharyngeus entspringt mit einer doppelten Reihe von Wurzeln, welche denen des A'. vagus eng verbunden sind, aus den Seitensträngen des verlängerten Markes. Seine Wurzeln bilden noch innerhalb der Schedelhöhle ein Ganglion, das mit demjenigen des A’. vagus innig verbunden ist. Aus diesem Ganglion hervorgetreten, ver- lässt der Nerv, neben dem Vagus, und zwar gewöhnlich durch ein eigenes Foramen des Occipitale laterale die Schedelhöhle, liegt dem Ganglion supremuf/i A. sympathici , mit dem er verbunden ist, eng an und bildet selbst sogleich aufs Neue eine gangliöse Anschwellung. Zugleich empfängt er jetzt einen — oft sehr starken — Verbindungs- zweig vom A. vagus. Aus dem so gemischten Stamme entstehen we- nigstens zwei Hauptäste: ein R. lingnalis und ein R. descendens, Ersterer erstreckt sich zwischen den Muskeln des Unterkiefers und des Zungenbeines mit Elementen des A. facialis und häufig auch mit einem Aste des A. hypoglossus verbunden, unter Abgabe einzelner Zweige für die Zungenbeinmuskeln und für die Schleimhaut und die Wärzchen der Fauces, zur Zunge. Er verläuft bei den mit ausgebilde- 5) S. d. Abb. bei Platner, Ueber d. Quadratbein, Tab. II. Fig. 8. (Von der Krähe.) 6) Nach Treviranus Beobachtungen verläuft bei vielen Vögeln der N. ve- slihuli in der Bahn des N. facialis. Bei Ardea cinerea findet noch eine Ver- bindung Statt zwischen dem N. cochleae und dem auf die genannte Weise zu- sammengesetzten Facialis. Tiedem. u. Trevir. Zeits. f. Phys. Bd. V. Heft 1. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 285 terer Zunge versehenen Vögeln unter Entsendung zahlreicher unter der Haut und in den Wärzchen der Zunge sich verbreitender Zweige, bis zur Zungenspitze. Der liamvit descendens ^ in den vorzugsweise oder ausschliesslich in Folge der oben erwähnten Verbindung die Elemente des A’. va^tts übergegangen sind, zerfällt in mehre liami p/iaryngei^ einen beträchtlichen /t. oesophagevs und einen für den oberen Kehl- kopf bestimmten II. lary/igetts snperior. * Die zahlreichen Wurzeln des A’. vagus haben einen ganz ähn- lichen Ursprung, wie diejenigen des N. glossop/tnryngens. Sie wer- den verstärkt durch den oberhalb des dritten Gervicalnerven von dem Rückenmarke entspringenden und dann allmälich noch feine Wurzeln aufnehmenden A. accessorivs. Nachdem der A. vagvs noch inner- halb des Schedelcanales sein Ganglion gebildet, tritt er aus dem Fora- mea jugulare, steht in Verbindung mit dem Ganglion des N. sympa- thicvs und schickt einen bedeutenden Verstärkungsast zum N. glosso- p/mryngevs^ durch dessen Empfang dieser Nerv oft beträchtlicher wird, als der Stamm des A^. vagus. Dieser letztere gibt bisweilen einen Zweig in Muskeln der Nackengegend, bei einigen Papageien auch einen Zungenzweig ab 7). Dann verläuft er an der Aussenseite des Halses abwärts, gibt einen R. recurrens ab, der an dem unteren Kehlkopfe und an seinen Muskeln, so wie auch an der Speiseröhre sich verzweigt. Innerhalb der Brusthöhle gibt der A. vagus Zweige zur Lunge, zum Herzen, zur Speiseröhre, zum Magen, Diese zum Theil in Geflechte sich auflösenden Zweige stehen mit Schlingen des A, sympathicus in vielfacher Verbindung, Der A, hypoglossus entspringt, wie ein Spinalnerv, mit zwei Wurzeln an der Grenze der Medulla ohlongata und des Rückenmarkes, Nachdem er durch das Foramen condyloideum des Schedels getreten ist und mit dem A. sympatfiicus.^ so wie bisweilen auch mit dem A, vagus durch feine Fädchen sich verbiznden hat, theilt er sich in zwei Aeste, von denen der eine in die Zungenmuskeln und an die Unterfläche der Zunge sich begibt, während der andere als Ramus descendeus zur Seite der Luftröhre absteigt, dem R. recurrens Vagi entgegengeht und an der Speiseröhre, so wie in die Muskeln der Luftröhre (namentlich den M. Ster notrachealis und furculo - trachealis] sich vertheilt, [Man Tgl, über die Himnerven der Vögel ausser den schon früher ange- führten Schriften von Tiedemann, A. Meckel, E. H. Weber, Bischoff, Swan, Thuet, auch noch Schlemm, Observationes neurologicae, Berol, 1834, 4. mit Abbild, — Ritzel, Commentatio de nervo trigemino et glossopharyngeo avium, Febr. 1843, 8. Bamberg, De avium nervis rostri atq. linguae, Hai. 1842, 8.] 7) Nach den Beobachtungen von W. Rapp, Die Verrichtungen des fünften Hirnnervenpaares, Leipz. 1832, 4. S. 10. — S. darüber auch Thuet, p. 31. 286 Drittes Buch. Die Vögel. IV. Vom Nervus sympathicns. §. 135. Behufs der Verfolgung des sympathischen Nerven der Vögel wird am besten das Ganglion cervicale supremum zum Ausgangspunkt ge- wählt. Dasselbe liegt an der Austrittsstelle des V. glossopharyngeus und N. vagjfts^ und ist inniger mit jenem, als mit diesem Nerven ver bunden. Von diesem Ganglion aus erstrecken sich zwei Zweige vor wärts, um Verbindungen mit dem N, facialis und N. trigeminvs ein- zugehen i). Der eine dieser Zweige begibt sich in den Fallopi’schen Canal, erscheint in inniger Verbindung mit dem N. facialis und bildet ein Geflecht, dessen Fäden theils mit dem zweiten Aste des N. trige- miri/us sich verbinden 3)^ theils zur Thränendruse sich begeben. — Der zweite Zweig erstreckt sich in den Canalis caroticvs ^ tritt in Verbin- dung mit Fäden des N, glossopharyngevs und N. facialis und ver- lässt den genannten Canal, um als N. Vidianus an der Innenwand der Augenhöhle vorwärts sich zu begeben. Er gibt Rami palatini^ R. na- sales posteriores und Fädchen zur Harder’schen Drüse ab, um end- lich da mit dem ersten Aste des N. trigemimis sich zu verbinden, w’O dieser die Augenhöhle vorn verlässt, ln der Regel wird an dieser Ver- bindungsstelle ein Ganglion vermisst. Der vom Ganglion cervicale supremum ausgehende Halstheil des sympathischen Nervensystemes besteht 1) in Zweigen, welche die Carotiden begleiten und 2) in der eigentlichen Fortsetzung des Grenz- stranges, welche im Wirbelcanale verläuft. — Die zu den Carotiden tretenden Zweige stehen unter einander durch mittlere Schlingen in Verbindung, oder treten, wie namentlich beim Vorhandensein einer einfachen Carotis cummunis *) , zur Bildung eines einfachen Stammes zusammen, der dann ganz ähnlich sich verhält, wie bei den Crocodi- len. — Die Fortsetzung des Grenzstranges begibt sich, nachdem sie zuvor unter Bildung kleiner Ganglien sowol mit dem N. hypoglossus^ als mit dem ersten oder den beiden ersten Cervicalnarven in Verbin- dung getreten ist, in den Wirbelcanal. Innerhalb desselben verläuft sie 1) Verbindungen mit dem N. ahducens und dem N, oculorvm motorius sind bisher nicht allgemein und mit Sicherheit nachgewieseen ; indess erwähnt Cuvier der ersteren Verbindung und Swan beobachtete beim Pelican eine Ver- bindung mit dem Zweige des Oculorutn moloritis, der zum M, obliquus inferior tritt. — 2) So namentlich bei der Gans. 3) Bei der Eule ist Ton Treviranus ein Ganglion sphenopalalinum beobachtet. 4) Z. B. beim Pelican nach Swan. Hier verbinden sich die Enden dieser Carotidenzweige unten wieder mit den ersten Ganglia thoracica. Aehnliche Beobachtungen hatte früher schon Emmert mitgetheilt in Reil’s Archiv für Phys. Bd. XI. S. 120. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 287 einfach abwärts und geht mit den R. anteriores aller Gervicalnerven unter Bildung von, ihnen fest aufsitzenden, Ganglien sehr innige Verbin- dungen ein. Die den letzten Gervinalnerven und sämratlichen Dorsal- nerven entsprechenden Ganglien des Grenzstranges stehen dagegen, wie bei den Gheloniern, durch zwei Längsschlingen unter einander in Ver- bindung, die durch die Gapitula der Rippen von einander so getrennt werden, dass die eine innerhalb des zwischen Gapitulum und Tubercu- lum der Rippen liegenden Ganales, die andere aber ausserhalb desselben verläuft. Im Sacraltheile der Wirbelsäule wird der Grenzstrang wieder einfach. Unterhalb der Steissbeinwirbel rücken die Ganglien beider Grenz- slränge an einander und verschmelzen endlich. — Aus dem Ganglion thoracicum primum treten Zweige ab, welche mit Zweigen des N. Va- gus verbunden, zum Herzen und zu den Lungen sich begehen. — Die Elemente des A\ splaftc/micns bestehen aus Zweigen, welche von allen oder wenigstens von den meisten Ganglia thoracica abtreten. Obere Zweige sammeln sich zu einem absteigenden, untere zu einem aufstei- genden Aste, Diese beiden Aeste vereinigen sich bald unter Bildung einer Anschwellung, bald ohne eine solche jederseits zu einem Stamme, der zur Arteria coeliaca tritt. Die Aeste des so gebildeten N. splanch- nicus begeben sich in Begleitung der Gefassstämme zu den Eingeweiden ; die Magenäste gehen* Verbindungen ein mit Zweigen des V. vagus. — Tiefer abwärts entsteht aus den unteren Rückenganglien ein zweiter Stamm, der zur Nebenniere tritt und Zweige zum Dünndarm und zu den inneren Geschlechtstheilen sendet. Andere Zweige aus den Ganglien des Grenzstranges sind für die Nieren und für den Dickdarm bestimmt. Die letzteren bilden ein Geflecht an der Art. mesenterica posterior. [Man vgl. über das syinpath. Nervensystem die Schriften von E. H. Weber I. c. p. 24, Swan p. 103, Schlemm p. 18. — S. auch noch Emmert in Reil’s Archiv Bd. XI. p. 1 17.] V. Von den Geruchsorganen. §. 136 . Die äusseren Nasenöffnungen sind einfache Löcher, ohne be- wegenden Muskelapparat, welche häufig, wie z, B. bei den Krähen, durch straffe Federchen oder durch knorpelige flügelartige Theile ge- schützt werden und bei den Sturmvögeln röhrig verlängert sind. Bald sind sie weit, bald äusserst engi) oder gar fehlend. Ihre Lage bietet beträchtliche Verschiedenheiten dar. Während sie bei der Mehrzahl der Vögel seitwärts mehr oder minder gegen die Mitte des Schnabels hin 1) Sehr eng bei mehren Wasservögeln, z. B. Ardea, Pelecanus, Plotus ,be- sonders bei Halieus und auch bei Sula alba und melanura,' wo die Oeffnungen erst neuerlich durch Schlegel nachgewiesen sind. Derselbe vermisste sie jedoch bei Sula piscatrix und parva völlig. 288 Drittes Buch, Die Vögel. ' liegen, finden sie sich bei Apteryx fast an der äiissersten Spitze dieses hier so sehr verlängerten Gebildes 2 )^ zeigen sich dagegen bei den Rhamphastiden oben an der Schnabelwurzel. Da die die beiden äusse- ren Nasenöffnungen inwendig trennende Scheidewand nicht immer voll- ständig ist, so unterscheidet man Agares i?nj)erviae und perviae^ welche letzteren am häufigsten bei Wasservögeln verkommen. Weiterhin ist die durch den Vomer gestützte Scheidewand der eigentlichen Nasenhöhlen grösstentheils knorpelig; der hinterste knöcherne Theil wird durch das Siebbein gebildet. — Die schmalen, engen hinteren Nasen Öffnun- gen liegen dicht an einander oder fliessen zuletzt zu einer einzigen zusammen; dicht hinter ihnen •'liegt die einfache Oeffnung der Eustachi- schen Tuben ; seitlich und namentlich hinten sind sie oft von Epithelial- papillen umgeben, zwischen welchen Schleimfollikel sich öffnen. Die Entfernung der hinteren Nasenöffnungen von den vorderen ist sehr ver- schieden; ungewöhnlich gross bei Apteryx, am geringsten bei Buceros, wo jene fast gerade unter diesen liegen. Die Flächenvergrösserung innerhalb jeder der weiten Nasenhöhlen geschieht meistens durch blosse Einbiegungen oder Einstülpungen ihrer knorpeligen Grundlage, die so- genannten Muscheln. Immer sind, mehr oder minder bestimmt, drei Muscheln zu unterscheiden, welche, wie überhaupt, so auch namentlich rücksichtlich ihrer relativen Ausbildung mancherlei Verschiedenheiten zeigen. Bei den Raubvögeln, namentlich den Eulen, so wie bei vielen Wasservögeln ist die oberste Muschel — welche, nebst dem Septum, der Ausbreitung des Geruchsnerven zur Grundlage dient — am meisten entwickelt, während bei den Hühnern, den Störchen die deutlich ge- rollte mittlere Muschel vor jener bedeutend prävalirt. Die untere Mu- schel endlich, welche bei den Hühnern, den Störchen, den Schwimm- vögeln u. A. unbedeutend ist, zeigt bei den Passerinen und namentlich bei den Casuaren sehr zusammengesetzte labyrinthartige Bildungen. Die Rhamphastiden zeichnen sich durch den Besitz knöcherner Muscheln aus. — Die ganze Nasenhöhle ist von einer zarten, weichen, sehr ge- fässreichen, flimmernden Schleimhaut ausgekleidet. Sie communicirt oft mit subcutanen Luftzellen, so wie auch bei Anas clangula durch eine weite obere Oeffnung mit den grossen Höhlen in der oberen Schedelwand 3). Eine in die Nasenhöhle mittelst eines einfachen Ausführungsganges mündende, gewöhnlich derbe, harte, braunroth oder schwärzlich gefärbte Nasendrüse 4) kömmt den Vögeln sehr allgemein — und vielleicht 2) S. Owen 1. c. Tab. XLVII. Fig. 1. Bei diesem merkwürdigen, durch die Kleinheit seiner Gesichtsorgane ausgezeichneten nächtlichen Vogel ist, nach Owen, überhaupt das Geruchsorgan sehr ausgebildet. Er liefert das einzige Beispiel von Existenz einer wirklichen Lamina cribrosa des Siebbeines. 3) Unrichtig ist Meckel’s Angabe über den Mangel dieser Communication (Archiv 1832); Nitzsch hat sie richtig beobachtet. 4) Am meisten entwickelt ist sie bei vielen Wasservögeln; namentlich bei Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 289 ohne Ausnahme — zu. Es bietet dies Gebilde rücksichtlich seiner Lage und seines Umfanges beträchtliche Verschiedenheiten dar. Am häufig- sten liegt sie oben auf den Stirnbeinen und zwar entw'eder in mehr oder minder beträchtlichen, an der Oberfläche des Orbitalsegmentes befindlichen bogenförmigen Gruben dieser Knochen *) oder nur längs des Randes der Orbitae, den sie dann oben begrenzt <>). Seltener liegt sie unter den Nasenbeinen ’>) oder vorn in der Augenhöhle am inneren oder vorderen Augenwinkel *) , oder unter den Augen, über den Gau- menbeinen, bedeckt von der den Boden der Augenhöhle bildenden fibrösen Membran 9). [Man vgl. über das Geruchsorgan der Vögel die schon früher citirten Schrif- ten von Scarpa und Harwood; über die Rhauiphastiden , ausser Cu vier und Meckel (Archiv 1832), besonders Ow'en in Todd’s Cyclop. p. 310; über Apte- ryx Owen 1. c. — Ueber die Nasendrüse den vortrefflichen, in das kleinste De- tail eindringenden Aufsatz von Nitzsch in MeckeUs Archiv f. Phys., Jahrgang 1820, Thl. 6. S. 234., in welchem auch die älteren Beobachtungen, namentlich die von Jacobson kritisch mitgetheilt werden. — Ueber den feineren Bau dieser Drüse s. Müller, d. gland. struct., p. 53.] VI. Von (len Gesichtsorganeu, §. 137. Die Augen der Vögel i) sind in der Regel ausgezeichnet durch ihren, im Verhältnisse zum Gehirne sowol, als zum Schedel beträcht- lichen Umfang, sind auch nie blos rudimentär vorhanden oder ganz vielen Enten, bei Cygnus, Aptenodytes, Alca, Mormon, Larus, Haematopus, Nu- inenius, Recurvirostra, Totanus, Tringa. Bei mehren Tringae so stark, dass die beiden Drüsen in der Mitte an einander stossen und die Stirn ganz bedecken. Bei den Passerinen ist sie im Ganzen klein ; hier noch am stärksten bei Cinclus ; wenig entwickelt bei den Reihern, Störchen, Hühnern, bei Caprimulgus. Bei allen Struthionen und auch bei Apteryx vorhanden. Bisher vermisst bei den Tauben, Coracias, Cuculus, Halieus, Steatornis. 5) Bald ist die Grube des Stirnbeines, in welcher die Drüse liegt, vollstän- dig begrenzt (wie bei Charadrius, Oedicnemus, Hypsibates, Himantopus, Alca), wo sie denn vorn von dem in die Nase sich begebenden Ausführungsgange durch- bohrt wird; — bald ist sie nur hinten und innen abgeschlossen und läuft nach vorn frei in den Orbitalrand aus (wüe bei einigen Strigcs, bei Glareola, Cursor, Actitis, Haematopus, Larus, Sterna, einigen Enten [A. fusca]). 6) Bei den Passerinen, mit Einschluss der Krähen, bei welchen letzteren sie sich aber noch etwas in die Augenhöhle erstreckt; ferner bei üpupa, Alcedo, Yunx, Caprimulgus, Cypselus, den meisten Hühnern, den meisten Scolopax-Arten, den Fulicarien, Grus, Anser, Cygnus, vielen Enten, Colymbus, Struthior. 7) Bei den Edelfalken, den Trappen, der Waldschnepfe. 8) Bei den Tagraubvögeln, einigen Eulen (Strix aluco), den Papageien, bei Ardea, Ciconia. — 9) Bei den Spechten. 1) Die breiten Augenhöhlen sind durch ein nicht immer ganz vollständiges Septum von einander getrennt. Vctgl. Anatomie von Siebold n. Stanoini. 19 290 Drittes Buch. Die Vögel, fehlend '■*). Bei der verhältnissmässig bedeutenden Grösse des Bulbus ist seine Freibeweglichkeit ziemlich beschränkt. Er besitzt drei Augen- lider, indem zu dem oberen und dem unteren regelmässig noch die Nickhayt hinzukömmt. Das obere und untere Augenlid sind inwendig von der Bindehaut ausgekleidet; das untere ist bei der Mehrzahl dev Vögel durch den Besitz einer zwischen seinen Häuten liegenden Knor- pelscheibe ausgezeichnet *). Die Muskeln der beiden horizontalen Augenlider sind oft ganz abortiv; wo sie ausgebildet sind, unter- scheidet man einen M. levator fialpefjrae snperioris, einen Depressor palpehrae inferioris, so wie einen M. orbicularis palpebrarum. Das untere Augenlid ist beweglicher als das obere. — Die Nick haut ist eine meist durchsichtige, bisweilen perlweisse Membran, welche von der inneren Seite des Auges über dessen vorderen Umfang gezogeif werden kann. Ihre Bewegungen stehen unter Einfluss eines sehr eigen- thümlichen Muskelapparates, der erst nach Entfernung der M. M. recti völlig deutlich wird. Der eine dieser Muskeln: A/. (jnadratus s. bur- salis besitzt nur einen festen Ansatzpunkt oben an der Sclerotica, nach dem hinteren Augenwinkel hin. Von hier aus steigt er abwärts bis dicht oberhalb des Sehnerven, wo er frei endend durch das Ausein- anderweichen seiner Bündel eine Tasche oder eine Scheide bildet, be- stimmt zur Aufnahme der Sehne des zweiten Muskels. Dieser Muskel, 31. pyramidalis bildet einen Bogen um den Sehnerven; er entspringt fleischig unten von der Sclerotica nach dem vorderen Augenwinkel zu, geht dann in eine Sehne über, welche durch die beiden Laminae des 31. yuadrat/us hindurchtritt und kehrt darauf zum inneren Augenwin- kel zurück, wo seine Sehne in die Nickhaut übergeht ^j. Der Verlauf der Sehne dieses Muskels innerhalb der Scheide des M, guadratus verhütet allen Druck auf den Sehnerven, bei Anspannung des 31. py- ramidalis, welcher, in Verbindung mit jenem, die Nickhaut vor das Auge zieht. — Die Harder’sche Drüse — von einfachem Baue, aus traubenförmigen Bläschen oder Zellen . bestehend s) — ist meist von weisser Farbe, gross und liegt immer am inneren Augenwinkel. Sie öffnet sich mit einem w'eiten Ausführungsgange unter der Nickhaut. — 2) Nach Owen’s Bemerkung ist bei dem nächtlichen Apter 3 'X der Augapfel verhältnissmässig kleiner, als bei irgend einem andern Vogel; relativ am gröss- ten sind die Augen dagegen bei den Eulen. 3) Diese Knorpelplatte fehlt z. B. bei den Eulen, bei Ciconia, Ardea, Cygnus, Anas, Mergus u. a. K) Um das Ausgleiten dieser Sehne zu verhüten, bildet bei manchen Vögeln die Sclerotica einen kleinen Vorsprung; so z. B. beim Schwan; bei den Eulen aber findet sich zu ähnlichem Zwecke ein eigenes, an den unteren Theil des Knochenringes der Sclerotica befestigtes Knöchelchen {Os tuherculare'). Vergl. Nitzsch, Osteog. Beitr., S. 78. Taf. 1. Fig. 6. u. 7. 5) Ueber ihren Bau s. Müller, de gl, sec. struct., p, 51. Tab. V. fig. 6. 7. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 291 Die eigentliche Thränonclrüse ist gewöhnlich verhältnissmässig klein und liegt am äusseren Augenwinkel o). Der weile häutige Thränen- canal, der in die Nasenhöhle rniindet, beginnt mit zwei Oeffnungen am inneren Augenwinkel. — /ur Bewegung des Bulbus dienen viel M. M. recti und zwei M. M. oUirpri; sie sind sämmtlich durch ihre Kürze ausgezeichnet; die schiefen Muskeln entspringen von der vorde- ren Wand der Orbita ; die geraden nehmen ihren Ursprung im Um- kreise des Sehnervenloches und befestigen sich flach aponeurotisch an der Ilinteriläche der Sclerotica ausserhalb ihres Knochenringes. Der Bulbus") der meisten Vögel ist durch die Stärke des Vor- sprunges, den sein vorderes Segment vor dem hinteren macht, ausge- zeichnet. Das hintere Segment bildet eine beträchtliche Halbkugel, die durch einen verengten, bisweilen fast cylindrischen Theil in das vordere Segment, das den Abschnitt eines weit kleineren Kreises bildet, über- geht. Am wenigsten tritt dies Verhältniss bei den Wasservögeln, am schärfsten bei den Eulen hervor. Bei den meisten Landvögeln ist die Axe des Auges eben so gross oder wenig geringer, als der Querdurch- raesser, während bei den Wasservögeln dieser jene bedeutender über- trifft. — Die Sclerotica besteht aus drei Schichten, von denen die innerste durchsichtig und brüchig ist. Sie ist hinten dünn, biegsam, elastisch; vorn im Umkreise der Cornea wird sie durch einen Kno- chenring unterstützt, welcher dem Auge eine bestimmte Form sichert. Dieser Scleroticalring, der bei den Eulen am grössten ist, besteht aus dachziegelförmig über einander liegenden Platten. Ihre Zahl 8) schwankt zwischen 12 und 30; sie sind gewöhnlich von oblong- viereckiger Form, bisweilen aber auch unregelmässiger gestaltet ; in der Mitte sind sie ge wohnlich am dicksten und auch einwärts gebogen; die Ränder, beson- ders der vordere und hintere, sind etwas zugeschärft. Sehr dick sind sie bei den Eulen. Dicht hinter dem Hornhautrande theilt sich die Sclerotica in zwei Platten ; eine innere und eine äussere , zwischen welchen dieser Knochenring hineingeschoben ist; die äussere setzt sich gleich mässig über seine Aussenfläche fort. Die innere ist an der vor- deren und hinteren Grenze der Knochenplalten dicker, in seiner Mitte dünner. — Die Cornea ist durch die Stärke ihrer Wölbung ausge- zeichnet, welche aber bei den Schwimmvögeln schon weniger hervor- 6) Bei einigen hühnerartigen Vögeln übertrifft sie indessen die Harde r- sche Drüse an Umfang. 7) Abbild, bei Soemmerring, de sect. horizont., Tab. 3. 8) üeber ihre Zahlenverhältnisse s. besonders Albers, Beiträge z. Anat. u. Physiol., Bremen 1802, mit v. Abbild. Der Casuar hat z. B. 12; Rudolphi fand' bei Alca arctica 30, 15 kleinere vordere iind eben so viele hintere grössere. Wenn Allis angibt, es werde bei Podargus die Zusammensetzung aus einzelnen Kno- chenplatten vermisst, so ist er im Irrthume; sie sind, wje ich mich bei P. femo- ralis überzeugt, vorhanden, nur dünn, knorpelartig und sehr schwer zu trennen. 