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in 2010 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/p1diekunstdenkml02hann
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GOSLAR N
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14. iT Vico/Oi tirc^ und tAar ^7. Raußl^en thor. 1^ Scttuh.cn hatiRc .
ff- cLt £rüdcrn kircfi . fS. Blcy ^off'c zo- Steinherae .
i MERIAN.
DIE
UNSTDENKMALER
"^^^
(9^
-c=^
DER PROVINZ
HANNOVER.
HERAUSGEGEBEN
IM AUFTRAGE DER PROVINZIAL - KOMMISSION ZUR ERFORSCHUNG UND
ERHALTUNG DER DENKMÄLER IN DER PROVINZ HANNOVER
VON
Dr. PHIL. CARL WOLFF,
LANDESBALRATII.
II. REGIERUNGSBEZIRK HILDESHEIM.
1.UNÜ2. STADT GOSLAR.
BEARBEITET IN GEMEINSCHAFT MIT
A.v. BEHR, Dr. U. HÖLSCHER.
KÖXIGL. BAURATH, PROFESSOR,
VOM HERAUSGEBER. MIT XVI TAFELN UND 348 TEXTABBILDUNGEN.
►0.^(^.0«-
HANNOVER. SELBSTVERLAG DER PROVINZ lALVERWALTUNG.
THEODOR SCHULZES BUCHHANDLUNG. 1901.
IIEIJB^T %i XJINÖ :« r>ES OES^^ÜIWLTWEBtliES.
N
i4-
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lIofbui'lKlnukerei (ipbrüder Jiineckc, Hiinnover.
Vor'wort.
it der vorliegenden Lieferung — Heft 2 und 3 des Gesammtwerkes — wird diejenige Arbeit der Oeffentlichkeit übergeben, welche sofort in Angriff genommen wurde, als im Frühjahre 1899 der Unterzeichnete die Leitung bei der Bearbeitung des Werkes über die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover übernahm. Bei der grossen geschichtlichen Bedeutung der alten Reichsstadt Goslar und der Fülle ihrer Denkmäler lag es nahe, über den Rahmen des Werkes, wie er im Vorwort zur ersten Lieferung genauer bezeichnet ist, hinauszugehen und den einzelnen Kapiteln der Kirchen, Kapellen und Stiftungen, der Befestigung der Stadt, des Rathhauses, des Marktes mit den Gildenhäusern und der Bürger- häuser eine eingehendere Bearbeitung zu Theil werden zu lassen. Die Absicht konnte deshalb bald zur That werden, weil die Stadt Goslar, nachdem die Herren Professor Dr. Kölscher und Königlicher Baurath v. Behr, beide in Goslar, sich sofort bereit erklärt hatten, an der Arbeit Theil zu nehmen, hoch- herziger Weise einen Zuschuss zu den Herstellungskosten bewilligte. Wenn es somit möglich gewesen ist, eine der Stadt Goslar und ihrer hervorragenden Denkmäler würdige Veröffenthchung zu Stande zu bringen, so gebührt der Dank zunächst den städtischen Behörden, insbesondere Herrn Bürgermeister v. Gar ssen und den genannten beiden Mitarbeitern, welche bereits seit Jahren sich mit der Erforschung der Geschichte und der Denkmäler Goslars beschäftigt haben.
Die Bearbeitung erfolgte in der Weise, dass Professor Dr. Hölscher diejenigen Abschnitte lieferte, welche ausser der Einleitung die Geschichte der Stadt und der Denkmäler behandeln, Baurath v. Behr aber die neuen Aufnahmen und die Baubeschreibungen des Kaiserhauses und der Kapitel III— VI fertigte. Die Ausarbeitung der übrigen Baubeschreibungen, sowie die mit der Herausgabe verbundenen Arbeiten nahmen den Unterzeichneten in Anspruch. Die Ver- zeichnisse sind von Dr. Fritz Traugott Schulz aufgestellt.
->*§ IV g*<^
Ausser den für den vorliegenden Zweck besonders angefertigten V. Behr'schen Aufnahmen konnten auch bereits vorhandene Abbildungen und Pläne für die Veröffentlichung benutzt werden. Fig. 55, 83—86, 92, 120, 129, IM, 166, 236, 272, 328,329 und 337 sind nach den Aufnahmen der Messbild- Anstalt für Denkmalaufnahme im Königlichen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, Fig. 8, 9, 257, 266 und 341 nach den Aufnahmen der Lichtdruckanstalt von Stengel 6c Co. in Berlin, Fig. 213 nach einer Aufnahme der Kunstanstalt von Zedier & Vogel in Darmstadt, Fig. 97, 107, 142, 149, 150, 155, 159—161, 200-202, 273-276, 281-283, 288, 293, 310, 311, 314, 327, 334, 343, 345, 350, 354, 361, 365, 367, 372 nach Bildern des Photographen Sonnemann in Goslar wiedergegeben. Die Abbildungen 13_15, 44—48, 52—54, 56, 59-68, 73, 74, 78 und 110—115 sind dem Mithoff'schen Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte, Fig. 169 — 173 und 181 — 184 den Mittelalterlichen Baudenkmälern Niedersachsens ent- nommen, und den Fig. 104—106, 144 — 148, 156—158, 192 und 318 Hegen Zeichnungen und Aufnahmen des Regierungsbaumeisters Schlöbcke zu Grunde.
Die Lichtdrucktafeln sind von der Kunslanstalt G. Alp er s jun. in Hannover, die Druckstöcke für die Textabbildungen von den Kunstanstalten L. Hemmer und P. Schreiber in Hannover und Meisenbach, Riffarth & Co. in Berlin geliefert. Der Druck erfolgte durch die Hofbuch- druckerei von Gebrüder Jänecke in Hannover.
Hannover, 15. Februar 1901.
Carl Wolff.
Inhaltsverzeichniss.
Seite
Einleitung 1
I. Kaiserliche Stiftungen.
Das Kaiserhaus 13
Das kaiserliche Donistift und der
Domsprengel 38
Das C'horherrenstift auf dem l'eters-
berge 70
Das Augustinerkloster auf dem
(Jeorgenberge 77
Kloster und Kirche Neuwerk . . . S4 Das Frankenberger Kloster . . .110 Das Briidernkloster der Minoriten . 111 Das Kloster zum Heiligen Grabe . 112
Das Kloster St. Viti 114
Die Cäcilienkapelle am Himmel- reiche 115
Die Aegidienkapelle 116
II. Städtische Kirchen und Kapellen.
Die :\Iarktkirche 119
Die Jakobskirche 138
Seite
Die .Stephanskirche 1.')")
Die Johanniskirche im Bargedorp . IGf) Die Frankenberger Kirche .... 1(17
Die Klauskapelle 1S9
Das Grosse Heilige Kreuz .... li^l') Das Kleine Heilige Kreuz .... 204
Die Annenkapelle 200
Das Leprosenhaus 211
III. Die Befestigung der Stadt . . 213
IV. Das Rathhaus 267
V. Der Markt und die Gildenhäuser 305
VI. Strassen und Wohnhäuser . . . 320 Die ältesten Wohnhäuser .... 325 Gesammtanlage der Wohnhäuser . 328
Steinhäuser 345
EntAvickelung des Faehwcrkbaues . 353 Häuser gemischter Bauart .... 357 Faclrwerkhäuser 372
Ortsverzeichniss.
Soite A.iclicii TS, 8]
BiTf-durf . . . IV;, IG;-)— 1(J(5, m\ 204, 320
Hlankcnlmrji- 21<j
i'.raimschwcifi- .... 3o, 42, 7'.), 156, 37(5 15\nst'.'l(lc <>;">
C.irvcy 7, 114
Ücdcli'voii 40
Dingolstedt 40
Eirclii 40
Fiil(l;i 43
üifr.Hli'licn iMcierei) 40
(üttclrtc 306
Crauli.if (Kreis Goslar). 142, 150, l.V), 221
Haliiidorf (Kreis (loslar) 221
Hannover löj, lüG, 1G2 220
Harliiijcerode 39
HarzburfT 38
Ilciniii^eii (Kreis (.idslari 142
lleissum (Kreis (ioslar) 142
Uersfeld 47
llildesliriiii 78
llirsaii 39
Seite .Terstcdt (Kreis Coslar) 39
Laiiisi)rinjie (Kreis Alfeld) 142
Nürnberg- 9, 271, 278, 281, 30G
Olhof (Kreis (ioslar) 88, 221
Reinstedt (Meierei) 40
Hiddagshausen GT
Kieehenberf;- (Kreis (ioslar) llö, 142, 149, 221 Rom 277, 278
Salder (Amt) 40
Semmenstedt 40
Speyer 47, 65
8trassl)ur-- 121
Sudberg 77
Siipplinburg 113
Trier 38, 40, 41
Valendar (Weingut) 40
Walkenried 67,115,116
Weddingen (Kreis Goslar) 67
Werle \ 5
Wernigerode 271
Wolfenbüttel (Amt) 40
Zilly 40
Verzeichniss der Abbildungen.
1 2 3
4 ö (i 7 8 1» 10
13—15
16
17 18—42
43
44
45
46 47—48
49
50
51 52—53
54
55
56 57—59
60 61—62 68— 6(j 67—68 69—70
71—72
73—74 75
76 77
78
Ehemalia;ev Dom:
Goslar na i'li Moria n
Plan der Stadt (ioslar vom Jalire 1803/4
Das Kaiserhaus; Lageplan
„ .. Grundriss
;, ,, Längenschnitt
,, ~ Querschnitt
,, „ Schnitt durch die Ulrichskapelle ....
,, .. Ansicht ,
„ „ Kaisersaal
-, ~i Wandsäule . . ,
„ „ Kopfbänder
n „ Kaiserstuhl
„ ^ "Wandteppich
,, -, gefundene Säule
., ., gefundene Architekturtheile
Grundriss
Querschnitt
Längenschnitt
Nordseite
Westseite, Ostseite
Blick in den Chor
Blick in das Schiflf
Querschnitt
Kämpfer
r, r) Säule
n „ Nordseite
n n Ki'odoaltar
„ ,, (Jrahsteine
„ „ Kaiserstuhl, Grundriss
,, ., „ Vorder- und Kückseite . . . .
„ „ „ Theilzeichnungen
^ -T Säulen
Zum Hospital des Deutschen Ritterordens gehörig;
Grundrisse
Zum Hospital des Deutschen Ritterordens gehörig;
Schnitt, Ansicht
Die Kapelle des heiligen Geistes; Grundriss, Wandpfeiler Die Kirche auf dem Petersberge
Seite
Die Donikapellf
•1 n
Die Kirche auf dem Georgenberge
Siegel
20 21 24 25 27 28 33 35—37 48 49 50 51 53 54 55 57 58 58
' 59 j60— 61 I 62 I 63
1 64
66
I
68
69 70 73 75
83 84
Tafel
I
II
III
IV
-^>^ VIII s^-
Figur 7!»
SO Sl
82
Hi
8.')
8(1 87—91
92 !»3— 94 95— 9(i
97 98— lüG
107 108— 1(» 110—112 113—110
HC
117
iis
119 I 120
121
122
123 124—126 127—128
129
130
131 132—133
134 13:')— 13(5
137 ! 138 139—140
141
142 |143— 14H
149
ir.o
löl I 102
ir>3-ir4
155 I 15«
157— ir.8
159-lC.l
lt;2
Seite Tafel
Die Ncuworkskirclic; (hiindni^s , 91
„ Siulseito 92
Länffcnschnitt 93
71 T) » (,-
Qiiorsclmitt j •'•>
„ AVcstsoite j 90
n:uii)t:ii)sis ' 97
,, r.lick in (l(Mi Chor ' M
" ^ lUick in das Schift' VII
l'foilor 99-100
Eingang auf der Nordseite Engelsfignr, Figur Christi
101 102
Dienstkapitäl, Altarleuchter 102
71 1 ^
,, Cruciüxus 103
(»locken, Glockeninschriften, Glocken- 104 — 107
71 71 ' '
bildor
Kanzel 108
Der Trollmönch : ^^^
Die Aegidienkapelle : ll'<
rfcilcr ' 118
Die Mark-tkirclie; (irundriss j 12(j
,. ., Südseite |
„ „ (Querschnitt 1 127
^ „ Längenschnitt 128
,, „ Blick in das Schiff
., ,, Dienstkapitäl im Chor 129
vermauertes Fenster im Chor 129
" '' I
^ „ Fenster im Chor ! 130
^ ,, Hauptgesims des Chors, Sockel 131
., „ rfeiler im Schiff . 132
., „ Fischbeck'sches Grabmal 135
„ „ Wandleuchter , 137
Die Jakobskirchc; Grundriss ! 141
,, ,, Nordseite und (Querschnitt I
„ „ Blick in das Schiff !
„ „ Strel)ei)feiler am Chor und am Schiff . .\ 143
„ „ Thüre der Nordseite 144
„ „ Thüre der Südseite ' 145
„ „ A'orhalle der Südseite 146—147
„ „ Kanzelfuss I 149
„ „ Crucifixus 150
„ ,, (ilocke, (ilockeninschrift, Glockenbilder .ilöl — 152
153
154
VIII
IX
„ „ Kanzel
y, „ Monstranz . . .
Die Stephanskirchc; Grundriss . .
„ Längen schnitt
157
158
Die Fvankenbcr
Nordseite und C^uersclniitt
Blick in das Schiff 160
Kniporenbinistung 161
Kanne und Ci)»orium 163
Kelche 164
;er Kirche; (irundriss 173
X XI
XII
1
->*§ IX g*<-
Figur 163—164:
165
166
167—168
169—170
171 I 172— 173j 174—1771 178—179!
180 ; 181—184
185 186—187
188
189
190 191—192
193
194
19Ö 196—197
198
199
200—202
203—207
208
209 210—212
213
214
215
216
217
218
219
220
221
222
223
224
225
226
227
228
229 ^30—231
232
233
234
9?.r.
Die Frankcnbcr^ov Kirche; Südseite und Querschnitt . ,- ., ., Läniienschnitt
n n ii Ostseite
•■; ,, ,, Haupt- und Xebenpfeiler . .
„ ,^ „ Kapitale im Mittelschiff . .
r n r Bogenfries
,•, ,, „ Säulen der Empore
,1 ., „ Ulocken, Glockeninschriften
„ „ „ Grabsteine
,1 ., Kanzel
,, ., ., Wandmalereien
Die Klauskapelle: (irundriss
,, ,, Querschnitt, Längenschnitt
,, ,, Schaubild
„ «, Decke des Schiffes
„ „ Schränkchen
„ ., Glocke, Gldckeninsclirift
., „ Kanzel
Das Grosse Heilige Kreuz: Grundriss
.1 " ,, ., Ansicht
„ ,. 11 n Schnitte
11 11 n 11 Nordseite der Diele
11 11 n n Eingang zur Kapelle
„ ., ,, ,, Crucifixe
„ 11 11 „ Grabstein, Steinsarg
Das Kleine Heilige Kreuz: Denkstein
„ ;i ,, -1 Steinbild
V V 11 71 Wappen
Der Frankenberger Plan
Die Annenkapelle; Grundriss
n 11 Querschnitt
„ „ Dachreiter
n n Herd
„ .. Fenster
D a s E e p r o s e n h a u s
Befestigung am Dicken Zwinger; Quersclmitt
„ „ (Jeorgenberg; Querschnitt
Weberthurm und Teufelsthurm
Breites Thor nach Landgraf
Klausthor ,, „
Vitithor ..
Rosenthor ., „
Das Wasserloch; (irundriss
Breites Thor; im Jahre 1804
„ 11 Lageplan
•, 11 Grundrisse des nördlichen Zwingerthurms . . . „ „ Querschnitt «, „ „ . . . „ „ Schaubild ., ., „ . . . ,1 11 Grundriss des südlichen Zwingerthunns . . . . -, „ Grundrisse des inneren Tiiorthurms und Flanken- thurms
Seite
174
176
177
178
179 180—182
183
184 18(J— 187
189
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191
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198
199
200 201—202 203—204
205
205
205
206
207
208
2m
210 210 212 223 223 224 226 226 227 227 229 230 231 232 234 235 236
237
Tafel
XIII XIV
->? X g-^-
Figur 23()
237
238
239
240
241 1242-243
244
245
241; 247— 24H
241»
250
251
252
253 2r>4— 255
25»)
257
2r)8 25i)— 2G0
2()1 I 2G2— 2G3 2(i4— 2()5
2(;g
2G7
2(JH
2()9
270
271
272 273-275
27« 277—279
280
281
282
283
284
285
28G
287
288
289
2*H)
2i>l
2«t2
2*»a
21»4
2*.>5
lircitos Thor; Schauhild dos innoron Thortlmnus und Flankon-
thurnis
OiuTsclinitt dos innorcn Tliorthurms
Das Wassorlocli; Quorsohnitt
Kcfrolwortthnrin; (4riindriss
mit Stadtiiiauor
Schiossscharto
IHcUiT Zwiii^MM-; (Jnindriss, Quovschnitt
Wapponstoino
KlaiistlKir im .laliro 1804
l'.ofostifjunj;- am Frankonbovge
Dio Frankon bor jjor Kirch o; Scliiossschavtini
Schwoinothurm
Vitithor im Jaliro IHUl
Htisoiitlior „ ,, ,1
„ Wohrj^aiif? ...
„ Laj;oi)hin
„ (iriindrisHC dos Za\ ingerthurms
„ Querschnitt ., „
„ Schanbild .. ;,
„ Bilduische am Zwiugcrthurm
Woborthurm
Toufelsthurm
Warte auf dom Sudmorborj?
Maltormoistorthurm auf dorn Kammelsberg
Dor Markt mit Kaisorwort, llathhaus und Marktbocken K:ithlrius: Erdgoschoss
., O))or}j;oschoss
„ Südsoito
„ Sclmitt
„ Krag-stoin
„ lluldifjuugszimmor
„ Wandbihlor
„ Dockoubild
„ IJosdihig eines Wandschrankes
„ Malerei im Fenstersturz
„ Bergkanno
„ ("rucifix
yi Schwurhand
fl Tisch
„ Brüstuiigsplatte
^ Fenster der Diele
„ Thiir auf dor Diele
^ Krcudouchtor
Miirktbockon: Schaubild "
r, Wasserspeier
V Adler
Amtsgericht: Säule
Uäckorgildohaus; Schaubild
Wapponstoiu
Walkmühle: S('ty,s(h\voll(> . . . .
Seite , Tafel
238 239 243 244 245 24(i 247 248 250 251 252 253 254 255 250 257 258 259 2(J0 2(51 2G2 2G3 2G4 2G5 283 284 285 28G 287 288
290 291 292 293 294 296 297 298 299 300 301 307 308 308 309 314 315 317
XV XVI
->^ XI §*<-
Figur 296—303
304
305
300
307 308—309
310
311
312
313
311
315
31G
317
318
319—321
322—323
324
325
32G
327
328
329
330 831—332
333
334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 a44 345 346 347
a48
349 350 351 352 353 354 355 356 357
Siegel Goslarischer Gilden
Bergstrasse 3; Fenster
Jaeobistrasse; sog. Kloster
Frankenbergerstrasse 11; Grundriss
., „ Schanbild
Möncheliaus: Erdgeschoss und erstes Obergeschoss
Schaubild
Wandmalerei
„ Theil der Seitenansicht
., Thür
Abzuchtstrasse 8; Stubenthür .'
Glockengiesserstrasse 21; Stuckdecke
HoheAveg 4; Stuckdecke
Üfenplatte
Zimmer in der Münzstrasse: Schnitt und Grundrisse. . .
^ Theilzeichnungen
., ., Ansicht
Bergstrasse 4
Eingang zur Brauerei
Königstrasse 1; Schaubild
Schreiberstrasse 10; Decke
,, „ Kamin
Wortstrasse 7
Küsterhaus am Frankenberg; Theilzeichnungen
Hintergebäude des Grossen Heiligen Kreuzes: Thür-
klopfer. Glockengiesserstrasse 1 Hoheweg 16
Königstrasse 1; Theilzeichnung Loge
Münzstrasse 11
Wortstrasse 9
Brusttuch; Grundriss
„ Schaubild
., Westseite
,, Theil der Ostseite
Bergstrasse 45; Knagge
,, 60
Glockengiesserstrasse 22; Balkenkopf . . .
An der Gose 31
•: „ .,33
Kornstrasse 10a; Balkenkopf
Marktstrasse 1
Schielenstrasse 2
Wortstrasse 10
Glockengiesserstrasse 70; Fächerverzierung
Bäckerstrasse 2 und 3
„ 3; Grundriss
„ „ Schnitt
_ _ Ansicht
Seite 318 325 326 327 329 333 334 335 337 338 339 339 340 340 341 342 343 344 345 347 349 350 351 352 354
357 358 360 361 363 364 365 367 368 369 370 373 374 375 376 377 378 379 382 384 385 387 38h! 389 390
Tafel
b*
->g XII S^-
Figur 358 3'ß 3tlO 3GI 3(52 303 3(54 Sfi;') 3()ri 307 3G8 3(;9 370 371 372
IJcckst rasM' 13; firundris.s Scliiiitt Ansicht Ucrjfstr.-isso i')3 Fr:ink('iil)orj;or8trass(' 21; Konsole
(ilockon}?icsserstr:vsso 30
.Ijiknbistrasso 1 . . .
15
17: Dolilc
Seil II li li (t i" 4
Worts t r a s. s (' S
11
I>ärinf;('rstrasso 1
Ilerftstrasso Gl
Forststra ssc, Kckc J'ra n kcnlK'vi'crstrasso
Seite 392 393 )4 395 397 398 400 401 403 407 408 409 411 412 413
Sachverzeichniss.
(Die stärker gednu-kten Seiten
Altäre 8, 12, 26, 38, 39, 41, U, 17, r)2, Jl, 56—59, G7. 71, 74, 77, 78, 81, 82, 85, 86, 87, 89, 103—101, 109, 112, 113, 116, 120, 123, 124, 133—134, 139, 142, 145, 149—150, 155, 156, 161, 165, 167, 168, 180—181, 185, 193, 199, 204, 207, 208, 210, 211, 214, 228, 270, 271, 280, 282.
Altarleuehter 11, 71, 104, 134, 150, 156, 161, 210.
Becher 291, 295.
Befestigung; Thore: Dartlu^lonuieiis-oder Breites Thor 5, 9, 10, 70, 189, 211, 214, 21C), 217, 218, 221, 222, 224, 225—228, 230—242, 252, 2;54, 263, 264, 2^, 304, 321, 323. Erzholendor siehe Tipenthor, Frankenthor siehe l'ipenthor, (iröi)eren- thor 215, 243, Kaiserthor siehe l'ipen- thor, Lainborger dor 215, Marienthor siehe llosenthor, Nikolansthor 189, 192, 214, 215, 218, 220, 222, 224, 225, 228, 250—252, 255, l'ipenthor 215, 249, 266, Kosenthor 7, 85, 89, 113, 213, 214, 216, 217, 218, 219, 222, 224. 225, 228, 2.54, 255—263, 2(55. 266, 320, Seherperthor siehe l'iijenthor, Schloppdor 215, Yiti- thor 7, 8.5, 113, 114, 115, 189, 213, 214, 217, 218, 224, 225, 228, 229, 254—255, 321. Thünne: Achtennann 21S. 224, 2.54, 2.55, 2.5(5, 257—261, 264—2(55, 2(5(5, Bäcker- thurni 217, Daniel.sthiirni 214, 21(5, 217, 233, (iröperenthurm 21(1, Hagelthurni siehe Teufelsthurni, Ihuistluinn 221, Hirtenthnrni 217, Holie Warte 221, Kaiserthurm 249, dat swarte Kalh 217, Kegehvortthnrni 207, 21(5, 222. 244—246, Knochenhanerthurni 21(5, 246, Ivöther- tliurni 21(5, 218, 225. 24(5, 266, Kranier- thunn 216, 224, 225, 249, 253. .Malter- nieisterthurm 2(55, 266, (»kcrtlnuni 221, l'apenthurni siehe Kraniertlmrni, l'anls- thurni siehe Aehterinann, l{ni)ertsthiirni siehe Kranierthurin, Schäferthnrni 233, Sclilaninikiste siehe Wasserlocli.Sclnuiede- tluirni 217, 219, 224, 253, Schneiderthurni
beziehen sich auf Al)l)ildungen.)
j (59, 217, 249—250. 252, Sclmsterthnrni
j 216, 217, 25(5, Schweinethurui 217, 225,
253 — 254. Tlinrui auf dem Sudnierberge
221, 265, Siitorn 221, Teufelsthurni 216,
222, 224—225. 263—264, Truwernieht 215, 249, 2(5(5, Wachttliurni siehe Schäfer- thurni, Wasserloch 21.5, 216, 228, 243—244, Weberthurni 216, 225, 263.
Zwinger: Dicker Zwinger 218—219, 224, 246—250, 254, 255, 2(56, Papen- zwinger 219.
Bildwerke 9, 10, 19, 33, 34, 39, 40, 41, 46, 47, -)-2. 56—58, 59, 61, 62, 64, (55, 77, 81, 85, 90, 99. 100, 101, 102, lol, 106, 109, 110, 112, 122, 134, 136—137, 138, 139. 142, 144—145, 148. 149, 150, 151, 152, 1.5(5, 161. 162, 163, 1(54, 1(5(5, 171, 175, 177, 180, isi, 182—183, 185, 192, 194, 203, 204, 206, 208, 210, 211, 212, 229, 231, 236. 239, 241, 252, 254, 255, 256—257, 259, 261, 269, 270, 287, 288, 289, 292. 2116, 297, 298, 301, 302, 307, 308, 309, 311, 312, 313, 31(5, 317, 332, 350, 351, 353, 364, 366. 367, 370—371, 376, 38(J— 381, 387. 391, 396, 397, 398, 399, 402, 405, 406. 407, 409, 411, 412, 413, 414, 415.
B u c h ni a 1 e r e i e n 150, 293—295.
Burgen 6, 22, 38, 44, 4(5, 47, (50, 7.S, S9, 302.
Ciborien 124—125, 134, 142, 161—162, 181.
Crucifixe 8, 11, 12, 2(5, 32, 44, 47, 52, 59, 64, 81, 104, 106, 110, 122, 124, 134, 136, 137, 139. 11-2, 150—151, 152, 161, 162, 163, 1(54, 1(59, 181, 18.5. 18S. 193—194, 200. 210—211, 282, 293, 295.
Dachreiter 199, 209, 212.
Denkmäler 108—109.
Ellen 293.
Evangeliare 43, 94, 293—295.
(;efäss(> 41, (5(5, 124, 280.
(ieniäide 11, 32, 43, 44, 47, 76, 81, 87, 104, 107, 109, 112, 134, 142, 149—150, 151, 15(5, 161, 211, 2(5(5, 296, 304, 415—416.
-^>S XIV g^-
Clas^cmühlc 11, 12, 47, 54, 59—60, 7Ö,
1(J4, 112, 120, 134, lOO, 201, 208, 211,
282, 2!);'), 371. (; locken 44, 4(1, TC, TS, ;i4, 104r- 107, 123,
124, 12;-), 142, 151, IT)-), 1.-.0,1C.2, 181-182,
192, 193, 194, 306. 307. Cdttoskii.stcn 1(»S, 134, ir)l. Criibmälor iiiid (Jrabstoine 8, 11, 12,
31, 44, 47, 60-62, OT, 71, 82, lOS, 121, 134, 137, US, 1.0-), ICG, 171, 182- 184, 201 203, 359.
C rillt 41, 42, 4C., 47, :)-J, 66, 121, 131, 270. 11 uns er: (Üldfliiiiiscr: l'>äck('rf>il(loli;ui.s 10,
11, 11.-), 122,314- 317, Flciscli.^cliurrenail, 317, Kr;niR'r;;il(l('liaiis 10, 313, 314, Kitrs(lm(M-'>il(l('liaiis 312-314, Münzcr- •iildcliaiit* 309—310, Scliuiiodcjiildeliaus 317, ScliiH'idcrjiildoliaii.s 314, Sclinstor- ^nldcliaiis 311, 317, Wort il, 30»;, 310— 313.
llos])it;il('r: .Viiucidiospital s, 10, 75, 207- 211, 21.-), 21C>, 220, 240, 277, 281, (■ros.so» Hoili{j:os Kroiiz (i, 8, 07, 70, 112, 114, 1 (•);->, 160, 171, 195- 204, Kleines ileilij,'es Krenz 10, IJ».'), 204r 206, 229, Hospital des Dentseliovden.s 0, (J7 — 09, 19.-), St. fjidovici (;, 07, St. Sjiiritns 203, Neii\verksliosi>ital Sf).
Wolinliäiiser: S, 11, 22, 41, 42, 02, Ol, (•)0, 82, 1(»9— 110, 115—110, 125, 192, 211 212, 244, 252—253, 310, 317—319, 32a 416, IJnisttueh U, 125, 315, Kaiser- iiaus 3, 5. 0, 7, s, 11, 12, 13—34, 38, 39? 40, 47, 52, 56, (V4, (i5, 78, 89, 213, 215, 219, 220, 249, 270, Mönelieliaiis 11, 82, Trollniöneli 113—114, 204. ausinarken 317, 319, 348. 402. 412. aiser.-saal 15, 10, 17, IS, 19, 25, 20, 31,
32, 34, 40. ais erst Ulli 17, 19, 26, 44, 45, 40, 47,52,64. aniine und 11 eizun^Lisan la j;en 25, 74,
109. 209, 241. 21.-.. 266, 299. 303. 331, 335. 341. 342, 344, ;U0, 350 351, 371,413.
;> 11 II (11 121, 134,142, 153,162. l.s4,292-293.
:"izciii s. 11, 12, 44, 85, 86, 90, los, 109, 112, 122, 123. 134-130, 142, 148, 152, l.-).-), 1.-.0, 162, 104, 184 185. 192, 195.208.
aiiellcn: .Vf-iidicnUaiicIle 7, 116 118.353, .■•..■.7. .\ndreaskai)filc Oi|, Annenkapelle 206 211, Aii;riistiiniskai)elle S, 107, 171, 1S3, r>artlii)loniaeiiskapelle 211, 228, 237, 241, St. r.lasinsk.aitelle 41. Caeeilien- ^»V^-\U' 7, 115-110, 3(M;, 322, Daniels- kai..-llf 70, 214, 22S. Donikap.-Ile 0. s.
12. 20. 29. 31, 39. 40. 52. 51. 55 66. 71.
77, 123, Anf dem tJcorgcnberge 82, 84, Kapelle de.s Heiligen Geistes 6, 67, 68, 69, Kapelle zum Heiligen Grabe 7, 81, 113, Kapelle im (^rossen Heiligen Kreuz 197, 199, 2(M), 203, Kapelle des heiligen A^eit 228, St. Johaimiskapelle 105, .luttenkapelle siehe Martinskapelle, St. Katharinenkapelle 72, 75 — 76, 122, 201, Klauskapelle 189—195, 214, Klansthor- kapelle 11, 214, 22S— 229, 2.50, Klus- ka])elle 70, 77, St. Marienkai)elle bei der .lohanniskirclie 165, im Kaiserhause 6, 14, 15, 16—17, 47, 270, im Kathhanse 125, 270, 282, 287—291, 293, 297, über dem Rosenthore 85, 213, 228, Maria Magdalenenkapelle 41, 69, 76, Markt- kapelle 267, Martinskapelle 69, 70, Kapelle hinter dem Mönehehause 82, Kapelle in der Münzstrasse 82, St. Nikolanskapelle 8, 41, 165, 228, l'an- kratiuskapelle 211—212, St. Trinitatis- kapelle 270—271, 282—285, 295, Kapelle .St. Komani und l'etri 77, Thomas- kapelle ()7, ririehskapelle 6, 14, 15, 16, 17, 18, 22, 24, 30—31, 33, 40, 47, 65, St. Vituskapelle 115, 228.
Kelehe 11, 12, 32, 81, 88, 124, 136, 142. 153, 156, 163—164. 166, 185, 276, 295.
Kirchen; Brüdei-nkirehe 112, Dom 3, 0. 14, 17, 2(5, 30, 32. 33. 34. 38—54, .55, 56, 59, 02, 64, 05, 66, 07, 69, 71, 75, 76. 81. 120, 123, 124, 137, 156. 105. 100, 109. 181. 209, 2S1, 282, 301, 321, Frankenberger Kirche 5, 7, 8, 10, 40, 110, 111, 139, 167—188, 206, 217, 219, 221, 224, 225, 252, 253, 255, 266, 271, 353, Georgen- l)erger Kirche 78, 80, 81, 82—84, Grau- höfer Kirche 155, Harzbiirger Stifts- kirche 38, Hildesheim: (iodehardikirche 90 und Kirche auf dem .AI o ritzberge 72, .Takobskirche 5, 8, 10, 12, 87,89,112,113, 138-154, 207, 288, 298, 342, 371, 399, .Tohanniskirche 66, 81, 165—166,190,2(4. J.iebfrauenkirche 14, 32, 33, 38, 39, Marktkirche 5. 8, 10, 12, 46, 61, 67, 89, 116, 117, 119 138, 104, 100, 181, 197, 270, 277, 281. 29.-.. otM".. 308, 31.'). 348, 380, Neuwerkskirche 7, 8. lo. 84—110, 123. 170, 171, 214. 210. 2.V), l'etersberger Kirche 71 — 75, Hiechenl)erger Kirche 149, Stephanskirche 5, 8. 10, 46, 47, Cd. 155-164. 212, 304, Thomaskirche 5, 0. 00, Sl, 124.
Kirchstühle 20, 14. 90. 142. L^iO. l.-)l, 19.->.
-^>^ XV S-:-
Kirclithürine IG. 17. 33, 41 42, 43, 45, 4G. 52, 72, 74, 75. TS. 82. 84, 87, 89, 98, 102—103. 106. 107, 117. 118. lü. 122. 123, 124, 129. 132. 133, 138. 140. 142. 143, 148—149,15:, 156, 159, 160—161, 1G5, 1G8, 1G9, 171, 172, 177, 178—180, 188. 253, 288, 315, 416.
Klingelbeutel 152, 156.