19 * 202 Drittes Buch. Die Vögel. tritt. Die innere Fläche der Chorioidea ist reichlich mit schwar- zem Pigmente überzogen. Das ringförmige Ligamentum ciliare ist bei den Vögeln sehr breit und zeigt eine zusammengesetzte Bildung. Anscheinend sind Muskelfasern in dem Theile desselben (dem sogenann- ten C rampton’ sehen Muskel, dem Faserkranze von Treviranus) ent- halten, welcher die äussere Wand des Canalis Fontanae mit der in- neren des Knochenringes verbindet. Der Canalis Fontanae selbst liegt zwischen dem Rande der Sclerotica und Cornea einerseits und dem Ligamentum ciliare andererseits. Das Corpus ciliare ist breit, sehr faltig lo) und geht in zahlreiche Ciliarfortsätze über, deren Enden an der Linsenkapsel haften. — Eigenthümlich ist dem Vogelauge wie- der der, schon bei einigen Sauriern vorhandene, Kamm oder Fächer, der nur der Gattung Apteryx fehlt i>). Es ist dies eine der Chorioidea angehörige, von der Eintrittsstelle des Nervus opticus aus schräg und keilförmig durch den Glaskörper tretende, gegen den Rand der Linsen- capsel gerichtete und oft mit ihm verbundene 12 )^ gefaltete, pigment- und gefässreiche Membran, welche bald breiter, bald schmäler ist. Die Zahl der Fächerfalten ist, je’ nach den Gattungen und Familien, sehr verschieden: am geringsten bei Caprimulgus und den Eulen (5 bis 7); am grössten bei den Passerinen (bis 30; obwol gewöhnlich nur 16 — 20). Seine Arterien erhält der Fächer aus einem an der Eintrittsstelle des Sehnerven in den Bulbus unter der Sehne des M. pyramidalis liegenden Rete mirahile pectinis ; nachdem die aus ihm kommenden Arterien in den Augapfel gedrungen sind, verbinden sie sich zu einem Stamme, aus welchem die Zweige zu den einzelnen Falten des Kammes gehen. — Die Iris ist ausgezeichnet durch die Lebhaftigkeit ihrer Be- wegungen, welche anscheinend auch unabhängig von der Menge des einfallenden Lichtes und willkürlich eintreten. Ihre Breite ist sehr ver- schieden; am beträchtlichsten bei den in der Dämmerung fliegenden Eulen und Ziegenmelkern. Die eigentliche Iris besitzt vorn eine Pig- mentschicht 1 *), von deren mannichfacher Beschaffenheit die verschie- 9) Der feinere Bau dieses Gebildes ist noch nicht hinreichend aufgeklärt. Sehr sorgfältige Angaben über sein Verhalten finden sich bei Huek, die Bewe- gung der Krystalllinse, Dorpat 1839, 4. S. 91 ff., der seine einzelnen Theile strenge scheidet und die Existenz von Muskelfasern läugnet, welche, nach Crainpton, durch Treviranus und namentlich durch Kr ohn vertheidigt ward und von der ich, bei früheren Untersuchungen, gleichfalls mich überzeugt zu haben glaube. 10) Die Falten sehr fein, die Fortsätze sehr lang bei den Eulen. 11) Nach Owen. — Ueber die Zahl der Fächerfalten s. besonders die An- gaben von Soemmerring, von Huschke und von Wagner (Münch. Denk- schriften 1832. S. 295.). Ueber die Gefässe Barkow, in Meckel’s Archiv 1829. 1830. — 12) Z, B. bei der Gans, dem Schwan, dem Storch u. v. a. 13) Interessant ist Wagner’s Bemerkung, dass die gelbe Färbung der Iris bei den Eulen durch ein in traubigen Bälgen und Zellen enthaltenes flüssiges Fett zu Stande kömmt, Aehnlich verhält es sich, nach Kr ohn, beim Huhne. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 293 dene Färbung derselben abhängt, und dann eine Faserschicht, deren concentrisch verlaufende, wenig sich kreuzende Primitivbündel wenig- stens muskelähnlich sind. Hinten ist sie von dem Pigmente der Uvea überzogen. — Die Pupille ist gewöhnlich rund, selten transversel ver- längert oder vertical-oval. — Die Netzhaut bietet im Ganzen nichts Eigenthümliches dar. — Bei der beträchtlichen Convexität d(^ Cornea und der bedeutenden Ausdehnung der vorderen Augenkammer ist die von der Membrana humoris at/uei umschlossene wässerige Feuchtigkeit gewöhnlich sehr reichlich vorhanden. — Die Linse zeichnet sich bei den stark und hoch fliegenden Vögeln durch mangelnde oder wenig hervortretende Convexität ihrer Vorderfläche aus, die dagegen bei den nächtlichen Vögeln, wie bei den Eulen, bei Caprimulgus, Apteryx sehr bedeutend ist, während die Schwimmvögel zwischen diesen beiden Extremen die Mitte halten. Die Capsel, in welcher sie eingeschlossen ist, erhält ihre Gefässe vom Kamme aus. — Der Glaskörper, in sei- ner Membrana hyaloidea eingeschlossen, ist in Vergleich zum Hvmor ayueu» in nicht gerade bedeutender Menge vorhanden. [Die ältere Literatur über das Vogelauge findet sich zusaminengestellt bei Ticdemann 1. c. — S. Soemmerring, de oculor. sect. horiz., Gott. 1818, fol. — G. K. Treviranus, Beiträge z. Anat. u. Physiol. der Sinneswerkzeuge, Heft 1. Bremen 1828. Fol. S. 83. — Huschke, Comm. de pectinis in oculo avium potestate, Jen. 1827, 4. — A. Krohn, Ueber die Structur der Iris der Vögel, in Müller’s Archiv 1837. S. 357. — Ueber den feineren Bau der Retina; Hannover 1. c.] VII. Von den Gehörorganen. §. 138 . Durch den Bau ihres Gehörorganes schliessen sich die Vögel auf das engste an die Crocodile an. Es fehlt ihnen noch ein äusseres Ohr, dessen Mangel bei Einigen durch ein eigenthümliches Verhalten der Federn im Umkreise des äusseren Gehörganges, bei anderen aber, und zwar namentlich bei den Eulen, durch eine bewegliche, halbmond- förmige, häutige Klappe ersetzt wird. Der äussere Gehörgang selbst ist kurz, weit, häutig und von einer schwach gefalteten Fortsetzung der äusseren Haut ausgekleidet. Eine verdünnte Fortsetzung der letz- teren überzieht auch das im Grunde des äusseren Gehörganges ausge- spannte, etwas convex nach aussen vorragende Trommelfell. Diese Membrana tympani befestigt sich an einem unvollständigen Knochen- ringe, welcher aber nicht durch einen eigenen Knochen, wie bei den Säugthieren, sondern durch die zunächst gelegenen Knochen, nämlich das Sphendidenm. basilare^ das Occipitale laterale und die Sqnania temporalis gebildet, nach vorn jedoch gewöhnlich durch einen fibro- cartilaginösen Streifen ergänzt wird, so dass die Bewegungen des zu- nächst gelegenen Quadratbeines keinen Einfluss auf das Trommelfell 294 Drittes Buch. Die Vögel. ausüben i). Das letztere ist schief abwärts gerichtet und von 'mehr oder minder ovaler Gestalt. Die durch dasselbe aussen verschlossene Pau- kenhöhle ist aussen am weitesten, übrigens aber sehr unregelmässig gestaltet und communicirt durch mehre OelTnungen mit den Zellen der Schedelknochen, so wie namentlich auch mit dem gewöhnlich pneu- matische« Paukenbeine. Sie steht mit der Rachenhöhle durch die im Ganzen weite Tuba Enstachii in Verbindung. Diese verläuft zum grossen Theile innerhalb des Spheuoi'deufn hasilare als knöcherne Röhre. An der Schedelbasis, da wo der breitere Abschnitt des ge- nannten Knochens unter einem Vorsprunge in den schmäleren über- geht, verlassen beide Tuben den Knochen, werden cartilaginös, und verschmelzen zu einer einzigen Röhre, welche mit einer länglichen, in der Längsaxe des Schedels befindlichen Oeffnung, die häufig seitwärts mit kleinen Wärzchen besetzt ist, hinter der hinteren Nasenöffnung in den Rachen mündet. Der einzig vorhandene wirkliche Gehörknochen (die Coluraella) entspricht dem Steigbügel ; er besitzt einen langen Stiel, der an seinem Ende eine ovale oder scheibenförmige Platte trägt, die das in das Ve- stibulum führende eirunde Fenster verschliesst; sehr selten ist der Stiel vor seiner Befestigung an der Platte zweischenkelig 2). An seinem an- ren Ende hat der Stiel zwei oder drei cartilaginöse Fortsätze, welche in einem Dreiecke an die Membrana tympani sich befestigen und als Andeutungen des Hammer und Amboss betrachtet worden sind. Ein einziger Muskel, welcher fleischig von dem Hinterhauptsbeine entspringt, heftet sich sehnig an die cartilaginösen Fortsätze der Columella und an die Membrana tyrnpani^ welche er nach innen zieht; seinen Antago- nisten bildet eine kleine Sehne, welche vom Paukenhöhlengelenke des Quadratbeines an den knorpeligen Fortsatz der Columella tritt. Das von mehren Schedelknochen umschlossene Labyrinth besteht in dem Vorhofe (Vestibulum), drei halbcirkelförmigen Canälen und der Schnecke. Das knöcherne Labyrinth schliesst ein entsprechendes mem- branös -knorpeliges ein. Zwischen den knöchernen und den häutigen Theilen befindet sich eine wässerige Feuchtigkeit. Der Vorhof stellt eine verhältnissraässig kleine, unregelmässige, gleich den halbcirkel- förmigen Canälen, eine Flüssigkeit enthaltende, Höhle dar. In der Flüssigkeit des Vorhofes sind ein Paar unbedeutende flockige, aus koh- lensaurer Kalkerde bestehende Concretionen enthalten. Die halbcir- 1) Bei (len Hühnern findet sich ein völlig geschlossener solider Paukenring, worauf Platner zuerst aufmerksam gemacht hat, indem die Lücke zwischen der Schläfenschuppe und dem Sphendidetim basilare durch Knochensubstanz aus- gefüllt ist. 2) So finde ich ihn sehr steigbügelähnlich z. B. beim neuholländischen Ca* suar; eben so, gleich Meckel, beim Pelican. Vierter Abschnitt. Vom Nervensysteme u. v. d. Sinnesorganen. 295 kelförmigen Canäle^) liegen so, dass der äussere und der hintere Canal sich kreuzen, indem dieser über jenen weggeht. Es sind drei Ampullen vorhanden, welche, gleichwie, bei den übrigen Wirbelthieren, einen zusammengesetzten inneren Bau besitzen. Auf dem inneren Se- ptum, an welchem die pulpöse Ausbreitung des Gehörnerven stattfindet, befindet sich in der vorderen und hinteren Ampulle ein knppfförmig nach oben und nach unten vorragender freier Schenkel, so dass das ganze Septum hier ein Kreuz darstellt, dessen Querschenkel angewach- sen und dessen senkrechte Schenkel frei sind *). — Die knöcherne Schnecke hat die Gestalt einer kurzen, stumpfen, conischen, etwas gekrümmten Röhre s). Die innere Schnecke ist knor- pelig-häutig. Ausser ihrer äusseren, mit dem Knochencanale durch Fa- sern verbundenen Haut besteht sie aus knorpeligen Theilen. Dies sind zwei, oft mit zahnartigen Fortsätzen 6) versehene Knorpelschenkel, wel- che einen Rahmen bilden, der an seinem einen Ende kolben- oder re- tortenförmig sich umbiegt und so eine Ampulle : die sogenannte Flasche, Lagena, bilden hilft. In dem länglichen Zwischenräume, der zwischen den beiden Schenkeln des Rahmens bleibt, ist ein sehr zartes, straffes Häutchen, als Liamina spiralis ausgespannt. So zerfallt die Schnecke in eine Scala tympani und S. vestibuli. Ueberwölbt wird die Spi- rallamelle durch eine Querfalten bildende Membrana vasculosa ?). Auf dem Spiralblättchen und in der Flasche, geschieht die Ausbreitung des Schneckennerven. Innerhalb der Flasche finden sich Krystalle von koh- lensaurer Kalkerde in einem flüssigen Vehikel. [Man vgl. über das Gehörorgan der Vögel ausser den schon früher ange- führten Schriften von Scarpa, Windischmann und Steifensand, die Ab- handlung von Treviranus, in Tiedemann und Treviranus Zeitsch., Bd. 1. lieft 2. S. 188. 182S. — Breschet, Recherches anat. et physiol. sur Torgane de l’audition chez les oiseaux, Paris 1836, 8. Mit Abb. in Fol. — Husebke in Müller’s Archiv 1835. S. 335. — F. Platner, Bemerkungen über d. Quadratbein u. d. Paukenhöhle d. Vögel, Leipz, 1839, 8.] 3) S. d. Abb. bei Treviranus 1. c. Tab. IX. fig. 1. u. 2. 4) Die äussere Ampulle verhält sich verschieden. S. d. Abb. bei Steifen, sand, in Müller’s Archiv 1835, Tab. II. fig. 17 — 23. 5) S. d. Abb. bei Treviranus 1. c. fig. 1. u. 2. 6) Abb. b. Husebke (Müller’s Archiv 1835.) Tab. VII. fig. 1 — 9. 7) Abb. b. Windischmann Tab. II. fig. 6. Diese Haut betrachtete Tre- viranus mit Unrecht als Gehörblätter. 296 Drittes Buch. Die Vögel. Fünfter Abschnitt. Vom Verdauungs • Apparate. ; r. ♦ i 1 I. Vom Munde und Rachen. §. 139 . Die Kiefer der Vögel sind nicht, wie die der meisten übrigen Wir- belthiere, mit Zähnen bewaffnet; der von einer Hornscheide überzogene, bisweilen, wie z. B. bei Mergus, mit scharfen Randvorsprüngen besetzte, Schnabel vertritt ihre Stelle ; er ist am härtesten bei den ihre Beute zer- reissenden Raubvögeln, so wie bei einigen von Fischen lebenden Vögeln (Sturmvögel); ferner bei in die Rinde der Bäume hackenden Spechten und bei den Papageien und anderen Vögeln, welche harte Saamencapseln und Früchte knacken. Je weicher die Nahrungsmittel der Vögel sind, um so weicher wird ihr als Ergreifijngsorgan dienender und oft zum Tastorgane entwickelter Schnabel. Als ein durch grossen Nervenreich- thum ausgezeichnetes, mit starken Zweigen vom .iV. trigeminws ver- sorgtes Tastorgan erscheint er namentlich unter den Wasservögeln bei Enten und Gänsen, so wie auch bei den mit eigenthümlichen zelligen Bildungen dieses Theiles begabten Schnepfen. Eine nähere Beschrei- bung seiner unendlich mannichfachen, durch die verschiedene Lebens- weise bedingten Form Verhältnisse gehört in das Gebiet der Zoologie. — Eben so verschiedenartige Bildungen, wie der Schnabel, bietet die Zunge dar. Ganz rudimentär bei den Pelicanen, wo sie fast nur in einem Epithelialüberzuge der knorpeligen Grundlage besteht, wenig entwickelt beim afrikanischen Strausse, zeigt sie einen bedeutenden Umfang neben eigenthümlicher Bildung beim Flamingo und erscheint bei den Papageien vorzugsweise ausgebildet. Als eigentliches Geschmacksorgan ist sie hier meist mit zahlreichen langen und weichen Papillen besetzt, während sie bei der Mehrzahl der Vögel mehr oder minder starr, steif, hart und wenigstens im Vordertheile mit dickem, hornartigem Epithelium über- zogen, oder mit Warzen, Widerhaken (Spechte) u. s. w. versehen, als Ergreifungsorgan entwickelt ist. Bei den Kolibris ist sie, an der Spitze pinselförmig, geeignet, den süssen Saft der Blumen in den Mund zu führen, bei den Toukans seitwärts bis zur Spitze kämm- oder bürsten- artig mit haarförraigen Fortsätzen versehen, bei den Spechten sowol, als bei den Golibris eigenthümlich vorstreckbar. — Die Mundhöhle ist an ihrer oberen Fläche selten glatt, gewöhnlich mit verschiedenartig entwickelten hinterwärts gerichteten Warzen besetzt; sie ist weit bei den Raubvögeln, bei Cypselus und besonders bei Caprimulgus; bei den Pelicanen bildet sie nach unten eine enorme sackförmige Erweiterung und bei der männlichen Trappe öffnet sich unter der Zunge ein häu- Fünfter Abschnitt. Vom Verdaiiungs -Apparate. 2Ö7 tiger Sack, der vor der Luftröhre unter der flaut des Halses bis 'zur Furcula absteigt ^). Die drüsigen Organe, welche in die Mundhöhle und in die Gaumengegend der Vögel ihr Secret ergiessen, sind mannichfach und zahlreich, wenngleich keinesweges alle diese Gebilde auch allen Vögeln zukommen. Ihrem Baue nach zerfallen sie 1) in einfache, bald verein- zelt, bald aggregirt stehende Follikel; 2) in conglomerirte Drüsen mit mehren Ausführungsgängen und 3) in conglomerirte Drüsen mit einem gemeinschaftlichen Ausführungsgange. — Ihrer Lage nach verhalten sich diese Drüsen folgendermaassen 1) F o lliculi linguales kom- men bei vielen Vögeln längs der Seiten der Zunge vor; sie bestehen aus einfachen Blindsäcken 2 ). 2) G landnlae submaxillares s. gnlares, unter der Schleimhaut der Mundhöhle gelegen, den Zwischen- raum der beiden Unterkieferäste vorn mehr oder minder ausfüllend, zu den zusammengesetzten Drüsen mit mehren Ausführungsgängen gehö- rend s). 3) G landulae sublinguales^ seitlich unter der Zunge oder an den Zungenbeinhörnern gelegen ^), zusammengesetzte Drüsen, deren jede gewöhnlich mit einem Ausführungsgange vor oder neben der Zunge in die Mundhöhle mündet. 4) Parotides oder Mund- winkeldrüsen, sehr beständig 5) ; zusammengesetzte Drüsen, gewöhnlich hinter dem Jochbogen, seltener dicht am Mundwinkel gelegen, meistens mit einem längeren oder kürzeren Ausführungsgange irn Mundwinkel sich öffnend. 5) Kleine einfache Follikel zwischen der Zunge und der Kehlkopfsgegend 6). 6) Mehr oder minder zahlreiche, oft sehr dicht stehende Follikel zur Seite und hinter den hinteren Nasenöffnun- gen, gewöhnlich zwischen den hier befindlichen Epithelialpapillen gele- gen, aus mehr oder weniger zahlreichen Oeffnungen ihr Secret ergies- send. Sie sind in Gemeinschaft mit viel grösseren, hinter der Oeffnung der Tuba Eustachii, in zwei Reihen neben einander liegenden, durch weite Ostia sich öffnenden zusammengesetzteren, inwendig zelligen Follikeln, 1) Er kömmt, so weit die bisherigen Untersuchungen reichen, nur bei Otis tarda vor; Nitzsch vermisste ihn bei beiden Geschlechtern von 0. tetrax. Auch der weiblichen Otis tarda fehlt er stets, wie Meckel nach Untersuchung von 12 Exemplaren constatlrte. 2) Z. B. bei Anas, Anser, Mergus, Ardea, Aquila, Vultur, sie fehlen, wenn die Zunge sehr rudimentär ist, z. B. Pelecanus, Ciconia, den Straussen. 3) Z. B. bei Aptenodytes; überhaupt bei Palmipeden, GalUnaceen, Raubvögeln. 4) Z. B. bei Gallinula, Larus, Cygnus, Ciconia, Mergus, Aquila, Vultur; sehr stark entwickelt bei den Spechten und Wendelhalsen. 5) Selten vermisst, namentlich bei Wasservögeln Colymbus, Halieus, auch bei Sula nach Meckel, ferner bei Ardea und den Eulen. — Sonst bei Tagraub- vögeln, Singvögeln, Schnepfen, Störchen (klein), den Schwänen, Enten, Gänsen u. s. w. constant gefunden. Bei Cygnus dicht am Mundwinkel. 6) Z. B. bei Falcü Buteo nach Tiedemann; bei Aquila albicilla, Vultur papa. 298 Drittes Buch. Die Vögel. welche besonders bei den Raubvögeln entwickelt sind, neuerlich als fonsillen gedeutet worden^). [lieber die verschiedenen Schnabel- und Ziingenbüdungen s. Abbildungen bei Owen, in Todd s Cyclop. Vol. 1. — lieber den feineren Bau der Speicheldrü- sen vgl. E. H. Weber, in Meckel’s Archiv 1827. Bd. 2. S. 280. und Müller, Gland. secem. p. 58- Tab. VI. fig. 7. — lieber das Vorkommen dieser Drüsen bei den einzelnen Gattungen Meckel, Vergl. Anat. Bd. 4. S. 404 ff. — lieber die lonsillen s. Rapp, in Müll er ’s Archiv 1843. S. 19. Mit Abb.] II. Vom Tr actus intestinalis. §. 140 . Die Speiseröhre liegt gewöhnlich über oder hinter der Luftröhre, doch meistens etwas nach der rechten Seite hinüber. Ihre Länge ent- spricht in der Regel derjenigen des Halses i). Ihre Weite bietet Ver- schiedenheiten dar, ist aber im Allgemeinen am bedeutendsten bei den eigentlichen Raubvögeln und bei den von Fischen lebenden Sumpf- und Schwimmvögeln. Ihre Muskelhaut, welche, gleich der des ganzen Tra- ctus intestinalis^ durch äussere Quer- und innere Längen -Fascikel ge- bildet wird, ist zwar immer beträchtlich, doch besonders stark bei den Raubvögeln entwickelt. Ihre Primitivbündel besitzen keine Querstreifen. — Ihre Schleimhaut bildet gewöhnlich Längsfalten, welche selten durch feine Querfalten verbunden werden. Bei vielen Vögeln zeigt sich ira Verlaufe der Speiseröhre keine Erweiterung 2). Bei anderen Vögeln 7) Von Rapp I. c. Schon Meckel kannte die ersteren, rechnete sie zu den Schleimdrüsen und sonderte sie von den Speicheldrüsen (Arch. 1832. S. 275.). Stark ausgebildet sind sie bei Auas, Anser; schwächer bei Larus, Cygnus; wenn die Epithelialpapillen fehlen, sind doch gewöhnlich diese Drüschen vorhanden, wie bei Gallinula, Ciconia. — Rapjt macht, mit Recht, darauf aufmerksam, dass streng genommen nur die inneren beiden Reihen den Tonsillen der Säugthiere vergleich- bar sind. Ich finde diese letzteren bei weitem nicht so beständig, als die ersten; ausserordentlich stark sind sie bei Vultur papa. — Beide Arten dieser Follikel sind sehr schön abgebildet von Rajfp 1. c. Tab. II. fig. 1. u. 2. 1) Das merkwürdigste Verhblten des Oesophagus ist von L’Herminier bei Opisthocomus cristatus beobachtet worden. Die Speiseröhre bildet eine zu einem sehr weiten Sacke ausgedehnte Schlinge, w'elche unter der Haut vor den Brust- muskeln liegt und den grössten Theil der Brust einnimmt. Auf diesen Sack folgt ein erweiterter Abschnitt, der, ähnlich dem menschlichen Colon, aussen durch Bänder eingeschnürt, inwendig mit Längsfalten versehen ist. Dieser führt in den Drüsenmagen. Der grössere vordere Abschnitt des Oesophagus ist mit Längs- falten und parallelen Drüsenreihen besetzt. Die Falten nehmen nach dem Sacke hin zu und sind in ihm sehr stark. Die Höhle des Sackes ist durch eine bogen- förmige Scheidewand in zwei mit einander communicirende Hälften unvollkommen getheilt. S. Ann. des sc. nat. T. VIII. 1837. 2) Sie fehlt den meisten Passerinen — indessen mit einzelnen Ausnahmen, wohin z. B. Fringilla, Emberiza u. a. gehören — , den meisten Picariae — mit Ausnahme der Papageien und der Trochili — , den Nachtraubvögeln, bei Struthio, Fünfter Abschnitt. Vom Verdamings- Apparate. 299 kömmt eine Erweiteruns; der Speiseröhre vor, welche unter dem Namen „Kropf“ bekannt ist. Dieser Kropf 3) kann ein sehr verschiedenartiges Verhalten zeigen. Bei den Raubvögeln stellt er eine seitliche, allmälich zu Stande kommende, vor der Furcula gelegene Erweiterung der Speise- röhre dar. Bei vielen anderen Vögeln, z. B. den Hühnern, nimmt er die Gestalt eines ovalen oder kugelförmigen Sackes an, welcher ge- wöhnlich auf der die beiden Schenkel der Furcula verbindenden Fascia ruhet. Seine Innenwand ist gewöhnlich drüsenreich. Bei einigen Vö- geln bietet er besondere Eigenthümlichkeiten dar. So ist er bei den Tauben doppelt und besteht aus zwei seitlichen, ovalen Säcken. Die Wände dieser Säcke verdicken sich zur BrUtezeit und erhalten dann stärker als sonst entwickelte Falten und Drüsen, welche letzteren eine milchige, aschgraue Flüssigkeit secerniren, die den Jungen in der ersten Lebenszeit zur Nahrung dient. Auffallend ist es ferner, dass nur bei der männlichen Trappe ein in der Mitte des Halses gelegener Kropf ange- troffen wird *). — Ist ein wirklicher Kropf vorhanden, so zeigt sich der unterhalb desselben gelegene Abschnitt der Speiseröhre gewöhnlich etwas verengt, um allmählich in den Vormagen sich zu erweitern, wel- cher letztere bei den kropflosen Vögeln jedoch oft kaum eine Erweite- rung bildet. Der Magen der Vögel zerfällt nämlich sehr beständig in zwei Ab- theilungen 5), von welchen die erste, durch grösseren Gefässreichthum und durch den Besitz zahlreicher, den Magensaft absondernder Drüsen ausgezeichnete, unter dem Namen des Vormagens oder Drüsen - magens bekannt ist 6). Das Verhalten dieses Drüsenmagens bietet mancherlei Verschiedenheiten dar. Seine vordere Grenze ist bisweilen kaum durch eine Veränderung im Durchmesser des Munddarmes be- zeichnet 7) ; bei den meisten Vögeln zeigt er sich jedoch mehr oder minder deutlich nach aussen vorspringend, bisweilen sehr weit und Rhea aniericana und bei Apteryx, bei den meisten Sumpfvögeln — mit Ausnahme von Phoenicopterus — , bei den meisten Scltwimmvögeln, indessen gleichfalls mit einzelnen Ausnahmen, wohin namentlich Mormon gehört. Unbestimmte, nicht schärfer abgegrenzte Erweiterungen der Speiseröhre finden sich indessen auch sonst noch z. B. bei Ciconia, bei Halieus. 3) Er kömmt den Tagraubvögeln, einigen Passerinen, den Psittacinen und Trochili, den Tauben, Hühnern, Trappen, Casuaren, so wie einigen Sumpf, und Schwimmvögeln zu. 4) Nur bei Otis tarda und hier nie beim Weibchen angetroffen. 5) Bei der Gattung Euphone fehlt nach Lund (De genere Euphones etc. Hafniae 1829. 8.) der zweite Magen oder ist völlig reducirt; s. d. Abb. 1. c. und copirt bei Carus und Otto, Erläuterungstafeln Heft 4. Tab. VI. 6) Proventriculm ,• V entricvlus succenturialtis ; Bulbus glandulosus ,■ Eebinus; Infundibvlum. — Er ist bei Alcedo nur sehr schwach angedeutet. 7) Z. B, bei Ardea, Rallus. 300 Drittes Buch. Die Vögel. grösser als der eigentliche Magen«). Die Dröschen 9), welche an sei- ner Innenfläche münden, sind häufig einfache, am Ende blind geschlos- sene Einstülpungen; in anderen Fällen münden mehre und oft sehr kurze Blindsäckchen in die Axe eines gemeinsamen Ausführungsganges. Stellung und Vertheilung dieser Drüschen über der Innenwand des Vor- magens, der bei starker Entwickelung derselben oft beträchtlich dicke Wandungen besitzt *9), bieten bei den verschiedenen Familien und Gat- tungen oft charakteristische Eigenthümlichkeiten dar. Ihre Oeffnungen sind bald über die ganze Innenwand des Vormagens ziemlich gleich- mässig verbreitet i'), bald gürtelförmig gestellt, bald kreisförmig gruppirt, bald in zwei oder selbst in vier ovale oder runde Haufen ge- sondert ’*). Gewöhnlich geht dieser Drüsenmagen unmittelbar über in den zweiten Magen, der unter der Benennung des Muskelmagens bekannt ist; im unteren Abschnitte desselben werden aber oft die Drüsen spärlich oder verschwinden, und so unterscheidet man bisweilen noch einen kleinen drüsenlosen Abschnitt !■*) oder selbst eine kropfartige Erweiterung is) zwischen dem Vormagen und Muskel rnagen. Dieser zweite Magensack, der sogenannte Muskelmagen, ist immer durch seine tiefe Lage ausgezeichnet, ln seinen oberen, der Leber zu- gewendeten Rand münden sehr dicht neben einander der Drüsenmagen und mehr nach rechts der Anfang des Duodenum, so dass er selbst sackförmig oder als dickwandige, unten blind geschlossene, meist läng- liche Höhle sich abwärts erstreckt. Sowol an der Rücken- als an der Bauchfläche dieses zweiten Magens findet sich sehr beständig eine mehr oder minder beträchtliche, oft scheibenförmige Sehne, von welcher die muskulösen Theile auf- und abwärts ausstrahlen. Im Uebrigen bietet er, je nach Verschiedenheit der Nahrungsmittel, auf welche die Vögel angewiesen sind, bedeutende Verschiedenheiten dar, welche besonders die Stärke seiner .Muskulatur und seiner Sehnen, so wie die Dicke sei- ner inneren Epithelialschicht betreffen. Oft, und namentlich bei den 8) Viel grösser z. B. bei ThalaSsiilroina und besonders bei Procellaria. 9) Abbildungen derselben hat Home, Lect. on eoinp. anat. Vol. 2. Tab. LVI. gegeben; copirt bei Müller, Gland. struct. Tab. 1. lig. 8. und bei Wagner, Icon, physiolog. Einfach sind sie bei den meisten fleischfressenden Vögeln; zu- sammengesetzter z. B. bei Hühnern, Enten, Gänsen und Störchen und bei den Struthionen. 10) Z. B. bei Upupa, Caprimulgus, Tetrao, Columba, Phoenicopterus, Haema- topus, Ciconia, besonders bei Pelecanus. 11) Z. B. bei Anas, Colymbus, Ardea, Rallus. 12) Z. B. bei Columba, Larus. 13) Zwei solcher Juga kommen z. B. vor bei Halieus, Numenius, Charadrius; vier bei Falco nisus. S. d. Abb. bei Home 1. c. 14) Z. B. bei vielen Papageien, Singvögeln u. a. 15) Letztere ist von L’H er mini er bei Palamedea cornuta beobachtet wor- den. 1. c. Fünfter Abschnitt. Vom Verdauungs -Apparate. 301 Raubvögeln, aber auch bei vielen anderen, namentlich bei Camivoren, erscheint er als weiterer ausdehnbarer Sack mit schwacher Muskelhaut, welche von sehr flachen Sehnen ausgeht i®). Boi anderen, und nament- lich bei den körnerfressenden Vögeln, besitzt er, bei enormer Stärke seiner Muskulatur i’') , eine ausserordentliche Dicke seiner Wände und eine äusserst geringe Capacität. Jede seiner beiden Seiten wird von einem dicken M. lateralis umfasst; zwischen ihnen liegen oben an seinem Eingänge und unten an seinem blinden Ende die minder star- ken M. M. intermedii-, sämmtliche Muskeln werden in der Mitte der Bauch- wie der Rückenfläche durch die schon erwähnte, hier sehr starke Sehne verbunden. Das überall dicke Epithelium zeigt sich ent- sprechend den Seitenrändern, wo die M. M. laterales am stärksten sind, am meisten verdickt. So zeigen sich hier inwendig zwei Wülste, welche, bei der beträchtlichen Enge der Höhle, wie Mühlsteine auf ein- ander wirken. — Eigenthümlich sind Wärzchen auf der inneren Magen- fläche bei den Papageien und kleine harte Tuberkeln, mit denen dieser zweite Magen bei einigen Sturmvögeln is) inwendig besetzt ist. — Vor der Uebergangsstelle des Muskelmagens in den Pförtner verdünnen sich dessen Wandungen häufig etwas und bilden so eine eigene kleine Portio pylorica. Bei einigen Raub-, Sumpf- und Schwimmvögeln bildet sich dieser Theil zu einer auch schon äusserlich erkennbaren Nebenhöhle, einem Magenanhang oder Nebenmagen aus Was den an seinem Gekröse befestigten Darmcanal anbetrifft, so ist seine Länge verhältnissmässig minder beträchtlich, als bei den Säug, thieren^o); obgleich sehr verschieden, ist sie doch im Ganzen bei den von Vegetabilien lebenden Vögeln bedeutender, als bei den Camivoren. Der Darm zerfällt in einen Dünndarm und Dickdarm, welcher letztere J6) Dünnhäutig ist der Magen bei den Tag- und NachtraubTÖgeln ; wenig stärker bei vielen Picariae: Cuculus, Caprimulgus, Alcedo, Rhaiuphastos, bei eini- gen Sumpfvögeln: Ardea, Ciconia; schwach muskulös auch bei Haematopus, Cha- radrius, Recurvirostra, Totanus, Halieus, Aptenodytes; auch bei einigen Singvö- geln: Corvus, Sylvia, Regulus. ‘ 17) Sehr stark bei allen Hühnern, Tauben, Schwänen, Enten, Gänsen: Crex, Gallinula; ihnen nähern sich schon viele Singvögel. 18) Procellaria glacialis, Puffinus, nicht bei Thalassidroma. 19) Schwach angedeutet ist diese Nebenhöhle schon bei einigen Falken, bei Gallinula und vielen anderen; deutlicher bei Ciconia alba; scharf abgesetat durch enge Oelfnung bei Colymbus, Halieus, Pelecanus, Vultur papa, am meisten bei Ardea. Bei den exotischen Störchen (C. Argala und Marabou) ebenfalls vorhanden. Vgl. über diesen Nebenmagen die monographische Arbeit von Leuckart, Zoologische Bruchst. 2. Heft. Stuttg. 1841. 4. S. 64. Mit Abb. 20) Am längsten im Verhältniss zum Körper = 15 : 1 fand ihn Meckel bei Aptenodytes, zugleich aber eng und mit sehr kurzen Blinddärmen ; bei den Raub- vögeln, beim Toukan, bei Mormon kaum doppelt so lang als der Körper; noch ürzer bei Rallus; bei Grus und Ciconia etwa 8 — 9 mal so lang als der Rumpf; bei Ardea noch etwas länger. 302 Drittes Buch. Die Vögel. — mit seltenen Ausnahmen — durch grosse Kürze ausgezeichnet ist und, gleichwie bei den Fischen und den meisten Reptilien, nur dem Mastdarme der Säugethiere entspricht. Am Anfänge des Duodenum findet sich oft, z. B. beim Strauss, bei Ardea. eine blasenartige Erwei- terung. — Der Verlauf des Dünndarmes ist in sofern eigenthümlich, als sein dem Duodenum entsprechender Abschnitt durch einen abstei- genden nnd aufsteigenden Schenkel immer eine mehr oder minder lange Schlinge 21) bildet, welche das Pancreas einschliessl. Bei sehr vielen Vögeln erhält sich, bald regelmässig, bald als individuelle, aber häufige Eigenthümlichkeit an der ursprünglichei^ Insertionsstelle des DoUersackes in den Dünndarm percnnirend ein Divertikel 22)^ nur bei einigen Struthionen, statt seiner, bisweilen ein mit entarteter Dotter- substanz gefüllter Sack 23 ). — Die Schleimhaut des Dünndarmes bildet oft zickzackförmige, parallele Längsfalten 24) ^ welche, mitunter durch Querfältchen verbunden, zur Umschliessung von Maschen beitragen; nicht selten erheben sich von den Längsfalten zottenartige Vorragungen ; oft aber erscheinen auch, bei Abwesenheit von Falten, wirkliche Zotten 25 ). Die Grenze von Dünn- und Dickdarm wird äusserlich gewöhnlich bezeichnet durch etwas beträchtlichere Weite des letzteren, besonders aber durch die in ihn einmündenden Blinddärme ; inw'endig durch eine schwache, kreisförmige Vorragung, selten durch eine eigentliche Klappe. Das Vorkommen zweier seitlichen, durch Bauchfellfalten befestigten Blind- därme ist Regel bei den Vögeln; selten ist nur ein einziger vorhanden 20)^ 21) Ueber einen Fass lang beim Storch; drei- bis viermal kürzer beim Flamingo. 22) Nicht bei den Raubvögeln und Singvögeln; fast constant bei Gallinula, Rallus, Numenius, Crex, Limosa, bei den Schw'änen, Enten, Gänsen, beim Kor- moran, beim Kukuk; unbeständig aber häufig bei vielen Sumpfvögeln: Ciconia, Grus, Ardea, Ibis, Phoenicopterus. Vgl. Wagner, Münch. Denkschrift 1837. S. 286. 23) Von Carus beim jungen, .von mir beim ausgewachsenen neuholländ. Casuar, von Owen einmal bei Apteryx beobachtet. An dem verschlossenen Ein- gänge in den Darm und auch an dem Umfange des mit schwärzlicher käsiger Masse gefüllten Sackes sind Ueberreste der Dottergefässe erkennbar. Abbild. Carus, Erläuterungstafeln. A. Tab. VI. 24) Z. B. bei den meisten Schnepfen, Recurvirostra, Haematopus, Tringa, Totanus, Corvus, Cypselus. Bei Grus Zotten von den Zickzackfalten ausgehend. Aehnlich bei Lanius. 25) Z. B. bei den Falken, Geiern, mehren Papageien, Spechten, Störchen, Hühnern, Casuar, nach Rudolphi; auch bei Limosa; bei der Waldschnepfe, der Taube, Tetrao, Upupa u. a. 26) Beständig bei den Reihern. Ich fand in zwei Exemplaren des Kormo- rans nur einen; eben so als individuelle Abweichung bei Colymbus cristatus. — Auf bisweilen vorkommende Asymmetrie der Blinddärme hat Wagner aufmerk- sam gemacht; er fand bisweilen bald den rechten, bald den linken länger. Fünfter Abschnitt. Vom Verdauungs-Apparate. 803 oder sie fehlen ganz ^). Ihre Ausdehnung bietet die grössten Verschie- denheiten dar 28]; sie sind am beträchtlichsten bei den von Vegetabilien lebenden Vögeln und bei den Omnivoren; am kürzesten in der Regel bei den Carnivoren; hier bisweilen auf ganz kleine Papillen reducirt. Oft sind sie gegen ihr blindes Ende hin keulenförmig erweitert und an ihrer Insertionsstelle in den Darm eng. Inwendig besitzen sie gewöhn- lich Längsfalten, die durch schiefe Querfalten mit einander verbunden, Maschen oder Zellen bilden; seltener erstrecken sich die Zotten 29) in ihre Höhle hinein. Beim Strausse sind sie ausgezeichnet durch den Besitz einer inneren Spiralklappe. Der gewöhnlich kurze, selten lange *9) Dickdarm besitzt anfangs häufig dichtstehende Zotten, weiter ab- wärts — oder in seiner ganzen Länge — Quer- und Längsfalten. Er inserirt sich mit einer klappenartigen Kreisfalte in die Kloake. [Abbildungen des Darmcanales der Vögel s. besonders bei Everard Home, Lectures on comp, anatomy. Vol. 2. Tab. XLIV. — LVI. und Tab. CIV. — CXII. und bei Carus und Otto, Eidäuterungstafeln. Heft. .4. Tab. VI.] III. Von den drüsigen Gebilden. §. 141 . Die meist beträchtliche, bald dunkeier, bald etwas heller braunroth gefärbte, aus zwei Hauptlappen gebildete Leber liegt etwas vor der Mitte der Bauchhöhle, so, dass ihre convexe Oberfläche der Bauchwand, ihre concave, mehr oder minder unebene Oberfläche aber den Einge- weiden zugewendet ist. Sie erhält durch eine Duplicatur des Bauch- felles, welche von der Mittellinie des Sternum an den Zwischenraum ihrer Lappen tritt, ein Ligamentum Suspensorium. Der Bauchfelluber- zug ist für jeden Leberlappen doppelt, so dass er, ähnlich wie das Pe- ricardium zum Herzen sich verhaltend, einmal eine losere Umhüllung und dann, durch Umschlagung, einen unmittelbaren Ueberzug jedes Lappens bildet. — Die beiden Hauptlappen, zu welchen bisweilen noch ein dritter, kleinerer, an der Hinterseite zwischen beiden gelegener 27) Sie fehleu am häufigsten den Picariae, z. B. Psittacus, Rhamphastos, Corythaix, Yunx, Alcedo, Upupa, Cypselus; oft auch den Spechten, obschon ich sie hier, gleich Owen, ausnehmend klein, wie Papillen gefunden habe. Aehnlich sehe ich sie bei Alauda, der man sie gleichfalls abgesprochen hat. Ich vermisse jede Spur bei Vultur papa. 28) Sehr klein bei den Raptores, namentlich den Tagraubvögeln, den meisten Singvögeln; einigen Schwimmvögeln (Podiceps, Halieus, Sula, Pelecanus); bei Cüculus, den Eulen, den Tauben ; verhältnissmässig kurz bei den meisten Sumpf- vögeln (am längsten bei Phoenicopterus) ; sehr lang bei den meisten Gallinaceen, enorm bei Otis (3 Fuss lang), beim afrikan. Strauss (nicht aber bei den übrigen Struthionen) ; lang bei Enten, Gänsen, Schwänen. — Beim Strauss inseriren sich die beiden Blinddärme vereint. 29) Z. B. beim Huhne nach Rudolphi. 30) Beim afrikan. Strauss. 304 Drittes Buch. Die Vögel. Lolulus Spigelii i) hinzukömint, werden durch einen gewöhnlich dünnen Isthmus mit einander verbunden. Oft sind beide von fast gleicher Grösse 2 ) ; noch häufiger übertrifft der rechte den linken an Länge, Umfang und Masse*); sehr selten findet das umgekehrte Ver- halten Statt 4). Nicht selten besitzt der eine oder der andere Lappen noch secundäre Einschnitte s). Selten fehlt die Gallenblase 6) ; dann besitzt die Leber gewöhn lieh zwei Ausführungsgänge, welche getrennt von einander und bis- weilen weit von einander entfernt in das Duodenum münden ^), selte- ner, wie beim Strausse, nur einen einzigen. — Gewöhnlich liegt die Gallenblase unter der concaven Fläche des rechten Leberlappens in einer seichten Aushöhlung desselben, seltener zum Theil oder ganz frei*). Sie ist mehr oder minder umfänglich, häufig rundlich oder länglich -rund, seltener darmförmig verlängert 9). Bei ihrer Anwesen- heit sind folgende Gallengänge vorhanden: 1) ein aus beiden Leber- lappen, also zweischepkelig entspringender, bald einfach werdender Ductus /lepaticus, der sich bisweilen, gleich nachdem er aus der Le- ber getreten, schlauchförmig erweitert und immer direct in den Darm führt; 2) ein einfacher oder doppelter (Apteryx), im ersteren, als Regel zu betrachtenden, Falle, aus dem rechten Leberlappen in die Gallenblase übergehender Ductus hepatico-cysticus i und 3) ein aus der Gallen- blase in den Darm führender Ductus cysticus. Nur bei Buceros ist ein gemeinschaftlicher Ductus choledochus angetroffen 10 ). Die beiden zum Darme führenden Gallengänge münden gewöhnlich in geringer Entfernung von einander^'), nicht dicht hinter dem Pförtner, sondern 1) Z. B. beim Schwan, der Gans, dem Cormoran, der Taube. 2) Bei den meisten Raubvögeln; beim Storch. 3) Sehr w'enig bei den Möven, bei Colymbus, mehr bei den Enten, bei Ar- dea, den meisten Singvögeln. k) Bei Cbaradrius nach Nitzsch; bei Rhea americana; Aquila albicilla. 5) Beim Huhn, beim Strauss der linke. 6) Bei Rhamphastos (doch nicht bei Buceros), bei den meisten (nicht allen) apageien, den Cuculidae, Columbae und unter den Straussen bei St. Camelus und Rhea americana. Selten fehlt sie ausnahmsweise und blos individuel, wie z. B. bei Ardea Virgo von Perrault, bei Apteryx. von Owen beobachtet ward. 7) Bei den Tauben z. B. mündet der eine weitere und kurze in den Anfang des Duodenum, dicht hinter dem Pylorus, während der zweite lange mit den Ductus pancreatici in das Ende des Duodenum sich einsenkt. 8) Beim Adler, Cormoran, mehr noch beim indischen Casuar. 9) Gross bei den Raubvögeln; klein bei Tetrao, Otis; länglich rund beim Storch; sehr lang und darmförmig bei den Spechten. 10) Owen in d. Transact of the zool. soc. of London. Vol. I. p. 118. Tab. 18. Hg. 1. Der linke Ductus hepaticus inserirt sich abgesondert, weit entfernt vom D. choledochus. 11) Eine Ausnahme macht Aptenodytes, wo die Mündungen beider weit von einander entfernt liegen. Fünfter Abschnitt. Vom Verdauungs-Apparate. 305 in das Ende der Duodenalschlinge. Sie treten schief durch die Wände des Darmes und münden auf Papillen. Sie sind sehr dickhäutig und contractu. §. 142. Das gewöhnlich sehr beträchtliche, weisse Pancreas der Vögel liegt sehr beständig zwischen dem ab- und aufsteigenden Schenkel des Duodenum, also in der sogenannten Duodenalschlinge, welcher es häufig an Länge gleich kömmt*), ohne dass dies jedoch beständig der Fall wäre 2). Bisweilen erstreckt sich ein Fortsatz des Pancreas bis zur Milz ä). Es zeichnet sich gewöhnlich aus durch seine gestreckte Gestalt und besteht in der Regel aus zwei länglichen Lappen, welche bald sehr schwach mit einander verbunden sind, bald selbst in zwei völlig von einander getrennte Drüsen zerfallen s), die dann gewöhnlich der Länge nach neben einander liegen. Nur sehr selten sind drei Lappen des Pancreas beobachtet worden o). Die Anzahl der langen Ausführungsgänge beträgt in der Regel zwei^), seltener drei 8); sind drei Ausführungs- gänge vorhanden, so inserirt sich der dritte gewöhnlich**) in einiger Entfernung von den andern und zwar gewöhnlich in den Winkel der Duodenalschlinge, während die beiden anderen alternirend mit den Gallengängen und neben ihnen in das Duodenum eintreten. Die Milz, von dunkelrother Farbe, von verschiedenartiger Form *<>), 1) Bei den meisten Schwimmvögeln, namentlich den Dermorhynchi Ntz.; ferner bei Ibis, Oedienemus, Otis, Tetrao, Cuculus, Caprimulgus u. A. 2) Viel kürzer als die Duodenalschlinge z. B. bei Ciconia, Grus, Rallus, Ardea. 3) Columba, Buceros u. A. 4) Ein einfacher schmaler Lappen findet sich bei Ciconia; zwei in der Mitte verbundene Lappen bei Otis; zwei hinten vereinigte Lappen bei Ardea, Anas, Anser. 5) Z. B. Colymbus, Grus, Oedienemus, Columba, Picus, Sitta, Certhia, Upupa, Caprimulgus. 6) Z. B. bei Oriolus. 7) Nach Meckel besitzt der Strauss nur einen, der in bedeutender Entfer- nung vom Gallengange sich einsenkt. Owen fand bei Apteryx zwei; zwei Aus- führungsgänge finden sich bei den meisten Schwimmvögeln, bei Ciconia, Ardea Grus, Phoenicopterus, Rallus, Ibis. ’ 8) Beobachtet beim Huhne, der Taube, ausnahmsweise bei mehren Schwimm- vögeln, namentlich Enten, bei Oedienemus, Otis, Corvus, Oriolus. 9) Z. B. bei der Taube, der Trappe, bei Corvus. 10) Sie ist oft länglich rund und von gestreckter Form, wie bei fast allen Singvögeln, den Krähen, den Spechten, den Tauben; sie ist gleichfalls etwas länglich, aber plattgedrückt bei den meisten straussartigen Vögeln, rund bei den Raubvögeln, den Hühnern, den Trappen; breit, flach, scheibenförmig beim Kor- moran, sehr länglich bei Larus und Lestris; ntfth Wagner sehr gross, gegen die Mitte henkelartig umgeknickt und wurstförmig bei Crex, Rallus, Gallinula. — Eine Nebenmilz wurde von Meckel und mir beim indischen CasuLr beobachtet Auch beim Strauss kömmt ein Zerfallen der Milz in mehre Lobi vor. V*rgl. Anatomie von Siebold u. Stannins. 20 306 Drittes Buch. Die Vögel. liegt iu der Nähe der Leber zur Seite des Vormagens. Sie ist bei den Vögeln fast immer einfach. Ihr Umfang ist fast nie beträchtlich. Sechster Abschnitt. V o m O e /' ä s s - S y s t e m e . I. Vom Herzen. §. 143 . Die Vögel zeichnen sich, gleich den Säugthieren, durch den Mangel jeder Communication zwischen den beiden Herzhälften und zwischen den grösseren, verschiedene Blutarten führenden Gefässstämmen aus. Ihr in der Mittellinie des Körpers, seiner Längsaxe parallel, gelegenes Herz ist noch nicht in einer abgesonderten Brusthöhle enthalten, bleibt von den ganz nach hinten gedrängten Lungen völlig unbedeckt und er- streckt sich mit seiner Spitze zwischen die Leberlappen. Es ist einge- schlossen von einem dünnen, aber derben Herzbeutel, dessen äussere Oberfläche häußg an den umgebenden Luflzellen befestigt ist. — Die Gestalt des Herzens ist immer kegelförmig, bald mehr verlängert, bald kürzer und weiter. — Es besteht aus zwei Vorhöfen und zwei Kam- mern. Die Auriculae der Vorhöfe ragen nicht frei vor, sondern er- scheinen durch die innere Lamelle des Pericardium straff niedergezogen. Der rechte Vorhof ist weiter, als der linke und hat eine stärkere Auricula, als dieser; die Auricula besitzt zahlreiche, starke, grossen- thcils kammförmige Muskelleisten, welche durch ziemlich tiefe Zwischen- räume geschieden werden. In den rechten Vorhof münden die drei, das Blut zum Herzen zurückführenden Venenstämme; in seinen vorderen und oberen Theil tritt die rechte obere Hohlader; in seinen unteren Theil senkt sich die, kurz zuvor die Kranzvene des Herzens aufneh- mende, linke obere Hohlader und oberhalb dieser, getrennt von ihr durch eine beträchtliche klappenartige Vorragung, findet sich die Inser- tionsstclle der unteren Hohlader. An den Mündungen der Venen sind schwach muskulöse Klappen vorhanden, ausgehend zum Theil von queren oder schrägen Muskelleisten, w elche ihrerseits wieder mit mehr senkrecht stehenden M. M. pectinati Zusammenhängen. Contraction dieser letztgenannten Muskeln befördert den Uebertritt des venösen Blutes in den rechten Ventrikel. Das fötale Foramen ovale ist durch eine dünne durchscheinende, dabei aber derbe Scheidewand vollstän- dig verschlossen. Das Orifi), der sogar asymme- trisch allein vorhanden sein kann 2 ). Die Jugularvenen führen ausser dem venösen Blute des Kopfes, das Blut der V. V. linguales^ thyredi- ileae^ oesop/tageae zum Herzen zurück 3). 2. Die Venae vertebrales a nteriores und posteriores ; jene vom Kopfe absteigend, diese zur Halsgegend aufsteigend. Diese Venen liegen bei den Vögeln über den Rippenköpfchen, die vordere demnach im Canale der Halswirbel. Jede vordere Vertebralvene nimmt vorzugsweise das Blut aus dem Gehirne auf; in beide Vertebralvenen ergiessen sich ausserdem die Venen des Rückenmarkes, so wie die F. V. intertransversales und intercostales. Jede hintere Vertebralvene verbindet sich mit der gleichseitigen vorderen und geht mit ihr ver- einigt vor der F. subclavia in die F. jngularis ihrer Seite über. 3. Durch die Verbindung der das Blut der Vorderextremitäten zu- rückführenden Vena subclavia jeder Seite mit einer F. jngularis ent- stehen dann die beiden oberen oder vorderen Hohlvenen- stämrae. 