Klöster; Axigustinerkloster G, 77 — 84, 221, 328, Bartholoiuaeuskloster 189, Brüdern- klostev 7, 111—112, 142, 197, 199, 225, 254, Eremitenkloster 31<>, Fnmkenbergev Kloster 2, 7, 110—111, IGS— 1G9, 188, 219, 220, 321, St. Godehardikloster 142, Grauhof 142, 150, 155, Zinn Heiligen Grabe 112—114, 221, 321, Heiningen 142, Heissmnl42, Hersfeld47, Laui8pringel42, Locciini 364, St. Michaelis 142, Nen- werk 2, 7, 34, 81, 84—110, 114, 138, 139, 140, 162, 213, 214, 215, 216, 220, 262, 306, 321, 341, Olhof 88, Kloster des Peterstiftes 238, 828, Kieehenberg 115, 142, St. Viti 7, 114—115, 189, Walken- ried 115, 116.
Kreuze 40, 41, 44, 56, 59, 67. 76. 94. 134, 138. 139. 144. 148, 166, 175, 183, 204,
238, 280, 289. Kreuzgänge 42, 74, 7S. 82. Krodoaltar 38, 44, 45, 46. 47, 52. 56—59, 180. Kronleuchter 43, 44, 46, 47, 123, 136, 142,
155, 156, 164, 185, 269, 301—302. Kupferstiche 11, 266, 296. Lesekanzeln und Lesepulte 1()9, 136,
159, 164, 185. Lettner 52. 109, 155, 164. Leuchter 56, 94, 156, 296. Maasswerk 25, 52, 61, 129, 136. 144, 14s,
163, 172, 175. 18(). 185, 253, 288. 297,
298, 313, 354, 355, 376, 383. Missale 142, 150. 295. Monstranz 41, 153, 163. Münzen 156, 162, 292. 296, 309. Nonnen chöre 87, 253. Ofenkacheln und (»feniila tten 75,
331, 341. Orgeln 44, 76, 90, 123, 140, 142, 153, 1.55,
156, 159, 169, 170, 185. Paraniente 44, 71, 124, 142, 154, 156,
208— 2»), 211, 280. Uathhaus 3, 7, 8, 9, 10, 43, 80, 122, 125,
239, 255, 266, 267—304, 3(m;, 30^i, 311, 312, 323, 371.
Rcliquiare 47, 296. Keli(iuienkästen 59, 71.
Keliiiuien Schreine 40, 41, 47, 71.
Ringe 296.
Särge 40, 41, 43, U, 46, 52, 6Ö, 77, 166, 204.
Sakramentshäuser 47.
Schränke 44, 66, 75, 110, 194, 208, 271, 291, 303—304, 332, 410.
Siegel 84. 120, 208, 282, 296, 319.
Siegelstenipel 296.
Sonnenuhren 177.
Stifte; Andreasstift 6, Domstift 1, 2, 6, 17, 38—70, 71, 76, 120, 156, 277, 282, 293, Domstift zu Hildesheini 78, Maria- Magdalenen-Stift 6, Martinsstift 6, Peter- stift 2, 6, (M), 66, 70—77, 81, 238, 277, 281, 3(;9.
Tabernakel 109, 150.
Tauf steine 12, 44, 46, 124, 125, 136—137, 142, 154, 155, 156, 164.
Teppiche 26—29, 44, 47, 52, 94, 98.
Thron se SS el 94, 98, 272, 295, 296, 302.
Thürklopfer 109, 357, 362, 416.
Tische 296—297.
Uhren 44, 156.
Vasen 137, 195, 211.
Vorhallen 26, 46, 52, 75, 133, 140, 143, 148.
Wälle; St. Annen wall 246, Bartholomaeus- wall 214, Scherperwall 269, Stadtwall 89, 213, 216, 217, 218, 221, 222, 224, 225, 228, 243, 252, 2r>4, 264, 266, Thomaswall 218, 246, 248, 249.
Waffen 216, 220, 222, 224, 232, 233, 241, 245, 249, 257, 297.
Wandlenchter 137—138, 142, 164.
Wand- und Deckenmalerei 7, 8, 9, 10, 11, 19, 26, 31, 42, 56, 87, 89, 90-94, 98, 108, 109, 121—122, 124, 138, 140, 15(;. 160, 168. 169. 170, 171, 172, 185—188, 193, 195. i;iT. 198. 199. 208, 209, 269, 271—287, 290, 291, 303, 312, 313, 335, 336, 337, 338, 341, 342, 344, 346, 350—351, 363, 371, 383—384, 410. Wappen 25, 28, 29, 39, 61, 62, 82, 104, 108, 109, 112, 114, 124, 134, 136, 137, 154, 162, 17.), 181, 183, 184, 185, 190, 201—203, 204. 206. 20S, 211, 212, 230, 239. 249, 252. 251, 255, 260, 261, 2(59, 288, 290. 291. 292, 295, 297, 301, 302, 313, 315. 319. 331. 341, 342, 345, 346, 347. 348. 351. 352, 3.53, 354. 359, 361. 362, 36L :m-,:>, 36G, 371, 376, 388, 396, 397, 40.-). 406, 412, 4L5. Weihrauchgefässe 56, 71, 124, 154. Weihwassevbecken 74, 88.
Künstlerverzeichniss.
r.ciino. KlcriUcr von llirs;ni ( Uaiiiucistor),
] I, :J4. y.i. l>i-r>;fr, lloiiniiifj: ((;o8('liützf>;ii\-<s(M-\ 220. CollxT. AriKikl (Bauineistor), 56. Dürer (Malon, 47, 151). Kngclliard, llinricli ((iesc-liiitzgiessor), 220. (irovo, Nifolaus ((ilockengiessor), 151. llarbcrt v()nBardowyk(,(jescliützj!:iossor),220. llartiiianii (Hildluuior), 39, 5(j. II. S. (liildhaiior), G2, 13G. Karston, .^^lanjj;!!!!« ((Jiesser), 137, (39G). Köjjpol, Daniel (Baumeister), 155. Körlter, Milian ((Jeseliützgiesser), 220.
Kraiiacli (Maler), 1-7, 15(3.
Mente,. Curt (Gesoliützgiesser), 220.
Michaelis, J. C. (Uhrmacher), 15G.
Mitto (Baumeister), 155.
Poppe, Daniel (Maler), 336.
Kaphon (Maler), 281.
Riedeweg, Thomas (Gloekeugiesser ), 156, 162.
Schmidt, Christian Andreas (Kupfer.'itecher),
266, 296. Wilhelm (Bildhauer), 85, 98, 101. AVilmot, Olrik (Baumeister), 42. AVolgemut, :\Iichel ^(Maler), 9, 271. 272,
281, 282.
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(Titel des kleinen Stadtplans in der Kämmereikasse.)
Grundriss
der ehemals Kayserlich Freyen Reichs-, jetzt Königlich Preussischen Stadt Goslar,
verjungt und kompletiert im Jahre 1804 von B. J. Heering.
(Titel des grossen Stadtplans.)
".H ihTs.™l:r Ki ^7" «-^™ j''"M„ig,ich Preus,i.oh„„ .tadt l.oslar
Hegen nach rtL , rl Bratästcllen, welche innerhalb doi Stadtmauein gen, „ach dem angefert.glen Feuer Catastro einzeln nnmmer.ert und nach Vcmii!.,.„ j r nhier, Lage genau eingezeichnet sind.
im Ottober bis Deccmber 1S03 durch den Conducteur Thicler
(Titel des kleinen Stadtplans in der Kämmereikasse.) Grundrias
der ehemals Kayserlich FreyenEeicha-, jetzt Königlich Preussischeu Stadt Goslar verjüngt und kompletierl im Jahre 1804 von B. J. Heerin» '
PLAN DER STADT GOSLAR VOM JAHRE 1803/4 aus den beiden nebengenannten Plänen A und H von Thieler und Heerin» zusammengestellt im Jahre 1!,,_»J von A. v. Behr, K.inigl. Baurath zu GosL
Einleitung.
TT^ie Geschichte der Stadt Goslar, mit deren Schicksalen in der Höhe und ^Jj^/ in der Tiefe, in Sonnenglanz und Nachtdunkel, die Geschichte derKunst- ''"'^^' denkmäler daselbst engst verknüpft ist, hat das eigenthümliche Loos gehabt, bis in die neuere Zeit an manchen Stellen unverstanden gebheben zu sein, indem die heimischen Forscher sich nicht entschliessen konnten, die schöne Umrahmung, womit die dichtende Vorzeit das Bild umschlossen hatte, zu zerstören. Die alten, trautgewordenen Märchen, von grauer Zeit her von Mund zu Mund weiter getragen und weiter gesponnen, hielten die Geister so im Zauberbann, dass auch dann Zweifel kaum entstanden, wenn die urkundliche Ueberlieferung beredten Einspruch erhob. Diese Sagenbildung, die sich bis in das XIII. Jahrhundert hinein verfolgen lässt, scheint ihre Grundlage besonders in zwei Chroniken zu haben, deren erstere, lateinisch, die Geschichte des Domstiftes S. S. Simonis und Judae enthielt; sie ist nur noch in geringen Auszügen einer späteren Zeit, lateinisch und deutsch, als Handschrift in der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel aufbewahrt; die andere Quelle ist die sog. Goslarische „Chronica", deren Ursprung ebenfalls bis in das Mittelalter zurückreicht. (Vergl. Ztschr. für Harzgeschichte 1895, II.) Aus diesen Quellen schöpft dann die berühmte Geismarische Chronik von 1534, nach deren Verbleib vergebens gesucht wird; ein Exemplar davon besass nach dem Aus- weise der Registratur noch 1820 die Superintendentur in Goslar. Die Geismarische Chronik und das etwas spätere, auch nur noch in Auszügen überlieferte „Diarium" oder Tagebuch des Canonikus Dronewulf bleiben bis in die neuere Zeit die Vorlagen aller Zeitbücherei; aus ihnen wird meist urtheilslos abgeschrieben. Daneben kommt die bei dieser Arbeit häufig herangezogene Chronik von Peter Siemens (1626) in Betracht, die sich selbst einen „Auszug aus einer uralten sächsischen Chronika A. D. MCCCCXXXIIII" nennt, und endlich die sehr ausführliche und werthvolle Chronik von W. Brandes (1662). Beide sind im Besitz des Goslarischen Archivs.
Den ersten Anlauf zu einer urkundlichen Bearbeitung der Goslarischen Geschichte nimmt nach dem unbedeutenden Anfange Caspar Cörbers (1679) der Pastor Heineccius in Goslar in dem vortrefflichen, lateinisch geschriebenen Werke der Antiquitates Goslariae (1706). Ehrlich bestrebt, die Wirklichkeit zu finden, irrt er öfter vom Wege ab, weil er der Tradition folgt und deren
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urkundliche Begründung sich zur Aufgabe macht, während sein Zeitgenosse Erdwin von der Hardt, der Goslarische Archivar und unermüdhche Sammler, missgestimmt, dass das städtische Archiv seine Ansichten und Absichten nicht unterstützte, sich nicht scheut, im Nothfalle Thatsachen zu verdrehen und Urkunden zu fälschen. Es ist bekannt, wie viele Verwirrung diese Treulosigkeit in die Goslarische Geschichtskunde gebracht hat. Von den Einzelschriften ist die Arbeit desEuricius Gordus „De origine et laudibus Goslariae" (1605) ebenso wenig von Bedeutung als das anonyme „Encomium Goslariae" und des Jo. Heinrich Michaelis „Historische Nachricht von der Erbauung der Stadt Goslar" (1758). Eine tüchtige Leistung auf urkundlicher Grundlage ist Kotzebue's Cronicon Coenobii Francomontani 1698, mit dem die Partei- und Streit- schriften von J. D. Lichtenstein über das Münsterstift (1754), von Morgen- stern über das Kloster Neu werk (1755) und von Moeschel über das Petersstift (1757) sich nicht vergleichen lassen. Die Kirchengeschichte Goslars, vom Pastor H. W. Trumpf verfasst (1704), ist im Wesentlichen Heineccius' gleichnamiger Arbeit entlehnt. Als Fundgrube verdienen L. Honemann's „Alterthümer des Harzes" (1754) Erwähnung. Das neue Jahrhundert brachte gleich Anfangs vom Pastor G. F. Mund einen „Versuch einer topographisch- statistischen Beschreibung Goslars 1800", ein Werk, das ein unverdientes An- sehen hat. Denn bei aller Anerkennung des Fleisses, womit die vielen Notizen gesammelt sind, entbehrt das Buch, das fast gänzlich ohne Benutzung der Urkunden seinen Stoff von überallher nimmt, des wissenschaftlichen Werthes. Auch der als Schöngeist hochgeachtete Pastor von Immenrode, E. Crusius, der 1842 eine neue Geschichte Goslars herausgab, war bei allem guten Willen nicht der Mann, das Thatsächliche mit klarem Blicke auszusondern; auch er begnügte sich, ohne Benutzung der Quellen Alles, was sich ihm darbot, von Neuem zusamm.enzustellen. Methodisch reicht er bei Weitem nicht an Heineccius heran. So wurde, besonders weil auch in einer grossen Anzahl von Einzelschriften, zerstreut in Annalen und Zeitschriften, daneben in den Urkundenbüchern der umliegenden Städte und Klöster, sich zeigte, wie lücken- haft die Kunde von Goslars Geschichte war, das Verlangen nacl» einer kritischen Neubearbeitung derselben auf Grund aller vorhandenen Quellen immer lauter, bis sich endlich 1875 Georg Bode, derzeit Braunschweigischer Amtsrichter, jetzt Landgerichtsdirector, entschloss, durch Sammlung und Herausgabe des gesammten noch vorhandenen Urkundenbestandes der Lösung der Aufgabe näherzutreten. Das Ergebniss dieser ebenso fleissigen als scharfsinnigen Arbeit liegt bereits in den beiden ersten Bänden des Goslarischen Urkundenbuches vor, die die Zeit von den Anfängen bis 1300 umfassen. Höchst dankenswerth ist es, dass der Verfasser jedem Bande eine erschöpfende Darstellung der Goslarischen Geschichte vorausschickt, in der er sich als Meister in Methode und Kritik erweist. Andere mögen bedauern, dass damit ein schönes Stück Poesie zei-stört ist; die Wissenschaft, die die Wahrheit sucht, muss es Dank wissen, dass rucksicht.'^los mit der unhaltbaren Tradition aufgeräumt ist. Mit bewährter Liebenswürdigkeit hat der Verfasser auch die drei nächsten, als Manuscript bereits fertigen Bände (1300 bis 1400) zur Benutzung bei dieser Arbeit überlassen,
wofür auch an dieser Stelle bestens gedankt sein möge. Ist nun auch mit diesen Urkunden der feste Boden zum Aufbau einer Geschichte der Kunst- denkmäler in Goslar gewonnen, so ist doch daneben die Ueberlieferung der Chroniken nicht ganz zu entbehren, weil darin sich oft werthvolle Nachweise darbieten, die, wenn auch durch Urkunden nicht bestätigt, doch durch den Augenschein als richtig oder unverdächtig erwiesen werden. Ferner ist die Litteratur über Goslar, soweit sie in den Bibliotheken zu Göttingen, Wolfenbüttel und Wernigerode vorhanden war, benutzt; die grundlegenden wichtigsten Schriften werden unten an ihrer Stelle aufgeführt werden, woneben unterlassen wird, das Werk mit einem grossen Ballast an litterarischen Hinweisen und An- merkungen zu versehen, welcher den Werth desselben zu erhöhen durchaus nicht geeignet wäre. Von grossem Werth war es, dass das Archiv in Goslar weit genug geordnet war, um zum vorliegenden Zwecke ausgenutzt zu werden; ausserdem wurde mit freundlicher Hülfeleistung der Beamten sorgfältigste Nach- forschung gehalten im königlichen Staatsarchiv in Hannover, in der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel und in der Beverinschen Bibliothek, woraus sich manches Werthvolle ergab. Für die neuere Zeit seit 1700 waren besonders die Akten der Goslarischen Baths- und Pfarrei-Registratur wichtig. Zuletzt verdient erwähnt zu werden, dass interessante Aufsätze über Goslarische Kunstdenkmäler auch das Wochenblatt der Stadt enthält, das, von 1801 an, nur noch in einem Exemplare vollständig im Rathsarchiv erhalten ist; bemerkenswerthe Mittheilungen befinden sich auch in einzelnen Jahrgängen der bekannten geschichtlichen und technischen Zeitschriften. So dürfte das vorhandene Material im Wesentlichen herbei- geholt und ausgeschöpft worden sein. Bleiben demungeachtet noch Lücken, zum Theile sogar, in der ältesten Ueberlieferung, grosse Lücken, so muss man sich mit der Thatsache abfinden, dass nicht mehr überliefert ist. Durch Vermuthung Mangelndes zu ersetzen, ist überall vermieden, wo nicht ein befriedigendes Ergebniss zu erreichen war, Streitfragen sind offen gelassen. An dem für dieses Werk aufgestellten Arbeitsplane ist im Allgemeinen möglichst festgehalten, aber in doppelter Richtung hat doch davon abgewichen werden müssen. Es war nicht möglich, die Kirchen der Stadt voranzustellen; die geschichtliche Entwicklung Goslars und der innere Zusammenhang der Kirchen mit den geistlichen Ordensstiftungen und dem kaiserlichen Münster gebot, mit dem Kaiserhause und dem anliegenden Dombezirke zu beginnen und daran die Klöster und Kapellen anzureihen. So folgen erst an zweiter Stelle die Stadt- kirchen mit ihrem Zubehör, an dritter die Stadt mit ihren Befestigungswerken, mit ihrem Rathhaus, Markt und Gildehäusern, sodass die Strassen mit den Privatbäusern den Beschluss bilden. In dieser Anordnung heben sich auch die drei Epochen der Kunstgeschichte in sich selbst hervor. Zum andern ist öfter der geschichtliche Rahmen weitergespannt. Die Kunstdenkmäler Goslars, Zeugen einer grossen, herrlichen Vergangenheit, fassen als Beweise der Kraft und Eigen- art Deutschen Geisteslebens denn doch ein zu werthvolles Stück Kunst- geschichte in sich, als dass sie mit dürftigen geschichtlichen Notizen begleitet werden dürften. Möchte es Jemandem genügen, z. B. von dem so wichtigen Baudenkmale des 1819 zerstörten Domes nichts weiter zu eifahren, als was der
klägliche Rest der Vorhalle an die Hand giebt, wo die vorhandenen Bilder gestatten, das alte Kunstwerk zu beschreiben, und die Urkunden und Akten dazu die geschichtliche Erläuterung geben? Oder ist es dem Zwecke fern gelegen, in den Geist der Zeit einzudringen, der 1527 mit der Reformation zugleich die verderblichste Katastrophe über die schönsten Baudenkmäler der Stadt herbeiführte? Was Mit hoff in seinen Werken angestrebt hat, auf Grund der geschichtlichen Angaben, so dürftig sie ihm auch noch zu Gebote standen, jedes Kunstdenkmal aus seiner äusseren Geschichte zu erfassen und zu erklären, das darf und muss auch diesem Werke so als Aufgabe und Ziel dienen, dass es dem veränderten Stande der Goslarischen Geschichtskunde gerecht wird. Wenn demnach im Nachfolgenden die geschichtliche Darstellung zuweilen auch den Blick auf das Denkmal selbst zu verlieren scheint, so möge bedacht werden, dass die äusseren Zeitumstände gar oft die Baugeschichte erklären müssen; denn Zeit und Geld regieren die Kunst, den Meissel und Pinsel.
Die Stadt Goslar, zugleich Sitz des Landrathsamtes für den Kreis Goslar, liegt im Regierungsbezirke Hildesheim. Von dem Abhänge des Rammeisberges her über das nach drei Seiten von Bergen eingeschlossene Thal ausgebreitet, reicht sie nur ostwärts in die Ebene. Das Gebiet der Stadt, durch den Riechenberger Vertrag von 1552 auf die Ringmauern beschränkt, war bis vor wenigen Jahren ganz vom Braunschweigischen, bez. Hildesheimischen Gebiete eingeschlossen, wie auch die etwa 13000 Morgen grosse Goslarische Forst bis dahin unter Braunschweigischer Hoheit stand. Durch Staatsvertrag hat neuerdings Preussen dieses Gebiet eingetauscht und dadurch alle Unzuträglichkeiten beseitigt, die aus einer, selbst bis in die innerste Stadt ausgedehnten fremden Landes- hoheit entsprangen. Betroffen ist davon nicht das sog. Braunschweig-Hannoversche Communiongebiet des Rammeisberges, das der Berghauptmannschaft Clausthal unterstellt ist. Den Namen hat die Stadt Goslar von der unfern des Auerhahns entspringenden Gose (= Giessbach), die früher in drei, jetzt noch in einem Arme die Stadt durchfliesst und in ihrem Laufe eine grössere Anzahl Mühlen treibt Die Endung lar deutet auf fränkischen Ursprung der Stadt, wozu bemerkt sein mag, dass die Gose ehemals die Diöcesangrenze zwischen Mainz (Franken) und Hildesheim (Sachsen) war. Ausser der Gose ist noch eine „Abezucht" da. Dieses Wässerchen, dessen Name aus Aquaeductus oder Agetucht entstellt ist, fliesst aus dem Herzberger Thale zu; ursprünglich in die Gose einmündend, ist es vor alters schon in ein künstliches breites Bett in der tiefsten Mulde des Thaies abgeleitet, daher der Name. Vereinigt mit der Gose, tritt es aus der Stadt und fällt durch die „Okersümpfe", am Petersberge und Sudmerberge vorbei, in die Oker. Die Zahl der Einwohner Goslars, von etwa 20000, die um das Jahr 1500 da waren, allmählich auf unter 5000 herabgesunken (1803), beläuft sich gegenwärtig wieder auf 15000, wovon etwa 1400 katholisch sind; die jüdische Bevölkerung ist, obwohl im Steigen begriffen, noch sehr gering. Der alte längst verschwundene Bestandtheil der Franken, der einst neben der niedersächsischen Bevölkerung nicht unbedeutend gewesen sein mag, macht sich weder in der Sprache noch in den Sitten der Einwohner noch irgend bemerkbar. Bis vor Kurzem überwog
neben der Viehzucht der Betrieb der Landwirthschaft, die aber wegen des meist sterilen Bodens wenig Ertrag lieferte. Von den Verkehrsstrassen ist nur eine alt, die aus dem Breitenthore nach Oker führende sog. Eiserne Strasse, mit der Abzweigung der alten und neuen Braunschweigischen Heerstrasse; die anderen sind neuerdings gebaut, die Kunststrasse nach Hildesheim 1828, nach Seesen 1832, nach Clausthal 1843, nach Schiaden 1854. Erst am 22. März 1866 wurde Goslar als Sackbahnhof der Strecke Vienenburg-Goslar an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Fremdenverkehr, dem sich die ebenso an Alterthümern als an Naturreizen reiche Stadt immer mehr erschloss, veranlasste den Bau der beiden Eisenbahn- strecken nach Langeisheim und nach Grauhof, wodurch Goslar Gabelpunkt der verkehrsreichen Linien Halle-Hildesheim-Hannover und Halle-Kreiensen-Frankfurt wurde. Am 30. April 1883 fuhr die letzte Post aus Goslars Thoren. Die so vermehrten und verbesserten Verbindungswege eröffneten der neu belebten Industrie neue Absatzgebiete und ermöglichten den Fabriken erfolgreicheren Wettkampf; insbesondere ist der Ort zu einem Verbindungsplatz für den Handel der wohlhabenden Umgegend und eines Theiles des Oberharzes geworden. Ausser dem fiskalischen Bergwerke steht besonders die Fabrikation von Chemikalien, Mineralwasser, Branntwein, Karten, Farben und Cigarren in Blüthe. Die geschichtlich bekannte „Gose" wird seit dem Anfange dieses Jahrhunderts nicht mehr gebraut. Neben der Industrie ist eine kräftige Nährquelle der Bürgerschaft der immer lebhaftere Fremdenverkehr (30000 Gäste), daneben die Garnison mit dem Stabe des Hannoverschen Infanterie-Regiments No. 165 und die höheren Schulen, Gymnasium und Realgymnasium mit 540 Schülern. Kirchlich ist die Stadt in drei Sprengel zertheilt, in die Gemeinden der Markt-, der Stephani- und der Frankenberger Kirche; die Jacobi-Kirche wurde 1803 den Katholiken übergeben, und gleichzeitig die kleine Thomas-Pfarrkirche geschlossen.
Die Geschichte der Stadt Goslar zerfällt in drei Abschnitte, die auch in den Kunstdenkmälern scharf von einander gesondert hervortreten, in eine romanische, gothische und Renaissancezeit. Der erste Abschnitt umfasst etwa die sog. Kaiserzeit. Seitdem im X. Jahrhundert das Erzgestein im Rammeis- berge entdeckt war, bevölkerte sich das anliegende Gosethal mit Anbauern von nahe und ferne, mit Sachsen und Franken, denen die Arbeit im Berge und in der Forst reichlichen Lohn brachte. Als fiskalische Arbeiter, die Herrengut be- wohnten, waren sie unfreie Leute. Rasch entwickelte sich der Ort (vicus), urkundlich zuerst 979 erwähnt, zu einem durch den Handel mit Bergprodukten bedeutenderen Marktplatze, der sich besonderer Handelsvorrechte erfreute, weil dem Fi;kus an der möglichsten Erleichterung des Verkehrs liegen musste. Unter dem Kaiser Heinrich II. (1002 — 1024) scheint die Verlegung der Kurialverwaltung von der unfernen Pfalz Werte nach Goslar stattgefunden zu haben, womit auch die Kaiserzeit begann. Die Urkunden lassen keinen Zweifel zu, dass seit Heinrich II. die neue Pfalz längere Zeit von den Kaisern bevorzugt und unter den Saliern vorübergehend als Heimath geliebt wurde. Bot doch auch diese weit ausgedehnte Königsforst in den umliegenden Harzbergen die schönsten und reichsten Jagdgründe dar! Und als unter dem Drucke des kaiserlichen Einlagers
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der alte Groll der Sachsen gegen die Franken wiedererwachte und zu den Waffen griff, zeigte sich Goslar als kaiserliches Bollwerk, um das der Kampf tobte, in seiner Lage hart an der Grenze wichtig!
Der Plan des gewaltigen Saliers Heinrich III. (1039—1056), dem in der Pfalz der ersehnte Thronerbe geboren wurde, soll gewesen sein, das rings von Kaiserburgen umschlossene Goslar zur bleibenden Residenz zu machen, eine Absicht, die nur der zu frühe Tod des Fürsten vereitelt habe. Entsprechend der Vorliebe für die neue Pfalzstätte liessen die Kaiser es an deren Ausschmückung nicht mangeln. Nicht allein bauten sie unter dem Beirathe der berufensten Meister, eines Godehard und Benno, sich ein Heim in dem zum Theile noch erhaltenen Kaiser hause mit den beiden Kapellen St. Ulrici und St. Maria e (1019—1045), sondern errichteten auch vor der Pfalz ein Münster (1047), das als kaiserliches freies Domstift, ebenso durch seine Vorrechte als durch seine reiche Ausstattung und den Glanz der Kunst weit hervorragen sollte. Dieser Palatialbezirk mit dem hochliegenden prächtigen und rings von Ritterhäusern umkränzten Palaste und den in weitem Kreise von Kurien und Kapellen um- schlossenen herrlichen Dome bot der staunenden Mitwelt ein so wundervolles Schauspiel dar, dass es als das „clarissimum regni domicilium" gepriesen wurde. Von all dieser Herrlichkeit zeugt nur noch der jüngst wiederhergestellte Kaiser- palast und eine Vorhalle des 1819 niedergelegten Domes, die heutige Dom- kapelle. Einige Baureste knüpfen noch an das neben der Königsbrücke ge- legene Hospital des Deutschordens mit der Königskapelle St. Spiritus an. Sonst lebt die Vorzeit dort nur noch in Namen von Strassen und Plätzen fort. Das im Pfalzbezirke belegene, 1254 gegründete bürgerliche „Gasthaus" St. Johannis, nachher Grosses Heiliges Kreuz genannt, fällt nicht eigentlich mehr in die Kaiserzeit Goslars. Von all den anderen Stiftungen, St. Martini, St. Ludovici, St. Andreae, St. Mariae Magdalenae, auch von der Pfarrkirche St. Thomae, die alle zum Dombezirke gehörten, ist nichts mehr übrig geblieben.
Aber auch ausserhalb des Palatialbezirkes bethätigte sich der fromme Eifer der Zeit in der Stiftung von Klöstern und Kapellen in so reichem Masse, dass Goslar um der vielen Thürme willen Klein-Rom genannt wurde. Um 1250 waren mehr als 40 Kapellen da. Vor den Thoren erhoben sich, herrlich auf weitschauenden Hügeln gelegen, zwei kaiserliche Kollegiatstifter : auf dem Petersberge das Ghorherrnmünster St. Petri, gleichzeitig mit dem Dome, von der Kaiserin Agnes, gegründet (1050), und auf dem Georgenberge das Augustiner- kloster St. Georgii, vom Kaiser Konrad II. gegründet, von Heinrich V. vollendet, besonders merkwürdig durch den etwas späteren achteckigen Vorbau, der dem Dome zu Aachen nachgemessen war. Leider sind diese beiden Kunstwerke, die auch als geschichtliche Denkmäler Goslars Ehre und Krone waren, zerstört, und zwar in Schutt und Asche verwandelt von der blinden Menschenwuth, in dem traurigen Schicksalsjahro 1527, als die Belagerung der Stadt durch den Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig- Wolfenbüttel die Bürger zu verzweifelter Nothwehr trieb. Die neuerdings biossgedeckten Grundmauern lassen noch den Bauplan dieser architektonisch bemerkenswerthen Kalserstiftcr annähernd erkennen. Würdig de.s Vergleiches mit ihnen, erhob sich in der alten Villa Romana im
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Rosenthor das Kloster Neuwerk mit der in ihrer Ursprünglichkeit noch ziemlich rein erhaltenen Kirche St. Mariae in Horto, ein frommes Vermächtniss des kaiserlichen Vogtes Volcmar de Wildenstein (1186), ein Benedictiner-Nonnen- kloster, das nach der Reformation 1571 in ein Stift für Goslarische Bürger- töchter umgewandelt ist. Als Werk romanischer Baukunst und der Uebergangs- zeit ein Juwel, ist es daneben auch durch den Schmuck der Wandmalerei, in der die Mystik des Marienkults ihren Triumph feiert, von Bedeutung für die Kunstgeschichte. — Die übrigen Klöster in der Stadt sind nicht zu gleicher Blüthe gelangt. Frühzeitig schon versank das im Vitithore gelegene, von der Abtei Gorvey abhängige Kloster St. Viti, wie es scheint, aus Mangel an Mitteln, ebenso die vor dem Thore ebendort gelegene Kommende der Johanniter im Freudenplan, die Kapelle zum Heiligen Grabe. Unter glücklichen Anspielen erstand (1229) das Kloster der büssenden Schwestern im Frankenberge St. Mariae Magdalenae, eine Stiftung des Bischofs Konrad von Hildesheim, der 1246 die Frankenberger Pfarrkirche einverleibt wurde; es verblasste aber bald, als es seinem Zwecke untreu geworden, von der Gemeinschaft mit der Gemeinde sich loslöste. Nennen wir nun noch das Brüdernkloster der Minoriten, die Egidienkapelle, von der noch Reste vorhanden sind, und die älteste der Kapellen, St. Caeciliae, so ist damit genug gethan zum Beweise, wie reich Goslar an geistlichen Stiftungen gewesen ist. Zumeist im Lichte der kaiser- lichen Nähe und Gunst entstanden, versanken sie in das Dunkel, als die Pfalz aufhörte, Kaiserhof zu sein.
Wenden wir uns nun der Stadt selbst und ihrer Bürgerschaft zu, so ist zunächst auffallend, dass gegenüber der Menge der Baudenkmäler, die mittelbar oder unmittelbar mit der Pfalz zusammenhängen, vor 1100 keiner einzigen bürgerlichen Stiftung, nicht einmal einer Pfarrkirche Erwähnung geschieht. Bei dem Dunkel, das über der ältesten Zeit Goslars liegt, soweit es als Stadt in Betracht kommt, ist es schwer, eine Antwort zu finden. Es ist unglaublich, dass alle Urkunden der Stadt bei ihrer Plünderung 1206 sollen verlorengegangen sein. Das Richtigere möchte sein, dass es nie eine Kaiserstadt Goslar neben der Pfalz gegeben hat, so lange der Ort nur ein kaiserliches Bollwerk der Salier war; von dem Willen der Vögte niedergehalten, blieb die in der grossen Masse aus unfreien Leuten bestehende, widerspenstige niedersächsische Be- völkerung ohne politische Selbstständigkeit. Erst als nach dem Ende der Salier die Vogtei mehr und mehr aufhörte, ihren Druck auszuüben und jede Piegung bürgerlicher Freiheit in militärischem Interesse zu ersticken, konnte, abgesondert von der Pfalz, bürgerliches Leben sich entfalten. Mit dieser Auffassung stimmt überein, dass auch erst seit 1131 Goslar in den Urkunden als Civitas erscheint. Bestand darin auch die Vogtei noch fort, so drängte doch seitdem die Gemeinde deren Einfluss auf den Marktverkehr und die eigentliche Stadtregierung immer weiter zurück und beschränkte sie neben der alleinigen Kurialverwaltung der Bergeinkünfte auf den militärischen Schutz und die oberste Entscheidung in Kriminalsachen. Wenn daher die Chronik überliefert, der Kaiser Lothar habe der Stadt zuerst Konsuln gegeben und ein Rathhaus gebaut, so ist das gewiss fein und richtig gedacht. Die letzte Wendung trat 1206 ein, als es der weifischen
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Heeresmacht gelang, die treu am Kaiser hängende (?) Stadt zu überrumpeln und den langen Widerstand in einer achttägigen Plünderung entgelten zu lassen. Damit war Goslars Kaiserzeit vorbei; denn wenn der Kaiser Friedrich II. der Stadt: „quam non immerito speciali prae ceteris dilectione amplectimur ob inviolatam civium fidem" auch noch seinen Dank in dem Gnadenerlass von 1219 bekundete, so beseitigte doch die Bürgerschaft bald den letzten Schein der alten Vogteigewalt, und die Reichsversammlungen und die Besuche der Kaiser auf der Pfalz hörten auf. Zum letzten Male weilte nach langer Unterbrechung 1253 noch einmal ein Kaiser auf der Pfalz und Hess sich angelegen sein, alle Rechte der Stadt und der Stifter zu bestätigen. 1290 erkannte der Kaiser Rudolph die neue Verfassung der Stadt an, und 1340 begabte der Kaiser Karl IV. sie mit dem Schildrecht.