4. Die Entstehungsweise der hinteren oder unteren Hohl- vene, der auch, das Pfortadersystem der Leber untergeordnet ist, ist folgende: durch das Zusammentreten der Venen des Schwanzes, des 1) Das üeberwiegen der Weite des rechten Stammes ist oft sehr bedeutend und wird mit Recht von allen Beobachtern hervorgehoben. Es ist bei Vögeln aller Ordnungen beobachtet worden; unter den Schwimmvögeln bei Anser, Anas, Colymbus, Halieus, unter den Sumpfvögeln bei Ardea, Grus, Phoenicopterus, unter den Straussen bei Casuarius mdicus, ferner bei den Hühnern, Tauben, den Papageien, Schwalben, Sperlingen, Würgern, Raben, so wie endlich auch bei Faico und Strix. 2) Von Barkow und Ratlike beobachtet. Der letztere Forscher fand nur eine Jugularvene bei Picus major, P. Martius und P. medius. 3) S. die nähere Beschreibung dieser Zweige bei Macartney. 4) Die Sinus der Hirnhäute sind ebenfalls von Macartney genauer be- schrieben. 312 Drittes Buch, Die Vögel, hinteren Theiles der Beckengegend und der Gloake, so wie auch der Venae obtiiratoriae entsteht ein unpaarer Venenstamm, welcher in einen mittleren, die Wurzel des Leberpfortadersystemes bildenden Ast Tind in zwei seitliche Caudalvenen sich spaltet 5). Jede dieser seitlichen Caudalvenen tritt durch den hinteren Theil der Niere ihrer Seite, nimmt, an Weite gewinnend, sowol Venen aus der Nierensubstanz, als auch Venae lumbales auf und vereinigt sich dann ausserhalb der Niere mit der Vena ischiadica 6) ihrer Seite zur Vena hypogastrica. Jede Vena hypogastrica wird durch die Verbindung mit der Vena cruralis 7) ihrer Seite zur Vena iliaca communis. In jeden dieser Venenstämme treten bisweilen noch ein Paar Nierenvenen, so wie auch Venen der keimbereitenden Geschlechtstheile ein. Durch die Verbindung der bei- den Venae iliacae communes entsteht dann die einfache Vena cava inferior., ein verhältnissmässig sehr kurzer Stamm, welcher rechterseits von der viel engeren Aorta zum rechten Leberlappen aufsteigt, in ihn eintritt und die rechte, so wie darauf auch die linke Lebervene 8] auf- nimmt. Gleich darauf senkt sich noch eine Vena abdominalis anterior in sie ein. Diese letztere Vene beginnt vor der Gloake, verläuft zwischen dem Peritoneum und den Bauchmuskeln vorwärts, nimmt aus ihnen Zweige auf und tritt die durch Jncisura hepatis in die untere Hohl- vene. Bei den tauchenden Vögeln ist die untere Hohlvene durch be- deutende Weite, namentlich während ihres Verlaufes durch die Leber ausgezeichnet. Die Wurzel des Leberpfortadersystemes wird gebildet durch die schon oben erwähnte unpaare mittlere Fortsetzung der Veiia can- dalis, welche bald zum gemeinsamen Pfortaderstamme 9] wird, bald den zum rechten Leberlappen tretenden Hauptstamm der Pfortader lo) 5) S. d. Abbild, dieses Circulus venosus renalis bei Otto 1. c. 6) Diese Vena ischiadica ist in Vergleich zur V. cruralis ein unbedeuten- der Ast, der durch das Foramen ischiadicum in die Beckenhöhle tritt und aus Venen der Rückseite der Hinterextremität entsteht. 7) Die Venae crurales s. fetnorales sind sehr beträchtliche Stämme, wel- che in einiger Entfernung von den entsprechenden Arterien liegen und das meiste Blut aus den Hinterextremitäten aufnehmen. — Nach den Beobachtungen von Nitz sch tritt die V. cruralis bei allen Passerinen, bei einigen Spechten, beim Storch, so wie auch bei Upupa, Corvus durch die Nierensubstanz hindurch. — Weil in die Vena cruralis häufig, z. B. bei den Hühnern und Tauben, eine aus mehren Lumbarvenen und Nierenvenen gebildete, den vorderen Theil der Nieren- substanz durchsetzende Vena ileo ■ lumhalis eintritt, wurde Jacobson verleitet, in diesem letztgenannten Gefässe eine Vena renalis advehens zu sehen — ein Irrthum, den zuerst Nicolai nachgewiesen hat. 8) Die Lebervenen treten bisweilen, wie z. B. beim Huhne, in mehren einzelnen Aesten in die untere Hohlvene. 9) Z. B. bei Falco milvus nach Nicolai. 10) Beim Huhne, bei der Gans u. A. Der rechte Pfortaderast ist gewöhn- lich der stärkste; in den linken Leberlappen treten, wie Macartney und Sechster Abschnitt. Vom Gcfdss- Systeme. 313 bildet, der dann allmälich verstärkt wird, indem das Pfortadersystem seine zufUhrenden Venen aus dem Darmcanale, dem Magen, dem Pan- creas, der Milz erhält. [Man vergl. über das Venensystem der Vögel die schon früher citirten Ab- handlungen von Rathke und Nicolai, so wie die Beschreibung der Venen des Huhnes von Macartney in Owen’s Aufsatze: Aves in Todd’s Cyclo- paedia. Eine Abbildung der Venen des Schwanes hat Otto gegeben in Carus und Otto, Erläuterungstafeln. Heft 6. Tab. VI. Fig. 1. — Das Veneusystem des Apterj'X australis bietet nach Owen nichts Eigenthümliches dar.] IV. Von den Lungengefässen. §. 146. Die Lungenarterie theilt sich beinahe unmittelbar nach ihrem Ursprünge in zwei Aeste, von denen jede Lunge einen erhält. Aus jeder Lunge kömmt eine aus zwei Aesten gebildete Lungenvene. Beide Lungenvenen vereinigen sich vor ihrem Eintritt in den linken Vorhof zu einem Stamme. V. Von den Chylus- und Lyinphgefässen. §. 147 . Die Chylus- und Lymphgefässe der Vögel besitzen dünne Wan- dungen und innere Klappen. Sie kommen in fast allen Gegenden des Körpers vor und bilden häufig ansehnliche Geflechte. Lymphgefäss- knäuel [Ganglia lymphatica) sind bisher fast nur an der unteren Hälfte des Halses und am Eingänge der Brusthöhle aufgefunden wor- den 1). — Die grösseren Lymphgefässstämrne verlaufen in der Regel neben Arterien- oder Venenstämmen. Die Lymphgefässe der Hinter- extremitäten und der- hinteren Hälfte der Eingeweidehöhle vereinigen sich in einen etwas erweiterten, vor der Aorta liegenden Stamm. Dieser theilt sich gabelförmig in zwei Ductus thoracici^ in w’el- che lymphatische Gefässe der Lungen, der Vorderextremitäten, so wie die vom Kopfe und vom Halse absteigenden Stämme einmünden. Jeder Ductus thoräcicus ergiesst sich in die obere Hohlader seiner Seite, unterhalb der Einmündungsstelle der Venae jugulares. Eine zweite, anscheinend sehr beständige Verbindungsstelle von lymphatischen Ge- fässen mit Venen findet sich an der Grenze des Beckens und der Schwanzwirbel, zur Seite oder unterhalb des 3i, coccygeus superior s. spinalis caudae. Mehr oder minder zahlreiche Lymphgefässe der Schwanzgegend treten, nachdem sie in einen oder in mehre Stämme Wagner schon bemerkten, kleinere Venen vom Magen und vom Duodenum ge- wöhnlich einzeln ein. J) Beim Storch indessen sähe ich im Mesenterium eine weisse Drüse, wel- che, allem Anscheine nach, eine Mosenterialdrüse war. ' 314 Drittes Buch. Die Vögel. sich vereinigt, bald in eine blos häutige, blasen- oder sackförmige, oft sehr geräumige Erweiterung, bald in ein muskulöses (obschon viel- leicht nie rhythmisch) contractiles Lymphherz zusammen. Aus die- sem geht ein gewöhnlich enger Venenstamm hervor, welcher, mit anderen Venen der Schwanzgegend später verbunden, in den die Niere durch- setzenden seitlichen Schwanzvenenstamra einmündet. Lyraphherzen sind bisher nur beim Strausse und Casuar, so wie bei einigen Sumpf- und Schwimmvögeln angetroffen worden. Ihre aus quergestreiften Primitiv- bündeln bestehende Muskelschicht ist bald sehr dick, wie bei den Struthionen, bald schwächer, wie bei den Störchen und Möven, bald nur spurweise zu erkennen, wie bei dem Schwan, der Gans und vielen anderen Wasservögeln. So findet sich ein allmälicher Ueber- gang von einem stark muskulösen Herzen zu einer häutigen Blase, wie sie bei Tag- und Nachtraubvögeln, Krähen u. s. w. angetroffen wird. Die eigentlichen Lymphherzen liegen frei im Fettgewebe (wie beim Casuar, beim Storch und Larus marinus) oder halb unter dem oberen Schwanzmuskel (wie bei Anser, Cygnus) und sind nur beim Strausse durch sehnige Verlängerungen an benachbarte Knochen befestigt. In ihrer Höhle besitzen sie wirkliche Traheculae carneae oder werden durch brückenartige Sehnen, welche von einer Wand zur anderen gehen, durchsetzt. Stets besitzen sie Klappen, sowol an der Mündung der einführenden Lyrnphgefässstämme, als auch an dom Ostium der Vene; jene verhindern den Rücktritt der Lymphe aus dem Herzen, diese den in dasselbe. — Die häutigen Blasen, welche gewöhnlich ganz von dem oberen Steissbeinmuskel bedeckt werden, sind inwendig auch gewöhnlich mit Klappen und brückenartigen Fäden versehen. [Die Lyinphgefässe der Vögel sind von Monro und Hewson zuerst be- schrieben worden. — S. Fohmann, Anatom. Unters. 'über die Verbindung der Saugadern mit den Venen. Heidelberg 1821. — Ueber den Verlauf der Lymph- gefässe A. Lauth, in Annal. des sc. natur. 1824. T. S. p. 381. Mit zahlreichen Abbildungen. Tab. 21—25. (von der Gans). — B. Panizza, Osservazioni an- tropo-zootomico-fisiologiche. Pavia 1830. Fol. Tab. IX. u. X. (Tab. IX. Fig. 3. das Lymphherz der Gans, von P. als Bläschen beschrieben, p. 63.). Vergl. auch Panizza’s Richerche s. il S. 1. d. Rettili. p. 39. — Ueber die Lymphherzen siehe meinen Aufsatz in Müller’s Archiv 1843, dem ausführlichere Mittheilungen fol- gen werden. Nach meinen bisherigen Erfahrungen scheint die Muskelschicht der Lymphherzen bei jungen Thieren stärker entwickelt, als bei älteren Individuen.] Siebenter Abschnitt. Von di Respirations- n. Stimm-Organen. 315 Siebenter Abschnitt. Von den Respirations- und Stimm-Organen. §. 148 . Die Athmiings- und Stimmorgane der Vögel sind durch mehre Um- stände vor denen der übrigen Wirbelthiere verschieden. Sie bestehen 1) aus dem oberen Kehlkopfe, der für die Stimmbildung unwesentlich ist; 2) aus der Luftröhre; 3) aus dem, selten fehlenden, sogenannten unteren Kehlkopfe [Laryna: tronc/iialis), d. h. den gewöhnlich an der Theilungsstclle der Luftröhre, sehr selten erst weiter unterhalb dersel- ben, nur an den Bronchien befindlichen, die Stimmbildung wesentlich vermittelnden Apparaten ; 4) aus den beiden Bronchien ; 5) aus den Lungen; und 6) aus den mit den Bronchialröhren der Lungen durch OefTnungen in directer Communication stehenden pneumatischen Säcken oder Luftzellen der Rumpfhöhle, welche ihrerseits wieder mit einem grossen Theile der pneumatischen Knochen communiciren und der Luft den Eintritt in letztere gestatten. I. Vom oberen Kehlkopfe. §. 149 . Den Eingang in den oberen Kehlkopf der Vögel bildet eine hinter der Zungenwurzel gelegene Längsspalte, in deren hinterer Um- gebung häufig verschiedenartig gestaltete, rückwärts gerichtete Epithe- lialpapillen Vorkommen i). Meistens geht die Schleimhaut des Bodens der Mundhöhle ohne Bildung von Falten oder Erhabenheiten, welche einem Kehldeckel verglichen werden könnten, in die Höhle des Kehl- kopfes über. Selten erscheint, die Function einer Eyiglottis verse- hend, vor dem Kehlkopfseingange eine grössere stumpfe Papille oder eine quere Falte, unter welcher bisweilen noch ein mit gekerbten Rän- dern versehener, zur Verschliessung des Aditus laryngis bestimmter Vorsprung liegt. Nur bei wenigen Vögeln besitzt dieser Vorsprung eine knorpelige Grundlage in einer wirklichen Cartilago epiglottica. Die feste Grundlage des oberen Kehlkopfes besteht bei jungen Thieren in mehren Knorpeln, welche, mit seltenen Ausnahmen, bei vorschreitendem Alter mehr oder minder vollständig ossificiren. Der Schildknorpel besteht aus einem vorderen, höheren Hauptstücke, das jederseits in einen hinteren, viel niedrigeren Abschnitt sich um- biegt. Er ruhet mit seinem unteren Rande auf dem ersten LuftrÖhren- 1) Sic fehlen aber häufig, z. B. den Straussen, dem Pelican, Kormoran u. A. S. Näheres bei Meckel, System der vergl. Anat. Thl. 6. S. 467. 316 Drittes Buch. Die Vögel. ringe. Seine hinteren Abschnitte bilden den grössten Theil der hinteren Kehlkopfswand, ohne jedoch in der hinteren Mittellinie vollständig sich zu vereinigen. In der Regel erscheinen sie bei älteren Vögeln als zwei, gewöhnlich vierseitige, von dem vorderen Hauptstücke getrennte, an seinen äusseren Rändern anliegende Theile 2). ihre Trennung hangt mit der Ossification der ursprünglich knorpeligen und ununterbrochenen Grund- lage zusammen, welche selten ganz ausbleibt, wie bei den Straussen. Es bilden sich nämlich drei Ossificationspuncte: einer im mittleren Theile des Ilauptstückes und zwei an den äussersten Enden der hinteren Um- biegungen; bei der von diesen entgegengesetzten Puncten aus fort- schreitenden Ossification werden später häufig die beiden verbindenden Knorpelbrücken resorbirt, wodurch denn eine Trennung in drei Stücke zu Stande kömmt. — Mit Ausnahme der Papageien zeigen sich an dem Schildknorpel der Vögel durch eine oder mehre Querspalten oder durch abwechselnd schwächere und stärkere ringförmige Ossificationen unver- kennbare Spuren seiner Entstehung aus einzelnen Knorpelbogen. — An seinem oberen Rande trägt der Schildknorpel bisweilen einen meist knorpeligen, selten ossificirten Processus epiglotlicus ^]. Nur bei einigen Schwimm- und Sumpfvögeln ist selbst eine durch Naht ge- trennte Cartila go epig lottica vorhanden^). — Von der inneren Fläche des vorderen Hauptstückes erhebt sich sehr häufig ein in die Kehlkopfshöhle hineinragender, in verschiedener Stärke entwickelter Längsvorsprung s). Die Lücke zwischen den inneren Rändern der beiden hinteren Ab- schnitte des Schildknorpels wird, wenigstens in ihrem oberen Theile, ausgefüllt durch eine schmale, unpaare Cartila go crico'idea^ welche jene oberwärts etwas überragt. Dieses meistens ossificirte Stück besitzt an seinem oberen Rande jederseits eine Gelenkfläche für eine der Cartilagines arytaeno'ideae. Es sind dies zwei schmale, längliche, dreiseitige, in der Regel ossificirte Knorpel, welche vom Ring- 2) Die Trennung wurde von Henle vermisst z. B. bei den Straussen, wo der Schildknorpel knorpelig bleibt, bei den Papageien, wo er ossificirt; beim Schwan, Pelican u. A. 3) Beim Storch, Reiher blattförmig, breit und ganz ossificirt. Bei Hühnern, Enten, Möwen weich und dünn. Henle S. 60. 4) Bei Cygnus verknöchert; lang, zungenförmig, w’eich bei Sterna Rallus. Bei Larus marinus knorpelig. Bei Scolopax Gallinula von Nitzsch entdeckt. Meckel, Archiv. 1826. S. 616. 5) Z. B. Anas, Cygnus olor, Larus, Ciconia, Grus, Cuculus, Fringilla; sehr unbedeutend bei Meleagris. Fehlend den Struthionen, vielen Hühnern, allen Raub- vögeln u. A. Vergl. Meckel, 1. c. S. 458 ff. und Henle, S. 60, wo sehr voll- ständige Verzeichnisse über Anwesenheit und Mangel gegeben sind. Abgeb. bei Humboldt, Recueil d’Observat. PI. 1. u. 2. Siebenter Abschnitt. Von d. Respirations- u. Stlmm-Organen. 317 knorpel aus, längs des Jditus laryngift^ den sie begrenzen, bis in die Gegend des oberen Randes der vorderen Schildknorpelplalten sich er- strecken. — Stimmbänder fehlen durchgängig. — Longitudinalfalten treten bisweilen zwischen den Spitzen der CartUagines arytaetionleae hindurch in die Kehlkopfshöhle oder an den inneren longitudinalen Vorsprung. Bei allen Vögeln kommen drei Paar Kehlkopfmuskeln vor. Als Aufheber des Kehlkopfes und der Luftröhre wirkt ein M. hyotrachea lis. Es entspringt jederseits vom Zungenbeinkörper und erstreckt sich mit seiner äusseren Portion über die Vorderfläche des Kehlkopfes zur Luftröhre; seine innere Portion inserirt sich an den unteren Rand des Schildknorpels [M, hyot/iyreoi'deus] und von diesem entspringen wie- der Fasern, die zur Trachea absteigen [M. t/tyreotrachealis) und mit denen der äusseren Portion verschmelzen. — ~ Als Erweiterer des Kehl- kopfeinganges wirkt der M. thyreo -arytaendidens posticus entsprin- gend vom unteren Rande des Seitenstückes des Schildknorpels, zur oberen Spitze der Cartilago arytaeno'idea sich erstreckend. — Als Compressor ist der M. thyreo -arytaendideus leiteralis zu betrachten. Er entsteht vom oberen Rande der Cartilago arytae/ididea. Seine Fasern verlaufen zum hinteren inneren Winkel dieses Knorpels und hinter der Cart. cricoi'dea communiciren die Bündel der beiden seit- lichen Muskeln mit einander. {Vgl. als Hauptwerk J. Henle, Vergleichend .anatomische Beschreibung des Kehlkopfes. Leipzig 1839. j|.; Abbildungen Tab. V. Fig. 32 — 34.] II. Von der Luftröhre. §. 150 . Die Luftröhre der Vögel ist, bei der Länge des Halses und bei ihrer gewöhnlich i) erst tief abwärts im Anfänge der Brusthöhle er- folgenden Theilung in die beiden Bronchien, ausgezeichnet durch ihre Länge, welche bisweilen durch Windungen oder Krümmungen, welche dies Gebilde macht, noch beträchtlich zunimmt. Ihre in grosser Zahl vorhandenen 2) ^ bis auf den tiefsten, dem unteren Kehlkopfe angehöri- gen Abschnitt, meit discreten, Ringe sind sämmtlich, oder wenigstens zum grössten Theile, vollständig geschlossen, denn nur selten bleiben einige der vordersten, dem oberen Kehlkopfe zunächst gelegenen, hinten 1) Eine Ausnabme macht, nach Meckel, die Gattung Trochilus, wo die Theilung der liuftrölire schon ungefähr in der Mitte des Halses statthat. 2) Die Zahl der Luftröhrenringe schwankt bedeutend. Am geringsten ist sie bei einigen Singvögeln (30 — 40), z. B. bei Lanius; die Hühner, bei denen sie nicht gewunden ist, haben 100—130; der Storch etwa 140; Ardea cinerea etwa 200; der Flamingo und Kranich gegen 350. 318 Drittes Buch. Die Vögel. unvollständig »). Nur der neuholländische Casuar <) steht insofern iso- lirt da, als mehre seiner mittleren Luftröhrenringe vorn gespalten sind, wodurch eine Oeffnung entsteht, mittelst welcher die Cavität der Trachea mit einem weiten, geschlossenen, elastisch-membranösen Sack communi- cirt. Die Textur der Luftröhrenringe zeigt Verschiedenheiten; bald sind sie weich und knorpelig ®), bald sämmtlich oder grossentheils ossificirt; bisweilen kommen in dieser Beziehung in den verschiedenen Gegenden der Luftröhre Verschiedenheiten vor. Die häutigen Zwischenräume zwischen je zwei Ringen sind im Ganzen, und besonders im unteren Abschnitte der Luftröhre, unbeträchtlich; nicht selten decken selbst die Ringe einander im ungespannten Zustande der Luftröhre, was am häu- figsten an den Seiten möglich wird, da sie hier breiter zu sein pflegen, als vorn und hinten. Häufig alterniren die auf einander folgenden Ringe rucksichtlich der seitlichen Verbreitung in der Weise, dass der eine links und der folgende rechterseits breiter wird 6 ). — Im Ganzen ist der Luftröhrencanal weit ?) und oft cylindrisch «), aber oft auch hinten flacher als vorn oder auch von vorn nach hinten deprimirt 9). Ausser- dem ist die Trachea keinesweges immer durchgängig von gleicher Weite. Sehr oft ist sie namentlich oben am weitesten i®) und verliert plötzlicher oder mehr allmälich an Durchmesser, um in ihrem ferneren 3) Bei HaeniatopuSj Oedicnemus, beim indischen und neuhoHändischen Casuar der erste, bei Vultur, Otis, Mormon, Aptenodytes die’ beiden ersten; beim zwei- zeiligen Strauss die drei ersten; beim Adler die sieben ersten; bei Grus, Fulica, Picus viridis und Yunx eine grössere Zahl. 4) Näher beschrieben von Fremery, De Casuar. nov. Holland. Traject. 1819. 8., von Knox und Wedemeyer in MeckeTs Archiv. 1832. — Gespal- ten finde ich G der weichen breiten Knorpelringe, vom Olsten Ringe an. Inner- halb des Sackes liegen ausser den genannten 6, noch 6 obere und 6 untere, also im Ganzen 18 Ringe. Der Sack wird innen ausgekleidet von der durch die Spalte über die Aussenfläche der genannten Ringe sich fortsetzende Schleimhaut der Luftröhre. Auswendig überzogen wird er durch die von den vorderen Luft- zellen der Brusthöhle über die Trachea sich fortsetzende äussere Haut jener Zel- len, die aber selbst geschlossen sind und nicht mit ihm communiciren. 5) Z. B. bei den Tagraubvögeln, den Tauben, Störchen, Trappen, bei Ca- primulgus, Cypsclus, Upupa, Alcedo, Merops, Ampelis, den Hühnern, Struthionen ; ossificirt bei vielen Singvögeln (Lanius, Corvus, Turdus, Sturnus, Fringilla), bei den Spechten; bei manchen Sumpfvögeln (Ardea, Grus, Phoenicopterus) ; bei vie- len Schwimmvögeln (Pelecanus, den Sturmvögeln, Colymbus, Anas, Anser, Cygnus, Mergus, Sula. — 6) Z. B. beim Storch, Schwan, Papagei. 7) Weit namentlich bei der Schnepfenfamilie: Scolopax, Totanus u. A.; ver- hältnissmässig eng beim Flamingo. 8) Cylindrisch bei den meisten Singvögeln, vielen Hühnern u. s. w. 9) Deprimirt bei den Tagraubvögeln, Papageien, Störchen, Strauss, neuholl. Casuar, Platalea u. A.; beim Singschwan oben deprimirt, unten cylindrisch. 10) So bei Corvus, Picus, Cuculus, Phasianus, Numenius, Grus, Strix aluco u. A. Sie vreengt sich stärker gegen den unteren Kehlkopf hin bei Puffinus. Siebenter Abschnitt. Von d. Respirations- u. Stiinin-Organen. 319 Verlaufe gleichmässig cylindrisch zu bleiben; oder sie erweitert sich erst gegen ihre Mitte hin bald allniälich, bald plötzlich und geht gegen ihr unteres Ende hin in eine bedeutendere Verengerung über. Nur sehr selten ist die Luftröhre durch eine Scheidewand, in wel- che die Trachealringe sich fortsetzen, in zwei Seitenhälften gespalten 12). — Die schon erwähnten Windungen und Krümmungen der Luft- röhre kommen nur bei einigen Palmipeden, Sumpfvögeln und Hühnern vor und zeigen sich, wenngleich keinesweges ausschliesslich, doch vorzugsweise entwickelt bei männlichen Thieren. Sie finden sich am unteren Theile der Luftröhre und liegen bald ausserhalb der Brusthöhle unmittelbar unter der Haut >3)^ bald eingeschlossen in Knochen, nament- lich im Brustbeine w) und sehr selten in der Furcula is), bald endlich liegen sie in der Brusthöhle selbst 16). — Bei den meisten Vögeln er- scheint der Bau der Luftröhre unten an ihrer Theilungsstelle in die beiden Bronchien, behufs der hier statthabenden Stimmbildung, eigen- thümlich modificirt. Bei den stimmlosen Vögeln werden indessen solche 11) So bei vielen männlichen Enten; einfach ist die Erweiterung z. B. bei A. leucocephala, stärker bei A. fiisca und clangula, Mergus serrator; zwei Er- weiterungen sind schwach vorhanden bei A. crecca und tadoma; stärker bei Mergus nierganser. Die Luftröhrenringe sind oft längs der Erweiterung breiter und härter als sonst. Den Gegensatz bildet die tiefer liegende Erweiterung bei A. glacialis, welche vom fast häutig ist. — Ausser den Enten besitzt auch Pa- latnedea bispinosa eine solche Erweiterung; abgebildet bei Humboldt, 1. c. Tab. II. Fig. 4. 12) Zuerst beobachtet beim Pinguin von G. Jaeger (Meckel ’s Archiv. Bd. VI. 1832. S. 48.); später von Meekel bei Procellaria. Die Scheidewand nimmt bei Aptenodytes fast die ganze Länge der Luftröhre ein; bei Procellaria nur die untere Hälfte; angedeutet fand Meckel diese Bildung auch bei der männl. Anas clangula. 13) So namoKtlich bei Tetrao urogallus; bei einigen Crax (Alector u. pauxi); bei einigen Penelope (marail, cristata, abunni) ; einigen Phasianus (parraca u. gar- rulus) und bei Anas semipalmata nach Latham. 14) So bildet bei Cygnus musicus m. et fein, die Luftröhre innerhalb der Crista sterni eine einfache Windung. Aehnlich verhält es sich bei Cygnus Be- wickii (vgl. Wiegmann’s Archiv. 1838. Tab. VUI. u. IX.). Cygnus olor be- sitzt keine Spur von dieser Eigenthiimlichkeit. Dagegen macht nach Yarrell die Luftröhre beim schwarzen neuholländischen Schwan (Cygnus plutonius) zwi- schen den beiden Schenkeln der Furcula eine Biegung, welche nicht in das Brust- bein eindringt. — Bei Grus cinereus, so wie bei mehren ausländischen Kranichen, liegt die Luftröhrenwindung gleichfalls im Kiele des zeitigen Brustbeines. Hier aber kommen riicksichtlich ihres Verhaltens sehr deutliche sexuelle Verschieden- heiten vor. Auch Ardea virgo gehört hierher. S. Yarrell, 1. c. Tab. IX. 15) So bei Numida cristata nach Yarrell, wo der untere Theil der Furcula blasenartig angeschwollen ist. lf>) Bei Platalca Icucorodia. S. die Abbild, bei Yarrell, Linn. Transact. Vol. XVI. 1829. 320 Drittes Buch. Die Vögel. besondere Einrichtungen an dieser Stelle gänzlich vermisst i?); bei an- deren auch dann, wenn blos Bronchialkehlköpfe vorhanden sind, wie bei Steatornis. Die beiden Bronchi sind im Verhältnisse zur Luftröhre immer kurz, seltener mässig lang und selbst gebogen •*), häufiger erweitert **). Selten besitzen sie vollständig geschlossene Ringe 20 ). Meistentheils be- stehen ihre soliden Grundlagen nur in knöchernen oder knorpeligen Bogen, welche an ihrer convexen Aussenseite liegen und ihre flache Innenseite ist in der Regel blos häutig. Vor ihrem Eintritte in die Lungen zerfallen sie niemals in Aeste. Immer befestigen sich an die Luftröhre Muskeln, welche sie nie- derziehen und verkürzen; bald ist nur ein Paar, bald sind zwei Paare vorhanden. Die beständigsten sind die M. M. ster notrachealeg welche vom Brustbeine aus an sie herantreten und zu ihren Seiten hoch aufwärts sich erstrecken. Weniger beständig sind die M. M. für- culo -tracheales oder ypsilotracheales^ welche von den Aesten der Furcula aus an die Luftröhre sich begeben. Andere Muskeln, welche blos einzelnen Ordnungen oder Familien eigenthümlich und ausschliess- lich auf die Stimmbildung von Einfluss sind, sollen später erwähnt werden. (Man vgl., ausser den Handbüchern von Cu vier und Meckel, besonders die von Abbildungen begleiteten Abhandlungen von Lathain (Linnean Transact. T. IV. 1798.) und von Yarrell (Linnean Transact T. XV. 1827.). — Einige Abbild, bei Humboldt, Recueil d’Obs. de zool. et d’Anat, comp, Tab. 1. u. 2. und bei Wagner, Icon, zoot Tab. XII.] 17) Z. B. bei den straussartigen Vögeln, auch bei Apteryx, nach Owen, bei Vultur papa, bei den Störchen. 18) Lang bei den Störchen. Beim männlichen schwarzen Storch macht jeder Bronchus eine S förmige Biegung; beim Weibchen kaum eine Spur davon; eben so wenig beim männlichen weissen Storch. 19) Sehr weit z. B. beim Pelican; anfangs erweitert bei Numida meleagris. Bei einigen Enten, z. B. bei A. clangula, ist, bei Anwesenheit einer stärkeren linken Pauke am unteren Kehlkopfe, der linke Bronchus ansehnlich weiter, als der rechte. 20) Z, B. bei Ciconia; bei Steatornis nach Müller, unter Anwesenheit zweier Bronchialkehlköpfe. Mit Ausnahme der ersten vollständig bei einigen Anas, Anser, Cygnus; die häutige Lücke ist sehr schmal bei einigen Enten, beim Cormoran, bei Colymbus. 21) Eine merkwürdige Eigen thümlichk eit besitzen diese Muskeln bei den Tauben, insofern, als sie beide an die rechte Seite der Trachea sich ansetzen. 22) Sie fehlen den Raubvögeln, Tauben, Straussen, der Schnepfenfainilie, den Fulicarien, Störchen, Kranichen, Flamingo, den meisten Schwimmvögeln; Anas, Anser, Carbo, Larus, Pelecanus u. s. w. Siebenter Abschnitt. Von d. Respirations- u. Stiinm-Organen. 321 III. Vom unteren Kehlkopfe. • §. 151. Bei den meisten Vögeln — d. h. bei dener], welche nicht stimmlos sind, wie die Struthionen, die Störche, einige Geier i) — findet sich ein unterer Kehlkopf, d. h. ein Apparat von membranösen Theilen, welche durch die Art ihrer Befestigung an den zunächst gelegenen, eigenthümlich raodificirten festen Theilen geeignet sind, in Schwingun- gen versetzt zu werden oder die Luftsäule in Schwingungen, zu ver- setzen. Ein verschiedentlich entwickelter Muskelapparat bewirkt Ver- engerung oder Erweiterung der Stimmritzen. Diese die Stimmbildung vermittelnden Einrichtungen kommen sehr selten blos an den beiden Bronchien vor, so dass die Luftröhre von ihrer Bildung ganz ausge- schlossen ist, wie bei den Gattungen Steatornis und Crotophaga. Hier sind blos zwei Bronchialkehlköpfe [Larynges bronchiales] vor- handen 2 ). — Eben so selten beschränken sich diese schwingenden Apparate blos auf den unteren Theil der Luftröhre, wie dies neuerlich rücksichtlich der Gattungen Tharanophilus, Myiothera und Opetiorhyn- chus beobachtet ist [Larynx trachealis] 3). — Meistens finden sie sich 1) Allen Struthionen, mit Einschluss von Apteryx, fehlt der, den Stimm- apparat bildende untere Kehlkopf; doch sind hei ihnen die Bronchien nicht von soliden Ringen umgrenzt, sondern inwendig häutig geschlossen. Bei den Stör- chen, die an der Theilungsstelle der Luftröhre eine Erweiterung der letzteren besitzen, sind die Bronchialringe vollständig. Unter den Geiern fehlt der untere Kehlkopf der Gattung Sarcoramphus s. Cathartes. Gleich Cuvier und Rudol- ph i, vermisse ich ihn durchaus bei S. papa; Rudolphi bemerkt seinen Mangel auch bei S. aura und Yarrell bei S. gryphus. — Wagner will ihn bei Vultur cinereus, fulvus, .so wie bei Gypaetus gefunden haben. Bei dem Mangel einer eigentlichen Pauke besitzen die genannten Arten angeblich eine Membrana tympaniformis interna und M. M. broncho -tracheales. S. Wagner, Icon, zootom. Tab. XII. Fig. XXX. u. XXXI. und dessen Lehrbuch der Zootomie. Leipzig 8. S. 130. 2) Vergl. über Steatornis Müller in seinem Archiv. 1842. S. 7 ff. Tab. I. Zwischen dem Ende der Luftröhre und den Bronchialkehlköpfen liegen links 16, rechts 11 vollständige Bronchialringe. Es ist ein Paar Broncho-Tracheal-Muskeln vorhanden. Aehnlich verhält sich, nach Müller (Stimmorgan der Passerinen. S. 11.), Crotophaga maior. — Sehr verschieden von Steatornis zeigt sich Podar- gus. Die letzten Ringe der Luftröhre sind hinten unvollständig geschlossen; es ist ein schwacher Steg vorhanden. Der erste Bronchialring jeder Seite ist voll- ständig; die übrigen sind innen häutig geschlossen. Eine Membrana tympani- formis externa fehlt. Es findet sich ein Paar tief an den Bronchien sich inse- rirender Broncho-Tracheal-Muskeln. 3) Siehe Müller (Stimmorgan der Passerinen. S.‘C.). Die festen, breiten Ringe der Luftröhre hören noch vor der Theilung plötzlich auf und es folgt ein dünnhäutiges, eben so langes, als breites Stück der Luftröhre, welches von vorn nach hinten abgeplattet ist und mit einem Luftröhrenringe schliesst, an den sich die Bronchien anschliessen. Der häutige Theil der Luftröhre enthält 5 — 7 Vergl. Anatomie von Siebold a. Stannin«. 21 322 Drittes Buch, Die Vögel. vielmehr an der Theilungsstelle der Luftröhre in die l)eiden Bronchien und am Anfänge der letzteren. Wo dies der Fall isl^erhält der untere Kehlkopf den Namen: Ijarynx hroucJin-tTach^^lis. — • \y 0 ,cin B r 0 n c h 0 T r a c h e a 1 - K e h 1 k 0 p f V orkommt , zeigt der un- mittelbar vor der .Theilungsstelle gelegene unterste Abschnitt der Luft- röhre .cigentlmmliche, mehr oder weniger ausgeprägte Modificationen seiner IMldung. Die' letzten Luftröhrenringe rücken nämlich häufig dichter an .einander -«) , odei’ werden durch eine Längsleiste unter ein- ander verbunden®), oder verwachsen, in grösserer oder geringerer Zahl, ganz oder theilweise, mit einander Mit dieseü, die einzelnen Ringe betreffenden Abweichungen sind gewöhnlich Veränderungen in der Form und in den Dimensionen des untersten, vor der Theilungs- stelle in die beiden Bronchien gelegenen Luftröhrenabschnittes verbun- cjipn. Bald erscheint er erweitert und von vorn nach hinten etwas de- primirt^j häufiger verengt, seitlich zusammengedrückt, vorn und hin- ten. vorspringond und in dieser Dimension am längsten «). Der so mo- dificirte unterste -Abschnitt der Luftröhre erhält den Namen der Trommel. — Der Bau dieser Trommel erscheint eigenthümlich abgeändert bei den Männchen vieler Enten und Taucher und bei einigen exotischen Vögeln anderer Ordnungen. Hier kommen Erweiterungen 9) .an ihr vor, bald äiisserst zarte Ringe. Sie sind an den Seiten, wo sie nnteihrochen sind, durch ein Längsband festgelialten , also scliwingende ITalbringe der Luftrolire mit schwingender Zwischen -Membran, welche sie verbindet. Der häutige Theil der Lnftröhre"‘w'ird bei Myiothera und Thamnophilus durch einen Muskel auf jeder Seite verkürzt, welcher vom Ende des festen Theiles der Luftröhre zum letzten Luftröhrenringc über der Theilung geht. — Zusammengesetzter sind diese Ver- hältnisse bei Opetiorhynchus. 4) Z. B. beim Ilaushuhne, bei den Adlern, Falken, dem Pelikan, bei Rallus u. Ä. 5) So bei den meisten Hühnern und Tauben. Bei letzteren w'erden die letzten beiden Trachealringe durch eine Längsleiste mit einander verbunden; bei Tetrao verbindet diese Leiste S — 0 Ringe, mehre auch bei Phasianus colchicus. Bei Meleagris Gallopavo findet sich diese Verbindungsart der beiden letzten Ringe nur vorn. 0) Eine vollständige Verwachsung kommt z. B. vor bei der Gans, den Pin- guinen, den Möven, vielen Singvögeln ; fast vollständig ist sie bei Phoenicopterus. 7) So bei vielen einheimischen Vögeln, z. B. den Möven. 8) Sehr auffallend z. B. beim Haushuhne. 9) Dergleichen Erweiterungen waren bisher nur bei allen Arten der Qattung Mergus und bei vielen Enten bekannt. Yarrell (Annals ad magazin of nat. Vol.lX. p. 147.) traf sie auch bei Anser gambensis an. Tschudi (Müller’s Archiv. 1843. S. 473.) beschreibt eine solche auch bei Cephalopterus ornatus und Müller (1. c. S. 3.) gedenkt ihrer bei Gymnocephahis, beide Gattungen aus Nitzsch’s Familie der Ampclinae. — Was die Enten anbetrifft, so ist die Pauke auch bei den Männchen nicht constant. Sie wird vermisst bei Anas fusca, A. nigra, A. leu- cocephala. Dagegen haben A. mollissima, A; boschas, A. crccc.a, A. acuta, A. sponsa 11 . A. m. linkerseits eine knöcherne blasige Erweiterung. Bei A. qiierquediila Siebenter Abschnitt. Von d. Respirations- ii. Stiinm-Organcn. 323 in Gestalt knöcherner unregelmässiger Blasen, bald als Nebenhöhlen, welche durch Mem| 3 ränen, die in knöchernen Rahmen ausgespannt sind, geschlossen werden. Sie sind bei den Tauchern und Enten asymme- trisch, meist unpaar und links gelegen, oder linkerseits vorzüglich ent- wickelt, sehr selten rechterseits stärker ausgebildet und werden ge- wöhnlich als Pauken oder Labyrinthe bezeichnet. — Selten ist die Trommel auch ohne solche accessorische Labyrinthe asymmetrisch Der in die Bronchien führende Ausgang aus der Trommel ist bald blos durch den Vereinigungswinkel der die beiden Bronchien einwärts begrenzenden Häute, bald durch einen ihn von vorn nach hinten durch- setzenden, meist knöchernen Steg, an welchen jene membranösen Theile sich befestigen, getheilt. Unter den Vögeln, die keinen Steg be- sitzen i*), sind besonders die Papageien von Interesse. Bei ihnen liegt unter jedem der beiden unteren Seitenränder der Trommel ein halbmondförmiger, abwärts concaver Knochenbogen und am Anfänge eines jeden Bronchus ein ähnlicher aufwärts concaver Bogen. Die oberen Bogen bilden mit dem unteren Rande der Trommel eine Art falsches Gelenk und bewegen sich, gleich Ventilen, ein- und auswärts. Zwischen beiden Bogen ist eine Membran (die sogenannte äussere Paukenhaut, Membrana tym]> a7biformis externa^ so ausge- spannt, dass sie, in der Mitte zwischen beiden, kein Continuum bilden- den, Bogen, nach innen in einem Winkel oder einer Falte vorspringt. Die. Falten der beiden entgegengesetzten Seiten begrenzen die einfache Stimmritze. An der Innenfläche des Randes jeder Falte findet sich noch ein häutiger Streifen, welcher durch die Luft zuerst in Schwin- gung versetzt wird. Jederseits finden sich drei eigenthümliche Muskeln. Zwei derselben: ein längerer und ein kürzexer [M. M.' bronc/io-tra- und clangula ist der ganze Kehlkopf blasig erweitert, links am stärksten. Eine doj)peIte knöcherne Pauke unter Anwesenheit einer Erweiterung an der rechten Seite findet sich bei A. tadorna. Bei A. ferina, fuligula, rufina, marila, glacialis u. A. ist die linkerseits gelegene eckige Pauke nicht knöchern, sondern zum Thml durch häutige, zwischen bogenförmigen Leisten ausgespannte Theile ge- schlossen, wodurch diese Enten sich denn eng an die Mergus- Arten, bei denen dieser Bau der Pauken am entwickeltsten Torkommt, anschliessen. — Auch bei Weibchen einiger Enten und der Taucher ist der untere Kehlkopf etwas asymmetrisch. • 10) Theils gehören hieher die W^eibchen mehrer Enten und Taucher, theils auch, nach den Angaben -von Nitzsch, einige Schnepfen (Scolopax major und gallinago); die Asymmetrie mangelt jedoch bei Sc. rusticola und gallinula. 11) Ausser den Papageien gehören dahin von einheimischen Vögeln z. B. Scolopax (wenigstens Sc. rusticola), Halicus carbo, Mormon, Pelecanus u. A Bei der Waldschnepfe erhebt sich inwendig an der Vorderwand der Trommel eine längliche Hautfalte. Die Distanz zwischen dem unteren Rande der Trommel und dem ersten Bronchialhalbringe ist unbedeutend. Eine eigentliche Membrana tyinpaTiißmnis externa ist kaum vorhanden. Der Broncho- Tracheal- Muskel befestigt sich blos am unteren Eifde der Trommel. 21 * 324 Drittes Buch. Die Vögel. c/iealcs), die von der Luftröhre zu jedem Bronchus treten, ziehen die Bronchien aufwärts und verengern dadurch die Stir^/mritze. Der dritte und kürzeste erstreckt sich von der Trommel zum oberen halbmond- förmigen Knorpel, zieht diesen auswärts und erweitert die Stimmritze. Der Steg (Riegel, Bügel), welcher den Ausgang der Trommel bei den meisten Vögeln theilt, ist gewöhnlich knöchern; selten ist er nur knorpelig, dabei gerade. und ganz schmal, wie z. B. bei den Tau- ben; meistens bildet er nur der Trommelhöhle zu nach oben eine schmale comprimirte Leiste, wird unten breiter, mqcht vorn sowol als hinten einen einfachen oder doppelten, abwärts gerichteten Vorsprung und be- sitzt zwischen diesen Vorsprüngen einen unterwärts concaven Ausschnitt. Längs jedem Rande dieses Ausschnittes ist der obere Theil der häutigen Innenwand jedes Bronchus, wüe in einem Bogen oder Rahmen, ausge- spannt. Bald unterhalb dieses ausgespannten Theiles sind die häutigen Innenwände beider Bronchien durch schwache, oder starke straffe, elastische Fasern, die an ihren beiden Ausgangspunkten oft starke Polster bilden, unter einander verbundenes). Der in dem Bogen aus- gespannte Theil der häutigen Innenwand der Bronchien erhält den Namen der inneren Pauken haut [Membrana tympanifor7nis in- terna). — Unter ihr bleibt der Bronchus innen bald häutig, bald be- sitzt er vollständige Ringe, wie z. B. beim Singschwan. Häufig ent- spricht ihr eine äussere Pauken haut [Membrana tympaniformis externa)., deren Umfang'*) verschieden und deren Lage unbeständig ist. Sie kann als häutiges Fenster zwischen den beiden letzten Tracheal- ringen liegen, die weit von einander entfernt, nur durch eine vordere und hintere Längsleiste unter einander verbunden werden, wip z. B. bei den Tauben; oder .sie liegt zwischen dem unteren. Rande der Trommel und dem ersten Bronchialringe, wie bei den Gänsen, oder zwischen dem ersten und zweiten Bronchialringe, wie bei den Möven, oder zwischen tieferen Bronchialringen, wue bei den Eulen. Sobald die Luftröhre niedergezogen wird, kann sie dann, vermöge ihrer Be- 12) R. Wagner (Lelirl). der vergl. Anat. Leipzig 1834. 8. S. 245 u. 246.) gedenkt dieser Polster, als runder, knorpeliger, oder aus Faserinassc gebildeter Scheiben, welche zuweilen selbst ziemlich dicke Kissen oder Peloten darstellen, bei Anas acÄta, crecca, Mergus Merganser und besonders bei Fulica. Ich finde sie sehr stark auch beim Kuhnhahn (Meleagris gallopavo); iininer aber zwischen diesen Polstern die, beide Bronchi verbindenden Brücken, welche auch sonst sehr allgemein, obwol in verschiedenem Grade ausgebildet, verkommen. Die Fasern, aus denen die Polster bestehen, gehören dem elastischen Gewebe an, zeichnen sich durch ihre Breite aus (0,002—0,003"'), geben Aeste ab und sind der zweiten, von lienle unterschiedenen Varietät des elastischen Gewebes zuzuzählen. (S. Henle, Allg. Anat. Leipzig 1841. 8. S. 400.). Sie sind bei den Enten von vie- lem Fett umhüllt, beim Kuhnhahne ohne Fett. 13) Sehr gross z. B. bei Tauben, Hühnern, beim Flamingo, bei Platalea, Grus, Rallus, Larus, Lestris, Cygnus u. A. * Siebenter Abschnitt. Von il. Rcspirations- u. Stiinin-Örgancn. 325 festigungsweise, eine nach innen vorspringende Falte bilden, während ausserdem ihr oberster Theil in dem soliden Rahmen ausgespannt bleibt. Eine ausgebildete äussere Paukenmembran fehlt häufig Wj und dessen- ungeachtet kann der, zwei bewegliche Bronchialhalbringe vereinigende, schmalere, membranöse Theil bei Annäherung dieser Ringe, als äusseres Labium jeder Stimmritze faltig nach#innen vorspringen. — Gewöhnlich ist der Steg mit der Trommel fest verbunden oder verwachsen; doch ist dies Verhalten nicht beständig. Beim Haushuhne z. B. ist der, den Steg einschliessende Ring nur ganz lose mit der seitlich comprimirten Trommel verbunden. — Nicht selten liegen auf der äusseren Pauken- haut polsterartige Anhäufungen von elastischem Gewebe ^5). Diese können auch bei Mangel einer eigentlichen äusseren Paukenhaut die ersten Bronchialhalbringe und deren häutige Interstitien auswendig be- decken 16). — Einige Eigenthümlichkeiten besitzt der untere Kehlkopf — auch abgesehen von seinen Muskeln bei den einheimischen und einigen exotischen Singvögeln. Der zweite und dritte Bronchialhalbring sind bei ihnen sehr beweglich. Von dem, die solide Trommel unten durchsetzenden knöchernen Stege erhebt sich eine — schon bei ande- ren Vögeln, z. B. beim Huhne, schwachangedeutete — Falte [Membrana semilunari»)^ welche eine Fortsetzung der auch den Steg inwendig überziehenden inneren Paukenhaut ist. Mit dem vorderen inneren Ende des zweiten knöchernen Bronchialhalbringes und mit dem vorderen und unteren Ende des Steges ist ein kleiner viereckiger Knorpel etwas be- weglich verbunden. Elastisches Gewebe, welches längs der Innenfläche der ersten Bronchialhalbringe und, ganz besonders des dritten, wulstig angehäuft ist, bildet als Stiramband die äussere Lefze der Glottis i' ) ; in viel geringerer Menge an der Innenfläche der Membr. tympa/tiformis interna vorkommend und hier noch durch ein sehr kleines, in der ge- nannten Membran frei liegendes Knorpelchen unterstützt, bildet es auch eine Art von innerem I^abiu7n glottidis ^s). Ein bald zu erwähnender 14) Z. B. bei den Schnepfen, bei Aquila albicilla u. A. 15) Z. B. bei Otis tetrax nach Angabe von Nitzsch. 16) Z. B. bei einigen Raubvögeln; so finde ich sie bei Aquila albicilla. — Bei den männlichen Auer- und Birkhühnern kommt eine ähnliche Masse im äusseren Umfange des unteren Kehlkopfes vor, die den Weibchen fehlt. 17) Diese elastischen Fasern weichen wesentlich ab von denen, welche in die Zusammensetzung der Polster der Membrana tympajiiformis interna ein- gehen. Sie sind sehr schmal: 0,0006 — 0,0009" im Durchmesser haltend, geben wenige Aestc ab und gleichen durchaus den in den unteren Stimmbändern der Säugethicre vorkommenden. Sie gehören also, gleich diesen, Henle’s erster Varietät des elastischen Gewebes an (s. Heule 1. c. S. 400.). 18) Ueber den Bau des Kehlkopfes der ausländischen Singvögel vcrgl. Mül- ler’s ciürte Abhandlung. Es kommen, rücksichtlich seiner, viel beträchtlichere Verschiedenheiten vor, als man bisher gcahnet hatte. 320 Drittes Buch. Die Vögel. zusammengesetzter Muskelapparat verändert die Stellung der beweglichen Bronchialhalbringe und die der Stimmbänder. Der Muskelapparat, mit welchem der untere Kehlkopf- der Vögel versehen ist, zeigt sehr verschiedene Grade der Ausbildung. Mit Ausnahme der die Luftröhre niedei’ziehenden M. M. ypsilotrac/teales und stemo- trac/teales^ bei deren Wirkung di§ Membranen des unteren Kehlkopfes erschlafft werden müssen, besitzen einige Vögel gar keine eigenthüm- lichen Muskeln i 9 ). — Andere haben noch ein Paar M. M. bronefro- tracheales-^)^ die von der Luftröhre bald nur zur Trommel, bald zur äusseren Paukenhaut, bald endlich zu höher oder tiefer gelegenen Bronchialhalbringen sich erstrecken können. — Der untere Kehlkopf der einheimischen Singvögel, besitzt, statt dieses einen Paares, sogar fünf oder selbst sechs eigene Muskelpaare 21). Vielen exotischen Singvögeln kommen ganz abweichende Einrichtungen ihres Muskel- apparates zu — — Senker der Luftröhre sind endlich die M. M. ster- 'Hotracheales und ypsilotracheales. ]*J) Sie fehlen den Gallinaceen, Enten, Gänsen, Schwänen, Pelicanen; aber auch Vögeln anderer Familien. So z. B. vermisste sie Nitzsch hei Ijpupa, bei Haematopus u. A. 20) Sie sind vorhanden bei den meisten Tagraubvögeln (mit Ausnahme der Gattung Sarcoramphus), bei den Nachtraubvögeln (welchen Meckel, im Wider- spruche mit Cu vier und Nitzsch, mit Unrecht sie abspricht), sehr schwach bei vielen Picariae (Picus, Alcedo, Cuculus, Cj’pselus, Caprimulgus, Podargus), den Tauben, der Schnepfenfamilie, den Gattungen Rallus, Ardeä, Grus, Phoeni- co|)terus, den Möven (Larus, Lestris), vielen Wasservögeln: Colymbus, Mormon, A])tenodytes, Puffinus, Thalassidroma, Halieus. — Sie befestigen sich bei den Tauben an die Membrana tympaniformis externa. 