Ist nun diese Auffassung richtig, dass Goslar erst im XII. Jahrhundert zu einem städtischen Gemeinwesen sich entwickelte, so erklärt sich daraus auch, dass kein städtisches Baudenkmal über das XII. Jahrhundert zurückreicht. Die Marktkirche, nach ungewisser Ueberlieferung aus einer Kapelle St. Nicolai entstanden, ist in der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts erbaut und wird urkundlich zuerst 1151 erwähnt. Gleichaltrig mit ihr ist die Jacobikirche, etwas jünger die (durch Feuersbrunst 1728) zerstörte Stephanikirche. Am frühesten geschieht der Frankenbergischen Kirche Erwälinung in einer Urkunde von 1106; auch sie soll an die Stelle einer Kapelle (St. Augustini) getreten sein. Gleichzeitig mit den Pfarrkirchen entstanden, als Zeugen des erwachten bürgerlichen Selbstbewusstseins , das Rathhaus (1137?) mit dem neuen Markte, etwas später das Spital St. Johannis (1254) und dem ähnliche kleinere Stiftungen. Auch die Uebertragung des alten Vogteihauses an der Kaiserbleek an die Sechsmannen mag noch in diesem Abschnitte (1290?) geschehen sein. Von allen Ritterhäusern hat dieses sog. „Sechsmannshaus" sich am längsten erhalten; noch im XVIII. Jahrhundert wurde ein altes Haus dieses Namens als Lehen verliehen.
Aber nicht allein die Bauwerke oder einzelne Ueberbleibsel derselben geben uns heute noch Zeugniss von der Kunst dieser Zeit, sondern auch manches Stück der inneren Einrichtung und Ausstattung ist erhalten geblieben, wie Wandmalerei, Altäre, Kanzeln, Crucifixe und Grabsteine. Hier sind besonders zu nennen die Domkapelle, die Frankenbergerkirche, die Neuwerkskirche, das Grosse Heilige Kreuz, das St. Annenhaus. Ein köstlicher Schatz ist das aus der alten Stephanikirche gerettete Altargeräth.
Der zweite Abschnitt der Goslarischen Geschichte, den wir im Eingange im Hinblick auf den Kunststil den gothischen nannten, hat erst am letzten Ausgange grössere Bauwerke aufzuweisen, wenn auch in den Umänderungen der Kirchen und Klöster es an bedeutenderen Proben aus der Höhezeit der Golhik nicht mangelt. Kaum nämlich war die Stadt als Handelsplatz, der nicht allein um der Bergprodukto, sondern auch um der Erzeugnisse eigenen Kunstgewerbes willen mit allen grossen Marktplätzen in regem Verkehre stand, im XIV. Jahrhunderte emporgeblüht, als 1346 der Bergbau in Folge unüberwind- lichen Wassersturzes stockte und den Bürgerstand nahrungslos machte. Dazu kamen Fehden ohne Ende; denn die Ritter, noch voll Groll auf die Gilden, die
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in demokratischem Hochmuth ihnen alle Vorrechte im Stadtrathe abgeschnitten und das Verbleiben in der Stadt verleidet hatten, forderten Auszahlung der Vogteigelder, obwohl der Berg kaum mehr Erträge lieferte. So sank die noth- bedrängte Stadt rasch von ihrer Höhe hernieder, und daraus erklärt sich, dass aus dem XIV. Jahrhunderte kein selbständiges Baudenkmal vorhanden ist. Aber aus dem Unglück erwuchs ungehofftes Glück, indem der Rath, von der Noth getrieben, die meisten, damals werthlos erscheinenden Bergantheile neben der Bergvogtei selbst theils als Lehen, theils als Eigenthum an die Stadt brachte und auch vom kaiserlichen Fiskus Verzicht auf die alten Bergabgaben erlangte. So kam es, dass, als im XV. Jahrhundert die Technik nach und nach das Wasser im Berge bewältigte, der Stadt aus dem neu aufgenommenen Berg- betriebe immer grössere Ueberschüsse zuflössen, die zu Gunsten der Gemeinde verwandt werden konnten. In Folge dessen entwickelte sich in dem Zeiträume von 1440—1520 eine rege Bauthätigkeit, deren deutlichste Spuren überall bemerkbar sind. Grossartige neue Befestigungswerke schützten gegen die neuen Geschütze; wie das Breite Thor, das noch das Bild dieser durch starke Zwinger und Basteien geschützten Anlage darbietet, so waren auch die anderen Thore ähnlich bewehrt. Obwohl Goslar 1798 alle Festungswerke schleifte, ist doch zum Glücke in Wällen und Gräben, in Zwingern und Mauerthürmen genug übrig geblieben, um eine deutliche Vorstellung von dieser einstigen Befestigungs- anlage zu gewinnen. Derselben Zeit gehörte der Neubau des Rathhauses an, dessen Bauplan, obwohl durch viele Erweiterungen und Aenderungen fast völlig verwischt, im Wesentlichen den mit anderen Rathhäusern Niedersachsens über- einstimmenden, jener Zeit eigenen Charakter nicht verleugnet. Es trifft auch für Goslar die Erfahrung zu, dass an der Grösse des Rathhauses die Bedeutung der Stadt nicht gemessen werden darf; denn für moderne Begriffe wäre der ursprüngliche kleine Bau, mit der Front nach dem Markte, gar zu bescheiden und auch künstlerisch gar zu einfach. Die neueste Zeit hat durch neue Fenster die obere Vorderseite wieder hergestellt, auch durch Abputz der Wände und durch Bemalung des Holzwerkes das Gebäude ansehnlicher gemacht. Gegen- wärtig wird auch die zweite Arkadenreihe wieder blossgelegt und hoffentlich auch bald der schöne Rathskeller mit seinem mächtigen Kreuzgewölbe geöffnet. Aber der Gesammtbau ist so verunstaltet, dass an einer architektonisch wirkungs- vollen Wiederherstellung verzweifelt werden muss. Da hingegen hat das Innere einen Schmuck, der es vor vielen auszeichnet, nämlich in der herrlichen Malerei des Huldigungszimmers, die man längere Zeit für ein Werk des Nürnberger Malers Michael Wohlgemut gehalten hat. Der Name des Meisters, der sich hier ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat, ist bis heute unbekannt. Um das Rathhaus herum lagen in schönem Kranze die Häuser der sieben Gilden, alle in derselben Zeit wie jenes gebaut. Erhalten ist von ihnen nur die „Wort", das 1494 vollendete Amtshaus der Wandschneider und Kaufleute. Obwohl auch daran in späterer Zeit viel gebaut und geändert ist, trägt es doch noch das deuthche Gepräge seines Ursprungs, dessen Eindruck durch die Kaiserbilder, mit denen das XVII. Jahrhundert die Nischen überfüllt hat, leider gestört wird. Bemerkenswerth ist die Steinmetzkunst an diesem Gebäude, die zum Theile in
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heiterer Laune, so in dem „Dukatenmännchen", von dem Reichthum der damaligen Kaufherren zeugt. Das andere noch erhaltene Gildehaus der Bäcker, der „Brod- scharren", ist 1557 umgebaut. Die übrigen fünf sind den furchtbaren Bränden, die im XVIII. Jahrhundert, besonders 1780, die Stadt heimsuchten, zum Opfer gefallen, bis auf das Kramerhaus, das im XIX. Jahrhundert (1862) in Feuer aufging. Eben denselben Feuersbrünsten ist es zuzuschreiben, dass Goslar, einst reich an vornehmen Patrizierhäusern aus der spätgothischen Zeit, jetzt so viel ärmer ist als die umliegenden Schwesterstädte; es wird ausdrücklich bezeugt, dass bei dem verheerenden Brande von 1728, der die ganze Unterstadt mit der Stephanikirche und dem Breiten Thore in Asche legte, 60 Brauhäuser, alle mit reicher Kunst ausgeschmückt, vernichtet wurden.
Sonderbar berühren den Unkundigen die vielen Häuser, die offenbar einer neueren Zeit angehörend, doch mit gothischen, ja mit romanischen Fenstern geziert sind. Erklärt muss dies dadurch werden, dass die Bürger aus dem Bauschutt der 1527 zerstörten Klöster und Kapellen solche Bogenfenster, die noch gut erhalten waren, heraussuchten und zum Bau der Häuser verwandten. Dies macht es aber auch manchmal schwierig, bei anderem Vorkommen solcher romanischen oder gothischen Baureste zu entscheiden, ob sie ursprünghch vor- handen gewesen sind; der Fall findet sich z. B. im St. Annen haus, einem 1494 erbauten Spitale, wo die Basen zweier romanischen Säulen verführen möchten, einen älteren Bau vorauszusetzen. Auch ist in demselben Gebäude noch ein altes romanisches Fenster eingemauert.
Gegenüber der Menge weltlicher Grossbauten wäre es gewiss sehr auffallend, wenn diese Zeit, die überall sonst in guten Werken der Kirche zu dienen hervorragend bestrebt war, sich in dem reichen Goslar nicht ebenso bethätigt hätte. Zwar neue Kirchen und Klöster sind nicht gebaut worden, weil deren in Ueberfluss vorhanden waren ; auch die beiden, damals gegründeten Spitäler St. Annen und das Kleine Heilige Kreuz sind nur ärmliche Bauten. Aber der kirchliche Sinn tritt doch deutlich hervor in dem Umbau fast aller Kirchen und Klöster. Am durchgreifendsten wurde von der Baulust die Kirche St. Jacobi betroffen, die aus einer romanischen Basilika in eine gothische Hallenkirche umgeändert wurde. Ein ähnlicher Plan scheint bei der Markt- kirche vorgelegen zu haben, der Bau blieb aber, nachdem die Kirche durch die Veränderung des Chores und den Anbau der gothischen Seitenschiffe er- weitert war, wegen der hereinbrechenden Stürme der Reformation in den An- fängen stecken. Auch die Frankenberger Kirche entging ihrem Schick- sale nicht, indem darin ausser dem Chore auch ein grosser Theil des Quer- schiffes in gothischem Stile erneuert wurde. Am Wenigsten litt die Neuwerks- kirche, deren Mittel zu grösseren Bau Veränderungen nicht ausreichten. Zu bedauern ist aber lebhaftest, dass von den Wandgemälden, mit denen jene Zeit die Kirchen und Klöster schmückte, fast nichts von dem Vandalismus der nachfolgenden Zeit verschont geblieben ist. Die Wände sind so dick überkalkt, dass alle Versuche der älteren und neueren Zeit, diese — nach den Wand- malereien im Rathhause bemessen — gewiss nicht unbedeutenden Kunstleistungen an's Licht zu bringen scheiterten. Nur in der Frankenberger Kirche sind noch
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in grossem Umrisse einige Figuren nachgezeichnet. Wäre das Geschicic Goslar nur etwas gnädig gewesen, so wäre im Deutschen Lande kaum eine Stadt, die an Werken jeglichen Alters und jeglicher Kunst sich ebenbürtig daneben stellen dürfte ! Bietet sie doch auch in den Resten neben Lehrreichem so viel Schönes und Wunderbares dar, dass sie dem Kunstliebhaber eine Freudenstadt ist! In dem Inneren der Kirchen und Kapellen finden sich noch mancherlei Kunstschätze aus der golhischen Zeit, so Altarbilder, Glasmalereien, Grabsteine, Leuchter, Kelche, die Kanzel in der Klausthorkapelle und mehrere schöne Grucifixe, bei denen der Gekreuzigte manchmal mit natürlichem Haupthaar und Dornenkrone dargestellt ist.
Der dritte Abschnitt Goslarischer Geschichte oder die Renaissancezeit hat im Vergleiche mit den Nachbarstädten nur wenig Reiz mehr. An die Stelle der monumentalen Bauten treten Häuser im Fachbau, deren Zierde die Holz- schnitzerei ist. Auch Goslar hat darin manches Eigenthümliche, wie das trefflich neuestens von Dr. Steinacker in seinem Werke über „Goslars Holzbau- kunst" nachgewiesen ist; aber zu einer freien Entfaltung haben die äusseren Umstände der Stadt diese Kunst doch kaum gelangen lassen. Denn schon 1527 trat die Wendung des kurzen Glückes, dessen sich die Bürgerschaft hatte er- freuen dürfen, mit jähem Falle ein ; und wieder war es die Begierde eines weifischen Fürsten nach dem Besitze des Bergwerkes, die der Stadt zum Ver- derben gereichte. Harte Bedrückung entvölkerte bald das verarmte Goslar, das endlich 1552 alles Gebiet mit dem Bergwerk an Braunschweig ab- treten musste und darnach nur noch eine elende, von der Gnade der Braun- schweigischen Herzöge abhängige Landstadt blieb, gleichsam eine Bettlerin in dem zerrissenen und zerschlissenen Prunkgewande einer kaiserlichen und freien Reichsstadt. Armuth und Sorge schauten aus allen Häusern heraus. Zwar entstanden im Anfange dieser Periode, als die Stadt noch reich war, einige Bauten, die von Kunstsinn zeugten ; in dem Uebergange von der Gothik zur Renaissance zeigt sich das Mönchehaus und noch etwas derber und mehr mittelalterlich das Haus Markt Strasse 2. Mit gewaltigem Sprunge vorwärts stellt sich das Brusttuch in die Renaissance und in dessen Nachahmung das Bäckergildehaus. Aber damit ist es auch vorbei; es ist, als ob die Reformation 1528 die Poesie der Kunst gebannt hätte; an die Stelle der Ornamente treten Bibelsprüche und Lehren der Weisheit. Aber auch diese werden bald selten, und die letzte Schnitzarbeit verschwindet, weil die Kosten gespart werden müssen; Armuth war allein noch das Zeichen, unter dem gebaut wurde. Zum letzten Male übte sich die verfallende Kunst in hervor- ragender Weise an dem Bau des Siemens'schen Stammhauses. Die Schreckensnoth des 30jährigen Krieges verwandelte die Armuth in Elend, die Häuser in Hütten und wüste Baustätten.
Ein prächtiges Bild von dem, was Goslar in jener Zeit noch von den monumentalen, kirchhchen und weltlichen Werken des Mittelalters und der Renaissance besass, giebt uns die Abbildung nach Merlan (Fig. 1). Befestigung, Kirchen, Pfalz und Bürgerbauten sind, zu einem Ganzen vereinigt, umgeben von einer herrlichen Natur deutlich erkennbar. Und wenn auch Vieles im
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Laufe der Zeit verloren gegangen ist, so haben wir doch noch manches Werk heute wohlbehalten vor uns. Dies gilt sowohl von den Bauwerken als auch von ihrem Inhalte: schöne Renaissance- Kanzeln, aus Holz geschnitzt, finden wir in der Marktkirche und in der Jacobikirche, ebenso zwei Taufbecken, Glas- malereien und Grabsteine des XVI. und XVII. Jahrhunderts stehen in der Dom- kapelle und an anderen Stellen. Die folgende Zeit des späten Barock und Rokoko ist durch gute Beispiele an Altären, Kanzeln, Grabmälern, Taufbecken, Grucifixen und Kelchen vertreten. Einen guten Ueberblick über Goslar giebt auch der Lageplan (Fig. 2), welcher nach dem ältesten, vollständig vorhandenen Stadtplane aus dem Jahre 1802 zusammengestellt ist.
Erst seit im Anfange dieses Jahrhunderts, nachdem Goslar zu seinem Glücke aufgehört hatte, freie Reichsstadt zu sein, blühte die Stadt wieder empor. In dem Anblicke des aus dem äussersten Verfalle glücklich geretteten und wiederhergestellten Kaiserhauses hat auch die Bürgerschaft Freude und Stolz an allem wiedergewonnen, was an die ruhmvolle Vorzeit erinnert; der Bürger wetteifert mit der Verwaltung, die Stadt mit neuen schönen Bauwerken zu schmücken, und manches ist darunter, das auch späten Geschlechtern noch von dem neuen Glücke der wiedererstandenen alten Pfalzstadt verkündigen wird.
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KAISERHAUS IN GOSLAR; LAGEPLAN
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I. Kaiserliche Stiftung-en.
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Das Kaiserhaus.
Litteratur: Ausser Heineccius, Antiqq., Gosl. 1706, Mund, Topographie 1800, und Crusius, Geschichte Goslars 1842 kommen besonders in Betracht: Weiland's Aufsätze in den Hanseschen GeschichtsbLättern 1884—1886; Adalbert Hotzen, Das Kaiserhaus in Goslar 187i-, Blumenbach, Das Kaiserhaus 1846 (Archiv für Niedersachsen) ; Die Jesuiten in Goslar 1630 (Vaterl. Archiv 1859); Jacobs, Die Kaiserstätte in Goslar (Zeitschr. f. Harz- gesch. IV, 110; Cuno, Geschichte der Restauration des Kaiserhauses 1883; Lohmann, Goslars Alterthümer 1819 (Vat. Archiv); v. Rohr, Merkwürdigkeiten 1739; Mithoff, Kirchen und Kapellen im Königreiche Hannover; Mithoff, Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte III; Lotz, Kunst-Topographie Deutschlands I; Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen III; Lübke, Geschichte der deutschen Kunst; v. Behr, Das Kaiserhaus in Goslar in der Zeitschrift für Bauwesen, 1900; Bertram, Geschichte des Hochstifts Hildes- heim 1898; Zeitschr. für Niedersächsische Kirchengeschichte 1900 u. A.
Quellen: Das Archiv in Goslar und das Staatsarchiv in Hannover; die Registratur der Stadt und die der Pfarreien in Goslar; das Urkundenbuch Goslars I— Vibis 1400); MSS. in den Bibliotheken in Göttingen, Wolfenbüttel, Wernigerode undHildesheira; mehrere Chroniken, darunter am werthvollsten die Brandes'sche von 1663, der handschriftliche Nachlass von Erdwin von der Hardt (1715).
Von allen Baudenkmälern Goslars ist an geschichtlicher Bedeutung Geschichte. weitaus am hervorragendsten die Kaiserpfalz, das Heim der salischen Kaiser, die von hier aus fast ein Jahrhundert lang die Geschicke des Deutschen Reiches lenkten, sodass neben dem Lateran in Rom keine Stätte für die abendländische Christenheit angesehener war als dies palatium regum, von Lambert von Hersfeld als das Glarissimum regni domicilium gepriesen. Die Anfänge der Pfalz, bis in das Dunkel der ersten Geschichte Goslars zurückreichend, hängen mit der Auffindung der Erzadern im Rammeisberge („mons corvorum"), unter Otto L (angeblich 937) zusammen ; denn ihr Zweck war, Sitz der auf den Berg- einkünften beruhenden Kurialverwaltung in dem Königshofe, der villa regia Goslariae, zu sehi. In dem Bestreben, das Dunkel der ersten Entstehung Goslars mit dem strahlenden Glänze der Kaiserherrlichkeit zu durchleuchten, dichten die heimischen
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Chronisten von einem älteren Kaiserhofe in Goslar, den sie auf den Sassen- d. i. Georgenberg verlegen und mit dem „burgum" (Urk. 1186) und der villa Romana in Verbindung bringen, vv^obei natürlich auch der „Vogelherd" des Finklers nicht fehlen darf. Der Ursprung dieser Dichtung liegt wohl in der „Romantik" des Namens villa Romana, dessen Schleier man zu lüften wünschte, in der Verwechselung der villa Romana mit der villa regia. Mit der Geschichte lässt sich diese Ueberlieferung nur so weit zusammenreimen, als es für möglich gelten muss, dass schon vor der Erriclitung der Pfalz ein älterer königlicher Herrenhof in Goslar dagewesen ist; denn Thatsache ist, dass Kaiser Otto II. 979 eine Urkunde in Goslar vollzog, also dort weilte, lange bevor das Kaiser- haus da war, auch wurden von 1009 an häufig Reichsversammlungen in Goslar abgehalten. Es ist aber durchaus nicht glaubhaft zu machen, dass die „Pfalz" von dem burgum wegverlegt worden sei; vielmehr wenn es 1017 vom Kaiser Heinrich II. heisst: „villam lunc multum excoluit", so ist dies auf nichts anderes als auf die Pfalz an der „Kaiserbleek" zu beziehen, und damit urkundlich auch zuerst der Fürstensitz daselbst nachgewiesen. Damit stimmt auch überein, dass die Mon. Germ, in einem Synodalberichte von 1019 von einem consistorio regali Goslare praeminenti und einer ecclesia australi lateri adhaerente melden, worin die neueste Forschung richtig die Pfalzstätte und die südlich davon gelegene Ulrichskapelle gefunden hat, obwohl letzterer Name in den Urkunden erst 1290 auftaucht; in einer Urkunde von 1304 heisst sie capella regis, und der vom Dome dafür bestellte Geistliche capellanus regius. Leider ist über die erste Baugeschichte dieser architektonisch so merkwürdigen Königskapelle Näheres nicht weiter bekannt.
Als curtis regalis (Königshof) erscheint die Pfalz unter Konrad II. (1025 — 1039) und damit bereits verbunden die andere nord westwärts gelegene Hofkapelle St. Mariae, die spätere Liebfrauenkirche, von der Bode in der Ein- leitung zum Urk. B. I. S. 6 bemerkt: „Im Jahre 1034 sei auf Geheiss der Kaiserin Gisela ein neuer Kirchenbau während der letzten Lebensjahre des Bischofs Godehard von diesem in curte regali, d. i. in der Pfalz selbst, voll- führt, und dieses könne nur auf die Kapelle St. Mariae oder U. L. Frauen Kirche bezogen werden. Aber erst Kaiser Heinrich III., der mit Vorliebe in Goslar weilte, erhob die Pfalz durch den Neubau eines Kaiserhauses zu einem würdigen Wohnsitze („patria", „lar domesticus") und zu seiner Residenz, in der er fünfzehn Male weilte und fünf Male Weihnachten feierte. Als Berather beim Bau, wenn nicht gar als Baumeister des in grossartiger Pracht aufgeführten Palastes darf, trotz Weiland (Ztschr. f. Harzgesch. 1873, S. 168, Hansesche Gesch. -Bl. 1885, Ztschr. f. nieders. Gesch. 1899, S. 190 u. 202) besonders im Hinblick auf den Bauplan und den Stil, der „schwäbische Baumeister'', der junge Kleriker von Hirsau, Benno gelten, der längere Zeit als Palatialbeamter in Goslar weilte, ehe er als Benno II. zum Bischof von Osnabrück erhoben wurde. Schon 1065 brannte ein Theil des Gebäudes nieder, der aber alsbald wiederhergestellt wurde, zum Empfange des mit seiner jungen Gemahlin einziehenden Kaisers Heinrich IV. Bald darauf umtobte die Pfalz der wilde Wafl'enlärm der wider ihren kaiserlichen Herrn ergrimmten Sachsen und nur mit Noth entging sie, als
Sitz des königlichen Vogtes und Zwingburg verhasst, dem Schicksale der Zer- störung. In den nachfolgenden stürmischen Jahren bot sie den ebendort gewählten Gegenkönigen Rudolf und Hermann vorübergehend Obdach; in dieser Zeit, 1082 am 3. August, geschieht auch zum ersten Male urkundlich der Pfalz („palatium regis") Erwähnung. Nach Kaiser Heinrich V. (1106 — 1125), der noch häufig in Goslar weilte, hörte sie bald auf, kaiserlicher Wohnsitz zu sein, doch wurden bis 1188 noch viele Reichs Versammlungen darin abgehalten. Bei einem Hoftage des Königs Lothar 1132 stürzte das Kaiserhaus ein — „ruit cum Omnibus" heisst es, und das kann nicht anders gedeutet werden, als dass ein beträchtlicher Theil des Gebäudes (Saales?) niedergefallen ist. Der Wieder- aufbau erfolgte, wie nicht zu bezweifeln ist, ohne Verzug: denn bald darauf veranstalteten dort wiederholt die Kaiser glänzende Fürstenversammlungen, darunter am berühmtesten diejenige von 1139, in der dem Herzog Heinrich auch das Herzogthum Baiern genommen wurde. Obwohl die Ueberlieferung von keiner Bauthätigkeit am Kaiserhause unter Kaiser Friedrich I. meldet, auch kein Anlass dazu ersichtlich ist, erweisen sich doch einige noch erhaltene Theile daran als vermuthlich in dieser Zeit erstanden. Bei der furchtbaren Heim- suchung Goslars 1206 durch die plündernden Truppen des weifischen Heer- führers Gunzelin scheint die Pfalz als Krongut verschont geblieben zu sein.
Seit dem Jahre 1206 tritt das Kaiserhaus als ,pellentze' ganz in den Hintergrund und wird zum ,scepelhus', d. i. Reichszollstätte oder Sitz der Vogtei: „in quo sedet, qui teloneum imperii toUit". Das Interesse der Kaiser an der bedeutungslosen Pfalz, deren Einkünfte bis auf Avenige Reste alle vergabt waren, war so völlig verschwunden, dass der Kaiser Friedrich II. 1235 selbst das Bergregal mit aller Landeshoheit auf das neu gegründete welfische Fürsten- haus übertrug und damit in Goslar nur das Schattenbild einer Vogtei zurück- liess. Zum letzten Male kehrte 1253 ein Kaiser in der Pfalz ein, die wohl damals schon eine verödete, freudelose Ruine zu sein anfing. Für die Erhaltung des grossen Gebäudes bedeutete es wenig, dass der Kaiser Rudolf dazu das Schutzgeld der Juden (6 m^) anwies, die als camerae servi dem Vogte steuerpflichtig waren. Die Zerstörung des Palastes vollendete eine Feuersbrunst im J. 1289, deren Spuren in dem erhaltenen Gemäuer noch deutlich erkennbar sind. Das Glück wollte, dass, während die Hinterseite mit den Wohnräumen völlig in Schutt verwandelt wurde, der Vorderbau mit dem Kaisersaal und mit den beiden Kapellen obwohl sehr schwer beschädigt, stehen blieb. Die Noth zwang den Rath der Stadt Goslar, das Gebäude wiederherzustellen, das die Gerichtsstätte war, an der sich nach dem alten jus de non evocando die Bürger in allen Vogteisachen vor dem Vogte zu verantworten hatten. In Zusammenhang damit mag stehen, dass 1290 auch die kaiserliche Vogtei auf den Rath der Stadt überging, dem Alles daran liegen musste, im Interesse der nunmehr freien Stadt die „Pallentze" zu erhalten. Der auf das aller- nothdürftigste und in rohestem und derbstem Stile ausgeführte Neubau beschränkte sich auf das vorhandene Gemäuer. (Vergl. unten die Be- schreibung.) Gegen Ende des XIV. Jahrhunderts schien noch einmal ein glück- licher Stern über der Pfalz aufzugehen, als der Kaiser Wenzel, der sich auch
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sonst um Goslar wohlverdient machte, in der Erinnerung an die einstige Be- stimmung der Pfalz bestimmte, dass dort Landfriedenssachen als vor einem Sächsischen Landgerichte abgethan werden sollten. Im Zusammenhange damit verfügte er 1385, dass der Ueberschuss der bisher alljährlich an den kaiserlichen Fiskus abgeführten Vogteigelder — die allerdings nicht sehr erheblich waren — zu Bau und Besserung des den äussersten Ruin drohenden Reichspalastes ver- wandt werden sollte. So dürfte in diese Zeit auch eine Erneuerung des Baues zu setzen sein, worauf ausser anderem besonders die gothischen Tonnengewölbe im Untergeschosse, die dieser Zeit angehören, hinweisen. Allein bei dem Wider- stände der Fürstengewalt gegen das phantastische Gebilde eines kaiserhchen Landgerichts in Territorialsachen, vermochte letzteres, obwohl von dem Bischof von Hildesheim geleitet, doch zu keinem Ansehen zu gelangen, und nach Be- seitigung jenes Palatialgerichts ging das Kaiserhaus selbst seit 1415 wieder in den Alleingebrauch des Goslarischen Rathes über. Der wiederholte Versuch der Herzöge von Braunschweig, dieses Lehen an sich zu bringen, zu dem sie als Inhaber des Bergregals sich näher berechtigt wähnten, scheiterte an dem Widerspruch Goslars, das darin eine Bedrohung seiner Selbstständigkeit erblickte. Von einer besonderen Fürsorge Goslars für den neuen Besitz verlautet aber nichts, indem nur die nothdürftigsten Verbesserungen vorgenommen, die Räume selbst praktischen Zwecken angepasst wurden. Die Holzstützen des Kaisersaales mit ihren verzierten spätgothischen Kopfbändern gehören in diese Zeit. Die Holzdecke wird ursprünglich gewesen und mehrfach erneuert worden sein. Bis über die Mitte des XV. Jahrhunderts hinaus blieb der grosse Saal noch in Ehren, nicht allein als Gerichtsstätte des städtischen Vogts, sondern auch als Versammlungsort für Gilden und Gemeinde. Aber darnach diente das Kaiserhaus nur mehr den niedrigsten Zwecken. Während die als Ding- stätte des Forstgerichts geheiligte „Bleek" zum Viehmarkte wurde, erschienen die grossen Gewölbe im Untergeschoss als vorzüglich geeignet als Arsenal, besonders aber als Niederlagen für Erz und Vitriol. Der Kaisersaal wurde durchgetheilt und als Wohnung ausgethan an die „rikeswerdin". Später wurden Speicherräume daraus, die 1551 noch durch den nördlichen Anbau erweitert wurden. Dem, besonders aus den Jahren 1557 und 1574 gemeldeten Einstürze der noch stehenden Mauern hinter dem Kaiserhause wurde kein Einhalt gethan, was hinsank, blieb liegen, wenn es nicht zu Bauten in der Stadt fortgeschleppt wurde. Die Erinnerung an die grosse Vergangenheit der Pfalzstätte war bereits völlig geschwunden. — Nicht besser war das Schicksal der beiden kaiserlichen Hauskapellen St. Ulrici und St. Mariae. Erstere schon im XIV. Jahrhundert als „cellarium captivorum" bezeichnet (Urkunde von 1355: „scepelhus cum cellario captivorum"), wurde 1575 zu gleichem Zwecke als Stadtgefängniss umgebaut und hiess seitdem, in völliger Vergessenheit ihrer einstigen Bestimmung, einfach „der Ulrich", obscuro nomine, wie ein Goslarischer Gelehrter sagt. Ebenso verfiel die „Marienkapelle", eine hübsche Kirche mit zwei runden Thürmen, von der noch ein Bild vorhanden ist. Unbenutzt und verödet, wurde sie 1366 vom Kaiser an den Domscholaster verlehnt, der ihr vergebens durch einen besonderen Ablass aufzuhelfen versuchte. Trotz aller Mahnungen des Kaisers, das Vermögen
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der Scholasterei zur Wiederherstellung der schönen „Schloss"kirche, deren Verfall eine Schande für Goslar und das Domstift sei, zu verwenden, blieb sie als „Ruine" stehen, bis sie 1629 in Kraft des Restitutionsedikts zusammen mit dem Dome an den Jesuitenorden ausgeliefert wurde. Die Absicht dieses Ordens, in Verbindung mit dem Kaiserhause und dieser Liebfrauenkirche ein grosses Kollegium zu errichten, scheiterte, ehe noch die Mauern unter Dach waren, an dem Einrücken der Schweden 1632. So lag das Kaiserhaus wieder verlassen da, nur vorübergehend noch, wie z. B. bei der Anwesenheit der kaiserlichen Reichs-Friedenskommission 1641, zur Aufführung von „Schulkomödien" benutzt. 1672 stürzte ein grosser Theil der Marienkapelle ein, 1714 brachen die Thürme zusammen, 1722 folgten die Mauern des Jesuiten-Kollegiums. In Goslar kümmerte sich niemand darum, niemand wusste mehr etwas von der geschicht- lichen Bedeutung der schönen Kaiserkapelle. Trostlose Noth unterdrückte jede Empfindung der Freude an den erhaltenen Kunstdenkmälern, die die schönste Zierde und der letzte Ruhm der Stadt waren. Das Kaiserhaus wurde nur unterhalten, weil es ein gutes Magazin für Holz, Kohlen und Getreide war. Dass in diesem alten Gemäuer, mit den öden, durch hölzerne Gitter ersetzten oder vermauerten Fensterhöhlen, mit Fachwerk ausgestopften Wänden, noch der Kaisersaal stecken könnte, darauf verfiel kaum Jemand. Selbst der gelehrte Büsching, der ein gutes Verständniss für Alterthümer hatte, hielt das Gebäude für einen vom Feuer verschonten bedeutungslosen Nebenflügel. Kein Wunder, das Haus glich, auf den erhaltenen Bildern angesehen, einem Stall, und dass es der Marstall gewesen sei, wie Einige behaupteten, klang nicht unwahrscheinlich. Es darf daher auch nicht bezweifelt werden, dass, wenn aus der Vermiethung der unteren Räume an die Bergkommunion die Kosten der Erhaltung des Gebäudes nicht gedeckt worden wären, das Kaiserhaus, versunken und vergessen, das gleiche Loos mit dem Dome getheilt hätte, zumal da 1820 ein beträcht- licher Theil des nördlichen Flügels einstürzte. Denn noch 1865 ging der Rath von Goslar mit dem Plane um, das Gebäude, das erhalten zu können alle Handwerksmeister verzweifelten, niederzureissen, *) obwohl seit 1846 durch den Geh. Regierungsrath Blumenbach ausser allen Zweifel gesetzt war, dass darin noch der Kaisersaal und die Ulrichskapelle wohl erhalten seien. (Arch. für Niedersachsen 1846.) Aber die Welt glaubte es so wenig, dass Mithoff' in seinem Archive (S. 15) es noch für nöthig hielt, die Angaben Blumenbach's zu bestätigen. Nur dem energischen Eingreifen des Oberlandbaumeisters Mittel- bach, eines geborenen Goslarers, war es zu verdanken, dass die Hannoversche Regierung den Rath von Goslar hinderte, das Werk der Zerstörung zu vollenden. Denn nach dem 1865 erfolgten Einstürze der Hinterwand schien keine Rettung mehr möglich: „Das ganze Gebäude drängte schon nach einer Seite hinüber, und die Umfassungsmauern wichen auf allen Seiten". (Wochenbl. 1865. No.30).