21) Dieser sogenannte Singmuskelapparat ist besonders durch Cuvier und Savart untersucht w'orden. Cuvier gibt allgemein fünf Muskclp 4 are an; Sa- vart fand 5 bei den Drosseln und Lerchen, 6 bei den Raben, Würgern und Staaren. Die beständigsten sind folgende: ein vorderer und ein hinterer langer Heber {Levatores lonjii-, anterior und posterior), der eine vorn, der andere aussen und mehr nach hinten von den vorletzten unverschmolzenen Ringen der Trachea entspringend, an den beiden Enden des sehr beweglichen zweiten Bron- chialhalbriijges sich befestigend, diesen, so wüe den mit ihm unter zwei Winkeln zusammenstossenden dritten Bronchialhalbring hebend ; ein kurzer hinterer Heber {M. levator posterior brevis), an das hintere Ende des zweiten Bronchialhalb- ringes sich inscrirend; zwei M. M. obWpii {anterior und posterior) treten von der Trommel schräg und divergirend zu dem zweiten Bronchialbogen, den sie heben und rotiren; jener setzt sich,* von aussen nach innen schief absteigend, an das innere und vordere Ende dieses Bogens; dieser befestigt sich in der Nähe des hinteren Endes an den zweiten Bogen. Sie wirken rotirend auf den zweiten und namentlich auf den dritten Bogen. 22) Siehe darüber Müller in der angeführten Abhandlung, in welcher auch namentlich sehr wichtige systematische Consequenzen aus den neuen anatomischen Beobachtungen gezogen siml. Der grösste Tlieil der amerikanischen Passerinen besitzt z. B. nicht den vorhin geschilderten zusammengesetzten Muskclapparat und eine auf die Anwesenheit des letzteren gestützte Eiutheiluhg der Passerineu, wie Nitzsch sie voruähm, erscheint unnatürlich. Siebenter Abschnitt. Von il. Rcspirations- u. Stinnn-Orgnnen, 327 [Man vergl. über das Stiinmorgan der Vögel besonders: Ciivicr, Vorlesun- gen über vergl. Anatomie, übers, von .t. F. Meckel. Bd. IV. S. 312 ff. Noch ausrdhrlicher und von Abbildungen begleitet, ist ein Aufsatz von Cu vier in Millin, Noel und Warens, Magasin cncyclopedique. T. II. No. 7. p. 330. und übersetzt in Reil’s Archiv für Physiologie. ThI. 5. S. ü7. Tab. 1. u. 2. Einige bildliche Darstellungen gab Humboldt, Recueil d’observ. de zoolog. et d’Anat. comp. Tab. 1 — 3. — Desgleichen Yarrell in den Transactions of the Linnean society. Vol. XVL — Ueber den Stimmapparat der einheimischen Singvögel s. besonders Savart in Froriep’s Notizen. (1827.) No. 331 u. 332. — Eine sehr klare Darstellung des Stimniorgancs der Papageien, besser als die von Hum- boldt und Cuvier gelieferten, findet sich bei Müller, Ueber die Compensation der physischen Kräfte am menschlichen Stimmorgane. Berlin 1839. 8. Tab. 2. Fig. 13 — 15. — Vergl. auch Wagner, Icones zootomicae. Tab. XII. — Ueber das Physiologische s. Cuvier, Savart und Müller 1. c., so wie auch Müller s Physiologie. Bd. 2. S. 225 ff. — Ueber die Labyrinthe der Enten und Taucher ist auch Meckel’s, sonst für die Geschichte des unteren Kehlkopfes weniger reiche, Darstellung in dem Systeme der vergl. Anat. Bd. VI. S. 321 ff. nachzu- sehen. — Endlich iS^ so eben eine wichtige Abhandlung von Müller publicirt: Ueber die bisher unbekannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Passerinen. Berlin 1845. 8.] IV. Von den Lungen nnd Luftsäcken. §. 152. Charakteristisch ist es für die Respirationsorgane der Vögel, dass die Cavität der Bronchi nicht l)los mit den zahlreichen eigentlich respi- ratorischen Lungenröhrchen und Lungenzellen, sondern auch, mittelst weiterer an der Lungenoberfläche mündender Oeffnungen, mit mem- branösen lufthaltigen Säcken communicirt. Die mit jedem der beiden Bronchi in Höhlenverbindung stehenden Theile zerfallen also 1) in die eigentliche Lungensiibstanz, an deren Zellen das respiratorische Gefässnetz sich ausbreitet und 2) in weite, hohle, LuA führende Anhänge, welche eines respiratorischen Gefässsystemes ermangeln und mit pneumatischen Knochen des Rumpfes und der Extremitäten in llöhlenverbindung stehen. Die innere Oberfläche der Lungen sowol als der Luftsäcke ist durch den Besitz eines Flimmerepithelium aus- gezeichnet. Was nun die Lage und Befestigungsweise der Lungen anbetrifft, so hangen sie nicht frei in einer geschlossenen Brusthöhle, wie bei den Säugthieren, sind auch nicht in eigenen Brustfellsäcken einge- schlossen, sondern liegen als flache, spongiöse Massen von sehr hell- rother Farbe ausserhalb der Bauchfellhöhle, an der Rückenwand des Rumpfes, seitwärts von der Wirbelsäule, eingesenkt in die durch sie ausgefüllten Zv'?iöchenräume der Rippen und hier durch Zellgewebe fest angeheftet. Ihre Substanz zeigt den Spatia intercostnlia., in welche sie eingesenkt sind, entsprechende hintere Quervorragungen. 328 Drittes Buch. Die Vögel. So erstrecken sie sich in der gemeinschaftlichen Eingeweidehöhle etwa vom zweiten Rückenwirbel bis zum Vorderrande der Nieren hinterwärts. Zwischen ihrer Bauchfläche und dem Brustbeine bleibt auf diese Weise ein weiter Zwischenraum. An ihrer Bauchseite ist die ebene Lungen- oberfläche von einer Fortsetzung der der ganzen Bauchhöhle gemein- samen serösen Membran, welche an dieser Stelle den Namen Pleura erhält, auswendig überzogen, lieber die Bauchfläche der Lungen schlägt sich unter der Pleura, von ihr bedeckt, die durch muskulöse Fascikel i) an mehren Rippen (an der Grenze ihrer Sternocostalknochen) befestigte Zwerchfells -Aponeurose, in der Art, dass sie quer über die Lungen wegtritt. An dem Ende der Lungen ist sie durch einige straffe sehnige Bänder an die Wirbelsäule befestigt. Ihre Continuität ist unterbrochen durch die Oeffnungen, mittelst welcher die Cavität der Bronchien an der Lungenoberfläche mit den Luftsäcken communicirt; im Umkreise dieser Oeffnungen setzt auch die Pleura über die Luftsäcke sich fort. Der Bronchus 2) und die r’espiratorischeniiGefässstämme *) senken sich in ihre Lunge etwa in dem vorderen Drilttheile oder in die Mitte ihrer Länge. Jede Lunge besitzt eine unmittelbare dünnhäutige und durchsichtige äussere Umhüllung, welche mit dem eintretenden Bronchus in Verbindung steht. Sobald der Bronchus in die Lunge ge- treten ist, erweitert er sich und erstreckt sich dann, an Durchmesser allmälich — doch im Ganzen nicht bedeutend — verlierend, tief im Parenchym seiner Lunge, doch dem Innenrande derselben genähert, ziemlich gerade hinterwärts, zu ihrem unteren oder hinteren Rande, an welchem er, mit einem weiten, bisweilen durch Knorpel unterstütz- ten Orificium, nach aussen in den Bauchluftsack [Cella abdominalis') mündet. — Die Cavität des Bronchus ist alsbald nach seinem Eintritte in die Lunge von 4 bis 5 weiten, dicht hinter einander liegenden, durch Knorpelbogen von einander gesonderten und vor dem Zusammen- fallen geschützten Oeffnungen der Bronchialröhren erster Ordnung durch- brochen. Diese Oeffnungen sind dem Innenrande der Lunge zugekehrt. — Weiter hinterwärts finden sich — ausser zahlreichen kleineren Oeff- 1) Der muskulöse Theil des Zwerchfelles besitzt auch hei den Vögeln mit Querstreifen versehene Primitivbiindel. 2) Cuvier, Tiedemann, Meckel, Retzius, Lerehoullet haben im Umkreise des Brolichus nach seinem Eintritte in die Lungensubstanz bei grösseren Vögeln transverselle Muskelfasern wahrgenommen. Quergestreift sind sie nicht. 3) Die Verzweigung der Lungenarterie besitzt Eigcnthiimlichkeiten, welche denen der Vertheilung des Bronchus entsprechen. Sie zerfällt in zwei beträcht- liche Stämme, von denen der eine den Bronchus begleitet, während der andere für den vorderen Theil der Lunge bestimmt ist und sich wieder in zwei Aeste spaltet. Diese Arterien vertheileu sich nicht baumförmig in ^llmälich kleinere Zweige; vielmehr entspringen sowol aus dem Stamme, als aus den Aesten sehr zahlreiche, ganz feine Zweige, welche für die Röhrchen, welche vom Bronchus ausgehen, bestimmt sind. Siebenter Abschnitt. Von d. Respirations- u. Stiinin-Organen. 321) nungen für engere Bronchialröhren — etwa 5 bis 10 grössere und weitere, welche gleichfalls von vorn nach hinten gerade auf einander folgen und durch dickere Septa von einander getrennt werden. Sie liegen so, dass von ihnen ausgehende gerade Canäle an der hinteren Oberfläche der Lunge münden müssen. Alle diese grossen Oeffnungen des Bronchus führen in weitere Canäle erster Ordnung, welche zu den Lungenober- flächen streben, wohin die vorderen sogleich, die hinteren, nachdem sie die Substanz der Lunge durchsetzt haben, gelangen. An die Lun- genoberfläche getreten, verzweigen sie sich in Canäle zweiter und drit- ter Ordnung. Sämmtliche, an die Lungenoberfläche gelangte Canäle haben das Gemeinsame, dass sie auswendig nur von der zarten, äusse- ren Tvnica propria der Lungen bekleidet, und von einander durch schwächere oder stärkere tängsvorragungen des Lungenparenchyms getrennt werden. An ihrer, dem Lungenparenchyme zugewendeten Seite, so wie auch während ihres ganzen Verlaufes durch die Lungen- substanz selbst, erscheinen sie siebförmig durchlöchert. Diese Löcher sind die Anfänge und Enden von feinen, pfeifenartig gestellten Röhren, welche durch die Lungensubstanz sich erstrecken, überall mit einander communicirend. Die ganze Innenwand dieser Röhrchen ist mit poly- gonalen Zellen besetzt, welche wieder Zellen zweiter und dritter Ord- nung einschliessen. Wegen der überall vorkommenden Communication dieser feineren Bronchialröhren mit einander kann die ganze Lunge von jedem Punkte aus aufgeblasen werden. Die durch die feinen, an der Oberfläche der Lungen gelegenen Oeffnungen der Bronchialstammes und der primären Bronchialröhren mit der Cavität des Bronchi unmittelbar communicirenden Luftsäcke oder Luftzellen ^), deren innere auskleidende Haut eine unmittelbare Fortsetzung der Bronchialschleimhaut ist, erhalten eine äussere Beklei- dung vom Bauchfelle. Sie bieten im Ganzen eine sehr constante An- ordnung dar. Der erste Sack (Interclavicularsack) erstreckt sich vom vorderen Theile jeder Lunge vorwärts in den Zwischenraum bei- der Schenkel der Furcula und ist besonders ausgedehnt bei den Gattun- gen Sula und Pelecanus s), wo sich mit ihm zusammenhängende Säcke unter der Haut der ganzen Körperoberfläche fortsetzen. Oft steht er mit tiefen Gervicalsäcken. in Verbindung. Bei einigen Vögeln breiten 4) Je nachdem sie Eingeweide einschliessen, oder nicht, theilt Cu vier sie in leere und in Eingeweide - Zellen. — Dass aber die sogenannten Leberzellen keine Luft enthalten, ist durch Nitzsch nachgewiesen und Hennecke (de functionibus oinentorum. Gotting. 1830. 4.) hat auch gezeigt, dass die grosse Dariiizelle den Luftsäcken fremd ist. 5) Schon von Mery, später von Owen, Wagner u. A. ist hierauf auf- merksam gemacht worden. Bei Chauna chavaria (Opistholophus Vieill.) dringt, nach Cu vier (Regu. anim. I. p.537.), die Luft glciclifalls unter tUe Haut, selbst unter die der Beine. 330 Drittes Buch, Die Vögel. sich vom Vorderrande der Furcula kommende Muskelfasern, bei Sula und Pclecanus Ilaulrnuskeln, fächerförmig über die Aussenwand dieses Sackes und seiner Fortsetzungen aus. — Durch zwei am vorderen Theile der Lungen befindliclie Oeffnungen tritt die Luft in den vor- deren Brustsack [Cella thoracica anterior']^ welche den unteren Kehlkopf, die Bronchi und die grossen Gefässstärnrae einschliesst, zahl- reiche häutige innere Septa an diese verschiedenen Theile sendet und vorn in tief gelegene- Luftzellen des Halses sich fortsetzt. — Von dem vorderen Brustsacke bedeckt sind die Seitensäcke des Thorax, w’clche in Cellae axillares und siibscapiilares übergehen und dadurch namentlich auch mit dem meist pneumatischen Oberarmbein communi- ciren. Auch mit einer hinter dem Herzen und den Bronchi gelegenen Cellitla cordis posterior stehen sie in Verbindung. — Die beträcht- lichsten unter den Luftsäcken sind die Bauch sacke [Cellae abdomi- nales]^ am unteren oder hintereh Ende der Lungen beginnend, wo die Enden jedes Bronchus frei durch die schon erwähnte OelTnung in sie übergehen. Sie stehen in Ilöhlenverbindung mit kleineren Becken- zellen, mit interrniiskularen Gluteal- und Femoralzellen, und gestatten durch Oeffnungen der Luft Eintritt in das knöcherne Beckengerüste, so wie in die Schenkelknochen. — Den geringsten Grad der Entwickelung dieser Luftsäcke besitzt Apteryxc), indem sie hier nicht in die Bauch- höhle sich erstrecken. [Man vergl. über die Respirationsorgane der Vögel folgende Schriften: John Hunter (über die Luftzellen) in den Philos. Transact. 1774. T. LXIV. p. 205. — Albers, Beiträge zur Anat. und Physiol. der Thiere. Bremen 1S02. S. 107. — L. Fuld, de organis, quibus aves Spiritus ducunt. Virceb. 1810. 8. — Colas im Journal compldmcnt. du dict. de Med. 1825. T. 23. — Retzius (über den feine- ren Bau der Lungen) in Froriep’-s Notizen. 1832. No. 749. — Lereboullet, Anatomie comparee»de l’appareil resp. dans les anim. yertebr. Strasb. 1838. 4. p. 48 sqq. — Cu vier, Le 9 ons d’Anatom. comp. p. G. L. Duvernoy. T. VII. Paris 1840. 8. p. 110 sqq. (Sehr sorgfältige Darstellung.) — KohlrauscJi, de avium saccorum aeriorum utilitate. Gott. 1832. — Ed. Weber im Amtl. Bericht der Naturforscherversamml. in Braunschweig. Braunschw. 1841.] Achter Abschnitt. Von den H a r n o r g a n e n. §.- 153 . Die Nieren, der Vögel liegen, wie bei allen Wirbelthicrcn, ausser- halb der Peritonealhöhle, sind fast immer ganz symmetrisch, beginnen cewöhnlich unmittelbar hinter den Lungen und • erstrecken sich längs 0) Nach Owen 1. c. p. 278. Tab. LI. F. 4. 5i Achter Abschnitt. Von den Ilarnorganen. 331 der Beckengogend, eingesenkt in die Höhlungen des Kreuzbeines, bis zum Endo des Rectum. Sie sind von dunkler schwarzröther Färb« und bedeutend weicher, als bei den Säugthieren. Ihr Umfang ist verschie- den; mehr noch ihre Gestalt; sic sind bald in ihrem vorderen i),' bald in ihrem hinteren Theile am breitesten -). Die beiden Nieren sind ge- wöhnlich von einander getrennt; in diesem Falle liegen ihre Innen- ränder bald entfernter von einander, bald sind sie sich näher gerückt *). Diese Annäherung kann zu vollständiger Verschmelzung führen. Die Berührung und Verschmelzung findet dann am häufigsten im hintersten Abschnitte, selten durch eine mittlere Commissur, bisweilen auch in der ganzen Länge der Nieren Statt ^). Selten bildet jede Niere eine ungelappte Masse s) ; meist zerfällt sie in grössere, durch Quereinschnitte getrennte Lappen, deren Zahl Verschiedenheiten darbietet; am häufig- sten 6] sind ihrer drei vorhanden, von denen der mittlere am kleinsten ist; während in diesem Falle bald der vordere, bald der hintere Lappen am umfänglichsten sein kann ; seltener hat die Niere nur zwei Lappen oder zerfällt selbst in eine viel grössere Anzahl von Läppchen, die vor- züglich an der hinteren Fläche deutlich erkennbar sind *). Der con- tractile Harnleiter verläuft etwa längs der Mitte der Vorderfläche seiner Niere, in deren Substanz er streckenweise eingebettet liegt und tritt später hinter den Mastdarm, um in die Cavitas uro genitalis^ einwärts von den Oeffnungen der Geschlechtstheile, sich einzusenken. Eine Harnblase fehlt den Vögeln 9). — Der feinere Bau der Nieren bietet einige Eigenthümlichkeiten dar. Bei genauerer Untersuchung erschei- nen die Nieren oberflächlich hirnartig gewunden und zerfallen so in 1) Z. B. bei Ardea, Picus, besonders Rallus. 2) Z. B. bei 'den Tauben, bei Sterna. 3) Sic nähern sich z. B. bedeutend bei allen Passerinen, iJei Alcedo, Sterna u. A. 4) Die Verschmelzung des Hintertheiles kommt häufig vor bei Singvögeln, z. B. bei Lanius; constant, vielleicht mit einzelnen individuellen Ausnalfmen, bei der Gattung Ardea, bei Psophia crepitans, bei Puffinus und besonders bei Colym- bus, wo man sie, wie Nitzsch sehr richtig bemerkt, gewöhnlich in ihrer ganzen Länge verschmolzen findet. Bei Platalea sah Wagner die Mittellappen beider Nieren hufeisenförmig durch eine breite Substanzbrücke verbunden. 5) So bei Sitta nach Nitzsch, der auch darauf aufmerksam macht, dass bei den meisten Singvögeln die Lappenbildung undeutlich ist. G) /. B. bei den Enten, wo der hinterste Lappen überwiegt, bei den Möven, Kormoranen, Rallus, Ciconia, Grus, den Hühnern, Tauben, Spechten, Raub- vögeln u. s. w. — 7) Z. B. beim Erneu. 8) Am grössten ist die Zahl dieser Läppchen an der Hinterfläche der Nieren wol bei iulica und bei Rallus. Beim Pelikan zerfallen die drei Hauptlappen der Nieren durch schwache Einschnitte in kleinere Lappen. y) Mayer (Neue Unters, a. d. Gebiete der Anatomie u. Phys. Bonn 1842. 4. S. 28.) beschreibt jedoch beim Hühnchen ein Rudiment der Harnblase, als ein düimhäutiges, vor dem Mastdarm liegendes Säckchen, das sich wäJireiid der Dauer des ersten Lebensjahres erkennen lasse. 332 Drittes Buch. Die Vögel. eine grosse Zahl von Läppchen Jedes Läppchen besitzt an seiner Oberfläche ein, durch anscheinend blind und geschlossen endende Sei- tenzweige gefiedert erscheinendes Harncanälchen ») ; diese Canälchen verbinden sich gabelförmig zu Stämmchen zweiter Ordnung 12), welche convergirend und in Büschel oder Pyramiden gesammelt in die viel wei- teren Zweige des Harnleiters sich einsenken i*). — Die Malpighi’schen Gerässknäuel sind vorhanden. Neunter Abschnitt. V on den hesonderen Ahsonderungs -Organen und den Blufgefässdrüsen. §. 154. Die eigenthümlichen Absonderungsorgane der Vögel sind die bei Beschreibung des Hautorganes bereits abgehandelte Burzeldrüse und die sogenannte Bursa Fabricit^ von der bei Schilderung der Cloake die Rede sein wird. Zu den eines Ausführungsganges ermangelnden sogenannten Blut- gefässdrüsen gehören zuerst Gebilde, welche«man der Schilddrüse verglichen hat. Es sind dies kleine rundliche oder längliche, sehr ge- fässreiche Körper, welche seitlich von der Luftröhre, bald über dem unteren Kehlkopfe gelegen, ziemlich dicht an den Carotiden oder an der Carotis und Art, vertebralis zu haften pflegen. Sie kommen an- scheinend durchaus beständig vor^). Viel weniger beständig sind zwei ähnliche, tiefer abwärts neben jedem Bronchus liegende, gleichfalls ge- fässVeiche Körperchen, welche für Aequivalente der Thymus gehalten werden können 2). Niemals fehlen die Nebennieren*). Von verschiedener, anschei- 10) S. Müller, Gland. sec. Tab. XIII. Fig. 8. 11) Müller 1. c. Fig. 7. 9. 10. — Jedoch bleibt es immer sehr zweifelhaft und selbst unwahrscheinlich, dass diese verhältnissmässig weiter, durch bedeu- tende Parenchymmassen getrennten Seitenzweige wirklich die letzten Enden der Harncanälchen sind. 12) Müller 1. c. Fig. 11. — 13) Müller 1. c. Fig. 11. , ; 1) Ich habe sie bei Vögeln aller Ordnungen gefunden und niemals vermisst; unter den Struthionen namentlich beim neuholländischen und indischen Casuar, so wie beim zweizehigen Strausse angelroffen. Verhältnissmässig sehr gross sehe ich ^ie beim Flamingo; constant in zwei Körper zerfallen: einen oberen grösse- ren und einen unten kleineren linde ich sie bei Corvus glandarius. 2) Ich finde sie beim Kormoran und bei Alca; Owen sah sic bei Sula. 3) Meckel unterschied in den Nebennieren des Casuars eine Rinden- und Marksubstanz, was nach Nagel ’s Untersuchungen sonst nicht • vorzukoininen scheint. S. Nagel in Müllcr’s Archiv. 1836. S. 376. Zehnter Abschnitt. Von den Geschlechts -Organen. 333 nend unbesUindlger Form, von okorgelber, graiigclber oder goldgelber Farbe, nie von bedeutendem Umfange, einer Höhle ermangelnd, liegen sie einwärts vom vorderen Ende der Nieren, oft dicht an der unteren Hohlvene, beim Männchen mit den Hoden, bei weiblichen Thieren mit dem linken Eierstocke in Berührung kommend. Sehr selten und gewiss nur als individuelle Ausnahme findet man die beiden Nebennieren zu einer Masse verschmolzen *). Zehnter Abschnitt. F « w d e?i Geschlechts-Orgn7ien. I. Von den weiblichen Geschlechtstheilen. §. 155 . Fast alle Vögel sind — im Gegensätze zu den übrigen Wirbel- thieren — ausgezeichnet durch den Besitz eines einzigen Eierstockes und eines einzigen Eileiters, welche linkerseits liegen. Nachdem näm- lich ursprünglich die Anlagen zu paarigen weiblichen Geschlechtstheilen aufgetreten sind, verschwinden im Laufe der Entwickelung die der rechten Seite gewöhnlich frühzeitig oder werden abortiv. Sehr häufig jedoch persistiren in der unmittelbaren Nähe der Cloake — oft mit deutlicher Mündung in dieselbe — Ueberbleibsel des rechten Eileiters i). 4) So fand sie Nitzsch einmal bei Endytes septentrionalis und ich einmal b«im männlichen Falco palumbarius. 1) R. Wagner hat in den Abhandl. der Münchener Acad. der Wissenschaften Bd. 2. 1837. S. 278. eine monographische Abhandlung über die Persistenz der weiblichen Geschlechtstheile der rechten Seite geliefert, jedoch, was den rechten Eileiter anbetrilft, ohne Berücksichtigung der früheren vorliegenden Beobachtun- gen und ohne eigene Erfahrungen. So nur lässt es sich erklären, wie er zu der unrichtigen Behauptung kömmt, dass der rechte Eileiter seltener sich erhalte, als der rechte Eierstock. Barkow hatte längst (Meckel’s Archiv. 1829 u. 1830.) gelegentliche Mittheilungen gemacht über das Vorkommen eines rudimentären rechten Eileiters. So von Fulica atra (Archiv 1829. S. 351 ; abgebildet Tab. IX. Fig. 16. Barkow untersuchte drei Weibchen und fand bei zweien derselben, die erw'achsen waren, das Rudiment des rechten Eileiters), von der Taube (I. c. S. 448), von Strix brachyotos (1. c. S. 449), von der Hausente (1. c. S. 449> — Hierzu kömmt Baer’s Autorität, der nach seinen zahlreichen Erfahrungen ver- sichert, dass, beim erwachsenen Haushuhne, die Ueberbleibsel des rechten Ei- leiters in Gestalt einer Hydatide meist noch zu erkennen seien (C. E. v. Baer, Ucbcr Entwickclungsgeschichtc der Thiere. Bd*. 2. Königsberg 1837. 4. S. 151.). Den Barkow’schen Beobachtungen kann ich entsprechende hinzufügen, welche den Schwan (Cygnus musicus), die Gans, Alca, Ciconia alba, Gallinula und Aquila albicilla betreffen. — Der rechte Eierstock persistirt in der Regel ziemlich aus- gebildet bei den Gattungen Astor und Buteo; viel unbeständiger bei den übrigen 334 Drittes Buch. Die Vögel. Seltener erhält sich der rechte Eierstock perennirend, doch immer kleiner als der linke oder ganz rudimentär. Am häufigsten tritt dieser Fall ein bei einigen Tagraubvögeln; seltener bei Vögeln aus anderen Familien und dann nur als individuelle Eigenthiimlichkeit, als Bildungs- hcinmung. Der linke Eierstock liegt an der oberen oder vorderen Wand der linken Niere und besteht in einem Paar häutiger Platten, in deren Falten die Eier sich entwickeln. Die letzteren besitzen anfangs die Gestalt kleiner Bläschen und geben, indem, sie sich ungleichraässig vergrössern, der Oberfläche des Eierstockes ein ungleichförmiges, hü- geliges Ansehen. Bei noch bedeutenderer VergrÖsserung der Dotter- kugeln treten sie an die Oberfläche des Eierstöckes hervor und ziehen dessen äussere Haut mit sich, so dass sie mit dem Eierstocke nur noch durch einen Stiel Zusammenhängen. Dadurch erhält denn der Eierstock ein traubenförmiges Ansehen. Der linke Eileiter steigt, mehr oder minder stark gewunden, an der Vorderseite der linken Niere zur Cloake abwärts. Befestigt ist er an einen gekrösartigen, durch den Besitz von nicht f|uergestreiften Muskelfa- sern ausgezeichneten Mesometrium. Seine Länge ist ziemlich beträchtlich ; seine Weite und Dicke sind, je nach dem Stande der Geschlechtsthätigkeit, verschieden. Inwendig ist er mit Schleimhaut ausgekleidet, welcher ein Flimmerepithelium zukömmt, und erhält durch das Auseinander- weichen der queren Bündel des Mesometrium eine Muskelschicht, in- dem nur sein letzter Abschnitt eigene Längsmuskelfasern besitzt. Sein Ogtium abdominale besteht -in einem schiefen Längsschlitz. Dieser führt in einen dünnwandigen weiten Trichter [Infundibidum]. All- mälich sich verengend und, vom Trichter durch einen dünnen Quer- streifen geschieden, erhält sein längster Abschnitt, welcher inwendig Längsfaltcn besitzt, den Namen des Eileiters [Oviductus). Die fol- gende kurze, weitere, stark muskulöse Abtheilung, deren Schleimhaut meistens eigenthümliche kolbige grosse Zotten oder blattförmige Falten besitzt und in welcher die zur Kalkschale erstarrende, weisse milchige Flüssigkeit secernirt wird, ist unter dem Namen des Eihalters [ütems] bekannt; während endlich der nicht selten scharf abgesetzte, bald kurze, bald gewundene, meist engere Endabschnitt die Benennung Scheide [Vagina) führte). Sie mündet in die Cloake auswärts vom linken ' Tagrauh vögeln; noch seltener hei (len Nachtrauhvögeln. Auch hei Papageien und hei der Krähe (C. corone) hat Wagner ihn ausnahmsweise, als individuelle Eigenthiimlichkeit angetroffen; el^en so ich hei zwei Tauhen. Vergl. über die Tagrauhvögel die früheren Mittheilungen von Emmert in Reil s Archiv. Bd. X. S. 383. Der rechte Eierstock von Falco huteo ist ahgeb. in Carus und Otto, Erläuterungstafeln. Hft. V. Tah. VII. Fig. 1. 2) Abbildungen hei Carus und Otto, Erläutcrungstafcln. Hft. V. Tah. VII. Fig. 1. 7. 8. 9. — Barkow hat, nachdem Geoffroy u. A. ihm darin vorange- Zehnter Abschnitt. Von den Geschlechts -Organen. 335 Harnleiter. Die einzelnen Abtheilungen des gesammten Edeiters sind am deutlichsten bei solchen Individuen zu unterscheiden, die irn Zu- stande geschlechtlicher Aufregung oder Thätigkcit sich befinden »). — Eine Clitoris ist nur bei denjenigen Vögeln gefunden, deren Miinn-- eben durch den Besitz eines Penis ausgezeichnet sind. — Aeussere Brütorgane 5) sind bei denjenigen Vögeln, welche selbst brüten, die um die Brütezeit federlos werdenden, dünnen Hautdecken des Bauches, unter welchen die Gefässe dann häufig einen hohen Grad von Ausdeh- nung und Entwickelung zeigen. — Zu Nährorganen für die Jungen werden bei den Tauben die nach Ablauf der BrUtezeit eine milchige Flüssigkeit secernirenden Kröpfe f'). [Vergl. Spangenberg, Disquisitiones circa part. genital, avium. Gott. 1813. 4 . — lieber den Bau des Vogeleies s. Purkinje, Symbolae ad ovi avium histo- riam ante incubation Jh. Lips. 1830. 4. mit Bemerkungen über den Bau des Me- sometrimn p. 10. und C. E. v. Baer, lieber Entwickelungsgescbichte d. Thiere. B(l. 2. Königsberg 1837. 4.] II. Von den männlichen Geschlechtsth eilen. §. 156 . Die stets paarigen Hoden der Vögel liegen in der Bauchhöhle oberhalb der Nieren, neben den Nebennieren und bestehen aus feinen geschlängelten Saamengefässen, welche durch Bindegewebe zusammen- gehalten wertlen. Umkleidet sind sie durch eine zarte Tunica propria. Der linke Hode ist sehr häufig umfänglicher, als der rechte, welcher nicht selten auch etwas höher liegt. Umfang, Form und Färbung der gangen, in Meckel’s Archiv. 1830. S. 40. den Versuch gemacht, die weiblichen ausfiihrenden Gcschlechtstheile der Vögel denen der Säugethiere zu parallelisiren. Er vergleiclit das Infundibulum der Tuba; den Ovidiict dem Gebärmutterhoni ; sieht in dem Uterus die Gebärmutter und vergleicht die Vagina derjenigen der Säugthiere. 3) Einige auffallende Beobachtungen über das Verschlossensein des in die Cloake führenden üstium des linken Eileiters wurden von mir im Laufe dieses Winters gemacht. Ich fand es geschlossen bei einigen Enten, Tauchern (Mergus) und Alca; begierig einen noch grösseren Vogel zu untersuchen, erhielt ich im März einen weiblichen Singschwan (Cygnus musicus). Das Ostium des linken Eileiters war völlig verschlossen, das des rudimentären rechten offen. Früheren Beobachtungen nachforschend finde ich sie bei Barkow (Meckel’s Archiv. 1829. S. 353.) über das Verhalten des linken Eileiters bei einer jungen Fulica atra und — minder bestimmt — bei Ardea cinerea (1. c. S. 377.). Sollte dies blos eine Eigenthümlichkeit junger Weibchen sein? Oder findet bei den nicht in beständiger Geschlechtsthätigkeit begriffenen Vögeln blos periodisch eine Dehiscenz des Eileiters Statt? 4) Abi), d. Clitoris der Struthionen bei Müller, Ueber zwei versch. Typen im Bau d. männl. .Geschlechtsth. Tab. 1. Fig. 3. 4. 5) Abb. bei Barkow in Meckel’s Archiv. 1829. Tab. VIII. Fig. 1. ß) S. Iluntcr’s Works. Palmer’s Edition. Vol. IV. p. 122. Tab. XXXIX. 33G Drittes Buch. Die Vögel. Hoden verhalten sich, je nachdem sie während oder ausser der Begat- tungszeit untersucht werden, äusserst verschieden. In letzterem Falle findet man sie sehr winzig und zusammengeschrumpft; um die Zeit der Begattung schwellen sie dagegen sehr an und sind stets von weisser Farbe. Die Vnser. •efferentia bilden, indem sie wenig gekrümmt zum Saamenleiter übergehen, eine dünne, platte, abwärts zugespitzte An- schwellung (Rudiment des Nebenhodens), welche der Tunica propria des. Hodens fest aufliegt und in das Vas deferena übergeht i), — Die beiden Saamenleiter — gleich den Hoden von Bauchfell- falten gehalten und bekleidet, gleichfalls ausser der Begattungszeit enger, als während derselben — verlaufen als geschlängelte Canäle über den Nieren zur Cloake, in welche sie, nachdem sie häufig bläs- chenartig sich erweitert 2], sich einsenken. Meistens münden sie auf kleinen kegelförmigen oder etwas längeren zugod|)itzten Papillen, neben denen ein mehr oder minder stark entwickelter röthlicher Kör per, der bei näherer Untersuchung als ein Gefässconvolut sich zu er- kennen gibt*), angetroffen wird. Diese Papillen sind auch bei Anwe- senheit eines Penis vorhanden ^). — Ein eigentlicher Penis mangelt den meisten Vögeln völlig *). Bei anderen findet sich ein warzenför- miger oder zungenförmiger Vorsprung ohne deutliche Rinne oder mit einer solchen an der Vorderwand der Cloake 6). — Ausgebildeter ist 1) Müller hat die älteren Angaben über den Nebenhoden der Vögel und ein angeblich vorhandenes Fas aherrans berichtigt, indem er nachvsies, dass dies, bei jungen Vögeln vorkominende, Ueberreste der Primordialnieren sind. Vergl. dessen Bildungsgeschichte der Genitalien. Düsseid. 1830. h. S. 39 ff. 2) Solche bläschenartige Erweiterungen werden z. B. bei den Hühnern und den Passerinen angetroffen. Berthold, Beiträge zur Anatom. Zoot. und Phys. Gött. 1831. 8. S. 229. Tab. IX. Fig. 9 — 11. beobachtete bei Stumus, Lanius und Turdus kurz vor dem Eintritt des Saamenleiters in die Cloake einen jilatten, rundlichen, etwas gewundenen Körper von weisslicher Farbe, entstehend dadurch, dass die letzten Windungen des Saamenleiters durch Zellgewebe mit einander verbunden werden. 3) Tannenberg 1. c. p. 26. bezeichnet diesen röthlichen Körper als Pro- stata^ Barkow sieht ihn, mit Geoffroy, als Analogen des Corpus caverno- svm an (Meckel’s Archiv. 1830. S. 38.), nachdem er gefunden, dass er ein Wundernetz darstellt, dessen arterieller Theil Arteriae pudendae internae (Huhn, Gans, Ente) oder durch die Artt. epi%astricae (Podiceps) gebildet wird. Auch gegen diese Deutung erhebt Müller (üeber zwei verschiedene Typen in dem Bau der erectilen männlichen Geschlechtsorgane bei den straussartigen Vö- geln. Berlin 1838. . 4. S. 23. ) mit Recht Bedenken. 4) S. d. Abb. V. Strauss in Carus und Otto, Erläuterungstafeln. Hft. 5. Tab. VII. Fig. 3. Es dürfen diese Papillen daher nicht als doppelte Ruthen an- gesehen werden. 5) Den meisten Raubvögeln, den meisten Passerinen, den Picariae Nitzsch ohne bekannte Ausnahme, den Tauben, vielen Hühnern, vielen Sumpf- und Schwimmvögeln. 6) Z. B. als eine Warze bei einigen grösseren Raubvögeln; stärker ent- wickelt bei Otis, Ardea, Ciconia, Phoenicopterus, Platalea. Zehnter Abschnitt. Von den Geschlechts -Organen. S37 der Penis bei den meisten Struthionen ^), mehren Palmipeden und hUhnerartigen Vögeln. An der vorderen Wand der Cloake haftet ein gekrümmter, von Schleimhaut überzogener Körper, der eine etwas ge- drehete Rinne zum Abflüsse des Saamens besitzt. Seine Grundlage bilden zwei fibröse Körper und die Rinne wird durch cavernöses Ge- webe umkleidet. Das Ende dieser Ruthe setzt sich fort in einen ein- gestülpten, schlauchförmigen, zuletzt blinden Theil, welcher auch eine Fortsetzung der Rinne enthält und zur Hälfte ausgestülpt werden kann. Ein elastisches Band zieht diesen Schlauch, nachdem er ausgestülpt worden ist, wieder ein. Die Ruthe besitzt zwei Muskelpaare; durch das eine wird sie vorgezogen und gehoben; durch das andere zurück- gezogen. — Beim afrikanischen Strausse 8) endlich liegt die Basis der gleichfalls an der Vorderwand der Cloake befestigten, conisch zuge- spitzten, abwärts gekrümmten Ruthe in einer taschenförmigen Vertie- fung, aus welcher sie durch Muskeln vorgezogen und in die sie durch andere Muskeln zurückgezogen wird. Auch sie besitzt zwei fibröse solide Körper, über denen die mit cavernösem Gewebe ausgekleidete Rinne liegt; aber ihr mangelt ein ausstülpbarer Theil. Es findet sich jedoch unter den die Rinne stützenden fibrösen Körpern ein dritter, aus elastischem Gewebe gebildeter, im Innern cavernöser Körper, welcher die Krümmung der Ruthe bewirkt. [Vergl. Tannenberg, Abhandlung über die inännl. Zeugungstheile d. Vögel. Gött. 1840. 4. Mit Abb. — Geoffroy, Philosophie anatoinique. T. 2. Tab. 17. — Barkow in Meckel’s Archiv. 1830. — Müller in d. phys. Abh. d. Berl. Acad. d. Wissensch. Berlin 1838. — Abb. bei Carus und Otto, Erläuterungstafeln. Hft. V. Tab. VD.] III. Von der Cloake. §. 157 . Sie besteht in einer mit starken kreisförmigen Muskelfasern ver- sehenen, auswendig theilweise vom Bauchfelle überzogenen Erweiterung. Vorne senkt sich in sie der Mastdarm mit einem kreisförmigen, faltigen oder klappenartigen Vorsprunge, der auf diese Weise häufig eine ge- sonderte erste Abtheilung, das Vestihulum cloacae^ bildet. Von der MastdarmölTnung durch einen mehr oder minder beträchtlichen Zwi- 7) Bei Rhea americana; beim indischen und neuholländischen Casuar; bei Crypturus; bei vielen Palmipeden: Enten, Gänsen, Tauchern, Schwänen; bei Pe- nelope und Crax (s. Müller und Tschudi in Müller’s Archiv. 1843. S. 472.). — Lieber den Bau der Ruthe von Apteryx australis, die Owen 1. c. p. 281. er-' wähnt, und von Alecto, welcher Lesson (Ornithol. Paris 1831. p. 433.) gedenkt sind noch keine genaueren Untersuchungen vorhanden. — AbbUd. bei Geoffroy 1. c.; bei Home, Lectures on compar. anat. T. IV. Tab. 134.; bei Müller 1 c Tab. 1 — 3. ■ ’ 8) Abb. bei Müller 1. c. Tab. 1. Fig. 1. VergK Anatomie von Sieliold Ui Stauuiui. 22 3:{8 Drittes Buch. Die Vögel. schenraum getrennt, der häufig auch durch eine untere Querfalte Q, oder eine breitere kreisförmige Klappe schärfer abgesondert wird, senken sich die Mündungen der Geschlechtstheile und Harnleiter in die Cavitas ‘urethro-sexualis (#. Canalig vrogeniialis] der Cloake. Die beiden Saamenleiter Öffnen sich meist auf Papillen; zwischen und hinter ihnen, oder einwärts vom linken Eileiter, münden neben einander die beiden Harnleiter. Sobald Penis oder Clitoris vorhanden sind, liegen sie an der Vorderwand der Cloake. Hinter den Oeffnungen der Harnleiter, mehr dem Ausgange zu, findet sich in dem sogenannten Vestibulum der Cloake eine mehr oder minder stark vorspringende Falte oder Klappe 2), welche die häufig beträchtliche, ringförmige Oeffnung der Bursa Faf/ricii etwas verdeckt, unter deren Mündung gleichfalls nicht selten noch ein Wulst vorkömmt. — An den Seiten des Ostium ex- teruum der Cloake sieht man bisweilen starke, mit mehren bogenför- mig gestellten Oeffnungen mündende absondernde Follikel ^). Bei eini- gen Vögeln, denen die eben erwähnten Folliculi anales fehlen, er- streckt sich von dem Ostium der Bursa Fal/ricii aus ein erhabener Wulst gerade zum After, der durch sehr zahlreiche aggregirte Follikel gebildet wird ^). Die B ursa Fabricii ist ein anscheinend allen Vöseln zukommen- der, länglicher oder rundlicher, am Ende bisweilen in einen langen Zipfel ausgezogener, vorzugsweise bei jüngeren Individuen entwickelter, bald perennirender, bald in höherem Alter abortiv werdender oder ganz verschwindender Beutel, welcher tief im Becken, hinter oder über der Cloake, vor dem Ende des Kreuzbeines zwischen den Harnleitern, bis- weilen von Fett und Zellgewebe bedeckt, liegt. Seine innere Schleimhaut- fläche ist nicht selten stark gefaltet und, namentlich bei jüngeren Vögeln, mit den Mündungen zahlreicher absondernder Follikel besetzt. [Vergl. Barkow in J. F. Meckel’s Archiv. 1829. S. 443. — Abbildungen bei Geoffroy St. Hilaire, PhUosophie anatoniique. T. II. Tab. XVII., bei Barkow 1. c., bei Müller, Bau der Geschlechtstheile. Tab. 2. u. 3. {Bursa Fairried der Struthionen), bei Owen in Todd’s Cyclop. und bei Garns u. Otto, Erläutcrungstafeln. Hft. 5. Tab. VII. — Heber die Bursa Fabricii vergl. H u s chk e, de Bursae Fabricii origine. Jen. 1838. 4. und Berthold in Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Carol. Vol. XIV. p. 903. 1) Z. B. bei Colymbus, Fulica, Aquila. 2) Z. B. bei Fulica; sehr stark beim Schwan. 3) Von mir bei Cj'gnus inusicus und bei Vultur papa beobachtet. 4) So fand ich die Follikel bei Meleagris gallopavo mas. O • M Viertes Buch. nie Säiigetliiere. Literatur. J. C. D. von Schreber, Die Säugethiere, in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen. Ir u. 2r Thl. Erlangen 1775. 4.; 3r u. 4r Thl. Erlang. 1778. Die folgenden Theile sind bearbeitet von Joh. Andreas Wagner. 5r Thl. Bd. 1. Erlang. 1836.; 5r Thl. Bd. 2. Erlang. 1837.; 6r Thl. Erlang. 1835. — Dazu kommen drei gleichfalls von A. Wagner bearbeitete Supplementbände. Erlang. 1840 — 1845. In diesem noch nicht vollendeten, durch A. Wagner erst zu eigentlicher Bedeutung erhobenen Werke sind die anatomischen Ver- hältnisse sorgfältig berücksichtigt. Gurlt, Vergleichende Anatomie der Haussäugethiere. Berlin 1834. 2Bde. 8. und daran sich schliessend: Gurlt, Anatomische Abbildungen der Haussäugethiere. Berlin 1843. Fol. Sehr reichhaltig sind die anatomischen Untersuchungen von Daubenton in Buffon’s histoire naturelle; Vorzüglich wichtige monographische Werke sind folgende: C. J. Temminck , Monogr. de Mammalogie. T. 1. 2. Paris et Leyden 1827 — 1841. .1. F. Meckel, Ornithorhynchi paradox! decriptio anatomica. Lips. 1826. Fol. c. Fig. R. Owen, Monotremata in Todd’s Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. Part. XXII. u. XXIII. p. 366 sqq. R. Owen, Marsupialia in Todd’s Cyclopaedia. Part. XXL u. XXII. p. 257 sqq. P. S. Pallas, Novae Species Quadrupedum e Glirium ordine cum illustrationibus variis complurium ex hoc ordine* animalium. Erlangae 1778. 4. c. F. Enthält zahlreiche anatomische Bemerkungen nebst Abbildungen von Skeleten, Sche- deln, Einge weiden. W. von Rapp, Anatomische Untersuchungen über die Edentaten. Tübingen 1843. 4. J. Hunter, Observations on the struclure and oeconomy of the Whales. Philos. Transact. 1787. Vol. LXXVII. (Mit Anmerkungen von Owen abgedruckt in Hunter’s Works. Palmer’s Edition. Vof; IV. p. 331 sqq. Mit Abbild. — Uebers. von J. G. Schneider. Berlin 1795. 8.) P. Camper, Observations sur la structure Interieure et le squelette de plusieurs especes de Cctaces. Paris 1820. 4. u. Fol. Mit Abb. W. Rapp, Die Cetaceen zoologisch- anatomisch dargestellt. Mit Abb. Stuttg. u. Tübing. 1837. 8. P. Camper, Description anatomique d’un Elephant male. Paris 1802. Fol. Mit Abb. 22 * 1^40 Viertes Buch. Die Säugethiere. G. Fischer, Anatomie der Maki. Frankf. a.M, 1804. 4. W. Vrolik, Recherclies d’anatomie co’mparee sur le Chiinpanse. Amsterd. 1841. Fol. Mit Abb. Die osteologischen Hauptwerke sind: Pander und d’Alton, Vergleichende Osteologie. Bonn 1821—1831. In 12 ein- zelnen Abtheilungen. Cu vier, Recherches sur les osseineus fossiles. T. 1 — X. Paris 1834. Mit Abb. in 4. Ducrotay de Blainville, Osteographie ou dcscription iconographique com- paree du squelette et du S3'steme dentaire des cinq classes d’animaux verte- bres recents et fossiles. Paris. Fol. (Noch nicht vollendet.) Erster Abschnitt. V 0 m Knochengerüste. I. Von der Wirbelsäule und den Rippen. §. 158 . Die Wirbel der Säugethiere zerfallen sehr allgemein in Hals-, Rücken-, Lenden-, Kreuzbein- und Schwanzwirbel; nur bei den Ceta- ceen, welche kein mit der Wirbelsäule verbundenes Becken besitzen, fällt die Abtheilung der Kreuzbeinwirbel weg, falls man ihnen nicht einen einzigen dieser Wirbel vindiciren will. Die Wirbelkörperl) articuliren in der Regel nicht durch erha- bene und vertiefte Gelenkilächen ~) mit einander, sondern sind durch zwischenliegende Knorpelbandscheiben verbunden. Diese werden bis- weilen oberflächlich von dünnen Knochenscheiben bedeckt, die mit den Körperflächen der Wirbel durch Harmonie vereinigt sind. Die oberen Bogenschenkel verschmelzen immer mit den Wirbelkörpern; bisweilen, wie bei den Phoken, aber erst sehr spät s]. Der Halstheil der Wirbelsäule, mag er lang gestreckt sein, wie bei der Giraffe, oder ganz reducirt, wie bei den ächten Cetaceen, \vird fast beständig aus sieben Wirbeln gebildet; sehr selten steigt ihre An- zahl auf acht^) oder neun^), oder sinkt auf sechs 6), Die grösste Frei- 1) Bei den Monotremen sind die Flächen der Wirbelkörper leicht ausgehöhlt; die sie verbindenden Faserbandinasscn schliessen eine durch Sjmovialhaut ausge- kleidete, mit Flüssigkeit erfüllte Höhle ein. Vergl. Owen in Todd’s Cycl. Art. Monotremata, p. 375. mit Abb. 2) Wie dies indessen bei Einhufern und Wiederkauen! der Fall ist. 3) Aehnlich die oberen Bogenschenkel des Atlas bei Echidna, nach Owen. 4) Bei Bradypus torquatus. 5) Bei Bradypus tridactylus; nach Rapp auch bei B. cuculliger. 6) Bei Manatus australis finden sich gewöhnlich sechs; Leuckart fand an einem Exemplare sieben. Die letztere Zahl gibt auch Blainville an. Erster Abscliuitt. Vom Knochengerüste. 341 beweglichkeit dieser Wirbel wird bei Einhufern und Wiederkäuern beobachtet, wo ihre Körper vorn stark gewölbt, "hinten ausgehöhlt zu sein pflegen 7), während ihre Beweglichkeit durch Verwachsung meh- rer oder der meisten Halswirbel bei vielen ächten Cetaceen^Jj bei ei- nigen Edentaten 9) und Nagern lo) ganz aufgehoben, oder wenigstens sehr beschränkt erscheint. — Allgemein zeichnen sich der erste und zweite flalswirbel durch bedeutende Grösse, eigenthümliche Gestalt und abweichendes Verhalten ihrer Fortsätze vor den übrigen aus. Im- mer besitzt der Atlas zwei Gelenkvertiefungen für die beiden Proces- sus condylo'idei des Hinterhauptsbeines. Bei den ächten Cetaceen kömmt ihm, in Vergleich zu den übrigen Halswirbeln, ein enormer Umfang zu ; ihrem Epistropheus mangelt auch der, bei den übrigen Säugethieren beständig vorkommende Zahnfortsatz ii). — Bei mehren Beutelthieren bleibt der Körper des Atlas perennirend knorpelig 12 ) ; bei anderen er- hält er sich immer als ein vom oberen Bogen getrenntes Knochenstück. Der Brusttheil der Wirbelsäule ist von sehr verschiedener Länge und bietet rücksichtlich der Anzahl der ihn zusammensetzenden Wirbel sehr bedeutende Schwankungen dar. Am häufigsten finden sich 12 — 13 Rückenwirbel; diese Zahl kann sinken auf 10 und steigen auf 23 is). Die Länge der Lendengegend, so wde die Zahl der sie bilden? den Wirbel, sind gleichfalls beträchtlichen Verschiedenheiten unterwor- fen. Die Anzahl der Lendenwirbel schwankt zwischen 2 und 9; meist sind 5 bis 7 vorhanden. In der Regel sind sie unter allen Wirbeln die grössten ><). Bisweilen wird, wie dies namentlich bei den Einhufern 7) Dabei aber finden sich keine Synovialkapseln, wie sie bei den Reptilien angetroflfen werden, sondern concentrische Lagen der Ligamenta inlerverte- hralia. 8) Solche Verwachsungen erstrecken sich oft über die meisten Halswirbel; so sind bei Delphinus phocaena die 6 ersten und bei Hyperoodon alle unter ein- ander verwachsen. Bei D. longirostris, Tursio, delphis die beiden ersten; bei D. globicejjs die 5 ersten. Die Verwachsung fehlt bei D. albicans, bei Platanista gangetica u. A. — 9) Namentlich bei Dasypus und Chlamj'dophorus. 10) Namentlich j)ei einigen Dipus, z. B. D. sagitta. 11) Derselbe findet sich dagegen bei den fälschlich sogenannten herbivoren Cetaceen (Sirenia). 12) Bei Phascolarctos und Phascolomys. Bei Petaurus, Hypsiprymuus und Macropus wird die knorpelige Grundlage des Körpers allmälich knöchern; doch findet sich hier längs der Mitte des Körpers an den trockenen Skeleten gewöhn, lieh eine Fissur; getrennt bleibt der kleine Körper vom starken oberen Bogen z. B. bei Perameles. S. Owen 1. c. p. 277. Fig. 98. 