*) Bis auf die St. Ulricikapelle, die 1S60 von der Krone angekauft und Aviederhergestellt war, mit der Bestimmung, dass der Kaiserstuhl und andere Alterthümer dort ihren Platz finden sollten. Die „freudige Ueberraschung" über das „schöne Kunst- werk" war allgemein. (Vergl. Gosl. Wochenbl. 1800 No. 26, 90.)
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In einem in dem königlichen Archive aufbewahrten Gutachten stellte Mittel- bach die Sache als höchst dringlich vor und erklärte, dass es ewige Schande sein werde, wenn ein nicht bloss für die Kunst und Wissenschaft, sondern auch für die vaterländische, besonders die Brunonische Geschichte so unvergleichlich wichtiges Denkmal von einem unverständigen Rathe beseitigt würde. Auch erwirkte er in einer Audienz vom Könige den Befehl, dass alsbald eine Kommission zur Untersuchung des nach dem Gutachten des Rathes völlig ruinösen, zusammenstürzenden Gebäudes eingesetzt würde. Die Kommission unter der Führung des Landdrosten Wermuth in Hildesheim kam bald zu der Einsicht, dass das Kaiserhaus der Stadt abgenommen werden müsste, und diese war froh, der Last der auf mindestens 12000 rthlr. veranschlagten Wiederherstellung überhoben zu werden. Am 24. April 1866 schloss der Geh. Finanzdirektor Seebach mit dem Magistrate den Vertrag ab, in dem die Hannoversche Regierung das Haus mit der Verpflichtung, es zu erhalten, für 1000 rthlr. käuflich erwarb; auf den Wunsch der städtischen Kollegien, das Kaiserhaus dem Könige Georg als Geschenk anzubieten, weil er bei seinem Besuche ein grosses Interesse daran und die Bereitwilligkeit gezeigt hatte, es würdig restaurieren zu lassen, wurde nicht weiter Rücksicht genommen. So ging das Kaiserhaus 1866 (durch den Kontrakt vom 13. September) in den Besitz des Preussischen Staates über, der, nachdem schon vorher vom Bau- kondukteur Hotzen im Einverständniss mit dem Baurath Mithoff, dem Ober- landbaumeister Mittelbach und dem Landbaumeister Wittich ein Wieder- herstellungsplan ausgearbeitet, und die Ausführung desselben und die Befreiung des ehrwürdigen Bauwerkes von den Verunstaltungen in's Werk gesetzt war, nach der Gründung des Deutschen Reiches nicht lange säumte, in der alten Pfalz ein neues, ebenso erhebendes, als feierlich ernstes Denkmal vaterländischer Geschichte zu errichten. =^) (Vergl. Nordd. Allg. Ztg. 1870, 1871.)
Im Jahre 1873 kam die Regierung auf Grund einer inzwischen her- gestellten umfassenden Aufnahme des Gebäudes zu dem Beschluss, von der Wiederherstellung des ganzen Kaiserhauses mit allen Kemnaten, die unter Benutzung der noch vorhandenen Grundmauern einigen als ausführbar und wünschenswerth erschienen war, gänzlich abzusehen und die Arbeit auf die Instandsetzung des vorhandenen Gebäudes zu beschränken. Auch der Plan des um die Wiederherstellung des Kaiserhauses verdienten Architekten Hotzen, der
*) Ein hervorragendes Verdienst gebührt dem Grafen Münster, der im Jahre 1872, als die Preussische Regierung zauderte, nachdem die von der Hannoverschen Regierung bewilligten 21000 Mk. aufgewandt waren, neue grosse Mittel zu bewilligen, in einer Inter- pellation unter dem ]}eifall des ganzen Herrenhauses die denkwürdigen Worte sprach: „Eine grosse Nation ehrt sich dadurch, dass sie Monumente der Geschichte gründet und da, wo solche sind, erhält, und ich glaube, dass jetzt in dieser Zeit, w^o das neue Kaiser- reich erstanden, es unmöglich wäre, solches in diesem Falle (Goslar) nicht zu thun." Der Minister Falk antwortete, die Regierung sei sich noch völlig unklar über das Wie? Er deutet aber schon den später eingeschlagenen Weg an: „es genüge, die in der Anlage klar hervortretenden Theile, den Kaisersaal und die Kapelle zu einem architektonischen Ganzen zu verbinden.'- Am 8. Juli 1873 wurde mit der Arbeit begonnen, nachdem S. Maj. der Kaiser die ersten 72000 rthlr. aus dem Dispositionsfonds angewiesen hatte.
Fig. 5. Längenschnitt.
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Fig. G. Querschnitt.
Fig. 7. Schnitt durch die Ulrichskapelle.
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GOSLAR.
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nach dem Ausweise des noch vorhandenen Modelies den Nordflügel nieder- reissen und an Stelle dessen symmetrisch zur geplanten südlichen Kemnate einen nördlichen Wohnflügel errichten wollte, wurde nach längerem Berathen fallen gelassen und das „Kornmagazin" zu Wohnräumen eingerichtet. Die Ausführung dieser Arbeiten leitete, vom Architekten Hennecke unterstützt^ der Kreisbau- inspektor Schulze in Goslar. Die Wiederherstellung des Baues galt 1879 als vollendet; an Kosten, die aus dem Dispositionsfonds flössen, waren bis dahin aufgewandt etwa 400000 Mk., dazu kamen noch 50000 Mk. hinzu, die 1886 dem mit der technischen Leitung betrauten Geh. Baurath Cuno in Hildesheim zur Ausführung der von ihm in Vorschlag gebrachten Ergänzungsbauten bewilligt wurden. (Vergl. den genaueren Bericht v. Behr's über die Wiederherstellung des Kaiserhauses in der Ztschr, für Bauwesen 1900, S. 161 — 180.) Einen besonderen Schmuck der neuerstandenen Pfalz bilden auch die Wandgemälde im Saale von der Künstlerhand des Professors Wislicenus aus Düsseldorf. Die erste Anregung dazu war vom Kronprinzen ausgegangen, der bei seinem Besuche in Goslar (1875) solche Ausschmückung für nothwendig erklärt hatte. Das Haupt- bild in der Mitte der Wand, vor dem der vom Prinzen Albrecht von Preussen geschenkte Kaiserstuhl aufgestellt ist, vergegenwärtigt den König Wilhelm und seine Paladine, umgeben von den Deutschen Fürsten, die dankbar die Kaiser- krone dem Einiger des Deutschen Volkes und Reiches darbieten; der Gedanke des Künstlers in diesem Bilde ist, die Entstehung des neuen Kaiserreiches im Lichte der Preussischen Geschichte zu verherrlichen. Links von diesem Haupt- bilde stellt der Künstler in drei grossen und vier kleineren Gemälden die Geschichte der sächsischen Kaiser und rechts in gleicher Weise die Geschichte der staufischen Kaiser dar, wobei er durch eine Menge von Predellbildern daran erinnert, dass das Kaiserhaus in Goslar als Pfalz, das „clarissimum regni domicilium", der beredteste Zeuge jener Kaiserherrlichkeit ist. Auf der halben südlichen Seitenwand ist in der Zerstörung der „Irminsul" Kaiser Karl der Grosse als Begründer der christlich - germanischen Weltherrschaft, und auf der halben nördlichen Seitenwand in dem Reichstag zu Worms der Anbruch der neuen Weltgeschichte versinnbildlicht. Auf den anderen halben Flächen und der Fenster wand ist allegorisch in „Dornröschens Geschichte" das Schicksal des Deutschen Volkes beleuchtet. Die übrige Ausschmückung des Saales ist unter dem besonderen Beirathe des Wirklichen Geheimen Oberbaurathes Adler aus Berlin erfolgt. Der Plan, auf den beiden Strebepfeilern vor dem vorderen Mittelgiebel Reiterstandbilder des alten und neuen Barbarossa, der Kaiser Friedrich L und Wilhelm L, zu errichten, hat sich nicht als durchführbar erwiesen: die von den Bildhauern Schott und Toberentz vollendeten Standbilder finden nunmehr ihre Aufstellung vor der grossen Freitreppe.
Dass das Werk der Wiederherstellung des Kaiserhauses in so gross- artigem Maassstabe ausgeführt, ist vor Allem das Verdienst des Kaisers Wilhelm L, der darin eine erhabene Pflicht der Pietät gegen die grossen Deutschen Kaiser aus dem salischen und hohenstaufischen Geschlechte erkannte. Im Sommer 1875 begrüsste die Pfalz in ihren Mauern den Wiederhersteller der Deutschen Kaiserherrlichkeit, den zweiten Barbarossa.
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Wir dürfen von der Pfalz aber nicht scheiden, ohne den prächtigen Hintergrund, wenn auch nur in Skizze, zu zeichnen. Der Palatialbezirk reichte nordwärts vom Liebfrauenberge bis an die Aghetucht, längs der er durch eine Verzäunung geschützt war. Denn der dort gelegene ITampsack, später einfach Sack genannt, möchte seinen Namen von „hameide" d. i. Verzäunung (s. Schiller und Lübben s. v.) ableiten. Die Namen der ebendort befindlichen Ritterstrasse, des Ritterplans und des „rikeswinkel" weisen auf die dort angesiedelten Reichs- ministerialen hin, darunter v. Barum, v. Dike, Geschlechter, aus denen Reichs- vögte hervorgingen. Am bekanntesten war das sog. „Ritterhaus", aus dem im XIV. Jahrhundert das Sechsmannenhaus wurde. Die Chroniken wollen wissen, dass es zuerst von Barbarossa als Absteigequartier für das kaiserliche Gefolge gebaut sei. Die Urkunden lassen keinen Zweifel, dass es als Vogthaus ein Lehen der Familie v. d. Dike gewesen ist, von der es 1308 an die Goslarische Bergverwaltung überging. Noch 1387 setzten die Bürger es durch, dass die Ansprüche der Familien v. Barum, v. Usler und v. Schwichelt zurückgewiesen wurden und das Haus das „rikes hus" bleiben sollte. So bestand es als kaiserliches Lehen bis in's XVIIL Jahrhundert fort.
Ebenso war auch nach der Südseite, die von einem pomerium, d. i. einem längs der Innenmauer der Stadt freigelassenen Platz begrenzt war, neben der St. ülricikapelle eine Reihe von Ritterhäusern, darunter das der Familie V. Goslaria und v. Wildenstein; aus späterer Zeit eine „Herlingsburg" (1440) und ein Münzerhaus (halla monetariorum 1343). Ueber das Ergebniss mannig- facher Ausgrabungen rings um das Kaiserhaus herum vergl. v. Behr a. a. 0. S. 163. Beschreibung. Der noch vorhandene Rest der kaiserlichen Pfalz (Fig. 3 — 9) zu Goslar
Saalbau. besteht im Wesentlichen nur aus dem Saalbau und der Ulrichskapelle. Der nördlich anschliessende Wohnflügel darf kaum als zur Pfalz gehörig bezeichnet werden, weil derselbe in dem heutigen Umfange wahrscheinlich erst in nach- kaiserlicher später Zeit errichtet ist. Ausser den genannten Bauten sind nur noch in spärlichen Fundamentresten Spuren des früheren Gebäudes sichtbar.
Der Saalbau oder Pallas, ein von Norden nach Süden sich erstreckender, mit der Hauptfront nach Osten gerichteter, zweigeschossiger Bau von rund 55 m Länge und 17,5 m Breite enthält in den Seitenflügeln des aus Bruch- steinen erbauten Untergeschosses zweimal drei rechteckige unprofilierte Fenster, welche von alten, in der Mauerflucht liegenden Kleeblattbögen eingefasst sind, in der Mitte eine ebensolche Thüröffnung mit glattem, in der Mitte ansteigendem Sturz und halbkreisförmigem Oberhcht darüber, und daneben zwei Strebepfeiler mit gothischem Hohlkehlengurtgesims unter den hohen Schrägen, welche die Mauerpfeiler des Obergeschosses stützen.
Ein ähnlicher Strebepfeiler, nur mit höher liegendem Gesims, ist an dem nördlichen Ende des Saalbaues angebracht.
Der Unterbau wird abgeschlossen von einem romanischen Gesims, welches auf der nördlichen Hälfte und im Mitteljoch aus zwei Wülsten mit zwischenliegender Hohlkehle und oberer Platte gebildet wird. Der übrige
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südliche Theil besteht aus Hohlkehle, Wulst und Platte. Das Gesims dient gleichzeitig als Brüstung der oberen Fensterreihe.
Das Obergeschoss enthält sieben mächtige, halbkreisförmig geschlossene Bogenstellungen, deren Pfeiler mit Ecksäulchen und romanischen Kämpfern be- lebt sind. Jede Oeffnung in den Flügeln enthält drei gekuppelte, mit Halb- kreisen überdeckte und durch frühgothische Säulen getrennte Oeffnungen, welche durch Spiegelscheiben in eisernen Rahmen geschlossen sind. Die Säulen, unter denen sich zwei mit achteckigem Querschnitt befinden, haben sämmtlich ver- schiedene, zum Theil erneuerte Kapitale und über denselben Kämpfer mit gothischem Profil. Ein grosses Hohlkehlengesims schliesst die Flügelbauten nach oben ab. Das mittlere Fenster, vollständig neu hergestellt, enthält drei ge- kuppelte Oeffnungen zweimal übereinander; zwischen ihnen liegt ein Gesims, das aus Hohlkehle und Platte gebildet ist. Der mit Eckquadern höher geführte Mittelbau enthält in dem mit einem Hohlkehlengesims abgeschlossenen und mit einem vergoldeten Adler gekrönten Giebel zwei kreisförmige und zwei rundbogige Nischen und zwischen den letzteren ein rundbogiges Fenster. Das hohe Schiefer- dach ist seitlich durch massive Giebel abgeschlossen und wird durch beschieferte Dachgaupen belebt.
Am Südende des Saalbaues befindet sich ein zweigeschossiger, aus Quadern errichteter Vorbau mit zwei seitlichen, massiven, neu hergestellten Treppenaufgängen. Das Untergeschoss ist durch eine rundbogige Thoreinfahrt mit romanischem Kämpfergesims geöffnet und wird durch ein romanisches, aus zwei Wülsten, Hohlkehle und Platte gebildetes Gesims abgeschlossen. Ueber dem aus schwerem Wulst und schmaler Platte gebildeten Brüstungsgesims sitzen zwei profilierte Rundbogenfenster mit je drei gekuppelten kleinen Oeffnungen, von denen die nördlichen mit nasenbesetzten Kleeblattbögen, die südlichen (erneuert) mit Rundbögen geschlossen sind. Die gekuppelten Oeffnungen werden durch zwei Zwischensäulchen getrennt und an den Pfeilern von Halbsäulchen ein- geschlossen. Das Obergeschoss besitzt Ecksäulchen mit Basis und Kapital und wird durch ein Hohlkehlengesims gekrönt. Die zwei Freitreppen führen auf der Nord- und Südseite zu halbkreisförmig geschlossenen, mit Wulst und Hohl- kehle profilierten Eingangsthüren. Zu jeder Seite des abgewalmten Schieferdaches ist in der Wand des Saalbaues ein hochliegendes kleines Rundbogenfenster angebracht.
Die westliche Hinterfront zeigt keine scharfe Trennung der zwei Geschosse, sondern nur am nördlichen Ende einen Mauerabsatz über dem Untergeschoss. In letzterem befinden sich sechs rechteckige unprofilierte Fenster und im Nord- flügel eine Thür mit geradem Sturz in rundbogiger Nische. Ueber dem Fenster im Mittelbau, das von zwei mächtigen Strebepfeilern eingefasst wird, welche auf niedrigem Sockel hohe Schrägen tragen, liegt ein halbkreisförmiges Bogenfeld. Zwischen den Strebepfeilern schUesst eine moderne Steinbrüstung einen Raum ab, der zur Aufstellung von alterthümlichen, in der Umgebung des Kaiserhauses gefundenen Architekturstücken benutzt ist. Das Obergeschoss der Flügelbauten enthält mehrere flachbogige und rechteckige, schlicht vermauerte Fenster- öffnungen und wird durch ein aus steiler Schräge gebildetes Gesims abgeschlossen.
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Am südlichen Ende gewahrt man eine rundbogig geschlossene Blende, welche zwei gekuppelte rundbogige Blenden einschliesst. Die mittlere Halbsäule und die seitlichen Viertelsäulen tragen Basen mit Eckzehen und romanische Kapitale. Der Giebel des hochgeführten Mittelbaues endigt mit einem Hohlkehlengesims und besitzt ein rundbogiges Fenster mit Hohlkehlenabkantung.
In der Verlängerung des Saales nach Süden befindet sich eine rund- bogige unprofilierte Oeffnung mit Hohl- kehlenkämpfer, welche drei gekuppelte, neu hergestellte rundbogige Fenster- öffnungen enthält. Im Untergeschoss darunter bildet eine rundbogige schlichte Thoreinfahrt das Gegenstück zu der- jenigen der Vorderfront.
An der westlichen Hälfte des Süd- giebels ist der neu erbaute, achteckige, mit Steinspitze und Knauf gekrönte Treppenthurm hochgeführt, an welchen sich östlich der ebenfalls neu errichtete Verbindungsgang zwischen Saalbau und Ulrichskapelle anschliesst, dessen Schieferdach sich an den Giebel lehnt. Westlich vom Treppenthurm ist im Obergeschoss eine rundbogige alte Oeffnung, die vermuthlich die Ver- bindung des Saalbaues mit den Wohn- gemächern bildete, neuerdings vermauert und mit neuer Einfassung versehen.
Im Inneren enthält der Saalbau unten sieben Räume, von denen die sechs der Flügelbauten mit spitzbogigen, aus Bruchsteinen in Mörtelverguss her- gestellten Tonnengewölben überdeckt sind. Der mittlere Raum, welcher eine Anzahl weiter unten näher beschriebener Architekturstücke enthält, hat eine auf vier hölzernen Stützen ruhende neue Holzbalkendecke. An den Seiten wänden dieses Raumes sind je drei grosse Rund- bögen sichtbar, welche von Brand stark beschädigtes Mauerwerk zeigen. Der durchgehende Sockel ist der Rest der auch über diesem Räume früher vorhanden gewesenen Spitzbogentonne, welche bei der letzten Wiederherstellung des Kaiserhauses beseitigt ist. Bei der westlichen Seitenwand sind die Rundbögen auch auf der anderen Seite sichtbar. In dem zumeist aus Schieferplatten gebildeten Fussboden der Räume des
Viii. 10. Kaiserhaus in (Joslar: Wandsäule.
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Untergeschosses sind die darunter in den Flügeln vorgefundenen Pfeilerfundamente und ebenso die dort aufgedeckten alten Heizkanäle durch Sandsteinplatten bezeichnet. Die sieben Räume sind nahe an der westlichen Aussenwand durch schlichte, in die Scheidewände angelegte Thüröffnungen miteinander verbunden, und in den zwei mittleren Jochen der Flügel ist je ein neuer Luftheizungsofen eingebaut, welcher zur Erwärmung des oberen Saales dient. Die an den westlichen Flügel anschliessende Durchfahrt besitzt noch die alte Balkendecke.
Im Saale des Obergeschosses, welcher bei 47,14 m Länge eine durchschnittliche Tiefe von 15 m und 6,8 m Höhe bis zur Unterkante der Balken der flachen Holzdecke in den Flügeln aufweist, tragen sechs hölzerne Pfeiler mit Kopfbändern und Sattelhölzern, zwei Längsunterzüge und zwei Querunterzüge. Auf den Querunter- zügen ruht die das Mitteljoch überdeckende, aus Holz neu hergestellte Tonne. Sie werden an der Hinterwand von zwei steinernen Wandsäulen unterstützt, deren hochliegende Basen mit Eckzehen versehen sind und die unterhalb des Kapitals je eine Konsole zur Aufnahme der Kopfbänder tragen. Die Kapitale, deren Platten links aus dem Acht- eck, rechts aus dem Sechszehneck konstruiert sind, haben frühgothische Blattknollen und Blätter (Fig. 10). Die am Schaft der süd- lichen Halbsäule angearbeitete Konsole ist als Kopf ausgebildet. Den Halbsäulen an der Westwand entsprechen auf der Ost- seite einfache achteckige Wandpfeiler mit Hohlkehlengesims.
Die zwei 43 cm im Quadrat starken Mittelstützen haben Birnstäbe an den Ecken und Basen, welche aus zwei Wülsten mit dazwischen liegender Hohlkehle bestehen; die übrigen Pfeiler haben achteckigen Quer- schnitt. Die 20 Kopfbänder sind auf den
Unterseiten mit spätgothischer Schnitzerei, Maasswerk und meist leere Wappen- schilder darstellend, geschmückt. Zwei derselben sind in Fig. 11 und 12 ab- gebildet. Nur die Wappenschilder an den Kopfbändern der Halbsäulen, welche die Erhöhung für den Thron einfassen, zeigen den doppelköpfigen Reichsadler, diejenigen an der Ostwand den Goslarschen Adler. Die Unterzüge sind mit der Schiffskehle profiliert, in welche ein Birnstab eingelegt ist; die Balken haben Rundstabprofil, und die Bretterdecke ist mit Fugenleisten versehen. Der
Fig. 11. Kaiserhau.s in Goslar
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Fussboden ist als Gipsestrich neu hergestellt; Wände und Decke, sowie alles sonstige Holzwerk sind bemalt. Die Malerei auf den Wänden, welche geschicht- liche; auf das alte Deutsche Reich und auf die Entstehung des neuen Reiches bezügliche Darstellungen enthält, ist, wie bereits erwähnt, vom Professor Hermann Wislicenus aus Düsseldorf geschaffen.
In den beiden Schmalwänden befindet sich je eine spitzbogige Thür, diejenige der Nordwand in einer flachbogigen Nische.
Die Pfeiler zwischen den Fenstergruppen der Ostseite sind durch grosse Halbkreisbögen miteinander verbunden und mit Ecksäulchen besetzt. Kaiserstuhl. Auf der neu hergestellten hölzernen Bühne für den Thron steht der
alte, aus dem Dom stammende Kaiserstuhl (Fig. 13 — 15), dessen sandsteinerner Sitz an den Ecken vier Ecksäulchen mit Basen und Kapitalen besitzt und seitlich je eine, vorn und hinten je zwei rechteckige Füllungen mit schwerem Profil zeigt. Die Lehnen bestehen aus drei Bronzeplatten mit reichen, durch- brochenen romanischen Verzierungen.
Vorhalle. Die südliche Vorhalle, welche zwei Stufen tiefer liegt als der Saal, hat
eine neue Holzdecke, in der Nordwand eine spitzbogige Thür mit einer aus Birnstab und Fase bestehenden Profilierung, und in der westlichen Schmalwand ein dreitheiliges, gekuppeltes, rundbogiges Fenster mit zwei neu hergestellten romanischen Theilungssäulen. Die östliche Schmalwand öffnet sich mit einem schlichten Rundbogen innerhalb einer etwas breiteren und höher gerückten Rundbogenblende nach dem, eine Stufe tiefer liegenden Treppenaustritt der zwei östlichen Freitreppen. In den oberen Ecken dieser Wand sitzen zwei kleine Rundbogenfenster mit steiler Schräge. In der Südwand führt eine rechteckig umrahmte Thür mit rundbogiger Blende darüber zu dem neuen Verbindungsgange.
Teppiche. An jeder Langwand ist ein 7,60 m langer, 1,80 m hoher, "auf Holz-
rahmen gespannter Wandteppich aufgehängt, worauf die Patrone der Haupt- altäre des Domes dargestellt sind. Diese Teppiche stammen nämlich aus dem früheren Dom, wo sie die Wände über den Ghorstühlen schmückten, waren bis vor Kurzem in der Domkapelle aufbewahrt und sind ebenso wie der oben erwähnte Kaiserstuhl Eigenthum der Stadt Goslar. Die zum Theil in spät- gothischen, zum Theil in Renaissanceformen gut gezeichneten Darstellungen sind mit schwarzen Umrissen versehen, und die hinter den Köpfen der Heiligen angebrachten Schriftbänder zeigen in schwarzen und rothen Buchstaben die Namen der dargestellten Figuren. Es sind auf dem nördlichen Teppich von links nach rechts die folgenden:
1) St. Trinitas. Gott- Vater auf dem Throne sitzend und mit beiden Händen vor sich den Gekreuzigten haltend; der Fuss des Kreuzes steht auf einer nach Art eines Reichsapfels gestalteten Kugel, und über dem Kreuze schwebt die Taube des heiligen Geistes. Auf dem Schriftband: „Säcta Trinitas".
2) St. Maria. Maria unter Strahlenglorie auf der Mondsichel mit der Krone auf dem Haupte als Himmelskönigin das Scepter in der Linken, auf dem rechten Arm das Christkind tragend, welches mit der linken Hand eine
. Frucht emporhält. Auf dem Schriftband: „Säcta Maria". (Fig. 16.)
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3) St. Simon. Ein bärtiger Mann mit Säge und Buch. Auf dem Schrift- band: ,Säctus Simon". Auf dem unteren Saume des Mantels und des Rockes sieht man Buchstaben, welche in ihrer Aufeinanderfolge keinen Sinn ergeben.
4) St. Judas. Bärtiger Mann mit Keule und Buch. Auf dem Schriftband: „Säctus Judas".
5) St. Mathias. Bärtiger Mann mit Hellebarde und Buch. Auf dem Schrift- band: „Säet. Mathias".
6) St. Nicolaus. Bartloser Mann mit Bischofsmütze und Krummstab in bischöflichem Ornat, Inschrift: Sänct. Nicolaus.
Fig. lü. Kaiserhaus in Goslar; "Wandteppich.
7) St. Servacius. Bartloser Mann in bischöflichem Ornat mit Krummstab und offenem Buch, Inschrift: „Servacius". Auf dem Saume des Mantels ist der Name St. Servatius wiederholt. Die beiden Enden des Teppichs schliessen ab mit je einem senkrechten Streifen, der auf dunkelblauem Grunde Rosenranken zeigt und oben ein Wappen- schild trägt. Die einzelnen Figuren werden geschieden durch je eine Säule in Balusterform mit einer als Klaue gebildeten Basis und Kapital aus spätgothischem Blattwerk. Jede Säule trägt ein Wappenschild und ist mit der Nachbarsäule durch Flachbögen, die mit spätgothischen Ranken verziert sind, verbunden. Hinter den Figuren ist in halber Höhe eine steinerne Brüstung sichtbar, vor derselben sieht man Blumen und dahinter eine Landschaft.
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Der andere Teppich auf der Südseite ist ganz gleichartig behandelt und enthält folgende Figuren:
1) St. Petrus. Bärtiger Mann mit Schlüssel und offenem Buch: Säcts Petrus.
2) St. Paulus. Desgl., mit Schwert und Buch und am Gürtel einen Rosen- kranz: Säet* Paulus.
3) St. Valerius. Bartloser Mann in bischöflichem Ornat mit Krummstab: Säet* Valerius.
4) St. Eucharius. Desgl., mit Krummstab und offenem Buch: Säet' Eucharius.
5) St. Maternus. Desgl., mit Krummstab an die rechte Schulter gelehnt und mit beiden Händen ein geschlossenes Buch haltend, auf dem drei Steine, Früchte oder Kugeln liegen: Sc. Matern*. Am Saum des Mantels in grosser deutlicher schwarzer Schrift in Lapidaren:
Sanctvs Cirilus.
6) St. Cyrillus. Desgl. mit Krumrastab und Buch: Säet* Cirrillus. Am Saum des Mantels in verblassten Buchstaben nochmals Säet* Cirillvs.
7) St. Sebastianus. Unbekleideter junger Mann mit Lendenschurz an einen Baumstamm gebunden und von Pfeilen durchbohrt: Säet. Sebastian*. In den zwei unteren Ecken des Teppichs ist je ein Wappenschild mit Helm und reicher Helmdecke angebracht.
Oestlich schliesst sich an den Vorsaal um eine Stufe tiefer der Treppen- Treppenhalle, austritt der zwei östlichen Freitreppen an mit Steinfliesenfussboden und neuer Holzdecke. Die rundbogige Oeffnung zum Vorsaal ist mit Hohlkehle und Rund- stab profiliert, die beiden rundbogigen Nischen, in denen die etwas tiefer liegenden ebenfalls rundbogigen Ausgänge zu den Freitreppen liegen, zeigen zwei Hohlkehlen. In den Leibungen dieser Nischen sind noch die alten Verschluss- vorrichtungen sichtbar, welche in der südlichen Nische auch neuerdings wieder- hergestellt sind. Der Verschluss wird daselbst durch einen hölzernen Querbaum gebildet, der in entsprechenden Löchern der Leibungen ruht, gegen die zwei Thürflügel durch einen Holzkeil festgelegt ist und auf der Ostseite durch einen von innen vorgesehobenen hölzernen Querriegel in der Verschlusslage fest- gehalten wird.
In der Ostwand sind zwei rundbogige Blenden, in denen je drei gekuppelte, links mit Kleeblattbögen, rechts mit Rundbögen überdeckte Fenster sitzen, die durch reichverzierte romanische Theilungssäulchen getrennt und mit Spiegelscheiben in Eisenrahmen verschlossen sind. An den Wandpfeilern sitzt je eine ähnlich verzierte Halbsäule. Zwei Säulenschäfte, ein Kapital und alle Basen mit Ausnahme der an der nördlichen Halbsäule des südlichen Fensters sind erneuert. Die nördliche Blende ist mit Rundstab zwischen zwei Hohlkehlen profiliert und hat Eckblattbasen, das Profil der südlichen besteht aus Rundstab und Hohlkehle und beginnt mit einem Anlauf.
Von den Säulen ist eine alte am Schaft mit Flechtmuster verziert, ähnlich dem an der Mittelseite des Portals der Domkapelle, zwei alte Halb- säulen haben Schäfte, die mit umwindenden Profilen versehen sind, und ein
alter Säulenschaft ist achteckig. Die Kapitale sind durchweg reich verziert mit Blattwerk von ähnlicher Bildung wie an den Leibungssäulen des inneren Domportals. Verbindungs- Ein im Jahre 1889 mit Benutzung einer alten Bruchsteinmauer neu
gang. hergestellter zweigeschossiger Verbindungsbau, der in den entwickelten roma-
nischen Formen der Treppenhalle errichtet und mit zierlichen Bogenreihen im Obergeschoss geschmückt ist, bildet den Zugang vom Saalbau zur Ulrichskapelle. Ulrichskapelle. Diese ist ein zweigeschossiger Bau, eine sog. Doppelkapelle, welche
ehedem in engster Verbindung mit den Wohngemächern des Kaiserhauses gestanden haben mag und die eigenthümliche Bildung zeigt, dass das Erd- geschoss nach der Form des griechischen Kreuzes gebaut ist, während das Obergeschoss ein geräumiges Achteck als Grundform besitzt (vergl. Fig. 3, 4, 7 und 8). Den Uebergang von der unteren in die obere Grundrissgestalt bilden drei Tuben- oder Trompetengewölbe, welche die drei freien äusseren Winkel des Kreuzes überspannen. Auf einem aus einer Hohlkehle, zwei Wülsten, Hohlkehle und Wulst gebildeten Sockel ist das Untergeschoss aus Quadern, das Obergeschoss aus Bruchsteinen mit Quaderecken errichtet. Der Winkel zwischen dem nördlichen und westlichen Kreuzarm wird von einem auf der Westseite abgerundeten Treppenthurm eingenommen, der die gleiche Höhe hat wie die Kapelle und wie diese mit einem Schieferdach und krönendem Knaufe bedeckt ist. Das Kapellendach hat die Form eines Zeltdaches und trägt auf jeder Dachseite eine mit Schiefer gedeckte Dachgaupe. Das Untergeschoss zeigt an den Ostseiten des östlichen, südlichen und nördlichen Kreuzarmes vortretende halbrunde Apsiden, von denen die mittlere als Hauptapsis in das Obergeschoss hinauf- geführt und mit einem an die Ostwand des Achteckbaues angelehnten hedben Zeltdache überdeckt ist. Die Wandflächen des Unterbaues sind durch mehrere Halbsäulen mit Basen und Kapitalen belebt, welche in den einspringenden Kreuzecken in Kämpferhöhe und unter dem über den Tubengewölben angeordneten Gurtgesims durchgehends mit Rundbogenfries verbunden sind. Das Gurtgesims besteht aus Platte und zwei Hohlkehlen mit zwischengelegtem Wulst. Die Rund- bogen in den Kreuzecken ruhen auf langgestreckten, nach unten spitz auslaufenden Konsolen. In der Westseite des südlichen Kreuzarmes befindet sich die recht- eckige Eingangsthür ohne Profil. Die Achteckseiten des Obergeschosses sind mit Ecklisenen versehen, welche unterhalb des aus einer Hohlkehle gebildeten Hauptgesimses durch einen Rundbogenfries verbunden sind. Sowohl, im Ober- geschoss wie im Untergeschoss befinden sich kleine, hochliegende Rundbogen- fenster ohne Profil, drei solche auch in der oberen östlichen Apsis.
An den Ecken der Vierung sitzen Dreiviertelsäulchen ; diese sind bis zum Fussboden des Obergeschosses hochgeführt, tragen dort auf schlichten romanischen Würfelkapitälen das Hauptgesims und stehen mit attischen Basen ohne Eckblatt auf hohem glatten Sockel, an dem sich das Sockelgesims — eine Hohlkehle zwischen zwei Wülsten — todtläuft. Das Hauptgesims ist aus einer Platte, zwei Hohlkehlen und einem zwischengelegten Wulst gebildet. Diesen Dreiviertelsäulen entsprechen in den äusseren Ecken der Kreuzarme Viertelsäulchen, die nur bis zum Kämpfergesims hinaufreichen und dort ebenfalls ein schlichtes Würfelkapitäl tragen. Das Sockelgesims wird durch die Apsiden unterbrochen.
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von denen der nördliche Kreuzarm drei, der östliche und westliche je eine und der südliche zwei besitzt. Die Ueberwölbung der Apsiden ist verschieden gestaltet. Die Hauptapsis des östlichen Kreuzarmes hat eine volle Halbkuppel, die zwei seithchen, die nördliche und die östliche des südlichen Kreuzarmes sind mit Halbkuppeln überdeckt, welche in die Tonnengewölbe, mit denen diese wie auch die anderen Kreuzarme überwölbt sind, einschneiden ; die übrigen Apsiden tragen Gurtbogen, welche sich mit den glatt hochgeführten halbrunden Wänden der Apsiden verschneiden. Das in jedem Kreuzarm aus Wülsten und Hohl- kehlen verschiedenartig zusammengesetzte Kämpfergesims läuft um die inneren Wände aller Kreuzarme ohne Unterbrechung herum, wird an den Ecken der Vierung durch die oben erwähnten Dreiviertelsäulen durchschnitten und ist über den etwas höher liegenden Rundbogenfenstern in den Endapsiden des südlichen und des nördlichen Kreuzarmes rechtwinklig verkröpft.