99. — Pander u. d’Alton, Beutelthiere. Tab. 3. u. 7. Fig. c. 13) Nur 10 Rückenwirbel besitzt, nach Cuvier, Dasypus niger; 23, nach Cuvier selbst 24, besitzt Choloepus didactylus; 18 bis 20 komm%n bei den mei- sten Einhufern und Pachydermen vor. 14) ln geringster Zahl kommen sie vor bei einigen Edentaten, namentlich bei Myrmccophaga didactyla. Neun besitzt Stenops gracilis. 342 Viertes Buch. Die Säugethiere. und Pachydermen vorkömrnt, ihre Verbindung durch das Zusammen- trelen von Querfortsätzen noch inniger is). Das Kreuzbein entsteht gewöhnlich durch Verschmelzung von mehren "Wirbeln; am häufigsten von drei bis vier, selten nur von zwei Wirbeln; die Anzahl der mit den Beckenknochen verbundenen Wirbel kann aber bis auf 9 steigen lo). Sehr selten bleiben, wie dies beim Schnabelthiere vorkömmt, die einzelnen Kreuzbeinwirbel von einander getrennt; bisweilen erstreckt sich die Verschmelzung auf mehre Wirbel, welche nicht sämmtlich 'mit den Beckenknochen sich verbinden i?). Rucksichtlich seiner Dimensionen und seiner Richtung zeigt das Kreuz- beyi mancherlei Verschiedenheiten is). Die Schwanzgegend bietet in Bezug auf ihre Länge, die Anzahl der sie bildenden Wirbel und die Gestalt der letzteren die grössten Ver- schiedenheiten dar; die beträchtlichste Anzahl derselben (46) besitzt Manis macrura; die geringste (4 — 5) erscheint beim Menschen und ei- nigen höheren Affen. Die einzelnen Schwanzwirbel nehmen von vorne nach hinten allmälich an Entwickelung und an Aehnlichkeit mit den übrigen Wirbeln ab. Nur in die vordersten oder vorderen verlängert sich die Höhle des Rückenmarkscanales, während die hintersten un- durchbohrt zu sein pflegen. Bei den meisten langgeschwänzten Säuge- thieren zeichnen sich die mittleren und hinteren .Schwanzwirbel durch ihre beträchtliche Länge aus. [Tabellen über die Zahlenverhältnisse der einzelnen Abtheilungen der Wirbel- säule gibt Cuvier, Le 9 ons d’Anat. comp. T. I. p. 177. und A. Wagner in Schreber’s Säugethierwerk. Lieber die Bänder der Wirbelsäule sowol, als der übrigen Knochen muss, in ßetrelf ihrer Anordnung bei den Haussäugethieren, auf Gurjt, Lehrbuch der vergl. Anatom, der Haussäugethiere. Thl. 1. S. 180. verwiesen w'erden.] 15) An der Wurzel des Querfortsatzes des letzten oder der letzteren Lenden- wirbel finden sich überknorpelte Flächen, durch welche sie anfangs beweglich mit einander und mit dem ersten Kreuzbeinwirbel verbunden werden, während sie in vorgerücktem Lebensalter oft mit einander verwachsen. So bei allen Ein- hufern und vielen Pachj'dermen, z. B. Tapirus, Rhinoceros, Hippopotamus. 10) Dies geschieht aber nur in denjenigen Fällen, wo das Kreuzbein nicht blos mit den Hüftbeinen, sondern auch mit den Sitzbeinen sich verbindet, was nur in den Ordnungen der Chiropteren und Edentaten vorkömmt (vergl. §. 103.). Unter dieser Bedingung sind die (iuerfortsätze der letzten Kreuzbeinwirbel sehr lang. — Nach Owen besitzt Perameles nur einen einzigen Kreuzbeinwirbel. 17) Z. B. beim Wombat auf die drei ersten Schwanzwirbel, welche ganz nahe an die Sitzbeine mit ibren Querfortsätzen herantreten; bei anderen, z. B. bei Phalangista Cookii auf den letzten Lendenwirbel u. s. w. 18) Durch seine Breite ausgezeichnet ist es besonders bei den Affen der alten Welt und bei den Faulthiereii; breit auch beim Wombat. — Bei allen Säuge- tliieren, mit Ausnahme der höheren Affen und des Menschen, ist es gerade. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. ‘m §. 159. Was die Wirbelfortsätze anbetrifTt, so ist Uber dieselben im Wesent- lichen Folgendes hervorzuheben: 1. Die oberen Dornfortsätze*) sind in den verschiedenen Ge- genden der Wirbelsäule verschiedentlich entwickelt; in der llalsgegend in der Regel schwach; namentlich fehlen sie hier einigen langhalsigen Säugethieren, z. B. den Garnelen, der Giraffe, bei denen sie die Frei- beweglichkeit des Halses beschränken würden, eigentlich ganz; oder sind nur schwach entwickelt, wie bei den Pferden und vielen Wieder- käuern. Eben so fehlen sie hier den Cetaoeen, den Phoken, den meisten Insectivoren und den Chiropteren, bei denen sie zum Theil nur am zweiten Und am siebenten Halswirbel hervortreten. Entwickelter sind sie in der Halsgegend bei den Quadrumanen, den Ferae, Nagern, und stark namentlich bei einigen Edentaten und Beutelthieren. Am stärksten sind gewöhnlich die Dornfortsätze des zweiten und des* siebenten Hals- wirbels entwickelt. Namentlich erscheint der Dornfortsatz des Epistro- pheus, welcher so häufig dem Nackenbande zur Befestigung dient, bei den meisten Säugethieren als eine senkrechte hohe Knochenplatte, wel- che bald vorn den Atlas, bald auch hintere Wirbelbogen überragt. Der Dornfortsatz des siebenten Halswirbels steht gewöhnlich am meisten ge- rade oder selbst etwas rückwärts, gleich den Dornen der Rückenwirbel, während die vor ihm befindlichen etwas vorwärts gerichtet zu sein pflegen. — Die Dornfortsätze der Rückenwirbel sind bei den meisten Säugethieren — obschon mit manchen Ausnahmen — am höchsten ; vorzugsweise hoch, wenn der Kopf sehr schwer oder der Hals sehr lang ist, wie bei Pachydermen und Wiederkäuern, wo sie dem sehr entwickelten Nackenbande 2 ) starke Stützpunkte gewähren. Bei den 1) Sie entstehen häufig, namentlich bei Wiederkäuern , Pferden, Schweinen, als besondere Verknöcherungen; bisweilen finden sich an der Spitze derselben bei ausgewachsenen Thieren noch kleine Ossificationen, wie ich sie z. B. bei Macropus Bennetti an den Lendenwirbeln finde, -r- Verschieden davon ist eine Bildung, welche Theile (Müller’s Archiv. 1839. S. 136.) bei der Ratte beob- achtete. An der angeschwollenen Spitze des Dornfortsatzes vom zweiten Rücken- w'irbel findet sich ein kleines horizontales Knöchelchen, das durch Sehnen an den oberen Bogen des siebenten Halswirbels und des ersten Rückenwirbels be- festigt ist. 2) Das elastische Ligamentmn nuchae ist schwach bei den Katzen, stärker bei den Hunden, wo es vom ersten Rückenwirbel zum Dornfortsatze des Epistro- |)heus sich erstreckt. Weiter hinterw'ärts von den Rückenwirbeln entsteht es schon bei den Schweinen. Am entwickeltsten ist es bei den Wiederkäuern und Einbufeni. Bei letzteren beginnt es am letzten I.endenwdrbel; ähnlich bei den einheimischen VViederkäuern; bei der Giraffe selbst von den Schwanzwirbeln. Es besteht bei diesen langhalsigen Thieren in der Regel aus zwei Seitenhälften; erhält von den Dornfortsätzeu aller Lenden- und Rückenwirbel Verstärkungs- bündel, ist mit den oberen Bogen der Halswirbel oft (namentlich beim Pferde.) durch einen breiten häutigen Theil verbunden und inserirt sich gewöhnlich am S44 Viertes Buch. Die Säiigethiere. Cliiropleren und Maulwürfen fehlen sie oder sind durch kleine Höcker repräsentirt. Die Dornfortsätze der Lendenwirbel stehen, gleich denen der letzten Rückenwirbel, gewöhnlich gerade oder sind vorwärts ge- neigt; letzteres meist um so mehr, je länger und stärker der Schwanz ist. Sie sind bei den ächten Cetaceen die höchsten. In der Kreuzbein- gegend fehlen sie selten ganz, sind häufig sehr kurz, wie bei den Affen, verlängern sich aber bedeutend bei den meisten Nagern und Edentaten; häufig bilden sie durch Verwachsung einen zusammenhän- genden Kamm. Meistens finden sie sich noch an den ersten Schwanz- wirbeln; bei den Cetaceen verschwinden sie erst an den letzten. 2. Die Querfortsätze entstehen bei den Säugethieren bald vom Körper, bald vom obijren Bogen der Wirbel; namentlich findet sich orstere Entstehungsweise sehr oft an den Lendenwirbeln ; letztere immer an den Rücken- und Halswirbeln. Die beträchtlichen, meist etwas vor- wärts gerichteten Querfortsätze der Halswirbel besitzen gewöhnlich dop- pelte Wurzeln, von denen die eine, vom Wirbelkörper stammende, ein Rippenrudiment ist. Diese doppelten Wurzeln umschliessen die Canäle zum Durchtritt der Arteria vertebralis 3). Die Querfortsätze des Atlas bilden meist horizontale Platten oder breite flügelartige Fortsätze, wie bei den Ferae. Kürzer sind gewöhnlich — jedoch nicht bei den Mono- tremen — die des Epistropheus. Bei der zuletzt genannten Ordnung decken sich die breiten, rückwärts gekehrten Querfortsätze der meisten Halswirbel dachziegelartig. Bei den meisten Säugethieren verbreitert sich der untere Theil des Querfortsatzes der Halswirbel zu einer etwas abwärts gebogenen Platte. Auf diese Weise entsteht an dir vorderen oder unteren Wirbelfläche eine breite Rinne zur Aufnahme der M. M. /oHgi colli und Recti anteriores. — An den Rückenwirbeln werden die gerade auswärts gerichteten Querfortsätze bedeutend kürzer. Bei den Cetaceen nehmen sie von vorn nach hinten an Länge zu; bei den Monotremen fehlen sie sowol an den Rücken- als an den Lendenwir- beln. — An den Lendenwirbeln sind sie schräg hinterwärts bald quer, bald abwärts gerichtet und oft sehr beträchtlich, namentlich bei den Cetaceen, Einhufern, Pachydermen und Wiederkäuern. In der Kreuzbeingegend sind sie. selten ziemlich lang, wie bei einigen Eden- Dornfortsatze des Epistropheus, um von hier aus zur Crista des Hinterhaupts- heines zn treten, ohne dass Bündel mit dem beweglichen Atlas Zusammenhängen. Abb. von Haussäugeth. bei Gurlt Tab. 1 — 4. 3) S. über die Halsrippen 100. Die Canales vertebrales fehlen bei den Garnelen und der Giraffe, so wie bei den ächten Cetaceen in allen Halswirbeln; manchen Säugethieren fehlen sie im siebenten Halswirbel ; viele besitzen sie in allen. 4) Die Querfortsätze der Lendenwirbel zeigen sich bei der Gattung Lepus, in geringerem Grade auch bei Dasyprocta xi. A. an ihrem freien Ende in vordere Spitzen ausgezogen. Dies sind bei juixgen Thieren distincte Ossilicationen , die erst später mit dem Querfortsatze verwachsen. Erster ALschnitt. Vom Knochengerüste. 345 taten, dem Wombat u. A. — In der Schwanzgegend sind sie bei kurz- geschwänzten Säugethieren gewöhnlich kurz; beträchtlich an den vor- deren Schwanzwirbeln bei manchen Nagern (Ratte, Eichhörnchen) und Edentaten, überhaupt stark entwickelt bei den Monotremen, dem Biber, Manis und anderen Edentaten. Bei denCetaceen, an deren letzten Schwanz- wirbeln sie abortiv werden, sind sie an der Wurzel durchbohrt von einem zum Durchtritte der Rückenäste der Art. sacra media bestimmten Canale, der weiter hinterwärts selbst seitlich durch den Wirbelkörper tritt. 3. Die Gelenkfortsätze bieten hinsichtlich ihrer Anordnung manche Verschiedenheiten dar. Bei den Cetaceen kommen nur etwa an den vorderen zwei Dritttheilen der Rückenwirbel die, wie gewöhn- lich, horizontal gestellten, flachen Gelenkfortsätze functionel ausgebildet vor. An den letzten Rückenwirbeln und an den Lendenwirbeln gehen die hinteren Gelenkfortsätze verloren und es bleiben statt der vorderen nur Muskelfortsätze [Processus accessorii] 5) übrig. Diese kommen schon an den ersten Rückenwirbeln als Theile der Querfort- sätze vor, rücken an den hinteren an die oberen Bogenschenkel und noch weiter hinterwärts an die oberen Dornen. — Bei den übrigen Säugethieren verändern die an den meisten Rückenwirbeln horizon- talen Gelenkfortsätze an den letzten Rückenwirbeln und an den Lenden- wirbeln ihre Stellung, treten von den Querfortsätzen ab und zugleich mehr aufwärts zu den Wurzeln der oberen Bogenschenkel; die Gelenk- flächen erhalten von da an, statt der horizontalen, eine mehr verticale Richtung. Von den Gelenkfortsätzen aus verlängern sich, bei den mei- sten Säugethieren, nach vorn oder auch nach hinten gerichtet, mehr oder minder deutliche, zu Muskelansätzen bestimmte Höcker, Processus accessorii anteriores und posteriores 6). Sie sind immer am stärksten und oft sehr stark an den Gelenkfortsätzen der Lendenwirbel und der letzten Rückenwirbel, meist weniger an den vorderen Rückenwirbeln, wo sie an die Querfortsätze übergehen, aber bisweilen noch sehr deut- lich ausgeprägt und selbstständig sich erhalten. Durch die Anordnung ihrer Gelenkfortsätze und ihrer Processus accessorii bekommen die hintersten Rückenwirbel bei den meisten Säugethieren also manche Uebereinstimmung mit den Lendenwirbeln ^). Am eigenthümlichsten 5) S. z. B. die Abbildungen bei Fand er und d’ Alton, Skelete der Ceta- ceen. Tab. 1. 2. u. 6. An einer mehr oder minder grossen Zahl von hinteren Rücken - und vorderen Lendenwirbeln verlängern sich diese Muskelfortsätze von hinten nach vorn über die nächst vorderen Schenkel der oberen Wirbelbogen. 0) Die Processus accessorii anteriores sind sehr allgemein vorhanden, z. B. bei den Einhufern, vielen Wiederkäuern, Pachydermen, Nagern, Affen u. A.; die hinteren kommen z. B. zugleich vor bei den meisten Affen, vielen Ferae, Beutel- thieren, Nagern u. A. Die vorderen sind oft sehr verlängert, wie z. B. bei Echidiia, I.epus und besonders bei vielen Edentaten. 7) Vergl. die Bemerkungen von Theile in Mül 1er’ s Archiv, 1839. S. 109 ff. 346 Viertes Buch. Die Säugcthierc. ist die Einrichtung der Gelenkjortsätze an den Lendenwirbeln und den letzten Rückenwirbeln einiger Edentaten »). Sie besitzen nicht nur die an der Basis der oberen Bogen gelegenen Gelenkflächen, sondern noch ausserdem tiefere oder äussere, an der Basis der Querfortsätze befind- liche, welche wieder doppelt sind. Die Processus accessorii^ in wel- che die oberen oder inneren Gelenkfortsätze sich ausziehen, sind bei ihnen von so ausserordentlicher Länge, dass sie zum Theil den be- trächtlichen Dornfortsätzen gleichkommen. 4. Leisten, dornartige Fortsätze und wirkliche längere untere Dornen gehen bei Säugethieren häufig vom Körper einzelner Wirbel abwärts. Leisten finden sich z. B. an den Körpern der meisten Hals- wirbel bei den Wiederkäuern, den Einhufern, manchen Ferae; sie die- nen dem Muse, lotigus colli zur Befestigung ; sie kommen vor an meh- ren Lendenwirbeln von Orycteropus; nach hinten gerichtet an mehren Rückenwirbeln der Monotremen, an den Schwanzwirbeln von örnitho- rhynchus. Untere Dornen von beträchtlicher Länge charakterisiren die drei ersten Lendenwirbel der.IIaasen. 5. Untere Bogenschenkel, V förmig gestaltet, also meistens ver- bunden, selten (und dann nur wenige derselben) aus zwei getrennt bleibenden Schenkeln bestehend, sehr selten auch an der Basis durch eine Querleiste vereinigt, kommen bei allen Säugethieren mit langem Schwänze vor; ausnahmsweise, wie bei Hystrix, auch bei kurzge- schwänzten. Sie gehen immer von der Verbindungsstelle zweier Wir- belkörper aus. §. 160. Rippen oder Rippen-Rudimente können an Wirbeln jeder Ord- nung bei den Säugethieren verkommen. Was zunächst die Halswirbel anbetrifft, so erscheint beim Fötus des Menschen Q die vordere Wurzel ihrer Querfortsätze, welche, dem Wirbelkörper verbunden, das Foravieu vertebrale vervollständigt, häufig als getrenntes Knochenstück und darf als Aequivalent einer Hals rippe gelten. Gewöhnlich erhält sie sich lange getrennt am siebenten Halswirbel. — Sehr lange getrennt bleiben die Cervicalrippen aller Halswirbel, mit Ausnahme des Atlas, bei den Mo- notremen 2); besonders ist dies bei Echidna der Fall, während beim 8) So bei Myrmecophaga, Dasypus, Orycteropus. Vergl. z. B. die Abb. von Dasypus bei Pander und d’Alton, Skelete der zahnlosen Thiere. Tab. VII. 1) Die Halswirbel der Säugethiere sind in Bezug auf ihre Osteogenese noch w'enig untersucht; am sorgfältigsten sind die Beobachtungen über den Menschen. Siehe in dieser Hinsicht, ausser einzelnen älteren Schriftstellern, besonders .1. F. Meckel in seinem deutsch. Arch. f. Physiol. Bd. 1. S. 594 ff. Mit Abb. Tab. VI., Müller in seiner vergl. Anat. der Myxinoi'den. Tlfl. 1. S. 230. und Theile in Müller’s Archiv. J839. S. 104. 2) Vergl. Owen, Monotremata, p. 375. Auch bei einem erwachsenen Pera- indes fand Owen eine distincte Halsrippe am Epistropheus. Erster AbscUnitt. Vom Knochengerüste. 347 Schnabelthiere, wo die übrigen Gervicalrippen verwachsen, nur die des Epistropheus, welche sehr gross ist, perennirend gesondert bleibt. Endlich finden sich bei den dreizehigen Faulthieren Rippenrudirnente, welche als discrete Knochenstücke von den Spitzen der Querfortsätze ihres achten und neunten Halswirbels ausgehen *). Die Rippen der Brustgegend zerfallen, je nachdem sie mit dem Brustbeine articuliren, oder nicht, in wahre und falsche. Ihre Verbin- dung mit dem Brustbeine geschieht selten durch wirkliche Sternocostal- knochen, meistens durch KnorpeH). Sehr selten wird der Knorpel mehrer Rippen aus zwei Stücken zusammengesetzt und dadurch eine schon bei den Crocodilen eingetretene Anordnung wiederholt 5). — Die Verbindungsweise der Rippen mit den Rückenwirbeln bietet Ver- schiedenheiten dar. In der Regel articulirt jede Rippe durch ihr Gapi- tulum mit einer von je zwei Wirbelkörpern gebildeten Gelenkfläche und durch ihr Tuberculum mit dem vom oberen Bogen des hinteren dieser Wirbel ausgehenden Querfortsatze 6], Bei den Monotremen hat nur die erstgenannte Verbindungsart Statt, indem das sehr schwache Tuberculum, das den meisten Rippen zukömmt, nicht mit einem Quer- fortsatze articulirt. Bei vielen Säugethieren articuliren einige der hin- teren Rippen nur mit zwei Wirbelkörpern oder einem einzigen. Seltener — und zwar namentlich bei den ächten Getaceen — haften sämmt- liche^), oder, gewöhnlich, die hinteren Rippen nur an den Querfort- sätzen der Wirbel. Bei einigen Getaceen bleiben auch ein bis zwei der allerletzten Rippenpaare durch einen weiten Abstand ganz von den Wirbeln und ihren Fortsätzen getrennt, ein Verhalten, das bei anderen Säugethieren nur ausnahmsweise beobachtet ist 8). — Die Verbindung 3) S. darüber Meckel, vergl. Anat. Thl. 2. Abth. 2. S. 294.; Rapp, Edeii- taten. S. 17. und den Aufsatz von Th. Bell in den Transactions of the zool. soc. of London. Fol. I. p. 113. Mit Abb. Tab. XVII. Bell sucht, mit Unrecht, den beiden letzten Halswirbeln der Faulthiere den Charakter von Rückenwirbeln zu viudiciren. 4) Bei den Getaceen findet man schon von der Geburt an, anstatt der Rip- penknorpel, wirkliche Knochen, welche sehr beweglich unter starken Winkeln mit den eigentlichen Rippen verbunden sind. Frühzeitig tritt auch bei den mei- sten Edentaten die Verknöcherung ein. 5) Dies kömmt z. B. bei Ornithorhynchus an den fünf letzten, bei Manis von der siebenten bis eilften Rippe vor; die beiden Stücke stossen hier unter einem nach vorn spitzen Winkel zusammen. — Bei Ornithorhynchus verknöchern die Sternocostalstücke. C) Th eile hat die Beobachtung gemacht, dass bei der Ratte das Tuberculum der ersten Rippe in ei^er Gelenkhöhle ruhet, zu deren Bildung der Querfortsatz des siebenten Halswirlicls und des ersten Rückenwirbels gleichmässig beitragen. 7) Z. B. bei Balaena longimana. 8) Von Meckel ausnahmsweise beim Esel gefunden; von Rapp als constante Bildung bei Delphinus delphis und phocaena beobachtet; ich finde diese losen Rippen (jedcrseits zwei) nicht nur ganz beständig bei D. phocaena (in 17 Exemplaren), sondern auch bei D. dubius, vermisse' sie aber bei 3 frisch untersuchten Narwals! 348 Viertes Buch. Die Säugethiere. der Rippenknorpel und Sternocostalknochen mit dem Brustbeine ge- schieht gewöhnlich so , dass erstere in , dem Zwischenräume zweier Brustbeinstiicke sich befestigen. — Die Knorpel oder Sternocostalknochen der meisten vorderen falschen Rippen legen sich meistens an die gleich- namigen Stücke der hinteren wahren Rippen; die hintersten falschen Rippen werden dagegen nur durch die Muskeln mit ihnen und dem Brustbeine verbunden. Einige Eigenthumlichkeiten in dem Verhalten der Rippenknorpel zu einander und zum Brustbeine werden bei den Monotremen und bei mehren Edentaten angetroffen 9 ). — Das Zahlen- verhältniss der wahren Rippen zu den falschen lO) gestaltet sich bei den einzelnen Ordnungen und Gattungen sehr verschieden. Bald sind die wahren Rippen den falschen an Anzahl gleich ; bald sind jene, bald diese — und zwar oft sehr bedeutend — überwiegend. Die Dimensionen der mehr oder minder stark gewölbten Rippen zei- gen beträchtliche Verschiedenheiten ; bald sind die Rippen rundlich, bald platt; bisweilen verbreitern sie sich bedeutend n), wie bei mehren Eden- taten und ganz besonders bei Myrmecophaga didactyla, wo sie dach- ziegelförmig einander decken, wodurch denn die Zwischenrippenräume ganz verschwinden. Häufig, obschon nicht beständig, ist die erste Rippe die breiteste 12). — Die längsten Rippen besitzen verhältniss- mässig die Chiropteren. Unter den einzelnen Rippen ist die erste sehr beständig am kürzesten. Nicht selten kömmt an dem Querfortsatze des ersten Len- denwirbels ein überzähliges Rippenrudiment vori*), und auch an den übrigen Lendenwirbeln ist, wenigstens beim Schweine im Fötal- zustande, in deutlich abgesonderten Knochenkernen an den Querfort- sätzen derselben die Anwesenheit primitiver, später freilich mit den Querforlsätzen dieser Wirbel verschmelzender Rippenrudimente nachge- wiesen 1^). Auch an den Querfortsätzen der Kreuzbeinwirbel 9) Bei den Monotremen z. B. bilden die Knorpel der hinteren Rippen lange und breite Platten, die einander dachziegelförmig decken. 10) Am meisten überwiegen die falschen Rippen die wahren bei den Ceta- ceen. Bei vielen Walen kömmt auf 11 falsche Rippen nur eine wahre; bei vielen Delphinen auf 13 bis 15 nur 4 bis 5; bei den herBivoren Cetaceen auf 16 bis 18 nur 3 bis 4; die Zahl der wahren Rippen ist dagegen bedeutend überwiegend z. B. bei Phoca (10—11 wahre, 5 falsche), bei Myrmecophaga (bei tamandua z B. 18 wahre, 8 falsche) u. s. w. 11) Breit auch z. B. bei Galaeopithecus, Lemur u. A. 12) Dies ist z. B. der Fall bei allen Beutelthieren; bei Dasypus; bei Chry- sochloris; den Fledermäusen; bei anderen ist sie die sclmialste; so z. B. bei vielen Wiederkäuern, Quadrumanen, Galaeopithecus u. A. 13) Z. B. beim Bären, bei Lemur Mongoz und anderen Säugethieren, bald an einer, bald an beiden Seiten von mir gefunden. 14) S. Müller, Vergl. Anat. der MyxinoVden. ThI. 1. S. 238. und 1 heile in Müller’s Archiv. 1839. S. 106. Erster Abschnitt. Vom Knochengerüste. 349 lind einiger Sch wanzwirbel sind bei jungen Gürtelthieren abgeson- derte, rippenartige Knochenstücke beobachtet worden ^®). II. Vom Brustbeine. §. 161 . Das Brustbein der Säugethiere besteht in der Regel aus einer einfachen Reihe hinter einander liegender Knochen vofl verschied