Ueber den vier grossen Rundbogen, welche die Tonnengewölbe der Kreuzarme an der Vierung abschliessen, liegt das oben erwähnte Hauptgesims in Höhe des Fussbodens des Obergeschosses; es ist über den Dreiviertelsäulen verkröpft. Ueber demselben umschliesst eine moderne mit Vierpässen durch- brochene Steinbrüstung die quadratische Deckenöffnung, welche das Unter- geschoss mit dem Obergeschoss verbindet.
In der Mitte der Vierung ist, mit dem Kopf nach Westen gerichtet, auf neu gefertigtem Steinsockel der aus dem XIII. Jahrhundert stammende Grabstein mit der lebensgrossen Figur Kaiser Heinrich III. niedergelegt, unter welchem das Herz dieses Kaisers in einer Metallkapsel aufbewahrt wird. Das auf zwei Kissen ruhende Haupt des Kaisers, der hier bartlos erscheint, trägt auf langem goldigen Lockenhaar eine Krone, die Füsse stehen auf einem kauernden Hunde, der einen Knochen zwischen den Vorderpfoten hält; die rechte Hand hält das Scepter, die linke das Modell eines zweithürmigen Gebäudes mit spitzbogigem Portal und spitzbogigen Fenstern. Der Körper ist bekleidet mit langem faltigen Untergewand und Mantel.
An der Apsis des östlichen Kreuzarmes ist noch alte Wandmalerei zu erkennen aus rothen und schwarzen Linien in Gitterform zwischen zwei Friesen über einem mit dünnem Rankenwerk verzierten Sockel.
Von der Nordwand des westlichen Kreuzarmes führt eine steinerne Wendeltreppe zum achteckigen Obergeschoss, welches von Kämpferhöhe ab neu hergestellt ist und eine von vier romanisch geformten Steinsäulen getragene Holzdecke besitzt. Ueber deren Mitte erhebt sich eine achteckige, mit Holz- kuppel überdeckte und durch sechszehn zu zweien gekuppelte Rundbogenfenster erhellte, im Dachraum liegende Laterne. Die Fussschwellen der Laterne werden durch acht Kopf bänder unterstützt, welche wie an den Wandsäulen des Reichs- saales auf Konsolen an den Säulenschäften ruhen.
Die Wände sind durch flache Eckpfeiler und unprofilierte Rundbogen belebt, über welchen ein romanisches Gesims unter der Holzdecke angeordnet ist. Die östliche Apsis hat drei kleine niedrigliegende, unprofilierte Rundbogen- fenster unterhalb des romanisch gebildeten Kämpfergesimses.
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Wohnflügel. Der Wohnflügel, nördlich an den Saalbau anschliessend, besteht aus
schlichtem Bruchsteinmauerwerk mit Quaderecken in drei Geschossen ausser dem Keller und zeigt auf der Westseite über einem kleinen Fenster einen Stein mit der Jahreszahl 1576. Die Fenster und Thüren dieses Flügels sind ebenso wie das Hauptgesims bei der Wiederherstellung neu gefertigt, desgl. auch die halb- runde nördliche Terrasse mit der romanisch geformten Brunnenschaale und der Balkon am nördlichen Giebel. Dagegen ist der Strebepfeiler an der Nordost- ecke alt und in der gleichen Form wie die zwei mittleren Strebepfeiler an der Ostseite errichtet.
Das Innere des Wohnflügels ist vollständig neu hergestellt. Im Flur des Kellergeschosses ist eine im Saalbau gefundene romanische Säulenbasis mit Eckzehen und ein altes romanisches Kapital für die Tragesäule des Gewölbes benutzt. Wahrscheinlich gehörten diese beiden Stücke zu einer der grossen romanischen Säulen, welche ehedem die Decke des Reichssaales trugen, bevor sie im XV. Jahrhundert durch die jetzt noch vorhandenen Holzpfeiler ersetzt wurden. Im Mittelsaale des ersten Stockwerkes, welches für einen etwaigen fürsthchen Besuch angelegt ist, sind gegenwärtig ausser kleineren, bei der Wieder- herstellung aufgefundenen Fundstücken wie Stein- und Eisenkugeln, Pfeilspitzen, Schwert*) u. A., zwei aus dem abgebrochenen Dom herrührende, der Stadt
Altarbilder. Goslar gehörige Altarbilder aufgestellt. Das kleinere derselben, dreitheilig, ohne Flügel, enthält in der Mitte die Kreuzigung in der realistischen Auffassung des XIV. Jahrhunderts mit Maria und Johannes, seitlich den heiligen Laurentius und den heiligen Stephanus.
Das grössere, dreiflügelige Bild (XV. Jahrh.) zeigt in der Mitte die heilige Dreieinigkeit, den sitzenden Gott - Vater, mit beiden Händen den Gekreuzigten haltend, über dem Haupte des Letzteren die Taube des heiligen Geistes und seitlich zwei Engel mit Spruchbändern: „o adoranda trinitas" und „0 veneranda unitas".
Zur Rechten Gott -Vaters ist der knieende Stifter mit Spruchband unter- gebracht. Seitlich daneben, unter besonderen Baldachinen, sieht man Maria mit dem Christkind und Johannes d. T. mit dem Lamm.
Auf dem linken Seitenflügel ist ebenfalls unter je einem Baldachin die heilige Katharina mit dem Rade und Johannes der Evangelist mit Kelch und Schlange dargestellt. Der rechte Seitenflügel zeigt den Apostel Thomas mit der Lanze und Judas Thaddäus mit der Keule.
Mauerreste. Ausser den beschriebenen Gebäuden sind hinter dem Kaiserhause noch
einige alte Mauerreste vorhanden (Fig. 3) und eine Anzahl von Grundmauern freigelegt, welche auf der Nordseite zum Theil zur ehemaligen Liebfrauenkirche, zum Theil vielleicht zu einem alten Wohnflügel gehörten, der einst vor Errichtung des jetzigen Wohnflügels in grösserer Ausdehnung an den Saalbau sich anschloss und die Verbindung desselben mit der vorgenannten, von dem
*) Ueber dieses Schwert, das in einem Grabe zwischen zwei durchhauenen Schädeln liegend gefunden wurde, vergl. Gosl. Wochenbl. 1875 No. 94.
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Bischof Godehard zu Hildesheim für die Kaiserin Gisela im Jahre 1034 errichteten Liebfrauenkirche bildete. Hierzu gehörte vermuthlich auch die flach ansteigende Steintreppe von 34 Stufen, über der sich ein niedriger Rundbogen mit schräger Bogenleibung wölbt.
Die im südlichen Theile frei- gelegten alten Grundmauern, welche eine Anzahl meist kleiner Räume zeigen, gehörten zu den zwischen der Ulrichskapelle und dem Südgiebel des Kaiserhauses früher vorhandenen südlichen Wohnflügel und tragen jetzt in malerischer Anordnung, ausser einer Anzahl grösserer und kleinerer Steinkugeln, mehrere alte Architektur- stücke, welche zum grössten Theile nicht in der Umgebung des Kaiser- hauses gefunden sind und weiter unten eingehender beschrieben werden.
Auf der Vorderseite des Kaiser- hauses ist ebenfalls eine grössere Anzahl von alten Grundmauern auf- gefunden, von denen jedoch nur noch das Fundament eines früheren Treppenthurmes dicht vor dem jetzigen Treppenthurm der Ulrichs- kapelle sichtbar ist. Die übrigen Mauerreste sind, weil sie zum Theil tief unter dem Terrain liegen, wieder zugedeckt worden, aber alle auf dem beigegebenen Lageplan (Fig. 3) ver- zeichnet.
In grossem Umfange und Zu- sammenhang sind solche Grund- und Kellermauern, an denen sich auch noch stellenweise Theile der Gewölbe befanden, an der Südseite des Platzes vor dem Kaiserhause aufgefunden worden. Einzelne Mauerzüge konnten bis an die Stelle verfolgt werden, wo ehedem die Domlhürme gestanden haben.
Die Terrassen- und Freitreppenanlage, welche jetzt den Zugang zum Freitreppe. Kaiserhaus bildet, ist nebst den nach dem Vorbilde der Braunschweiger Burg- löwen aus Bronze gegossenen zwei Löwenstandbildern neuen Ursprungs. Doch
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Fig. 17. Kaiserhaus in Goslar; gefundene Säule.
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deuten die zwei untersten alten Stufen des südlichen Treppenarmes nebst einem alten Mauerreste in der Treppenwange daselbst und alte Theile der Terrassenmauer darauf, dass auch früher an dieser Stelle eine Treppenanlage bestanden hat. Architektur- Unter den oben erwähnten, auf den Grundmauern des südlichen
stücke. Wohnflügels aufgestellten Architekturfundstücken ist besonders bemerkenswerth eine kurze geriefelte Säule, in deren acht zwischen flachen Rundstäben angeordneten gekehlten Riefelungen Sterne und Blättchen eingelegt sind (Fig. 17). Die mit figürlichem Schmucke versehene Basis ist auf einer grösseren romanischen Eckblattbasis aufgestellt, welche zu den früheren grossen Mittelsäulen des Saales gehörte. Das reich verzierte, nach der Form eines Würfelkapitäls gestaltete Kapital enthält ringsherum laufende, zusammenhängende Darstellungen mit Thier- und Menschenfiguren, die sich auf das Laster der Trunksucht beziehen. Auf dem Kapital ruht ein flacher, weitausladender quadratischer Kämpferstein. Die Säule nebst Basis, Kapital und Kämpfer soll unweit der Kaiserpfalz in der Stadt beim Umbau eines Hauses aufgefunden sein.
Unter den übrigen Architekturstücken befinden sich rundbogige, spitz- bogige und nach dem Kleeblatt geformte Fensterbogen, theils einzeln, theils gekuppelt, mit Theilungssäulchen verschiedener Form, ferner Bruchstücke von Kapitalen und Kämpfern, welche grösstentheils auf dem Georgenberg und bei dem Kloster Neuweik gefunden sind.
Zwischen den Strebepfeilern an der Hinterfront und in dem mittleren Räume des Untergeschosses im Saalbau sind zahlreiche Architekturfundstücke aufbewahrt, welche insofern ein besonderes Interesse beanspruchen, als sie mit grösster Wahrscheinlichkeit die einzigen noch erhaltenen Kunstformen aus dem vom Bischof Benno um die Mitte des XI. Jahrhunderts errichteten Bau, vielleicht auch vereinzelt solche von noch höherem Alter darstellen. Aus diesem Grunde sind sie mit wenigen Ausnahmen von geringerer Bedeutung in Abbildungen wiedergegeben, welche die nähere Beschreibung entbehrlich machen. (Vergl. Fig. 18 — 24 und 25—36.) Andere Abbildungen stellen solche Bautheile dar, zu denen sich gleichartige unter den am Kaiserhause noch vorhandenen befinden, z. B. zwei frühgothische Kapitale der Fenstersäulen, die erst aufgefunden wurden, als die Wiederherstellung der Fensterreihe in der Ostwand des Saales voll- ständig beendigt war, ferner ein Kapital nebst Basis von den grossen Mittel- säulen des Saales, als Gegenstück zu den oben erwähnten, im Kellergeschoss wieder verwendeten gleichartigen Stücken. (Vergl. Fig. 37 — 42.)
Ausserdem sind unter den hier aufbewahrten Stücken auch einzelne, welche dem früheren, nun abgebrochenen Dome angehört haben und theils in der unmittelbaren Nähe der Domkapelle selbst, theils weitab in der Umgebung Goslars in den Futter- und Wassermauern eines Mühlgrabens der Gose gefunden sind. Die im Untergeschoss des Saalbaues aufbewahrten geschnitzten Holztafeln rühren von einem abgebrannten Hause her.
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Das kaiserliche Domstift und der Domsprengel.
Litter atur: Euricius Cordus, , de origine et laudibus Goslariae 1G05; Opp. Heineccii 1700 fF; H. W. Trumpf, Gosl. Kirchengeschichte 1704; Goslariensia, studio private collecta 1717 ff.; Historische Nachricht und Abhandlung von dem K. Exemlstifte S. S. Simonis und Judae 1752 (Ms. Wernigerode); J. D. Lichtenstein, Abhandlung von des Kaiserlichen freien Unmittelbaren Stiftes S. S. Simonis und Judae in Goslar Gerichtsbarkeit 1754; Jul. B. v. Rohr, „Merkwürdigkeiten" 1739; Braunschw. Magazin 1807 u. A. (über den Crodo-Altar); Büsching, Eeisen durch einige Münster und Kirchen des nördl. Deutsch- land 1817 p. 272 ff.; Lohmann, Goslarische Alterthümer 1819; Vaterländisches Archiv, 1814, No. 16 Vom Abbruche des Domes; Das. (1819) über die Alterthümer im Dome; Das. (1829) Der Dom zu Goslar (von Zeppenfeld); Hann. Magazin 1843 zur Geschichte des Domstiftes; Vaterl. Archiv 1859 (Die Jesuiten in Goslar 1630 ff.); Ztschr. für Harz- gesch. XXIV; Lotz, Kunst- Topographie Deutschlands, I; Mithoff, Kirchen und Kapellen im Königreiche Hannover, I; Mithoff, Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte, HI; Mithoff, Kunstdenkmäler und Alterthümer im Hannoverschen, IH; Kugler, Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte, I; Goslarisches Wochenblatt, darin auch Cunos Vor- träge 1883.
Quellen: Urkundenbuch I — V; Archive zu Goslar und Hannover; Rathsregistratur in Goslar; MSS. v. E. v. d. Hardt; Chronicon MS. in Wolfenbüttel; Mon. Germ. 1897 u. a.
Geschichte. JJie Ueberlieferung von einem Zusammenhange zwischen dem kaiser-
lichen Domstifte in Goslar und der kaiserlichen Stiftskirche St. Valerii in Harzburg, der in der gesammten Chronik als Thatsache gilt, reicht bis in ein sehr frühes Jahrhundert zurück. Denn schon in dem Chronicon des Domstiftes (MS. Wolfenb,), dessen Ursprung in das XIII. Jahrhundert zu setzen ist, wird Conrad II. als Sifter, Heinrich III. aber als derjenige bezeichnet, der „die Harz- burger Stiftskirche" in den „neuen" Dom zu Goslar verlegte. Es würde zu weit führen, wollten wir hier das maschenreiche Irrgewebe auflösen, womit eine lebhafte Phantasie die Vorzeit Goslars poesievoll umsponnen hat: es ist System in der Arbeit und nicht leicht, den Knoten zu finden, von dem aus das Netz zu lösen ist. Es genügt, für unsern Zweck zu bemerken, dass im vorliegenden Falle eine Verwechselung der kaiserlichen Schlosskirche U. L. Frauen in der Pfalz mit dem Dome vorliegt, im Uebrigen aber, ganz von dem Götzen Crodo und dem Crodoaltar auf der Harzburg abgesehen, worin nur die Kraft der Phantasie sich erprobt hat, die Legende vom heiligen Valerius hineinspielt, dessen hochgeehrte Reliquien durch den Kaiser Heinrich III. von Trier nach Goslar übergeführt wurden. Urkundlich ist festzustellen, dass an dem Dome, dessen Bau spätestens 1047 begonnen worden ist, 1049 noch fortgearbeitet wurde, und dass dessen Weihe 1050 von dem Erzbischof Hermann von Köln vollzogen wurde. Bald nachher, 1055 segnete der Papst Victor II. am Hochaltar der Gottesmutter Maria das fromme Werk und seinen grossen Stifter, den Kaiser Heinrich III. Der Streit, wessen Werk der Dom, dieses herrlichste Baudenkmal Niedersachsens, gewesen sei, möchte so zu schlichten sein, dass der Plan von
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dem Bischöfe Godehard, dem auch die Liebfrauenkirche in der Pfalz zu- geschrieben wird, entworfen, die Ausführung aber etwas später durch den schwäbischen Meister von Hirsau, Benno, den Palatialbeamten und zugleich Freund und Berather des Kaisers Heinrich III., erfolgt ist. Ursprünglich war der Dom der heiligen Dreifaltigkeit geweiht, erhielt aber bald von dem Hochaltar der heiligen Maria und den Aposteln Simon und Judas seinen Namen. Der vor- übergehend in den Vordergrund tretende Name St. Mathias kommt erst nach der Mitte des XII. Jahrhunderts auf. Daraus folgt, dass der Vorbau der heutigen Domkapelle, der St. Mathias in der Mitte zwischen Simon und Judas stehend zeigt, frühestens in der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts gebaut ist, was auch durch die Formen des Bauwerks bestätigt wird. Die Inschrift der Säule: Hartmannus statuam fecit basisque figuram (d. i. Löwen) möchte auf den im Urk. B. I, äo. 1221 No. 417 erwähnten Domdechanten Hartmann hinweisen. Nachdem der Bau vollendet war, schenkte der Kaiser das Stift dem päpstlichen Stuhle, doch mit der Bedingung, dass es unmittelbar frei, von dem Diözesan- bischofe nur in geistlichen Dingen abhängig sein sollte; auch die Vogtei behielt er sich selbst vor mit dem Recht, den Propst zu bestellen. Wie sehr die Kaiser noch in späterer Zeit auf diese Freiheit ihrer Kirche, der „imperialis ecclesia", hielten, lehrt das Beispiel Friedrichs I., der die Stiftsherren scharf tadelte, als sie dem päpstlichen Legaten gegenüber zu wenig ihre Unabhängigkeit gewahrt hatten; die Freiheit des Stiftes sei ein Ruhm der Krone, von Niemand anders in der Welt sollte es abhängig sein als vom Kaiser! (Urk. B. I., äo. 1188.) Die von den Domherren mit viel Stolz und Trotz behauptete Unabhängigkeit war aber Niemand mehr als den Bischöfen von Hildesheim, ihren Diözesanherren, ein Dorn im Auge; wie gross diese Spannung war, zeigte der Versuch der Stiftsherren im Jahre 1227, von Hildesheim los und unter Mainz zu kommen, in dessen Sprengel das trans Gosam gelegene Stift hineinreichte. Erst als der Bischof von Hildesheim geschworen hatte, dass das vom Kaiser Heinrich ver- liehene Diözesanrecht stets unbestritten von seinen Vorgängern im Amte aus- geübt sei, und darauf der Erzbischof von Mainz verzichtete, konnten die wider- spenstigen Domherren mit Gewalt zum Gehorsam gebracht werden. Doch lehnte sich das Stift noch wiederholt gegen die wegen ihrer Nähe unbequemen Bischöfe von Hildesheim auf, indem sie Anschluss an Mainz suchten.
Die Ausstattung des Domes mit Gütern war sehr reich. Von dem be- deutenden Besitz in Goslar ist besonders der „Wortzins" hervorzuheben, d. i. eine Grundabgabe von jeder Hofstätte in der Stadt. Diese Königssteuer, in ihrem Ursprung darauf hinweisend, dass der Boden Goslars Königsgut war, vom Könige Heinrich III. auf das Stift übertragen, liess dieses in gewissem Sinne als hoheitsberechtigt erscheinen und bewirkte auch wohl, dass die Patrone Simon und Judas in dem älteren Stadtwappen geführt wurden, wie denn auch das Münster mit Vorliebe sich schlechtweg als ecclesia Goslariensis bezeichnete. Erst nach Erlangung des Schildrechtes 1340 nahm die Stadt den Kaiseradler an, als Zeichen ihrer Unabhängigkeit. In der Nähe Goslars besass das Dom- stift eine Meierei in Jerstedt und in Harlingerode. In weiterer Entfernung erstreckte sich das Eigenthum nach Norden hin bis in die Thäler der Oker und
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Innerste, und noch weiter bis in's Amt Salder; nach Osten bis in's Amt Wolfen- büttel (Semmenstedt) und entfernter bis über den Hüywald hinaus (Dedeleven und Dingelstedt), bis an die Bode und Saale (Egeln), woran südlich Adersleven grenzt. Nach Süden lag an der Selke die Meierei von Reinstedt und an der Wipper die Meierei Giersleben. Ausserdem hatte das Stift noch jenseits der Saale grosse Güter an der Fuhne. Nach Westen reichte der Besitz nach West- falen hinein; am Rhein lag das reiche Weingut Valendar. (Nach Bode Einl. z. Urk. B. I.) Dieser zum grössten Theile so weit entlegene Besitz war be- denkliches Eigenthum; es zeigte sich bald, dass er nicht zu behaupten war. — Die meisten Schenkungen rührten von dem Stifter her; später ist ausser dem Zehnten von Zilly (1093) keine bedeutendere Erwerbung mehr gemacht. Mit dem Hinsinken der Kaiserherrlichkeit verlosch der Glanz des stolzen Stifts, das sich im Hinblick auf die vielen Kirchenfürsten, die aus ihm hervorgegangen waren, mit Recht ein ,Seminarium Germaniae' nannte. Schon 1242 klagte der Propst, dass es an Mitteln fehle, die baufällige Kirche (ürk. „ecclesiam nimia vetustate consumptam") auszubessern und erbat sich Hülfe von dem Bischöfe von Minden. Durch die Gewährung eines Ablasses wurde aber nur der ersten und dringendsten Noth abgeholfen; auch half es wohl nicht genug, dass der Kaiser Rudolf 1275 gestattete, zum Zwecke der Wiederherstellung des Gebäudes das Kupferdach mit einem Bleidach zu vertauschen. Denn 1285 stürzte ein Theil der „baufälligen" Kirche ein, und es bedurfte kräftigerer Unterstützung. Zu solchem Zwecke verbanden sich viele Kirchenfürsten in Deutschland und Hessen allen Gläubigen, die zum Wiederaufbau beisteuerten, Ablass und Indulgenz verkünden. Vermuthlich mit dieser Hülfe ist dann von 1287 an mehrere Jahre hindurch an der Wiederherstellung des Domes gearbeitet. Eine neue Hülfsquelle verschaffte sich das Domstift durch die Feier zweier grosser, vom Papste selbst verkündeter „Jubelfeste" in den Jahren 1297 und 1298, bei denen im Beisein des Bischofs von Hildesheim die Reliquienschreine geöffnet, und die Reliquien der andächtigen Menge zur Anbetung ausgestellt wurden.
Es verlohnt sich, mit einer kleinen Abschweifung einen Blick in diesen seltenen Domschatz zu thun; doch können wir aus der sehr langen Aufzählung (Bode, Urk. B. II v. 1298) nur einen möglichst kurzen Auszug hier bieten. Das Inventar zählt auf:
Ein Fähnlein des heiligen Mauritius, darin ein Kreuz mit vielen Reliquien ; einen wunderbar von innen und aussen mit Gold ausgelegten Schrein nebst Sarkophag, darin Reliquien vom heiligen Mathias, Rusticus und Venantius, ein Geschenk des Kaisers Heinrich III., der sie von Trier „zu grösserem Ruhme" herüberbrachte ; das Haupt des heiligen Mathias in silbernem Schrein ; ein Marien- bild; einen silbernen Schrein U. L. Herrn; einen Schrein der Apostel Simon und Judas; einen in- und auswärts übergoldeten silbernen Schrein mit vielen Apostel -Reliquien; einen kleinen silbernen Schrein mit vielen Reliquien; sechs Schreine von Elfenbein, ebenfalls mit Reliquien ; zwei silberne Bilder, Judas und Simon, die der Papst Victor II. auf Wunsch des Kaisers schenkte mit einem silbernen Schrein, „der mit dem Bleisiegel des Papstes versiegelt war und ist"; ein
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silbernes Bild Jacobus des Aelteren ; zwei Greifenklauen ; eine silberne Monstranz mit dem heiligen Oel des Nicolaus in Krystall; das Haupt des Nicolaus, köstlich mit Gold, Silber und Edelstein geschmückt, ein Geschenk des Kaisers Heinrich III.; Reliquien vom heiligen Benno, Bischof von Meissen, vom dortigen Kapitel geschenkt; einen Schrein mit kleinem Sarkophag, darin Reliquien von Eucharius, Valerius, Maternus, Cyrillus, ebenfalls von Trier durch den Kaiser herübergebracht; ein köstliches Gefäss mit silbernem Bilde, darin Blut des Stephanus; auch ein kaiserliches Geschenk; ein wundervoll mit arabischem Golde und mit Edelsteinen von innen und aussen geschmücktes Gefäss, zu einer silbernen Monstranz gehörig ; ein köstliches Gefäss mit silbernem Bilde, darin Fett des heiligen Laurentius, ein Geschenk des Kaisers; zwei elfenbein-ausgelegte Schreine mit vielen Reliquien; einen weissen Schrein; vier silberne Arme (brachia) mit vielen Reliquien; eine Monstranz mit goldenem Kreuz ; das Haupt des heiligen Servatius, wunderschön in Gold, Silber und Edelstein eingeschlossen; zwei grosse silberne Kreuze und ein Marienbild, vom Kaiser geschenkt; drei Monstranzen; zwei kleinere silberne Kreuze; einen zinnernen Querriegel (stannea sera); ein Bild des heiligen Mathias; eine grosse Monstranz, vergoldet, mit einem grossen Stück des clavus domini, kreuzgeformt (vom Papste Leo selbst gemacht), womit der Herr an's Kreuz geheftet wurde, ein Geschenk des Kaisers.
Hieran schliesst sich gleich an ein Auszug aus einem alten in Wolfen- büttel auf der Bibliothek befindlichen Manuscript, der einen Einblick in den Dom und die Lage der Altäre darinnen gestattet: de hogheste hovetheren sunderliken to dem bogen Altare sin Maria, de moder goddes, de apostelen Simon unde Juda unde Mathias, de mertelere Rusticus, Venantius, de confessores Valerius, Servatius, Eucherius, Maternus; de patronen in dem middele des chores sin Michael unde Hilarius; de patronen in den affsiden na dem norden Johannes Baptiste unde Evangelista; in den affsiden na dem suden Petrus; in dem middele der Kerken: St. Crucis unde Stephani; in der Klufft: Maria; Boven an den affsiden na dem torne: U. L. Frauen; in dersulven rige capella St. Nicolai, in norden Cap. St. Mariae Magdalenae; in deme Kapitelhuse Gap. St. Blasii.
Nach dieser Abschweifung kehren wir zu der Baugeschichte des Domes zurück. Sei es nun, dass jene Jubelfeiern, sei es, dass die glücklich wieder erstrittenen Güter am Rheine das Domstift mit neuen Mitteln versehen hatten, gewiss ist, dass 1313 eine „Erweiterung" oder Erneuerung des Domes statt- fand, die vermuthlich darin bestand, dass Gewölbe (aus Schieferstein) erneuert Avurden, und das seit 1305 den montanis eingeräumte Paradies um- gebaut wurde.
Aber schon bald darauf (1331) verlautet von neuem Verfall und Einsturz des alten Gebäudes, und 1366 von so kläglichem Zustande desselben, dass das inzwischen wieder von allen Seiten her bedrängte und immer mehr verarmende Stift darauf sinnen musste, von auswärts Hülfe zu erlangen. Woher diese gekommen, ist unersichtlich, da das Anbieten des Ablasses die Herzen nicht mehr genug willig machte. Aber 1380 war es in der Lage, den Dom durch Anbau der beiden Langseiten zu erweitern und ein neues Dach aufzusetzen;
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->§ 42 St- auch wurde die früher halbkreisförmige Apsis durch das Achteck geschlossen. Die Wiederherstellung der Krypta unter dem Hochchore, die 1388 einfiel, unter- blieb bis 1462; bei ihrer Erneuerung wurde daneben noch eine kleinere Krypta, de „lüttcke", auch oblegium omnium angelorum et trinitatis genannt, unter der Kapitelstube eingerichtet, wie es scheint, als Gruft für die Wohlthäter des Stifts. Denn 1517 liess die Familie Mechthusen diese Kluft neu einrichten. Das ganze XV. Jahrhundert hindurch ist die Geschichte des Domstifts erfüllt von Klagen über Bedrückung und Armuth, der auch der Beschluss des Baseler Konzils (1436), dass alle geraubten Güter zurückgegeben werden sollten, nicht abhelfen konnte. Der Dom 'war verödet (Urk. 1429), verfallen (Urk. 1451), dem Einstürze nahe (Urk. 1479). Von einem Neubau wird nur, wie oben gesagt, aus dem Jahre 1462 gemeldet. In auffallendem Gegensatze dazu erschiene die aus 1484 berichtete Ausschmückung des Domes durch Malereien, wenn nicht bekannt wäre, dass dieselbe sich auf die „Glusa" beschränkte, und dass die Mittel dazu wahrscheinlich von der 1480 zum Zwecke der Erhaltung des Domes, unter besonderem Schutze des Papstes, gebildeten Brüderschaft St. Nicolai herbeigeschafft wurden. Unerwartet kam dem Stifte bald darauf kräftige Hülfe von dem Rathe der Stadt Goslar, die eben damals in Folge des Bergsegens im blühendsten Wohlstande war. Während mehrerer Jahre (1501 — 1507) wurde an der Wiederherstellung „des verfallenen Münsters" gebaut. ,01rik Wilmot, Meister in Braunschweig", erhält Auftrag, „de Abside unserer Kerken mit dem Arkener u. dem luttken neddersten Dake am paradise aftobreken und mit blye wedder- todecken — für 29 Fl., seventeen nye Fl. vor den Fl., u. veer eilen leydisch want". (1505.) Es ist anzunehmen, dass damals auch das sog. Gapitolium oder Kapitel- haus erneuert ist. 1517 wurde nach Entfernung des Granariums der Kreuzgang wieder freigelegt. Aber der Widerstand der Domherren gegen die vom Fiathe der Stadt ihnen aufgedrungene Reformation liess diese Hülfe versagen und den Geldmangel zurückkehren, sodass 1530 der südwestliche Thurm zusammenstürzen konnte. Der Glaubenskampf kostete dem Stifte einen nicht unbeträchtlichen Theil seines Vermögens, das gewaltsam zur Unterhaltung von Kirchen und Schulen in der Stadt fortgenommen wurde; endlich ergab sich das Stift in das Unvermeidliche und willigte 1566 in die Reformation ein. In Folge dessen wurden einige Reliquien 1577 und 1613 nach Wien ausgeliefert; da aber von den Kostbarkeiten gleichzeitig viele verschwanden, legte der Rath sich ins Mittel und vereinbarte 1617, dass alle noch übrigen Ornamente und Kostbarkeiten hauptsächlich zum Zwecke der Erhaltung des Domes versilbert werden sollten.*) Zu gleichem Zwecke war in die vom Kaiser 1585 bestätigten neuen Statuten des Domstifts die Bestimmung aufgenommen, dass von jedem Exspektanten auf
*) Ein Stück des Dominventars aus dieser Zeit (Gosl. Archiv) giebt die Preise an, die geboten waren: Für ein Kreuz 15(K) rthlr., für ein anderes 900 rthlr., für ein goldenes Kistchen 300 rthlr., für einen goldenen Arm 300 rthlr., für ein Marienbild tXH) rthlr., für das goldene Haupt des Servatins 500 Kronen in Gold, für das silberne Haupt des Nicolaus 200 rthlr., für einen silbernen Arm mit Pfeil 150 rthlr., für eine Elfenbeinkiste mit orientalischen Granaten 150 rthlr., für ein Buch, mit Gold und Edelstein ausgelegt, 150 rthlr., für ein silbernes Brustbild 110 rthlr., eine Büchse mit Granaten 100 rthlr.
->g 43 St- eine Präbende 350 rthlr. zur „Fabrica" d. i. dem Baiifonds einzuzahlen seien. Es war ein Kampf ohne Ende, ein endloser Prozess, in dem das kaiserliche freie Exemtstift sich der Zudringlichkeit, der Bevormundung und Ausbeutung seitens der Stadt erwehren musste. Und dazu fiel noch ein schwerer Schlag, indem 1629 auf Vorschlag des Bischofs Franz Wilhelm von Osnabrück und Verden das Domstift von dem Kaiser an die Jesuiten übergeben wurde, zum Zwecke der Errichtung eines Kollegiums, das Goslar zum Hauptsitze katholischer Wissenschaft machen sollte. Der Rath, mit den Domherren zerfallen, kam diesem Plane eifrigst entgegen, weil er daraus grossen Nutzen für die Stadt erwartete. Als aber 1632 die Schweden hereinbrachen, fand sich, dass die Jesuiten viele der Kostbarkeiten über die Seite gebracht hatten. Abgenommen wurde ihnen ausser Anderem „ein auf Pergament lateinisch geschriebenes neues Testament, dessen Deckel mit vielem Gold und Edelgestein besetzt war", nach der Aussage der Domherren „ein Geschenk des Königs Heinrich auceps". (Hein. Antiqq. S. 568). Vermuthlich ist es das „Evangeliar", das wir weiter unten unter den Schätzen des Huldigungszimmers im Rathhause zu besprechen haben werden. Schwer vermisst wurde ein Kamm des Kaisers, ein Jagdhorn aus Elfenbein und ein Einhorn, zum Stabe formiert, dessen Werth allein auf 10000 rlhlr. veranschlagt wurde! Diese Angaben erscheinen trotz Heineccius wenig glaubhaft, wohl aber die andere, dass die Schweden die Gelegenheit, den Dom zu plündern, gründlich benutzt haben. Nach einer ungewissen Angabe sollen noch Kostbarkeiten davon in Stockholm sich finden. Es ist die trostloseste Zeit der sog. Schwedennoth in Goslar, von der unser berühmter Rektor und Magister Nenndorf klagte:
„Nos sumus exhausti, vix sanguis vitaque restant, Sunt exsucca nimis membra nee ossa vigent." Es ist nicht zu verwundern, dass in solchem Elende des Krieges das Domgebäude völlig verfiel. Im Jahre 1568 brach „ein schwerer Stein" durch das Gewölbe und zertrümmerte den schönen Schmuck der Kirche, die grosse goldene „Krone" (Urk. B. IL, 1206, 367), die nach der Ueberlieferung der Abt von Fulda 1063 als Sühne des blutigen Kirchenfrevels gestiftet haben sollte. (Wolfenb. MS.) Um den völligen Einsturz zu verhüten, wurde das Gewölbe mit Pfeilern gestützt. Aber schon fingen die Mauern und die Thürme an, weitklaffende Risse zu bekommen, und durch das Gewölbe drang verderblich der Regen. 1720 fiel das Paradies ein, und der Bauzustand des Domes wurde so elend, dass der Zutritt für gefährlich galt. Im Jahre 1773 machten die Dom- herren den letzten Versuch der Hülfe; sie verkauften zu diesem Zwecke zwei silberne Särge, den einen für 403 rthlr., den andern für 250 rthlr. und ausserdem ein köstliches Altarblatt (Bild?) für 46 rthlr. Wahrscheinlich ist es das sehr alte, die Einweihung des Domes durch den Papst Victor darstellende Altarbild, das v. Lohr 1737 so rühmend erwähnt; denn in dem späteren Inventar findet es sich nicht mehr. Um den Domherren seine Gunst zu beweisen, verlieh der Kaiser Joseph II., in der Erinnerung, dass Propstei und Scholasterei im Dome kaiserliche Lehen seien, zugleich auch, um sein jus primarium precum gegen das Haus Braunschweig zu wahren, den Domherren goldene Kanonikats-
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kreuze, die, gleichseitig mit vier Spitzen und oben mit der Krone geschmückt, mitten im Kreuzschilde auf weiss emailliertem Grunde die Bilder der Apostel Simon und Judas, auf der Rückseite die Worte zeigen: Gonrado II. et Josepho U.A.A. Sie sollten an schwarzem Bande mit Goldrand getragen werden. Eins dieser Kreuze wird noch im Huldigungszimmer gezeigt.
Es war die letzte Ehre. Denn 1802 am 6. Juni ging durch ein vom Landrath v. Katte gegengezeichnetes königliches Patent das Domstift mit allem Vermögen, gemäss der Bestimmung des Luneviller Friedens, in den Besitz der Preussischen Krone über. Das Kapitel bestand damals noch aus dem Propste und dem Scholaster, die als katholisch abscissa membra waren, dem Dechanten, Senior, Subsenior und vier Kanonicis, die aber alle ausserhalb Goslars ihre Präbenden genossen. Das Einkommen betrug bei einer höchst nachlässigen Vermögensverwaltung doch noch fast 5000 rthlr. jährlich. Durch die Gnade des Königs Friedrich Wilhelm III. wurde das ganze Stiftsvermögen, auf Für- sprache des um Goslar hochverdienten Preussischen Legationsraths v. Dohm, der mit der Organisation der neu erworbenen Stadt betraut war, zu einem Stiftsgüterfonds zur Unterstützung der Kirchen und Schulen in Goslar bestimmt, eine Wohlthat, die nicht wenig zum Emporkommen der ganz verarmten Stadt Goslar beigetragen hat.
Das von dem Kommissar der Preussischen Regierung aufgenommene Dominventar zählt folgende Stücke auf: fünf Glocken, — darunter die zwei aureae campanae (Urk. 1283), eine Krone — de lutteke Krone mit den vier „Glocken, de quemen van der Hartesborg" (Wolfenb. MS.), Kaiserstuhl, Grodo- altar mit drei bronzenen Säulen, Hochaltar mit metallener Einfassung, Gemälde, das heilige Abendmahl darstellend, Sarkophag der Kaisertochter Mechtildis, zwölf Schränke, viele gewebte Teppiche, mehrere Crucifixe, Missalien und andere Bücher.
Es war also gar wenig von dem Reichthum übrig geblieben. Der Rath der Stadt, der den Erwerb des Vermögens zwar freudigst und dankbar begrüsste, es aber als drückend empfand, nunmehr für die Erhaltung des so baufälligen Domes sorgen zu sollen, schlug dem Kommissar vor, die gesamten „Mobilien" zu versilbern und daraus das Gebäude auszubessern, „wenn das noch möglich wäre", ganz bezeichnend für die damals in Elend verkommene alte Reichsstadt. Ehe noch die Regierung in Halberstadt von diesem Plane genauer verständigt war, wurden auch schon am 4. Februar .1804 folgende Sachen „in Auktion gestellt": 7 Glocken, 1 Thurmuhr, 1 Orgel, 1 Kronleuchter (Metall 1% Eisen 2 Ctr.), 1 Taufbecken, 1 Armenstock, 8 „alte Umhänge", 11 Messgewänder, mehrere Manipeln, Krucifixe und Bilder, das Haupt Johannis in einer Schüssel (Holz), Kanzel und Kirchenstühle, 1 Taufstein mit kupfernem Becken, 24 Leichen- steine, 12 alte Psalmarien, 12 Antiphonbücher, 1 alte lateinische Bibel und endlich mehrere Kanonikatskreuze.
In letzter Stunde, als schon die Juden ein gutes Geschäft gemacht zu haben hofften, indem sie alle diese Sachen für 4316 rthlr. gekauft hatten, schritt die Regierung ein und verweigerte den Zuschlag; dem Rathe aber machte sie dabei bemerklich, dass ein solches Verfahren ungehörig sei, da die Erhaltung
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des Domes dem Stiftsfonds obliege. Die dem Bürgermeister, Kriegsrath Siemens, aufgetragene Untersuchung des Gebäudes ergab, dass das Gemäuer, besonders auch die Thürme, von oben bis unten zerrissen, zusammenstürzten; wenn der König nicht die Mittel zur Erhaltung bewillige, so müsse der Dom seinem Schicksale überlassen werden, da der Stiftsfonds vorläufig noch keine Einnahme habe. Diese Nachricht, durch die Hildesheimer Zeitung fälschlich so verbreitet, als ob die Stadt den Dom niederreissen wollte, veranlasste einen sehr ungnädigen Spezial- befehl des Königs an die Administrationsbehörde^ den Kriegsrath Siemens zum Widerruf des für die Preussische Verwaltung beleidigenden Gerüchts unter seinem Namen zu zwingen. Siemens erklärte sich dazu bereit, obwohl in Goslar die Niederlegung des Münsters noch nie einem beigefallen sei; er wisse allerdings nicht, wie die enormen Kosten der Restauration des im höchsten Grade baufälligen Gebäudes, das nach dem Urtheil aller Sachverständigen nicht zu erhalten sei, aufgebracht werden sollten, wenn nicht der König, wider dessen allergnädigsten Willen es sei, dass ein derartiges Denkmal der Geschichte und der Kunst vernichtet werde, die Mittel dazu bereit stelle. Der öffentliche Wider- ruf erfolgte im Slaatsanzeiger und in der Hildesheimer Zeitung am 1. Juli 1804.
So stand die Sache gut, da der König persönlich eingriff; bald wurden die ersten 2000 rthlr. eingeschickt, die Siemens höchst unverständig dazu verwandte. Fensterbögen aus dem Giebel des Domes herausreissen und durch neue von gewöhnlichen Handwerkern ersetzen zu lassen. Aber solchem Un- verstand wäre bald ein Ende gemacht, wenn Goslar nur länger Preussisch geblieben wäre. Denn schon hatte die Kammer am 10. April 1806 einen Ver- trag mit Mauer- und Zimmermeistern abgeschlossen wegen Wiederherstellung des Domes nach einem neuen Plane: da machte das Einrücken der Franzosen alle Hoffnung zu Schanden, und rohester Vandalismus begann, alles zu zerstören. Was kümmerte die neuen Weltbeglücker der Dom, das Denkmal glorreicher Deutscher Vergangenheit? Der Intendant Daru befahl 1807 die Ueberführung des berühmten Crodoaltars in das Museum von Paris, von wo er nur Dank der energischen Forderung der Preussischen Regierung 1815 v.'ieder zurück- gegeben wurde; den Kaiserstuhl verbarg der Bürgermeister Giesecke vor den Krallen der Franzosen.
Als der Rath wiederum mit dem Ansuchen kam, das Dommobiliar zur Erhaltung des Domes veräussern zu dürfen, genehmigte es der Präfekt ohne Bedenken, aber mit der Beschränkung, dass der Ertrag zur Deckung der Stifts- schulden dienen sollte. Damit war der Stadt nicht gedient, und sie hätte die Sache gern ruhen lassen, wenn nicht der Präfekt 1809 befohlen hätte, zu dem angegebenen Zwecke eine Inventur- Aufnahme vorzunehmen. Im Jahre 1811 begann die Verschleuderung, das Mobiliar wurde für 5841 rthlr. verkauft; 1813 standen nur noch die nackten Wände des Doms da. Verauktionirt waren: der Kaiserstuhl, ein Kunstwerk aus der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts. Ihn kaufte eine Wittwe Mävers zum Einschmelzen für 28 fl., von ihr kam er für 475 rthlr. an den Minister von Klewitz, von dem ihn dann der Prinz Karl von Preussen, von seinem Gouverneur, dem General-Leutnant v. Minutoli auf- merksam gemacht, für 3000 rthlr. erstand. Das Verdienst seiner „Entdeckung"
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gebührt aber dem Professor der Chemie Claproth. Bekanntlich diente dieser Stuhl 1871 bei der Eröffnung des ersten Reichstages als Thronsessel. Er steht nun als Geschenk des Prinzen an die Stadt Goslar im Kaisersaal der Pfalz. — Ferner die drei schönen Säulen des Grodoaltars und die „Krone", die, nach Frankfurt a. M. verkauft, eingeschmolzen wurden; der alte Taufstein, der nebst dem kupfernen Becken jetzt in der „Marienburg" ist, wurde für 6 ggl gekauft und für 6 Louisdor verkauft. Von allen Alterthümern blieben nur die beiden grossen schönen Glocken, die, für die Marktkirche erworben, leider 1845 bei dem Brande einschmolzen; ebenso auf Anrathen des Bürgermeisters Heinrici die Glasfenster aus dem Hochchor und der Kapitelstube nebst den anderen Sachen, die, nach der Stephanikirche hinübergebracht, später der Domkapelle zurückgegeben wurden. Es war ein Glück, dass für den „alten Kram" und das „Steingerümpel" kein Liebhaber sich fand. (Vergl. unten das Inventar.)
Nach dem Ende der Fremdherrschaft leuchtete den Patrioten noch einmal, freilich nur für kurze Zeit, die Freude auf, den Dom erhalten zu sehen, als nach Wiederherstellung der Preussischen Verwaltung von der Regierung nach einem Besuche des Kronprinzen (1814) der Befehl erging, alles etwa noch vor- handene Inventar des Domes zu behüten, da die Restauration des ehrwürdigen Denkmals nicht fallen gelassen sei. Aber bald nachher trat Preussen die Stadt Goslar an Hannover ab, das dem Bau kein gleiches Interesse entgegenbrachte. Der Ungunst der Zeit fiel der Dom zum Opfer! Von der durch die Franzosen völlig erschöpften Englischen Provinz Hannover konnte keine Hülfe erwartet werden! Sobald der auf 20000 rthlr. lautende Kostenanschlag eingelaufen war, wurde zunächst von Hannover noch der sonderbare Vorschlag gemacht, die „ent- behrliche und verfallene" Frankenberger Kirche abzureissen und aus diesem Material den Dom zu erneuern; womit dann auch zugleich für die neue innere Ausstattung gesorgt sei. Als dies abgelehnt, wurde der Befehl gegeben, den Dom, von dem doch nur kahle Wände und zerrissene Thürme übrig seien, auf Abbruch zu verkaufen, wenn die Stadt sich ihn nicht erhalten könnte oder wollte. Alle Stimmen der Patrioten blieben ungehört. Nach kurzem Besinnen wurde am 19. Juli 1819 vom Magistrat bekannt gemacht, dass mit Genehmigung der König- lichen Regierung der Dom auf Abbruch verkauft werden sollte, bis auf die Vorhalle, die erhalten bliebe, um die noch vorhandenen Denkmäler des Domes aufzunehmen. Auf das Gebot von 1504 rthlr. wurde der Zuschlag ertheilt. Die sog. Domkapelle wurde in den Jahren 1824 bis 1827 so hergestellt, wie sie jetzt ist, die letzten Mauerreste des Münsters verschwanden 1833. Die Krypta wurde mit Bauschutt zugeworfen. Die technische Leitung des Abbruches hatte der Maschinendirektor Mühlenpfort.
Die Inventur 1819 ergab noch folgende Alterthümer, die in der Dom- kapelle Aufstellung finden sollten:
1) einen Sarg; gemeint ist der jetzt in der Ulrichskapelle stehende Kenotaph mit dem Bilde des Kaisers Heinrich III. Darin ruht jetzt auch wieder das Kaiserherz, das der mit dem Abbruche des Domes betraute Oberforstmeister v. Hammerstein 1819 unter der Statue des Kaisers Heinrich III. auf dem Ilochchore, wo auch der Sarg stand, fand und
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in's Museum nach Hannover ablieferte. Das alte MS. in Wolfenbüttel meldet davon: „So hefft de Keyser sine Dochter, darnegest ok sin eghen herte mit dem ingeweide ynnichlichen graven laten in dem chore, na deme dat he starf to Speyer unde de licham nicht dochte so langhe to forende." Genauer ist der Bericht des .cronicons': „hnperator Henricus tertius bona fide et morte preoccupatus cor suum cum precordiis apud filiam hie in choro deposuit tumulari." (Vergl. auch die „Poelder Annalen", die diese Angaben bestätigen);
2) den Crodo -Altar (vergl. A. Glaser, Allgem. Illustr. Ztg. 1863), ein vielumstrittenes Kunstwerk, von den Chroniken für ein altheidnisches, von der Harzburg nach der Zerstörung des Götzendienstes in den Dom geschenktes Heiligthum ausgegeben; vom Professor Fiorillo für ein altetrurisches Kunstwerk erklärt; in der That aber wohl eine deutsche Kunstarbeit von seltenem Werthe aus dem XI. Jahrhundert, und zwar, wie es scheint, aus dem Kloster Hersfeld stammend. (Mon. Germ. II, 593.) Nach Blumenbach's Meinung (Arch. f. Niedersachsen 1846, S. 27) hat dieser Reliquien-Schrein früher in der Marien-Kapelle bei der Pfalz gestanden und ist 1366 nach dem Dome hinübergebracht; womit erklärt wäre, dass er sich in dem älteren Reliquien - Verzeichnisse nicht vorfindet ;
3) die steinerne Einfassung des Kaiserstuhls; auch dieser stand nach Blumenbach's Meinung vordem im Kaiserhause (a. a. 0., S. 26). Aus V. Lohr (1737) erfahren wir, dass er im Dome in der Mitte der Kirche neben dem Altar (also dem Altar St. Hilarii und Michaelis) aufgestellt war. In dem Mönchskopfe darauf erblickte die dichtende Nachwelt das Bild des verrufenen „Kelchverfälschers und giftmischenden " Kaisermörders;
4) zwei bronzene Löwenköpfe als Thürgriffe;
5) die gothische Einfassung des Hochchors nebst dem Altarbild „das heilige Altarmahl", in dem die Neuzeit einen Kranach oder Dürer finden wollte, eine Ansicht, die schon von Büsching S. 289 widerlegt ist. Ver- muthlich ist es das Altarbild in der Stephani-Kirche ;
6) neun Kapitale von den alten Säulen;
7) sechs Säulen aus der Krypta und eine Säule vom Hochchore;
8) zwei gothische Verzierungen von Kronen;
9) drei Altarflügel;
10) mehrere Gobelins („alte Luftlöchertücher");
11) Christus und die beiden Schacher nebst den anderen vier Figuren aus dem Triumphbogen;
12) alte bunte Fensterscheiben, Crucifixe und Leichensteine.
Einzelne Gegenstände, die noch dort gezeigt werden, sind später hinzu erworben, wie das Stück eines Sakramentshauses, die Schwurhand mit dem Christuskopf, der als Schlussstein des Gewölbes gedient hat, ein Säulenschaft u. A. Von der bedeutenden Bibliothek des Domstifts, von der noch ein Katalog- Auszug im hiesigen Archive vorhanden ist, ist leider gar nichts gerettet.
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„So hat«, um mit Bode, dem Herausgeber unsers Goslarischen Urkunden- buches zu schliessen, dem viel Werthvolles in dieser Arbeit verdankt wird, „den reichsten Antheil an dem jammervollen Verfalle der alten Kaiserherrlichkeit Goslars in der Zeit der Salischen Kaiser leider auch die Stätte gehabt, die am meisten Liebe und Verehrung jener grossen Herrscher erfahren, der herriiche
Fig. 44. Ehemaliger Dom in Goslar; Quersehnitt.
Dombau, von dessen stolzem Dasein nur noch ein kümmerlicher Rest Zeugniss ablegt Kein Werk hat Deutschlands grössten Kaiser in seiner Pfalz mehr beschäftigt, als der Aufbau und die Ausstattung des Domstifts neben der Pfalz, ein Werk edelster Frömmigkeit und zugleich des köstlichsten Glanzes wahrhaft kaiseriicher Pracht, das ein seines berühmten Stifters würdiges Denkmal war. Eine schmachvolle Zeit hat es entwürdigt, hat es verkommen lassen, eme
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Deutsche (?) Regierung hat es schliesslich über sich gewonnen, dieses vater- ländische Denkmal zu verkaufen und unter den Hammer zu bringen. Kaum gelang es einem Deutschen Manne, das in seiner Stiftung ruhende Herz des grossen Kaisers vor Verunglimpfung zu retten. Jetzt ruht es wieder an geweihter Stätte in der hergestellten Pfalz!" Beschreibung. Es ist als ein glückliches Geschick anzusehen, dass von dem Dome in
Dom. Goslar, ehe er abgebrochen worden ist, Aufnahmen angefertigt wurden, welche uns im Allgemeinen das Bauwerk vor Augen führen. Es sind mehrere Zeich- nungen von Mühlenpfordt, welche bereits Mithoff in seinem Archiv für Nieder- sachsens Kunstgeschichte mit einer ausführlichen Beschreibung wiedergiebt. In den Fig. 43— 48 sind dieselben abgebildet und sie geben in zwei Schnitten und drei Ansichten das Hauptsächliche des Domes. Die Lage desselben zum Kaiser- hause ist aus Fig. 3 zu ersehen. Die Kirche war ursprünglich eine dreischiffige romanische Basilika mit Querschiff, zwei Nebenapsiden, Ghorvorlage, Haupt- apsis und einem westlichen Thurmpaar mit zwischengebautem Glockengeschoss und Paradies. Als Stützen in den Wänden des Mittelschiffes wechselten Säule und Pfeiler miteinander ab. Auf der Nordseite lag eine später erbaute romanische Eingangshalle, die heutige Domkapelle. Die Fenster waren rund- bogig geschlossen und sassen in tiefen Schrägen; oberhalb der halbkreisförmigen Scheidebögen war ein einfaches romanisches Gesimse angebracht und unter dem Chore lag eine Krypta. Später wurde der Dom, der ursprünglich flach gedeckt war, mit Gewölben versehen. An der Westfront (Fig. 47) sehen wir einen rechteckigen schweren Bau, welcher sich in der oberen Hälfte in zwei kurze romanische Thürme mit gekuppelten Schallöffnungen und niedrigen Helmen auflöst und vor diesem Bau das ebenfalls schlicht gehaltene Paradies. Im Grundriss (Fig. 43) sind die Theile des romanischen Bauwerkes, welche bei den späteren Umbauten erhalten blieben, schwarz angelegt, die Zuthaten der kommenden Jahrhunderte schraffiert; die nördliche Eingangshalle ist besonders gekennzeichnet. Der Dom wurde dann in gothischer Zeit durch zwei weitere Seitenschiffe vergrössert, erhielt einen aus dem Achteck geschlossenen Chor und auf der Südseite ein Kapitelhaus mit darunter befindlicher Gruft. Die Fenster, welche meist zwei- oder dreitheilig waren, zeigen Maasswerk, Chor und südliches Seitenschiff Strebepfeiler. Fig. 49 und 50 geben zwei Zeichnungen von Gelder wieder, welche einen Blick in den Chor und in das Schiff des Domes gestatten; die Zeichnungen hängen heute in der Domkapelle. Sie zeigen einzelne Stücke der inneren Einrichtung, welche theilweise erhalten und in der Domkapelle untergebracht sind. Vor der Vierung stand ein Lettner mit den zwölf Aposteln und einem mächtigen Kielbogen, auf diesem eine Kreuzigungs- gruppe aus dem Anfange des XVI. Jahrhunderts. Unter dem Lettner war der Thomasaltar und auf der Südseite der Kaiserstuhl mit steinerner Einfriedigung aufgestellt. Die Vierung lag erhöht und war mit Ausnahme der Ostseite durch eine rund 2 m hohe Schranke abgeschlossen, welche mit Thüröffnungen nach den Querschiffarmen und nach Westen versehen war. Vor den Längswänden, die mit den im Kaiserhause noch aufbewahrten beiden Teppichen bekleidet waren, standen Sitze, in der Mitte der hölzerne Sarg des Kaisers Heinrich III.,
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Fig. 47 und 48. Ehemaliger Dom in Goslar; We.stseite, Ostseite
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von zwei bronzenen romanischen Säulen begleitet und in der Bogenöffnung der Chorvorlage der Grodoaltar mit einer dritten Bronzesäule. In den Chor-
Fig. 4ii. Eliemaliger Dom in Goslar; Bliek in den Chor.
fenstern (Fig. 49) sind auch die Glasmalereien angedeutet, welche heute noch in der Domkapelle vorhanden sind.
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Von der Pracht des alten Domes giebt als einziger Ueberrest die kleine Domkapelle. Domkapelle Kunde, ein einsamer Zeuge grosser Vergangenheit. Sie ist in ihrer ursprünglichen Erscheinung mit den schönen Formen des spätromanischen
Fig. 50. Ehemaliger Dom in Goslar; Blick in das Schiff.
Stiles gut erhalten auf uns gekommen und birgt in ihrem Inneren werthvolle
Schätze der Plastik und Malerei, meist Stücke der abgebrochenen Domkirche.
Das aus Bruchsteinen erbaute, mit Eckquadern und Sandsteinarchitektur-
theilen versehene Bauwerk besteht aus einem höhergeführten, mit zwei
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scharfgrätigen, rechteckigen Kreuzgewölben überdeckten Mitteh-aum und zwei seithchen, niedrigen Anbauten. (Fig. 43 und 51.) Der grosse halbkreisförmige Gurtbogen ist ohne Profil, die Scheidebogen nach den Abseiten dagegen sind mit mehreren Hohlkehlchen abgekantet, die Pfeiler mit romanischen Kämpfern, Basen und Ecksäulchen geschmückt. Die Halle ist auf der Nordseite durch einen doppelten, mit zwei Rundbogen überdeckten Eingang geöffnet, dessen seitliche Pfeiler schön gezeichnete, romanische Kämpfer (Fig. 52 und 53) und Ecksäulchen aufweisen, während die mittlere Säule durch reichen bildnerischen Schmuck besonders hervorgehoben ist (Fig. 54). Der mit Laubwerk verzierte Schaft ruht auf einem als Sockel dienenden, stark beschädigten, liegenden Löwen. Am Kapital, welches unsere Aufmerksamkeit am meisten in Anspruch nimmt, sehen wir einen Kopf, aus dessen Munde zwei geflügelte Drachen mit ihren Schwänzen hervorwachsen; sie folgen mit ihren Körpern der Kopflinie und umschlingen sich mit ihren Hälsen. Am oberen Rande des Kapitals befindet sich die Inschrift: „f Hartmannvs • statvam • fecit • basisq' • figvram-", darüber die mit Blattwerk reich behandelte Deckplatte (Fig. 54). Die beiden Bogen sind mit Doppelhohlkehlchen abgekantet; zwischen ihnen und dem oberen Theil des Giebels steht die Inschrift in Lapidaren:
Propylaevm • aed • cathedr • tvendis • antiq • germ • monimm • instavr •
a-d-i-M-D-C-G-C- XXIIU •
Oben sind (vergl. Fig. 55) zwei Reihen halbkreisförmig geschlossener Nischen übereinander angebracht, welche aus Stuck hergestellte und bemalte Standbilder enthalten. In der unteren Reihe sind die Schutzheihgen Matthias in der Mitte, begleitet von Simon und Judas, und die Kaiser Heinrich III. und Heinrich IV. dargestellt; der Erstere hält das Modell des Domes, der Letztere das Modell der Kaiserpfalz. Die oberste Reihe zeigt in der Mitte die Figur der Maria mit dem Kinde und zu beiden Seiten zwei aus Stuck gefertigte Leuchter und zwei gemalte Engel, welche mit dem Weihrauchfass der Gottes- mutter huldigen.
Die beiden Abseiten werden auf der Giebelseite durch zwei gekuppelte spätromanische Fenster erleuchtet; in der Vorderwand des Gebäudes ist ein Stein eingemauert mit Kreuz und der Majuskelinschrift „Arnold' Colber". Im Inneren der Kapelle ist auf der Südseite der alte Eingang zur Domkirche erhalten, welcher reich und schön gegliedert ist und mit den oberen Profilen in einem Bogen von dem Kämi)fer zur Wand überleitet (Fig. 51).
Altäre. Der sogenannte Crodoaltar ist ein aus Bronzeplatten bestehender trag-
barer Kasten von rechteckiger Grundform, in der Höhe der flachen Eckpfeiler gemessen 0,93 m lang, 0,66 m breit und 0,75 m hoch. Als Unterstützung dienen an den Ecken vier hohle, im oberen Theile zerstörte Pfeiler, in welchen sich Stangen befinden; letztere greifen durch vier in den inneren Ecken über dem Boden befindliche durchlöcherte Ansätze. Aehnliche Ansätze sind an den entsprechenden Stellen unter der Deckplatte sichtbar. Mit den Unterstützungs- pfeilern sind vier verschieden geformte, über Eck gestellte, knieende Figuren von 40 cm Höhe verbunden, welche mit ihren rückwärts erhobenen, jetzt zum
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Theil zerstörten Händen und der auf dem Kopfe befindlichen runden Oeffnung ehedem nicht die Ecke des Kastens, sondern vermuthhch einen Rundkörper gehalten haben. Diese Figuren, streng gezeichnet, sind mit eng anschliessendem Untergewand bekleidet, über welches ein kurzer Schurz gelegt ist. Die Boden-
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Fig. 52. Domkapelle in Goslar; Kämpfer'
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Fig. r>l. Dumkapello in (io.slar; Siiule.
platte enthält in den vier Ecken runde, früher durch Klappen verschliessbar gewesene Löcher von 12 cm Durchmesser, die Seitenplatten waren vergoldet und sind mit vielen Oeß'nungen versehen, welche vergoldete Blechplatten 'mit Filigranarbeit und gefassten Steinen aufzunehmen bestimmt waren. An den
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Pfeilern der Schmalseiten, dicht unter dem Deckgesims, sind vier schlitz- artige, senkrechte Löcher angebracht, welche durch die Platte hindurchgehen. Der Deckel des Kastens ist als Platte aus weissem Marmor gebildet und an den Ecken und in der Mitte mit Weihkreuzen versehen. Unter demselben hängt an zwei quer durchgelegten Eisenstangen ein marmornes Reliquien- kästchen mit Kreuzen an den Ecken. Das Kunstwerk ist in Fig. 56 nach Mithoff wiedergegeben.
Ausser diesem Altar befindet sich in der Kapelle der obere Theil eines Flügelaltars aus spätgothischer Zeit mit geschnitzten Figuren, vergoldet und
Fig. 56. Domkapelle in Goslar; Crodoaltar.
bemalt, von denen jedoch nur einige erhalten sind. Wir sehen in der Mitte Christus, das Kreuz tragend und zwei Frauen; in jedem Flügel waren zwei Heilige angebracht und auf den Aussenseiten Malereien, welche stark zerstört sind.
Ein aus Holz geschnitzter Grucifixus mit gut gearbeitetem Kopfe gehört Crucifix. der spätgothischen Zeit um 1500 an. Er hat geschnitztes und natürliches Haar und natürliche Dornenkrone.
Sechs Glasgemälde, welche die drei Schutzheiligen des Domes, Simon Glasmalereien. Judas und Matthias und drei Kaiser, Konrad I., Heinrich III. und Friedrich I., darstellen, schmückten früher die Seitenfenster im Domchore, während der
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grosse Reichsadler im Mittel fenster untergebracht war (Fig. 49). Es sind schöne Renaissancefenster des XVI. Jahrhunderts, welche die Figuren vor einem reich ornamentierten Hintergrunde zeigen und unterhalb desselben mit Lapidar- inschriften versehen sind. Letztere lauten:
„Conradus primus imp : fundauit hanc ecclesiam in arce Hercynia, anno Chri : 916 : in honorem dei et S : Matthiae."
„Henricus. 3. imp : transtulit in hunc locum anno Chri : 1040 • in honorem dei, et Sanctorum Simonis et Judae,"
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Fig. 57 und 58. Domkapelle in Goslar; Grabsteine.
Orabsteine.
„Fridericus primus imp : dotauit priulegiis, et exemtione, anno
Chri : 1188.«
Zwei kleinere, ältere Glasmalereien aus der gothischen Zeit, zum Theil beschädigt und nicht mehr im ursprünglichen Zustande, stellen Maria mit dem Kinde und die Geburt Christi dar: Maria und Josef, dahinter das Christkind in der Krippe, Ochs und Esel. Eine farbige Abbildung derselben hat Mithoff in seinem Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte, dritte Abtheilung, Tafel X, gegeben.
Im Ganzen sind hier zwölf Grabsteine, darunter fünf aus Schiefer, untergebracht. Ein im Petersslift aufgefundener und hierher gebrachter Stein
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ist verjüngt, oben 72 cm, unten 54 cm breit, 1.90 m lang und mit einem Stab verziert, welcher oben mit einem Ring, unten mit einem Dreieck schliesst (Fig. 57). Die Umschrift lautet:
t Anno • milleno • trecenteno • q . vigeno f Arnold • decessit • cvm
Cristo • spero • qviessit f
Fig. 59. Domkapelle in Goslar; Grabstein.
Der beschädigte Grabstein des Bernhard von Dornten aus dem XIV, Jahr- hundert zeigt in der Mitte das Wappen, oben und unten Maasswerk (Fig. 58). Er wurde mit zwei Grabsteinen der Familie Schvvichelt 1871 beim Abbruch des Küsterhauses neben der Marktkirche gefunden.
Ein schöner Renaissancestein (Fig. 59) enthält in einer Nische die stehende Figur eines betenden Ritters, des im Jahre 1572 gestorbenen Jobst von Schwicheldt, und an den Ecken vier Wappen.
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Das Bildniss seiner Gemahlin ist in einer bogenförmig geschlossenen ornamentierten Nische auf einem sehr schön gearbeiteten Stein erhalten, welcher mit acht Wappen geschmückt ist und die Umschrift trägt:
Anno 1G02 am 5 septembris ist die edle vnd viel dvgentreiche
frawe Margarita geborne von Hardenberge von Schwe , .
holde seligem nachgelassene Witwe in Got selig entschlafen. Der fünfte Grabstein ist dem Andenken des Sohnes „Cvrdt von Schweicholdt", gestorben am 6. März 1607, der sechste der kindlichen Tochter „Elisabeta von Schwicholt", gestorben am 2. Mai 1568, gewidmet. Beide Steine zeigen die Figuren der Verstorbenen in Nischen und sind mit Wappen besetzt.
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Fig. GO. Domkapelle in Goslar; Kaiserstulil, Grundriss.
lieber die Beziehungen der Familie v. Schwichelt zum Dome handelt ausführlich: F. Vogel „in dem Versuch einer Geschlechtsgeschichte des Reichs- gräfl. Hauses v. Schwichelt, Celle 1823".
Ein siebenter Stein enthält die lebensgrosse Figur der Elisal)eth Maria Krekeler, Frau des Fürstl. Braunschw.-Lüneb. Amtmanns Johann Wilhelm Hagen zu Harzburg und stammt aus dem XVII. Jahrhundert.
Drei Grabsteine mit Darstellungen von Geharnischten, einer mit dem Bilde eines Geistlichen (f 1543) und eine Schriftplatte sind aus Schiefer hergestellt und stark beschädigt. Zwei derselben tragen die Buchstaben des Meisters H. S.
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Fig. 61 und 62. Domkapelle in Goslar; Kaiserstuhl, Vorder- und liückseite.
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Holzbildwerk.
Kaiserstuhl.
Ein gothisches Schnitzwerk von guter Arbeit, leider beschädigt, stellt die trauernde Mutter des Heilandes dar, wie sie von Johannes und Maria Magdalena getröstet wird. Oben sehen wir die Kreuztragung und die Stadt Jerusalem, unten einen Hirten mit der Heerde und die Schädelstätte.
Der Kaiserstuhl, welcher neuerdings im Kaiserhause Aufstellung gefunden hat, stand mit seiner Rücklehne in einer ihn umgebenden, steinernen Brüstung, Letztere ist in der Domkapelle erhalten, während an Stelle des echten Stuhles hier eine Nachbildung aufgestellt ist (Fig, 60—62), Die Brüstung, welche falsch zusammengesetzt war und 1885 neu zusammengefügt wurde, ist an drei Seiten mit Füllungen versehen und mit Figuren geschmückt; sie enthält romanische Sockel- und Deckplatte und zwei Ecksäulchen. Die vierte, jetzt offene Seite wurde durch die Scheidewand zwischen Chor und Schiff ersetzt. An der Vorderseite ist ein Löwe und ein Basilisk dargestellt, auf der Rückseite sehen
Fig. 63— 6G. Domkapelle in Goslar; Kaiserstuhl, Theilzeicbnungen.
Kreuzigungs- gruppe.
wir zwei Affen mit Mönchskapuzen, von denen der eine einen Apfel, der zweite ein Buch hält, zwei menschliche Köpfe, aus deren Munde phantastische Thier- gestalten hervorkommen, Zeichen der Laster (Fig. 63—66), und zwei kleinere Darstellungen in runder Umrahmung, Die Seitenwand wird in ihren drei Feldern mit Vögeln ausgefüllt, welche zum Theil andere Thierköpfe tragen und auf kleineren Vögeln stehen.
Die aus Holz gearbeiteten Figuren der mächtigen Kreuzigungsgruppe, welche früher auf einem grossen, spätgothischen Holzbogen (Fig. 50) im Dome angebracht war, sind noch alle gut erhalten. Christus und die beiden Schacher stehen jetzt an der Eingangsseite, Maria, Johannes, Joseph und Nicodemus an der Ostwand der Kapelle, Das Werk zeigt die Formen aus der ersten Hälfte des XVL Jahrhunderts.
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Ein Holzsarg enthielt früher das steinerne Bild Heinrichs III., welches Sarg, jetzt in der Kapelle des Kaiserhauses aufbewahrt wird. Er ist eine Arbeit des XVIII. Jahrhunderts und trägt auf dem Deckel die Inschrift:
P. S:
Henricvs III:
Imperator •
obiit • Bvrfeldae • III • non • Octob •
M . LVI .
Cvm • morte • jam • Ivclatvs •
In • argvmenlvm • veri • amoris •
filiam • svam • Mechtildim • ,
virginem • et • postea • cor • svvm • cvm • praecordiis • in • choro nostro • tvmviari
devotivs • procvravit •
Quia • propter • loci • obitvs
distantiam • hie • integraliter
sepeliri • non • poterat •
exsangve • corpvs • ipsivs •
sepvltum • est •
Spirae.
En!
Qvod de Caesareo Monvmento
cistae huic incluso in
vidiosa vetvstas
hie
reliquit.
Am Fassende des Sarges stehen die Worte:
Rever : Capitulum : Imper : Lib : Exemt : ac : Imed : hujus : Ecciesiae.
Debita ac pia revenia ligneam hujus Caesarei
Monumenti cistam longa temporis citate
consumptam et destructam R. G.
M • D • CG • XL.
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Verschiedenes. Ausserdem sind in der Domkapelle untergebracht: sechs romanische
Scäulen aus der Krypta des Domes (vergl. Fig. 67), eine spätgothische Bckrönung einer Nische mit Farbenspuren, zwei Gewölbeschlusssteine, ein Schrank mit thönernen Gefässen, Resten von Stuckverzierungen und Beschlägen zumeist vom Petersberge. Vor der Kapelle ist ein Kapital der Domsäulen auf- gestellt (Fig. 68).
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Fig. G7 und 68. Domkapelle in Goslar; Säulen.
Dombezirk. Der Kurienbezirk des Domstiftes deckte sich mit der Parochialgrenze
der Thomaskirche, umfasste also den kleinen Stadttheil zwischen der Abetucht, dem Liebfrauenberge, dem Wallgraben und der Kramer-, Münster- und Königs- slrasse. Aufgefundene Grundmauern machen glaubhaft, dass dieser Palatial- bezirk einst von einer Mauer rings umschlossen gewesen ist, und es erklärt sich daraus die Richtung der alten Stadtmauer, die von der Wallstrasse (= Gerdener Strasse Urk. 1327) nach der Abetucht hin zur Königsstrasse abbog. Die den Domplatz durchquerende, nach St. Johannis im Bargedorpe führende Strasse hiess „Herenstrate" oder platea dominorum (U. 1285). Von der Menge der im Domsprengel liegenden, der Stiftsobrigkeit unterworfenen Gebäude ist auch nicht eines erhalten; wie das Kapitelhaus (Gapitolium U. 1274), das Schlaf haus (Dormitorium U. 1181), die Zehntscheuer (Granarium U. 1181), die Küche (Goquina), der Stoben (Stupa dominorum), so sind auch die „Stifts- kurien" der Domherren, davon um 1810 noch acht übrig waren, nunmehr allesammt verschwunden. Wir brauchen uns daher an dieser Stelle damit
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nicht zu beschäftigen; was darüber weiter zu sagen ist, wird unten bei den Privathäusern passender seine Stelle finden.
Im Jahre 1840 wurde die neben dem Dome belegene kleine Thomas- kapelle, von der noch Bilder genug vorhanden sind, auf Abbruch verkauft. Sie war ganz kunstlos schlicht gebaut, aber von hohem Alter, das sich durch die Urkunden bis 1181 zurückführen lässt. Merkwürdiger Weise übte der Pfarrer dieser dem Domstifte einverleibten „Kirche" als plebanus auch über alle innerhalb des Sprengeis liegenden Kurien der Domherren ein Parochial- recht aus, dem sich letztere erst seit 1518 entzogen. Im Jahre 1529 wurde die Kapelle von dem „Volke" in der Stadt geplündert, der Altar zerbrochen und alle Ornamente weggeschleppt, darauf 1530 trotz des Einspruchs des Kapitels und trotz der Drohung des Kaisers ein lutherischer Kaplan darin ein- gesetzt. Von 1566 ab, wo der „neue Gottesdienst" in den Dom verlegt wurde, bis 1789 stand die Kapelle verlassen da; darnach den Katholiken in der Stadt eingeräumt, wurde sie 1803 wieder geschlossen, und die damit verbundene kleine Gemeinde der Marktkirche zugewiesen. Das Altargerälh mit den wenigen Kostbarkeiten, soweit es nicht auch der Marktkirche zufiel, wurde vei kauft.
Im Domsprengel lag ferner, nicht weit vom rechten Ufer der Abetucht, dem Grossen Heiligen Kreuze gegenüber, das Spital des Deutschordens St. Mariae und B. Martini, „ein längliches Gebäude, im Garten freistehend, mit zwei dem Eingange vorgebauten kleineren Häusern, auf jeder Seite des Giebels mit einem steinernen, gleichseitigen Kreuze geschmückt". Ueber dessen Gründung melden die Urkunden von 1227 ff., dass Giselbert de Goslaria, ein Ritter und Bürger der Stadt, zugleich auch Reichsvogt, derselbe, dessen Leichenstein, kürzlich ebenhier aufgefunden, im Grossen Heiligen Kreuze aufbewahrt wird (siehe unten), dieses Spital an der Königsbrücke („ad pontem regis") zur Aufnahme und Pflege von Armen bestimmte und dem Deutschorden zum Eigenthum übergab. Der König Heinrich VII. unterstellte es dem Schutze des Domdechanten, sowie der Aeble von Walkenried und von Riddagshausen. Mit dieser Stiftung wurde bald nachher auch die daneben gelegene ältere königliche Kapelle St. Spiritus verbunden. Das reich ausgestattete Hospital (H. Iherosolimitanum) blühte rasch auf, erlag aber bald der Konkurrenz des 1254 gegründeten städtischen Neuen Hospitales, dem sich alles Interesse der Bürger zuwandte. Die Folge war, dass der Komturhof nacii Weddingen verlegt wurde, wo dem Orden reicher Besitz zugefallen war. Seit dem XIV. Jahrhundert trat das Hospital ganz in den Hintergrund. Gleichwohl lehren die Urkunden, dass der Orden sich nach und nach in den Besitz des sog. „Klapper- hagen"*) und des „Bedelerhagen" setzte; die Kapelle St. Spiritus überliess er den Beginen („Klopkens" in der Stadt genannt), die damit das Hospital St. Ludovici (Urk. 1274 prope domum custodis) verbunden zu haben scheinen, während das Goddesridderhus (Urk. 1407) als Elisabethanum zur Krankenpflege- Anstalt umgewandelt wurde. 1501 verkaufte der Orden das Beginenhaus mit
*) Man ist versucht, diesen Namen als „Leprosenviertel" zu deuten, und deni- gemäss anzunehmen, dass der Orden dort ein Spital für Aussätzige gehabt habe. Da aber das Leprosenhaus vor der Stadt (s. u.) lag, so bleibt nur übrig, den Namen von „Quepperlig" (s. Urk.-B.) abzuleiten.
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Thomas- kapelle.
Hospital des Deutschen Ritterordens und Kapelle des heiligen Geistes.
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vier dazu gehörigen Häusern, gleichzeitig wurde die Kapelle zum heiligen Geiste zum Wohnhaus gemacht, und 1546 das Elisabeth -Haus für 146 fl. dem Rathe abgetreten, der es zum Gymnasium einrichten liess. Das übrige dem Orden daselbst noch verbliebene Eigenthum ging in den Besitz der Familie v. Schvvichelt über. Erst vor einigen Jahren ist, nachdem das eine kleine Haus schon 1823 auf Abbruch verkauft war, auch das andere kleine Haus am Hohen Wege, das den Thorweg zur alten „Bürgerschule" bildete, abgerissen. Ein im Klapper-
Fig. 69 und 70. Zum Hospital des Deutschen Ritterordens in Goslar gehöriges Gebäude; Grundrisse.
hagen gelegenes Gebäude, welches zu dem Hospital des Deutschen Ritterordens gehörte, ist heute noch erhalten und in Fig. 69 — 72 wiedergegeben. Es ist ein schlichter Bruchsteinbau mit Schieferdach ohne Gesimse und in den beiden Geschossen mit rohen Balken überdeckt. Die Strassenfront ist unten nur durch eine rundbogige Einfahrt durchbrochen, oben durch gekuppelte, dreitheilige Kleeblattbogenfenster. An der Wand nach dem Hofe ist Fachwerk an- gewendet, welches in der oberen Hälfte zwischen den Stielen vollständig geöffnet und mit senkrechten hölzernen Latten vergittert ist. Die Treppe nach dem Dach zeigt aufgedollte Blockstufen, die Querwand des Obergeschosses eine spitzbogige Thür mit Fasen am Sandsteingewände.
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Weniger gut erhalten ist die gegenüber liegende Kapelle des heiligen Geistes, welche unter Beibehaltung der Umfassungsmauern zu einem Wohn- hause umgebaut ist. Fig. 73 giebt den Grundriss der Kapelle wieder, Fig. 74 einen romanischen, gut gezeichneten Wandpfeiler (b) mit Ecksäulchen. Ferner sind noch Rund- und Spitzbogenfenster, ein rundbogiger Eingang mit Fasen auf
der Südseite, Lisenen, durch Doppelhohl- kehlchen abgekantet, an den Längswänden und Ecksäulchen an den östlichen Gebäude- ecken sichtbar.
Im Dombezirk lagen ausserdem noch Maria- Magda- mehrere Kapellen, von denen aber nichts, lena-Kapelle. nicht einmal mehr ein Bild übrig ist. Zu- nächst die Marien-Magdalenen-Kapelle neben dem Dome, an der Ecke der Glockengiesser- Strasse, eine Stiftung der Familie von Wal- moden (U. 1250). Sie ist geschichtlich zu keiner Bedeutung gelangt.
Im Klapperhagen lag eine Andreas- Andreas- Kapelle, „auf dem Klosterhofe" südlich von Kapelle.
Fig. 71 und 72. Zum Hospital des Deutschen Eitterordens in Goslar gehöriges Gebäude; Schnitt, Ansicht.
der Agetucht, um 1265 zuerst erwähnt. Von dem Domherrn Reinard von Stein 1299 neu ausgestattet und dem Domstift überwiesen, verfiel sie bald wieder; 1388 „arm und verfallen", wurde sie 1462 ausser Gebrauch gesetzt.
An letzter Stelle nennen wir die Kapelle St. Martini, die auch noch in demselben Bezirke lag, und zwar am Eintritt der Agetucht in die Stadt, neben dem Schneiderthurm unter dem Liebfrauen berge. Urkundlich 1265 zuerst erwähnt, war sie von Anfang an dem Domslifte einverleibt, das den „rector capellae" darin bestellte. {Urk. 1320.) Der spätere Volksmund nannte sie die
Martins- Kapelle.
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„Julten-Kapelle", weil in dem Hause daneben ein Bordell war. 1693 entstand daraus ein Armenhaus, das vom Rathe 1711 zum Arbeits- und 1719 zum Spinnhause eingerichtet wurde.
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Fig. 73 und 74. Kapelle des heiligen Geistes in Goslar; Gruudriss, Wandpfeiler.
Daniels- Ausserhalb des Kurienbezirks hatte das Domstift nur eine kleine Kapelle,
Kapelle, an der Südseite des Breiten Thores, St. Danielis genannt; die Geschichte meldet von ihr nur, dass sie frühe (U. 1324) unter das Patronat des Rathes und 1506 in den Besitz der Stadt kam, die sie alsbald in den Kreis der Befestigungs- werke am Breiten Thore hineinzog. („Danielsthurm".)
Ueljer das St. Johannis-Spital oder Grosse Heilige Kreuz, das auch im Dombezirke lag, vergl. weiter unten.
Das Chorherrenstift auf dem Petersberge.
Litteratur: Hotzen, Nachforschung nach dem St. Petri-Kloster in Ztschr. für Harzgesch. 1875 (VIII); Kurze diplomatische und gründliche Geschichte des Kaiserl. Un- mittelbaren Reichsstifts auf dem Petersberge 1757 (Moeschel); Büsching, Reisen 1817; Ztschr. für die Geschichte des Harzes (S.Register); Gründliche Nachricht von der Peters- berger Kirche zur heiligen Catharina, Brschw. Anz. 1759; Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, HI; Menges, die Stiftskirchen auf dem Georgen- und dem Petersberge bei Goslar (Deutsche Bauzeitung 1884).
Quellen: Urk. B. I— V; Königl. Staatsarchiv, Hannover; Gosl. Archiv und Registratur; Janecke, U. B. I. des Stifts Hildesheim ; Ilandschr. Nachlass von Erdw. v. d. Hardt; Chroniken; Gosl, Wochenblatt 1871 ff.
Geschichte. INIahe dem Breitenthore, ausserhalb der Stadt, erhebt sich in massiger
Anhöhe der alte Kalkberg, von dem aus der schönste Rundblick auf die nahe Bergkette und die weit im Thale hingestreckte Stadt sich darbietet. Auf der
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Kuppe lag einst das stolze Chorherrenstift St. Pelri, das als capella reginae an Rang und Ehren mit dem Domstifte wetteiferte. Leider ist auch von dieser Kirche nichts mehr vorhanden als die seit 1871 freigelegten Grundmauern, die zusammen mit einem erhaltenen Bilde gestatten, das Denkmal im Geiste zu vergegenwärtigen. Nach der allerdings nicht sehr glaubwürdigen Tradition war das Innere der Kirche prächtig ausgeschmückt, so mit einem „goldenen Altar" St. Petri, zu dem eine Altardecke gehörte, die, reich mit Edelgestein geschmückt, wohl 10000 rthlr. werth gewesen sein soll. Von den übrigen Altären oder dem Kirchenschatz, der ohne Zweifel ansehnlich war, wissen wir nichts, als dass ein in Silber gefasstes Haupt des heiligen Sixtus in hohen Ehren stand. Das einzige noch vorhandene Inventar von 1575 nennt ausser einem kupfernen Rauchfass und einem Altarleuchter nur noch einen Reliquienkasten und einen Schrein von Elfenbein. Aus dem Bauschutt wurde der jetzt in der Domkapelle niedergelegte Leichenstein des Frater Arnoldus (obiit 1320) gerettet (vergl. Fig. 57).
Von der Geschichte des Klosters ist wenig bekannt, da die meisten Urkunden abhandengekommen sind. So fehlt gleich die Stiftungsurkunde. Aber aus der ältesten Urkunde von 1062 ist ersichtlich, dass das Stift vom Kaiser Heinrich III. gegründet und ausgestattet worden ist. Während aber das Domstift als capella regia unmittelbar frei blieb, schenkte der Kaiser Heinrich IV. das Petersstift dem Bischöfe Hezilo von Hildesheim. In der Erinnerung an die Kaiserin Agnes, auf deren Antrieb das Kloster vollendet wurde, nannten sich die Chorherren in späterer Zeit gern capellani reginae; eine Anzahl gefälschter Urkunden lässt erkennen, dass sie, schon frühe bestrebt, sich unabhängig zu machen, ihr rechtliches Verhältniss zum Bischöfe von Hildesheim zu verdunkeln trachteten, aber ohne ihren Zweck zu erreichen. Sie mussten 1270 einräumen, dass der Bischof allein das Recht habe, ihnen einen Propst zu setzen. Ueber die Besitzungen des Klosters vergl. Bode Urk. B. I, Einl. S. 81. 82.
Da über die Baugeschichte der Kirche urkundlich so gut wie nichts überliefert ist, dürfen wir die auf unsicherer Tradition beruhenden Angaben um so eher unterdrücken, als von dem Bau selbst nichts mehr vorhanden und jene Angaben mehr einer leeren Eitelkeit als der Wirklichkeit entsprungen sind. Im Allgemeinen ist nämlich zu bemerken, dass die Vermögenslage des Stifts seit dem XIII. Jahrhundert noch viel trauriger Avar als die des Domes und grössere Bauveränderungen nicht zuliess. Denn von der ersten Zeit an, wo Goslar eine eigene Verwaltung erhielt (1290), war der Rath darauf aus, die der Stadt lästige Vogtei des nahen Klosters an sich zu bringen; der endlose Streit schloss damit, dass 1500 die Vogtei unter dem Namen Vicedominat dem Rathe überlassen wurde, nachdem fast das ganze darin eingeschlossene Klostergut an die Stadt verloren war. Nicht anders erging es dem Stifte mit den weiter entlegenen Besitzungen, die trotz dem „Spruche" des Baseler Concils (1436) ihm vorenthalten wurden. Demnach kann von einer Blüthe des Petersberger Klosters, dessen ganzer Konvent seit 1355 aus acht oder noch weniger Kanonikern bestand, füglich nicht geredet werden, mag auch den „kaiserlichen Chorherren« bei den Synoden an hohen Ehren es nicht gemangelt haben.
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Nachdem die baufällige Kirche, „die völligen Einsturz drohte", in den Jahren von 1480 — 1508 hauptsächlich mit Hülfe des Goslarischen Rathes wiederhergestellt war, brach 1527 unerwartet das Verhängniss los: Von der fanatisch erregten Bürgerschaft gedrängt, liess der Rath, sei es in der begrün- deten oder unbegründeten Furcht, dass der die Stadt belagernde Herzog von Braunschweig die umliegenden Klöster besetzen wolle, die gesammten Gebäude des Petersberges durch Feuer zerstören, am Abend des 22. Juli. (Näheres über diese Katastrophe siehe unter Georgenberg.) Am nächsten Tage zeugten nur noch rauchende Trümmerhaufen von dem Kaiserstifte: Die verzweifelte Stadt hatte sich selbst ihres schönsten Schmuckes beraubt. Was von den Mauerresten, Säulen oder Fenstern noch begehrenswerth und zu Bauten nützlich erschien, wurde von den Bürgern fortgeschleppt. Der Propst war rechtzeitig entkommen; aber während er bei seinem Bischöfe, bei dem Herzoge Heinrich und dem Kaiser über den ruchlosen Landfriedensbruch Klage führte, vertrugen sich die Kanoniker mit dem Rathe der Stadt und beruhigten sich um so eher bei der vollendeten Thatsache, als ihnen gestattet wurde, bei ihrem katho- lischen Gottesdienste zu bleiben; sie verlegten ihn in die unter ihrem Patronate stehende kleine Kapelle St. Catharinae, der sie den stolzen Namen einer kaiser- lichen Stiftskirche beilegten. Besclu-eibung. Milhoff theilt in seinem Werke „Kunstdenkmale und AUerthümer im
Hannoverschen" die Ergebnisse der im Frühjahre 1871 vorgenommenen Nach- forschungen mit, durch welche der grösste Theil der Fundamente der Stifts- kirche und mehrerer anderer Gebäude und der Brunnen aufgedeckt wurden. Seine Mittheilungen sind von einer kleinen Skizze begleitet, welche nach einem vom Architekten Hennecke zu Goslar in grossem Maassstabe angefertigten Grundrisse gezeichnet ist. Mithotf äussert sich wie folgt:
„Erstere (die Kirche) war eine dreischiffige romanische ungewölbte Basilike, anscheinend ohne den in Niedersachsen beliebten Wechsel von Pfeilern und Säulen in den Arcaden, sondern gleich der Kirche auf dem Moritz- berge bei Hildesheim eine Säulenbasilike. Dabei hatte sie das Eigenthümliche, dass Mittelschiff und Seitenschiffe gleich lang und am Ostende je durch eine Apsis begrenzt, die drei Apsiden mithin zu einer Gruppe vereint waren, und dass — statt des sonst üblichen, die Abscheidung des Chors bildenden Quer- hauses — am Westende des Langhauses ein Querschiff mit je einer Altarnische in der Ostwand seiner beiden wenig vortretenden Arme sich befand. Der Raum zwischen dem Querschiffe und der — wie es scheint — etwas spätem westlichen Thurmanlage hatte ursprünglich nur die Breite des Mittelschiffs. Zu dieser Annahme führt der an der Südseite der Kirche gut erhaltene gegliederte, hierneben im Profil dargestellte Quadersockel*), welcher am Eck- pfeiler der südöstlichen Apsis beginnend und längs der Südseite fortgehend, hier den Vorsprung des Querhauses erreicht, solchen an seinen drei freistehenden Seiten -— dabei die übrigen heller schraffirten Fundamentmauern**) daselbst
*) Profil 1) in Fig. 75. **) Mauern g in Fig. 75.
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durchschneidend — umzieht und die westhche Verlängerung des Mittelschiffs erreicht, wo derselbe jetzt mit einem nach Westen gerichteten Ansatz aufhört. Da dieser Sockel im Profil von demjenigen der westlichen Thurmanlage ab- weicht, so wird letztere erst nach Vollendung der übrigen Theile des Kirchen- baus ausgeführt sein. Der Nordseite der Kirche war ein rechteckiger, wohl als Sacristei benutzter Raum vorgelegt. Das Profil des Sockels an den Apsiden gleicht demjenigen an der Südseite der Kirche, nur ist darunter noch ein, oben mit Hohlkehle versehener Vorsprung angebracht. An den Umfassungen waren Eckpfeiler vorhanden, wie dies aus den bezüglichen Sockelvorsprüngen hervor- geht. Im Innern findet sich im südlichen Seitenschiff, neben der kleinen Altarnische des Querhauses, ein Wandpfeiler auf reich gegliedertem, aber nur Wiederholungen von Viertelstab und Plättchen zeigendem Sockel, darauf hin- weisend, dass hier eine bis zur Nordwand reichende Quer-Arcadenstellung angeordnet war. An der Ostseite des, einer Vierung zu vergleichenden Theils des Querschiffs stand anscheinend ein Altar; hierauf deuten die daselbst vor- handenen Fundamentreste hin, welchen zufolge auch die Vierung einst durch Schranken mag abgesondert gewesen sein.
Von den Arcaden - Säulen sind einige Basen in attischem Profil ohne Eckblatt, die noch der zweiten Hälfte des XI. Jahrh. angehören können, sowie einzelne Schaftreste von 55 cm unterm Durchmesser, aber keine Kapitale übrig geblieben. In der südlichen Nische der Ostwand des Querschiffs ist ein steinerner Altar mit alter Deckplatte wieder aufgerichtet.
Bruchstücke kleiner Säulen und gegliederter Quader liegen umher, darunter auch ein alterthümlicher, wie ein Säulenkapitäl geformter, dabei aber als ein Weihwasserbecken ausgehöhlter Stein. Ausserdem sind Bruchstücke romanischer Ornamente, auch kleiner Gipskapitäle mit Spuren von Bemalung und Vergoldung entdeckt. Der Fussboden in der Kirche, sowie im Thurm, bestand aus Gipsestrich und war theilweise gut erhalten,"
„Von dem aus drei Flügeln bestehenden Kreuzgange und den angrenzen- den Räumen sind die Fundamente an der Südseite der Kirche vorhanden, wo sie von deren Quadersockel durchschnitten werden, woraus hervorgeht, dass der Kreuzgang nebst Zubehör jünger als die Kirche war. Am südlichen Kreuz- gangsflügel wird das Refectorium mit der Küche, am östlichen das Dormitorium sich befunden haben. Eine hier entdeckte Heizvorrichtung gehörte wohl der Küche an; unfern derselben hat der jetzt trockene Brunnen (Cisterne?) seine Lage. Die südwestliche Ecke des Kreuzgangs ist zerstört, weil gegenwärtig unmittelbar an dieselbe der Bergabhang herantritt; durch eine Benutzung dieser Seite des Berges als Steinbruch hat das Plateau des Petersberges an umfang eingebüsst.
Die übrigen blossgelegten Fundamente befinden sich hauptsächlich ost- wärts von der Kirche und dem Kreuzgange. Sie sind von grosser Ausdehnung, geben aber, wenn auch die ehemalige Anordnung einzelner Räume, u. a. Keller, daraus hervorgeht, doch nicht genügenden Anhalt, um danach die frühere Gebäudeeinrichtung mit Sicherheit angeben zu können.
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Ausser vielen Bruchslücken von grün glasirten Ofenkacheln und ver- schiedenen alten Eisentheilen sind auch Spuren von Glasmalerei, ferner eine Schieferplatte mit der Zeichnung des sog. Mühlenspiels, endlich verschiedene Thongefässe (letztere auf dem Boden des Brunnens) aufgefunden. Diese Gegen- stände werden jetzt in einem Schranke in der Vorhalle des Doms aufbewahrt."
Der heutige Zustand der Ruine ist in Fig. 75 nach einer neuen Auf- nahme wiedergegeben; die noch vorhandenen Profile sind im Grundrisse an den betreffenden Stellen eingezeichnet, ausserdem im vergrösserten Maassstabe der Fig. 75 beigefügt.
Fig. IC}. Kirche auf dem Petersberge Ijei Goslar.
Auf einer im Besitze des Magistrats der Stadt Goslar befindlichen Sepiazeichnung, von welcher ein Stück in Fig. 76 abgebildet ist, sehen wir die Basihka mit westlicher Thurmfront, Querschiff und Vierungsthurm , und im Vordergrunde den Felsen der Klus.
Die Kapelle der St. Catharina (vergl. Gosl. Wochenbl. 1821, 1822) lag in Katharinen- der Glockengiesser- Strasse nahe bei dem St. Annenhospitale an der Stadt- Kapelle, mauer. Ihre erste Erwähnung bringt vielleicht eine Urkunde von 1227, wo ein Henricus de St. Catharina genannt wird; als Kapelle kommt sie zuerst 1265 vor. Nach der Klosterchronik ist sie 1054 noch vor dem Petersstift und
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1199 von Neuem eingeweiht. Zwischen ihr und der Kapelle St. Mariae- Magdalenae war die grosse Prozessionsstrasse (Urk. 1287). Im Mittelalter sehr wenig erwähnt, bekam sie erst 1533 grössere Bedeutung, als, wie oben erwähnt, sie die „Petersberger Stiftskirche" wurde. Was Möschel in seiner „kurzen und gründlichen diplomatischen Geschichte des kaiserlichen unmittelbaren Reichs- stifts auf dem Petersberge vor und in Goslar" (1757) über die Kapelle anführt, beruht zumeist auf Erfindung oder Entstellung der Thatsachen. Als das Dom- stift 1566 evangelisch geworden war, vermochten auch die Chorherren von St. Peter nicht lange mehr zu widerstehen: 1570 nahmen sie auf die Auf- forderung des Herzogs Julius, ihres Beschützers, die Reformation an und ver- legten, einer Einladung folgend, ihren Gottesdienst in den Dom. Aber bei dem Ansprüche der Domherren auf höheren Rang blieb die Vereinigung nicht lange bestehen: im Jahre 1603 wurde die neu aufgeputzte Katharinen-Kapelle wieder bezogen, nachdem der Propst dem Rathe sich verpflichtet hatte, darin „nichts Neues zu unternehmen". Vorübergehend wurde von 1630 — 1632 das ganze Stiftsvermögen von den Jesuiten beschlagnahmt und die Kapelle geschlossen. Nach der Zurückgabe bestand das ganze Kapitel nur noch aus 3 — 4 Personen, die ausserhalb Goslars ihre Präbenden verzehrten. Im XVIII. Jahrhundert machte das Stift unter der Führung des vom Rathe der Stadt gekränkten Dechanten Möschel den Versuch, durch gefälschte Urkunden sich den Dom- herrnrang zu erstreiten, konnte aber auch nach der Restauration von 1758 eine Bestätigung der „Neuen Statuten von 1763" vom Kaiser nicht erlangen, obwohl Joseph II. 1787 in dem Diplome, durch das er ihnen das Kanonikats- kreuz verlieh, sie den Domherren gleichsetzte. Das an schwarzem Bande mit Goldrand getragene, längliche goldene Kreuz zeigt auf dunkelblauem, emailliertem Grunde in kleinen Schildchen rechts das Bild der Kaiserin Agnes mit dem Modell der Stiftskirche im Schoosse, links das Bild des Apostels Petrus.
Im Luneviller Frieden von 1802 fiel das Stiftsvermögen an die Krone Preussen; mit einem jährlichen Ertrage von 1500 rthlr. bildete es fortan zusammen mit dem Vermögen des Domstifts den „Stiftsgüterfonds", als welcher es zur Unterstützung von Kirchen und Schulen in der Stadt Goslar dient. (Vergl. ob. Gesch. d. Domstifts.)
Die Katharinenkapelle, bei der Neuordnung des Gottesdienstes 1803 ausser Dienst gestellt, wurde 1825 von der Stadt verkauft und das baufällige Gebäude 1850 abgetragen. Das Inventar, darunter 32 Gemälde, eine Glocke, eine Orgel, war bereits 1822 versilbert; der Rest des Archivs wurde mit dem städtischen verbunden. Die Klus. Die am Fusse des Petersberges liegende „Klus" oder Klause (Gapella
St. Mariae apud Glusam) ist ein freistehender Sandsteinfelsen von 15 m Höhe, von dem die Mütter den Kindern erzählen, dass der grosse Christopher ihn als Steinchen aus dem Schuhe geschüttelt habe. Eine andere Sage meldet, dass die Kapelle in der Klus von der Kaiserin Bertha gestiftet sei als Sühne für die Hinrichtung einer unschuldigen Zofe, die beschuldigt war, ein Diadem entwendet zu haben, das nachher in dem Neste eines Raben gefunden wurde. Wahrscheinlich ist die Klause eine ältere „Eremitage", obwohl sie erst seit
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1392 in den Urkunden vorkommt. Sie gehörte zum Petersstift, aus dessen Milte ein Kanonikus das Altaramt darin verwaltete. Nach 1527 blieb sie leer stehen, bis der Herzog Julius 1572 sie als Eigenthum beanspruchte und als Wohnung fortgab. Später gelangte sie in den Besitz der Stadt*).
Der Aufgang zur Klus enthält an mehreren Stellen aus dem Felsen gearbeitete Sitzplätze. Der Raum selbst, vor welchem sich ein freier Platz mit einer Sitzbank, aus dem Felsen gehauen, befindet, ist heute länglich rund, unregelmässig, 5,7 m lang, 3,7 m breit und 3,6 m hoch und gewölbeartig aus dem natürlichen Stein herausgearbeitet. Hinter dem Steinaltar steht in einer Nische ein Marienbild aus Holz.
Die Geschichte dieser einst am westlichen Abhänge des Sudmerberges gelegenen Kapelle, die als Filiale des Petersstifts öfter genannt wird, ist ebenso dunkel wie die ganze Ueberlieferung von dem Orte Sudberg daselbst, mit dem sich nur die Chroniken eingehender beschäftigen.
Die Kapelle St. Romani und Petri.
Das Augustinerkloster auf dem Georgenberge.
Litteratur: Ztschr. für Harzgesch. XIII, 149; Vaterl. Archiv 1819; Hölscher, Gesch. des Klosters Georgenberg bei Goslar 1890; Crusius, desgl. im Gemeinnütz. Unter- haltungsblatt 1851; Gosl. Wochenbl. 1875, Nr. 108; Casp. Cörber, Gesch. Goslars 1()79; Deutsche Bauzeitung 1878, 1884; Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannover- schen III; ders., Archiv für Niedersachseus Kunstgeschichte III; Hann. Courier 1884, 15. Febr.
Quellen: Gosl. Urk. B. I — V; Annales Georgimontani (MS. in der Beverinschen Bibl.); das Staatsarchiv in Hannover; das Goslarische Archiv; Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, Handexemplar im Kestner-Museum zu Hannover; Chronik von der Hardt's, MS. in Goslar, u. A.; Goslarsches Wochenblatt 1873 ff.
Wie das Kaiserstift auf dem Petersberge, so überragte auf dem Geschichte. „ Jürgenberge " die nahe liegende Stadt das Ghorherrenkloster der Augustiner, ein köstliches Denkmal Deutscher Baukunst, das noch heute in den gewaltigen Grundmauern gerechte Bewunderung abzwingt. Es wurde an demselben Tage wie das Petersstift von der fanatisch erregten Volksmenge eingeäschert, an dem so verhängnissvollen Tage Mariae Magdalenae (22. Juli) 1527, als die aus fünf Gotteshäusern emporlodernden Flammen ankündigten, dass in Goslar nach der Zerstörung der alten Altäre dem neuen Glauben die theuersten Opfer dar- gebracht würden.
*) Im Jahre 1869 wurde unter einer Linde neben der Klus ein Felsengrab ent- deckt, das einem Sarge gleich geformt, durch eine Steinplatte geschlossen war. Die Urne mit den dabei gefundenen Gebeinen ist in der Domkapelle niedergesetzt. Ueber die Ver- bindung dieses Fundes mit der obigen Sage von der Kaiserin Berthavergl. Gosl. Wochenbl. 1869 No. 18.
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Nach der Ueberlieferung der heimischen Chronik stand vordem auf dem Sassen-, d. i. dem Georgenberge eine vom Kaiser Heinrich I. erbaute Burg, die nach der Gründung der Pfalz von Conrad II. in ein Kloster um- gewandelt wurde. Die Urkunden wissen nur, dass Conrad II. der Stifter des Klosters war. Aus der Urkunde von 1108 erhellt, dass der Bau des Klosters von Conrad II. begonnen („ab avo fundatum, sed imperfeclum"), vom Kaiser Heinrich III. nicht fortgesetzt, weil dessen Interesse ganz den beiden grossen Stiftskirchen zugewandt war, vom Kaiser Heinrich IV. wieder aufgenommen, endlich erst vom Kaiser Heinrich V, vollendet wurde. Damit stimmt überein, dass im „Mortuarium" des Klosters das Gedächtniss nur der drei Kaiser als Stifter und Wohlthäter gefeiert wurde. Ausserdem ist in der genannten Kaiser- urkunde noch bemerkensvverth, dass das Kloster darin als in Goslar gelegen bezeichnet wird, während die Bischöfe von Hildesheim es stets vor die Stadt (juxta, prope, vicinum) verlegen. Nach der Vollendung des Baues schenkte der Kaiser das dem Augustiner -Orden eingeräumte und königlich ausgestattete Kloster (Monasterium St. Georgii ordinis B. Augustini) dem Bischöfe Udo von Hildesheim oder genauer dem Domstift daselbst, „pro devoto fidelis nostri Udonis episcopi servicio St. Mariae in Hildenesheim". Von dessen Nachfolger Barthold wurde 1128 die Einweihung feierlichst vollzogen. Die Bestätigung des Besitzes (vergl. Bode U. B. I. E. S. 84, II, S. 35) und der Statuten durch den Papst erfolgte 1145, durch den Kaiser 1152. Vögte waren die Grafen von Wöltingerode und die Herren v. Borchthorpe. Nachdem das Kloster mit allen Nebengebäuden 1145 abgebrannt war, wurde es in vergrössertcm Glänze und Umfange wieder hergestellt („nobiliter exstructa"). Denn damals wurde wohl die anfänglich nur bescheidene Basilika um das Oktogon erweitert, dem als Modell die Kaiserkirche in Aachen zu Grunde lag. Von diesem neuen Bau heisst es in einer alten Handschrift: „eminet basilica his locis nulli secunda, ad exemplar imperialis ecclesiae Acjuisgrancnsis constructa, quinque turribus et triginta sex altaribus, duplicique testudine magnifice ornata". Wir fügen gleich eine Beschreibung der Kirche aus 1527 hinzu: „Die Kirche, duppelt gewelbet, nach aller Form why zu Achen, mit zwen gewelbeten Choren über- einander, zwen tliornen und dri grossen Rundelthornen, alle mit Blye gedecket und mit glocken gezieret. Darnegest dat Slaphus mit den Gastkameren über- halben des Crucesganges, unnen mit zwen Refectorien und einem Infirmarium, einer Librarien mit vilen buchern. Uebersich mit dri Kornbonen, alles wunder- lich durcheinander verbunden. Item dar is dat Gasthus mit stuben und tafifeten, unnen de spiskamer; item de Koken und de Keller, dat schöne bruhus, item noch dat knechthus, barberhus, badehus, klutherie, lange wech und de prostie" u. A. Als besondere Zierde der Kirche wird der Chor mit dem Hochaltar St. Mariae et Georgii gerühmt. Von Reliquien hören wir nur gelegentlich; in dem Um- stände, dass darunter auch solche des heiligen Godehard waren, liegt wohl nur ein Hinweis auf eine innigere Beziehung zum Hildesheimer Domstift (s. o.), nicht ein Fingerzeig, dass Godehard den ersten Bauplan der Kirche entworfen habe. Als besondere Gunst erwies der Papst Cölestin 1196 dem Konvente das Recht der Propstwahl. Im Unterschiede von den anderen Kollegiatstiftern in
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Goslar erfreute sich das Klostor bei kräftiger Zucht und festem Willen, der auch dem Papste und dem Bischöfe gelegentlich trotzte, bis in das XIV. Jahr- hundert hinein eines blühenden Wohlstandes. Es kam ihm zu statten, dass es von Anfang an zu der Bürgerschaft in Goslar in freundschaftliches Verhältniss eintrat, das besonders noch dadurch befestigt wurde, dass es erlaubte, inner- halb seines der Stadt anliegenden Vogteibezirkes die nöthigen Befestigungswerke anzulegen. Der fleissige Besuch des Gottesdienstes, die reichen Zuwendungen, besonders auch die Bevorzugung der von dem Kloster geleiteten Schule von Seiten der Bürgerschaft erregten wiederholt Neid und Zank bei den anderen Klöstern. Erst um die Mitte des XV. Jahrhunderts begann der äussere und innere Zerfall, jener infolge der Fehden, die das Land plagten, und der Gelüste der adeligen Herren nach dem Klostergute, dieser infolge des Streites mit dem Bischöfe, der den Chorherren eine Reformation ihrer Klosterordnung aufzwang. Vergebens beriefen sich diese, vom Goslarischen Rathe krcäftig unterstützt, in ihrem Widerstände gegen die sog. Windesheimer Kongregation auf die Be- stimmungen des Goslarischen Generalkapitels (1447); sie mussten sich fügen, nachdem das Kloster inzwischen eine leere Stätte geworden war. Von dieser Zeit an datiert der Anspruch des Goslarischen Rathes auf die Vogtei. Heineccius, der solche in der Kaiserurkunde von 1252 findet, irrt, es ist darin von keiner Vogtei, die ausdrücklich den Herren v. Burgdorff vorbehalten wird, sondern nur von einem Schutze des Klosters die Rede. Erst als die Herren v. Burg- dorff ihr Vogteirecht zum Schaden des Stifts zu missbrauchen anfingen, suchte der Konvent bei den Herzögen von Braunschweig und bei dem Rath der Stadt Schutz.
Ueber die Zerstörung des Klosters geben wir am besten den Bericht aus einer gleichzeitigen Akte wieder, der anschaulich das tragische Ende dieses herrlichen Bauwerkes schildert und uns einen Einblick gestattet in die Noth der Zeit, der so viele der schönsten Denkmäler in Goslar zum Opfer fielen.
Es war damals eine Zeit der tiefsten Erregung aller Gemüther, der Gährung und des Aufruhrs der Bürgerschaft gegen die Obrigkeit, im Kleinen das Widerspiel der gleichzeitig das Heilige Römische Reich erschütternden sozialen Bewegung, die, von der Reformation ausgehend, so unendlich viel Gutes hätte stiften können, wenn nicht unlautere Begierden und böse Geister die bethörte Menge irregeleitet hätten; diese Wellen der Bewegung wurden auch in Goslar gespürt, aber wenn man gemeint hat, zwischen dem Aufruhr der Bürger und dem Bauernaufstände auch in Goslar einen unmittelbaren Zu- sammenhang nachweisen zu können, so trifft das nicht zu, wenn auch nicht zu leugnen ist, dass hüben wie drüben derselbe Geist der Empörung in der Masse des Pöbels lebendig war, dem die neue Lehre nur willkommenes Mittel zum bösen Zwecke war. Insofern war es für Goslar sehr verhängnissvoll, dass in diesen inneren Sturm hinein noch die schlimme Belagerung der Stadt durch den katho- hschen Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Denn folgerichtig wandte sich die Leidenschaft nun gegen die Katholiken in der Stadt; nachdem sie aus dem Rathe von den sog. „Bevollmächtigten" entfernt waren, wurde auch an die Stifter und Klöster die Aufforderung gerichtet, sich der Reformation
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anzuschliessen, angeblich, Aveil man sonst ausser Stande sei, in der durch Kriegsdrangsal und Arbeitslosigkeit entfesselten Leidenschaft den nach den reichen Klosterschätzen lüsternen Pöbel im Zaume zu halten. Als jene sich dem Ansinnen hartnäckig widersetzten und gar mit dem Kaiser als ihrem Rächer und |dem feindlichen Herzog als ihrem Beschützer drohten, kam es am Fron- leichnamstage 1527 zu der gefürchteten Gewaltthat. Die Volksmenge, durch die Prozession auf's Heftigste erregt, trieb den Zug auseinander und rückte in hellen Haufen, Landsknechte, Bergknappen, Bürger mit Weib und Kind, vor das Georgenberger Kloster und verübte unter lautem Geschrei gegen den „ver- dächtigen, heuchlerischen" Propst, der die Stadt verrathen wolle, den greulichsten Unfug, Es war nämlich laut geworden, dass der Propst, schon länger über das Verhalten des Pöbels beunruhigt, zu dem Herzog geflohen sei und ihn um Schutz seines Klosters durch Einlager von Mannschaften gebeten habe; man erwartete daher stündlich das Anrücken des Feindes, dem man um keinen Preis das nahe Kloster überlassen durfte. Der Propst, inzwischen zurückgekehrt, betheuerte umsonst, dass das Alles eitel Gerücht sei; er wurde aufgefordert, unversäumt das Kloster zu räumen und alle Werthsachen auf das Rathhaus zu schaffen, weil man Willens sei, den Georgenberg mit Kanonen zu belegen. Der Propst gehorchte, machte aber den Rath für allen Schaden verantwortlich. In der Akte heisst es nun:
„Anno 1527 an Vigiliae Corporis Christi syn us Goslar vil vom Volke an das Kloster gefallen, in den Gonventgarten gebrochen, und haben die Fenstern entzwei worfen und anderen mutwillen vil verübt, worauf der Procurator zwimal auf das Rathus mit der klage und bitte um hilfe gesand. Es ist auch beidemal von radespersonen, die us der stube geschickt, zusage geschaffen, man wolle dem volcke sturen, aber bi dem mutwillen ist es bis fast uff den abent bliben. Als sich das hat wollen einreissen, hat der procurator noch eins uf das rathus um hilfe angesucht, da is der Burgermeister Hans Weidem.ann mit Jochen Wegener und Carsten Balder komen und haben denn etlich mit gewalt gegriffen, aber am dritten dage ungestraffet weggelassen, damit die theter in ihren bösen vorhaben nur gestercket sin.
Am Tage Marie Magdalene na negen siegen kam Hans Weidemann, Jochen Wegener, Carsten Balder und Hans Grym mit iren dienern an die Kirchen, slugen mit iren spis an die thür, bis der procurator uffmachte. Da fragt Hans Weidemann, ob fremd lüt im kloster weren, im were verraten, das der Herzog solte fremde lüt geschicket haben. Antwortet der procurator „nein", und da er die thür uffthun gemusst und niemand darinnen war, sagt Weidemann: „Wolt ir noch was wegbringen, das mögt ir thun, ich kan dem volcke nit lenger weren". Daruff der procurator gesagt: „Her Burgermeister, ir wolt uns noch acht dage inlassen, das ist uns jetzt ser ilig". Sagt W. nichts als: „Was ir noch könt herusbringen, das thut ungesumet", und damit zog er mit seiner cohorte widder herab in die stadt. Als da der portener hinder im das thor zumachen wolt, da schrie in W. an: „Lasset das thor uff!" und da bliben das gesint und die knechte us der stadt darin und machten darin ein lager. Under der maltit hüben die Knechte und vil Bürger us der stadt ein
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solch geschrei, tumult und hauen an, das man in refectorio musst uffhoren mit singen und lesen, und do der probst mit den brüdern in die kirche kommen, hat einer den probst winkt und gesaget: „Wolt ir dene nit insehen, man wird uns das klosler über köpf brennen". Der probst sagt: „Des verseh ich mich nicht", da höret er, das Weidemann in rufet und fand da Hans Weidemann mit Jochen Wegener, Garsten Balder und Hans Grym und eine menge volcks zu fuss und ross mit büchsen und kanonen und Weidemann hub an und sagte: „Her probst, wolt ir noch was usbringen, das thut, es wil nit änderst werden, ich kans nit wandeln". Da standen der profoss und etlich knechte mit brennenden lunden und für, und der profoss schrie: „Is denn nu geschickt? sol man brennen?" Da sagt Weideniann: „Her probst, seht zu, das die per- sonen in dem kloster nit befallen werden oder schaden nemen". Sagt der probst: „Triuwen, is es so, so wil ich die personen balde gewarnt haben". Das war das letzte wort, -was der probst mit dem Burgermeister redete.
Unterdes fragt der profoss noch eins: „Wes nu geschickt, wie lange werede, do man anstecken sol?" Do sagt der redliche Weidemann: „Nu ja, in Goddes namen, steckt an!" Do liefen sie hin und steckten erst den schapstal an und so fort. Alse nu so die gebuwe umbher brenneden, kam de profoss und sagte: „H. Bgmstr, die kirche steht noch, sol man die auch füeren?" Do sagte Carsten Balder: „Ja, was were es sunst, die muss auch gefüeret syn!" Do wurden die geschlossenen thüren geöffnet und die kirche gefüeret, das um 4 schlegen alles uff einen häufen lag."
So ging am 22. Juli 1527 das schöne Kloster St. Georgenberg unter. Der Zerstörung folgte auf dem Fusse die Demolierung des St. Peterstifts, der Johannis- kirche, der Kapelle zum heiligen Grabe; zugleich wurden der Dom, die Thomas- kirche und das Kloster Neuwerk geplündert, die Altäre zerbrochen, die Kelche weggenommen, die Kreuze zerschlagen, die Bilder zerstört, bis der Wuth des Pöbels endlich durch Gewalt gesteuert war.
Von dem prächtigen Kloster auf dem Georgenberge blieb nichts übrig; denn Alles, was noch zu Bauzwecken dienlich erschien, wurde nach und nach fortgeschleppt. Mit Recht sagt eine spätere Stimme: „Nur noch überall in den Strassen Goslars, in den Mauern und Fenstern der Häuser, sehe man die Reste dieses Klosters." Sehr zu bedauern ist auch, dass damals die herrliche Bibliothek des Klosters mit unterging. Die Reliquien und Kostbarkeiten, 1527 dem Rathe übergeben, wurden 1567 an den Herzog von Braunschweig ausgeliefert. Auch das rühmend hervorgehobene grosse schöne„Drachenbild"(„egregiesculplumdraconis"), offenbar der St. Georg als Drachenlöter, das der Rath am Eingange dos Schu- liofes aufstellen Hess, und woran sich noch im vorigen Jahrhundertc die Sage von dem in Goslar erschlagenen Lindwurm knüpfte, ist spurlos verschwunden. Erst im Jahre 1875 veranlasste die dunkle Erinnerung an eine nach dem Modell des Aachener Domes erbaute Kirche in Goslar die Regierung, die Grundmauern des Klosters blosszulegen (vergl. Berichte darüber im Gosl. Wochenblatt 1875, 1877), sodass wenigstens noch eine Vorstellung von der Grösse dieses hervor- ragenden Denkmals Deutscher Baukunst vergönnt ist. Mit der Leitung der umfassenden Ausgrabung, die von 1875 — 1884 dauerte, waren ausser dem
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Landeskonservator v. Dehn-Rothfelser in Berlin besonders die Königl. Bauräthe Guno in Hildesheim und Leopold in Hannover betraut. Wer könnte von diesen Ruinen ohne Schmerz auf die alte Kaiserstadt hinabblicken, die alle ihre grossen Bauwerke, die Zeugen der einstigen Kaiserherrlichkeit, in schweren Zeiten der Noth selbst hat zertrümmern sollen!
Von Kapellen oder Bethäusern in dem Parochialbezirke des Klosters ist nichts zu melden; der Papst hatte auf Wunsch des Konvents deren Errichtung verboten. In der Urkunde von 1151 wird noch eine nördlich gelegene Kapelle („aquilonialis capella monasterio contigua") erwähnt, bemerkenswerth , weil darin der Markgraf Adalbert als Beschützer des Klosters einen Streit schlichtete; damit kann die noch in den Grundmauern vorhandene kleine Votivkapelle nicht bezeichnet sein, weil diese im Süden hegt. Unerwähnt wollen wir auch nicht lassen, dass der Konvent den Juden gegen die Abgabe eines Stübchens Wein 1331 den Abhang des Georgenberges als Friedhof überlassen hatte, und dass in späteren Jahren Klostergebiet am „Galgenberge" als „Köppelsbleek" (v. Köpfen) und als Galgenplatz diente.
Von den Besitzungen in der Stadt sind neben dem Georgenberger Vor- werke in der Breitenstrasse, von dem nichts mehr übrig ist, die sog. Georgen- berger Häuser an der Marktstrasse zu erwähnen, an deren Stelle 1526 die architektonisch bemerkenswerthen Häuser (s. u.) traten. Erhalten ist noch die Kapelle in der Münzstrasse. Desgleichen gehörte zum Kloster das sog. „Terminir- haus" an der Ecke der Mönch- und Jacobistrasse, „portacoeli" (Urk. 1349) genannt oder »Himmelspforte" (vergl. Ztschr. f. Hzgsch. XII, 149). Wir halten dafür, dass die Kapelle hinter dem Mönkehus davon herstammt, wie denn auch die „Mönke- strasse" und das „Mönkehus" damit erklärt sind. (Das Weitere darüber siehe unten.) Beschreibung. Die Ruine wird von der königlichen Klosterkammer in Hannover unter-
halten und befindet sich in einem guten Zustande. Die Mauern aus Bruch- steinen ragen bis zu 1 m Höhe aus dem Boden hervor und zeigen an mehreren Stellen die Sockelprofile. Ausserdem finden sich hier Bruchstücke mehrerer bearbeiteter Steine, die Reste von drei Altären, einer mit der vorderen Platte und ferner zwei Grabsteine mit Wappen und Minuskelumschrift aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts. Der heutige Zustand ist aus Fig. 77 zu ersehen, die Profile, welche mehrfach wechseln, sind in grösserem Maassstabe dem Grundrisse beigegeben.
Den Hauptbau bildete hiernach ein Achteck von bedeutenden Ab- messungen in romanischen Formen mit acht freistehenden Pfeilern, welche den Mittelbau trugen, und einem ebenfalls achtseitigen Umgang. An der Westseite sehen wir den Eingang und zwei Thürme, im Südwesten einen mit dem Um- gang durch eine Oeffnung verbundenen, 'quadratischen Raum, und im Nord- osten und Südosten des Umganges je eine aus fünf Achteckseiten gebildete Apsis. Die östliche Oeffnung führt zu einer axial zum Achteckbau angelegten, älteren, dreischiffigen Basilika von kleineren Abmessungen. Sie zeigt ein breiteres Mittelschiff, schmalere Seitenschiffe, drei Apsiden im Osten und zwei Westthürme, welche den genannten Achteckumgang im Osten begrenzen. Auf der Nordseite sind die Mauern einiger Nebenräume und des Kreuzganges
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sichlbar, auf der Südseite in einiger Entfernung vom Hauplbau die Reste einer kleinen Kapelle mit östlicher, halbrunder Apsis und westlichem Eingang.
Fig. 78. Kirche auf dem Georgenberge bei Goslar; Siegel.
Die Abbildung des Gotteshauses auf dem alten Klostersiegel (Fig. 78) stimmt mit dem Befunde im Grossen und Ganzen überein; sie zeigt eine fünf- thürmige Centralanlage: eine mittlere Kuppel und vier Nebenthürme.
Kloster und Kirche NeuAverk.
Litteratur: Henr. Morgenstern, Kurze historisch-kritische Betrachtung über das Exemtstift (!) Neuwerk. 1755; Biisching, Reisen 1817; Goslar Römerdorf, Mittb. histor. Forschungen f. Hildesh. X; Zur Geschichte des Klosters, Vaterb Arch. 1819 fif., 1829 (Zeppen- feld); Koken und Lünzel, Hildesh. Mittheilungen 1833, I, IL; Döbner, Visitationsbericht, Ztschr. f. Nieders. Gesch. 1895. Ferner: Ztschr. f. Harzgesch., XVIII, 1(33; Kloster-Ordnung in Neuwerk, 1740; der Vogt Volcmar und die Anfänge Neuwerks im Gosl. Wochenbl. 1867, Nr. 59; Lotz, Kunst-Topographie Deutschlands, I; Mithoff, Archiv für Niedersachsens Kunst- geschichte, III; Mithoff, Kunstdenkmale und Alterthüraer im Hannoverschen, III; Mithoff, Kirchen imd Kapellen im Königreiche Hannover, I; Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, I; Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte; Lübke, Geschichte der deut- schen Kunst.
Quellen: Urk. Bd. I — V; Das Staatsarchiv in Hannover; das Archiv und die Registratur in Goslar; MSS. in den Bibliotheken zu Hildesheim (Beverin), Göttingen und Wolfenbüttel; Gosl. Wochenbl. 1875—79; die Goslarischen Chroniken. (MSS.)
Geschichte. Das Benediktiner-Frauenstift Neuwerk („Novum Opus") mit der schönen,
fast unverändert erhaltenen Kirche St. Mariae in horto ist von allen grossen Klöstern in Goslar das einzige, das die Zeit überdauert hat. Wie alle Klöster in Goslar, lag es zwischen dem Stadtgraben und der Stadtmauer, „ausserhalb" des Stadtthores in eigenem Vogteibezirk, der erst 1769 an die politische
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Gemeinde angeschlossen wurde. Als Grenze wird die Schilderstrasse („platea clipeatorum") und das Vitithor angegeben. In diesem Bezirke lag nordwärts von dem Rosenthore die Kirche, davon südwärts das Oratorium oder Kloster, ferner innerhalb des Thores das Hospital und das Vogtshaus, im Thore selbst die Kapelle (St. Mariae).
Nach Ausweis der Urkunde vom 16. Oktober 1186 wurde das Kloster vom kaiserlichen Vogte Volcmar de Wildenstein und seiner Gattin Helene als Oratorium (Bethaus) „ausserhalb desRuzindores auf seinem Eigenthume gegründet" mit Zustimmung des Bischofs Adelog von Hildesheim, der auch die Weihe des Hochaltars zu Ehren der Gottesmutter selbst vollzog. (Gosl. U. B. I. 1186.) „Von feurigem Eifer für sein Werk getrieben", stiftete der Vogt darnach einen neuen Altar „in dem südlichen Theile der Kirche", der am 10. August 1186 von demselben Bischöfe geweiht wurde „zu Ehren der Maria, des heiligen Kreuzes, St. Johannes, St. Bartholomäus und Anderer, deren Reliquien da- selbst ruhen". Bei dieser Gelegenheit begnadigte der Bischof die Kirche mit allem „Vorrange, den auch die anderen Kollegiatkirchen geniessen" und gewährte das Recht der Bestattung Aller, die dort beerdigt zu werden wünschten. In dem kaiserlichen Schutzbriefe von 1188 und in der päpstlichen Bestätigungs- urkunde von 1199 heisst die neue Stiftung Coenobium oder Monasterium St. Mariae.
Mit dieser klaren Ueberlieferung einer unbezweifelt echten Urkunde, die den Bau der Neuwerkskirche in's Ende des XII. Jahrhunderts hinaufrückt und 1186 den östlichen Theil mit dem Hochaltare und den südlichen Theil (Vierung?) mit dem Altare der Maria als vollendet nachweist, sind viele Theile des Gebäudes nicht in Einklang zu bringen. Wir müssen vielmehr annehmen, dass der im XII. Jahrhundert begonnene Bau der Kirche längere Zeit, mindestens noch bis in die Mitte des XIII. Jahrhunderts, fortgesetzt worden ist. Als den Meister, der den Umbau der inneren Kirche vorgenommen hat, nehmen wir den Steinmetzen Wilhelm in Anspruch, der seiner Kunst an der Südwand der Kirche einen bescheidenen Denkstein gesetzt hat in einer Steinplatte, die in roher Kunst einen Engel zeigt mit der Umschrift: Miri facta vide laudando viri lapicidae Wilhelmi, d. i. die Wunderwerke schau mit Loben des Steinmetzen Wilhelm. Der Zeit nach könnte es der Wilhelm sein, der in einer Urkunde von 1225 (Gosl. Urk. B. I, 442) als Zeuge in Neu werk [„ Laienbruder " Bode] genannt ist. Als seine Arbeit sind auch alle Sonderbarkeiten (miri facta) voll von Allegorie anzusehen, darunter besonders auch die durch „Ringe" unter- brochenen Säulen, in denen der Künstler den durch die Sünde unterbrochenen Himmelsweg anzudeuten scheint.*) Von einem andern Meister stammt die selten schöne Steinkanzel über dem Altare, der, als „Altar St. Mariae unter der Kanzel" oft erwähnt, mit dem in der Urkunde von 1186 erwähnten
*) Die Deutung ist schwierig: es scheint in dem „Wulst" die trotzige Kraft des natürlichen Menschen, in der Schlange, die sich in den Schwanz beisst, die sich selbst verzehrende Sünde bezeichnet zu sein; dem entsprechen der grinsende Teufel und die menschliche Unmässigkeit.
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gleichbedeutend sein möchte; denn dieser Altar mit der Kanzel ist erst 1843 bei der Veränderung der inneren Kirche von seinem Orte an der „Oslseite der Vierung mitten vor dem Querschiffe" an seinen jetzigen Platz gerückt.
Weitere Nachrichten über diesen merkwürdigen Bau sind nicht vorhanden. Was nun die Geschichte des Klosters angeht, so fügte 1188 der Kaiser Friedrich zu dem Gnadenerweise des Bischofs das Vorrecht hinzu, dass das Kloster keinen Vogt über seine Güter haben sollte, als den es sich selbst von der Gnade des Kaisers erbäte, und diesen nur so lange, als es durchaus nützlich erschiene, ein Vorrecht, durch das das Kloster der vielen Scherereien mit Vögten überhoben war. Als möglich muss aber gelten, dass dessen Spitze gegen die Stadt Goslar selbst gerichtet war, die von Anfang an das namentlich durch den Besitz der vielen vom Stifter ihm vermachten Markt- hallen eng mit den Interessen der Bürgerschaft verbundene Kloster unter sich zu bringen trachtete. In diesem Sinne warnte der Kaiser Philipp 1200 den Vogt der Stadt und die Bürgerschaft ernstlich vor jeder Belästigung der „novella plantatio". Was etwa Wahres sein mag an der sehr alten (cf. MS. in Göttingen GB. 622, fol. 542, 579) und allgemeinen Ueberlieferung von dem Verrathe der (urkundlich bezeugten) Äbtissin Antonia, die Goslar 1206 an den weifischen Heerführer Gunzelin ausgeliefert haben soll, lassen wir dahin- gestellt; es mag auch dieses mit dem erwähnten Hader und damit zusammen- hängen, dass das Kloster gerade in den ersten Jahrzehnten keines guten Rufes sich erfreute. Denn die Zuchtlosigkeit und Ueberspanntheit der Nonnen traten in dem vom Bischöfe von Hildesheim gegen das Kloster 1223 anhängig gemachten Prozess deutlich genug hervor, als der Propst Henricus, ein Prämonstratenser, die durch seine Persönlichkeit bezauberte Äbtissin mit dem ganzen Konvent dazu verleitet hatte, nicht allein die Regel des heiligen Benediktus, dem das Stift unterworfen war, in den Brunnen zu werfen, sondern auch in Leben und Lehre die heilige Kirche zu verleugnen. Mit erbostem Trotze widersetzten sich die Nonnen der Verfolgung und Bestrafung der Schuldigen und riefen den Papst und den Kaiser gegen „den rachsüchtigen Bischof" um 'Schutz an. Erst als ein päpstlicher Legat strenges Gericht über den Ketzer befahl und danach das Verdammungsurtheil bestätigte, fügte sich der Konvent. Aber diese schwere Befleckung erforderte eine gründliche Reinigung des Klosters, dem bei der neuen Weihe selbst der Name St. Mariae in horto nicht gelassen, sondern, vielleicht nicht ohne Anspielung, der Name Neuwerk oder Novum Opus gegeben wurde, ein Name, der nicht etwa auf einen neuen Kirchenbau hinweist, sondern ein weit verbreiteter Klostername ist, z. B. in Halle, Halberstadt, Erfurt, Ham- burg. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der um diese Zeit erfolgte Umbau der inneren Kirche irgendwie im Zusammenhange mit der neuen Weihe steht. Mit der neuen Weihe zog ein neuer Geist ein, der Geist des Gehorsams, der nicht mehr wider den scharfen Stachel der Gistercienser- Regel lökte, wenn auch der Ruf an den Nonnen von Neuwerk haften blieb, dass sie gelegentlich noch gern die Heloisen spielten.
Infolge Verwirrung in den Urkunden ist seit Alters ein Streit geführt, ob das Kloster eine Gründung der Benediktiner oder der Gistercienser sei;
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noch 1629 führten die beiden Orden beide aus den Urkunden den Beweis des Eigenlhums. Entscheidend mag ja nicht sein, dass der Papst Innocenz 1199 in der Bestätigungsurkunde das Kloster ausdrücklich den Benediktinern zuweist; aber entscheidend ist neben der Geschichte des Gistercienser - Ordens , der um jene Zeit bereits neue Klöster unter seine Jurisdiktion aufzunehmen sich sträubte, die Thatsache, dass das Hochchor der Kirche St. Benedicto et Scholastico geweiht war; ferner, dass der Hochaltar mit einem Bilde des heiligen Benedikt und der Gottesmutter geschmückt und die Wand vor dem Jungfrauenchor mit der Legende desselben Heiligen altbemalet war. Die Lösung des Knotens muss darin gefunden werden, dass in dem Benediktiner-Kloster die Regel der Gister- cienserinnen eingeführt war.
Unter der strengen Klosterzucht kehrte, wie gesagt, bald Ordnung und Ruhe zurück, und bei stetig wachsendem Wohlstande war die weitere Ent- wickelung Neuwerks eine ebenso glückliche, als unter dem Schutze der Stadt Goslar gesicherte. Insbesondere wurden auch die Beziehungen des Konvents zu den vornehmen Familien der Stadt, deren Töchter mit Vorliebe sich ihm widmeten, recht innige, so dass das XIII. Jahrhundert ohne bedeutendere Störung zu Ende ging. Gegen das Ende des Jahrhunderts (1293) beseitigte der Konvent den letzten Anstoss des Streites mit der Stadt durch die Ueberlassung der Kaufhallen am Markte gegen massigen Zins an den Rath. Bald nachher trat ein Ereigniss von weittragenden Folgen für das Kloster ein, als 1335 der Bischof die St. Jacobikirche, an der er besonderes Anrecht hatte, mit Zustim- mung der Gemeinde Meuwerk einverleibte und so das Kloster auf's Engste mit den Interessen der Gemeinde verband. Die Angabe ist daher durchaus für wahrscheinlich zu haiten, dass bei dieser Gelegenheit der Bischof von Hildes- heim als Vormund Neuwerks demRathe der Stadt die Bestellung zweier Provisoren auftrug, die ihm als Berather in der Vermögensverwaltung dienen und das Kloster schützen sollten, da es, des kaiserlichen Schutzes bar, in den hereinbrechenden Zeiten der wilden Fehden des Beistandes bedurfte. Dazu brach auch sonst eine Zeit schwerer Noth für das Kloster an, indem die Pestnoth, die Goslar fast gänzlich entvölkerte, die Klosterzellen verödete und die gute Ordnung zerrüttete, die so lange geherrscht hatte. Von Bauveränderungen verlautet aus dieser Zeit nichts weiter, als dass die beiden Thürme erneuert wurden; im Inneren sind nur einige neue Altäre Zeugen der schrecklichen Angstzeit. Im XV. Jahr- hundert sank die Zucht im Kloster immer tiefer, wobei das Aufgeben der sparsamen Haushaltung, verbunden mit schwereren Verlusten, bald auch die äusseren Verhältnisse änderte. Es ist ein sonderbarer Widerspruch zwischen dem päpstlichen Gnadenerlass von 1437, der die frommen Büsserinnen in Neu- werk vom Fegefeuer erlöste, und dem nicht viel späteren Revisionsbericht, der die schreiendsten Missstände unwiderleglich aufdeckte. War die Folge davon auch eine Erneuerung strengerer Zucht und Einführung geregelter Arbeit, der insbesondere auch eine neu eingerichtete Schule für junge Mädchen (1493) als Feld zugewiesen wurde, so war es doch mit der Blüthe des Klosters vorbei. Die Zeiten waren andere geworden, und auch der Dienst der heiligen Anna, der 1502 unter Gepränge ein Altar in der Kirche geweiht wurde, erweckte
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kein inneres Leben mehr. Der äussere Verlall des Klosters war so gross, dass 1513 nur noch mit Mühe die Mittel zur Ausbesserung der verfallenen Kloster- gebäude sich beschaffen Hessen. Um welche Bauten es sich dabei gehandelt hat, geht aus den Rechnungen nicht hervor; ein grösserer Umbau an der Kirche in dieser Zeit ist äusserlich nicht sichtbar. Mit der Reformation, die 1528 in Goslar vom Rathe eingeführt wurde, brachen für Neuwerk neue schwere Stürme herein. Denn die Prädikanten, die bei dem sehr kargen Kirchen- vermögen Goslars Noth litten, blickten mit Unmuth auf dieses Kloster, das sich nicht nur mit rechtem Nonnentrotz der Reformation widersetzte, sondern auch, wie es schien, seine Güter verschwendete. Thatsächlich aber litt das Kloster grosse Noth, weil der Herzog Heinrich von Braunschweig, in dessen Gebiet das Klostergut lag, dem Kloster so schwere Lasten auflegte, dass z. B. 1533 aus Noth das „Weihefass" (dat grote wyckfatt dat woch VII mrk 11 lot) und andere heilige Geräthe verkauft werden mussten. In demselben Jahre wurden die Kelche und de (grote) kedde für 100 fl und 1 fl verkauft; „dat gelt hebbe wy genomen to der kercke, dat dack to verbeternde". Der vom Ralhe 1542 angewandten Gewalt begegnete der Konvent, in heimlichem Einverständniss mit dem Herzoge Heinrich, mit Gewalt, indem er sich offen unter den Schutz des Kaisers und des Herzogs stellte. Aber damit hatte das Kloster seine natürliche Verbindung mit der Stadt abgebrochen und Geister wachgerufen, die es nicht los wurde. Zwar wagte der Rath der Stadt in der eigenen schweren Bedrängniss nun nichts Weiteres gegen die Widerspenstigen zu unternehmen; aber in dem Herzog Julius erstand ein viel schlimmerer Dränger: er befahl, gleich als ob das Kloster ihm unterthan wäre, 1570 die Annahme der Reformation und belegte, als der Konvent gegen solches Ansinnen bei dem Rathe Schutz suchte und Schutz fand, unter nichtigem Vorwande 1571 das Klostergut Olhof, worauf die „ausgehungerten" Nonnen in der Mehrzahl bald nach dem vom Herzoge neueröffneten „Kloster Olhof übersiedelten. Auch als durch Erkenntniss des Reichskammergerichts 1604 Neuwerk dem Herzog ab- und der Stadt Goslar zugesprochen wurde, behielt Braunschweig trotzdem das Klostergut noch bis 1660 besetzt. Unter solchen Ängsten und Verfolgungen gab der Konvent endlich den Widerstand gegen die Reformation auf und ergab sich darin, von dem Rathe der Stadt, der das Vermögen des Klosters unangetastet liess, ab- hängig zu sein. Aber im Jahre 1629 mussten die Nonnen nochmals weichen, als der Kaiser auf Grund des Restitutionsedikts das Kloster dem Benediktiner- Orden auslieferte, dem auch der Rath ohne Widerstand alles Besitzthum sammt allen Kleinodien und dem Archive aushändigte. Von den Schweden zurück- gerufen, nahmen die Vertriebenen 1632 ihr Eigenthum wieder in Besitz, und 1648 wurde das Kloster nach dem Normaljahre 1624 als lutherisch Goslar zugesprochen. Das Gut Olhof aber, das der Bischof von Hildesheim 1661 als Pfandgut für eine Forderung <